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„RriĢĢSeâMè".
Bahnhöfe werden revidiert und Rügen
erteilt - von einem Schwindler.
Eine amüsante Köpenickiaöe hat sich vor
einigen Tagen im Sauerland abgespielt. In
Drolshagen, einem kleinen Orte an der
Strecke Siegen—Betzdorf—Olpe, stieg spät
abends ein älterer Herr ab, der sich als
Reichsbahnoberbaurat Heinemann von der
Reichsbahngesellschaft Berlin vorstellte und
für sich und seinen Chauffeur zwei Zimmer
mietete. Ein elegantes Auto wurde in der
Hotelgarage untergestellt. Am nächsten Mor
gen fuhr der Herr „Reichsbahnoberbaurat"
mit seinem Kraftwagen in die Umgebung
und revidierte verschiedene Bahnhofsbetriebe,
so in Olpe, Finnentrop, Gerlingen usw., rüf
felte die Bahnbeamten, daß ihnen der Schreck
nur so in die Glieder fuhr. Am Nachmittag
revidierte er den Bahnhof in Drolshagen
und rief von hier aus die Reichsbahndirek-
tion Elberfeld-Wuppertal und das Maschi
nenamt in Lüdenscheid an, beklagte sich über
die vorgefundenen Mängel und erteilte den
einzelnen Stellen Rügen. Dann besuchte der
Oberbaurat verschiedene Drolshagener Be
triebe der Eisen- und Metallverarbeitung, in
denen er fachmännisch kritisierte, die Erzeug
nisse prüfte und sich die Herren ins Hotel
bestellte. Abends verbrachte er mit mehreren
'Drolshagener Bürgern vergnügte Stunden
und ließ sich auch bewegen, einen größeren
Auftrag zu erteilen. Der Bahnhofsvorstand
-von Drolshagen hatte inzwischen Verdacht
geschöpft und ließ die Papiere seines Vorge
setzten kontrollieren. Der Herr Oberbaurat
erklärte, seinen Paß zufällig zu Hause gelas
sen zu haben. Die Polizei verhaftete ihn und
stellte durch Nachfrage fest, daß es sich um
einen soeben aus dem Gefängnis in Mar
burg entlassenen Kaufmann Heinemann au?
Marburg handelt. Heinemann, der auch ein
Geständnis ablegte, wurde dem Nmtsgerichts-
gefängnis in Olpe zugeführt. — Wie sich
nachträglich herausstellte, hatte der Schwind
ler schon auf der Fahrt von Gießen nach dem
Sauerland mehrere Bahnhöfe „revidiert".
Wie der Chauffeur noch erklärte, hat der
Gauner seine Ankunft telephonisch von einem
Ort zum andern melden lassen. Sein Auf
treten sei so sicher und seine Kritik so fach
männisch gewesen, daß kein Mensch in dem
alten würdigen Herrn einen Schwindler
hätte vermuten können. Natürlich hat der
„Oberbaurat" nirgendwo bezahlt. Auch der
Giefiener Wagenbesitzer erhielt kein Geld.
* * *
Anbruch in die Bills Exkönig Mnuels.
London, 30. April. Eine- Bande von internatio
nalen Einbrechern ist anscheinend für einen Ein-
bruchsdiebstahl in die Billa des Exkönigs Manuel
von Portugal in dem Londoner Vorort Twicken
ham verantwortlich. Bei einem Einbruch wurden
Knnstgegenstände im Werts von vielen taufend
Pfund geraubt, darunter ein Gemälde von Ro
mey, das ein schlafendes Kind darstellt. Neben
den Kunstgegenständen und wertvollem Tafel-
zerät hatten es die Diebe anscheinend auch auf
politisch: Urkunden abgesehen, da zahlreiche Schub
fächer zerbrochen und Papiere in den Zimmern
zerstreut aufgefunden wurden.
