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Das ist eine Londoner Sensaiion.
Dis Nichts der englischen Königin
gibt Hochzeit.
Was sich die Londoner über die Vorbereitungen erzählen.
Lady Mary Cambridge wird in den nächsten
Tagen in Dalcombe zum Traualtar schreiten. Diese
an sich für die Nation nicht sehr belangreiche An
gelegenheit verursacht heute schon einer Unzahl
freiwillig oder unfreiwillig Beteiligten Unruhe
und Sorge. An die hundert Familien fühlen sich
durch dieses Ereignis in den innersten Festen
ihrer Häuslichkeit erschüttert. Ich glaube, Lady
Cambridge, die bildschöne Braut, ist noch am ru
higsten und gemütlichsten von allen, die durch ihren
schwerwiegenden Schritt vor den Traualtar be
troffen sind. Die Hochzeit einer unmittelbaren
Berwandten der Königin erfordert natürlich die
entsprechende Sensation, und jeder Besuch bei der
Schneiderin, die den Traum des märchenhaft schö
nen Brautkleides mit der drei Meter langen
Schleppe realisieren soll, wird genauest im täglichen
Bulletin über den Fortschritt der Vorbereitun
gen vermerkt. Man mutz genau darüber orientiert
werden, welche Farbe und welchen Stil die Klei
der der Brautjungfern repräsentieren werden, wie
viele und welche Gäste zur Hochzeit geladen wurden
und welche nicht, kurz gesagt, man hat den Kopf
voll schrecklicher Sorgen, die einem viel mehr zu
schaffen machen, als die sich immer länger hin
ziehenden Verhandlungen der Parteiführer über
den Zeitpunkt der nächsten Neuwahlen.
Manche Einzelheiten dieser, den Auftakt der
Wintersaison bildenden Hochzeit sind 'interessant
genug, um zitiert zu werden. Lady Cambrrdge
folgt einem alten, auch von Prinzessin Mary und
der Herzogin von York gepflogenem Brauch und
lätzt einen Teil ihrer zur Hochzeit notwendigen
Utensilien von kranken, armen Mädchen herstel
len, i>ie_ sie fürstlich bezahlt, im Vertrauen dar
auf, dah dann auch diese von der Natur und
der Gesellschaft so vernachlässigten, im Dunkel der
Großstadt lebenden, nein, vegetierenden Geschöpfe
ein bitzchen Glück durch ihren Freudentag emp
fangen. Es klingt rührend sentimental — aber es
ist nun einmal so —, das Lächeln dieser verkrüp
pelten Mädchen, der eine Sonnenstrahl, der über
ihre abgehärmten Gesichter flieht, mag er noch so
unglaublich und vergänglich sein, er ist ein gutes
Omen für das Glück der „Glücklichen", die, von
Geburt und Rang zu einer höheren Sphäre be
stimmt, nur allzu oft mit viel tieferem und trau
rigerem Kummer zu kämpfen haben als die im
Dämmerlicht der Armut Darbenden.
Ein weiter, gewagter Sprung ist es von diesem
nachdenklichen Boden der Sentimentalität zu der
gleißenden Pracht der Kostümschau, die Lady
Marys und ihrer Jungfern Kleider zeigt. Es kom
men da Hunderttausende ins Rollen und die
Aspekt«, die sich dem phantasiebegabten Beobach
ter bieten, sind faszinierend großartig. Heute schon
!>st^ die Zahl der täglich eintreffenden Hochzeits
geschenke ins Grandiose geraten. Unentwegt fah
ren Autos vor dem Kensington-Palace, wo die
Eltern der Braut wohnen, vor und liefern Pakets
ab, bei denen durchaus nicht dis Größe den Wert
entscheidet. Juwelen von erlesener Pracht ent
zücken die junge Dame, die allabendlich ein paar
Stunden mit dem Auspacken und Bewundern der
eingetroffenen Schätze verbringt. Radioapparate,
Uhren, Koffer, Bücher, Handarbeiten, Bilder und
Sportreguisiten werden aus- und wieder ein
gepackt, um nach Balcombe versandt zu werden,
wo die Präsente im Hochzeitssaal aufgestellt wer
den sollen. Besonders kluge Verehrer schicken
wertvolle Vlumengemälde, da die natürlichen Mo
delle dieser Kunstwerke allzu früh verwelken wür
den. Die Freundinnen der Braut haben eine
Sammlung eingeleitet, um die Mittel zu einem
außergewöhnlichen Geschenk aufzubringen. Die
eine der jungen Damen verriet mir einen Hauch
von dem streng geheim gehaltenen Plan. „Wir
wollen ihr etwas Ungewöhnliches, nichts Alther
gebrachtes schenken. Vielleicht etwas auch praktisch
Brauchbares. Silbergeschirr oder so etwas . .
