Full text: Newspaper volume (1932, Bd. 2)

ihre« 
ierlilş 
twa w 
zuruck- 
Nach 4 
e via" 
Zauer" 
eit,a 
r über 
ernew 
a, kur) 
ei«e>" 
to«« 
i>er belagerte Kongreß. 
Washington, 6. Juni. Aus allen Staaten 
der Anmarsch weiterer Kriogsteilnehmer- 
^^Pen auf Washington gemeldet. Am Dienstag 
elEu die Kriegsteilnehmer in Washington eine 
suhenve rs ammlnng veranstalten. Die Polizei er- 
Şķeļchgewlchî Zer Geschlechter 
WieZechergesiM. 
Beffere Heiratsaussichten — wenn die Wirtschafts 
misere nicht wäre. 
' : sen, daß die beiden Parteien gezwungen sind, auf 
den bevorstehenden Rational-kon-venten, auf denen 
die Präside n t-schaftskandidaten gewählt werden, die 
Widerruf-Klausel oder wenigstens einen Dolksab- 
stimurungsplan in ihr Programnl aufzunehmen. 
ZriefWen der ZLZslüon. 
klart. 
*, dag weitere llnterkunftsräume nicht ver- 
seien. Dagegen sind den Kriegsteilnehmern 
is.uu>ageu zum Abtransport zur Verfügung ge- 
Itellt 
worden. Von den Führern der Bewegung 
» ch erklärt, daß die amerikanische Regierung die 
. "îegsteitķhmer in den Jahren 1917-18 unter- 
>."en habet Das gleiche könne sie auch jetzt tun. 
tc Kriegsteilnehmer beabsichtigen, die ÄSstim- 
Mng des Kongresses über die Kriegsprämie, die 
ļ. f 13. Juni stattfinden soll, abzuwarten. Allem 
, uchein nach ist kommunistischer Einfluß im Wach- 
à Das Heeresnunisterium hat Sicherheitsmaß- 
Ņen getroffen. 
Kongreß sowohl als auch Hoover sollen 
"schlossen sein, die für die Vollauszahlung 
J, öie Veteranen benötigten zwei Milliarden, 
eine Aîasse Geld, nicht zu bewilligen, er- 
ņs weil keine Mittel dazu vorhanden seien, 
zweitens weil durch die Auszahlung eine 
^dzelne Schicht des Volkes bevorzugt würde. 
Amerikanische Zeitungen rechnen mit der 
^nützlichen Ansammlung von nahezu 100 000 
"nronstrantcn in Washington. 
^ „ILflMgnS'Myàà" m Chil§. 
Chef der neuen chilenischen Regierung, Dr. 
î.^ila, wies Gerüchte und Behauptungen über 
beschlagnahme ausländischen Eigentums z-u- 
Tr arklärte, daß kein Privateigentum an-ge- 
werde. Alle Verträge würden erfüllt wie 
^"her. Die ausländische Schuldenfrage bleibe un- 
s?nndert. Die neue chilenische Regierung stelle 
Derlei Form einer Sowjetregierung dar. Chile 
sich jedoch unter dem kapitalistischen System 
von der Deflation erholen und müsse daher 
Z-' System eines „progressiven Staatssozialis- 
zur Anwendung bringen, 
ê« chilenische Regierung hat beschlossen, Sow- 
^ußland anzuerkennen und die diplomatischen 
^zkehungen zu ihm aufzunehmen. 
JJX* Junta hat ein Moratorium erlaffen, alle 
/keuschen Banken bleiben bis zum Donnerstag 
schloffen. 
Angeblich ist es der vorläufigen Regierung ge- 
I^Ten, einer gegenrevolutionären Bewegung Herr 
^werden. Ansammlungen vor den Regierungs- 
Räuden von Valparaiso konnten ohne Waffen- 
ķwalt zerstreut werden. 
Jfrts einer weiteren Nachricht geht hervor, daß 
Rtzhile der Sitz der Ģege-nr'ê-o-àtlion ist. Die in 
Conception und Taloahuano liegenden Armee- 
Marinatruppen sollen sich der Gegenrevolution 
'"«geschlossen haben. 
