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124. Zahrgang.
124. Jahrgang.
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Jumc- und außenpaÜtischec !RäckMic&
Der heutige Pariser und
Londoner Stimmungsspiegel,
-neigt sich dem £ade
3m ļndêmrnpşş
Der Pariser Korrcspoiànt der „Times" berichtet
heute, daß die Gerüchte von einem englisch,französischen
Einvernehmen über die Tribute und die Abrüstung
verfrüht seien, da die französische Regierung ihre auf
der Abrüstungskonferenz in Genf zu verfolgende Poli
tik noch nicht endgültig festgelegt habe und auch die
englischen Entschlüsse noch nicht ausgereift feien. Dar
auf fei auch die Verzögerung in der Abreise des
Finanzsachverständigen Leith Roß nach Paris zurück
zuführen
Die City, so berichten die „Financial Times", be
trachtet die Aussichten der Konferenz durchaus pessi
mistisch. Ein Moratorium gestatte keinerlei Hoffnungen
auf eine Wiederherstellung des Vertrauens und der
wirtschaftlichen Wohlfahrt. Die Stabilisierung des
Pfundes könne nicht durchgeführt werden. Die Mora
torien würden bald auf alle Arten von Schulden über
greifen und die Währungssysteme völlig erschüttern.
Eine zeitweilige Regelung könne nur die Lage weiter
verschärfen. Das fei vielleicht das Beste an der ganzen
Regelung, da dam» möglicherweise
Amerika und Frankreich
endlich Verstand annehmen würden. Sollte die Kon
ferenz keine Streichung der Tribute bringen, so er
warte man von Deutschland den ersten Schritt, und
niemand könne Deutschland einen Vorwurf machen,
wenn es erkläre, daß es keine'Tribute mehr zahlen
könne. Ein derartiger Schritt würde der Ausgangs
punkt einer wirklichen Wiedergesundung der Welt sein,
da die Krise zu 90 v. H. psychologischer Natur sei und
die Beendigung des furchtbaren Tributtrapines schon
wesentlich zu einer optimistischen Stimmung beitragen
werde.
-st- Ein Jahr neigt sich dem Ende zu. Auch 1931
war für Deutschland kein Jahr des Heils. Reißend
ging es weiter bergab, wirtschaftlich wie finanziell.
Der Staatsbürger sieht sich mehr oder weniger
vis-a-vis de rien und hinsichtlich seiner selbst in ganz
ungewöhnlichen Zeitläuften billigerweise an den
Staat zu stellenden Erwartungen ärgstens ent
täuscht. Was außerhalb der staatlichen Zuständigkei
ten gesündigt oder falsch gemacht wurde, soll nicht
bemäntelt werden.
Der Kampf des deutschen Volkes um Leben bzw.
Lebenswerte und Zukunft geht zur Zeit der
Jahreswende unentwegt weiter. Im Innern ist
die weltanschaulich-politisch-soziale Kraftprobe noch
in der Schwebe. Preußische Wahlen und Reichs-
Präsidentenwahl werden bedeutsame nächstjährige
Etappen sein. Richt minder ist der Fortgang der
Auseinandersetzung zwischen Arbeit und Kapital,
besser gesagt zwischen Arbeit und asozialen kapita
listischen Tendenzen, von Bedeutung. '
Der Raum dieser Auseinandersetzung ist inter
national verbreitert. Das Gold, gehortet in Bank
gewölben ans Stahl und Stein, angeführt von
şTD/knşi-oirK, 1*ntr-1* k?-:—......
Weisung des Zollunionsprotokolls an den Haager
Gerichtshof.
Inzwischen galt der Besuch von Brüning und
Eurtius in Cycqners (3. bis 7. Juni», der schon
Anfang April vorgesehen war. fast ausschließlich
nur noch der drohenden Krise. Kurz vorher, am
3. Juni, veröffentlichte die Reichsregierung die
zweite große Notverordnung zur
menbruch der Danatbank; die Schalter wurden ge
schlossen, Bankfeiertage verordnet. JnflationS-
gerüchte schwirrten umher. Deflation war jedoch
die Ursache der Krise. Aus der von Macdonald
geplanten politischen Schulöenkonferenz wurde
offiziell eine „Sachverstünöigenkonferenz" zur Re
gelung sich ans dem Hooverjahr ergebender Einzel-
fragen, die am 17. Juli in London zusammentrat.
