Full text: Newspaper volume (1931, Bd. 4)

am 29. November in Eckernföröe stattfindet. 
Neben einem 5er Mannschaftskegeln findet 
u. a. ein Dreier-Klubkegeln statt. Beschlossen 
wurde, eine 5er Mannschaft nach Eckernförde 
zu entsenden. Die 5er Mannschaft soll am 
heutigen Donnerstagabend von der 20er 
Städtemannschaft mit je 100 Wurf ausgekegelt 
werden. Eine Einladung nach Heide eben 
falls zum 29. November mußte wegen der 
Eckecnförder Veranstaltung abgelehnt wer 
den. Zum Schluß teilte Kegel bruder Hüb de 
mit, daß die nächste Schleswig-Holsteinische 
Sportwoche in Rendsburg stattfinden wird. 
Mit einem dreifachen Gut-Holz auf den deut 
schen Kegelsport wurde die Versammlung ge 
schlossen. 
* Der Bcleidigungsprozcß Storck gegen Grimme 
beendet. Am Sonnabend, 14. ds. Mts., wurde unter 
dem Beleidigungsprozeß Storck gegen Grimme vor 
dem Oberlandesgericht in Kiel der Schlußstrich ge 
zogen. Bei dem Prozeß handelte es sich, wie unseren 
Lesern noch bekannt sein dürfte, um die verschie 
denen Veröffentlichungen über die städtischen Werke, 
die Anlaß zu Klage und Widerklage gegeben hatten. 
Das Amtsgericht Rendsburg hatte durch Urteil vom 
4. Dezember 1930 Grimme wegen übler Nachrede 
— Storck habe sich von der Stadt Transformatoren 
schenken lassen — zu 100 R-ll Geldstrafe verurteilt 
und die Widerklage in allen Punkten abgewiesen. 
Die Derusung, die von beiden Parteien gegen die 
ses Urteil eingelegt wurde, verwarf das Landgericht 
Kiel in der Verhandlung vom 24. April 1931. 
Grimme legte darauf Revision ein, die am Sonn 
abend beim Oberlandesgericht in Kiel zur Verhand 
lung stand. Nachdem die streitenden Parteien durch 
ihre Anwälte in ausführlichen Darlegungen das 
Urteil des Landgerichts angegriffen bezw. verteidigt 
hatten, verkündete der Vorsitzende des Strafsenats 
nach etwa einstündiger Beratung des Gerichts das 
Urteil dahin, daß die Revision des Angeklagten auf 
feine Kosten verworfen sei. Damit ist das Urteil 
des Amtsgerichts Rendsburg jetzt endlich rechts-, 
kräftig geworden. 
* Schwerer Unfall beim Turnen. Am Dienstag 
abend stürzte in der Turnhalle der neuen Mittel 
schule beim Turnen an den Ringen der 18jährige 
Maler Hans M., wohnhaft Alter Bahnhof, ab, und 
fiel auf den Hinterkopf. Er erlitt dabei eine Ge- 
lurnerichütterung und wurde, nachdem er von einem ■ 
Arzt verbunden war. durch das Sanitütsauto in 
seine Wohnung gebracht. 
* Personalien. In den wohlverdienten Ruhestand 
tritt der Obergerichtsvollzieher Hennings nach einer 
über 41jährigen Tätigkeit im Staatsdienst am 
Lt. 12. 1931. Zum 1. 12. 1931 ist dessen Vertreter 
Gerichtsvollzieher kr. A. Docters an das Amtsgericht 
in Burg auf F. versetzt und an seine Stelle tritt 
der Obergerichtsvollzieher Kröhnke aus dem Kam- 
niergerichtsbezlrk, welcher zum 1. 1. 1932 Nachfol 
ger des Obergerichtsvollziehers Hennings wird. 
