Full text: Newspaper volume (1932, Bd. 2)

öd)!eswig-ßolfteinifd)e 
Landsszeîtung 
125. Jahrgang. 
125. Jahrgang 
: Auzeigenpreis: Die tOgespallene Kolonelzeile 25 
\ Reklamen 125 Jiff-. Zahlungsziel 14 Tage, 
i Für Aufnahme derAnzeigen an bestimmten Plänen sowie 
\ in den vorgeschrieb. Nummern kann keine Gewähr über. 
> nommen, eine Ersatzpflicht od. Haftung bet Nichteinhaltg. 
\ derartiger Bestimmungen also nicht anerkannt werden- 
Schriftleitung und Geschäftsstelle: Rendsburg. Bahnhofstraße 12/16 
Fernsprecher Nr. 2551 — Telegramm-Anschrift: Tageblatt 
Bezugspreis: Monatlich RM. 1.75. zuzüglich 25 Pfg. Bestellgeld. Bei Abholung 
RM. 1.80. — Ausgabe 8 mit Illustrierter Beilage RM. 2.25, bei Abholung RM. 2.05. 
Einzelnummer 10 Pfennig, Sonnabends 15 Pfg. 
Bankkonten: Sttestholstetntfche Bank. Spar- und Leth-Kasse, Dankoeretn A..O., Wtrtschaftsbank, Beamtendank, 
Şchleswîg-Holsteintsche Dank, Landkreditbank A.-G. alle in Rendsburg und Gemeinde-Sparkatse, Düdelsdorf. 
Postscheck-Konto: Hamburg 16278. Erfüllungsort Rendsburg. 
î Del Zahlungsverzug oder Konkurs entfällt der 
ļ Anspruch aus einen gewährten Anzeigen * Rabatt. 
Î Im Falle höherer Gewalt hat der Bezieher keinen 
i Anspruch aus Lieferung oder Nachlieferung der 
! Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. 
SowMl-NZrßlemö in eigene« Bslmchinng 
sahen das kolossale Anwachsen der Ansprüche, 
der Arbeiterklasse. Die Armee der Traktoren- 
bauer wuchs an, aber mit diesem Wachstum 
hielt der Ban voll Siedlungen, Kaufläden, die 
Einrichtung der Kommunalwirtschaft und die 
Kulturarbeit iricht Schritt. 
linter neuen Umständen arbeiteten wir wie 
früher. Wir glaubten, daß das Neue in der 
Traktorenfabrik nur ill der Ausrüstung be 
stehe und daß es genüge, Menschen an die aus 
ländischen Maschinen zu stellen, um die Fa 
brik schon in Gang zu bringen. Doch die 
Praxis zeigte uns, daß ohne die Beherrschung 
des gcsanltcn PruduktionsverlanseS, 
ohne Heranbildung einer eigenen Führer- 
schicht, 
ohne bestimmte sachliche Leitung, ohne Rcn- 
tabilitätsbilanz, ohne entschiedenen Kampf ge 
gen die „Gleichmacherei" und Berantwor- 
tnugslosigkeit, ohne die tägliche Sorge für den 
Erzeuger (des Traktors) die Fabrik keinen 
einzigen Traktor liefern kann. 
Wir mußten uns umstellen und wir taten es 
auf Grund Deiner Hinweise 
„Wir mußten den raschen Wechsel der Ar 
beitskräfte zum Stillstand bringen, die Gleich 
macherei vernichten, die Bezahlung richtig or 
ganisieren nild die Lebensbedingungen der 
Arbeiter verbessern. Wir haben darnit begon 
nen, daß wir das alte System der Arbcitsbe- 
zahlirng zerschlugen. 
Die Lüge, daß man die Akkordarbeit am 
laufenden Baud nicht branchen könne, 
haben mir nicht nur entlarvt, sondern so 
gar durch die Tat bewiesen, daß Akkord 
große Vorteile bringt. 
Zn den Bestbezahlten haben wir die Schlos 
ser, Gießer und Schmiede gemacht. Und dies 
hat sich sofort in der Produktionsbcwegung 
erkennbar gemacht. Zum ersten Mal seit Be 
stehen der Fabrik haben diese vorbereitenden 
Betriebe Ansätze gemacht, ihr Programm zu 
verwirklichen. Heute wird die erhöhte Produk 
tion der Traktoren durch die Gießer und 
Schmiede sichergestellt. 
Im März 1931 erhielt ein Schmied durch 
schnittlich 112 Rubel monatlich, im Dezember 
dagegen 250. Ein Gießer erhielt im April 98 
Rubel monatlich, im Dezember dagegen 173. 
Ein qualifizierter Schlosser erhält 350—400 
Rubel monatlich. 