Am gleichen Tage machten sich Brüning und Cur
tins zunächst auf den Weg nach Paris. Sachlich
hatten die Pariser Verhandlungen kein Ergebnis.
Eine französische Finanzhilfe ivurde offiziell über
haupt nicht erörtert! denn die politischen Bedin
gungen. die Frankreich daran knüpfte, waren unan
nehmbar. Die deutschen Minister fuhren zugleich
mit Laval und dem französischen Finanzminister
Flaudin nach London. Die Londoner Finanzver-
. Handlungen, an denen auch die Bereinigten Staa
ten Anteil nahmen, scheiterten an der Erklärung
Frankreichs, cs habe an einer Hilfsaktion, wie sie
England und Alnerika planten kein Interesse. Um
die gleiche Zeit erschien in der Öffentlichkeit die
französische Rüstungsöenkschrist für Genf, die den
Willen Frankreichs festlegte, nicht einen Mann und
nicht eine Waffe abzurüsten. Eine englisch-ameri
kanische Finanzhilfe »var zu diesen» Zeitpunkt
schon praktisch unmöglich geworben, da die Krise
nun auch England zu immer neuen Goldabgaben
zwang. Lediglich die Bildung von Stillhalteaus-
schüssen konnte in London vereinbart werden. Der
Gegenbesuch von Macdonasd und Henderson in
Berlin (27. bis 29. Juli» beschloß die Ereignisse
dieses verhängnisvollen Monats.
Der August brachte eine ge,visse Beruhigung.
Ain 1. August erschien die Notverordnung über die
Devisenbewirtschaftung. Der Zahlungsverkehr kam
allmählich wieder in Fluß. An» 7. August konnten
Brüning und Curtins ihren Staatsbesuch in No,n
bei der italienischen Regierung abstatten. Am
lFortsetzuug siehe nächste Seite.)
ichernng von
Wirtschaft und Finanzen. Frankreich benutzte seine
finanzielle Uebèrlegenheit. um Oesterreich eine un
mittelbare Finanzhilfe gegen den Verzicht auf die
Zollunion auch für die Zukunft anzubieten. Noch
blieb Schober der aus der Junikrise der österrei
chischen Regierung wiederum als Außenminister
hervorging, fest. Unterdessen hatte sich auch die
ainerikanische Regierung davon überzeugt, daß
Deutschland vor den» finanziellen Zusammenbruch
stand. Ain 21. Juni erfolgte der aufsehenerregende
Hoover-Vorschlag eines allgemeinen Schuldenseier
jahres zu de»n Zrveck, Deutschland für die gleiche
Zeit von den Reparationslasten zu befreien. Ita
lien, Deutschland und England stimmte»» sofort zu.
Allein Frankreich machte Schwierigkeiten und ver
langte Weiterzahlung der ungeschützten Rate. Die
folgenden langwierigen Verhandlungen in Paris
verstärkten die Unsicherheit. Der erivartete Still
stand in der Zurückziehung ausländischer Kredite
aus Deutschland trat nicht ei»». Erst an» 6. Juli
erklärte sich Frankreich zur Annahme des Hoover-
Planes nlit der bekannten Sonderbehandlung der
ungeschützten Jahresrate bereit. Die psychologischen
Wirkungen des französischen Widerstandes brachten
sedoch den Hoover-Plan um den beabsichtigten
Erfolg.
Es folgten die Ereignisse der Julikrise, die sich
einander jagten. Die deutsche Industrie schloß sich
zu einer Kreöitnotgemeinschast unter Führung der
Reichsbank zusa»»»»»e»r. Macdonald lud zu einer
Schulbenkonferenz nach London eil». Plarnnäßiges
internationales Vorgehen war sedoch nicht mehr
möglich. Der Abzug kurzfristiger Auslandskredite
ans Deutschland betrug »»»»» diese Zeit bereits 3 bis
4 Milliarden Mark gegenüber einem (später errech-
Frankreich sowie amerikanischer Finanz und ver
eint mit der Internationale wucherischen Leih
zinses, gedenkt seine mühelose Nutznießung der
allein Werte schaffenden Hand-und-Hirn-Arbeit
unumschränkt fortzusetzen. Die im Abschnitt der
Entscheidung befindliche Auflehnung des deutschen
Volkes gegen weitere Tributerpressungen
mündet in diesen menschheitsgeschichtlichen Kamps
zwischen der Goldenen Internat!virale und der
Arbeit. Es geht in diesem wie auch anderem Betracht
um den Sinn menschlicher Betätigung und mensch-
lichen Zusammenlebens.