* Wem gehören die Sachen? Am 16. November 
morgens gegen 9 Uhr wurden im Gerhardshain am 
Hauptwege bei der zweiten Bank folgende Sachen 
gefunden: ein Damenfahrrad Marke „Brennabor" 
Nr. 1391135, eine neue Markttasche aus Leder, 
eine neue blaue Hofe, ein Paar neue Gamaschen, ein 
Paar Salamauder-Herrenstiefel, ein Rucksack, ein 
Paar graue Wollstrümpfe, eine alte blaue Mütze, 
zwei alte Bürsten und eine Dose Schuhputz. Sicher 
rühren die Sachen von einem Diebstahl her. 
* Schaukasteneinbruch. Dor einigen Nächten sind 
aus einem Schaukasten eines Geschäfts in der Kir 
chenstraße nach Aufbrechen des Vorhängeschlosses 
4 Paar Nappahandschuhe entwendet worden, und 
zwar je ein Paar Damen- und Herrenhandschuhe 
gefüttert und ungefüttert. 
* Unfall. Am Sonntagnachmitiag erlitt eine 
Frau R. vor dem Gewerkschastshaus in der Prin- 
zeisinstraße einen Ohnmachtsanfall und fiel hin. 
Sie wurde durch das Sanitätsauto in ihre Woh 
nung gebracht. Nachdem festgestellt war, daß sie 
außer Verletzungen an den Beinen einen Armbruch 
davongetragen hatte, mußte sie am Dienstag ins 
Krankenhaus gebracht werden. " 
* Zwangsversteigerung. In dem Bericht am Diens 
tag über die Zwangsversteigerung des Grundstücks 
Fockbeker Chaussee 78 muß es richtig heißen 2200 
(nicht 22200) 3\dl, 
* Bund Königin Luise. Unter überaus großer Be 
teiligung fand am Dienstag, 18. November, die 
Pflichtversammlung statt. Der Gedanke des Bun 
des faßt immer fester Wurzel, das zeigten die vie 
len Verpflichtungen am Schluffe der Versammlung. 
Der Abend fand unter dem Motto: „Polk ohne 
Raum" statt. Die stellvertretende Gauführerin Frau 
von Hippel aus Kiel hielt einen ausführlichen Vor 
trag über untere uns verloren gegangenen Kolo 
nien in Afrika. Die Rednerin begann mit der Zeit, 
wo wir noch nicht ein Volk ohne Raum waren. Sie 
erzählte vom Entstehen, der Entwicklung und dem 
Aufblühen unserer Kolonien. Diese gaben vielen 
Menschen Brot und Arbeit, für die Heimat liefer 
ten sie Rohstoffe und wichtige Nahrungsmittel. 
Frau von Hippel gedachte aller derer, die sich da 
drüben oft unter schweren Verhältnissen eine neue 
Heimat schufen und der tapferen Männer, deren 
Blut in heftigen Kämpfen dort geflossen war. Man 
hat uns unsere Kolonien genommen. Zu der Kriegs 
schul dlü ge und den vielen anderen fügte man auch 
noch die Lüge, daß wir nicht kolonisieren können. 
Das ist ein Hohn auf alles das, was durch deutsche 
Kraft und Arbeit drüben entständen war. Nie darf 
in uns der Gedanke verschwinden, daß wir Anspruch 
auf die Rückgabe unserer Kolonien hoben. Nie dür 
fen wir auf sie verzichten, denn sie stellen für uns 
einen unermeßlichen Wert dar. Viele schöne Licht 
bilder zeigten den Reiz der afrikanischen Land 
schaft und legten Zeugnis davon ab, was die Deut 
schen dort geschaffen haben. Man lernte verstehen, 
daß all die Menschen, die einmal in den Kolonien 
lebten, immer wieder dahin zurückstreben, die Liebe 
zur neuen Heintat ist tief in ihrem Herzen. — Alle 
Kameradinnen dankten der Rvdnerin herzlich für 
ihre interessanten Ausführungen. Cs folgte als 
dann ein kurzer politischer Bericht über die Ereig- 
nisse der letzten Zeit. Anschließend daran wies die 
Ortsgruppenführerin kurz auf die Bedeutung des 
9. Novembers hin. 13 Jahre tragen wir nun die 
Knechtschaft. Wohin man schaut herrscht Sorge und 
Not und wer weiß, was die Zukunft noch bringt. — 
Zum Schluß des Abends ergriff Frau von Hippel 
noch einmal das Wort und sprach warme, begei 
sternde Worte an die Iugendgruppe. 
