Full text: Newspaper volume (1932, Bd. 2)

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Drama on Bord eines Dampfers. 
Ein blinder Paffagier ins Meer 
geworfen. 
An Bond des griechischen Dampfers „Sappho", 
der in der Nähe der Küste von Wgier seine vor 
geschriebene Route fortsetzte, hat sich ein Drama 
abgespielt, das durch feine seltene Grausamkeit 
ebenso wie durch den erstaunlichen Zufall, der den 
katastrophalen Ausgang dieses Vorfalls verhütete, 
bemerkenswert erscheinen muß. Ein blinder Passa 
gier, dem es gelungen war, sich auf das Schiff ein- 
zuschmu-ggeln, wurde Unweit der Küste von den 
Matrosen entdeckt ud kurzerhand über Bovd ins 
Meer geworfen. Der Kapitän des SHffsts begnügte 
sich aber nicht mit dieser drakonischen Maßnahme, 
sondern tat noch ein übriges; er veranlaßte, daß 
der Dampfer ein Manöver ausführe, damit der 
Unglückliche, der mit den Wellen kämpfte, mn fo 
sicherer ertrinke. Wohl wäre diese Episode für rm- 
vler verborgen geblieben, wenn die ganze Szene 
nicht von dem Wächter eines Leuchtturms durch 
einen Feldstecher beobachtet worden wäre. Ueber die 
Angelegenheit werden folgende Einzelheiten ge 
meldet: 
Dem sechsundz wQnz i gs äh eigen Georg Manakro- 
witsch war es gelungen, sich in den Lagerraum des 
Schiffes „Sappho" einzuschmuggeln und sich dort 
zu verbergen. Manvkrottsch, der keinen Posten und 
kein Geld besaß, wollte nach Oran gelangen, wo er 
«inen Freund besitzt. Er hoffte, daß dieser, ein Kanf- 
mann, für ihn eine Beschäftigung haben würde. Da 
er. wie bereits erwähnt, kein Geld befaß, blieb ihm 
nicht viel anderes übrig, als fein Glück als blinder 
Passagier zu erproben. Der Zufall war ihm tatsäch 
lich am Anfang -der Reise hold. niemand hatte ihn 
auf dem Dampfer bemerkt und triefe Tage lang 
wurde er auch im Lagerraum nicht entdeckt. 
Allerdings hat Kanakrowitfch wenig damit ge 
rechnet. daß ihn schließlich -der Hunger aus seinem 
Versteck hervortreiben werde. Er hatte fast keinen 
Proviant mitgenommen und schon am zweiten Tage 
begann ihn der Hunger zu qtläfen. Nichtsdestoweni 
ger harrte er noch achtundvierzig Stunden aus. 
Länger ging es nicht mehr. Run entschloß er sich, 
an Bovd des Schiffes zu erscheinen. Obwohl er auf 
Mißhandlungen vorbereitet gewesen sein dürfte, 
hat dos, was nun folgte, feine bösesten Erwartun 
gen übertroffen. Sein Erscheinen an Bord entfes- 
selie einen ungeheuren Zornausbruch bei den Offi 
zieren des Dampfers, die ihn furchtbar verprügel 
ten. Der Koch des Schiffes stürzte sich mit einem 
Küchenmesser auf ihn, und nur einem Matrosen 
hatte er es zu verdanken, daß der erboste Koch ihn 
nicht erstach. Plötzlich packten ihn zwei Seeleute und 
warfen ihn über Bord. 
Der Damppfer befand sich in diesem Augenblick 
eiwa zehn Kilometer weit vom Cap de Garde. Hier 
gibt es einen Leuchtturm, in dem der Wächter Siano 
und sein Gehilfe Reffes den Dienst versehen. Im 
kritischen Augenblick war Siano gerade dabei, durch 
ein kleines Fernrohr die Route des Schiffes zu ver. 
folgen. Angesichts der relativ kleinen Distanz, die 
den Beobachter vom Schiffe trennte, war dieser 
sehr wohl in der Lage, dessen Bewegungen ge 
nauest zu beobachten. Es war ihm aufgefallen, daß 
der Dampfer plötzlich hielt u. dann eine merkwür 
dige Operation ausführte, indem sich das Schiff 
sozusagen um seine Achse -drehte. Bei genauerer Be 
obachtung durch das Fernrohr bemerkte nun Siano, 
daß ein Mann verzweifelt mit den Wellen rang. 
