öd)!eswig-ßolfteinifd)e
Landsszeîtung
125. Jahrgang.
125. Jahrgang
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SowMl-NZrßlemö in eigene« Bslmchinng
sahen das kolossale Anwachsen der Ansprüche,
der Arbeiterklasse. Die Armee der Traktoren-
bauer wuchs an, aber mit diesem Wachstum
hielt der Ban voll Siedlungen, Kaufläden, die
Einrichtung der Kommunalwirtschaft und die
Kulturarbeit iricht Schritt.
linter neuen Umständen arbeiteten wir wie
früher. Wir glaubten, daß das Neue in der
Traktorenfabrik nur ill der Ausrüstung be
stehe und daß es genüge, Menschen an die aus
ländischen Maschinen zu stellen, um die Fa
brik schon in Gang zu bringen. Doch die
Praxis zeigte uns, daß ohne die Beherrschung
des gcsanltcn PruduktionsverlanseS,
ohne Heranbildung einer eigenen Führer-
schicht,
ohne bestimmte sachliche Leitung, ohne Rcn-
tabilitätsbilanz, ohne entschiedenen Kampf ge
gen die „Gleichmacherei" und Berantwor-
tnugslosigkeit, ohne die tägliche Sorge für den
Erzeuger (des Traktors) die Fabrik keinen
einzigen Traktor liefern kann.
Wir mußten uns umstellen und wir taten es
auf Grund Deiner Hinweise
„Wir mußten den raschen Wechsel der Ar
beitskräfte zum Stillstand bringen, die Gleich
macherei vernichten, die Bezahlung richtig or
ganisieren nild die Lebensbedingungen der
Arbeiter verbessern. Wir haben darnit begon
nen, daß wir das alte System der Arbcitsbe-
zahlirng zerschlugen.
Die Lüge, daß man die Akkordarbeit am
laufenden Baud nicht branchen könne,
haben mir nicht nur entlarvt, sondern so
gar durch die Tat bewiesen, daß Akkord
große Vorteile bringt.
Zn den Bestbezahlten haben wir die Schlos
ser, Gießer und Schmiede gemacht. Und dies
hat sich sofort in der Produktionsbcwegung
erkennbar gemacht. Zum ersten Mal seit Be
stehen der Fabrik haben diese vorbereitenden
Betriebe Ansätze gemacht, ihr Programm zu
verwirklichen. Heute wird die erhöhte Produk
tion der Traktoren durch die Gießer und
Schmiede sichergestellt.
Im März 1931 erhielt ein Schmied durch
schnittlich 112 Rubel monatlich, im Dezember
dagegen 250. Ein Gießer erhielt im April 98
Rubel monatlich, im Dezember dagegen 173.
Ein qualifizierter Schlosser erhält 350—400
Rubel monatlich.
Die Gleichmacherei hatte uns zu Grunde
gerichtet. Konnte man den» eine derartige
Lage auch ertragen, wenn nur 1 Prozent der
Arbeiter nach Akkord arbeitete'? Konnte denn
die Fabrik Traktoren liefern, wenn hinter dem
Rücken der Stoßbrigaden sich Schlamperei ver
steckte? Bor allem haben wir die Akkordarbeit
ans den Durchgangsstellen verwirklicht. Bon
Monat zu Monat hatten die Bcarbeitungs-
steUen den Durchfluß der Einzelteile mehr auf
gehalten. Die Opportunisten suchten die
Gründe in fehlender Planmäßigkeit und in
Mangelhaftigkeit der Ausrüstung. Die Bol
schewiken dagegen in der schlechten Erfüllung
Deiner sechs Bedingungen. Die progressive
Akkordarbeit hat die Durchgangsmenge der
Bearbcitungsbetriebe vergrößert. Ihre Pro
duktion stieg aufs Doppelte.
Die Gleichmacherei der linken Kommunisten
ist zerschlagen, die Zeitarbeit ist von den Ar
beitsstätten verbannt. 75 Prozent aller Arbei
ter arbeiten ans Akkord. Jetzt werden unsere
Arbeiter nach ihren Leistungen bezahlt.
