Full text: Newspaper volume (1932, Bd. 2)

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.Wandsbek, 7. Jum. 51 Glücksspiel« st stiert. Auf 
îņ Platz bei der Christuskirche nahm die Polizei 
, Zumeist jugendliche Personen fest, welche auf 
& n Bänken Glücksspiele spielten. Die Gesellschaft 
Pds nach Feststellung der Personalien wieder 
"l freien Fuß gesetzt. 
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it Heide, 7. Juni. Heide im Zeichen einer 
'chswehrübung. Die 2. Fahrabt. der Garnison 
kndsburg wird am Freitag, idem 10. d. Mts., 
hchen Ostrohe und Weddingstedt eine größer« 
Ņstsmätzige Uebung veranstalten, die in allen 
j/^lkerungskreifen größtes Interesse finden dürf 
et àch ihrer Beendigung wird die Truppe, voran 
to* Trompeterkorps, über Friedrichstraße zum 
^?rkt in Heide einziehen. Das Trompeterkorps 
î>l.Heide auf dem Markt oder in den Anlagen 
Ņ 2 Konzerte veranstalten. Um 6 Uhr abends 
Mt der Abmarsch nach Rendsburg. 
Jt Heide, 7. Juni. Turnsrnnfall. Beim 
^«unterricht ereignete sich am DicnStag- 
i^unttag in der Knabenbttrgerfchule ein Un- 
Husttm, 7. Juni. Schließung einer Zwangs- 
innung. Die Jnnungsversammlung der Satt 
ler- und Tapezierer-Zwangsinnung hatte in 
außerordentlicher Sitzung beschlossen, die Zu 
rücknahme des Antrages zur Errichtung der 
Innung vorzunehmen. Mit dem 30. Juni ist 
die Innung nunmehr geschlossen worden. 
ist für den Lettner unter dem Chorbogen der 
Hüruper Kirche um 1250 in einer Flensburger 
Werkstatt hergestellt. Der Meister muß ans 
Schweden stammen, weil er noch die Runen 
im Zierwerk angebracht hat, die in Schweden 
sich am längsten erhalten haben. 
tá&ûs Sdtemßede 
Niebüll, 7. Juni. Diamantene Hochzeit. In Nie 
büll begehen am 15. Juni Schankwirt August 
Petersen und seine Frau. 86 und 78 Jahre alt, 
das Fest der 60jährigen Ehegemeinschaft. 
Eckcrrrfördc, 6. Juni. Eine Wollhandkrabbe 
wurde von einem Fischer am Südufcr der 
Förde bei Altenhof gefangen. 
Aàs Hoed-Aftaeb* 
TûHtäien-JuAäâCK 
fall. 
Ein schwerer gegen die Wand der Halle 
^ntei Balken stürzte infolge Unvorsichtig- 
» eines Knaben um und traf den 7jährigcn 
"siller Ebeling am Hinterkopf. 
.Oeldorf, 7. 
Juni. Demonstration bei einer 
0 •• «o'U' 11 » "2^ 
. »Ngsversteigerung. Die im Amtsgericht gegen 
2 11 Landmann Höhnke aus Busenwurt angesetzte 
äangsversteigerung führte wieder zu einer gro- 
, ^.Kundgebung, an der sich an 500 Landleuts 
^îeitigten. Landjägerei hielt die Ordnung auf- 
ş m. Box dem Termin verhandelte die Notgemein- 
l^ft und erreichte Erlaß der Gebühren, so daß 
Ut Noch wenige Auslagen zu begleichen blieben. 
Glücksburg, 7. Juni. Einführung des Bür 
germeisters. Gestern sand im Sitzungssaale 
des Rathauses die Einführung des neugewähl 
ten Biirgermeisters, Oberst a. D. Klein, durch 
Landrat Wallroth statt. 
Httrnp, 7. Juni. Altes Kunstwerk. In un 
serer Kirche befindet sich eine Passionsfolgc, 
ans deren Wert Geheimrat Professor Haupt 
immer wieder hingetiesen hat. Museumsdirck- 
tor Dr. Fuglsang-Flensburg hat sic einer 
neuen eingehenden Prüfung unterzogen und 
ist zu dem Ergebnis gelangt: Die Passionsfolge 
AU-HoedscUtcswig, 
Seehund'Paradies. 
