12Z. Jahrgang.
Schleswîg-kolslsînîschs LanÄeszsîlung
125. Jahrgang.
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Kr. 113
îiensfoî, 17. Mai
ļ 1832
bi« Welt «ach Vsingstrn.
SmfMsM« am Japan.
Ministerpräsident ermordet. — Şne Mientsisserie in Tokio.
Mit einem Widerschein der in der pfingstlichen
j-Jctttut erlebten stillen und tiefen Freuden in Auge
Herz sind die Menschen nach dem Fest
ihre Arbeit zurückgekehrt — soweit der deutsche
ķEnşch noch Arbeit hat. Gottes grünende und Mit»
;Wtbc Schöpfung, die Wunder, die sich tausendfältig
^ der Landschaft entfalten, senkten auf Stunden die
-stade des Friedens ins Herz. Aber nun stehen wir
svieder am Werk utrd im Kampf. Denn unsere Zeit
Ģ allerwege angefüllt mit Kampf, doch auch mit der
^ot, brennenden Sehnsucht, daß cs mit vcrcin-
N Kräften doch wieder aus dem steinigen Tal
HUtscher Enttäuschungen und deutscher Not bergan
möge.
Vorläufig stecken wir inner- und außen
politisch noch in einem Strudel von Schwierig-
Ob sich der Rücktritt des Reichswehrministers
Ģwener im inneren Zusammenhang mit der Ent
wicklung in Preußen zu einer durchgreifenden Um-
"ì'ldung des Reichskabinetts bzw. einem Kurswechs
el auswachfen wird, müssen 'die nächsten Wochen
schert. Festzustehen scheint vorläufig, daß Brü
ning entschlossen ist, unter Beibehaltung, von
ì^Heramt und Außenministerpostcn irrt Juni nach
Susanne zu gehen, um dort den Endkampf in
Tributfrage womöglich zu bestehen. Der Kampf
glicht leicht sein, wie sich auch aus neuesten
Törichten ergibt. In London glaubt man an fran-
^îìsche Dertagungsabstchten. Unsere Aufgabe wird
^ statt dessen sein müssen, die E n d r e g e l u n g.
Î* 6 die Welt belastenden Angelegenheit herbeizu-
Ķen. Atlf Grund der in den angelsächsischen Län-
^ und in Italien erwachsenen Erkenntnisse sollte
? Q tt eigentlich annehmen, daß man uns von dort-
** unterstütze.
j.'im Rahmen des politischen Weltbildes nach
Mussten fallen besonders die sensationellen
Meldungen aus Japans Hauptstadt
ìs^ki o auf, wo die Ermordung des Ministerpräsi-
^stten Jnukai und weitere Anschläge auf die tiefft-
»chenden Meinungsverschiedenheiten in der Kriegs-
China gegenüber schließen lassen. Japan bc-
!chdet sich denn doch mehr, als maticher geglaubt,
"l.
feit
^wem Gürungszustand, und die Folgen der neue-
Ereignifse sind im einzelnen noch nicht abzu-
«ii.
Unglück steht niemals still, und so tru-
ļ " stch leider auch an den Pfingsttagen große Ra -
J 1 * ï c t o ft t o p h en in Westdeutschland und son-
Ungemach zu, worüber an anderer Stelle des
^stes berichtet wird.
Die BegeSesheites in Tnkis.
Pfingstsonntag wurden in Tokio eine
schr - aufsehenerregender revolutionärer An-
„j."ge verübt, denen n. a. der japanische Mi-
Ci ^Präsident Jnukai zum Opscr gefalle» ist.
