Full text: Newspaper volume (1932, Bd. 2)

Wie die entthronten deutschen Fürsten leben. 
Em O§ihK der rrgiersKörn $ä«tpfcr im Exil. 
Nach dem Gotha der regierenden Fürsten war 
seit dem Umsturz der Gotha der Entthronten fäl 
lig, der ehemals regierenden Monarchen und 
Fürsten, die nach der Revolution abdanken mutz 
ten und zum Teil in Exil gingen, wie erst jüngst 
der König von Spanien. Ferdinand von Bulga 
rien, Wilhelm II., Otto von Habsburg, Kaiserin 
Zita, Manuel von Portugal, Sultan Abdul Med- 
jid, Pu-N:, der Kaiser von China, Georg V. von 
Griechenland und wie sie alle heißen mögen, sie 
führen heute ein zurückgezogenes Bürgerleben, 
fern der Heimat. Ihnen allen, den entthronren 
Monarchen, erwuchs nun im Wiener Schriftsteller 
Dr. Otto Ernst ein interessanter Chronist, der in 
einem Buche „Zwölf Monarchen im Exil", das der 
Phaidonverlag in Wien und Leipzig eben her 
ausgibt, den Schicksalen dieser Herrscher nachspürt. 
Am wenigsten bekannt dürfte der breiten Oef- 
fentlichkeit das Leben der deutschen Bundesfürsten 
nach dem Umsturz sein, denen Otto Ernst ein Ka 
pitel seines aktuellen Werkes weiht. Bis 1918 gab 
es in Deutschland nicht weniger als fünfundzwan 
zig Buàsstaaten. Das Schicksal der Fürsten aber 
«erlief nicht gleichförmig. Richt alle verließen ihr 
Land auch faktisch. Da ist gleich der bayerische 
Thronerbe, Kronprinz Rupprecht von Bayern. Er 
gehört zu jenen deutschen Fürsten, die, obzwar zu 
Hause, dennoch gewissermaßen im Exil leben, da 
sie den Thron, auf den sie nie verzichteten, nicht 
besteigen können. Kronprinz Rupprecht ist der 
Erbe des Ende Oktober 1921 verstorbenen letzten 
Dayernkönigs Ludwig III. Seine Mutter war die 
Erzherzogin Maria Theresia von Oesterreich-Este. 
Rach der Revolution, im November 1918, legte er, 
noch von Brüssel aus, in einem Telegramm an die 
damalige Regierung Verwahrung ein gegen die 
ohne Mitwirkung des gesamten bayerischen Volkes 
durchgeführte Umwälzung. Auch anläßlich des To 
des seines Vaters erneuerte er seine Ansprüche auf 
den Thron und wies auf dis Unverjährbarkeit sei 
ner Rechts hin. In einem Schreiben an den Land 
tagspräsidenten lehnte er es ab, sich freiwillig als 
Kriegsschuldiger der Entente zu stellen; hingegen 
erklärte er sich bereit, sich einem bayerischen Staats 
gerichtshof zur Verfügung zu stellen. Es kam jedoch 
nie dazu. Kronprinz Rupprecht lebt seither teils 
in Berchtesgaden, teils auf Schloß Hohenburg. 
Der letzte Sachsenkönig wieder, Friedrich August 
der III., nahm sich den Thronverlust 1918 bekanntlch 
nicht sehr zu Herzen. Als eins revolutionäre De 
putation ihm in Dresden die Uebernahme der 
Staatsgewalt anmeldete, sagte er in seiner derben 
Art — und damit war fir ihn die ganze Regie 
rungsfrage erledigt: „Macht euch euren Dreck al- 
leene!" König Friedrich III. war feit 1891 mit 
Louise von Toskana, Erzherzogin von Oesterreich, 
verheiratet; die Ehe wurde aber im Jahre 1903, 
aus Verschulden der Frau, geschieden. Diese Er 
eignisse haben seinerzeit großes Aufsehen erregt. 
Die geschiedene Frau des nachmaligen Königs lebt 
unter dem ihr verliehenen Namen einer Gräfin 
Montignofo in Brüssel. Der Herzog von Württem 
berg, Albrecht, zog sich nach dem Umsturz auf 
Schloß Althausen in Oberschwaben zurück, wo er 
als Witwer sehr still lebt. Ernst August, Herzog 
zu Braunschweig und Lüneburg, der Schwiegersohn 
Wilhelms II., schloß zwar mit dem Staat Braun 
schweig einen Vergleich ab, verklagte aber dann 
den Staat auf Aufwertung des im preußischen 
Staatsschuldbuch eingetragenen Welfenfonds. wel 
cher im Frieden 18 Millionen betrug. Auch hatte 
er den weltberühmten Welfenfchatz für zehn Mil 
lionen Dollar nach Amerika zum Verkauf angebo 
ten. Der Welfenfchatz war seit 1866 in Gmunden 
verwahrt und während des Krieges nach der 
Schweiz übergeführt worden. Der Herzog und seine 
Familie sind mit Kaiser Wilhelm in ständigem 
Die neue Kleidung der S. A. 