Tonder«, 7. Juni. Die Seehundskolonie, die 
sich in den letzten Jahren auf den Sandbänken 
an der Nordspitze der Insel Rom angesiedelt 
hat und sich einer großen Sicherheit erfreut, ist 
nach den letzten Feststellungen von Fischern 
auf etwa 140—150 Tiere angewachsen. Da jeder 
Der geistesgestörte Muttermörder verhaftet. 
Kunden, 
- -»iiwTT, 7. Juni. Maskierte Räuber. In der 
t j Ahnung der Witwe Reimers in Krempel wurde 
.^Einbruch von vier maskierten Männern ans- 
Herausgabe eines kleinen Geldbetrages, durch- 
mten alle Behälter und entkamen unerkannt. 
due Stapdhdm 
Kirchspiel Süderstapel, 7. Juni. Aus der 
, Steinzeit. Die Tollster des Landmannes Wil- 
Stein in Drage fand beim Kartoffelhacken ein 
sehr gut erhaltenes Steinbeil. — Schützenfest- 
vUö|T5- -- -- — - - - . - . 
^ Räum. Am kommenden Sonnabend seļert die 
^hiitzengilde in Seeth ihr üOjähriges Jubiläum. 
den alten Gründern der Schützengilde lebt lei- 
â ņur nach ein Schützenbruder, nämlich der Spar- 
^şşenrendant und Rentner Peter Gloyer. — Ning- 
chterfest. Der Jungringreiterverein van Seeth 
^crie sein Sommervergnügen. Die Königswüvde 
Ä^ing der Landmannssohn Theodor Otzen. — Ab 
schluß vom Stapelholmer Bundessängerfest in 
age. Der Männergesangverein konnte vor kurzem 
Abschluß vom Sängersest am Hiiimielsahrtstag 
/sichen und konnte ein gules siiranzielles Ergebnis 
Mellen. — Die Mühle von Drage wieder intakt. 
k' 4 Windmühle von Drage, die jetzt wieder von 
” m Besitzer übernommen wurde, ist einer Er- 
d°>n 
erung unterzogen worden. 11. a. war ein Flügel 
Sturm fortgerissen. 
Berlin, 7. Juni. Der Eutiner Muttcrmördcr 
Ludwig Schoß ist heute vormittag festgenom 
men worden. Schütz hatte sich in die Wohnung 
des Justizrats Dr. Guthmann begeben, bei 
dem er schon am Sonnabend vorgesprochen 
hatte. AIs er heute wiederkam, bedeutete ihm 
die Tochter, zu warten. Sie benachrichtigte so 
fort die Moröinspektion, die ihn verhaftete. 
Der Mörder ließ sich widerstandslos fest 
nehmen. 
Schoß war schon am Sonnabend bei dem Justizrat 
Leonhard Euttmann in der Wallstraße 21—22 er 
schienen und von Fräulein Euttmann empfangen wor 
den. Er hatte sich schon damals unter seinem richtigen 
Namen vorgestellt und wollte den Justizral sprechen, 
weil er angeblich ein guter Bekannter von ihm sei und 
sich auf der Durchreise in Berlin befinde. Schon bei 
diesem ersten Besuch hatte Schoß das grüne Paket bei 
sich, das er dann am Montag in der Französischen Bot 
schaft abgegeben hatte. Da Justizral Euttmann am 
Sonnabend nicht im Büro war, bestellte die Tochter 
den Besucher zu einer späteren Zeit. Schoß kam auch 
wieder, machte aber dann einen so unheimlichen Ein- 
druck, daß man ihn nicht vorließ und unter einem Vor 
wand wegschickte. Trotzdem kam er am Sonnabend noch 
ein drittes Mal, ohne aber vorgelassen zu werden. 
Heute früh kurz nach 10 Uhr klingelte es an der Tür 
der Guttmannschen Wohnung in der Wallstrahe, und 
als die Tochter des Justbzrates öffnete, sah sie sich zu 
ihrem Entsetzen wieder dein unheimlichen Besucher vom 
Sonnabend gegenüber, von dessen grausiger Tat sie 
aus den Zeitungen erfahren hatte. Wieder sagte der 
junge Mann ganz ruhig, daß er Ludwig Schoß heiße 
und Herrn Justizrat Euttmann sprechen wolle. Die 
Tollster des Justizrates lieft von ihrer Erregung nichts 
merken, sondern fache dem unheimlichen Besucher, ihr 
Vater komme in 10 Minuten, und er möchte solange 
auf der Treppe warten, Fräulein Euttmann schloß die 
Tür und eilte sofort ans Telephon, um Kriminalkom 
missar Dräger zu benachrichtigen, der sich unverzüglich 
mit mehreren Beamten nach der Wallstraße begab. In 
zwischen beobachtete Fräulein Euttmann durch das 
Guckloch der Tür, daß Schoß ruhig wartete, und zwar 
hatte er sich auf eine Bank des Treppenabsatzes gesetzt. 