>^ kben Revolutionäre in Marine- und Ar-
N>şiņiformen drangen in die Wohnung des
x, ņisterpräsidcntcn ein und feuerten mch-
tz, E Schüsse auf ihn ab. Jnukai wurde schwer
st^^undet. Man brachte den 76jährigcn Mini-
ķipî'ŗäsidcnteņ ins Krankenhaus, wo er trotz
jļ t ct Blutübertragung am Montag gestorben
jp.^klchzeitig mit dem Anschlag auf Jnukai
»Us Zuschläge aus die Bank von Japan,
|i”'f Polizeizentralc, auf die Zentrale der
^ üulaipartei, deren Präsident Jnukai mar,
»,/ "ìe Mitsu-Bishi-Bank und auf die Woh-
tztz dcs^ Außenministers Joshisawa, des
ft^^^als Suzyki, des Obcrstzercmonicnmci-
' ^aron Hagashi, und des Großsicgclver-
h c 5 0cs) dem Anschlag auf den Ministcrpräsi-
be t nî 1 stellten sich 18 junge Leute freiwillig
Polizei. Es handelt sich um
"ņs Marineoffiziere, mehrere Armee-
tz^ offizicrc und Kadetten,
èrhà'ļiôrett sämtlich der Gesellschaft des
àgtzè« aen Drachen au, die auch die „Todcs-
genannt wird. Die Mitglieder dieser
^ers, Graf Makino, verübt.
Vereinigung kämpfen gegen die neue Ord
nung, wie cs heißt. Sie waren insbesondere
mit der Politik der japanischen Regierung in
der Mandschurei nnd in Schanghai nickst ein
verstanden. Gleichzeitig mit den Anschlägen
wurden überall in der Stadt Flugblätter ver
breitet mit Aufschriften wie „Nieder mit den
untreuen Elementen! Lang lebe der Kaiser!
Beendet die Korruption der Politiker, nieder
mit der Oligarchie der Finanzleute!" (Oligar-
chie bedeutet „die Herrschaft weniger")
Bei den verschiedenen Anschlägen und Bom
benwürfen wurde ein Polizist getötet, sieben
Polizisten, ein Offizier und drei Zivilisten ver
wundet.
Der Kaser hat den Finanzminister Takaha-
syi zum stell». Ministerpräsidenten ernannt.
Das Parlament ist zu einer Sondersitzung
einberufen.
Ueber den
Anschlag ans Jnukai
teilte die Schwiegertochter des Ministerpräsi
denten Einzelheiten mit. Sie befand sich au
ßerhalb -es Hauses, als die Attentäter ein
drangen, Versuche von Dienern und einigen
Polizisten, sic aufzuhalten, waren vergebens.
Jnukai befand sich mit einem anderen Mini
ster in seinem Zimmer. Die Schwiegertochter
eilte zu ihm und bat ihn, zu fliehen. Er wei
gerte sich jedoch und trat de» Eindringlingen
entgegen, wobei er ihnen zurief: „Schießt nicht
auf mich! Ich werde eure Forderungen anhö
ren. Ihr dürft es nicht wagen, auf mich 'zu
schießen !" Der Führer der Eiugcdrungenen ließ
sich jedoch nicht aus Unterhandlungen ein,
sondern befahl Feuer zu geben. Von mehreren
Kugeln getroffen, sank Jnukai zusammen. Die
Attentäter flüchteten in Automobilen. Jnukai
trug seit einigen Monaten eine stählerne
Weste, um sich gegen Anschläge zu schützen. In
folgedessen zielten die Attentäter auch in erster
Linie aus seinen Kopf. Ein bei den Anschlägen
verwundeter Offizier namens Nishida ist ge
storben. Er galt als ein Verräter der-Sache
des Schwarzen Drachen und war ein Schüler
des Priesters Jnouye, der in Verbindung mit
einem früheren Anschlag auf einen Minister
im Gefängnis saß.
Beitetet Anschlag vereitelt.
Der Polizei ist es gelungen, rechtzeitig einen
weiteren Anschlag aufzudecken. Unter den
Transformatoren am Elektrizitätswerk wur
de Dynamit gefunden. Die Attentäter woll
ten allem Anschein nach das Werk in die Luft
sprengen, um die Lichtversorgung zu unter
binden.
Der japanische Kaiser hat der Familie des
ermordeten Ministerpräsidenten sein Beileid
ausgesprochen. In diplomatischen Kreisen
wird darauf hingewiesen, daß Jnukai ein An
hänger des Verständigungsgedankens gewesen
sei.
Die jltşiŞe Mineltsàrisc.
TU. Tokio, 17. Mai (Eig. Funkmeldung.)
Der japanische Justizminiftcr Suzuki hat die
Präsidentschaft der Seiyukai-Partei angenom
men. Es wird mit seiner Ernennung zum
Ministerpräsidenten gerechnet.