Graf Helldorf, 
der Führer der Berliner SA.-Abteilungen, in der 
neuen Kleidung der nationalsozialistischen Sturm 
abteilungen, die durch die neue Notverordnung 
wieder zum Tragen ihrer Uniform berechtigt sind. 
Kontakt und oft und gern gesehen« Gäste im 
Hause Doorn. 
Friedrich Karl wieder, der Landgraf von Hes 
sen. hat ein besonderes Schicksal: Er wäre gar kein 
„Monarch im Exil" — denn er war nie Herrscher 
von Hessen-Kassel gewesen, das im Jahre 1806 
mit Preußen vereinigt wurde —, wäre er nicht, 
was kaum bekannt ist, am 9. Oktober 1918, vier 
Wochen vor dem großen Umsturz, mit 61 Stimmen 
gegen 11 — zum König von Finnland gewählt 
worden. Seine Herrschaft währte aber keine drei 
Monate, dann verzichtete „König" Friedrich Karl 
angesichts der unbedingt ablehnenden Haltung der 
Ententemächte auf diesen nie bestiegenen Thron. 
Landgraf Friedrich Karl lebt mit seiner Familie 
in wirklich fürstlichen Verhältnissen, teils auf 
Schloß Panter und teils auf dem von seiner 
Schwiegermutter, der Kaiserin Friedrich III., er 
bauten und von ihr an ihre Tochter, die Land 
gräfin Margarete, vererbten Schloß Friedrichshof 
bei Kronberg im Taunus. Ernst Ludwig, Groß 
herzog von Hessen, verlor 1918 infolge der Erklä 
rung Hessens zum Freistaat den Thron. Als erster 
unter den deutschen Fürsten schloß er schon am 
2. Mai 1919 einen Abfindungsvertrag mit dem 
hessischen Staat, bei welchem er allerdings sehr 
gut abschnitt. Run lebt er, vierundsiebzigjährig, 
in Ruhe und Zurückgezogenheit, inmitten seiner 
Familie, zumeist in der Schweiz. 
Schließlich sei noch des Grotzherzogs Max von 
Baden gedacht, der nach Ausbruch der Revolution 
im November 1918 vergebens versuchte, seinen 
Thron dadurch zu retten, daß er ein Ministerium 
unter der Leitung des Mehrheitssozialisten Geiß 
ernannte. Aber es war schon zu spät, er mußte am 
23. November abdanken. Eroßherzog Max von 
Baden war vor dem Zusammenbruch und während 
desselben der letzte Reichskanzler des kaiserlichen 
Deutschland und gleichzeitig preußischer Minister 
für auswärtige Angelegenheiten. Er lebt jetzt, 
fünfundsechzigjährig, mit seiner Frau Marie Luise, 
Herzogin zu Braunschweig und Lüneburg, und 
seinem Sohne, dem Prinzen Bertold Friedrich, auf 
seinem Schloß Salem in Baden. Der Eroßherzog 
von Mecklenburg endlich, Friedrich Franz IV., der 
im Februar 1918 erst die Regierung auch in Mcck- 
lenburg-Strelitz übernahm, verlor diese schon am 
11. November. Er mußte auf beide Throne ver 
zichten und lebt jetzt mit seiner Frau Alexandra. 
Herzogin zu Braunschweig und Lüneburg, und 
seinen vier noch jungen Kindern im Schloß Lud- 
wigslust in Mecklenburg. Er hat zrvei Schwestern: 
dis Königin Alexandrine von Dänemark und Cä 
cilie, die Gemahlin des deutschen Kronprinzen. 
Prinzessin Sybille von Sachsen-Coburg-Eotha und 
Prinz Gustav Adolf, der älteste Sohn des schwe 
dischen Kronprinzen. 
Am Geburtstage des schwedischen Königs fand 
in Coburg die Verlobung des künftigen Thron 
erben Gustav Adolf mit Prinzessin Sybille von 
Coburg-Gotha statt. Schweden hofft, daß diese 
deutschblütige Braut des Erbprinzen einmal eine 
ebenso volkstümliche Königin sein wird, wie sie 
die unvergessene Königin Viktoria, eine geborene 
Prinzessin von Baden, gewesen war. 