Na, ich kann mir die freudige Ueberrafchung der
Braut und aller ihrer Berwandten und Bekannten
vorstellen, wenn als besonders originelle Sur
prise ein silberner Tafelaufsatz von den sieges
bewußten Freundinnen enthüllt und vom Kam
merdiener zu den — bereits eingetroffenen sieben
anderen gleichartigen Geschenken gestellt wird.
Einem speziellen Wunsche Lady Mays zufolge,
werden die zwölf Brautdamen in Samtkleidern im
viktorianischen Stil erscheinen, alle von gleichem
Himmelblau, das ihre Lieblingsfarbs ist und erst
spezieller Bearbeitung bedurfte, um in der favori
sierten Nuance zu erscheinen. Drei Prinzessinnen
sind im Gefolge. Prinzessin Elisabeth, Prinzessin
Ingrid von Schweden und Prinzessin Sibylle von
Sachsen-Koburg-Eotha. Prinzessin Elisabeth ist
noch ein kleiner Dreikäsehoch, das Töchterchen der
Herzogin von York und mit Jennifer Devan die
Jüngste der Suite. Ihr Kleidchen wird ganz ent
zückend putzig aussehen mit der Umhängetasche aus
dem gleichen Stoff, die man früher einmal zu
tragen pflegte. So vor fünfzig oder sechzig Jahren
noch Die erwachsenen Damen werden in enganlie
genden Schleppkleidern erscheinen, in Puffärmeln,
mit gleichfarbenen Bändern im Haar und in Sil
berschuhen. Das Brautkleid selbst ist wohl am ein
fachsten. Es ist faltenlos aus weißem Satin, fast
ohne Verzierungen, nur hie und da ein wenig
Handarbeit in Pastellrosa und Gelb.
Man weiß — ohne indiskret gewesen zu sein —
auch die sonstigen Details über den reichen
Trousseau, weiß, daß Lady May keine Pyjamas
tragen wird, aber einfache Seidennigliges mit dazu
passenden Samtjäckchrn, daß ihre Lieblingskostüme
simple Tweedkleider sind. Man ist auch darüber
orientiert, daß die dazu gehörigen Hüte auf einer
Seite ins Gesicht gezogen werden, weshalb die
Krempe so und die Feder so ist — man weiß
überhaupt alles, was die Braut betrifft. Das ge
hört eben zur allgemeinen Bildung. Den Namen
des Bräutigams muß man nicht unbedingt im
Gedächtnis behalten. Der steht ja auf der Ein
ladungskarte daraus: Captain Henry Abel Smith.
Ein fescher Junge natürlich. . .
ĢMsķà aus Seeland.
Auf der dänischen Insel Seeland, südlich
von Kopenhagen, rast das Goldfieber. In dem
Torfe Fnglebjerg, in einem Gemüsegarten,
hat man eine Goldader entdeckt,' deutliche Spu
ren von Goldstanb im Lehm des Bodens, zu
dem in reichlichem Maße und in einer Quali
tät, die von ehemaligen Goldgräbern in Alas
ka als hervorragend bezeichnet wird. Die Mit
teilungen haben bereits Menschenmengen nach
dem Fundort gelockt, selbst aus Kopenhagen
sind Hunderte von Automobilen angekommen,-
die ganze Gegend lebt in einem Goldrausch
wie seinerzeit Kalifornien und Alaska. Aber
die Wissenschaft stellt sich sehr skeptisch. Am
Freitag ist eine Probe des goldhaltigen Lehms
nach Kopenhagen ins Laboratorium gesandt
worden und ganz Dänemark wartet gespannt
auf das Urteil der Gelehrten, ob es sich wirk
lich um Gold handelt.
