Full text: Newspaper volume (1932, Bd. 3)

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Nr. 186 
Beilage der Schleswig.Holsteinischen Landeszeitung (Rendsburger Tageblatt) 
Mittwoch, den 10. August 103$ 
Allerlei aus aller Welt. 
Das dänische Küstenrettungsweseii. 
Nach dem Jahresbericht über die Tätigkeit des 
dänischen Küstenrettungswesens besteht. dieses 
augenblicklich aus 69 Rettungsstationen und 10 Ne- 
venstationen. Von den Rettungsstationen fimb 36 
Boots- und Raketenstationen, 9 Bootsstationen und 
14 Raketenstationen. Don den Nebenstationen sind 
1 mit Ruderbooten, 2 mit Motorbooten und eine 
mit Raketenapparaten versehen. Das Hauptgewicht 
der Rettungstätigkeit liegt nach wie vor an der 
jütländischen Westküste und bei Skagen. 
Die Gesamtausgaben des dänischen Staates für 
das Rettungswesen betrugen im vergangenen Tä 
tigkeitsjahr 738 895 Kronen, davon gingen 285 285 
Kronen auf Besoldung von Aufsichtsleuten, Füh 
rern und Mannschaften. Im Laufe des Jahres 
sind 8 Rettungstaten vorgenommen, bei denen 
Menschenleben gerettet worden sind. 58 Mal hat 
nian zu Unternehmungen ausrücken müssen, bei 
denen kein Menschenleben gerettet werden konnte 
sowie zu vergeblichen Unternehmungen. 301 Uebun- 
Zen sind vorgenommen. Die Zahl der bei den 
8 Rettungstaten geborgenen Menschen betrug 62. 
Schließlich sind die Stationen in 58 Fällen bei be 
fürchteten Strandungen oder, um Fischerbooten zu 
helfen, in Funktion getreten. 
Lin Glücksfang! 
Mn bronzener Apollokopf, ein Meisterwerk, das 
Mur mit dem berühmten Apollo von Belvedere ver» 
glichen werden kann, wurde dieser Tage von einem 
Fischer in der Bucht von Salerno im Netz aus dem 
Wasser gehoben. Die Bronze, die Ueberlebensgröße 
zeigt, soll, wie berichtet, der besten Periode der grie 
chischen Kunst angehören. 
Das Dorf der Hundertjährigen. 
Trotz feinem rauhen Klima scheint das Dorf 
Gellio in den piemontestschen Mpen der Gesundheit 
außerordentlich zuträglich zu sein. In den letzten 
Wochen feierte man dort den 100. Geburtstag von 
fünf Einwohnern. Daneben leben 33 Neunzig- 
jährige, die sich beneidenswerter körperlicher und 
geistiger Frische erfreuen. Das Dorf ist arni, und 
seine Bewohner sind mäßige Esser. Die meisten sind 
niemals in eine größere Stadt gekommen und ken 
nen die modernen Errungenschaften wie Kino und 
Radio nur vom Hörensagen. Worauf ist nun die 
ungewöhnliche Langlebigkeit dieser Dorfbewohner 
zurückzuführen. Nach den Untersuchungen eines ita 
lienischen Arztes, des Senators Umberto Gabbi, der 
dem Fall von Eellio seine besondere Aufmerksam- 
keit gewidmet hat. gehören olle diese Hundertjähri 
gen zu den niederen Volksklassen. Sie schlafen sehr 
wenig, sind Vegetarier, wissen vom Alkohol nichts 
und vom Wein sehr wenig, rauchen nicht, und kei 
ner von ihnen kümmert sich um Politik. Vielleicht ist 
in der Enthaltsamkeit von den Aufregungen der 
Politik der letzte Grund für die Langlebigkeit zu 
sehen. 
Eine Stadt wird entdeckt. 
