Full text: Newspaper volume (1931, Bd. 4)

I 
Pmkeffor Piecarös 
neue Pläne. 
Zwei neue Siratojphärenaufstiege geplant. 
— Erforschung des magnetischen Pols. — 
Frankfurt a. M., 21. Nov. Professor Piccard, 
der in der Straßburger Universität einen Vortrag 
über die Erforschung der Stratosphäre hielt, hat 
eine Erläuterung über seine neuen Pläne der 
Stratosphären-Forschung gegeben. 
Ich bereite, so führte er aus, nicht nur zusam 
men mit Ingenieur Kipfer einen neuen Strato 
sphärenflug in Europa vor, dessen Start wiederum 
in Augsburg erfolgen wird, sondern ich plane auch 
einen Aufstieg in die Stratosphäre in der Gegend 
des magnetischen Pol», ein Experiment, mit dem 
ich mich bereits sehr ernsthaft befaßt habe. Was 
nun den neuen Aufstieg in Augsburg betrifft, so 
sind die Vorbereitungen dazu noch nicht über das 
Stadium des Laboratoriums hinaus entwickelt. 
Ich kann unmöglich die vielen llngenauigkeiten, 
Mutmaßungen und bloßen Erfindungen, die zur 
Zeit erscheinen, alle berichtigen. Die Nachricht, ich 
sei mit dem Begleiter des ersten Stratosphären 
aufstieges, Ingenieur Kipfer, uneinig geworden, 
entspricht durchaus nicht der Wahrheit. Es steht 
jedenfalls noch nicht fest, wer eigentlich in Augs 
burg dis Gondel zum Stratosphärenslug besteigen 
wird. Ingenieur Kipfer wird aus persönlichen 
Gründen kaum mit aufsteigen. In diesem Falle 
wird mein Schüler Cosins während des Strato 
sphärenaufstieges den wissenschaftlichen Teil über 
nehmen. 
Für das Projekt der Junkerswerke, die bekannt 
lich die Stratosphäreneroberung im Flugzeug ver 
suchen wollen, bezeugt Professor Piccard ein recht 
reges Interesse. — Den Aeußerungen Professor 
Piccards ist zu entnehmen, daß er diesen zweiten 
Aufstieg in Augsburg auffaßt als eine neue Probe 
zu jenem anderen Projekt, mit dem er sich bereits 
so lebhaft beschäftigt, nämlich dem Aufstieg am 
magnetischen Pol, bei dem er wohl selbst in die 
Stratosphäre zurückzukehren gedenkt. 
* * * 
Der Skl«eek-Pro;rß. 
Schürriugs Stellung unhaltbar. 
Berlin,-21. November. Die Stellung öes Ge 
neraldirektors der Behala (Berliner Hafen- 
unö Lagerhallen-Gesellschaft), Schüning, ist 
durch seine gestrige Vernehmung im Sklarek- 
Prozeß unhaltbar geworden. Es ist anzuneh 
men, daß die neue Stadtverwaltung möglichst 
schnell eine anderweitige Besetzung des Postens 
vornimmt. Durch diesen Personenwechsel kann 
auch das übertrieben hohe Gehalt des General 
direktors in Zuknnst ermäßigt werden. Es ist 
um ein bedeutendes höher als das des Ober 
bürgermeisters. 
Schüning war früher Stadtrat und ist nach 
dem Kriege Stadtverordneter als Mitglied der 
sozialdemokratischen Partei geworden. Vorher 
war er in der Gewerkschaft des Binnenschiffer- 
Verbandes tätig. Er ist im Herbst 1929, als die 
Verfehlungen in Verbindung mit den Skla- 
reks offenkundig wurden, aus der sozialdemo 
kratischen Partei ausgeschlossen worden. 
Tie einzige offizielle Instanz, die über 
Schünings Rücktritt zu entscheiden hat, der 
Aufsichtsrat, ist noch nicht einberufen worden 
Schüning scheint das gestrige Zugeständnis der 
Bestechung, das auch das Zugeständnis einer 
zum mindesten leichtfertigen Aussage vor dem 
Untersuchungsausschuß des Preußischen Land 
tags im November 1929 enthält, nicht als genü 
genden Grund für seinen Rücktritt anzusehen. 
•8* jķ *5* 
ļKiMâşķKşitz. 