Die Begleitumstände des Einbruchs sind ziem
lich geheimnisvoll,' obgleich der Exkönig und feine
battin sowie zahlreiches Personal im Hause wäh
rend der Nacht schliefen und ein scharfer Hund
»as Grundstück bewachte, haben die Diebe — die
Spuren weisen auf mehrere Männer und eine
ÜfKiu —, die beim gewaltsamen Oeffnen von
Türen und Behältnissen erheblichen Lärm gemacht
haben müßen, ungestört „arbeiten könneu". Erst
Sonnabend früh, als das Personal die Räume
betrat, wurde der Einbruch entdeckt.
Das Reichsgericht hat das Todesurteil gegen den
Schlosser Labns aus Oels wegen Ermordung seiner
Geliebten bestätigt.
Umschau Mt die Wett,
JolgMschnmes AnnkMer in EnglMd.
Starke UeberschwemMLugerr.
TU. Lends», 1. Mai. In der Nacht znm
Sonntag wütete ein außergewöhnlich starker
Gewrtterstnrm über dem englischen Kanal,
der von wolkenbruchartigen Regengüssen und
Hagel begleitet war. Die Straßen von Fol
kestone waren fußhoch überschwemmt, so daß
der Verkehr eingestellt werden mußte. Das
wasscr drang in die tiefer gelegenen Häuser
und Läden, so daß die Bewohner teilweise in
die größte Bedrängnis gerieten. An verschie
denen Stellen am Strande stand das Wasser
so hoch, daß Möbel und sonstige Gegenstände
fortgeschwemmt wurden. In Oekthorpe wurde
der Ufcrdamm eines Kanals von den Wasser
fluten nicdergerisien. Die Eisenbahnlinie
wurde vollkommen zerstört, und die Gleise
wurden hinweggeschwcmmt, so daß der Zug
verkehr umgeleitet werden mußte. Die Felder
wurden auf weite Strecken überschwemmt, und
das Vieh wurde von den Fluten teilweise
Hunderte von Metern fortgetragen. Als das
Wasser zurücktrat, wurden mehrpfündige Fische
auf den Feldern gefunden.
Mrbelsiurm auf den Philippinen.
Manila, 30. April. Die Insel Sulu (auch Jolo
genannt), die größte der gleichnamigen Inselgrup
pe zwischen den Philippinen und Borneo, wurde
von einem Taifun schwer heimgesucht. Die Stadt
Jolo wurde zu zwei Drittel vernichtet. Der Damp
fer „Reine de Dios" ist untergegangen, der Damp
fer „Filipinas" ist gestrandet. Es werden drei
Todesopfer gemeldet.
Erdruļsch b§gräbk einen Bauernhof.
TU. Paris, 1. Mai. Ein folgenschwerer Erd
rutsch ereignete sich am Sonnabend in der
Nähe von Pivas in Südfrankreich. Etwa 300
Kubikmeter Erde rutschen plötzlich ab und be
gruben einen Bauernhof mit seinem lebenden
und toten Inventar unter sich. Die Hofbcsit-
zerin, ihr sechsjähriger Sohn und eine ans Be
such befindliche 16jährige Nichte wurden le
bendig begraben und konnten nur noch als
Leichen geborgen werden.
Großfeuer in Bern.
TU. Bern, 1. Mai. Am Sonntagnachmittag
um 31/2 Uhr brach im Dachstuhl des Berwal-
tungsgebäude der schweizerischen Lbertelegra-
phendirektion in Bern Großfeuer aus, das am
Abend noch andauerte. Das Feuer griff sehr
schnell auf die oben gelegenen Laboratoriums
räume über, wo mehrere Explosionen entstan
den und drang dann weiter in das Archiv ein.
Die Schieferplatten, mit denen das Dach ge
deckt war, zerbarsten und zersplitterten fort
während, und die Splitter wurden weit um
hergeschleudert. Dank der umfassenden Ab
sperrungsmaßnahmen wurde niemand ver
letzt. Der ganze Dachstuhl und das oberste Ge
schoß sind zerstört und dabei sowohl das La
boratorium wie auch das Archiv vollständig
ausgebrannt.
