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Elektrisch betriebene Schiffe.
Eine bedeutsame Neuerung in der
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Schiff
fahrt stellt der elektrische Schiffsantrieb dar.
Die Arbeitsweise ist grundsätzlich folgende:
Es wird zunächst Dampf erzeugt, der zum An
trieb einer Turbine diente diese ist mit einer
Dynamomaschine gekuppelt, die den Strom
für den eigentlichen Antriebsmotor des Schif
fes liefert. Auch für den Laien ist es offen
sichtlich, daß hierbei ein Umweg beschrieben
wird: Tenn warum sollte man den Dampf
nicht — wie bisher beim Dampsmaschincnan-
trieb — unmittelbar für den Antrieb des
Schiffes nutzbar machen? Obwohl dieser Um
weg einen gewissen Kraftverlust bedeutet,
wird sich das Verfahren wegen seiner zahl
reichen Vorzüge anderer Art behaupten: Zu
nächst wird der Betrieb hierbei sauberer, ein
facher und übersichtlicher. Ferner sind mit
dieser Methode sehr wesentliche Vorteile raum-
technischer Natur verbunden. Da auch die
Uebertragung der Kommandos von der Kom
mandobrücke durch Telegraphen beseitigt
wird, können keine Mißverständnisse vorkom
men, wodurch die Sicherheit entscheidend er
höht wird. Außerdem kann verlangsamte
Fahrt durch sofortige Verringerung der
Brennstoffzufuhr ausgenutzt werden, d. h. die
Wirtschaftlichkeit wird gesteigert. Die Ein
führung des turbo-elektrischen Antriebs in der
amerikanischen Kriegsmarine ist bezeichnend
für die ihm zukommende Wertschätzung.
Hängende Straßen.
Warum nicht? — Dis Technik des neuzeit-
ckchen Hausbaues in USA. schafft schon seit langem
ihre Voraussetzung. Die Stahlskelette der Wol
kenkratzer, gefestigt durch die Betonmauern, geben
bi« sicheren Pfeiler dazu ab, und wenn sie erst
höher sind und in einigermaßen gleichen Abstän
den die heutigen Straßen der USA.-Städte mar
kieren werden, dann ist kein Grund mehr vorhan
den, sie als Stützpunkts mit Mammut-Stahl-
straßen zu verbinden, an denen neue Verkehrs
wege hoch über dem brodelnden Großstadtverkehr
aufgehängt sind. Solange wird das gar nicht mehr
dauern. Ein derartiges Prospekt soll im Plan
schon vorliegen, der eine Hilfsverbindung vom
Rewyorker Hafen nach der Eity vorsieht. Es
wurde sogar errechnet, daß die Herstellung der
hängenden Straßen weniger Unkosten verursacht
und kürzere Zeit beansprucht als eine ent
sprechende Verbindung im Untergrundbau.
Napoleons geheimnisvolles Schachspiel.
In Austerlitz, dem Lurch Lie große Schlacht
berühmt gewordenen kleinen Städtchen in der
Tschechoslowakei, trifft man zurzeit Vorberei
tungen für eine „Napoleon-Ausstellung".
Unter den Sehenswürdigkeiten werden sich
auch Teile eines Schachspiels befinden, das Na
poleon auf St. Helena zu benützen pflegte. Die
Schachfiguren waren Napoleon von emem ehe
maligen Offizier nach St. Helena geschickt wor
den. Sie waren im Innern hohl. Aber der
Offizier verlor bei einem Unfall sein Leben,
und der gefangene Kaiser spielte mit diesen
Figuren ungezählte Schachpartien, ohne eine
Ahnung davon zu haben, daß das ausgehöhlte
Innere der Figuren einen in allen Einzelhei
ten ausgearbeiteten Plan für seine Flucht ent
hielt.
Automobile mit Badezimmer.