Ein Unstern glast über dem Abend lande.
Deutschland ist eingeklemmt zwischen bewußt oder
unbewußt zerstörerischen westeuropäischen Tendenzen
and artfremdem östlichen Bolschewismus.
In der Entwicklung folgt eins aus dem andern.
Darum sei an der Schwelle des neuen Jahres
1932 ein Rückblick auf die Hauptereignisse in
der Politik des ablaufenden Jahres gegeben. Poli-
tisches und wirtschaftlich-soziales Schicksal sind mit
einander verknüpft.
. Soweit der heutige Londoner Stimmungs-
spiegel. Der entsprechende Pariser Stimmungs-
spiegel ist abweicheild und daraus angelegt, den
Youngplan als solchen trotz des ihn ziemlich un
mißverständlich preisgebenden Baseler Gutachtens
zu retten. Der Poungplan muß und »vird fallen.
Die katastrophale Entwicklung inuß schließlich über
das völlig ungenügende Pariser Mittelchen eines
weiteren Tributzahlungsausschubs hinweggehen.
Das gebietet das weltwirtschaftliche Interesse. Be
zeichnend ist das französisch» Bemühen, Tribut,
Abrüstung und etliches andere in einen Topf zu
werfen und auf diese Weise England wieder zu
fangen und zu binden. Englands wohlverstandecke
Belange fordern gleichfalls eine endgültige Rege
lung der Tributfrage, ivoruuter nach Lage der
Dinge nur S t r e i ch u n g zu verstehen ist, was ja
auch die Londoner City zum Ausdruck bringt.
um nanuar wuroe nt Frankreich bas Kabinett
Steeg durch öie Regierung Laval abgelöst, deren
Ministerpräsident in den späteren internationalen
Verhandlungen eine so bedeutende Rolle spielen
sollte. Der Reichstag hatte sich Im Februar mit der
erftenNotverordnung zur Sicherung voiiWirtschaft
und Finanzen zu beschäftigen, die irn Dezember
1939 erlassen war. Alle Anträge der Opposition
kaincn infolge der Tolerierungstaktik der SPD zu
Fall, In dem darauf folgenden Auszug der Natio
nalsozialisten. Deutschnationaleil und dreier Land
volk-Abgeordneter aus den» Reichstag kam dann
die neue Taktik der nationalen Oppositior» bis zum
II, Oktober.
Inzwischen legte der Besuch des Neichsanßen-
ministers Curtins in Wien ain 3. März den Grund-
stenr zu dein Vorvertrag über eine deulsch-öster-
reichische Zollunion, der am 29. März veröffentlicht
wurde. In weiteren Kreisen Deutschlands und
auch Oesterreichs »vurde das Protokoll als erster
Schritt zur^ Aktivierung der deutschen Außenpolitik
und der Selbsthilfe in der »»inner bedenklicher
werbenden Wirtschaftskrise begrüßt. Trotz der
nachfolgende», Proteste Frankreichs und seiner öst
lichen Verbündeten, denen auch ein englischer
Schritt in Wien und Berlin folgte, hielten Eurtius
und der österreichische Außenminister Schober an
dem Protokoll fest, Briand »vandte sich in der
Kaminer mit auffallenden Wendungen gegen den
„Anschluß", Trotzdem unterlag er ain 12. Mai bei
der Wahl des neuen französischen Staatsvr.sidenten,
aus der sein Gegenkandidat Doumer siegreich her
vorging, Am 11. Mai war der Zusammenbruch der
Oesterreichischen Creditanstalt offenbar geworden.
Die Vertrauenskrise griff ans Deutschland über
Die Ratstagung und die 3. Tagung des Curova-
Ausschusses in» Mai standen in» Zeichen der Zoll-
uniorr. Der Bölkerbunösrat beschloß die Ueber-
Diê evangelischen und katholischen Badagogischen Akademien.
Wer wird Kaesiners Nachfolger?
