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Nr. 161
Beilage der Schleswig-Holsteinischen Landeszeitnng (Rendsbnrger Tageblatt)
Dienstag, den 12. Juli 1932
Erlebmffe noröferesifcher Grönlanöfahrer.
Me Zeit des grönländischen Walftsch- und Rod- s
benfarrges von etwa 1600—1850 pflegt man noch
heute „das goldene Zeitalter -der novdfriesischen In
seln" zu nennen, weil die bis dahin arm gewesenen
Insulaner durch einzig dastehende Erfolge wohl
habend oder gar reich wurden, aber auch weil sie
in diesen 2^ Jahrhunderten unter dem charakter-
bildenden Einfluß eines gefahrvollen Berufes ihre
besten seemännischen Eigenschaften entwickelten und
in aller Welt ein Ansehen genossen, auf das ihre
Nachkommen noch heute stolz sind.
Von den unerhörten Verlusten an Menschen
leben und den beispiellosen Strapazen in den ark
tischen Gewässern liegen aber nur dürftige Nach
richten vor, denn der friesische Seemann sprach
wenig über seine Erlebnisse, und nur selten schrieb
einer sie nieder. Die spärlichen Berichte aber, die
wir besitzen, verdienen darum wohl der Vergessen
heit entrissen zu werden, weil sie uns Männer vor
Augen stellen, die an Verwegenheit und Tatkraft
weit über das Durchschnittsmaß der Menschen hin
auswuchsen.
Es folgt hier ein stark gekürzter Bericht über
eine Grönlandfahrt; er ist von unbekannter Hand
ausgezeichnet worden und trägt den seltsamen
Titel:
Me Brigg Frau Margaretha von Glückstadt,
geführt von dem Kommandeuer Georg Hinrich
Simons von der nordfriesischen Insel Amrum,
auf dem Robben- und Walfisch-fang in Grönland
im Eise erdrückt am 8. April 1821, und hartes
Geschick und wunderbare Rettung der zur Hälfte
aus Nordfriesen bestehenden Mannschaft.
Mitte Februar 1821 gingen wir, eine bedeutenide
Zahl Amringer und Föhringer, nach Glückstadt,
Um auf bex vom Kommandeur Simons geführten
Brigg „Frau Alargaretha" eine Reife nach Grün»
land zu machen. Uns wurde vorher gesagt, die
Reise werde unglücklich verlaufen, und tatsächlich
ging vom ersten Augenblick an alles „konträr".
Mit großer Mühe arbeiteten wir uns durch das
Elbeis, wobei wir Werpanker und Troffen verlo
ren. Mehrmals gerieten wir auf Grund, und erst
mit Hilfe eines andern Schiffes erreichten wir
Cuxhaven. Am 18. März gingen wir in See. Aber
vor 'der Elbmündung empfing uns ein schweres
Wetter. Alle anderen Schiffe fuhren nach Cuxhaven
zurück, aber wir setzten die Fahrt fort und kreuz
ten bei hartem Rordwesşşturm vor Helgoland. In
zehn Tagen erreichten wir das grönländische Treib
eis, mußten aber, um Walfische und Robben zu
finden, viel weiter nach Norden vordringen. Die
erste Beute war ein weißes Walroß. Diese kommen
sehr selten vor; darum hält der Grönlandfahrer
den Fang eines solchen Tieres für ein gutes Vor
zeichen. Es kam aber ganz anders.
Das Wetter war und blieb stürmisch, und es war
bitter kalt. Me Eisschollen stießen mit solcher Ge
walt gegen das Schiff, >daß es dröhnte und in allen
Fugen ächzte und bald mehrere Lecks bekam. Wir
arbeiteten Tag und Nacht ohne Unterbrechung. Ein
Teil der Mannschaft stand an den Pumpen, ein
anderer versuchte, mit langen Schiffshaken die
Wucht der gegen 'das Schiff stoßenden Eisschollen
abzuschwächen, und der Rest versuchte, mit den
Zirmnerleuten an das schlimmste Leck am Hinter
steven zu gelangen. Alles vergebens.
