Full text: Newspaper volume (1932, Bd. 2)

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0d)leswlg-15olfteinifcl)e LanLsszsîtung 
Ï2< Jahrgang. 
124. Jahrgang. 
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ßelrrch rmZMSMmcrr. 
Trendelenburg mit der Wahrnehmung der 
Geschäfte betraut. 
TN. Berlin. 6. Mai. (Erg. Funkmeldung,) 
Der Reichspräsident hat am Freitagvprmittag 
das Rücktritts,gcsuch des Reichswirtschafts- 
ministcrs Professor Warmboldt nnd auf Bor 
schlag des Reichskanzlers den Staatssekretär 
Trendelenburg mit der Wahrnehmung der 
Geschäfte des Rcichswirtschaftsmiuisters be- 
tränt. 
ŅsŗMiKiķNMA Şeŗ Ķswzissr PsAik Ut SchiksNM. 
Die heuķige ksntzsuer Utcffc 
nnterstreicht den großen Erfolg der deutschen 
Parteien bei den Memelwahlen und die 
schwere Enttäuschung der Litauer. Die „Ti 
mes" schreiben, die großen Gewinne der 
Mcmellandparteien seien klarer Beweis da? 
für, daß die Opposition gegenüber der litaui 
schen Politik nicht, wie Merkys behaupte, das 
Werk einer kleinen Gruppe Deutscher sei, 
und ließen die Entschlossenheit erkennen, 
allen Verletzungen des Sclbstbestim- 
wungsrechts Widerstand zu leisten. Die 
Bevölkerung von Memel, so erklärt die 
„Morningpost", habe mit Nachdruck gezeigt, 
daß sic nicht litauisch werden wolle. Das 
sei geschehen, obwohl die litauische Regierung 
alles getan habe, um einen Erfolg der Deut 
schen zu verhindern. 
Jm NemelgeNek 
herrscht natürlich ob des Wahlergebnisses 
große Befriedigung. In einer ganzen An 
zahl Orte hat die Bevölkerung lOvprozeutig 
gewählt, Kranke und Gebrechliche wurden in 
die Wahllokale getragen. Das Organ der 
Memelländischen Volkspartei, das „Memeler 
Dampfbnvi". schreibt, die Wahlen vom 4. Mai 
seien ein gewaltiges und erhebendes Bekennt 
nis der Memelländer für die Autonomie LeZ 
Memelgebietes und für die Heimat. Der 
großlitauische, mit Gewalttätigkeiten aller 
Art und mit einem nicht gekannten Ausmaß 
an Agitation geführte Generalangriff sei auf 
allen Fronten siegreich abgeschlagen worden. 
Die litauischen Listen hätten eine große 
Schlappe erlitten. Die Sozialdemokratie habe 
für ihre manchmal etwas undurchsichtige 
Haltung in der Frage der Autonomie von den 
Wählern die verdiente Quittung erhalten. 
Sinml KM zurück. 
TN. Memel, 6. Mai. (Eig. Fnnkmeld.) 
In einer Unterredung mit dem Vertreter 
der Telegraphen-Union teilt der Präsident 
des znr Zeit amtierenden großlitanischen 
Direktoriums, Simat, auf die Frage, welche 
Forderungen er aus dem Ergebnis der 
Wahlen ziehen werde, mit, daß er znrücktrc- 
Dis schwer lmilàşchim Liàmŗ 
Nach dem vorläufigen Gesamtergebnis der 
àemellandischcn Landtagswayl crqibt sich fol 
gendes Bild: 
Abgegebene Stimmen 63 728. 
Deutsche: 
Dļemellänô. Volkspartei 
17 922 1930: 13 709 8 Sitze ( 8) 
Memellandische Landwirtschastspartei 
24 442 1939: 13 810 11 Sitze (10) 
Sozialdemokraten 
5111 1930: 6 870 2 Sitze ( 4) 
Kommunisten 
5 390 1930 : 2 062 3 Sitze ( 2) 
Litauer:: 
Großlitauische Volks- und Arbeiterpartei 
7 055 1930: 1900 3 Sitze 
Litauische Landwirte 
4 906 1930: 6 978 2 Sitze. 