Acht Monteure bei einem Gerüstcinstnrz
schwer verletzt.
TU. Saarbrücken, 1. Mai. Im Hochofcnwerl
Patural in Hayingen (Lothringen) ereignete
sich ein schweres Ungliick. Auf einem Gerüst
waren acht Monteure mit Nietarbeiten be
schäftigt. Plötzlich gaben die Seile, an denen
das Gerüst befestigt war, nach. Die acht Ar
beiter stürzten in die Tiefe und trugen schwere
Verletzungen davon. Auf dem Transport zum
Hüttenlazarett erlag einer von ihnen seinen
Verletzungen.
Schweres Krastwagenunglück.
TU. Hagen i. Wests., 1. Mai. Am Sonntag
früh ereignete sich an der Schwerter Straße
ein schweres Kraftwagenunglück. Ein aus
Kabel kommender Kraftwagen fuhr in voller
Fahrt gegen einen Baum und wurde völlig
zertrümmert. Die vier Insassen, drei Männer
und eine Frau aus Herüecke, waren auf der
Stelle tot, während der Führer mit lebens
gefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus
gebracht werden mutzte. Die Hagener Feuer
wehr mußte die Trümmer auseinanderschwei
ßen.
Berlin-Hamburger Zug überfährt zwei Hirsche.
Wittenberge, 29. April. Unweit Berkenthin wur-
den an der Berlin-Hamburger Strecke zwei Hirsche
aufgefunden, die von einem Zuge überfahren und
getötet worden waren.
Malaria-Seuche in Natal.
TU. Kapstadt, 1. Mai. Die Bezirke Mongo-
nes und Eshowe in Natal werden zurzeit von
einer verheerenden Malaria-Seuche heimge
sucht. Bis jetzt sind etwa 1200 Eingeborene ge
storben. Die Missionare haben dringend Chi
nin-Sendungen angefordert, da dieses Heil
mittel sehr knapp geworden ist.
Serum gegen gelbes Fieber?
Philadelphia, 30. April. Ein Serum gegen gel
bes Fieber will der amerikanische Arzt W. A.
Sawyer von der Rockefeller-Stlftung entdeckt ha
ben. Sawyer behauptet, mit seinem Serum gute
Erfolge bei Fieberkranken erzielt zu haben. II. a.
sei es ihm gelungen, sechs erkrankte Arbeiter unter
Aufsicht des Rockefeller-Jnstituts gänzlich zu hei
len.
Auf dem Schweriner See ist ein Paddelboot
mit zwei jugendlichen Insassen gekentert.
Beide sind ertrunken.
Mil den warmen Tagen beginnt auch wieder die Holzflößerei.
Sin „Schrffohrlsdiktator* siir
den Nordatlantik.
Bilder von der Flößerei auf der Zsar.
Flößer heim Steuern. Pferde ziehen das schwere Floßholz ans Land.
Kaum sind die letzten Spuren des Winters auf 'den Bergen und in den Flußtälern verschwun
den, so setzt schon die Holzflößerei auf der Isar wieder ein. Zu großen Flößen zusammenge
bunden schwimmt das geschlagene Holz, ein wichtiger Bestandteil des bayerischen Wirt-
'»kaààĢ"» schaftshaushaltes, seinem fernen Bestimmungsort zu.
Emil Lederer,
Direktor der Hamburg-Amerika-Lims in Rewyork,
soll, wie gemeldet wird, von den internationalen
Reedereien mit besonderen Vollmachten für di«
künftige Gestaltung des Verkehrs und der Passage-
Preise auf dem Nordatlantik ausgestattet werden.
Diese Einsetzung vines „Schiffahrts-Diktators"
hat sich durch den anhaltenden Rückgang des
Reederei-Geschäftes und durch den erbitterten
Konkurrenzkampf der einzelnen Linien als nötig
erwiesen.