Lrand in btt Minze von §an Feanzisko.
18 Millionen Dollars in Gefahr.
San Franzisko, 10. Oktober. Große Erre
gung hat hier ein Brand in der Münze her
vorgerufen. Es waren soeben 10 Millionen
Dollars Gold aus Japan eingetroffen. Der
bedrohte Goldvorrat belief sich im ganzen auf
18 Millionen Dollars.
Da die Münzdirektion das Eindringen der
Feuerwehr verhinderte, weil man befürchtete,
daß Gold abhanden kommen könnte, gestalte
ten sich die Löscharbeiten äußerst schwierig. Ter
Brand konnte nur von den Dächern der Nach
barhäuser aus bekämpft werden. Große Poli
zeiaufgebote hielten die Riesenmengen der
Schaulustigen ab. Erst nach mehreren Stunden
war es möglich, die Flammen zu ersticken.
Das Kanonenboot „Panther" wird versteigert.
Das Kanonenboot »Panther",
zuletzt Vermessungsschiff im Dienste der Reichsmarine, soll am 10. November in Kie
meistbietend versteigert'werden. Der »Panther" wurde bei der Marokko-Krise 1911 weit
àchmt, als er vor Agadir erschien, um Frankreich die Enischlossenheit Deutschlands zur
Durchsetzung seiner Forderungen zu demonstrieren.
Der Haupttäter von Bia Torbagy
festgenommen.
TU. Budapest, 10. Okt. In den Fahndungen
nach dem Attentäter von Bia Torbagy ist eine
aufsehenerregende Wendung eingetreten. Die
Erhebungen der Wiener und Budapester Poli
zei scheinen zur Verhaftung eines der Haupt
attentäter geführt zu haben. Es handelt sich
hierbei um den 39jährigen in Csantaver gebo
renen, aber ständig in Wien wohnhaften an
geblichen Kaufmann Silvester Matusker, der
sich in der Unglücksnacht unter den Trüm
mern des Schnellzuges befand und vorgab,
einer der Passagiere gewesen zu sein. Er mel
dete sich bei der Rettungsstation, wo man sei
nen Namen aufzeichnete und feststellte, daß er
lediglich Schürfungen im Gesicht und im Nacken
erlitten hatte. Man ließ ihn nach Wien fahren,
beobachtete ihn jedoch und teilte der Wiener
Polizei die Verdachtsmomente mit. Er wohnte
dann in Wien, wo er von ungarischen und
österreichischen Geheimpolizisten beobachtet
wurde. Man stellte fest, daß er sehr ausge
dehnte Beziehungen zu Wiener Kommunisten
kreisen unterhielt. Im Juli hatte er Ekrasit
und Zündschnüre gekauft und war mehrfach
zwischen Wien und Budapest hin und her ge
reist. In Budapest hatte er mehrere Wohnun
gen, wo er sich überall unter falschen Namen
anmeldete. Auch seit der Katastrophe soll er in
Budapest und sogar in Bia Torbagy gewesen
sein. Er behauptet, sich das Ekrasit für die
Sprengung eines Fabrtkschornsteins verschafft
zu haben, konnte aber die Fragen, wo der
Schornstein bezw. das Ekrasit sei, nicht beant
worten. Das weitere soll seine in Wien im
Gang befindliche Vernehmung ergeben, in der
sich Matusker in fortwährende Widersprüche
verwickelt.
Wamm immer überholen?
Schweres Verkehrsunglück in Unterfranken.