Heftige Zusammenstöße. 
Lübeck, 21. Nov. Der heutige Verhandlungstag 
begann mit der Vernehmung von Aerzten des 
Krankenhauses. Hierbei wurde unter anderem fest 
gestellt, baß Dr. Welcker Anfang März aus der 
Entbindungsanstalt benachrichtigt wurde, die Kin 
der seien nach der Calmette-Fütterung matt und 
schläfrig und gediehen nicht recht. Er benachrichtigte 
Dr. Iannasch, der mit dem Oberarzt Dr. Fiedler, 
dem Verantwortlichen der Entbindungsanstalt, 
sprach. Man habe geglaubt, daß die Entbindungs 
anstalt nur Schwierigkeiten machte, weil eine ge 
wisse Rivalität zwischen den einzelnen Abteilungen 
des Krankenhauses bestehe, vielleicht auch, daß die 
beiden Hebammen-Schwestern, die die Kinder mit 
der Calmette-Fütterung zu betreuen hatten, wegen 
des zeitigen Aufstehenmüssens gegen die Fütterung 
Stimmung machten. 
Dr. Iannasch erklärt weiter, daß ihm der Assi 
stenzarzt Wcchsnitzka am 15. März auf dem Hofe 
des Krankenhauses burschikos zugerufen habe: 
„Euer Ealmette-Verfahren ist ein blödsinniges Zeug, 
cs macht die Kinder krank. Sie spucken". Ich nehme 
an, daß er mich ärgern wollte, weil er wußte, daß 
ich mich für das Verfahren eingesetzt hatte. 
Zu einem heftigen Zusammenstoß kam es, als der 
Leichendiener Wcrendt vernommen wurde. Dieser 
erklärte, er habe die Sektion der Leiche des Kindes 
Reimer selbst vorgenommen. Er habe dabei Tuber- 
kulose festgestellt. Um diese Zeit war der Prosektor 
des Krankenhauses, Dr. v. Pvaun, auf Urlaub. AIs 
Fräulein Dr. Kusel und Dr. Wiener sich die Leichen- 
teile ansahen, habe er gehört, daß Fräulein Küsel 
fragte, ob denn dieser neue Tuberkulosefall mit der 
Fütterung zusammenhänge, worauf Dr. Wiener er 
widerte, daß es möglich -fei. Dr. Wittern macht 
darauf aufmerksam, daß Dr. Wiener unter Eid aus- 
geiagt habe, er hätte selbst die Sektion vorgenom 
men. Die Professoren Ludwig Lange und Hahn 
erklären, daß sie mit der rein mechanischen Zer 
gliederung häufig untergeordnete Personen be 
trauen würden. Es genüge zu der Behauptung, 
man habe die Sektion vorgenommen, wenn man die 
Sektion nur beurteile. 
Hierbei geraten der Vorsitzende, die Verteidigung 
sowie Vertreter der Nebenkläger aufs heftigste an 
einander. 
Auf weitere Fragen erklärt der Leichendiener, 
daß er nicht nur die Leiche geöffnet, sondern auch 
die Organe herausgenommen und aufgeschnitten 
habe. 
Als wieder Zwischenrufe von Nebenklägern laut 
werden, verwahrt sich der Verteidiger Dr. Hoffmann 
aus das Energischste gegen solche Unterbrechungen. 
Die Verteidigung habe schon lange das Gefühl, daß 
hinter ihnen eine politische Versammlung sei. Sie 
überlege sich, wann sie das Gericht bitten werde, 
alle diese Umstände zu protokollieren, um einen Ne 
visionsgrund zu haben. Auch Dr. Ihde, Verteidiger 
von Professor Dr. Deycke, erklärte, daß die Ableh 
nung öes Dr. Schmincke als Sachverständiger kaum 
auf dieselbe Linie zu bringen sei wie die Gründe, 
die bei der Ablehnung von Professor Dr. Längstem 
anerkannt wurden. Der Vertreter der Elternschaft 
habe hier ausgeführt, wenn diesem Antrag, näml'ch 
Dr. Schmincke abzulehnen, stattgegeben würde, dann 
könne er sich nicht dafür einsetzen, daß d:e Ell-rn- 
schaft ruhig bleibe. Also habe man hier offenbar 
unter dieser Drohung gestanden. 
Der Schauplatz her Winterolympiaöe. 