Splitter: 
Verband der lit. Landwirte 620 keinen Sitz 
«Hausbesitzerliste 236 keinen Sitz. 
Wehrvcrbändc — 
Gotrlosenorgamsation. 
Die beiden angekündigten Notverordnungen des 
Reichspräsidenten sind veröffentlicht. Die eine Not 
verordnung „Zur Sicherung der Staatsautorität" 
bestimmt, daß politische Verbände, die militärähn 
lich organisiert sind oder sich entsprechend betätigen 
sowie ihre Untervcrbände verpflichtet sind, dem 
Reichsinnenminister ihre Soßungen zur Prüfung 
vorzulegen. Ebenso haben sie dem Reichsinnenmini 
ster fede beabsichtigte Satzungsänderung anzuzeigen. 
Die Verbände sind verpflichtet, Saßungsbestimmun- 
gen zu ändern oder zu streichen bezw. neue Be 
stimmungen in die Satzungen aufzunehmen, soweit 
dies der Reichsinneuministcr zur Sicherung der 
Staatsautoritöt für erforderlich hält. Verbände, die 
diesen Verpflichtungen nicht nachkommen, können 
vom Reichsinnenminister aufgelöst werden. Segen 
die Anordnung ist Einspruch beim Reichsgericht 
möglich. ' 
Vom Reichsinnenminister wird eine Durchfüh 
rungsbestimmung erlassen, insbesondere eine Liste 
aufgestellt werden,'welche Verbände als militärähn 
liche politische Verbände im Sinne dieser Verord 
nung anzusehen sind. 
Die zweite Notverordnung bringt die Auflösung 
der kommunistischen Gottlosenorganisatiou, insbe 
sondere der Internationalen proletarischen Frei 
denkervereinigung und oller ihr angeschlossenen 
Unterorganisationcn. Wer sich an solchen Organisa 
tionen beteiligt, wird mit Gefängnis nicht unter 
einem Monat bestraft. 
Zu diesen beiden Verordnungen wird eine amt» 
Ilche Begründung gegeben, die ivegen der Freiden 
ker darauf Anweist, daß deren provokatorisches Ver 
halten eine Erweiterung der bisherigen Bestim 
mungen gegen die Gottloscnpropaganda erforder 
lich mache, um die Absicht, durch die Freidenkerbe 
wegung die bolschewistische Revolution vorzuberei 
ten, zu durchkreuzen. Betreffs der militärähnliche« 
Verbände wird in der Begründung festgestellt, daß 
die Verordnung zur Sicherung der Staatsautorität 
und zum Schutze der friedlichen Bürger notwendig 
sei. 
Ob cs der N. S. D. A. P. nun möglich ist, ihre 
aufgelösten Organisationen in veränderter Form 
wieder ins Loben zu rufen, ist noch nicht restlos 
klargestellt. Es heißt jedoch, daß. neue Organisatio 
nen unter der Voraussetzung gegründet werden 
könnten, daß sie keine Fortsetzung oder keinen Er 
satz für aufgelöste darstellen. Auch Reichsbanner und 
Stahlhelm müssen dein Vernehmen nach ihre 
Satzungen einreichen. Die Ausführungsbcstimmun- 
gcn der Notverordnung über militärähnlich orga 
nisierte politische Verbände werden noch erwartet. 
Die österreichische Regierung zurück- 
gekeleu. 
TU. Wien. 6. Mai. (Eig. Funkmeldung.) 
Tie Negierung Vuresch ist zurückgetreten. 
Der Rücktritt steht im Zusammenhang mit 
der Parlamcntskrise und der Frage einer 
Kabincttsänderung. 