^ * (Sitte Feierstunde in der Marienkirche wird am 
Totensonntag die Aufbauschule veranstalten, dessen 
Mittelpunkt eine Aufführung des Spiels vom 
„Tor und Tod" von Hugo von Hofmannsthal bilden 
wird. Dieses Spiel ist vor einiger Zeit bereits im 
engen Rahmen eines Elternabends aufgeführt wor 
den und hot wegen der weit über eine Schülerauf 
führung hinausgehenden schauspielerischen Leistung 
einen großen Erfolg erzielt. Der Aufführung geht 
eine musikalische Einführung voraus. Die Feier 
stunde schließt mit Orgelnachspiel und Gemeinde- 
gesang. Für die entstehenden Unkosten wird gegen 
Programm ein Betrag von 30 4, für Jugendliche 
20 4, an der Kirchentür erhoben werden. Ein etwa 
iger Ucberschuß soll der Studienhilfe der Aufbau 
schule zugeführt werden. 
* Die Freiwillige Sanitätskolonne vom Roten 
Kreuz hielt vor einigen Abenden im Colosseum eine 
I Mitgliederversammlung ab. Als Gast war hierzu 
Oberrentmeister Mohr erschienen. Die sehr gut be 
suchte Versammlung wurde um 8,30 Uhr durch den 
Vorsitzenden eröffnet. Rach Verlesung der letzten 
Niederschrift wurden vom Vorsitzenden verschiedene 
Eingänge bekanntgegeben, darunter besonders be 
merkenswert ein geplanter Gasschutzlehrgang für 
eine Gruppe und Meldungen zur Zug- und Grup 
penführerprüfung. 12 Mitgliedern wurden Anerken 
nungsichreiben für treue Dienste und Aufmerksam 
keit im Unterricht für 1930-31 überreicht. Der Sa 
nitätsmann Kluve wurde zum Gruppenführer er 
nannt. 
* Husaren heraus! In dem heiteren Spiel ans 
der Napoleonzeit „Husaren heraus!" (Totenkopf 
husaren) wirken morgen abend mit: Wilhelm 
Diefentahl, A. Ponto, W. Krause, B. Gerhard, 
H. Wiegner, W. Meyer-Ottens, C. Sumalvico, P. 
Prangenberg, H. Haienhoff, Julius Vaste (als 
Spielleiter), Milka Pringsheim, Lorle Belani und 
Annemarie Wohlfahrt. Pie Bühnenbilder sind 
von Frau Schaffn-er-Rheindorf entworfen. Da die 
Kartennachsrage sehr stark ist, empfiehlt es sich, den 
Vorverkauf zu benutzen. (Vgl. die Anzeige!) 
^ * Stenographisches. Der Stenographen-Verein 
Stolze-Schrey Rendsburg hielt am vergangenen 
Sonnabend feline Mitgliederversammlung ab. Wie 
der konnten 2 neue Mitglieder aufgenommen wer« 
den. Der Bericht der Revisoren zeitigte ein er 
freulich günstiges Bild der Kassenlage. Im Laufe 
der Beratungen wurden b'te- Diplome an die 
Preisträger vom letzten Vereins-Wettschreiben 
verteilt. Bei reger Beteiligung wurden gute Lei 
stungen erzielt. Es erhielten: Hans Frahm 2. Pr. 
bei 80 Silben, 3. Preis im Schönschreiben, Gün 
ther Lohse 1. 80: Oskar Plähn 2. 80: Magdalene 
Siebken 1. 140, 1. Schfchr., 3. Lesen: Cäcilie Viel- 
feldt 1. 140, 2. Schschr., 3. Lesen: Hans Siebken 
I. 160, 1, Schfchr. 3. Lose: Hans Thiemann 2. 160, 
3. Schfchr.: August Eichner 1. 160, 3. Schschr., 3. 
Lesen: August Schulz 1. 160, 3, Schschr. 3. Lesen; 
Hugo Ereve 1. Schschr,, Helma Schimmer 3. Schön 
schreiben, 3. Lesen: Magda Wulf 3. Schschr.: Anni 
Schlegel 1. 200, 2. Schschr., 1. Lesen: Anni Sick 
meier 1. 200, 1. Schschr., 1, Lesen: Anneliese 
stn 1. 200, 3. Lesen: Meta Friedrich 1. 200, 2. 