Eindrucksvoller deutscher Reitersieg in Rom-
TU. Rom, 1. Mai. In Gegenwart hervor
ragender Mitglieder der römischen Gesellschaft
des deutschen Botschafters und Ser deutschen
Kolonie gelangte am Sonntag auf dem iirter-
nationalen Reitturnier der Premia Littorio
ein schweres Jagdspringen znnr Austrag, an
dem über 100 Pferde zahlreicher Nationen
teilnahmen. Der Wettbewerb brachte einen
großen deutschen Erfolg, da die beiden ersten
Plätze von Oberleutnant Brandt auf „Bal-
mung" und von Nostiz-Wallwitz auf „Pro«
vinz" belegt wurden.
„Graf Zeppelin" zu? 4. Südamerikafahrt
aufgestiegen.
TU. Friedrichshafen, 2. Mai. (Eig. Funkm.) Unter
Führung von Kapitän Lehmann ist „Graf Zeppe
lin" um 5.03 Uhr zur 4. Fahrt nach Brasilien auf
gestiegen. An Bord befinden sich 10 Fahrgäste, dar
unter ein achtjähriger Knabe. Die Abfahrt erfolgte
bei strömendem Regen. Neben zahlreichen Fracht
stücken führt das Luftschiff rund 120 Klg. Post mit,
% Die Vorbereitungen znm zweiten
Stratosphärenflug.
TU. Brüssel, 80. April. Im Laboratorium
von Professor Piccard werden gegenwärtig
gründliche Vorbereitungen zu dem neuen
Stratosphärenflug getroffen. Man hofft, die
neue Gondel Anfang Juni nach Augsburg
schicken zu können. Die kosmischen Strahlun
gen sollen diesmal anscheinend nicht durch
Photographie, sondern auf graphischem Wege
ausgenommen werden. Es handelt sich hier
bei wahrscheinlich um einen Apparat, der
durch Zwischenschaltung einer Photozelle die
kosmische in dynamische Energie umsetzt.
Runs Pê
Beim Fensterpntzen ist eine Angestellte in Ham
burg aus der 2. Etage tödlich abgestürzt.
In Hamburg hat ein 28jähriger Hafenarbeiter ans
unbekannten Gründen in seiner Wohnung eine 58-
jährige Frau ermordet und Selbstmord begangen.
Auf der Jagd nach seinem davonrollenden Ball
ist ein Ojähriger Junge in Bremen überfahren und
getötet worden.
Ein deutsches Faltboot ist in der Nähe von Tunis
an der afrikanischen Küste gestrandet. Von den In
sassen fehlt jede Spur.
Selbstmord begangen Hot ein 50jähriger Druckerei-
besitzer in Düsseldorf, nachdem er vorher seine Frau
getötet hatte. Der Beweggrund zur Tat ist unbe
kannt.
Die Untersuchung von Kürtens Gehirn hat erge
ben, daß der Mörder nicht geisteskrank gewesen ist.
Die internationale Buchmesse in Florenz wurde
vom italienischen König eröffnet.
Origmalbild von der Vulkan-Katastrophe in Südamerika.
Nicht Schnee, sondern Asche. Der Bahnhof von Eurico (Chile), der nach dem furchtbaren
Ausbruch der Vulkane der Cordilleren-Ketts von einer zentimeterhohen weißen Aschen-
Wcht, die tiefem Schnee gleicht, bedeckt war.
Das Sowjet-Luftschiff !l K 1 bei seinem Start in Moskau.
U K1 ist das erste Luftschiff, das in Sowjet-Rußland konstruiert wurde. Die Russen
sind auf den Bau sehr stolz, wenngleich das Luftschiff einen Rauminhalt von nur
2200 Kubikmeter (also nur etwa den sechzigsten Teil des Graf Zeppelin) besitzt.