Hier fand ihn kurz darauf Kriminalkommissar Dräger, 
bei dessen Erscheinen Schoß mit lächelnder Miene nur 
sagte: „Wir erwarten uns schon." Ohne jeden Wider 
stand ging er mit dem Beamten mit und wurde sofort 
dem Polizeipräsidium zum Verhör zugeführt. 
Bei seinem Verhör im Polizeipräsidium durch Kom 
missar Dräger gab Schoß in völliger Ruhe, aber in 
der typischen Art eines Irren eine schaudererregende 
Darstellung seines Verbrechens, für das er bei seinem 
Geisteszustand niemals wird zur Rechenschaft gezogen 
werden können. Er behauptete, daß er ein unterge- 
schobones Kind sei, daß seine richtigen Eltern, nämlich 
„Baron und Baronin derer von Schoß" in Ma-iland 
lebten, während „die Frau", die in Eutin sein Opfer 
wurde, garnicht seine richtige Mutter gewesen sei. In 
Wirklichkeit war es natürlich sein« Mutter, während 
sein Vater seit langem tot ist. Der Baron v. Schoß 
habe ihm immer gesagt, er müsse sich dieser Frau, die 
ihn untergeschoben habe, entledigen. Und deshalb habe 
ich mit vollem Bewußtsein dieser Frau die Hände ab 
gesägt, nachdem ich sie auf dem Flur mit einem Ham 
mer betäubt hatte. Dazu war ich nach § 78a, Deutsches 
Reichsgesetzbuch berechtigt. 
Ein regelrechtes Verhör konnte mit Schoß garnicht 
vorgenommen werden, man ließ ihn bei einer Zigarre 
ruhig erzählen, was sein krankes Hirn produzierte. 
UltC ŞM. / Von Gert Nothberg. 
(Nachdruck verboten.) 
^»Tun Sie das nicht, liebes Daroneßchen, es — ich 
tzjlsib wäre einfaich fchaudechafl. Ich will Ihnen das 
Enollen, Sie stehen ganz ruhig dabei, die 
ir* gehört Ihnen dann. Ja?" 
^Fuherzig bittend sah er sie an. 
ļļ e M e nahm die Hand des alten Herrn und schüttelte 
îiyş şşen Sie was, Herr von Tvamin, wir schließen 
Pakt. Sie helfen uns mit guten Ratschlägen 
So» dürfen Sie auf Karschvwer Boden eine 
issfr Fuchsfamilie zur Strecke bringen. Die Beute 
"" £ t Ihnen -dann selbstverständlich." 
Flamin beugte sich hinüber und gab dem Mäd- 
s»hr.^ņau herzhaften Kuß. Sie lachte herzlich und 
^ I” sich das Hütchen gerade, 
ì^îìben am Walde hielt der Gütfchower. Mit weit 
caP^n Augen sah er, daß der Traminer die jun,g« 
jsļhz/^effe küßte. Daß dieser Halunke sich nicht 
i Şo einer war idas also. Hm. Na warte^ 
>v, 
ìşiŞg trieb er sein Pfevd an und verschwand 
fatfjet Laune kamen Anne-Mavie und Tvamin 
on. Ritschat, Kutscher, Gärtner, Diener, 
tzei^eister in einer Person, öffnete das Tor. Er 
' respektwidrig. 
Vlfy®' dos Bcwoneßchen, Sie hatte den alten, gro- 
etjj filter ganz gefügig gemocht. 
ì°^stbich verliebt blickte er der jungen Herrin 
tzx eine Hand sich gewichtig auf seine Schul- 
Döskopp? Wülste nicht wenigstens die 
ì« îst !den Stall führen? Die sollen wohl die 
die Beine kriegen?" 