Ein neues englisches Autogyroflugzeug, in das zum ersten Male eine Kabine 
eingebaut muröe. Auf dem Flugplatz von Hanworth (England) wurde ein von 
dem spanischen Erfinder Cierva konstruiertes Autogyroflugzeug vorgeführt, das 
wie ein Verkehrsflugzeug eine allseitig geschlossene Kabine besitzt. Es ist beab 
sichtigt, diesen Flugzeugtyp, der senkrecht aufsteigen und landen kann, serien 
mäßig herzustellen. 
Die neue Niesensprungschanze in Lake Placid 
(Staat Neuyork, U. S. A.), 
wo in den nächsten Wochen die besten Ski 
springer der Welt sich zum Kampf um die 
olympischen Ehren treffen. Der Wintersport' 
platz von Lake Placid ist in großem Umfang- 
ausgebaut worden, so daß auf den Tribüne^ 
10 000 Zuschauer den erwarteten spannenden 
Kämpfen beiwohnen können. 
Aus dem Flugzeug gestürzt und unverletzt 
gelandet. 
TU. Stockholm, 21. Nov. Auf dem schwedi 
schen Flugplatz Malmslätt ereignete şi® 
Sonnabendmittag ein eigenartiger Unfall. IN 
einem Militärflugzeug flog der Offiziersaspu 
rant Palander als Begleiter mit, um fotogro^ 
fische Aufnahmen zu machen. Als sich öa® 
Flugzeug in 500 Metern Höhe über denk 
Kirchturm der Ortschaft Kimstad befand, 
stürzte der Offiziersaspirant, als er sich belln 
Fotografieren zu weit aus dem Flugzeug (jer- 
ansbeugte, ab. Mehrere Personen sahen ihn 
herunterstürzen und erwarteten, daß er zet' 
schmettert werden würde. Palander hatte K* 
doch einen Fallschirm angeschnallt, der sin> 
automatisch nach 100 Metern entfaltete. 
lander blieb in einer Baumkrone hängen und 
wurde von den herbei eilenden Dorfbewol? 
nern befreit. Während des Sturzes hatte et 
krampfhaft den fotografischen Apparat festķ 
halten. Palander kam unverletzt davon. 
Zwei Tote bei einem Flugzeugabsturz. 
TU. Madrid, 22. Nov. Am Sonnabend 
stürzte bei Melilla ein spanisches Milctärflķ 
zeug infolge Flügel-ruches bei der falsches 
Ausführung eines Loopings ins Meer. Die 
beiden Insassen, ein Offizier und ein Aicchapi' 
ker, fanden den Tod in den Wellen. 
In Voßberg bei Lnttenmarck wurde da-' 
Erbpachtgebäude des Hofbesitzers Laudahn 
durch Feuer vernichtet. Mitverbrannt sind 
zwei Pferde, Erntevorräte und lanöwirtschasi" 
liche Maschinen. 
Sxhicksais=Schatteii Met Qcmdcia. 
Roman von Felix Reumann. 
Copyright 1931 by Karl Köhler u. Co., Bln.-Zehlendorf. 
Nachdruck verboten. 
Dann versiegten auch diese Hilfsquellen und nie 
mand wußte recht, wie es Bertold fertig brachte, 
seinen wild-verschwenderischen Lebenslauf fortzu 
setzen. 
Die Bilder, die der hochbegabie Baron in seinen 
Mußestunden malte und die ihm von spekulativen 
Kunsthändlern oder Mitgliedern der Gesellschaft 
abgekauft wurden, brachten ihm nicht viel ein. Wo 
von lebte er also? 
Vielleicht von seinen Schulden! 
So kam es, daß Frau Fama um diesen Mann, der 
Die üppigsten und pittoreskesten Feste gab, der seine 
»Verhältnisse" wahrlich nicht darben ließ, die selt 
samsten Mären wand. 
Gestern abend nun hatte der engere Freundes 
kreis dringliche Einladungen zu einer Veranstaltung 
erhalten, die mit einer „großen Ueberraschung" 
rnden solle. 
Solche Sensationen wollte man sich nicht entge 
gen lassen, und so waren denn alle gekommen, um 
)iese Einlage in die Faschingszeit mit zu genießen. 
Ein Teil der Gäste war dem Baron entgegenge- 
rilt, und man drückte ihm die Hände. 
