125. Sahrgang / 9îf. 77 / Zweites Blatt.
Sonnabend, den 2. April 1932.
Rendsvmger Tageblatt
Fuorcla, eine der schönsten Abfahrten in der Sil
vretta, war glücklicherweise nicht menschenleer, und
als Dr. Mayer um Hilfe rief, wurde das Notsignal
sofort gehört. Die Bregenzer Iungbergsteiger Fried
rich und Clemens, sowie eine Gruppe von zehn
Nürnberger Skifahrern waren bald zur Stelle.
Während Clemens in eiliger Fahrt die Wies
badener Hütte zu erreichen suchte, um Nettnngs-
zeug zu holen, wurden zwei Nürnberger Skifahrer
in die Spalte hl nabgelassen. Anfangs lag Fräulein
Mayer in nicht allzugroßer Tiefe; denn man ver
nahm ihre Stimme sehr gut. Als aber die Nürn
berger abgeseilt wurden, lag sie schon bedeutend
tiefer, in ungefähr 23 Metern unter der Gletscher-
decke, und zwar in einer ganz verzweifelten Lage,
mit dem Kopf nach unten, eine Hand in schmaler
Eisspalte verklemmt. In diese Tiefe reichten die
Seile nicht. Zum Glück erschienen aus der Wies
badener Hütte mit Bergführer Lenz noch zwei
Träger mit langen Seilen. Die Rettung mußte
aber jetzt von einer anderen Stelle des Gletschers
aus versucht werden. Der Träger Tschöll wurde
abgeseilt. Er mußte in einer schwierigen Lage etwa
eine Stunde lang mit dem Pickel Arbeit leisten,
um die Verunglückte freizubekommen. Schließlich
gelang die Rettung.
Auf einem aus Skiern hergestellten Schlitten
wurde btc verunglückte Touristin, deren Glieder
fast völlig erstarrt waren, in die Wiesbadener
Hütte gebracht.
sich anschicken, sondern zugleich auch der Beginn
des Endkampfes um die Enthüllung der Geheim
nisse desjenigen Teiles unserer Mutter Erde, in
den aller Wahrscheinlichkeit nach noch die größten
und zukunftswichtigsten Geheimnisse und Ueber-
räschungen des menschlichen Pionier-geistes harren.
Die neueste Amazonas-Expedition.
hältnismäßig kurzer Zeit die karthographffche Ar
beit leisten kann, um deren Bewältigung von
Alexander von Humboldt bis zu Oberst Fawcett
unzählige Forscher und Wissenschaftler gerungen
und nur zu viele unter den Giftpfeilen tückischer
Urwaldindianer geblutet haben. Unnötig, zu ver
sichern, daß zu den Mitgliedern der Expedit-ion
hervorragende Geographen, Naturforscher, Meteo
rologen, Aerzte und Sprachgelehrte gehören. Drei
Jahre laug wollen sie im Grünen Labyrinth ar
beiten und hoffen, noch tm L-aufe dieses Frühjahrs
Spanien verlaffen zu können. Es ist nicht nur die
rein quantitativ größte und umfassendste forsche
rische Arbeit, zu deren Bewältigung diese Männer
rrcyen Teile von Kolumbien. Ecuador und Peru
şià immer noch — genau betrachtet — der größte
„weiße Fleck" im Atlas. Selbst June rasten ist den
Geographen weitaus besser bekannt, weil die Er-
wrschang Agens (von den ewig vereisten Teilen
àgeşeh-en) immer noch weitaus ein-
bt t Bewältigung des „Grünen La-
7 bas über den, Europa an Größe
r Haupt- und Nebenflußgebieten des
ausbreitet. Welch schauerliche
5 brer schlummern, hat erst in diesen
^ gen das merkwürdige und unglaubhafte Gerücht
*~ rt m Şrûnen Labyrinth verschollenen
Oberst Fawcett der Welt verdeutlicht. Man sprach
oekanntl'ich davon, daß Oberst Fawcett seit fünf
Zähren als Gefangener eines brasilianischin Jn-
lan-erstammes im Urwald vegetieren solle.