îsh^^ocken zuckte Ritschat zusammen, setzte sich be- 
yih^^ahnt in Bewegung und zerrte die Pferde 
th [ lc ^ her. Zufrieden hinkte die Ritschaten wie- 
5) r °en Ziegenstall zurück. 
im Zimnier mußte der Traminer einen 
^8el à Damen trinken. Er mochte eigentlich 
mq^ppere nicht, da aber Anne-Marie eine große 
^ Rum auf den Tisch stellte, mochte es gehen. 
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“i« bn Ulrike sah von nahem nicht gut durch 
% ü^kien Brillengläser, so daß sie nicht merkte/ 
?r schöner Rum erschreckend abnahm, und 
^ l *áw 0rie auch, als sähe sie es nicht, daß der 
>it Sk mktloscrweise sich die Tasse zu drei Vierteln 
111,1 füllte, ehe er sich einschenken ließ. 
Kurz und gut, man plauderte, der Traminer war 
in Stimmung und brachte sogar einmal die alte Ba 
ronesse zu einem lauten Lachen. Schließlich über 
mittelte er die Einladung aus Tvamin. 
Baronesse Ulrike war unschlüssig. 
„Weiteren Verkehr wollte ich nicht. Ich bin zu 
stolz, mich einladen zu lassen, solange ich niemanden 
nach Karschvw bitten kann", sagte sie. 
„Nein, Baronesse, es kommen nur die Gütfchower. 
Es ist der Wunsch meiner Schwester, Sie mit unse 
ren Freunden und baldigen Verwandten bekannt zu 
machen. Die jungen Damen könnten dann manchmal 
zusammen sein." 
Anne-Marie zuckte zurück. Das Schwerste auch 
noch? 
Doch einmal mußte es sein, je eher, desto besser. 
„Ich würde mich sehr freuen, die Herrschaften ken 
nen zu lernen", sagte sie ruhig. 
Ulrike sah zweifelnd in das schöne Gesicht Anne- 
Maries. Dann sagte sie: 
„Wir nehmen mit Dank an. Herr von Trarnin. 
Natürlich in der Voraussetzung, daß Ihre lieben 
Freunde orientiert sind." 
Noch ein Mertelstündchen blieb Tramin, dann be 
stieg er draußen im Hofe wieder sein Pferd. Er saß 
etwas unsicher oben rind Ritschat dachte: 
„Nanu?" 
Tramin machte unterwegs ein Nickerchen. Das 
schadete nichts, denn Hans sand seinen Weg nach 
Tramin allein. Um diese Zeit erhielt er seine Hafer 
mahlzeit und da war fünf gegen null zu wetten, baß 
er beizeiten daheim war. 
18. Kapitel. 
Wielder war cs Herbst Im Garten von Tramin 
blühten die Dahlien in bunter Schönheit. 
Erntefest auf Tramin! 
Die Nachbarn und Freunde waren geladen. Drü 
ben in der großen Scheune vergnügte sich die Die 
nerschaft und das Personal aus den Wirtschaftsge 
bäuden. Die Herrschaften waren ein Stündchen mit 
anwesend, dann überließen sie die Leute ihrem Ver 
gnügen. 
Lisabeth Gütschows illugen ruhten prüfend auf 
Anne-Marie Warburgs schönem Gesicht. Daß in die 
sen prüfenden Blick sich sogar etwas wie Feindschaft 
mischte, wußte Lisabeth nicht. 
Kurt Briefen, der einzige Sohn des bekannten 
Berliner Großindustriellen, der bei seinen Ver 
wandten zu Besuch weilte und von ihnen mit zum 
Traminer Erirtefest geschleppt worden war, mühte 
sich auffällig um Aune-Marie. Er war ein hübscher, 
schlanker Mensch und hinter; ihm standen der Reich 
tum und der bekannte Name seines Vaters. 
Anne-Maries Herz zuckte schmerzhaft. Da wäre 
der Ausweg gewesen, um der fast unerträglichen 
Qual zu entgehen, Dieß von Wenkendorf so oft se 
hen zu müssen. 
Fort von hier, nach Berlin zurück! 
Sie iah in das hübsche, leichtlebige Gesicht neben 
sich, sah ein ganz kleines Siegerlächeln und ihr In 
neres sprach ein entschiedenes Nein. 
Warum sollte sie feige entfliehen? War sie wirk 
lich die Tochter des alten Haudegens Warburg? Seit 
wann waren überhaupt die Warburgs jemals vor 
einer Gefahr geflohen? 