Die Maharadschas gehen mit der Zeit, sie
eilen ihr sogar voraus, wie die nachfolgende
Meldung zeigt. Eine englische Firma hat so
eben von einem indischen Fürsten den Auftrag
erhalten, ein Reiseautomobil zu konstruieren,
das eine vollständige Badeeinrichtung aus Por
zellan enthält. Um die Erschütterungen des
Wagens möglichst zu mildern, werden beson
dere Federn angebracht, und auch die Bade
wanne wird hängend angebracht, wodurch ver
hütet wird, daß unterwegs das Wasser aus
der Wanne heraustritt.
Der größte unterirdische Wassertuuuel der
Welt.
Die große Fabrik Fords in Dearborn be
nötigt, hauptsächlich zur Rückkühlung des Kes
seldampfes, täglich fast 4,8 Millionen Kubik
meter Wasser, die ihr nun durch einen neuer
bauten Tunnel aus dem River Rüge zugelei
tet werden. Der Wasserbedarf würde unge
fähr dem Gesamtbeöarf von vier großen Städ
ten entsprechen. Der Tunnel besteht aus ei
nem Rohr, das innen einen Durchmesser von
4,5, außen 6,5 Metern hat, so daß es bequem
einer Untergrundbahn Platz bieten könnte. Es
wurde durch die Aneinanderreihung von 4579
Betonringen hergestellt, von denen jeder aus
10 einzelnen gebogenen Teilen im Gewicht
von 1,7 Tonnen besteht. Dieser Tunnel von
3,6 Km. Länge führt unter vielen Haupt- und
Nebenstraßen, Gleisen, Brücken, sogar unter
einem Friedhof hindurch. Das Bohren geschah
durch Maschinen, die in der schlüpfrigen Erde
leicht vorwärtskamen, so daß die Erde dahinter
wie aus einer Zahncremetube hervorquoll.
Unter günstigen Umständen wurde eilt Bcton-
ringteil durch mächtige Maschinenarme in 45
Minuten an seinem Play befestigt, und man
kam im Monat 650 Meter vorwärts.
Das Florentiner Grillenfest.
Eine Legende, die in Florenz heimisch ist,
besagt, daß Christus, als er gen Himmel fuhr,
eine Grille mitnahm. Von dieser Legende
leitet sich eine absonderliche Gepflogenheit her.
In der Woche, die dem Fest Christi Himmel
fahrt vorausgeht, werden an allen Straßen
ecken der Stadt Grillen in kleinen Bambus-
käfigen zum Verkauf feilgeboten. Feder gute
Forentiner, gleichgültig, ob er reich oder arm.
ob gläubig oder religiös indifferent, kauft sein
„Grilo" und hütet es wie seinen Augapfel,
denn jedem Mann, Frau oder Kind droht Un
heil, wenn die Grille vor dem Himmelfayrts-
fest eingeht. Ist das Fest gekommen, so wer
den die Grillen unmittelbar nach dem Hochamt
auf die öffentlichen Plätze am Arno gebracht.
Dort erklingt dann im Rahmen des Volks
festes der helle Chor der eingesperrten Heim
chen. Die Familien lagern in kleinen Trupps
unter Weiden, und unter Scherzen und Wet
ten werden die Käfige geöffnet und die Ge
fangenen auf den Boden gesetzt. Wenn die
befreite Grille in die Höhe springt, so kann
ihr Eigentümer aufatmen, denn er hat dann
Aussicht auf einen glücklichen Verlauf des
Jahres. Wenn das Insekt aber am Boden bleibt
und an den Sträuchern hochkriecht, so gilt das
als üble Vorbedeutung für das Jahr. Der
Aberglaube wurzelt so fest, daß Liebesleute
von dem Grillenorakel ihre Verlobung ab
hängig machen: wenn die Grille am Boden
kriecht, fehlt oft genug den Brautpaaren der
Mut, den Ehebund zu schließen.
Geräuschlose Straßcnbahnwageu:
Leichtmetalle finden nn modernen Ver
kehrswesen immer vielseitigere Verwendung.