Die Gleichmacherei hatte uns zu Grunde 
gerichtet. Konnte man den» eine derartige 
Lage auch ertragen, wenn nur 1 Prozent der 
Arbeiter nach Akkord arbeitete'? Konnte denn 
die Fabrik Traktoren liefern, wenn hinter dem 
Rücken der Stoßbrigaden sich Schlamperei ver 
steckte? Bor allem haben wir die Akkordarbeit 
ans den Durchgangsstellen verwirklicht. Bon 
Monat zu Monat hatten die Bcarbeitungs- 
steUen den Durchfluß der Einzelteile mehr auf 
gehalten. Die Opportunisten suchten die 
Gründe in fehlender Planmäßigkeit und in 
Mangelhaftigkeit der Ausrüstung. Die Bol 
schewiken dagegen in der schlechten Erfüllung 
Deiner sechs Bedingungen. Die progressive 
Akkordarbeit hat die Durchgangsmenge der 
Bearbcitungsbetriebe vergrößert. Ihre Pro 
duktion stieg aufs Doppelte. 
Die Gleichmacherei der linken Kommunisten 
ist zerschlagen, die Zeitarbeit ist von den Ar 
beitsstätten verbannt. 75 Prozent aller Arbei 
ter arbeiten ans Akkord. Jetzt werden unsere 
Arbeiter nach ihren Leistungen bezahlt. 
Die Fabrikküche liefert 37 000 Mittagessen. 
Tic Arbeiter der heißen Betriebe und die 
Stoßbrigaden erhalten erhöhte Rationen 
„Wir mußten die Verantwortungslosigkeit 
der Arbeiter liquidieren, die Organisation der 
Arbeit verbessern, die Arbeitskräfte besser ver 
teilen. Tie 'nur ans dem Papier stehende un 
it, lterbrocheue Arbeit haben wir durch die 
unterbrochene 6-Tagewoche ersetzt. Jedem 
Mechanismus, jedem Aggregat ist ein ganz 
bestimmter Aufseher, Meister und Arbeiter 
zugeteilt, und sie sind für den Zustand der 
Werkbank und der Einzelteile verantwortlich. 
Diese Maßnahme hat die Zahl der Brüche 
stark abfallen lassen. In der Zahnradabtei- 
lnng. in der Gießerei, in der schweren und 
leichten Schmiede ist die Produktion auf mehr 
HsZmZKm LMMchichis. 
lö MtzreeLum. — OzmrîKàMêà ö§Z ksmMmüWchm müffm 
Vorbemerkung der Schristleitnng: Der marxistische 
Sozialismus hat bekanntlich in Rußland seine 
Ilcberführung in die Praxis erlebt. In den 
nachfolgenden Ausführungen wird nun von 
Vertretern des Systems selbst die Rückführung 
in gewisse Arbcits- und Fnhrungsmethodcn 
der kapitalistischen Acra als notwendig ermic- 
ļ£U. Damit wird in Wirklichkeit festgestellt. 
HO öas marxistische kollcktivkapitalistischc Sy- 
stem keine Lösung der sozialen 
Frage bedeutet. Damit wird aber zu 
gleich der Marxismus als eine falsche 
Folgerung ans den Zuständen des übcr- 
spannten indiviöiralistischen Zeitalters des 19. 
Jahrhunderts erwiesen. Zugleich ivird die 
Ausgabe aus dem Osten an den Westen Euro 
pas verwiesen, eine neue soziale Ordnung auf 
einer anderen Grundlage zu suchen. Wir sehen 
eine der deutschen Aufgaben darin, diese 
neue soziale Ordnung vorzubereiten, die einer 
seits das Eigentumsprinzip als sittliche Grund 
lage anerkennt, ans der anderen Seite aber 
auch der Arbeitsleistung jeglicher Art- die ja 
auch Eigentum ist, die ideelle und materielle 
'Anerkennung gibt, welche ihr gebührt und so 
mit die verpflichtende Verbindlichkeit von 
Eigentum und Arbeit als soziales Prinzip und 
nicht als Ausbeutungsgelegenheit anerkennt. 
In dieser Beziehung sind die nachfolgenden 
Ausführungen von der negativen Seite her ein 
Anschauungsunterricht für die sozialpolitische 
Entwickelung, in der wir im Wachsen und Rei 
sen zur Zeit kämpfen und ringen. 