Sic richtete sich hoch auf. Den Kopf warf sie mit 
einer stolzen Bewegung zurück und die feinen Na 
senflügel zitterten leicht. 
„Alle Wetter", dachte Kurt Briesen, „verteufelt 
viel Rasse hat sie. Das wäre wirklich eine Frau für 
mich." 
lind er verstrickte Anne-Marie in ein angeregtes 
Geplauder. 
Wenkendorfs Augen brannten auf Anne-Maries 
Gesicht. Sein Inneres ivar in wildem Aufruhr. Hin» 
gehen, Anne-Marie an sich reißen, sich nicht küm 
mern um das, was dazu die Welt meinen würde. 
Die Welt! 
Dieß lächelte verächtlich. Was ging ihn die Mei 
nung der Welt an. 
Doch Lisabeth? 
Ein Stöhnen kam aus seiner Brust. 
Lisabeth blickte verwundert in sein erregtes Ge 
sicht, folgte dem Blick seiner Augen, und da wusste 
sie auf einmal, daß ja nicht nur ihr Geheimnis zwi 
schen Dieß und ihr stand, sondern noch etwas ande 
res, das gleich schwerwiegend war. Sie fand ihren 
-Verdacht bestätigt, den Verdacht, daß etwas zwischen 
Anne-Marie und Dieß bestand. 
So also konnte Dieß einen Menschen ansehen. 
So! Mit dieser schmerzhaften Leidenschaft im Blick. 
Und dieser Blick hatte nicht ihr, seiner Braut, ge 
golten, sondern dem schlanken Mädchen dort drü 
ben, das mit den seltsamen, schönen Augen alle Men' 
scheu sich zu Sklaven machte. 
Auch ihn, Dieß, den sie niemals einer lodernden 
Leidenschaft für fähig gehalten, sondern nur einer 
stillen, achtungsvollen Liebe. 
Seehund täglich eine Nahrung seines eigenen 
Körpergewichts verbraucht, so sehen die Wat- 
tenfischcr dieser Zunahme nicht mit besonderer 
Freude entgegen. 
^Am 8. Juni begeht der Landmann Hinrich 
Siebken in Lohklindt in seltener Rüstigkeit 
seinen 79. Geburtstag. 
Nachtfröste im 3mu. 
Durch die seit einigen Tagen herrschenden 
kalten Nordwinde sind die Temperaturen ganz 
erheblich zurückgegangen. Trotz Sonnenschein 
am Sonntag stieg die Temperatur nicht über 
15 Grad. Auf dem Landgebiet, so vor allem in 
den Vierlanden und bei Winsen, traten Nacht 
fröste bezw. Bodenfröste ein, und zwar in der 
Nacht vom Sonnabend zum Sonntag bis zu 
3 Grad und in der Nacht vom Sonntag zum 
Montag bis zu 1,5 Grad unter Null, die den 
Erdbeerkulturen und Frühkartoffeln usw. er 
heblichen Schaden zufügten. 
„Für ein neues Geschlecht". 
Zeltfcrienlager 1932. 
„Ferienlager Nordstrand!" das ist für viele 
Kieler Jungen und Mädchen und darüber hin 
aus für unser Jungvolk in der ganzen Pro 
vinz ein deutlicher Begriff, ein begehrenswer 
tes Ziel! Seit einigen Jahren bereits veran 
staltet das Evangelische Jugendpfarramt Kiel 
unter Leitung von Jugenüpastor Wester Feri 
enlager sowohl für Jungen wie für Mädchen. 
Die Lager dieses Jahres stehen unter der 
Parole „Für ein neues Geschlecht" und neh 
men damit das diesjährige Arbeitsziel der 
evangelischen Elternbünde des Reiches ans. 
Drei Zeltlager werden in diesem Jahre an. 
gekündigt: 1 Lager für Knaben vom 18. Juli 
bis 3. August auf Nordstrand,' 2 Lager für 
Mädchen, und zwar das erste vom 1.—17. Juli 
auf Nordstrand, das zweite vom 4—18. August 
am Bistcnsee bei Rendsburg. Mit diesem 
zweiten Lager verbunden ist dann noch eine 
besondere Freizeit für Schülerinnen im Alter 
vom 15.—18. Lebensjahr, die nicht in Zelten, 
sondern im Landheim Bistensee durchgeführt 
wird. Diese Schülerinnenfreizeit steht unter 
der Losung: „Der Frauen Würde ist des Vol 
kes Kraft". 