> ì>ļe neue Regierung hat den Kongreß aufgelöst, 
vjer, wie es in der Begründung heißt, nicht mehr 
Volkswillen entspreche. Weiter hat die Re 
gung die Freilassung der früher als Rebellen 
^hafteten Matrosen verfügt. 
amerikanische Senat hat eine zehnprozentige 
v u 1 Sung aller Beamtengehälter über 1000 
^aar beschlossen. Die Eesamtersparnis dieser 
Zunahme beträgt 117 Millionen Dollar. 
Wie das Preußische Statistische Laàsamt mit 
teilt, befanden sich 1930 unter 100 Lebendgebore- 
nen 48,83 Aîädchen. In Deutschland wurden stets 
mehr Knaben als Mädchen geboren. Durch die 
größere Knabensterblichkeit der allerjllngsten Le 
bensjahre wurde aber der Unterschied ausgeglichen, 
und beide Geschlechter waren ungefähr bis zum 
40. Lebensjahre gleich stark in der Bevölkerung 
vertreten. Dann begann die frühere Sterblichkeit 
des männlichen Geschlechts ihre Wirkung auszu 
üben, so daß die höheren Altersklaffen einen stei 
genden Frauenüberschuß hatten. 
Die Kriegsjahre brachten jedoch eine starke Ab 
weichung von dieser Regel. Die Klasse, die 1917 im 
19. Lebensjahre stand, hat heute -als erste (jüngste) 
einen Männ-erm-ang-el (öl,61 Frauen auf 100 
Lebende insgesamt). Diese Altersklasse ist jetzt 
31 Bis 32 Jahre alt. Der Männermangel erreicht 
seine höchste Zi-ffer bei den jetzt 36- bis 37jährigen 
(55,92 Frauen auf 100 Lebende insgesamt). Von 
da ab sinkt d-ie Ziffer, und bei den 47- bis 48jäh- 
rigen ist der Anteilsatz beider Geschlechter dem 
Satz der Vorkriegszeit wieder gleich. In den höhe 
ren Altersklassen ist zur Zeit der Frauenüberschuß 
geringer als 1910, trotzdem er auch jetzt noch be 
steht. Interessanter u-nd wesentlicher ist, daß das 
Gleichgewicht beider Geschlechter jetzt wieder bis 
zum 30. Lebnsjahre vorhanden ist und mit jedem 
neuen Kalenderjahr um einen Altersjahrgang er 
weitert wird. Für das Haupthciratsalter ist also 
(selbst wenn man einen Altersunterschied von eini 
gen Jahren zwischen beiden Geschlechtern als nor 
mal annimmt) der durch die Kriegs zeit her 
vorgerufene Männermangel bereits überwunden. 
Rur die wirtschaftlichen àrhältnîsfe dürften der 
Eheschließung hindernd im Wege stehen. 
In wenigen Zeilen 
Bei einem Führerapell in Bremen betonte 
S e l ö t e die Bereitschaft des Stahlhelms zur 
Zusammenarbeit mit allen nationalen Kräf 
ten, auch mit der NSDAP. Die deutsche Ge 
schichte stehe, sagte er, an einem Wendepunkt. 
Im englischen Unterhause wurde die bemer 
kenswerte Mitteilung über einen Staas- 
besuch in Irlands Ha u ptstaü t Dub 
lin gemacht, welcher der Beseitigung von 
Schwierigkeiten für die britische Weltreichs 
konferenz gilt. De Valera hat bereits einen 
Gegenbesuch in London angekündigt. 