Bei Flugzeugen und Kraftwagen erfreuen sie
sich schon seit längerer Zeit heherrschender
Stellung: neuerdings verwendet man Leicht
metalle auch im Bau von Eisenbahnwaggons
und Straßenbahnwagen. Die praktischen
Vorteile dieser neuen Technik sind bedeutend.
Je leichter die Wagen sind, um so niedriger
sind Betriebs- und Stromkosten: schnelleres
Anfahren und Bremsen ist ein weiterer Vor
zug, und schließlich nutzen sich der Oberbau
der Bahnstrecken und die von der Straßen
bahn befahrenen Straßen weniger ab. In den
Bereinigten Staaten haben zehn verschiedene
Verkehrsgesellschaften mit Waggons aus
Leichtmetall die besten Erfahrungen gemacht.
Einer Gewichtsersparnis von rund 33 Prozent
entsprach ein Minderverbrauch elektrischer
Energie in Höhe von rund 33,3 Prozent. Au
ßerdem werden die Geräusche stark vermindert,
so daß man in den Vereinigten Staaten diese
Waggons „noiseleß", d. y. geräuschlose, nennt.
lum mb Lächeln.
„Na, Hans, wie fühlst du dich in deiner jungen
Ehe?"
„Ausgezeichnet! Von Tag zu Tag werde ich
jünger, wie in meiner Knabenzeit rauche ich jetzt
wieder heimlich!"
*
In der Kunstausstellung: Der Maler muß
verrückt fein! Das Stilleben mit „Rettich und
Kartoffeln" kostet 600 Mark und „Ananas mit
Rheinwein" nur 250 Mark.
*
Ordination auf der Straße.
„Famos, Herr Doktor, daß ich Sie treffe. Je
desmal, wenn ich ausgehe, fühle ich mich so matt,
so kolossal matt. Ich kann keinen Schritt gehen.
Was soll ich da tun?"
„Nehmen Sie Eisen."
„Und wenn das nichts hilft?"
„Ein Auto!"
„Ich habe mich nur ein einzigesmal in der
Diagnose geirrt".
„Wann?"
„Als ich einen Millionär in zwei Besuchen
heilte."
■k
Das Duell.
„Ihr Gegner verlangt dreißig Schritt Ent
fernung und Pistolen!"
„Hm ... mit dreißig Schritten bin ich ein
verstanden, aber — mit den Pistolen
Schachert»
Aufgabe Nr. 38
von Dr. A. K r a e m e r.
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Weiß: Kg8, Del, Lc5 und e8, Sd4, Bf4, gl
Schwarz: Ka5, Dh3, Te3, La3 und g4, Ba6,
b4, e4, e2, fS, h5
Matt in 3 Zügen.
Dieses Problem erhielt in dem eben beendet^
t. internationalen Problemturnier von „Denken und
Raten" bei schärfster Konkurrenz den t. Preis. W>k
kommen auf das Preisausschreiben noch zurück.
Partieschach.
Auf der vorjährigen Schacholympiade zu Hamburg
kam es in der Partie Cromer (Frankreich) — v. d
Bosch (Holland) zu folgender Stellung:
Weiß (Eromer):
KF4 Tc4, Ld4, Se4, Bb3, c6, e5, f5, g4, h5
Schwarz (v. d. Bosch):
Kf7, Ta3 und d8, Le7, Bb4, c7, e6, g7, h6
Weiß am Zuge.
Schwarz hat zwar das Uebergewicht der Qualität
aber Weiß ist im Begriff, sich auf dem Königsflügel
ein gefährliches Bauernübergewicht zu verschaffen.
1. f5— f6! g7Xf6
Falls Lf8, so g5 hXg, SXg5+ Ke8, 17+ K>7,
Lcö matt. Dieses Abspiel veranschaulicht deutlich d><
Raumnot des Schwarzen.
2. e5xf6 Le7—d6+
Auch hier würde LÎ8 die vernichtende Fortsetzung
g4—g5 gestatten. Z. B. 2. Lf8 3. g5 hXŞ
4. SXg5+ Ke8 5. Sxe6 Tc8 6. Kf5 Txb3 7. Kgö
Tg3+ 8. Sg5 usw.