Das Wasser im Raum stieg immer höher, schon
trieben die großen Speckfässer im Wasser. Der hin
tere Teil 'des Schiffsraums wurde nun geräumt
und der vordere beschwert, um so das Leck über
Wasser zu bekommen. Auch das mißlang. Nun pack
ten wir vor die Stelle, wo das Wasser eindrang,
Säcke mit Grüße, spannten Segeltuch darüber und
nagelten Planken 'davor; vielleicht würde die auf
gequollene Grüße das Loch verstopfen. Aber die
àute an den Pumpen waren am Ende ihrer Kraft.
Sturm und Schneetreiben nahmen ständig zu. Die
Matrosen vermochten mit ihren Eishaken nichts
gegen die großen Eisblöcke auszurichten, die mit
wachsender Gewalt gegen den Schiffsrumpf don
nerten und ein Leck nach dem anderen in die Bord
wand schlugen. Das Schiff war verloren.
Die sechs Schaluppen unserer kleinen Brigg
wurden auf eine große Eisscholle gebracht, dazu
Kleider und Lebensmittel. Wir verbrachten die
Nacht in einem Segelzelt auf der Eisscholle. Es
war eine bitterkalte Nacht; denn wir befanden uns
«uf dem 66 Grad 29 Minuten nördlicher Breite.
Nom folgenden Tage an unterhielten wir auf dem
Wrack, das wir an der Eisscholle festgemacht hatten,
ein ständiges Feuer, an -dem wir uns abwechselnd
lärmten. Wir kappten die Stangen, damit das
Schiff nicht kenterte, machten Schlafdecken aus Se>
Leltuch und bauten unser Zelt so um, daß es nicht
von dem harten Nordost fortgerissen wurde.
Den ganzen Tag spähten wir nach anderen
Schiffen aus, die wir zu Fuß leicht erreicht hätten,
da das Treibeis sich immer mehr zu dickem Packeis
zusammenschob. Aber es war nirgends ein Segel
zu sehen. Als wir acht Tage auf unserer Eisscholle
ausgeharrt hatten, mußten wir zum letzten Mittel
greifen und den Versuch wagen, in unsern Scha
luppen in südlicher Fahrt Island zu erreichen. Wir
verteilten die Mannschaften, Kleider und Lebens
mittel auf die sechs Schaluppen und schoben die
kleinen Fahrzeuge von der Eisscholle ins Wasser,
um unsere Fahrt durch das nördliche Eismeer an-
zutreten.
Me ersten Tage kamen wir nur ganz langsam
vorwärts. Meistens mußten wir unter größter ^An
strengung durch dichtes Treibeis rudern, dann muß
ten wir die schweren Boote wieder über weite Eis
flächen schieben, nur selten konnten wir eine kleine
Strecke segeln. Oft gerieten die Schaluppen durch
Wind und Strömung auseinander, und es kostete
viel Zeit und Arbeit, ehe sie wieder zusammen
waren. Wir wurden überhaupt nicht mehr trocken;
zu unseren gefrorenen Lebensmitteln aßen wir
Schnee.
Endlich gelangten wir durch den Südrand der
Eisregion ins offene Meer. Aber ■ das stürmische
Wetter zwang uns immer wieder, zur Eisschranke
zurückzukehren und hinter treibenden Eisfeldern
Schutz zu suchen. Erst in der dritten Woche noch
dem Schiffbruch konnten wir bei aufklarendem Wet
ter die Weiterfahrt wagen und durch astronomische
Observation feststellen, daß wir uns direkt nördlich
von Island befanden.
Dieser günstige Wechsel erfüllte uns mit neuer
Hoffnung, Vor mäßigem Nordost flog unsere kleine
Flotte über bte langen, glatten Wogen des Ozeans.
Am nächsten Tage sahen wir im Süden zunächst
einen „hellen Blink" und einige Stunden später
„Islands ragende Steinmassen". Aber noch waren
wir nicht gerettet. Bor Kap Nord war keine Lan
dungsmöglichkeit, nur Steilküste oder Strand mit
hochgeschichteten Eisblöcken, und gegen beide lief
eine hohe Brandung.