L. in D. Vor einer Umrechnung des Ergebnisses 
dor preußischen LandtagMvahlen auf den Ausgang 
der Rsichspräsidentenwrhl (2. Wahlgang) im gan 
zen Reich ergeben sich 15,5 Millionen Stiminen 
für dis Rechtsopposition (Nationalsozialisten und 
Deutschnatimmle). Das wären etwa 42 Prozent 
der abgegebenen Stimmen. Die Frage ist nun die, 
ob die beiden Parteien bei den kommenden 
R-eichstagswahlen die an der absoluten Mehrheit 
noch fehlenden 8 bis 9 Prozent (gut 3 Millionen 
Stimmen) hinzugewinnen werden. Wären die 
norddeutschen Länderwahlen (Oldenburg und 
Mecklenburg) maßgebend, dann wäre daran nicht 
zu zweifeln. Süd- und Westdeutschland dürften 
bei den Reichstagswahlen stark ins Gewicht fal 
len. Bei den preußischen Landtagswahlen am 
24. April d. I. hat die Rechtsopposition 42,4 Proz. 
der abgegebenen Stimnren aufgebracht (National 
sozialisten 36,3, Deutschnationale 6,1). 
In der rumänischen Regierungs 
krise blieb nur mehr der Weg einer Regie 
rungsbildung durch den siebenbürgischen Na- 
tionalzaranisten Vajda Vojvod übrig, weil die 
anderen Parteien versagten. Das nationalza- 
ranistische Kabinett ist noch nicht vollständig. 
Wegen Teilnahme an dem kommunistischen 
Ncberfall auf Nationalsozialisten am Her 
re n graben in Hamburg standen gestern 
vor dem Hamburger Schnellgericht der 25jäh- 
rige in Wilster geborene Heizer Stockfleth und 
der 35jährige Schlosser Michaelis. Beide muß 
ten mangels Beweises freigesprochen werden. 
Der Staatsanwalt hatte gegen Stockfleth 18 
Monate Gefängnis beantragt. 
ptftitfls WrîŞàdîļlîg. 
Der frühere Bundesführer -des Reichsbanners, 
Hörsing, der aus der SPD. ausgeschlossen worden 
ist, ha-t, wie aus Magdeburg verlautet, die Grün 
dung der „Sozialropublikani-schen Partei Deutsch 
lands" vorgenommen. Als Ziel wird angegeben: 
Republikanische Konzentration, Arbeitsbeschaffung 
u-nd Wirtschaftsbeleb un-g. Führer der Partei ist 
Hörsing, außer ihm gehört dem Vorstände noch an 
der Reichsjugendführer des Reichsbanners, Arthur 
Pape. 
Der mit Hörsing mitmachende Schatzmeister des 
Reichsbanners, Waldemar Schulz, Pape und Paul 
Crohn wurden vom Bezirksverband Magdeburg 
aus der SPD. ausgeschlossen. 
AàsMer gseifï ein. 
Beffere Aussichten für die „Raffen"? 
T-U. Newyork, 7. Juni. (Eig. Funkmeldung.) 
John Rockefeller jun. fordert dis Aushebung des 
Prohibitionsgesetzs. Den einzelnen Bundesstaaten 
soll in dieser Frage die Selbstbestimmung über 
lassen werden. Die Erklärung hat Aussehen erregt 
und ist um so bemerkenswerter, als Rockefeller 
jahrzehntelang ausgesprochen „trocken" gewesen ist. 
Durch seine Erklärung sind die Aussichten gewach- 
Dänemarks Ministerpräsident Stauning 
drohte in einer Rede in Kopenhagen mit N e u- 
wählen für den Fall, daß die Opposition, 
Venstre und Konservative, die Kriscnhilfs- 
maßnahmcn der Regierung im Parlament zum 
Scheitern bringen wollten. 
In einer Mahraun-Dersammlung in B r e me n 
kam es zu einer Schlägerei mit Nationalsozialisten. 
Die Gegner schlugen mit Stuhlbeinen aufeinander 
ein. Polizei räumte den Saal. 
Während der Wahlzeit hatte, wie aus Regens 
burg berichtet witt), sin Landwirt alle politischen 
Versammlungen besucht. Er wnrd-e durch die v i e- 
l -e n P a r t e i e n so verwirrt, daß er in eine Heil 
anstalt gebracht werden mußte, wo er jetzt gestorben 
ist. 
Wetterbericht des Oefsentlichen Wetterdienstes. 