, Da« Ergebnis bedeutet ein»« überwältiMirde-n Sieg 
Dies dsusschgesinnien und deiitschşiihheiàn Meinelläii- 
nnd steht angesichts des litauischen Terrors und 
Har künstlich-»!, Einbürgerung tausender Litauer für 
DaWzmecke inn so glänzender da. Van den insgesamt 
Abgeordnetensitzen im memäändischcn 
ändtag 
Mļşakļen mif die deutschen Parteien 24. d. h. 
sebensoniek wie sie bisher iimegiehabt haben. Den Rest 
v>m 5 Mandaten erhallten wieder die L i t a u c t. Die 
Verschiebungen im AkandatÄbestand der deutschen Par 
tien find abgesehen von der Halbierung der 4 sozmt- 
^mnaknatischen Mandat», geringfügig: di» Landwirt- 
ķchastspwrtei hat eineir Sitz zugewomreir, desgleichen 
Kommunisten. 
/: SBcrl b«i der jetzigen Malst durch die Einbürge 
rung von Eroßli kauern nicht w-oiriger als 
schätzungsweise gyyo litauische Stimmen hinzugekom- 
sind, was bei der Wahlteilungszahl van 2100 
Mindestens 4 Mandaten entsprechen würde, so hätten 
me Litauer eigentlich 9 Sitz» erhalten müssen. Trotz 
M ihres Aufwandes kamen sie auch diesmal nicht 
si Abgeordnetensitze hinaus. Nimmt man an, daß 
^ neu Eingebürgerten geschloffen für die litauischen 
"isten gestimmt haben, so ergibt sich di» Preisfrage, 
die bisherigen Anhänger der Litauer im Mc- 
^lgebiet größtenteils geblieben sind. Bet der Land- 
^bswalst 1930 erhielten di» Litauer insgesamt rund 
j ’OQoo Stimmen. Menn sie nun ihr» Stimmenzahl 
der hohen Wahlbeteiligung von an* 
ornd 95 Prozent und der 9090 „neuen Me- 
^Şnder" mrr a-uf rund 12 000 Stimmen steigern 
Minien, so ergibt sich daraus di» Tatsache, daß ihnen 
'brr bisherigen gebietsa»süffigen Anhün- 
® cr , bis auf 2000 etwa, davongelaufen sein müs- 
Wäre die Masscncinbürgerung nicht erfolgt 
l'»d bjx Wahlbeteiligung nicht höher gewesen, so 
Mitten die Litauer wahrscheinlich überhaupt kein 
"Mandat erhalten. Es ist nicht ausgeschlossen, daß 
*^4 ein Teil der neu Eingebürgerten für die 
îņeinelländischen Listen gestimmt hat. 
Das Memellanö ist deutsch — darin 
"kgt die hochpolitische Seite der Wahl. Die Kow- 
'wer Gewaltpolitik nnd die Methode der Schika- 
ist verurteilt, itnb eine Folge hatte darin zu 
^^stehcn, daß die Unterzcichnermächte des Memcl- 
^bkommens in Achtung des Vvlkswillens 
si^verzügltch dazu beitrügen, daß die bekannten 
Manischen Willkürmaßnahmcn rückgängig gemacht 
werde,,. 
In Litauens Hauptstadt Kowno 
Ä. Ran, wie gemeldet würd, aufs höchste bc- 
tzMrzt über den Wahlausgang, den mau als 
àsaiumcnbrilch der bisherigen Ncenielland- 
j°litik der Negierung bezeichnet. Man spricht 
- die Wahrscheinlichkeit von Pcrsonalver- 
udcrnngen im Kabinett und eine Abbc- 
ņssllng des Gouverneurs Merkys. Ob man 
Z Anstrengen wird, für die Wahl einen Un- 
W"igkxìtsgrnud anSzitfüllen, wie in einer 
Rnyoer Nachricht angedeutet wird, bleibt 
äumarten. Tie Blamage ist sowieso schon 
Dr. Karl Vuresch, 
der österreichische Bundeskanzler, -der auf die For- 
d-cruug nach Neuwahl des Nationalrats erklärte, 
daß im Falle der Annahme eines solchen Antrages 
die Regierung ihren Rücktritt erkläre. 
Kein Geld für Gehaltszahlung. 