Mehrfach schon wurde in der deutschen 
Presse die Mitteilung gebracht, daß Stalin 
zur Durchführung seines Fünfjahresplanes 
grundlegende Aenderungen der Arbeitsmetho 
den in Sowjet-Rußland einführen mußte. Die 
Akkordarbeit, die der Kommunist abge 
schafft hatte, wurde wieder eingeführt. Da 
durch ist ein Hauptpunkt der kommunistischen 
Gleichmacherei in einem Lande verlassen wor 
den, das das kommunistische System in höch 
ster Vollendung zur Durchführung bringen 
wollte, und man kehrt wieder zu den vorher 
geschmähten „bürgerlichen Arbeitsmethoden" 
zurück. In ein eigenartiges Licht wird dieser 
Rückgang aber erst durch einen offenen Brief 
gebracht, dcii die Belegschaft der Stalinqrader 
Traktorenfabrik „Dschersinski" in dem »fsiziel- 
len russischen Organ, der „Prawda". am 17. 
Januar 1932 zum Abdruck gelange» läßt. Der 
Brief ist gedacht als Befürwortung der von 
Stalin eingeführten Akkordarbeit, die nicht 
nur in deutschen, sondern auch in sowjet-rus 
sischen Arbeiterkreisen Befremden hervorge 
rufen hatte. Zu diesem Zweck bringt der offene 
Brief Angriffe auf die vorher bestehenden 
kommunistischen Arbeitsmethoden und gibt 
Zugleich in unbeabsichtigter Offenheit Anfklä- 
über die Zustände in Sowjet-Rußland. 
, bringen nachfolgend einen Teil dieses of 
fenen Briefes zum Abdruck. 
Nach einer ausführlichen Schilderung der 
erreraucn technischen „Leistungen" heißt es: 
„Wie yaven wir diese entscheidenden Erfolge 
im Ringen um nnsere Fabrik erzielt? War 
um hat uuicrc Fabrik j,„ ersten Halbjahr 1931 
mit großer! - "Erbrechungen gearbeitet und 
nur 6722 Traktoren geliefert, im zweiten Halb 
jahr dagegen Produktionsprozeß beherr 
schen gelernt und i_ggģ Traktoren geliefert? 
Im Februar 1931, i m schwierigsten Augen 
blick des Daseins, unseres Werkes, kamen unsre 
technische Unkenntnis nnd Ultfcrc stIten Ar 
beitsmethode» «l Konfllkt nut der Technik! 
nnjerer amerikanischen Maichi^en. Untere Ma 
schinen produzierten bedeutend weniger, als 
sie mutzten. Die -rechnn/ der laufenden Pro 
duktion gelang uns nich. Unsere Fabrik be 
folgte unsere schönen Resolutionen nicht. 
In diesen Tagen erschien Deine Rede tder 
öricf ist an Genosse Ştalm gerichtet), auf der 
ersten Konferenz des „Gesamtverbandes der 
Arbeiter der sozialistischen Industrie". In die 
ser Rede wurde als Richtlinie festgelegt: „Die 
Bolschewiken müssen die Technik beherrschen. 
Es ist Zeit, daß sie selbst Spezialisten werden. 
In der Periode des Wiederaufbaues entschei 
det die Technik alles." 
Die 0 Bedingungen in Deiner Rede — 
„neue Verhältnisse — neue Aufgaben des wirt 
schaftlichen Ausbaues" — lehrten uns, wie man 
die Technik und Wissenschaft der Produktion 
beherrschen kann. 
Worin bestanden unsere Fehler? Wir hat 
ten den heißen Wunsch, gut zu arbeiten. Wir 
verfügten über glänzende Ausrüstungen und 
konnten trotzdem das Programm nicht erfül 
len. Das Wollen allein genügte nicht. Es 
mußten das Verständnis, Sachkenntnis und 
neue Arbeitsmethoden hinzukommen. 
Wir setzten bei vielen Dingen an, doch nie 
mand hatte von seinen genauen Obliegenhei 
ten Kenntnis. Der Schraubstock halte keinen 
festen Herrn. Die Werkbänke schiede» zehner- 
weise ans, die Lieferung der Einzelteile wurde 
dadurch dauernd unterbrochen. Die Schmiede 
hämmer wanderte» von Hand zu Hand. Die 
Arbeitsmaschinen gerieten dauernd in Unord 
nung. In der Gießerei wurden die einzelnen 
Teile geformt, gegossen, bearbeitet, geschliffen 
und kehrten daranshin wieder znm Einschmel 
zen zurück. Der Fehlgutz betrug bis zu 90 
Prozent. 