Erst jetzt entdeckte er den Sinn jener ihm geheim- 
nisvoll erschienenen Operation. Sie hatte offenbar 
den Zweck, den Unglücklichen in den Wellengang şdes 
Dampfers zu reihen, damit er um so sicherer er 
trinke. Auf dem Dampfer selbst scheint man ange 
nommen zu haben, daß Manakrowitsch ertrunken 
sei. denn das Schiff fetzte nunmehr feine Route 
fort. Siano konnte aber den Unglücklichen noch 
weiter beobachten. Inzwischen hat Reffes mit-einem 
kleinen Motorboot die Rettung Manakrowitsch' 
unternommen. Obwohl dieser halbverhungert war, 
entwickelt« er doch im Kampfe um sein Leben eine 
geradezu erstaunliche Kraft. Er rief unausgesetzt nm 
Hilfe. Es dauerte Wer eint Stunde, bis es Reffes 
gelungen war, ihn zu erreichen und den Bedau- 
ernswerten ins Motorboot zu heben. Run wurde 
der Mann in den Leuchtturm gebracht, wo er sich 
kräftigen und die Nacht verbringen durfte. Am 
nächsten Tage gab man ihn ans städtische Spital in 
Bonne ob. Zu gleicher Zeit erstattete der Leucht 
turm-wächter gegen den Kapitän -des Dampfers 
„Sappho" die Anzeige. Ein entsprechendes Perfah 
ren wurde gegen diesen bereits eingefeiret. 
Zie Auffindung des Zerļrnmflugzeugs 
besļêMgļ. 
TU. London, 14. Juni. Eine Meldung der „Ex. 
change Telegraph Company" aus Melbourne bestä 
tigt, daß das Iunkerflugzeng, in -dem der deutsche 
Wņgee Hans Dertvam mit fà«ņ DegDetber k« «v 
rigen Monat die Timorsee überflogen hatte, in der 
Nähe der Missionsstation von Drysdale gefunden 
worden ist. Die Flieger hatten einen Zettel hinter- 
lsffe«, in dem sie mitteilten, daß sie in den Busch 
gegangen seien. Ein Flugzeug ist ausgeschickt wor 
den, um nach den vermißten Fliegern zu suchen. 
Die Nachforschungen nach dem verschollenen 
Flieger Bertram 
und feinern Begliter Klausmann sind, wie aus Port 
Darwin in Australien gemeldet wird, am Dienstag 
von der Drysdafe-Mifsion aus, in deren Nähe das 
Flugzeug aufgefunden wurde, in energischster Weife 
aufgenommen worden. Flugzeuge suchen die um 
liegenden Buschgebiete ab, während Eingeborene 
den Spuren Bertrams und seines Begleiters nach 
gehen. Es wird auf -das bestimmteste damit gerech 
net, die Beiden noch am Leben zu finden, da es in 
der dortigen Gegend reichlich Wald, Fische und fri 
sches Wasser gibt. Die einzige Besorgnis ist die, daß 
die Flieger von Eingeborenen überfallen sein kön 
nen, die in diesem Landstrich als sehr hinterlistig be 
zeichnet werden. 
Die letzten Befestigungsanlagen am Rhein werden geschleift. 
Rings um die Mainzer Kasernen werden die noch verbliebenen Mauern und Unter- 
stände eingeebnet. 
Rach dem Versailler Vertrag muß die Abtragung der Befestigungsanlagen des Rheinlandes 
bis Ende dieses Monats -durchgeführt sein. In -der einstigen Hauptfestung des Mtttelcheins, 
Mainz, werden jetzt dt« letzten Wälle niedergelegt und die noch vorhandenen Unterstände 
beseitigt. 
Dom dîesfShrîgên AeffeDerg-Renrre« 
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Blick auf die herrliche Rennstrecke am Kesses 
in der Nähe des Kochelsees (Bayern), wo dies>§. 
nicht weniger als 110 Motorräder und Autos a 
Start erschienen waren. 
einem Aufstieg und stürzte aus einer 
von 800 Metern bei einem Looping in, 
Tragslächenbruches ab. Die Maschine nnü, 
vollkommen zertrümmert und der FÜW 
lebensgefährlich verletzt. 