Die Teilnahmebedingungen: Tie Alters 
grenze für die Aufnahme in das Zeltlager ist 
bei Jnngens das vollendete 9. und 15. Lebens 
jahr, bei Mädchen das vollendete 8. und 14. 
Lebensjahr. Tie Teilnehmergebühr betrügt für 
Nordstrand 25 NM., für Bistensee 24 RM. und 
deckt die Unkosten für Verpflegung, Unfallver 
sicherung und Reise. Bei der Berechnung des 
Reisegeldes liegt die Strecke Kiel—Husum, 
bezw. Kiel—Bistensee zugrunde. Bei weiterer 
oder kürzerer Fahrt ändert sich die Teilneh 
mergebühr dementsprechend. Nähere Auskunft 
erteilt das Evangelische Jugcndpfarramt in 
Kiel. Eiirc Werbeschrift, die dort zur Verfü 
gung gestellt rvird, gibt über alles weitere aus 
reichend Aufschluß. 
^dh^ra® lite 2!cîlìri& 
föon nach einmaligem Putzen mit der herrlich erfrischend schmeckenden 
„Y.hlorodont-Zahnpaste", schreibt uns ein Rancher. Tube so Di. 
und 80 Pf. Beisuch überzeugt. 
Und nun hatte dieser einzige Blick ihr verraten 
was in ihm wohnte. 
Lisabeth war immerhin gerecht genug, der Baro> 
nesse nicht Koketterie zum Vorwurf zu machen. Doch 
der Haß auf das schlanke, rotblonde Mädchen wuchs, 
wenn vorläufig auch noch ungewollt, immer höher 
und höher in ihr empor. 
Jetzt hatte also auch der bisher sehr zurückhaltende 
junge Berliner Großindustrielle Feuer gefangen. Er, 
-der es bisher ziemlich deutlich hatte merken lassen, 
daß er hier nichts für seinen verwöhnten Geschmack 
fand. 
Bis er Anne-Marie Warburg sah! 
Warum also hätte Dietz nicht auch dasselbe emp 
finden sollen? 
Und wenn ihr, Lisabeth, jetzt nicht das Glück unter 
den Händen zerbrach, wenn Dieß Wenkendorfs 
ehrenwerter Charakter siegte, dann würde es eben 
spater zerschellen, später, wenn Dietz die Wahrheit 
erfuhr. 
Als man später tanzte, da mußte Dietz Wenken 
dorf, um es nicht zu ausfällig zu machen, auch mit 
Anne-Marie Warburg tanzen. Er gestand es sich 
offen ein: Nach diesem Moment hotte er sich in all 
den vergangenen Stunden gesehnt. 
Anne-Maries Lippen zitterten leicht. 
Er sah es und mit einem Anflug von Trotz und 
schnierzhaftem Zorn legte er den Arm fester um sic. 
Ein tiefer Atemzug hob seine Brust. 
Jetzt hielt er sein wahres Glück im Arm, das 
fühlte er und sein pochendes Blut forderte ein un 
verbrüchliches Recht. 
Still und fremd ruhten Anne-Maries 2Iugen auf 
seinem Gesicht. 
„Ich bin ihr nichts", dachte er verzweifelt, „es 
Hütte ja keinen Zweck, Lisabeth wehe zu tun." 
Er brachte es fertig, ein paar oberflächliche Worte 
mit ihr zu sprechen. 
Kurt Briefen beobachtete das Paar scharf. 
Der gewiegte Kenner schöner Frauen, kleiner In. 
trigen und der Liebe witterte da irgend etwas zwi 
schen dem hochgewachsenen Manne mit dcvc ernsten, 
schmalen Gesicht und dem liebreizenden Mädel, das 
er selbst begehrte. Immer heißer begehrte, je länger 
er in ihrer Nähe war. Das er sogar heiraten wollte. 
Jawohl, heiraten. 
Mochten sie in Berlin über ihn denken, was sie 
Luft hatten, über ihn, der bis jetzt über die Ehe 
gespöttelt und gelacht hatte. Was kümmerte es ihn, 
daß ihm seine Tante vorhin warnend zugeflüstert: 
(Fortsetzung folgt-)
	        
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