Zwei weitere Städte Men fest 
Wie das „Dclmenhorstcr Kreisblakt" mel 
det, ist die Stadt Delmenhorst bis jetzt nicht 
nicht in der Lage gewesen, die am 1. d. Mts. 
fälligen Gehälter an die städtischen Beamten 
und Angestellten zu zahlen. 
Delmenhorst, oldcnbnrgisch, liegt im Untcr- 
wcsergcbict. 
Die Stadt Srhlochau in der Grenzmark Pv- 
sen-Westprenßen hat die Gehälter für die 
städtischen Beamten für den Monat Mai nicht 
zahlen können, da die Einnahmen nicht aus 
reichten. Der Antrag Schlochaus aus eine Bei 
hilfe des Preußischen Staatsministerimns ist 
abgelehnt worden. 
Die Msichim zur NegserurrgS- 
HMrmg in Preußen. 
In der nationalsozialistischen Korrespondenz 
wird unter der Ueberschrift „Das Zentrum in 
der Zwickmühle" ein Artikel des nationalso 
zialistischen Preußcnführers Knbe veröffent 
licht. ES heißt darin u. a., die Nationalsoziali 
sten verzichteten auf ihren Anspruch, im 
Reich und in Preußen die Macht und die volle 
Verantwortung zu übernehmen, nicht, aber 
erst, wenn die Birne reif sei, tvürdcn sie han 
deln. Die Nationalsozialisten warteten auf die 
Stunde, die ihnen die reife Frucht ihres 
Kanrpfes in den Schoß fallen lassen müsse. 
Im Preußischen Landtag würden sic die kleine 
Gruppe der Deutschen Bolkspartei ritterli 
cher behandeln als man die nationalsozialisti 
schen Landtagsgruppe behandelt habe. Sie 
wurden es nicht dulden, daß man die sieben 
öentschvolksparteilichcn Abgeordneten zn 
Herrn Hugenberg zwinge, der so gern ernten 
möchte, was Hitler gesät habe. Der deutschnati- 
onalen Prenßenfraktion stüitden die National 
sozialisten mit kühler Sachlichkeit gegenüber. 
In ihr Fahrwasser lasse man sich nicht zwin 
gen. Der Artikel schließt: Unsere Borüerei- 
tnilgen für die sachliche Arbeit, ivie für den 
weiteren Kampf um den Staat sind getroffen. 
Sollten sich künftig, so heißt cs „von zu 
ständiger Stelle" in Berlin, Zweifel er 
geben, ob eine Organisation den Ersatz oder 
die Forschung einer verbotenen Organisation 
darstelle, so werde in solchen Fällen das Ge 
richt zu entscheiden haben. Die jetzt noch beste 
henden Verbände seien keine parteipolitischen 
Organisationen im Sinne der S. A. 
Berliner Blätterstimmen. 
Die „Krcuzzcitlkng" meint, von beiden 
Verordnungen werde man der über die Aus- 
lösung der Gottlosenorganisationen in jeder 
Beziehung zustimmen.-Die Verordnung über 
die Wehrverbänöe könne für den Stahl 
helm ikicht in Frage kommen, da die Voraus- 
seßungen fehlen. Es sei bedauerlich, daß sich 
nicht hätten Wege finden lassen, das Verbot 
der SA. und SS. wenigstens in ihren größ 
ten Härten zu mildern. Andere Rechtsblätter 
Der riesige amerikanische Zehibelrag. 
Das Gesetz über dcir amerikanischen Staats- 
haushalt wurde im Repräsentantenhaus an 
genommen, nachdem die Abstriche von ur 
sprünglich 200 Millionen Dollar auf 42,3 stRil- 
lioncn Dollar vermindert morden waren. Der 
Haushalt für 10 Monate meist nunmehr einen 
Fehlbetrag von 2331 Millionen Dollar (rd. 
9,8 Milliarden Mark) auf. 
Unter den einzelnen Positionen, die vom 
Repräsentantenhaus angenommen wurden, 
befindet sich eine Herabsetzung der Diäten der 
Mitglieder des Repräsentantenhauses von 
10 000 Dollars auf 9175 Dollars jährlich, fer-
	        
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