.tun hat man Lit Spanien, dem Mutterlande dee
Mdamerftanischen Kultur, in aller Ruh« und
Gründlichkeit eine Ervedrtion ansgerMet, die
«neu Großangriff gegen das Grüne Labyrinth mit
«Uen Hiljsmitteln moderner Forfchungsmethoden
«nd Forscher-technik vortragen soll. Eine ganze An-
Kahl wissenschaftlicher Gesellschaften, zahlreiche
stivvvatpevsonen, vor allen Dingen aber diejenigen
ludamerikanischen Staaten, denen die Ergebnisse
er Expedition praktisch letzten End-es zugute kom-
,ià sich ihr zur Verfügung gestellt
sfrn,v^ mt bte Möglichkeit einer Ausrüstung der
^schaffen, wie sie den ungeheuerlichen
hl i bt€ ^Lße des zu erforschenden
»vemetes, dis
Bregenz, 1. April. Vor einigen Tagen wurde
eins Mllnchnerin in den Bergen vermißt. Ueber
ihre dramat-ifche Rettung werden folgende Einzel
heiten bekannt: Fräulein Hanna Mayer aus
München fuhr in Begleitung ihres Bruders Dr.
Mayer von der Fuorcla del Eonfin in der Sil-
vre-ttagruppe über den Bermuntgletscher ab. Sie
geriet einige Meter we-it über die übliche Ab-
fahrtsroute hinaus, der Schnee auf einer der v-ie-
len Spalten im Vevm-untgletscher gab nach, und
vor den Augen des Bruders verschwand die Läu
ferin in einer tiefen Spalte. Die Gegend an der
Tender-Boote anstatt Flugzeug-Mutterschiffe für Luftgeschwader
Paris, 2. April. Wie aus Cannes gemeldet wird,
ereignete sich dort bei einem von etwa 600 Per
sonen besuchten Fest ein gefährlicher Zwischenfall.
Als besonderer Anziehungspunkt des Ball-abends
wurde ein Löwenkäfig in den Saal gerollt. Durch
den Li-chterglauz und d-en Trubel erregt, stürzte sich
die Löwin gegen das -schwache Gitter und brach
ans. Im Sa-al entstand unter den Ballgüsten eine
furchtbare Panik. Alle versuchten, die Ausgänge
zu erreichen. Einige beherzte Personen verloren
jedoch nicht die Geistesgegenwart. Sie ließen die
Musik weiter spielen und unterstützten die Maß
nahmen des Löwenbändigers. Alle Scheinwerfer
wurden auf das erregte Tier gerichtet, das sich,
durch d-as Licht geblendet, fesseln und wieder in den
Käfig sperren ließ.. Abgesehen von einigen Ohn
macht sän fällen und leichten Nervenschocks ist nie
mand zu Schaden gekommen.
VWMMWKW-W
ÌŞ8MWMŞŞ s^-
Die neuen englischen Flugzeug-Begleitbovte im Hafen von Southampton.
Dle britische Luftflotte hat jetzt neuartige Tenderboote als Heim- und Reglet
fur die Besatzung von Wasserflugzeugen in Dienst gestellt. Diese Bootes die ei,
ßerordentliche Geschwindigkeit entwickeln, folgen den Wasscrflugzeuggeschwadei
Fernflügen, führen Betriebs- und Reparaturmaterial mit sich und dienen der
zung als Wohnstätte.
TU. Paris, 2. April. (Erg. Funkmeldung.)
Der französisch-schweizerische Grenzbahnyof
Delle (im Raum von Belfvrt) wurde in der
vergangenen Nacht durch ein Großfeuer voll
kommen zerstört. Aus bisher unbekannter
Ursache brach in einem neben dem Bahnhofs
gebäude gelegenen Schuppen Feuer ans, das
sich bald auf das Hauptgebäude ausdehnte.
Obgleich die Feuerwehr aus schweizerischem
und französischem Gebiet sehr rasch zur Stelle
war, gelang es nicht, die Vernichtung des
Bahnhofsgebäudes zu verhindern, das zum
größten Teil ein Raub der Flammen wurde.