Hamburg, 6. Juni. Der Nachschub der arktischen 
Kaltluftmassen, welche in ganz Nordüeutschland 
sehr niedrige Temperaturen hervorrufen, hat jetzt 
schon ziemlich nachgelassen. Ueber dem Norömcer 
und über Schottland ist eine etwas wärmere west 
liche Strömung vorhanden. Die hier auf Nor 
wegen zuströmenden atlantischen Lustmassen wer 
den sich auch bald bei uns bemerkbar machen und 
einen leichten Temperaturanstieg bringen. Da aber 
gleichzeitig an dem Nordosthang des groben Hoch 
druckgebietes über dem Ozean ein Tiefdruckgebiet 
von Norden her entlang zieht, wird die Witterung 
unfreundlicher als bisher werden. 
NàrderM. 
Wettervoraussage für den 8. Juni. 
Für das mittlere Novddeutschland: wieder etwas 
wärmer, teils heiter, teils wolkig, trocken, schwache 
bis mäßige westliche Winde. Für das übrige Deutsch, 
land: überall langsame Wiedererwärmung. nir 
gends mehr nennenswerte Niederschläge und viel 
fach heiter. 
Verlag u. Druck: Heinrich Möller Söhne 
Rendsburg. 
Ehesredaktiou u. Verlagsleitung: F e r d. Möller. 
Verantwortlich für Leitartikel: Ferd. Möller. 
Politik: Aböls Gregors, für den allgemei 
nen Teil und Feuilleton: Herbert P u h l - 
mann. für den wirtschaftlichen Teil: T r. I o h. 
Gosch, stir den provinziellen und örtlichen Teil: 
K a r l M ü l l e r alle in Rendsburg. — Ber 
liner Sch ristleit nng: Berlin-Charlotten 
burg 9. Gotha-Allee 19. Fernsprecher I 8 
Heerstrabe 9339. 
MUT ŞZ§ ķķM. / Kî,» H«ķļ Roķhàrrg. 
’ (Nachdruck verboten.) 
ko^hnsucht? Wo er in vierzehn Tagen für immer 
Hause kommt? Meinetwegen. Ich werde jetzt 
W nQ á> Karschow hinüber reiten. Aus dem verkauf- 
yP Hcllz fällt ein hübsches Sümmchen für die Da- 
" ob." 
^rcru von Wenkendorf war froh, -daß er abgelenkt 
'Und so sagte sie freundlich: 
àrl. Jetzt ist ja viel faule Zeit. Kümmere 
ŗ[ ^chig um die armen Hafcherl." 
spitzte die Lippen. 
ïo* fefime, die Kleine ist ein liebes Ding. Reiten 
^ er ^àfel. Sie hat keine Ahnung, baß 
^ne ein Geschenk von mir ist. Sie denkt, die 
i>'e ^ vorigen Jahr hat's mit abgeworfen. Ul- 
àņ,^^vbvrg sagte mir neulich, die Kleine sitzt den 
Tag auf dem Pferde. Während des Llbhol- 
^t; Eichwaldes war sie den ganzen Tag mit 
"en. Schneid hat die. Wann lädst du -die Damen 
^ns wieder ein?" 
DOn Wenkendorf dachte an ein verbittertes, 
»stzģŞb 2lltfranengesicht, hörte die Worte: 
»W t komme wegen -der Kleinen da; sie soll nicht 
wie ich." 
° von Wenkendorf fühlte ein paar weiche 
hörte die warme, klare Mädchenstimme: 
Tņ" hnd so gut, ich habe Sie lieb." 
,^.Ļächeln sànd plötzlich in ihrem Gesicht. 
4 öie Damen zu morgen nachmittag, Karl. 
dann gleich nach Gütschow hinüberfchicken. 
% ŗ ) und Anne-Marie Warburg müssen sich ken- 
^Are 
k-nZ^^en. Eg wäre so gut für Lisabeth, die braucht 
- 1 Ion ■ 
Pnigen Menschen um sich." 