TU. Neustadt a. d. Saale, 12. Okt. iEig. Funk
meldung.) Auf der Straße von Mellrichstaüt
nach Oberstreu ereignete sich am Sonntagnach
mittag ein schweres Verkehrsunglück. Zwei
Kraftwagen, ein Postauto und ein Lieferauto,
wollten Personen zum Zeppelinbesuch in Mei
ningen befördern. Als das Lieferauto am Post
auto vorbeifahren wollte, kamen im gleichen
Augenblick ans entgegengesetzter Richtung drei
Radfahrer. Das Lieferauto bog nach links ab
und stürzte die 1,70 Meter hohe Böschung hin
unter, wobei es sich zweimal überschlug. Zwei
der Radfahrer wurden von dern Postauto er
faßt und überfahren. Einer von ihnen wurde
auf der Stelle getötet, der andere starb nach
der Einlieferung ins Krankenhaus. Von den
Insassen des Lieferautos wurden 9 zum Teil
schwer verletzt. Sie erlitten Schädclbrüche und
innere Verletzungen.
Der Streichholz im Drohbrief
TU. Osnabrück, 10. Oktober. Die Landes-
kriminalpolizei der Provinz Westfalen und
der Provinz Hannover, die sich mit der Unter
suchung der vielen Brände in der letzten Zeit
beschäftigte, hat Nunmehr drei aufsehenerre
gende Verhaftungen vornehmen lassen. Am
Mittwoch und am Donnerstag wurden zwei
Hofbesitzer und ein Drcschmafchinenmeister
unter dem Verdacht der Brandstiftung verhaf
tet und nach Münster überführt. Einer der
Verhafteten, der Hofbesitzer Winkelmann, sah
bei dem Brande seiner Besitzung dem Feuer
ruhig zu und war sehr entrüstet darüber, daß
die Osnabrücker Wehr den Brand mit einer
solchen Tatkraft bekämpfte. Es sollen auch
Benzin- und Oelbehälter von der Kriminal
polizei gefunden worden sein.
Am Donnerstag erhielten mehrere Hofbe
sitzer und Mieter in Schedehauscn und Umge
bung Briefe mit einem Streichholz mit der
Androhung, daß der Hof in der nächsten Zeit
in Flammen aufgehen werde. Alle Briefe
scheinen von derselben Person geschrieben
worden zu sein. Die Untersuchung wird wer
ter fortgesetzt.
* * *
Zuchthaus für Nnterschlagung
TU. Berlin, 10. Oktober. Das Schöffengericht
Berlin-Mitte verkündete am Sonnabend das
Urteil in dem Prozeß gegen die vier Beamten
des Reichsamtes für Landesanfnahme, die ge
meinsam einen Betrag von 313 vüv RM. nnter-
schlagcn hatten. Das Gericht verurteilte wegen
schwerer Amtsunterschlagnng den Verwal
tungsamtmann Ladyslaw Wolff zu vier Jah
ren sechs Monaten Zuchthaus und vier Jah
ren Ehrverlust, den Oberinspektor . Arthur
Blum zu drei Jahren und die Oberregierungs
sekretäre Richard Baer und Alfred Wendt zu
je zwei Jahren Zuchthaus. Blum, Baer und
Wendt wurden außerdem die bürgerlichen
Ehrenrechte auf die Tauer von je drei Jahren
aberkannt.
Wieder untreue Beamte!
Koblenz, 10. Okt. Die Staatsanwaltschaft isi
einem umfangreichen Vetrugsskandal auf die Spur
gekommen. Es handelt sich dabei um große Durch
stechereien, die hauptsächlich von Beamten der
Reichsbahn verübt wurden, und zwar in der Weise,
daß auf Rechnungen einer hiesigen Speditions
firma, die nach der Auflösung der Besaßungsämter
Umzüge usw. für die von Koblenz versetzten Ş
amten vornahm, willkürlich höhere Beträge ein
gesetzt wurden, die dann bei den amtlichen Ver
rechnungsstellen eingezogen wurden. Gegen 50 Be
amte sollen dabei beteiligt sein. Die Fälle reichen
T. bis in die Zeit nach Kriegsende zurück. Der
Inhaber der hiesigen Speditionsfirma Erben, der
Hauptbeteiligte, ist wegen Verdunkelungsgefahr
bereits verhaftet worden.
Millionenstrafen im Spritschmuggelprozeß.