3. Se4Xd6 c7xd6
Wenn Weiß jetzt sich gegen die Drohung «6—e54
zu schützen gezwungen wäre, etwa mittels Üb6, +
würde Schwarz nach Tc8 aller Sorgen ledig sein. Abet
Eromer findet eine sehr schöne, scharf pointierte Fort'
setzung.
4. Tc4xb4! Td8—c8
Wählt nämlich Schwarz statt dessen die Fortsetzung
4. e 6—e5+ 5. Kf5 eXd, so geschieht 6. Tblş
Ke8 7. KdS (droht Th7 nebst Th8+, TXT und f6—D'
Tc8-a8 8. Th7 Kd8 9. Td7-1-'. Ke8 10. Kg"
5. Tb4—b7+ Kf7—f8
6. g4—g5! c6—e5+
Oder 6. hXg, 7. Kxg5 e5, 8. Kg6 ļdroht Tļm
Ta2, 9. Le3 Tg2+, 10. Kh7 nebst Lli6+
7. Kf4—e5Xd4
8. K15—g6 h6XgS
9. Tb7—h7 KfS-gS
10. f6—f7+ Kg8—f8
11. Kg6—f6 und Matt im nächsten Zuge.
Wir entnehmen die Partie dem hübschen Bült
lein „Die Schacholympiade von Hamburg. Erinnerm'
gen an die Länderkämpfe 1930. Unter Mitwirkum
von Dr. Rueb, I. Dimer, A. Brinckmann. Dr. Pasdh
Herausgegeben von Chalupetzky und Toth." Verlag-
Magyar Sakkvilag-Ungarn.
Generaldirektor wider Willen.
Roman von Earl Otto Windecker.
Copyright 1930 by E. O. Windecker.
17) > (Nachdruck verboten.)
„Mitarbeiter?" Malot runzelte die Stirn und
reichte Dr. Brunner kurz die Hand hinüber. „Ich
verstehe nich recht. Wird der Herr als Ingenieur
bei mir arbeiten?"
„Richt ganz so", lächelte Gaston, „Herr Dr.
Brunner wird in meinem Auftrag ein paar Expe
rimente unternehmen, nur in meinem Auftrag, ver
stehen Sie. Im übrigen ist er sein freier Herr und
niemand unterstellt."
Malot schien zu überlegen. Er lächelte
drohend, während er sich an Dr. Brunner wandte.
„Sie sind Deutscher, Monsieur?"
„Allerdings," bestätigte der Ingenieur freund
lich.
„Hm," machte Malot, „ich fürchte, daß Ihnen
gerade diese Nationalität hier einige Schwierig
keiten bereiten wird." Er warf einen kurzen,
stechenden Mick zu Gaston hinüber.
„Man hat mir Frankreich als sehr friedfertig
geschildert," entgegnete Dr. Brunner höflich, „und
ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, warum
man einem Deutschen, zehn Jahre, nachdem man
den Irrsinn des Krieges begraben hat, heute noch
unfreundlich begegnen soll?"
„Ich — ich weiß nicht," erwiderte der Direktor,
„ich fürchte nur, daß es nicht in meiner Macht stehen
wird, Sie vor Uebergriffen zu schützen. Ilm so
mehr, als Sie mir nicht unterstellt sind."
Gaston hatte lächelnd zugehört. „Pardon",
sagte er gleichgültig, „ich setze Ihr Einverständnis
voraus, lieber Malot, daß jeder Angestellte, der es
wagt, Dr. Brunner wegen seiner Nationalität an
zufeinden, entlassen wird?"
„Nun — gewiß, aber —" Malot hatte ein
böses Gesicht.
„Ich fürchte, daß es hier kein Aber gibt," sagte
Easton scharf. „Trinken Sie noch ein Glas Port
wein mit uns?" fragte er dann, den Ton wechselnd.
„Ich denke, wir beide hoben schon manchen guten
Tropfen miteinander getrunken."