Die neue EisenbahndrüLe Zwischen Mannheim und Ludwigshafen. 
Blick auf die neue Brücke, die die Eisenbahnknotenpunkte Mannheim und Ludwigshafen verbindet. 
Die Konstruktion der Brücke, die künftig auch das Passieren der schwersten Lokomotiven erlaubt, 
erfordert« eine Bauzeit von 20 Monaten. 
Umschau m dw k/eU, 
€im stKKittchs 
àffchmimzerwàstKtt? 
Wie in Deutschland, so ist es auch in Amerika ge 
lungen, einigen besonders tüchtigen Banknotenfül- 
sschern auf die Spur zu kommen. In Bismarck, der 
Hauptstadt des Staates Norddakota, hart an der 
kanadischen Grenze, wurde eine Bande festgenom 
men, die ihr Handwerk schon seit mehr als fünf 
Jahren betreibt und die nachweislich für mehr als 
zwei Millionen Dollars Falschgeld in den Verkehr 
gebracht hat. Das Verbrechen märe wohl noch lange 
nicht aufgedeckt worden, wenn nicht, wie es bei vie 
len ähnlichen Fällen zu geschehen pflegt, eine Frau 
aus Eifersucht Anzeige erstattet hätte. 
Die gefälschten Dollarnoten sind so außerordent 
lich gut nachgemacht, daß nicht einmal die Banken 
die gefälschten Papiere entdecken konnten. Wahr- 
scheinlich liegt eine weitgehende Zusammenarbeit 
zwischen den Fälschern und einem staatlichen Noten 
druckinstitut vor und die Untersuchungen werden 
mit besonderem Eifer in dieser Richtung betrieben. 
Das anzeigende Mädchen war als Buchhalterin be 
schäftigt; sie hatte die Aufgabe, die „Verteilung" 
des Goldes zu registrieren. Auf diese Weise konnte 
sie genaue Angaben über die Höhe des in Umlauf 
gegebenen Falschgeldes machen. Es ist bisher nur 
gelungen, einige Mitglieder der Bande bet dem 
Vertrieb des Falschgeldes zu ertappen, während die 
Werkstatt der Fälscher vorerst nicht entdeckt werden 
konnte. Man nimmt, wie erwähnt auch an, daß die 
Werkstatt gegebenenfalls mit einer amtlichen Mo- 
tendruckerei übereinstimmt. 
Riese-if§uer m mu Màbmģîschen 
àlschafļ. 
TU. Schwerin, 16. Juni. Am Donnerstag 
mittag wurde die 600 Seelen zählende Ort 
schaft Lüblow von einer Riesenfeuersbrunst 
heimgesucht, die innerhalb von fünf Stunden 
28 Gebäude in Schutt und Asche legte. Die 
Einwohnerschaft des halben Dorfes wurde da 
durch obdachlos. Die Ausdehnung des Feuers 
wurde sowohl durch Wassermangel als auch 
durch Sturm begünstigt, der ständig einen 
wahren Funkenregen über das ganze Dorf 
trieb. Erst gegen 18 Uhr konnte das Feuer aus 
seinen Herd beschränkt werden. Die Höhe des 
Schadens ist noch gar nicht zu übersehen. 
FLMAisch§§ MàMrMşiWMg. 
Paris, 16. Juni. Der Bau des neuen fran 
zösischen Stratosphärenflugzeuges, an dem in 
einer großen Fabrik in der Nähe von Paris 
seit 18 Monaten geheim gearbeitet wird, ist 
nunmehr vollendet. Das Flugzeug wird dem 
nächst seinen Probeflug beginnen. Es handelt 
sich um einen großen Eindecker mit einem 500- 
PS.-Mvtor mit drei Kompressoren. 
Theoretisch soll das Flugzeug imstande sein, 
in einer Höhe von 16- bis 18 066 Metern eine 
Stnndengeschwindigkeit von 860 Km. zu er 
reichen, so daß es die Strecke Paris—Newyork 
in ungefähr sechs Stunden bewältigen könnte. 
Es läßt sich aber noch keineswegs absehen, 
wie sich diese theoretischen Voraussetzungen 
und Berechnungen in der Praxis bewähren 
werden. Die Probeflüge des Stratospharen- 
Flugzeuges, die in der französischen Oefsent- 
lichkeit mit größter Spannung erwartet wer 
den, werden ungefähr sechs Monate dauern. 
Ein englischer Dampfer gesunken. 
TU. Bombay, 16. Juni. Der englische Damp 
fer „Kmnari" ist in der Nähe von Dwarka an 
der indischen Küste gesunken. Nur sechs Mann 
von der Besatzung konnten gerettet werde». 