Stettin, 10. Okt. Im Spritschmuggelprozeß
wurde heute vormittag das Urteil gefällt. Von
den 22 Angeklagten erhielt der Kaufmann
Jäger aus Swinemünde die höchste Strafe mit
1 325 789 Mark Geldstrafe und einem Jahr
sechs Monaten Gefängnis, der Kaufmann Lud
wig aus Swinemünüe erhielt 1508 832 Mark
Geldstrafe. Die niedrigste Geldstrafe waren
10 000 Mark. Gegen Jäger und den im Aus
land befindlichen Flohr aus Berlin wurde
Haftbefehl erlassen,' der beschlagnahmte Sprit
wurde eingezogen.
iims Vê
In der Nähe von Bautzen sprang einem auf
seinem Motorrad heimkehrenden Arbeiter ein
Reh in den Weg. Der Mann stürzte mit seinem
Rad und wurde schwer verletzt.
Auf einer Autofahrt in der Nähe von War
schau wurde der Wagen einer polnischen Schau
spielerin von einem Chausieebaum getroffen»
den Arbeiter gerade fällten. Die Arbeiter hat
ten den Schofför durch Winken aufmerksam
gemacht, der Schofför hatte sie aber für Be
trunkene gehalten. Die Schauspielerin und eine
Begleiterin wurden schwer verletzt.
In Mexiko-Stadt wurden bei einem Flug
zeugabsturz fünf Personen getötet.
Bei einem Flugzeugabsturz in der Nähe von
Newyork wurde der ehemalige österreichische
Kriegsflieger Edgar Egan Pelzeöer zusammen
mit zwei Knaben getötet.
Die Frau eines der führenden Alkohol
schmuggler von Chikago wurde von den Mit
gliedern eines feindlichen Schmugglerrings im
Auto entführt. Am nächsten Tage fand man sie,
von vielen Maschinengewehrkugeln durch
bohrt, an einer einsamen Stelle auf.
Die Witterung in ganz Mittel- und Westeuropa
wird durch das Hochdruckgebiet bestimmt, das sich
mit seinem Kern von über 779 Millimetern zwi
schen Elbe und Oder festgesetzt hat. Das Tiefdruck
gebiet, welches im hohen Norden vornbergezogco
ist, hat keinen Einfluß mehr geivinnen können.
in der Druckverteilung keine wesentliche Aenderung
erfolgen dürfte, ist mit der Fortdauer des schönen
Herbstwetters zu rechnen.
Letzte PrsmŞÄrl-ļei.
Der Fsoenstedtsr Kornmmristrn--
über^aA vor Gericht.
wk. Kiel, 11. Oktober. Die Berulungsver-
handlung wegen des Jevenstedter Kommuni
stenüberfalls auf einen Trupp Nationalsoziali
sten wurde am Sonnabcndnachmittag vor der
Strafkammer zu Ende geführt. Das Urteil des
Schöffengerichts erfuhr nur geringe Aende
rungen. So wurde insbesondere die gegen den
kommunistischen Stadtverordneten Callsen»
der als der Anstifter des Ueberfalls anznsehcü
ist, bestätigt. Er hat 9 Monate Gefängnis 3 11
verbüßen. Lediglich die Angeklagten Schlosser
Artur Eisclt und Kutscher Hans Rüge erziel
ten Herabsetzung der gegen sie erkannten
Strafe von 7 Monaten Gefängnis auf 6 Mo
nate. Die übrigen Berufungen wurden ver
worfen. Die Verurteilten wollen nun noch 9^*
visivn einlegen. Ihr Verteidiger,! Rechtsau
walt Dr. Hecht, Hamburg, hatte Freisprechung
beantragt, da diejenigen Angeklagten, die ihre
Gefährten belasteten, als Verräter u als it’# 1
glaubhaft anzusehen seien. Die Verurteilten
blieben in Haft, nur der Arbeiter Friedrich G
kam auf freien Fuß, da seine Frau ihrer Nie-
derkunft entgegensieht. Im Zuhörerraum de--
Verhandlttngssaales wurden bei der Urterls-
verkündigung Mißfallensäußerungen lau,
und beim Verlassen des Saales wurde „Rot
front" gerufen, worauf die Polizei für schleu
nige Räumung sorgte