Dis Aussprache, die dieser Tage zwischen dem Simultan-Akademie ausgebildeten Lehra
Präsidenten des Evangelischen Oberkirchenrates, wärter keinesfalls die Berechtigung für Er
v. Kapler, und dem preußischen Kultusminister von Religionsunterricht. Der Prozentsatz 4
Grimme stattfand, verfolgte, wie wir erfahren, spreche de»nnach genau dem stets mH 2:1a
eine doppelte Absicht, Einmal wurden die Beden- ten Bevölkerungsanteil der Konfessionen,
ken der evangelischen Kirche gegen die angeordnete Im weiteren Verlaus der Aussprache wu
Schließung von 9 ausschließlich evangelischen Pä- sonders die Neubesetzung des Postens des
dagogischen Akademien besprochen. Dann wurden lungsdirektors für das preußische Volkssch»
über die Neubesetzung der Leitung der Volksschul- besprochen. Als Nachfolger des «ausfchei
Abteilung des preußischen Kultusministeriums Er- evairgelischen Ministerialdirektors Kaestner
orteriingen gepflogen. In beiden Fällen sind Pari- katholische, aller nicht der Zentrumspartei
tatsschwierigkeiten entstanden. In der Frage der hörende Ministerialdirigent Wände in Auch
Schließung der Akademien fühlt sich die evangel:- nommen. Die evangelische Kirche ist nun de
sche Kirche durch die zweite preußische Sparverord- nung. daß eine derartige Neubesetzung b
nung benachteiligt. Bisher wäre:» von den be- fessionelle Parität im Kultusministerium r
stehenden IS Akademien 12 evangelisch. 1 simultan besonders da auch der Staatssekretär Beret
uttb nur 2 katholisch. Nach der Sparverordnung katholischen Glauben angehöre. Der prc
bleiben nur 3 evangelische Akademien übrig, wäh- Kultusminister stellte sich demgegenüber a
rend die katholische Kirche wie bisher im Besitz Standpunkt, daß für die Neubesetzung nie
uon 2 Akademien ist. konfessioneller Gesichtspunkt, sonderv
Vom Kultusminister wurde darauf hingewiesen, die fachliche Eignung ausschlaggebend se
daß man aus finanziellen Gründen um die Schlte- nîsterîaldirigent Wände habe wiederholt l
ßung der Akademien nicht herumkommen könne. Zeit vertretungsweise den Posten des Mini
Zu den 3 evangelischen Pädagogischen Akademien direktors Kaestner verivaltet. Bon evang
in Elbing, Halle und Dortmund müsse von der Seite sei dabei seine Eignung dafür immer
evangelischen Kirche noch die simultane (verschie- kannt worden.
denen Bekenntnissen gemeinsame) Akademie in Durch das Gespräch ist ein Ausgleich der
Frankfurt a. M. hinzugerechnet werden. Fast alle 'ätzlichen Standpunkte nicht herbeigeführt v
dort ausgebildeten Lehramtsanwärter seien evan- Immerhin betonte der Kultusminister, da'
gelischen Glaubens, Die katholische Kirche gebe im Entscheidung über die Neubesetzung vorläus!
Aus Paris wird genreldet:
Der englische Finanzsachverständige Leith Rotz
wird Ende dieser Woche in Paris erivartet. wo die
französisch-englischen Verhandlungen über die
Tribntfrage wieder ausgenommen werden sollen.
Nach der französischen Presse zu urteilen haben
die nach Weihnachten auf diplomatischem Wege
geführten Besprechungen bereits zu einer »veit-
gcheilden Annäherung der beiderseitigen Auf
fassungen geführt. Der Londoner Sonderbericht
erstatter des „Echo de Paris" kündigt die großen
Linien der Regelung an. über die sich
England und Frankreich
einig iverden würden, soweit diese Einigung nicht
bereits geschehen sei. Nach diesen» Programm soll
Deutschland ein Moratorium von Rühriger Dauer
zuerkannt werden. Der ungeschützte Teil soll fort
laufend an die B, I. Z. gezahlt und von dort aus
in For»»» eines französischen Kredits an die
Reichsbahn zurückerstattet »vcrden. Als Gegen
leistung soll die Reichsregierung sich verpflichte»»,
sowohl an Frankreich als auch ai» einige fran-
Gegenfatz zu der evangelischen einem auf einer I nicht gefallen sei.