Beim Earnegie-Institut ist die Nachricht von der 
Entdeckung der Ruinen einer bisher unbekannten 
Stadt aus der Zeit der Maya eingegangen. Die 
Ruinen befinden sich im südlichen Pucatan, in der 
südwestlichen Ecke von Campeche, einer Gegend, die 
Lindbergh, seine Gemahlin und Dr. Kidder vom 
Earnegie-Institut im Jahre 1929 überflogen hat 
ten. Der junge Botaniker Lundell war bei seinen 
Forschungen auf diese Ruinen gestoßen. Er nannte 
sie Calakmul, was in der Sprache der Mayas «die 
beiden zusammenhängenden Hügel" bedeutet. Lun 
dell verbrachte dort mehrere Tage und fand eine 
Menge bemerkenswerter Skulpturen. Die mexika- 
nische Regierung folgte einer Aufforderung des 
Carnegie-Instituts, mit den Forschern des Insti- 
tutev gemeinsam diese neuen Kulturstätten der 
Mayaepoche zu studieren. Dr. Morley berichtete 
nunmehr über die Entdeckungen des Botanikers 
Lundell: «Unsere Erwartungen sind weit über 
troffen. Die Ruinen der aufgefundenen Stadt 
enthalten 103 große Skulpturen und Hieroglyphen, 
also bedeutend mehr Skulpturen als jede andere 
Stadt der erschlossenen Mayakultur. Calakmul war 
wohl ein großer religiöser Mittelpunkt der dama 
ligen Zeit. Die vielen Berichte der Hieroglyphen 
geben wertvolle Ausschlüsse über die frühe Ge 
schichte der Mayakultur." 
Ein bureaukratischer Weltrekord. 
Der französisch« Romanschriftsteller Maurice 
Larrouy ist der Gewährsmann für eine Geschichte, 
die man kaum glauben würde, wenn sich der Er 
zähler nicht für ihre Wahrheit verbürgte. «Während 
des Krieges", erzählt Larrouy, «war ein Hllfs- 
Erntezeit. 
kreuzer auf der Fahrt von Marseille nach Saloniki 
torpediert worden, an dessen Bord sich einer meiner 
Freunde befand, der als zweiter Offizier Dienst tat 
Die Rettungsboote des sinkenden Schiffes vermach, 
ten die Mannschaft nicht aufzunehmen. Mit Hilfe 
von Tauen und Schiffsplanken hatte sich mein 
Freund mit zwei Kameraden in aller Eile ein Floß 
zurecht gezimmert, auf dem die drei 24 Stunden 
im Wasser trieben, ehe sie von einem englischen 
Torpedojäger aufgefischt und an Bord genommen 
werden konnten. Am Ende des Monats-erhielt mein 
Freund seine Gage, die aber um ein paar Dutzend 
Francs gekürzt war. Auf seine Beschwerde wurde 
ihm der Bescheid, daß er für die 24 Stunden, die 
zwischen dem Schiffbruch seines Kreuzers und dem 
Eintreffen des britischen Torpedojägers lagen, nur 
Anspruch auf die Gage der an Land befindlichen 
Offiziere habe! 
2um àchķm tmè Mchelrr. 
„Ich spiele jetzt den ganzen Tag Billard," sagt 
der Pessimist, „in den schlechten Zeiten bleibt einem 
nichts anderes als die Kugel übrig." 
*W 
Ein Maurergeselle macht einen Fehltritt, stürzt 
ab, faßt glücklich einen Balken und schwebt in der 
Lust. 
„Halte dich eine Weile fest", ruft ein Kamerad 
und läuft, um einen Strick zu holen. 
„Spute dich aber, Maxe!" schreit der Todes 
kandidat, „sonst mutz ich loslassen. In drei Minu, 
ten ist Feierabend." 
* 
Der Sieger im Hundertmeterlauf, dicht gefolgt 
von den anderen, zerreißt das Zielband. 
Hundert Meter in 10,3 Sekunden! 
„Alle Achtung!" sagt ein Zuschauer anerken 
nend. „Aber Sie sollten mich mal sehen, wenn ich 
morgens dem Autobus nachrenne!" 
* 
Reisende. 
„Nun, Herr Kollege, haben Sie viel Erfolg 
gehabt auf Ihrer letzten Tour?" 
„Oh, ich habe recht wertvolle Beziehungen an 
geknüpft!" 
„Trösten Sie sich, mein Lieber, ich habe auch 
nichts verkauft!" 
4. Wer kanu's lese»? 
Ei, ist dummer vor kanu's 
ei, das Esel, sich nicht 
ei, ein hat's und lesen. 
Außä&img* dec Olätsel 
aus 71c. 8 
1. Goethe, Hannes. 2. Naumann. 3. Wespe, 
! Weste. 4. Weichensteller. 