sen; Marie Hansen 1. 200, 2. Schschr., 3. Lesen,' 
Herta Michel 1, 200, 1. Schschr.; Minna Hasses 
berg 1. 200, 3. Schschr,, 3. Lesen; Inge Urban 1 
200, 1. Schschr., 1. Lesen; Anni Br ödere ck 1. 180, 
3. Lesen: Willi Jahns 1. Lesen; Karl Jacobsen 1- 
240, 2. Lesen; Hans Br oder eck 1. Schschr Rach Äb- 
Wicklung der Tagesordnung hielt Kurzschrift-Froh 
sinn die Mitglieder noch eine Weile beieinander. 
gg. Büdelsdorf, 17. Rov. Straßenraub. Einem 
Einwohner in Alt-Duvenstedt wurde in der Nacht 
zum Dienstag gegen 1 Uhr im Duvenstedter Weg 
sein Fahrrad Marke „Brennabor" Nr. 1461 68? 
von einer männlichen Person entrissen. Der Täter 
ist dann mit dem Rade geflüchtet. 
SportbrrichtvomBußtas 
Die NBB.-Obcrliga war einer Einladung von 
Husum 1818 gefolgt um das Sauptspiel des Futz- 
oall-Propaganöatages zu liefern. Einmal kam die 
Oberliga da sogar schlecht bei weg, denn sie wurde 
1:4 geschlagen, und zum anderen fehlte dem Spiel 
ganz und gar der werbende Charakter: das Spiel 
wurde recht hart durchgeführt, vier Elfmeter, eine 
Feldverweisung und ungezählte Strafstöße mutzten 
verwirkt werden. 1918 war in allen Kamvshand- 
lnngen überlegen und gewann das Spiel verdient. 
Okkens lieferte als Mittelstürmer ein großes 
Spiel. 
Die RBV.-Liga trug im Handball das Turnier- 
spiel gegen Glück-Anf aus und siegte, ohne beson 
dere Leistungen zu zeigen, 7:1 (5:1). Der RBB- 
Sturm spielte sehr unproduktiv. Entweder wühlten 
fünf Stürmer in der Mitte, oder die beiden Außen 
innen und die Stürmer der Mitte iveit hinten. 
Die Vüdclsöorfer zeigten zwar gute Einzelleistun- 
gen, doch genügte die Zusammenarbeit vorm Tor 
nicht. 
Hamburg trug einen Stäbtekampf gegen Berlin 
aus, der folgende Ergebnisse zeitigte: 
Fnßball: 2:1 (0:0) für Hamburg: Hockey 3:3: 
Alte Herren Fnßball 4:3 (1:0) für Hamburg. — 
Handball: Hannover — Hamburg 3:4 (3:1). 
Holstein-Kiel spielte gegen die beiden Lübecker 
Vereine 4:2 (2 :2). 
Kiels Fußballer lohne Holstein) gewannen das 
Städtcspiel gegen Heide 4:2 (3:2). 
Die Kieler Handballerinnen siegten gegen eine 
Mannschaftskombination Heide — Husnm 3:1. 
WcherîW. 