Die ununterbrochene Produktion existierte 
nur aus dem Papier, niemand trug eine Ver 
antwortung. Dauernd wechselten die Menschen 
an dcik Maschinen und bei der Montage, nie 
mand war verantwortlich für die Werkbank 
und die Instrumente. Es ist daher nicht er 
forderlichen Einzelteile. Tie „Gleichmacherei" 
der linken Kommunisten rief einen antzcror- 
dentlich raschen Wechsel der Arbeitskräfte her 
vor. Die Gießerei und die Schmiede verwan 
delten sich in eine Durchgangsstation der Fa 
brik. Warum geschah das? In der Gießerei 
und in der Schmiede, wo die Arbeit bedeutend 
schwerer ist als in öcrr anderen Betrieben, 
war der Verdienst geringer. Tie niedrige 
Verdiensthöhe trieb die Leute aus den heißen 
Arbeitsräumen iir die Montage irnd andere 
Werkstätten. Für die einzelnen Arbeiter war 
es vorteilhafter, am Schraubstock zu arbeiten, 
da hier — wie sic sagteil — die Verantwortung 
geringer, der Verdienst größer sei. 
Die Fabriklcitung machte einen großen Feh 
ler bei der Annahme, daß die Gleichmacherei 
keine Rolle spiele. Ueber keinen Schraubstock, 
über kein Aggregat existierte irgendeine Lei- 
stnngsüuchführung. Die ganze Fabrik wurde 
über einen Kamur geschoren und tausende von 
Menschen bekamen dieselbe Bezahlung. Zlber 
die „Weisen" vom Technischen Normiernngs- 
knrs betrachteten dieses System der Arbeits- 
bezahlnng als Ideal, dem alle neuen Fabri 
ken zustreben müßten. Wir haben im Kampf 
um die Traktoren die Bedeutung der Ansied- 
lnttg der Arbeiter und ihrer kulturellen Be 
dürfnisse unterschätzt. Wir waren damit zu 
frieden, daß bei der Eröffnung der Fabrik eine 
neue Siedlung mit Wasserleitung, Dampfhei 
zung und Kanalisation gebaut wurde. Eine 
Fabrik-Schule war gebaut und Anlagen an 
gepflanzt worden. Aber wir haben uns voll 
kommen ungenügend um die kulturellen Be 
dürfnisse der Arbeiter gekümmert. Wir über- 
Das Reich und BraurrfchWerg. 
Groener Lei McheKLHsZ. 
„jü sollet KebetercffimmuMfl“. m Mmelgebisl 
11(f*aitNi-rlin*»nt* Pr>f,,,?r ^ - 1 ’' C l^ìchzei- wird die deutschfeindliche litauische Regierungs- 
qebcn wird einer aelear tun ' Ö ru ° ^ Politik weiter betrieben. Simaitis erklärte, daß es 
bei der Entlassung der 21 Lehrer im Memelgebiet 
ïiik ï toá ïr ï™ 1 nicht bleiben werde, er werde keinen Beamten ein- 
oen oe-, vrauitzcywelgncyeu Staatsmim ten- stellen der nickt auck die 
ums, Ministers Dr. Küchenthal, am 1. April Kerrsche ^ P J 
nach Bad Harzburg entsprochen Beide Mini- _ * 
ft er haben in Offenheit die politischen Fragen s - Ju f } ^»sichtlich ihrer Wahlzeit-Politik verdient 
besprochen, die in letzter Zeit das Land Braun- ctoœno ” Legierung großes Mißtrauen. In 
schweig berührt haben, und dabei festgestellt « uens Hauptstadt zeigen sich Regungen zum 
daß sie sich in voller Ueber ei n st i m - ^»kott 0"ut,cher Waren und zur Entfernung deut 
ln u n g befinden Burger, die m der Hauptstadt einen wirtschaft- 
' lichen Beruf ausüben. 
WchMà btt staffelet Itaïtansl- 
sozialìsieņ. 
Der Reichsinncmninister hat bekanntlich die 
Verbreitung der Propagandannmrnern der 
nat.-sozialistischcn Presse in beschränktem Um 
fange im Hinblick ans den „politischen Ostcr- 
frieöcn" verboten. Wie die N. S. D. A. P. mit 
teilt, hat der Kasseler Polizeipräsident nun 
mehr dem Drucker der nationalsozialistischen 
„Hessischen Volksmacht" eröffnet, daß die Zei 
tung nur in einer vom Prolizeipräsiöenten 
festgesetzten Auflagehöhe gedruckt werden 
dürfe, und verboten, weitere Exemplare über 
diese Auflagehöhe hinaus zu drucken. Gegen 
diese Verfügung ist Beschwerde erhoben wor 
den. 
Dr. Küchenthas, 
der braunschweigische Minister, der in Weimar- 
dell aus dem Urlaub von Blankenburg her 
übergekommenen Reichsminister Groenèr zur 
politischen Aussprache nach Harzburg, dem 
braunschweigischen Harzkurort, eingeladen 
Am 4. April findet in Moskau der Pro 
zeß gegen den Attentäter Judas Stern und 
seinen Helfershelfer Wassilijew statt,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.