Rolf wehrte ab. 
„Was ich vorhabe, was das alles heißen soll?" 
Er hob beschwichtigend die Arme und gebot Ruhe. 
„Das werdet Ihr gleich erfahren! Meine Zeit ist 
knapp. In spätestens sechs Stunden sitze ich im 
Orient-Expreß!" 
Das Stimmengewirr legte sich, man sah sich ver 
wundert an. 
Fe flüsterte Malten zu: „Wieder eine seiner ver 
rückten Ideen! Na — amüsant kann es trotzdem 
werden!" 
Der Anwalt schüttelte den Kopf. 
„Ich — weiß nicht! Die Geschichte scheint mir doch 
einen ernsteren Hintergrund zu haben." 
Der Diener schloß die Türen. Rolf trat in die 
Mitte des Salons. 
„Ich bitte um zehn Minuten Gehör!" 
Sem Antlist auf dem eben noch das immer lie 
benswürdige Lächeln lag, nahm plötzlich einen star 
ren Ausdruck an. 
„Liebe Freunde — —" 
Der Blick schweifte in die Runde, um sich davon 
zu überzeugen, daß kein Unberufener sich eingeschli 
chen habe. 
„Liebe Freunde! Wenn ich sage, daß das Leben 
einem ewigen Auf und Nieder gleicht, so ist das eine 
Weisheit, die keinen Anspruch auf Originalität hat." 
Die Stimme senkte sich ein wenig, und es schien 
den Hörern, als ob sie zitterte. 
„Meine Lage zwingt mich, heute für lange — 
vielleicht für immer von euch Abschied zu nehmen!" 
Eine tiefe Stille lag über dem prunkvollen Raum. 
Die Dubrowa lehnte sich schwer ausatniend in den 
Sessel zurück. 
Also — nun war es doch so weit! 
Bertold fuhr fort: „Die Frist, meine Angelegen 
heiten zu ordnen, ist kurz! Nur mit eurer Hilfe, 
liebe Freundinnen und Freunde, ist mir dies mög 
lich! Gedenkt in dieser Stunde der vielen fröhli 
chen Feste, die diese Räume sahen, nun sorgt dafür, 
daß diese letzte Nacht einen harmonischen Abschluß 
bilden möge!" 
Eine junge Schauspielerin neigte tief das Haupt 
und begann zu schluchzen. 
Niemand sprach. 
Es gab Leute, die das Ganze immer noch für einen 
Scherz des Gastgebers hielten und meinten, das lu 
stige Feuerwerk eines plötzlichen Stimmungsum 
schwunges müsse in jedem Augenblick losprafseln. 
Mallen erhob sich und schritt auf Rolf zu. 
„Junge — du weißt, was wir von dir halten! 
Deine immer gleichbleibende Jugend, dein Kunstsinn, 
dein Humor, deine Mildtätigkeit, deine unversieg- 
liche Geberlaune sind ein köstlicher Quell gewesen, 
an dem wir uns alle labten! Wir wissen daher noch 
immer nicht, ob du im Scherz oder im Ernst sprichst." 
Ein Teil der Anwesenden hatte sich erhoben und 
drängte herbei. Man rief und fragte, versuchte 
krampfhaft zu lachen, aber man ahnte doch, daß sich 
hier etwas vorbereite, das man doch nicht zu über 
sehen vermochte 
Rolf lächelte schmerzhaft und wehrte die Stür 
mischen ab. 
„Nein — nein! Kein Fastnachtsgaükelspiel, kein 
Mummenschanz, sondern der letzte Akt einer — sa 
gen wir — Tragikomödie!" 
Der alte Diener trat mit seinem unbeweglich 
gleichmütigen Gesicht ein und überreichte seinem 
Herrn eine Liste. 
„Warum soll ich die, die mir am nächsten stan-, 
den, über meine Lage im Unklaren lassen?" 
Er blickte sich um und begegnete gespannten und 
fragenden Mienen. 
„Ich weiß nicht, wie sich das neue Leben gestaltet, 
das vor mir liegt, nur über das eine bin ich mir 
gewiß, daß es zunächst ein Hundedasein wird, das 
ich allein durchsechten muß!" 
Die Stimme hob sich plötzlich zu scharfem Klang. 
Die etwas müden, aber von tiefem inneren Leben 
zeugenden Augen blitzten auf. 