»Wie photographiert man freilebende Tiere?' Diese Frag« 
beschäftigt wohl viele Tierfreittide, die als Naturfremrde das 
Leben >md Treiben der Tiere möglichst naturgetreu im Licht 
bild festhalten wollen. Sehr Interessante und lehrreiche An 
gaben über das Photographieren der Tiere gibt der Leit 
artikel im Novcmberheft des 27. Jahrganges ^der Monats 
schrift für Photographie >md Kinematographie „Die Linse" 
(Berlin-Lankwitz). An Han-d von zahlreichen Bildern werden 
wertvolle Winke für die Tierphotographie gegeben. Auch der 
übrige Inhalt des Heftes, reich bebildert ist, wird alle Licht 
bildner erfreuen und ihnen manche Anregung geben. S» , 
über das „Photographieren historischer Bauwerke", das dem 
Kunstfreund wertvolle Aîitteiluwgen bringt. Die „Stcreosplop»« 
in Haus icnd Familie", „Die Positivretusche", „Projektion 
von Kinofilmen", ziÄ Teil mit reizvollen Bildern. Sifl* 
kleine Mitteilungen und Nachrichten bilden den Schluß des 
schönen Heftes, das şûr 60 J, überall erhältlich ist, auch voin 
Verlag Derlin-Lankwitz bezogen werden kann. (Probehefte 
gegen 15 $ Portoerfak). 
Fritz söget / Der lauUoke Schuf?. 
Wer ist der Täter? Eine Frage an unsere Leser. 
22) Nachdruck verboten. 
Während sich diese Szene in Freemans Zimmer 
abspielte, ping Eaies mit Ethel im Garten auf und 
ab. „Eigentlich sollte ich Ihnen sehr böse sein, Mr. 
Eales. Sie haben mir hoch und heilig versichert, die 
Jagd auf den langen Jones wäre nur eine harm 
lose Sache. Mittlerweile war sie geradezu ein un- 
verantwortliches Wagnis, das um ein Haar das 
Leben dreier Menschen vernichtet hätte. Mir sitzt 
der Schreck noch in allen Gliedern." 
„Aber liebste Baronesse, was sollte ich denn an 
ders tun! Ich konnte Ihnen doch nicht sagen, daß 
die Arbeit, deren ich mich zu entledigen hatte, un 
ter Umständen, ja sogar sehr wahrscheinlich, mit 
großen Gefahren verknüpft sein dürfte. Sie hätten 
nichts daran ändern können und sich vielleicht Sor 
gen gemacht. Und das wollte ich auf keinen Fall. 
Können Sie das nicht verstehen? Ich hätte es nie 
And nimmer gekonnt. Ihnen auch nur eine Minute 
das Herz zu beschweren. Ich will doch nur das Beste 
And Schönste für Sie. Wissen Sie das nicht — 
Ethel?" 
Er nahm ihre Hand in seine beiden Hände und 
schaute ihr tics in die Augen. Sie hielt dem Blick 
stand und hauchte leise: „Ja, ich weiß es." 
In diesem Augenblick hörte man das Knirschen 
nahender Schritte auf dem Kies. Eales ließ die 
Hand der Baronesse los und wandte sich nach dem 
Gebüsch. Clarington kam auf die beiden zu und for 
derte sie auf, mit ihm einen kleinen Spaziergang 
durch den Park zu machen. „Wir haben gerade noch 
eine Stunde Zeit bis zum Abendessen, außerdem 
fühle ich das Bedürfnis, Douglas, mich einmal 
nichtig mit dir auszusprechen. Du kannst dir vor 
stellen, wie brennend gern ich über den augenblick 
lichen Stand der Dinge unterrichtet sein möchte. 
Aber dein berühmter Rivale ist verschwiegen wie 
das Grab. Manchmal habe ich die Empfindung, als 
wüßte er längst alles und warte nur noch auf den 
günstigen Augenblick, um den Mörder zu fassen — 
manchmal ist es mir, als tappe er noch vollkommen 
im Dunkeln. Die Ruhe dieses Menschen berührt 
mich oft geradezu unheimlich. Namentlich in der 
letzten Zeit. Aber es ist ein Ding dr Unmöglichkeit, 
irgend etwas in diesen beherrschten eisernen Zügen 
zu leien." 