Die Fabrikküche liefert 37 000 Mittagessen.
Tic Arbeiter der heißen Betriebe und die
Stoßbrigaden erhalten erhöhte Rationen
„Wir mußten die Verantwortungslosigkeit
der Arbeiter liquidieren, die Organisation der
Arbeit verbessern, die Arbeitskräfte besser ver
teilen. Tie 'nur ans dem Papier stehende un
it, lterbrocheue Arbeit haben wir durch die
unterbrochene 6-Tagewoche ersetzt. Jedem
Mechanismus, jedem Aggregat ist ein ganz
bestimmter Aufseher, Meister und Arbeiter
zugeteilt, und sie sind für den Zustand der
Werkbank und der Einzelteile verantwortlich.
Diese Maßnahme hat die Zahl der Brüche
stark abfallen lassen. In der Zahnradabtei-
lnng. in der Gießerei, in der schweren und
leichten Schmiede ist die Produktion auf mehr
HsZmZKm LMMchichis.
lö MtzreeLum. — OzmrîKàMêà ö§Z ksmMmüWchm müffm
Vorbemerkung der Schristleitnng: Der marxistische
Sozialismus hat bekanntlich in Rußland seine
Ilcberführung in die Praxis erlebt. In den
nachfolgenden Ausführungen wird nun von
Vertretern des Systems selbst die Rückführung
in gewisse Arbcits- und Fnhrungsmethodcn
der kapitalistischen Acra als notwendig ermic-
ļ£U. Damit wird in Wirklichkeit festgestellt.
HO öas marxistische kollcktivkapitalistischc Sy-
stem keine Lösung der sozialen
Frage bedeutet. Damit wird aber zu
gleich der Marxismus als eine falsche
Folgerung ans den Zuständen des übcr-
spannten indiviöiralistischen Zeitalters des 19.
Jahrhunderts erwiesen. Zugleich ivird die
Ausgabe aus dem Osten an den Westen Euro
pas verwiesen, eine neue soziale Ordnung auf
einer anderen Grundlage zu suchen. Wir sehen
eine der deutschen Aufgaben darin, diese
neue soziale Ordnung vorzubereiten, die einer
seits das Eigentumsprinzip als sittliche Grund
lage anerkennt, ans der anderen Seite aber
auch der Arbeitsleistung jeglicher Art- die ja
auch Eigentum ist, die ideelle und materielle
'Anerkennung gibt, welche ihr gebührt und so
mit die verpflichtende Verbindlichkeit von
Eigentum und Arbeit als soziales Prinzip und
nicht als Ausbeutungsgelegenheit anerkennt.
In dieser Beziehung sind die nachfolgenden
Ausführungen von der negativen Seite her ein
Anschauungsunterricht für die sozialpolitische
Entwickelung, in der wir im Wachsen und Rei
sen zur Zeit kämpfen und ringen.
Mehrfach schon wurde in der deutschen
Presse die Mitteilung gebracht, daß Stalin
zur Durchführung seines Fünfjahresplanes
grundlegende Aenderungen der Arbeitsmetho
den in Sowjet-Rußland einführen mußte. Die
Akkordarbeit, die der Kommunist abge
schafft hatte, wurde wieder eingeführt. Da
durch ist ein Hauptpunkt der kommunistischen
Gleichmacherei in einem Lande verlassen wor
den, das das kommunistische System in höch
ster Vollendung zur Durchführung bringen
wollte, und man kehrt wieder zu den vorher
geschmähten „bürgerlichen Arbeitsmethoden"
zurück. In ein eigenartiges Licht wird dieser
Rückgang aber erst durch einen offenen Brief
gebracht, dcii die Belegschaft der Stalinqrader
Traktorenfabrik „Dschersinski" in dem »fsiziel-
len russischen Organ, der „Prawda". am 17.