Wir mußten daher um den Nordteil der Insel
herumfahren und nach einer geschützten Stelle su
chen. Zwei Tage und zwei Nächte fuhren wir an der
gefährlichen Küste entlang. Das gute Wetter war
längst vorüber, der Himmel war schwarz-grau, und
ein wachsender Nordost trieb weißgekrönte Wellen
berge gegen die Küste. Ich begreife es heute noch
nicht, daß unsere offenen Boote sich der brechenden
Seen so brav erwehren konnten.
Gegen Abend des dritten Tages wuchs der Wind
zum Sturm und jagte schwarze, tiefherabhängende
Wolken über die weißen Kämme der Sturzseen. Es
blieb uns keine Wahl, wir mußten die Landung
wagen oder untergehen. Wir fuhren um eine kleine
Landspitze, — Stage Huk, wie wir später erfuhren
— wo vier Menschen am Strande standen. Die
erste Schaluppe wurde mit auftollender See hoch
aufs Land geworfen, und ehe eine zweite kam, wvx
die Mannschaft herausgesprungen und stand fertig,
sobald sie heranschwoll, das Boot auf den Strand
zu schleppen. Allein dazu reichten ihre Kräfte nicht
mehr ans. Auf diese Weife kamen alle sechs Scha
luppen an Land, mehrere allerdings schwer beschä
digt.
Aber da standen wir nun frierend, durchnaß,
völlig entkräftet, und manche mit erfrorenen Glie
dern auf einer Halbwüsten Insel. In der Nähe war
eine ärmliche Hütte mit einem halbunterirdischen
Pferdestall. Die Leute hatten sich aus Angst ver
krochen und die Türen verriegelt, so daß wir den
Pfevdestall aufbrechen mußten. Während der Nacht
raste ein Orkan aus Nordoft über See und Land,
donnernd lief die haushohe Brandung gegen den
Strand. Wir wären verloren gewesen und dankten
Gott, daß wir in einem isländischen Pferdestall um
ein wärmendes Feuer sitzen durften.
Als die Bewohner erfuhren, daß wir nicht See
räuber, sondern Schiffbrüchige seien, waren sie
rührend hilfsbereit, brachten uns trockene Kleider,
überließen uns ihre warmen Mooslager und hal
fen uns die beschädigten Schaluppen ausbessern.
Nach etlichen Tagen fuhren wir bei gutem Wetter
unter Führung eines Lotsen nach der nächsten klei
nen Siedlung Skagestrand. Auch hier waren die
Leute freundlich und dienstbereit. Sie kamen von
weit her, um uns zu sehen, und schenkten uns zum
Unterhalt 4 Ochsen und 16 Schafe. Für die Leute
mit erfrorenen Gliedern holten sie einen Arzt aus
Reikjavik.
Bald waren wir so gestärkt, daß wir die äußerst
beschwerliche Reife von Skagestrand nach Reikjavik
machen konnten. Der Transport vollzog sich in vier
Abteilungen zu je 15 Mann. Wir ritten auf den
kleinen, zähen isländischen Pferden, die jedes Hin
dernis überwanden, uns bald über schroffes, ver
eistes Gestein trugen, bald schwimmend über eis
kalte Ströme brachten. Für uns Seeleute war die
ser fünftägige Ritt fast das Schlimmste unserer
abenteuerlichen Reise und wir erinnerten uns des
friesischen Sprichwortes: Ein Seemann zu Pferd
ist ein Greuel vor Gott. Bon Reikjavik ging es
mit einem Kopenhagener Schiff in 18 Tagen nach
Tönning, von wo wir in einigen Tagen unsere
Inseln erreichten.
Dr. Jul. Tedscn.
Der Mann, -er aus -in Walken fiel.
Fallschirmabsprung aus der Stratosphäre.
Das kleine Flugfeld von Billarcoublay in
Frankreich wurde unerwartet Schauplatz einer
aufregenden Sensation und einer historischen
Tat für die Geschichte der Fliegerei.
Ein Mensch wollte es unternehmen, mit dem
Fallschirm vom Rande der Stratosphäre ab
zuspringen.
Es war der junge Flieger und Geologe
Rene Machenaud, der den Tod auf diese Weise
herausfordern wollte. Seine Absicht, aus den
Grenzgebieten der Atmosphäre zur Erde hin
unterzuspringen, gelang zwar nicht ganz, aber
immerhin sprang er aus einer Höhe ab, die
bisher noch nicht erreicht worden war.