Malot lachte. Ein wenig klang noch die Ver
stimmung durch, aber er war zu klug, sich seinen
Aerger anmerken zu lassen. Gaston ließ ihn er
zählen. Er forschte ihn unauffällig über das Werk
aus, über das er in Paris nur wenig Unterlagen
vorgefunden hatte.
Daß Malot ein unfähiger Mensch war, ging
aus seinen Reden klar genug hervor. Allenfalls
wußte er die verschiedenen Weinsorten voneinan-
der zu unterscheiden, solange er nüchtern war. Sehr
viel weiter reichten- seine Kenntnisse offenbar nicht.
„A propos . . ." unterbrach er sich plötzlich, „wo
haben Sie eigentlich Lilly gelassen, Audet?"
Gaston warf einen kurzen Blick zu dem Deut
schen hinüber, der aber nicht zuhörte. Mit geheim
nisvoller Miene legte er den Finger auf die Lip
pen. „Ich habe schon vor meiner Abreise Schluß
mit ihr gemacht,"
„Ist das wahr?"
„Bestimmt. Warum? Wollen Sie sie über
nehmen?"
Malot lachte laut. „Das ist drollig. Nun _
dann kann ich es Ihnen ja auch sagen, daß ich
Lilly . , ."
„Was denn?"
„. . . na — in Ihrer Abwesenheit getröstet
habe."
Erstaunt sah Gaston aus. „Ist das wahr?"
„Sind Sie böse, Audet? Sie kam doch zu
mir. Ich habe sie bestimmt mcht gerufen!" Be.
schwörend legte er seine dicke, fleischige Hand auf
Gastons Arm. „Ich konnte eigentlich nichts dafür."
Aengstlich sah der dicke Mann Gaston ins Gesicht.
„Genug davon," sagte Gaston. „Ich denke,
wir fahren jetzt zur Fabrik hinaus?"
„Schon? Noch vor dem Essen?" staunte der
Direktor. „Wollen Sie neue Methoden einführen?"
„Vielleicht." sagte Gaston und erhob sich.
*
Zum erstenmal in seinem Leben befand sich
Gaston Fauchat in den Werkräumen einer Auto
mobilfabrik. Erstaunt I>atte sich der Direktor dem
Rundgang angeschlossen. Früher war das nie
vorgekommen, und er schnaufte angestrengt.
Gaston hielt die Augen offen. Dr. Brunner
verlor er bald aus dem Gesichtskreis. Der Deutschs
sah sich die Anlage mit besonderem Eifer an.
Zuerst war der Lärm in den Werkstätten be
täubend. Es dauerte Minuten, bis man aus dem
Chaos der Geräusche die einzelnen Rhythmen der
Maschinen heraushörte. Das dumpfe Aufschlagen
der großen Schmiedehämmer, — das Maschinen-
gewehrfeuer der Niethämmer, — das Rasen der
Motoren auf dem Bremsblock. Er lernte viel bei
diesem ersten Rundgong. Heimlich hatte er in Pa
ris in seinem Büro technische Werke studiert; er
war nicht mehr Lai«, als er jetzt durch die schmalen
Gänge zwischen den Maschinen schritt. Er sah,
daß die Fabrik gut und modern eingerichtet war,
iah viele neue Maschinen, bemerkte aber auch, daß
die Arbeiter ihn scheu und offensichtlich nur wider
willig grüßten. Er kam ihnen zuvor, indem er
selbst zuerst höflich an die Mütze faßte, ehe er
nähertrat und ihnen bei der Arbeit zusah..
Ueber eine steile, eiserne Treppe verließen sie
die Montagewerkstättn, um im Obergei choß die
Karosseriewerkstätten aufzusuchen. Auch hier blieb
Gaston hin und wieder stehen, und hier Iprach er
dann und wann ein paar freundliche Worte mit
den Arbeitern, di« ihn erstaunt ansahen. Sie schie
nen diese Freundlichkeit nicht gewöhnt. Der Direk
tor machte ein verlegenes Gesicht und überschüttete
Gaston mit einem Wortschwall, ihm von den Neu
erungen erzählend, die er in seiner Abwesenheit
getroffen habe. Gaston hörte ihm schweigend zu.
