Full text: Newspaper volume (1931, Bd. 2)

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MnsW, den 12. Mm 
e die gute 
m liebsten, 
a genießen 
„Frankreich der Diktator Europas". 
Englischer Marmartikel. 
T.-U. London, 12. Mai. (Eig. Funkrneld.) 
In allergrößter Aufmachung bringt der kon 
servative „Daily Expreß" schwere Angriffe ge 
gen die Bölkerbundsvereinigung, deren 
Schutzheiliger Briand und dessen Apostel Lord 
Cecil sei. Es sei eine Vereinigung von nicht 
ganz klaren Köpfen. Sie unterstütze den Völ 
kerbund, der ein Instrument der französischen 
Politik sei und durch den jetzt die Zollunion 
zwischen Oesterreich und Deutschland verhindert 
werden solle. Frankreich suche eine Erleichte 
rung der infolge der großen Arbeitslosigkeit 
schwierigen Lage Deutschlands zu verhindern. 
Das englische Volk aber glaube, daß man 
Deutschland jede Möglichkeit geben solle, wie 
der zu Wohlstand zu gelangen, um die schwe 
ren Forderungen der Alliierten zu erfüllen. 
Die Nationen in Genf brächten nur die Stim 
me Frankreichs zum Ausdruck, das Deutsch 
land und Oesterreich gefangen halten wolle. 
Frankreich wolle der Diktator Europas blei 
ben. Frankreich sei es gelungen, England 
vor seinen Wagen zu spannen. Das Blatt 
fordert daher das englische Volk auf, sofort 
die Beiträge für die Völkerbundsvereinigung 
einzustellen. Der Rückzug von Genf müsse 
eingeleitet werden. Das Schicksal Groß-Bri- 
tanniens liege bei seinen Dominien und der 
Verständigung mit Amerika. 
GrerrrianKgààn zur 
Nsichseefgrm. 
Von Pastor Dr. Johannes S ch m i d t - W o d d e r, 
Tondern. * 
Daß eine Reichsreform vor allem eine starke 
Reichsgewalt schaffen muß und durch Vereinfachung 
der Verwaltung die Finanzkraft des Reiches stär 
ken, darüber sind sich alle einig. Wie das am 
besten geschieht, ist sicher eine nicht einfache Frage 
und bedarf vor allem des Rates der mit den Fra 
gen der Verwaltung und der Finanzen vertrauten 
Männer. Zu diesen gehöre ich nicht. Ich fühle 
mich deswegen nicht befugt, darüber Besonderes zu 
sagen. 
Vielleicht habe ich eher ein Recht, mich über dir 
Frage zu äußern, die ich für noch entscheidender 
halte: wie eine Reichsreform die Voraussetzung 
schaffen kann, um außenpolitisch stärker da 
zustehen und innenpolitisch sich unmittelbar 
auf die lebendigen Dolkskräfte zu stützen. 
Es ist eine durch die Geopolitik ins helle Lich 
gerückte Erkenntnis, daß die Gesundheit eines 
Staats- und Dolksorganismus am besten daran ge 
messen werden kann, ob seine Wachstumsspitzen von 
quellendem Leben erfüllt sind, oder zu verkümmern 
drohen. Die Wachstumsspitzen liegen an der 
Peripherie, für den Staat an den Grenzen des 
Reiches, fiir das Volk noch weiter draußen. 
Ein Blick auf die Peripherie sagt nüt unwider 
leglicher Dringlichkeit, daß hier höchste Gefahr im 
Verzüge ist: im Osten der immer mehr sich entvöl 
kernde Raum, gegenüber der Tschechei ähnlich, nur 
in Schleswig-Holstein rin etwas regeres Leben, 
aber auch dies in zarten Anfängen, die es doppelt 
nötig machen, dafiir zu sorgen, daß die gesunden 
Ansätze nicht in Wachstnmsstockungen geraten. 
Gesund ist hier im Norden der neu erwachte 
Wille zur Selbstbehauptung und der pa 
rallel gehende Wille zu einem unbesangenen Kul 
turaustausch mit dem Norden. Das äußert 
sich in politisch selbstbewußter, aber beherrschter 
Haltung, in gesteigerter Siedlungstätigkcit, in Be 
lebung der seelischen und geistigen Kräfte des Vol 
kes. Aber dieses neu sich regende Leben bedarf 
in hohem Maße der Pflege, und es dürfte beinahe 
verhängnisvoller sein, wenn neues Leben ins 
Stocken gerät, als wenn im Osten, wo dieses Leben 
noch kaum in Fluß gekommen ist, es nicht gleich 
gelingen sollte, den rechten Ansatzpunkt zu finden. 