Gefährlicher Gasometerbrand in Döbeln. 
Döbeln, 14. Juni. Montagmittag brach am 
meter bei Schweißarbeiten Feuer aus. Aus eiş 
Riß im oberen Teil des Gasbehälters scļsiiş 
große Stichflammen. Die Feuerwehr war machst^ 
Die Reichswehr wurde -alarmiert; sie sperrte ei^ 
großen Teil des Stadtgebietes -ab und räşş 
zahlreiche Häuser von den Bewohnern. Don 
nitz, Dresden und Leipzig wurden Spe-ziallşş 
trllpps angefordert. Es bestand die Gefahr. ^ 
bei sinkendem Gasdruck Luft eindringen und 
Flammen nach innen schlagen und dadurch* 
nicht zu übersehendes Unglück eintreten , 
Nach zweistündiger Arbeit gelang es, der Fķ 
men Herr zu werden. 
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Ein neuer Brennstsfi für 
Ozeandampfer. 
Grotzfcuer im Berliner Lunapark. 
TU. London, 13. Juni. Der zur Cunard- 
linie gehörige Schnelldampfer „Sythia" macht 
seine jetzige Reise von Lieverpool nach Nord 
amerika mit einem neuen flüssigen Brenn 
stoff, für den seine Kessel eingerichtet sind. 
Dieser Brennstoff besteht aus einem Gemisch 
von 60 Proz. Heizöl und 40 Proz. fein zerteil 
ter Kohle. Wenn die Erprobungen günstig 
ausfallen, sollen auch die Schnelldampfer 
„Mauretania", „Berengia" und „Aquitania", 
die bisher mit reiner Oelfeuerung fuhren, für 
das neue Brennstoffgemisch eingerichtet wer 
den. Die Zusammensetzung dieses neuen 
Brennstoffes beruht auf Läboratoriumsversu- 
chen der Cunard-Linie. Man verspricht sich 
davon eine wesentliche Hebung des britischen 
Kohlenabsatzes und plant, ihn gegebenenfalls 
nicht nur für Kriegsschiffe, sondern auch für 
die gesamte Handelsmarine einzuführen. 
* * * 
Die neue Rheinbrücke Mannheim-Ludwigs 
Hafen eröffnet. 
TU. Mannheim, 14. Juni. Am Dienstag 
früh gegen y 2 5 Uhr fuhr der erste Zug über 
die neue Rheinbrücke Mannheim-Ludwigsha 
fen. Auf dem Ludwigshafener Bahnsteig wurde 
die Lokomotive gekränzt und mit Girlanden 
versehen. In Anwesenheit zahlreicher Behör- 
öenvertreter wurde die Brücke passiert. 
Dorfbrand in der Elbinger Niederung. 
TU. Elbing, 14. Juni. Am Dienstagvor- 
inittag brach in einem Anwesen am Elbing- 
Fluß Feuer aus. Ter starke Wind trug dte 
Flammen über den Fluß in das Dorfbollwerk, 
wo ein Gehöft nach dem anderen in Brand ge 
riet. Gegen 10 Uhr standen bereits fünf Be 
sitzungen in Flammen. Es ist zweifelhaft, ob 
es den Feuerwehren gelingen wird, die übri 
gen Gehöfte des Dorfes zu schützen. 
Der zerstörte Eckturm eines der Wahrzeichen des 
Berliner Lunaparks, des größten deutschen 
Bergnügnngsga rten s. 
Das Feuer, das in der Nacht ausbrach, hat einen 
kchaben von über 100 000 Mark verursacht. 
Ei» idealer Gotte. 
Ein Musterbeispiel ehelicher Liebe und Trene 
srcfertc der Eskimo Ckoko Enuk, -der mit seinem 
Boot aus Seehundsfell eine Strecke von 200 Mei 
len im Treibeis zurücklegie. nm seine kranke Frau 
nach Churchill zu bringen. Dort wollte er sie weißen 
'Aerzten vorstellen, damit deren Kunst, die bei den 
primitiven Völkern -des Nordens als Magie gilt. 
sie heile. Zwei Wochen dauerte die gefährliche Fahrt. 