Januar 1932 zum Abdruck gelange» läßt. Der
Brief ist gedacht als Befürwortung der von
Stalin eingeführten Akkordarbeit, die nicht
nur in deutschen, sondern auch in sowjet-rus
sischen Arbeiterkreisen Befremden hervorge
rufen hatte. Zu diesem Zweck bringt der offene
Brief Angriffe auf die vorher bestehenden
kommunistischen Arbeitsmethoden und gibt
Zugleich in unbeabsichtigter Offenheit Anfklä-
über die Zustände in Sowjet-Rußland.
, bringen nachfolgend einen Teil dieses of
fenen Briefes zum Abdruck.
Nach einer ausführlichen Schilderung der
erreraucn technischen „Leistungen" heißt es:
„Wie yaven wir diese entscheidenden Erfolge
im Ringen um nnsere Fabrik erzielt? War
um hat uuicrc Fabrik j,„ ersten Halbjahr 1931
mit großer! - "Erbrechungen gearbeitet und
nur 6722 Traktoren geliefert, im zweiten Halb
jahr dagegen Produktionsprozeß beherr
schen gelernt und i_ggģ Traktoren geliefert?
Im Februar 1931, i m schwierigsten Augen
blick des Daseins, unseres Werkes, kamen unsre
technische Unkenntnis nnd Ultfcrc stIten Ar
beitsmethode» «l Konfllkt nut der Technik!
nnjerer amerikanischen Maichi^en. Untere Ma
schinen produzierten bedeutend weniger, als
sie mutzten. Die -rechnn/ der laufenden Pro
duktion gelang uns nich. Unsere Fabrik be
folgte unsere schönen Resolutionen nicht.
In diesen Tagen erschien Deine Rede tder
öricf ist an Genosse Ştalm gerichtet), auf der
ersten Konferenz des „Gesamtverbandes der
Arbeiter der sozialistischen Industrie". In die
ser Rede wurde als Richtlinie festgelegt: „Die
Bolschewiken müssen die Technik beherrschen.
Es ist Zeit, daß sie selbst Spezialisten werden.
In der Periode des Wiederaufbaues entschei
det die Technik alles."
Die 0 Bedingungen in Deiner Rede —
„neue Verhältnisse — neue Aufgaben des wirt
schaftlichen Ausbaues" — lehrten uns, wie man
die Technik und Wissenschaft der Produktion
beherrschen kann.
Worin bestanden unsere Fehler? Wir hat
ten den heißen Wunsch, gut zu arbeiten. Wir
verfügten über glänzende Ausrüstungen und
konnten trotzdem das Programm nicht erfül
len. Das Wollen allein genügte nicht. Es
mußten das Verständnis, Sachkenntnis und
neue Arbeitsmethoden hinzukommen.
Wir setzten bei vielen Dingen an, doch nie
mand hatte von seinen genauen Obliegenhei
ten Kenntnis. Der Schraubstock halte keinen
festen Herrn. Die Werkbänke schiede» zehner-
weise ans, die Lieferung der Einzelteile wurde
dadurch dauernd unterbrochen. Die Schmiede
hämmer wanderte» von Hand zu Hand. Die
Arbeitsmaschinen gerieten dauernd in Unord
nung. In der Gießerei wurden die einzelnen
Teile geformt, gegossen, bearbeitet, geschliffen
und kehrten daranshin wieder znm Einschmel
zen zurück. Der Fehlgutz betrug bis zu 90
Prozent.
Die ununterbrochene Produktion existierte
nur aus dem Papier, niemand trug eine Ver
antwortung. Dauernd wechselten die Menschen
an dcik Maschinen und bei der Montage, nie
mand war verantwortlich für die Werkbank
und die Instrumente. Es ist daher nicht er
forderlichen Einzelteile. Tie „Gleichmacherei"
der linken Kommunisten rief einen antzcror-
dentlich raschen Wechsel der Arbeitskräfte her
vor. Die Gießerei und die Schmiede verwan
delten sich in eine Durchgangsstation der Fa
brik. Warum geschah das? In der Gießerei
und in der Schmiede, wo die Arbeit bedeutend
schwerer ist als in öcrr anderen Betrieben,
war der Verdienst geringer. Tie niedrige
Verdiensthöhe trieb die Leute aus den heißen
Arbeitsräumen iir die Montage irnd andere
Werkstätten. Für die einzelnen Arbeiter war
es vorteilhafter, am Schraubstock zu arbeiten,
da hier — wie sic sagteil — die Verantwortung
geringer, der Verdienst größer sei.