Die 18 verhafteten Attentäter werden vor
ein Kriegsgericht gestellt und zu den schwer
sten Strafen verurteilt werden. Wie amtlich
mitgeteilt wird, handelt cs sich um verantwor
tungslose Mitglieder der Armee oder Marine,
die angeblich keine große Anhängerschaft
haben.
Kriegsminister Araki und Marineminister
Usama haben erklärt, daß sie dem kommenden
Kabinett nicht mehr angMören würden.
Reichskanzler Dr. Brüning
hat dem japanischen Außenminister folgendes
Beileidstelegramm übersandt: „Tief erschüt
tert durch die Nachricht, daß Ministerpräsident
Jnukai einem verabscheuungswürdigen An
schlag zum Opfer gefallen ist, spreche ich Euer
Exzellenz meine und der Rcichsregierung
wärmste Anteilnahme aus"
spanische kttegsverWe.
Das japanische Kriegsministerium gibt be
kannt, daß bei de» Kämpfen in Schanghai und in
der Mandschurei insgesamt 1023 Offiziere und
Soldaten getötet mitten. Die Zahl der Berwun-
deten beläuft sich auf mehr als 3000. Die ver
lustreichsten Kämpfe spielten sich bei Tschapei all
* * *
Konflikt Mxikg-Pmi.
Die mexikanische Regierung hat die diplomati,
schen Beziehungen zu Peru abgebrochen, weil di«
peruanische Regierung die Abberufung des mexü
konischen Gesandten und seines Stabes, fordert
Peru begründete die Forderung damit, daß der
mexikanische Gesandte kommunistische Element«
unterstütze. Der mexikanische Vertreter in Lima
ist im Flugzeug abgereist. Dem peruanischen Ee>
sandten in Mexiko wurden die Pässe ausgehän
digt.
Mexiko (Nordamerika) und Peru (Südamerika)
weit genug auseinander, um den Konflikt
-auf die Diplomatie und allenfalls das Wirtschaft
liche beschranken zu können. Es ist kaum anzuneh
men, daß die schwachen Marinekräfte der beiden
Staaten einander in kriegerischem Ehrgeiz suchen.
Die Tagung des B. D. A. in Elbing.
Die alte Ordens- und Handelsstadt Elbing stand
die Psingsttage über im Zeichen der Veranstaltun
gen des Vereins für das Deutschtum im Ausland
(B. D. A.). Es handelt sich, wie immer, um eine
bedeutsame Kundgebung der geistigen und volk-
tumhasten Verbundenheit des Deutschtums im Jn-
und Ausland. Die Steigcung der Gefahren für
deutsches Land im Osten — man denke an Dan
zig und Polen, an Memel und Litauen — verleiht
der Tagung in der östlichen Stadt ein scharfes
Relief.
Unter den zahlreichen Vegrüßungstelegrammen
ist das vom Reichspräsidenten von Hindenbnrg
hervorzuheben. Es lautet: „Den in Elbing ver
sammelten Vertretern der Schutzvereinsbewegung
des Auslandsdeutschtums danke ich für ihr treues
Gedenken und für das Gelöbnis, auch in schwerster
Zeit die Tcrbundenheit mit dcli deutschen Brüdern
außerhalb der Rcichsgrenzc zu pflegen und immer
enger zu gestalten. Möge die Arbeit des VDA.
non weiteren Erfolgen begleitet sein zum Segen
unserer Volksgemeinschaft."
Am Sonnabend wurde die Hauptversammlung
des V. D. A. mit Begrüßungsworten des Vor
sitzenden, Ministers a. D. Dr. Gehler, eröffnet.
Er erklärte u. a.: Es war richtig, daß wir nach
dem Osten gekommen sind, um zum Ausdruck zu
bringen, daß deutsches Land und deutsches Volk
keine Handelsware sind. Wir werden aus nichts
verzichten, was zu diesem Land und Volk gehört.