Wohl zwei Stunden hatte nun schon der Rund
gang gedauert, der Direktor schnaufte immer ver
nehmlicher, aber Gaston zeigte kein Mitleid. In
einem Quergang, in dem man sich besser verstän
digen konnte, sagte er boshaft zu dem schwitzenden
Malot „CH — heute wird Ihnen das Mittagessen
besonders gut schmecken. Haben Sie sich etwas
Anständiges bestellt?"
„Ich — ich dachte — wollen Sie neue Sitten
einführen, Audet? Essen wir nicht zusammen?"
„Nein", antwortete Gaston freundlich. „Ich
habe mit Dr. Brunner zu sprechen."
Der Direktor zog ein beleidigtes Gesicht. „Sie
haben sich sehr verändert, Audet. Man kennt Sie
gar nicht wieder."
Gaston lachte. „Vielleicht können Sie davon
lernen, Malot?"
Der andere schüttelte erstaunt den Kopf. —
„Was ist eigentlich m>i dem Deutschen?" fragte er
nach einer kleinen Weile. „Ich verstehe nicht, wie
Sie das tun können."
„Nun, ich denke, die Hauptsache ist, daß ich
es verstehe?"
„Gewiß, sicherlich," beeilte sich der Direktor zu
versichern, aber er kniff die Lippen zusammen. Von
jetzt ab bewahrte er ein beharrliches Schweigen.
Sie gingen durch die letzten Hallen, in dene"
die Wagen zusammengesetzt wurden. Gaston freute
sich, auch hier ganz moderne Einrichtungen zu sehen,
Aber auch hier schienen die Arbeiter nur sehr un'
willig zu arbeiten, und mehr als einmal mußte
Gaston an sich halten, daß er nicht dem einen oder
dem anderen das Werkzeug aus der Hand nahm,
um selbst eine Schraube anzuziehen, selbst die a"
der Kette herniederhängende Karosserie auf dos
Fahrgestell zu lenken.
„Die Leute arbeiten nicht gut," sagte er z"
Malot, als sie endlich wieder im Freien standen,
„Woran liegt es?"
„Die Kerle nehmen sich zuviel heraus," schimpft«
Malot. „Ich habe erst gestern drei Arbeiter ent'
lassen."
„Warum?"
„Sie haben mir fteche Antworten gegeben."
„Sind die Leute noch im Betrieb?"
„Ich habe ihnen erst zu Ende der Woche g«'
kündigt."
„Schicken Sie sie mir nachher ins Mro."
„Wozu?"
Gaston sah den Direktor an; der schwieg b§
treten.
„Schicken Sie jemand noch Dr. Brunner," bc'
fahl er kurz. Der Direktor verschwand und ka^
wieder. Gleich darauf hörte er, wie ein LehrjuvP
durch die Fabrik lief und laut rief: „Der Deutsch«
soll ins Büro kommen!"
Gaston horchte, bis sich der Ruf wiederholt«-
Dann wandte er sich zornig an, den Direktors
„Wenn Sie uieine Wünsche weiterhin so promt
erledigen, tantt werden wir bestimmt gute Freu"'
de bleiben."
Malot verstand die Ironie dieser Worte sş
wohl. Er schwieg betreten. Gaston schritt ķ
zum Verwaltungsgebäude voraus.
Schweigend saßen sich die beiden Männer ^
Malots Kontor gegenüber. Gaston rauchte. ®
wartete auf Doktor Brunner. Als dieser kaM
freute er sich Uber das zufriedene Gesicht des Dş
schen.
„Ich habe mich mit einem Arbeiter unterhalte":
der in Görlitz Kriegsgefangener war und dort
einem Gut gearbeitet hat. Er hat eine deuşş
Frau, die hier wohnt."
(Fortsetzung folgt.)
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