„Ich verschmähe es, zur Waffe zu greifen! Das 
ist feige, und eine solche Tat würde einen schlechten 
Abschluß bedeuten! Ich will ober auch nicht davon 
gehen und Menschen schädigen, die selbst zu kämp 
fen haben! Hier " 
Er reichte den mit Zahlen und Adressen beschrie 
benen Bogen dem verdutzten Justizrat. 
„Das gebe ich zu treuen Händen! Malten, aus dem 
Erlös der heutigen Versteigerung bezahle diese Lie 
feranten. Nur die Gauner und Wucherer, die an 
ihren Zinsen genug verdienten, mögen das Nach 
sehen haben." 
Rolf atmete tief auf und fuhr sich über die Augen. 
„Meine Koffer stehen gepackt. Das Unentbehr 
lichste begleitet mich. Alles andere lasse ich zurück!" 
Ellrich trat an den Freuyd heran. 
Ueber sein sonst unbewegliches Gesicht zuckte es. 
„Können wir dich nicht auf anderem Wege sa 
nieren?" 
Er wandte sich im Kreise. 
„Ich glaube, hier ist niemand, der dir nicht zu 
helfen bereit wäre, damit du nicht dein kostbares 
Gut verschleuderst und bar dessen, was dir ans Herz 
gewachsen, in die Welt hinausgehst!" 
Ein Stimmengemurmel schwoll an. 
Erregte Gruppen bildeten sich. 
Bertold trat zurück. 
„Nein, nein! Das alles habe ich erwogen, cs geht 
nicht! Ich habe hier ausgespielt und trage einen 
Teil der Schuld daran. Die Zelt ist nur knapp, bitte 
bereitet mir durch euren guten Willen keine HM 
derniffe!" 
Fe Dubrowa legte ihre feine Hand leicht a"! 
Rolfs Arm. 
Er wandle sich ihr zu und lächelte schmerzlich. 
Da sagte sie: „Wir werden alle unsere PflŞ 
tun!" 
Rolf verneigte sich. 
Und nun entwickelte sich im Salon dieses Kunst 
freundes und eleganten Lebemannes ein noch M 
dagewesenes, seltsames Bild. 
Ein Freund des Barons übernahm das Amt 
Auktionators. 
Gemälde und alte Kostbarkeiten, prunkvolle 
bel und Vitrinen wurden meistbietend versteige^' 
und in Malleus Brieftasche sammelten sich die BoN§ 
der Ersteher dieser köstlichen Dinge, da nur weiķ 
in diesem Augenblick in der Lage waren, die erhşş 
lichen Summen in bar zu erlegen. 
Rolf bemühte sich, der Lage Herr zu werden. 
Mit Spott und Scherz begleitete er diese biza)^ 
Handlung und bemühte sich, die Freunde über stM 
verzweifelte Stimmung hinwegzutäuschen. 
So war es Mitternacht geworden. 
Der Diener reichte Sekt herum und Brötchen 1111 
den erlesensten Delikatessen. 
Ein alter Zyniker kaute bedächtig die Schnitte 
Beluga-Kaviar und meinte zu seiner Nachbarin, ^ 
kleinen niedlichen Schauspielerin, die mit umsloriH 
Augen in das Treiben guckte: „Es ist doch ein 
ruhigendes Gefühl, daß der Feinkosthändler, 
diese Ware lieferte, von uns noch bezahlt wird ^ 
Die Dame blickte den Roue groß an: „Daß 
noch Lust zu scherzen haben —! Mir frißt das dir^ 
in die Seele. Denken Sie: Die Feste hier, dies ffh.' 
liche, ausgelassene Treiben — und nun Schluß! $9, 
ein Pistolenschuß, der knallt, und — alles ist nn^ 
„Nehmen Sie das nicht tragisch, Gnädigste! ^ 
unserer Zeit spült das Lebensmeer täglich unzähĢ, 
Wracks an den Strand. Vernichtete Existenzen! ^ 
übrigen glaube ich. baß unser Freund sich niclsi î 
leicht unterkriegen läßt!" 
Die Versteigerung war fertig. 
Malten ordnete die Papiers in seiner Tasche- , 
Da trat Bertold erneut in den Kreis und 11 
um Gehör. 
(Fortsetzung folgt.)
	        
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