Eales lachte. „Ja, mein lieber Dill, das ist an sich 
das Normale. Ein Detektiv gilbt weder seine Ent 
deckungen, geschweige denn seine Gedanken preis, 
ehe er nicht fix und fertig abgeschlossen den Fall 
vor sich liegen hat. Dadurch beugt er etwaigen Ent 
täuschungen vor. Ich habe dich in dieser Beziehung 
ein wenig verwöhnt, was ganz natürlich ist und 
eben in der Art unseres gegenseitigen Verhält 
nisses begründet liegt. Das ist bei Freeman natür 
lich etwas anderes. Im übrigen kann ich dir alle 
weiteren Bedenken zerstreuen. Der morgige Abend 
bringt die endgültige Lösung des Rätsels." 
Während dieses Gespräches hatte man den Park 
erreicht und ging an der Mauer entlang. Auf ein 
mal blieb Ethel stehen und faßte Clarington am 
Arm: „Sieh, Onkelchen, hier war es, wo wir deine 
Pfeife fanden." 
Der Baron besah sich den Platz genau und meinte 
dann plötzlich: „Ja, wie ist das nun eigentlich? War 
der lange Jones der Mörder oder war er es nicht?" 
„In dem Sinne, wie du es meinst, Dill, war er 
es nicht. Er war, wenn ich sagen darf, der geistige 
Urheber des Mordes. Es ist schade, daß der Tod zu 
früh seinen Mund verschlossen hat. Aber es ändert 
nichts an der Klarheit der Gesamtsituation, da es 
zum guten Glück jemand gibt, der sehr gut in die 
Machenschaften dieser Leute eingeweiht war, frei 
lich ohne sich im geringsten über die Scheußlichkeit 
ihrer Pläne im klaren zu sein." 
„Du weißt also mit Bestimmtheit, wer der Mör 
der ist?" 
„Ja." 
„Und Freeman?" 
„Kennt ihn auch. Du darfst es tins aber nicht übel 
nehmen, Bill, wenn wir ihn heute noch nicht nen 
nen. Sieh mal,- auch wir Detektive sind Menschen 
und haben, wenn ich so sagen darf, eine Stelle, wo 
wir sterblich sind. Renne es meinetwegen Eitelkeit. 
Es stimmt vielleicht zum Teil, wenn es auch nicht 
den Nagel auf den Kopf trifft. Wir sind nicht darauf 
erpicht, einen Lohn für unsere Erfolge einzuheim 
sen. Wir haschen auch nicht nach Bewunderung un 
serer Mitmenschen. Aber einen Augenblick möch 
ten wir nicht missen, nämlich den, in dem wir den 
Täter auf den Plan bringen und mit der Hand auf 
ihn weisen: „Hier steht er!" In dieser stummen 
Geste liegt unsere höchste Befriediaung, unser 
Lohn." 
Clarington reichte impulsiv dem Sprecher die 
Hand: „Diese Freude möchte ich dir auch, bei Gott, 
nicht nehmen. Der Wunsch ist mehr als bescheiden." 
„Sagen Sie mir noch", ergänzte Ethel die vorige 
Frage des Barons, „seit wann kennt Mr. Free 
man den Mörder?" 
„Seit heute nachmittag, Baronesse." 
„Das heißt, er hat ihn durch Sie kennen gelernt. 
Als habe ich doch recht gehabt mit meiner Annahme, 
baß Freeman im letzten Grunde überflüssig gewesen 
ist." 
„O nein, Baronesse, das dürfen Sie nicht sagen. 
Freeman hat mir enorme Dienste geleistet. Denken 
Sie doch nur an die Präzision seiner Forschungen, 
die eine geradezu unwiderlegbare Beweisführung 
gewährleisten. Denn wie ich schon früher einmal 
sagte, für uns sind einzig und allein Beweise maß 
gebend. Alles, was Freeman hier an Arbeit tätigte, 
hat er mir abgenommen. Wir haben auf diese 
Weise unendlich Zeit gewonnen. Und das ist von 
nicht zu unterschätzender Wichtigkeit. Schnelligkeit 
ist fast immer einer der Hauptfaktoren des Erfolges. 
Für die Unbeteiligten bildet selbstverständlich der 
Augenblick, der das Bild des Verbrechers aus dem 
Dunkeln reißt, das Hauptmoment. Für uns ist er 
gewissermaßen nur noch eine logische Folgerung. 