5 6 " m Pfiff vor sich hin. Dann meinte er: 
, » sie 
% C ļ ! o l , lchon Gefallen aneinander finden. Ich gehe 
"lit _ "kit und werde deinen Austraa fiir mo-rnen 
nur erst eininal zusammenkommen. Sie 
lit und werde deinen Lluftrag für morgen 
^U2rîş,ş,,„ „ 
Öt>n Wenkendorf sah ihm lange nach. 
ich doch ergründen könnte, was diese 
, ^ut Lisabeths zu bedeàn hat." 
diesen Umständen ist ein Glück unmöglich. 
ì' c ' und die Angst um Dieß kroch wieder hoch 
Es war gut, daß für die näch-sten Stunden reichlich 
Arbeit auf sie wartete. 
Sie nahm ihr Wirtschaftsbuch und -ging -die Treppe 
hinunter. — 
Unterdessen trabte Tramin gemütlich nach Kar- 
schow. Die Wege waren aufgeweicht und manchmal 
gab es tiefe Löcher. Das Pferd wieherte und schüt 
telte unwillig den Kopf. 
„8la, na, Alter, so schlimm ist es noch nicht wie da 
mals, als wir nach dem Wolkenbruch bis zu den 
Knien im Schlamm waten mußten", sagte Tramin 
und klopfte dem Pferde den glänzenden Hals. 
Auf einmal strengte er seine Llugen ganz gewal 
tig an. Dort drüben ritt eine schlanke Gestalt. Im 
englischen Trabe hielt die Reiterin aus die breite 
à-ndstr-aste zu. 
„Ich lasse mich hängen, d-as ist doch..." knurrte 
Tramin und ritt schneller. 
Llls er annehmen konnte, daß sie ihn hörte, jodelte 
er ein a-b-scheuliches „Holdrio". 
Sie warf das Pferd herum und als sie ihn er 
kannte, schwenkte sie den Hut. 
Llm Walde trafen sie zusammen. 
Die Sonne brach jetzt durch die Wolken unid im 
feuchten Grase am Waldrande hoben Primeln und 
Anemonen erfreut die Köpfchen. Ein Reh stand am 
Dickicht und äugte furchtsam herüber, um beim Ra 
hen der Reiter mit weithin glänzendem Spiegel im 
Walde zu verschwinden. 
Onkel Tramin fühlte sich ungeheuer vergnügt auf 
gelegt. 
„Ein Glückspilz bin ich doch, Daronefferl. Darf ich 
alter Kerl zum frühen Morgen mit einer Elfe durch 
den Wald reiten. Tja, so was macht Spaß." 
Llnne-Marie Warburg lach.te herzlich. Sie reichte 
ihm die kleine Hand im groben Wollhandschuh. Tol 
patschig drückte er einen Kciß darauf. 
„Run wollen wir einmal alles gefellschafM-che 
Getue beiseite lassen", meinte Anne-Marie, „wir 
wollen lieber besprechen, was wir mit dem Riesen- 
fekde am Walde drüben machen. Es i-st doch eine 
Schande, -daß es so brach liegt." 
Der Traminer s-ah ihr bewundernd in die blitzen 
den Augen. Dann kratzte er sich hinter dem Ohr, wo- 
bei sein altes Jagdhütchen ganz in die Stirn rutschte 
und dort saß wie ein verunglückter Pfannkuchen auf 
einer zu breit aufgegangenen Dutterwecke. Mit 
einem energischen Ruck schob Tvamin den Hut wieder 
auf den Hinterkopf und sagte dann langsam: 
„Tja, man müßte Zuckerrüben säen, die gedeihen 
dort. Aber Daroneßchen, dazu gehören eben wieder 
viele Hände. Ra, zwei Mägde und ein Knecht, dazu 
langt es am Ende doch auf Karschow? Wollen es 
mal überlegen. Und dann könnten die Aecker mehr 
abwerfen. 
Ra, wir werden ja sehen. Wenn mein Reffe erst 
da ist, ha-be ich viel Zeit. 
Dann werden wir Karschow ordentlich unter die 
Lupe nehmen, und wahrhaftig, es soll kein Eckchen 
mehr geben, wo nicht was herausgeholt wird." 
Anne-Marie Warburg schloß einen Moment die 
Augen. 
Dieß Wenkendorf! 