Auch aus 7550 Metern zu springen, wie es
Machenaud fertig brachte, ist ein Unterfangen,
das eine Herausforderung des Todes bedeu
tete.
Die Vorbereitungen zu diesem Rekordab-
sprung waren sehr geheim gehalten morden, da
man mit einem Einspruch der Behörden rech
nen mußte; aber trotzdem hatte sich eine große
Menge auf dem Flugfelde versammelt, und
auch die Operateure aller großen Filmwochen'
schauen waren rechtzeitig zur Stelle. Einige
sogar mit Filmapparaten. Sie wollten nach
Möglichkeit den ganzen Sturz auf den Film
streifen bringen.
Sie wurden sehr enttäuscht; denn eine dichte
Wolkendecke hing ziemlich niedrig über der
Erde.
In weiten Kreisen stieg das von dem Pilo
ten Signerin gesteuerte Flugzeug hoch und
verschwand in den Wolken.
Bange Minuten auf der Erde, und dann ein
Aufschrei.
Durch die dichten Regenwolken sauste ein
dunkler Körper.
Nicht entfaltet . . .
Das Todesurteil aller Fallschirmspringer
schoß den Menschen durch den Kopf, aber das
Schicksal war noch einmal gnädig. Machenauds
besonders konstruierter Fallschirm entfaltete
sich noch im letzten Augenblick. Langsam sank
nun der Mann zu Boden. Ein phantastischer
Anblick, denn Machenaud gleicht mehr einem
unförmigen Urwelttier, denn einem Menschen.
Sein Kopf verschwand in einer Sauerstoff
maske mit zwei quer über die Brust laufenden
Stahlflaschen, und sein ganzer Körper war
von Meßapparaten behängen.
Machenaud wurde abgetrieben, und als ihn
die ersten Motorradfahrer erreichten, fanden
sie einen ohnmächtigen Mann.
Er erholte sich jedoch bald und konnte die
stürmischen Glückwünsche einer begeisterten
Menschenmasse entgegennehmen. Sie inter
essierten diesen Mann, der den größten Sturz
hinter sich hatte, den wohl je ein Mensch zu
erleiden hatte, sehr wenig; alle seine Gedan
ken galten nur seinen Apparaten, unter denen
sich auch eine kleine automatische Filmkamera
befand, die den ganzen Sturz durch die Wolken
photographieren sollte.
Machenauds Fallschirmabsprung, der den
von dem Belgier Willi Coppens gehaltenen
Weltrekord um ein vielfaches überbot, hatte
vom Absprung bis zur Landung 23 Minuten
gedauert.
Bņrrîe Weit.
Wer hat das große Los gewonnen?
Irgendwo in Belgien lebt ein braver Bürger,
dem dieser Tage fünf Millionen m den Schoß ge
fallen sind. Er hatte das seltene Glück, die vollstän
dige Serie der zehn Nummern zu besitzen, die bei
der ersten Ziehung der Losanleihe mit dem großen
Los herauskamen. Man weiß — aber das ist auch
alles, was man weiß — daß der Gewinner der
fünf Millionen Francs in der Umgegend von
Saint-Ricolas zwischen Gent und Antwerpen sei
nen Wohnsitz hat. Der ungenannte Millionär ent
zieht sich hartnäckig allen mehr oder weniger ehr
lich gemeinten Beglückwünschungen. Er schmeichelt
sich mit der Hoffnung, daß er so am besten die gie
rige Meute der Zudringlichen auf falsche Spur
lenken wird, und daß er gleichzeitig sich der noch
gefährlicheren Legion der Erfinder entzieht, denen
nur das Kapital fehlt, um die Welt mit ihren
epochemachenden Entdeckungen zu beglûàn. Gleich
wohl hat man den Versuch gemacht, den schlauen
Mann aus seinem Versteck zu locken. In diesen
Tagen ging nämlich bei verschiedenen Redaktionen
Brüsseler Blätter eine Postkarte des Inhaltes ein:
„Ich habe das Vergnügen, Ihnen mitzuteilen, daß
ich die fünf Millionen gewonnen habe." Die Kar
ten trugen in gut lesbarer Handschrift Romen und
Adresse des Absenders. Selbstverständlich machten
sich nach Erhalt der Karten die Reporter auf den
Weg nach dem Hanse des Gewinners, um diesen zu
interviewen. An Ort und Stelle angekommen, sa
hen sie sich einem Herrn R. gegenüber, der über die
Aufmerksamkeit, die die Presse ihm schenkte, höchst-
lich erstaunt war. „Ich soll Millionär sein?", rief
er, „mein Gott, ich habe nichts weiter als eine der
beiden Lose von 25 000 Francs gewonnen." —
„Ja, aber Ihr Schreiben?" — „Ein Schreiben?