Neben dem Wirtschaftsgebäude, der Wohnung
des Bahnhofsvorstehers und den Büroränmen
der Grenzpolizei wurde auch das gesamte Zoll
gebäude in Asche gelegt. Der Sachschaden be
läuft sich auf mehrere Millionen Francs.
Schmeling auf der Fahrt zum Weltmeister.
schaftskampf mit Sharkey.
Verbesserung in der Zeppelin-Post notwendig.
Das Luftschiff „Graf Zeppelin" ist bekannt- die mitgebrachten Sendun
lich am Dienstag gegen 17 Uhr in Friedrichs- lichen postalischen Behan
Hafen gelandet, aber die Post, die es aus Süd- Hafen bedurften. Sie kam
amerika mitgebracht hat, wurde in Berlin erst amerika leider „unbearb
zu einem kleinen Teil am Mittwochabend, also tiert und zusammengestc
-1 Stunden nach der Landung, ausgetragcn, deutscher Seite der Fall i
und zum größten Teil erst Donnerstagfrüh, sowie das Abstempeln er
G y 36 Stunden nach dem Eintreffen in erfolgen konnte. Ein W
^riedrichshafen. Sie wird also, um in schiff ist mangels geeit
Deutschland in die Hände der Empfänger zu und des hierzu notwend
gelangen, fast die Hälfte der Zeit benötigen, möglich, da der Postoffizi
b !^ b s^.-ä^ppelin von Pernambuko nach Fried- lin" nur für die an Bor!
rrchvyafen gebraucht hat. Diese Tatsache be- fachen zuständig ist.
ruht auf dem Zusammenwirken von verschie- Man wird also am bes
denen Umständen, für die niemand verant- neuen Luftschiff ein eigei
wörtlich gemacht werden kann, die aber An- fahrcnem Personal mitz
laß geben dürften, künftig, und besonders für Postsendungen aus Süda
das neue Luftschiff, gewisse Verbesserungen zu Fahrt für den sofortigen
Ter Naubüberfall auf den Wohlfahrtsdirek
tor Schilling in Breslau hat sich als fingiert
erwiesen. Er gibt an, die Gelder in Höhe von
2500 Mark unterschlagen zu haben.
Aus einem holländischen Schloß bei Bren-
kelen wurden 30 wertvolle Oelgemälöe und 40
andere Kunstgegenstünde gestohlen.
Sachverständige sagten im Sklarekprozetz ans,
daß in der Stadtbank bei der Behandlung des
Sklarek-Kreöits schwerwiegende Fehler gemacht
worden seien, die zu dem 10-Millivnen-Scha-
öen der Stadt und der Steuerzahler führten.
Bor einer Doktorfabrik in Lüttich, die gegen
gute Bezahlung wertlose Diplome ansfertigr,
wird vom belgischen Außenministerium ge
warnt.
schaffen
Die Dienstag von „Graf Zeppelin" mitge
brachte Post gelangte in das Friedrichshafener
Postamt ungefähr zu der gleichen Zeit, zu der
der Berliner Schnellzug aus dem Bahnhof
Friedrichshofen rollte. Diesem Zuge, der die
Sendungen Mittwochfrüh in Berlin abgelie
fert haben würde, hätte die Post aber auch bei
einer etwas früheren Landung des Luft
schiffes kaum mitgegeben werden können, weil.
Weltmeister Max Schmeling an Bord der
„Newyork", mit der er die Ueberfahrt nach
Amerika angetreten hat, um sich auf seinen
-rntelkampf gegen Jack Sharkey, der am 16.
®itm stattfinden soll, vorzubereiten.
3mmer steht Heues und Interessantes drin. Immer geben sie erprobte Winke aus
der Praxis und zeigen, wie man sich die Hausarbeit vereinfachen kann, hören Sie
sich die wohlgemeinten Ratschläge an. und wenn Sie nächstens einmal eine persil-
Dame aussucht, dann sprechen Sie mit ihr wie mit einer Freundin, ctls erfahrene
Spezialistin weiß sie in allen schwierigen Fragen der Hauswirtschaft gründlich Bescheid.
zuïxi W eichmgchen des W assers ;Henko. Henkel's W asch- und Eleich-Soda,