Mit dem Ruder mußte die Hudson Bay durchfah 
ren und seder Stoß vermieden werden, um die 
kranke Eskimofrau zu schonen. Die Eisschollen 
drohten mehrfach das kleine Boot zu evdriicken. In 
Churchill konsultierte Enuk die Aerzte, die ihm 
über den Zustand seiner Frau gute Auskunft ga 
ben. Sie hatte nur ein leichtes Magenleiden, das 
sich bald heilen ließ, wenn es auch bei der mangel 
haften Pflege in ihrer Polarheimat sich bald ver 
schlimmert hätte. Der Eskimo führte zur Bezch- 
lung der Arzthonovare eine Sammlung kostbarster 
Pelze mit sich. Aber die Bevölkerung von Churchill 
war fo begeistert von der Liebe nn-d Güte zu seiner 
Frau, daß eine Sammlung veranstaltet, und davon 
die Arzt- und Arzneikosten bezahlt wurden. 
Ein Förster tödlich verunglückt. 
Feldberg, 14. Juni. Auf einem Reviergang 
in der Kröchlendorfer Forst stolperte der För 
ster Falkenbach über einen am Boden liegen 
den Draht, wobei sich seine Büchse entlud. Der 
Schuß drang dem Unglücklichen in den Kopf 
und zerschmetterte ihm den Unterkiefer. Die 
Verwundung war so schwer, daß der Beamte 
ihr trotz der sofortigen ärztlichen Bemühun 
gen erlegen ist. 
Ein Fluglehrer beim Looping abgestürzt. 
Stockholm, 14. Juni. Ein ungarisches Flug 
zeug traf heute morgen auf dem Militärflug 
platz Ljungbyhed ein. Ein Lehrer der dortigen 
Militärfliegerschule benutzte das Flugzeug zu 
e pol 
Heute früh wurde auf dem Hofe des % 11$ die 
nmrer Landgerichtsgefängnisses der lande st Än : 
schaftliche Arbeiter Paul Daßler, der die OJTC der 
rtge Isolde Dibrovenka beraubt, vergewalrUiMZ D 
und ermordet hat, durch das Fallbeil htņaîàlderi 
richtet. Herfas' 
Beim Aufstieg zum Hochkönig wurde £‘ e i 
Zt. in Werfen weilende Nndustrieberş- 
Jrma Reger aus Wien von einem 40—50 
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rigen Mann überfallen und durch Messers^ 
schwer verletzt. Der Verdacht richtet sich 
den lanöw. Hilfsarbeiter Tisch aus Werste ^ 
Der Direktor der Zigarettenfabrik 9^#^ 
GreAing A. G. in Dresden, Hegewald, ist, p» 
vom Berliner Polizeipräsidium bestätigt 
Montag in Berlin festgenommen worden- ,,,, 
Interesse der Untersuchung, so gibt die Pa 
stelle des Dresdener Amtsgerichs an, î°ļ?;ļ 
keine Mitteilungen über die Angelegen^ 
gemacht werden. 
In diesen Tagen wird der 100 000. Besn^ 
auf Do X gezählt werden. Vom 20. 6. ab & 
Do X für den Weiterflug nach der Ostsee^N, 
gerichtet und bei der Gelegenheit auch 
bürg einen Besuch abstatten. ^ 
In Wien beginnt morgen der Prozeß ßtft 
den Elsenbahnattentäter Matuschka. In dien 
Prozeß soll nur ein Teil seiner Berbreşş 
aber ohne Zweifel auch die Attentate bei 
terbog und Bia Torbagy, geahndet werden- 
wird voll und ganz die Verantwortung 'j 
seine Handlungen zu tragen haben, da er î 
medizinischen Sachverständigen-Gutachten 
neswegs geistig gestört ist. 
Zum deutschen Flottenbesuch in Schweden. 
Ein schwedisches Marine-Musikkorps spielt im Hafen von Stockholm während der Einfahrt 
Kreuzers „Königsberg" das Deutschlandlied. 
Hnier Führung des Kreuzers „Königsberg" statteten mehrere d-eutsche Flotteneinhe-iten der B 
dischen Hauptstadt einen Besuch ab. 
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