Ich habe nie eine Zeile an Sie geschrieben. Wenn
Sie mir nicht glauben, so vergleichen Sie, bitte,
meine Handschrift mit der -der Karte." Rach einem
Augenblick des Besinnens fügte er hinzu: „Ich
kann mir denken, wem ich diesen schlechten Scherz
zu -danken habe. Ich bin Stadtrat und erfreue mich
'deshalb einer durchaus erprobten Gegnerschaft."
Inzwischen sitzt zwischen Saint-Ricolas und Ant
werpen ein gemütlicher Flame, der eifersüchtig
über seinem Geheimnis wacht.
Deutsche Kirchen in Südwest.
Trotz der wirtschaftlichen Notzeiten haben unsere
deutschen Landsleute im fernen Südwestafrika in
letzter Zeit zwei Kirchenbauten von Bedeutung
durchgeführt. Dem Neubau der Luther-Kirche in
Keetmannshoop folgte 1931 die Erbauung einer
katholischen Kathedrale in der Landeshauptstadt
Windhuk. Der stattliche Bau mit Doppeltürmen
wurde durch eine feierliche Weihe im Beisein des
Administrators Weerth und der Vertreter des
Deutschen Reiches unter Beteiligung aller Kreise
der Bevölkerung seiner Bestimmung übergeben.
Die feierliche Weihemesse zelebrierte der Bischof von
Südwestafrika. Den modern anmutenden Kirchen
bau schmücken besonders 10 große bunte Kirchen
fenster nach Entwürfen der Mayerschen Kunst
handlung in München. Aus Mitteln der deutschen
Bevölkerung erbaut, ist die neue Kirche ein leuch
tendes Zeichen der Volksgemeinschaft und des
Südwester Deutschtums.
Zigeunerfrauen werden teurer.
Ein Pariser Gerichtshof sollte sich mit einer an
geblich auf uralter Ueberlieferung beruhenden Zi
geunersitte auseinandersetzen. Eine Zigeunerin,
Maria Columbia, hat die Hilfe des Gerichts gegen
einen Stammesgenossen namens Nicolas in An
spruch genommen, den sie der Entführung ihrer
achtjährigen Tochter Scola beschuldigt. Nicolas be
rief sich in seiner Verteidigung darauf, daß er das
Kind ordnungsgemäß für 80 Francs gekauft habe,
zu dem Zwecke, es seinem zehnjährigen Sohn zum
Weibe zu geben. „Das ist", so erklärte er dem
Richter, „eine bei unserem Volke allgemein ver
breitete Sitte. Als ich zwölf Jahre alt war, kaufte
mein Vater zum selben Zweck ein Mädchen namens
Rosa, um sie mir zur Frau zu geben. Ehefrauen",
fügte er hinzu, „waren freilich damals noch viel
billiger zu haben. Mein Dater hot für Rosa nur
30 Mark gezahlt." — „Ist denn die Sache wenig
stens gut ausgegangen?" erkundigte sich der wiß
begierige Richter, worauf der Zigeuner erklärte,
seine Ehe sei die denkbar glücklichste gewesen. Wie
aus der Verhandlung hervorging, war der Heirots-
plan nicht von den Eltern eingefädelt worden, son
dern von einem Verwandten, der einen Haß gegen
Nicolas hatte und ihm Scherereien verursachen
wollte. Der Richter vertagte in seiner Ratlosigkeit
das Urteil.
Dķ Unterhaltung
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