Was sollte werden, wenn er erst für immer hier 
war? Was nur? Sie konnte doch nicht immer vor ihm 
fliehen, sondern sie würden sich sehen, sehr oft sogar. 
Und sie mußte ihr Herz ganz fest in beide Hände 
nehmen und dem stürmischen Drängen halt gebieten. 
Sie dachte an ein paar Zeilen, die ihr Vater kurz 
vor seinem Tode an sie geschrieben. 
„Laß es kommen, wie es will, Mädel, je dicker die 
ses Erdenmuß, desto tapferer hindurch. Daß Du mir 
ja nicht mal mit hängendem Kopfe durchs Leben 
gehst, das sage ich Dir, ich würde mich Deiner im 
Grabe schämen. Vertraue auf unseren alten Gott, 
beiß die Zähne zusaminen und hau Dich durch im 
Leben, -dann kannst Du einmal von Dir behaupten: 
Ich habe deutsch gelebt. Schade, daß Du kein Junge 
bist, ich hätte Dich auf eine Form geklopft, -daß der 
alle Fritze seine Freude an Dir gehabt hätte, wenn 
Du ihm im Himmel vorgestellt worden wärst. Also, 
Mädel, Kopf hoch, Zähne zusammen, hindurch. Gott 
befohlen. Vater." 
Llnne-Marie Warburg lenkte -das Pferd ganz dicht 
an dasjenige Tramins. 
„Ich danke Ihnen herzlich, Herr von Tra-min. Hel 
fen Sie mir bitte weiter, ich will arbeiten, -damit wir 
-das alte Karschow halten können." 
„Die verflixten Mücken." 
Der Traminer wischte sich in den Augenwinkeln 
herum und gebrauchte dann mit lautem Geräusch 
sein riesiges, b-untfeidenes Taschentuch. Er wußte. 
was für eine faule Ausrede er gebraucht hatte, denn 
nicht eines der lieben Infektchen war zu sehen. 
Aufgeregt zeigt er plötzlich an die Steinwand, aus 
der heraus junge Tannenbäume strebten. 
Ein rotbrauner Geselle mit einem Schwanz, daß 
der Traminer beinahe einen Ohnmachtsanfall bekam, 
schnürte über den Weg. 
Der alte Herr griff in die Zügel der beiden 
Pferde. 
„S-st!" 
Atemlos beobachtete er die Fährte des Fuchses. 
Sie hielten noch eine ganze Weile, dann meinte 
Tramin: 
„Sehen Sie, Baronessel, Ihre Gegenwart bring: 
mir Glück. Den alten Strauchdieb werde ich mir kau- 
fen. Ich weiß jetzt feine Villa." 
Anne-Alarie lächelte schelmisch. 
Beleidigt fragte Tramin: 
„Achchen, Sie denken, ich treffe nischt? He, he, Sie 
würden staunen, wenn Sie wüßten, was fiir ein 
guter Schütze ich bin." 
„Aber Herr von Tramin, ich müßte Sie dann in 
Königsberg als Wilddieb abliefern, wir sind nämlich 
hier auf Karschower Voden." 
Tramin brüllte vor Lachen, daß ein Schwann 
Krähen mit empörtem Gekreisch davonflog. 
Zwischen Prusten und Lachen stieß er hervor: 
„Glänzend, einzig. Sie sind ja die geborene Guts- 
frau. Rein, so was. Stimmt ja. Llber schade ist es 
doch. Ich hätte dem alten Kerl zu gern das Hand 
werk gelegt." 
Anne-Marie sagte harmlos: 
„Ich bin leider gar kein sicherer Schüße. Es wäre 
schade, wenn -ich ein Loch in die Luft knallte und 
Meister Reineke zöge auf Gütschower Boden hin 
über." 
Tramin sah ans, als kämpfe er mit einem Schlag 
anfall. 
Seinem Freunde Gütschow diese Jagdbeute? 
Er sah dessen teuflisches Grinsen jetzt schon. Be 
schwörend hob er die Hände. 
(Fortsetzung folgt-) 
Hcig: 
ktràt ohne §àêten — 
unschädlicher Şemch»
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.