Die übrigen werden vermißt. Alle Schiffe sind 
drahtlos aufgefordert worden, nach den Schiff 
brüchigen Ausschau zu halten. 
Do. X verläßt nächste Woche Berlin. 
Donnerstagnachmittag wird sich das Schick 
sal der Do. X entscheiden. Wir können jedoch 
jetzt schon mitteilen, daß Do. X am nächsten 
Donnerstag die Reichshauptstadt in Richtung 
Ostsee verlassen wird, um an den größeren 
Badeorten Passagierflüge auszuführen. 
Gestern wurde übrigens der 100 000. Besucher 
am Müggelsee gezählt, in Person einer 63jäh- 
rigen Dame, die aus diesem Anlasse zu einem 
Freifluge eingeladen wurde. Die Führung des 
Schiffes hofft, es in der nächsten Woche noch 
Matuschka sagt aus. 
Der Eisenbahnattentäter Sylvester Matujchk" 
bei seiner Aussage vor dem Wiener Schôffeķ 
richt. Er machte hierbei den Eindruck eines jch^ 
ren Psychopathen, doch ist noch nicht geklärt, û 
dieses Gebaren nicht eine wohlüberlegte 
lung ist. 
auf insgesamt 125 000 Besucher der Do. X $ 
bringen. 
Fahrstuhlbanditen. 
In Paris haben die Diebe die Beraubung 015,1 
Damen im Fahrstuhl zu einer Spezialität ausş 
- • — - .. - - - - - 
bildet. Erst kürzlich wieder operierten diele Sp^s 
allsten in Pas'sy nach dem gleichen Verfahren, >st?. 
beweist, daß es sich dabei um einen lystemati'^ 
geübten neuen Trick der Verbrecherzunft hanşş' 
In jedem der beiden Fülle war der Dieb als C<1 ‘ 
geblicher Bewohner des Hauses der Mieterin, 
cher der Portier anstandslos das Haus öffnete, ft 
den Flur gefolgt und hatte mit ihr den Fahrst^ 
betreten, wobei er Sorge trug, daß die Haustür gft' 
öffnet blieb. Während der Auffahrt entriß ^ 
Bandit seinem Opfer die Handtasche und fuhr dşş 
mit der Beraubten wieder herunter, die, durch ^ 
vorgehaltenen Revolver eingeschüchtert, es ichş 
gelähmt geschehen ließ, daß der Dieb unbeinck 
durch die Haustür auf die Straße gelangen konşş 
bei Ta 
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Lrduui 
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tat auf 
WZA. 
Das Publikumsinteresse für den Matusch^ 
Prozeß in Wien hat wesentlich nachgelassei 
Die Zeugenvernehmung ergibt nichts Wesent, 
liches, da sie sich nur mit geschäftlichen Vcziel 
Hungen zu Matuschka beschäftigte. 
Im Sklarek-Prozeß plädierte öer erf^ 
Sklarek-Vertciöiger für Freisprechung n,» 
: itt ( 
Am 
jäh 
bru 
öer Anklage öes Betruges, der Bestechung 
öes Konkursverbrechens, und bat um e 
milöe Bestrafung wegen Konkursvergehestft 
Zwischen der Anklagerede des Staatsann'P, 
und diesem Plädoyer besteht in Bezug auf 
Strafmaß ein gewaltiger Unterschied. { 
Ein vierfacher Mörder, der Hilssarbeft 
Beyle, wurde im Hof des Gerichtsgefängnisi 
in Tübingen hingerichtet 
Der Geschäftsführer der städtischen Braust 
ret 
Hannover in Lüneburg beging während e 
iuck 
Bnchcrrevision Selbstmord. 
Ein 19jähriger Maurergeselle aus Wfltfl, 
öorf bei Schwerin hat Selbstmord veritbt, 
er seit Beendigung seiner Lehrzeit keine ™ 
schäftigung wiederfinden konnte. j 
Elli Beinhorn ist in Santiago gelandet u 
trifft Vorbereitungen für den Weiterflug ö" 
die Anden. . 
Ein gefährlicher Fabrikbrand brach in Eich' 
büttcl in den Lageräumen einer Zigarette 
srabrik aus. Es wurde grgßer Schaden ver> 
sacht. 
Die Erde speit Gas aus. 
Ste 
Höh 
2634 
Die ungeheure Dampfsäule aus Borsäure^, 
Schwefel-Amoniak, dis in der Nähe von Ur 
plötzlich aus dem Boden schoß und sich nute* 
kein Druck bis zu einer Höhe von 250 Met- e
	        
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