Ministerialdirektor Dr. Loehr überbrachte Grüße
des preußischen Innenministers und betonte, daß
durch die Abhaltung der Tagung in Elbing dem
deutschen Osten vor Augen geführt werbe, daß
einer der hervorragendsten Vertreter des deutschen
Kulturgedankens, nämlich der B. D. A., sein Ver
ständnis für die schwere Lage des deutschen Ostens
bekunde. Ministerialrat Ticdje übermittelte
Wünsche und Grüße der Rcichsregierung. Er führte
aus, daß auch die Rcichsregierung es aufs wärmste
begrüße, daß der V. D. A. seine Tagung in die
innerhalb des Ostens am meisten an kultureller
und wirtschaftlicher Not leidenden Städte Elbing
und Marienburg verlegt habe. Als Vertreter des
preußischen Kultusministers betonte Ministerialrat
Trendelenburg, daß Heimatpflcge «nd Heimatschutz
im Mittelpunkt des erzieherischen Ausbaues stün- »
den.
Der Vertreter für das Deutschtum in Estland,
Rechtsanwalt Hasselblatt-Reval, -gab einen Ge
samtüberblick über die Lage der deutschen Volks
gruppen in Europa. Er beschäftigte sich mit der
wirtschaftlichen Lage der Ausländsdeutschen und
zeigte, wie sehr der Kampf sich zu Ungunsten der
Ausländsdeutschen in der Nachkriegszeit verschlech
tert habe. In einer
Entschließung
kommt zum Airsüruck, daß im vergangenen Jahr
i» der Lage des Auslandsüeutschtums« hisbejou-
dere des europäischen, nicht zu übersehende Ver
schlechterungen eingetreten seien. AIs die eine
Ursache sei die Weltwirtschaftskrise anzusehen. Als
zweite wesentlichste Ursache der allgemeinen Ver
schlechterung sei eine neue nationalistische Welle
festzustellen, die in den meisten mittel- und ost
europäischen Staaten die rechtlichen Grundlagen
des national-kulturellen Eigenlebens der Aus
ländsdeutschen zu unterhöhlen drohe. So sei wie
der eine große Zahl von Schulen geschlossen wor
den. Die bereits totgeglaubte
Asstmilatianstheorie, das angebliche Recht des
Staates auf zwangsweise Entnationalisierung,
erlebe unter der Kampsdevise einer staatlichen
„Einheitskultur" eine bedauerliche Wiederkehr.
Diese schmerzlichen Feststellungen seien dem B. D.
A. und dem ganzen deutschen Volke ein erneuter
Ansporn zur unermüdlichen Arbeit. Möge jeder
Deutsche imemr wieder daran denken, daß jeder
dritte Volksgenosse hcnte außerhalb der Rcichs-
grcnzcn lebe, und daß unwiederbringlich verloren
sei, was heute nicht gerettet werde.
Regierungsrat Dr. Goedecke - Marienwerder
sprach über den Weichselkorridor als europäisches
Problem. Er erklärte, daß Polen für seine An
sprüche auf das Korridorgebiet keine sachliche Be
gründung geben könne. Für die Deutschen er
weise sich die Pflicht, nicht zuletzt wegen der Sorge
um Danzig, sich mit den Dingen vertraut zu ma
chen und auf eine Lösung der Ostfrage hinzuarbei
ten.
Vom Pfingstsonntag ist namentlich eine große
Abendfeier mit Bannerweihe zu melden. Die Fest
rede hielt Universitätsprofessor Dr. Hngelmann.
Sie wurde zu einem Bekenntnis der Schicksals-
Verbundenheit des Deutschtums und insbesondere
der geistigen Verbindung zwischen der süöostdeut-
schen Grenzmark in Oesterreich und der norüost-
deutschen Grenzmark in Ostpreußen. Unter starkem
Beifall der vielen Tausende, die das weite Rund
des Stadions füllten, legte Hugelmann das Ge
löbnis ab, daß das österreichische Volk unter kei
nen Umständen einen Vertrag oder ein Zugeständ
nis anerkennen würde, das sich etwa eine schwach
werdende Regierung von fremden Mächten zur
Lösung der engen Verbundenheit mit dem Reich
abringen lasse. Tausende Schwurhänöe erhoben
sich beim Bannerspruch: „Wir wollen das Wort
nicht brechen, nicht Buben werden gleich, wollen
predigen und sprechen vom hcil'gen Deutschen
Reich."
An den österreichischen Bundcspräsidenten wurde
ein Begrüßungstelegramm gerichtet, in dem auf
die Schicksalsverbunöenheit beider Länder hinge
wiesen wird.
Den Abschluß der Elbinger Veranstaltung
bildete am Montag der große Festumzug.