Richtige Lösungen sandten ein: Frida 
Nathjen-Jevenstedt (Ich mochte als Junge 
-auch lieber zur Schule gehen als zu Hause 
«arbeiten,' besonders das Dreschen hatte ich 
auf dem Kieker); Willi Peters-Altbennebek 
sBei dem Wetter habt Ihr das Heu gewiß 
fein zu Boden gekriegt und braucht nicht 
bange vor Selbstentzündung zu sein.); 
Ernst Hoffmann-Fockbek (Hoffentlich ist 
Dein schlimmer Finger jetzt wieder fix.); 
Ella Tams-Kleinbennebek (Deern, de Koh 
kriggt doch 'n Küscher, de Sög kriggt doch 
Farten. Weer doch merkwüröi, wenn't blos 
in Bennbek anners Hees. Ik Hess mien 
Reis achter mi un bliew de Ferien öwer to 
Hus. Dat Geld is ok bi mi knapp. Un stk 'n 
goden Dag lewen un anner Lüd ni to be- 
tahln, as 't hüttodags veelmals makt ward 
— dat is ni mien Fall.); Katrine Wilde- 
Osterrönfelö (5 Eier zu Ostern verdrückt — 
ist das eigentlich nicht etwas viel für 'n ein 
zelnen Menschen?); Anni Martensen-Sil- 
berstedtfelü (Gewiß, ich freue mich, daß Du 
künftig fleißig mit raten willst. Es genügt 
aber die kurze Lösung; Du hast Dir dies 
mal viel zu viel Arbeit gemacht.); Anne- 
Marie Bracker-Seedorf (Ja, die Kur in 
Kudowa hat mir sehr gut getan. Fein, daß 
Dein Herz sich auch gebessert hat u. nicht mehr 
steht «wie ein Lämmerschwanz".); Alwine 
Ratjen-Bokcl (Und ob es hier warm war! 
Die Kieler Schulen, die erst am 14. Juli 
Ferien machten, haben in den letzten 8 Ta 
sten tagtäglich hitzfrei gehabt.); Grete 
Mumm-Hamdorf (Deine löbliche Absicht, 
Mir einen Pfingstgrutz zu senden, freut 
mich. Da aber die Karte nach Neinerz an 
statt nach Kudowa gerichtet war, mußte sie 
)a leider zurück kommen.); Elisabeth Wcr- 
ileke-Büdelsdorf (Wo hast Du die Ferien 
Denn verlebt, Elisabeth?); Annemarie 
Boye-Jahrsdorf (Wohin hast Du Deine 
Ferienreise denn gemacht? War's schön?); 
»rarla Rohweder-Hohenwestedt (Wenn es 
mit der Fahrt nach Nord strand etwas ge 
worden ist, habt Ihr dort gewiß glanzen 
des Wetter gehabt.); Anni Tonner-Raa b. 
Elmshorn (Die Heuernte ist wohl recht be 
friedigend ausgefallen, vor allem beim Klee, 
nicht wahr?); Helene Hans-Süderhöft 
(Diesmal haben die Kurgäste an Eurem 
Strand ja glänzendes Wetter gehabt. Ich 
fürchte nur, daß der Besuch bei diesen hoch 
beinigen Zeiten zu wünschen übrig läßt. 
Schön ist es sonst in St. Peter.); Gretchen 
Frahm-Prinzenmoor (Wie kommst Du denn 
zu der Karte mit dem Büdelsdorfer Krie- 
gerehrenmal?); Heinz Harald Poppe - 
Rendsburg (Sonst will man ja nicht gern 
«fliegen", aber mit einem Junkers-Flug 
zeug läßt man sich's schon gefallen. Daß 
Fräulein Christine Lorenzen - Büdelsdorf 
gestorben ist, hat mir auch sehr leid getan; 
sie war ein echter, wertvoller Mensch.); 
Hans Führung - Großwittensee (So, Du 
weißt Dich des Wintergewitters, das mich 
vor etwa 10 Jahren nach dem Heimatabend 
in Großwittensee zurück hielt, noch zu er 
innern. Warst damals jedenfalls noch ein 
kleiner Butt.); Herta und Johannes Jöns- 
St. Annen (Vielen Dank für Eure drolligen 
Bilder. Schade, daß Ihr mich auf der Fahrt 
nicht getroffen habt.); Otto Buhmann-Fock- 
bek (Kann mir denken, daß Du als Sohn 
eines Eisenbahners recht bald auf den 
«Weichensteller" gekommen bist.); Karla 
Groth-Westermühlen (Hast recht, Karla, 
Gesundheit ist mit das höchste Gut.); Ger 
trud und Christel Carstensen-Rendsburg 
(In dem freundlichen Rendsburg wird es 
Euch schon gefallen.); Herta Seltz-Neubörm 
(Wie gesagt, ich bin zufrieden. Habe mich 
sehr gefreut über Eure Fürsorglichkeit we 
gen meiner Kur.); Walter Maschmann-Ka- 
ting (Ihr stammt wohl aus der Nortorfer 
Gegend, Walter. Oder irre ich mich?); Inge 
und Bernhard Lohse-Elleröorf (Dann fahrt 
man mal nach Kiel und badet in der Ost 
see.); Hermann Klemmstein-Westerrönfeld 
(Eben und eben bist Du noch mit auf die 
Liste gekommen.); eine Lösung aus Erfde, 
die keinen Namen trägt. Der Ein 
sender hat aber auch Ursache, seinen Namen 
schamhaft zu verschiveigeu.). 