Das Schwerste sind die Vorarbeiten, auf Grund 
deren wir uns die Möglichkeit dieser letzten Fol 
gerung schaffen. Und die Leistungen, die Freeman 
gerade auf diesem Gebiet aufzuweisen hat, sind zum 
mindesten den meinen ebenbürtig." 
„Auf diese Antwort war ich ja vorbereitet, Mr. 
Eales. Aus ihr spricht natürlich wieder allzugroße 
Beicheidenheit. Es liegt mir vollkommen fern, Free 
mans Verdienste irgendwie zu schmälern. Anderer 
seits muß ich aber doch auf meinem Standpunkt 
beharren bleiben. Freemans Anwesenheit war nicht 
unbedingt notwendig. Ich möchte sogar die Be 
hauptung wagen, daß ihm dieser Fall hier nicht so 
ganz lag." 
„Wie kommen Sie auf diese Idee, Baronesse?" 
„Ich will es Ihnen offen sagen, Freeman kommt 
mir manchmal vor wie ein Mathentatiker. Er 
nimmt sein Fach direkt wie eine exakte Wissenschaft. 
Ich weiß nicht, ob ich recht habe, aber gerade unser 
Fall scheint mir infolge seiner unheimlichen Rätsel 
haftigkeit hierfür nicht geeignet. Tatsachen allein 
können hier zu keinem Erfolge führen, weil die 
wenigen gegebenen Tatsachen höchstens dazu ge 
eignet sind, die ganze Angelegenheit noch — ich 
möchte am liebsten sagen, mystischer zu gestalten. Es 
hat der Punkt gefehlt, an dem der Mathematiker 
Freeman seinen Hebel ansetzen konnte. Seine gan 
zen Beweise und Entdeckungen, so fabelhaft geistvoll 
ïe waren, hingen in der Luft. S i e mußten kom 
men und die Brücke schlagen, die Freemans Arbeit 
mit dem Erfolg verband. Ein Glied nur! Aber die 
ses eine Glied zu sinden und an die richtige Stelle 
zu fügen, das, Mr. Eales, halte ich für das über 
ragende, unübertroffene Meisterstück." 
Eales schaute eine Weile worm in Ethels fein 
geschnittenes Gesicht, in dem noch die Erregung 
leise nachzitterte. Als sie aber den Mick zu ihm 
erhob, war es, als ob er einen Herzschlag lang zu 
sammenzuckte. Dann neigte er sich vor Ihr: „Ba 
ronesse, Sie gebeit mir zu viel Ehre". 
Aber Ethel Vrightings schaute den Detektiv schel 
misch von der Seite an und schüttelte dann ener 
gisch ihr Köpfchen. 
Stunden waren vergangen. Ueber dem Lande 
hing sternenbeglänzt die laue Sommernacht. Kein ! 
Lusthauch regte sich ringsum und die dunklen Tan 
nen standen wie versteinerte Wächter vor dem alten 
Turm, dessen Mauern fahl im Schein des Mondes 
aufschimmerten. Dann und wann tönte das ferne 
Bellen eines Hundes durch die geheimnisvoll 
atmende Nacht und machte ihre feierliche Stille noch 
tiefer. Auf der Veranda des Schlosses brannte eine 
einzige große Lampe und warf ihren durch die gold 
gelben Farben des Schirmes gedämpften Lichtkreis 
auf die kleine Gesellschaft, die behaglich in der 
Ecke des Iagdzimmers saß. Baronesse Ethel sah ge 
rade am Park vorbei auf die weite Fläche des 
Sees, der leise vom Mondlicht bestäubt aufblitzte, 
wie ein Schild aus mattem Silber. 
(Fortsetzung folgt.) 
- i/ļi-áeeA, - 
Das ist eins Frage der 
Gewohnheit 
Aber auch der 
Genügsamste kann die 
Kräftigung in Fülle und 
Farbe nicht entbehren, 
wie fte Ufeêetájedem 
Kaffee verleiht.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.