Die Fabriklcitung machte einen großen Feh
ler bei der Annahme, daß die Gleichmacherei
keine Rolle spiele. Ueber keinen Schraubstock,
über kein Aggregat existierte irgendeine Lei-
stnngsüuchführung. Die ganze Fabrik wurde
über einen Kamur geschoren und tausende von
Menschen bekamen dieselbe Bezahlung. Zlber
die „Weisen" vom Technischen Normiernngs-
knrs betrachteten dieses System der Arbeits-
bezahlnng als Ideal, dem alle neuen Fabri
ken zustreben müßten. Wir haben im Kampf
um die Traktoren die Bedeutung der Ansied-
lnttg der Arbeiter und ihrer kulturellen Be
dürfnisse unterschätzt. Wir waren damit zu
frieden, daß bei der Eröffnung der Fabrik eine
neue Siedlung mit Wasserleitung, Dampfhei
zung und Kanalisation gebaut wurde. Eine
Fabrik-Schule war gebaut und Anlagen an
gepflanzt worden. Aber wir haben uns voll
kommen ungenügend um die kulturellen Be
dürfnisse der Arbeiter gekümmert. Wir über-
Das Reich und BraurrfchWerg.
Groener Lei McheKLHsZ.
„jü sollet KebetercffimmuMfl“. m Mmelgebisl
11(f*aitNi-rlin*»nt* Pr>f,,,?r ^ - 1 ’' C l^ìchzei- wird die deutschfeindliche litauische Regierungs-
qebcn wird einer aelear tun ' Ö ru ° ^ Politik weiter betrieben. Simaitis erklärte, daß es
bei der Entlassung der 21 Lehrer im Memelgebiet
ïiik ï toá ïr ï™ 1 nicht bleiben werde, er werde keinen Beamten ein-
oen oe-, vrauitzcywelgncyeu Staatsmim ten- stellen der nickt auck die
ums, Ministers Dr. Küchenthal, am 1. April Kerrsche ^ P J
nach Bad Harzburg entsprochen Beide Mini- _ *
ft er haben in Offenheit die politischen Fragen s - Ju f } ^»sichtlich ihrer Wahlzeit-Politik verdient
besprochen, die in letzter Zeit das Land Braun- ctoœno ” Legierung großes Mißtrauen. In
schweig berührt haben, und dabei festgestellt « uens Hauptstadt zeigen sich Regungen zum
daß sie sich in voller Ueber ei n st i m - ^»kott 0"ut,cher Waren und zur Entfernung deut
ln u n g befinden Burger, die m der Hauptstadt einen wirtschaft-
' lichen Beruf ausüben.
WchMà btt staffelet Itaïtansl-
sozialìsieņ.
Der Reichsinncmninister hat bekanntlich die
Verbreitung der Propagandannmrnern der
nat.-sozialistischcn Presse in beschränktem Um
fange im Hinblick ans den „politischen Ostcr-
frieöcn" verboten. Wie die N. S. D. A. P. mit
teilt, hat der Kasseler Polizeipräsident nun
mehr dem Drucker der nationalsozialistischen
„Hessischen Volksmacht" eröffnet, daß die Zei
tung nur in einer vom Prolizeipräsiöenten
festgesetzten Auflagehöhe gedruckt werden
dürfe, und verboten, weitere Exemplare über
diese Auflagehöhe hinaus zu drucken. Gegen
diese Verfügung ist Beschwerde erhoben wor
den.
Dr. Küchenthas,
der braunschweigische Minister, der in Weimar-
dell aus dem Urlaub von Blankenburg her
übergekommenen Reichsminister Groenèr zur
politischen Aussprache nach Harzburg, dem
braunschweigischen Harzkurort, eingeladen
Am 4. April findet in Moskau der Pro
zeß gegen den Attentäter Judas Stern und
seinen Helfershelfer Wassilijew statt,