Da trotz Hitze und Ferien verhältnis 
mäßig zahlreiche Lösungen eingeschickt sind, 
will ich auch den Sommer hindurch Rätsel 
aufgeben, zumal wir während meiner Reise 
ja schon eine Pause gemacht haben. 
Euer Rätselonkel. 
Nr 
8. Jahrgang 
Rendsburg, 10. August 
@as IDocl. 
Steht ein Kirchlein im Dorf, geht der Weg 
dran vorbei, 
und die Hühner, die machen am Weg ein 
Geschrei. 
Und die Tauben, die flattern oben am Dach, 
und die Enten, die schnattern da unten am 
Bach. 
Auf der Brück steht ein Junge, der singt, 
daß es schallt; 
kommt ein Wagen gefahren, der Fuhrmann 
der knallt. 
Und der Wagen voll Heu, der kommt von 
der Wiese, 
und oben darauf sitzt Hans und die Liese. 
Die jodeln und juchzen und lachen alle beiö, 
und das klingt durch den Abend, es ist eine 
Freud! 
Und dem König sein Thron, der ist prächtig 
und weich; 
doch im Heu zu sitzen, dem kommt doch nichts 
gleich! 
Und wär ich der König, gleich wär ich dabei, 
und nähme zum Thron mir einen Wagen 
voll Heu. Robert Reinick. 
* * * 
Hut TUuttedieêe. 
Ein Märchen von Hans Effing. 
Es wanderte vor Zeiten ein lustiger 
Bursche durch den Sommerwald. Sein Rän 
zel trug er auf dem Rücken. Das war gar 
8. Jahrgang 
klein und schmächtig, obwohl der Bursche 
alles darinnen hatte, was er besaß. So hatte 
er nicht viel zu tragen und schritt leicht vor 
wärts. Das Samtkäpplein hatte er schief 
auf die Locken gedrückt. Und darunter lach 
ten seine blauen Augen in die schöne Got 
teswelt. 
Als er so aus dem Walde heraustrat, 
verstummte ganz plötzlich sein fröhliches 
Lied. Denn da saß auf der Steinbank vor 
dem kleinen Waldhäuschen ein Mädchen im 
Schatten eines Goldregenstrauches. Das 
war so schön, wie er nie ein Menschenkind 
gesehen hatte. 
«Gott grüß Euch, Jungfer!" sagte er leise 
und trat näher. Das kleine Hündlein zu 
ihren Füßen hob den Kopf und wedelte 
zutraulich. Das Mädchen errötete und lä 
chelte wohl, aber es hob den Kops nicht und 
sah ihn nicht an. „Du sangst so fröhlich im 
Walde", sagte es und blickte in den Schoß, 
«warum singst du nicht weiter? Ich höre 
so gern singen." 
«Aber du bist nicht freundlich!", sagte der 
Bursche. «Wie kann ich da singen, wo man 
mich nicht einmal ansieht!" 
Da wurde das Mägdlein blaß. Es deckte 
die beiden Hände vor die Augen und senkte 
den Kopf noch tiefer, daß die blonden Zöpfe 
ihm in den Schoß fielen. Und da sah der 
Bursche, daß es weinte. 
Da kniete er vor ihm ins Gras nieder 
und wollte ihp; die Hände von den Augen
	        
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