Wie ich daher früher für richtig hielt, daß die 
Ostfrage als besondere Reichsausgabe klar heraus 
gestellt wüvde, so vertrete ich mit demselben 
Nachdruck, daß, was hier im Norden begonnen ist. 
mit aller Kraft fortgesetzt werden muß. 
Man soll als Ziel setzen, daß Schleswig-Holstein 
durch die Reichsreform eine gesteigerte B e - 
Zunehmende Radikalisierung in Spanien 
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Aus Spanien kamen in den letzten Tagen 
Meldungen über beginnende Unruhen. Sie ha 
ben ihren Herd nicht nur in Gegenaktionen der 
Monarchisten, sondern sie gehen vornehmlich von 
den Syndikalisten, den spanischen Bolschewisten, 
aus. Diese radikale Strömung hat einen kirchen- 
feindlichen Charakter, a!Uch verlangt diese Rich 
tung ein bei weitem schärferes Vorgehen gegen 
dis Führer der Monarchisten. Neueren Nachrich 
ten zufolge sucht sich die Regierung dadurch zu 
helfen, daß sie nach rechts und links Verhaftungen 
vornimmt und den Kriegszustand über das Land 
verhängt hat. Es sind 80 Bolschewistenführer ver 
haftet worden, die Gouverneure sämtlicher Pro 
vinzen angewiesen, jeden Versuch der Ordnungs 
störung zu unterdrücken. Zugleich hat die Regie 
rung gegen sämtliche Minister der Diktatur Primo 
de Riveras Haftbefehl erlassen. Unter den Ver 
hafteten befindet sich auch General Berengeur. 
Trotz der Aufforderung der Regierung, die 
Arbeit in Madrid sofort wieder aufzunehmen und 
Demonstrationen zu unterlassen, ist es nicht zu 
einer Beruhigung gekommen. Mit Ausnahme der 
lebenswichtigen Betriebe wird nicht gearbeitet, 
»uch der Versuch der Sozialisten, den Streik abzu 
blasen, gelang nicht. In den Straßen der Stadt 
treten überall Straßcnrcdiier auf, welche Hetzreden 
gegen die gemäßigten Elemente, namentlich aber 
auch gegen die Kirche, halten und die Auflösung 
der Klöster fordern. Die Folgen dieser Hetzen sind 
nicht ausgeblieben. Gestern mittag gelang es der 
Volksmenge, das Iefuitenkloster in der Gran Via 
in Madrid in Brand zu stecken. Das Kloster wurde 
eingeäschert. Das Madrider Beispiel hat auch in 
der Provinz Nachahmung gefunden. So wurden 
in Alicante vier Klöster in Brand gesteckt. Bei 
den polizeilichen Gegenmaßnahmen wurden De 
monstranten getötet und verwundet. In Malaga 
wurden ein Kloster und der alte Vischofspalast an 
gezündet. Beide sind ein Opfer der Flammen ge 
worden. In Cordoba wurde das bischöfliche Pa 
lais angegriffen und mit Steinen beworfen. Die 
Brandlegung konnte noch rechtzeitig verhindert 
ttetktt. Bei einer Demonstration in Madrid 
wurden auf den Redner von einem Unbekannten 
zwei Schüsse abgegeben, welche zwei neben dem 
Redner stehende Personen verletzten. Die Menge 
stürzte sich auf den Attentäter und tötete ihn. Er 
wurde dermaßen zugerichtet, daß seine Persönlich 
keit nicht mehr identifiziert werden konnte. 
Auf Grund radikaler Forderungen faßte die 
Regierung u. a. folgende Beschlüsse: 1. Wieder 
verhaftung des Generals Berenguer, dem erneut 
der Prozeß gemacht werden soll; 2. Sofortige Auf 
lösung der höchsten Militär- und Marinegerichte, 
die die Freilassung Berenguers verfügt hatten; 
3. Verhaftung sämtlicher monarchistischer Führer; 
4. Einleitung von Prozeßen gegen alle maßgeben 
den Leute, die während der Diktatur Uebergriffe 
begangen haben. Ferner erklärt die Regierung, 
sie Habs den Kriegszustand ausrufen müßen zum 
Schutz der Republik, deren junges Leben gleicher 
maßen von rechts und von links bedroht sei. Von 
Maßnahmen gegen die Kommunisten, die die Klö- 
sier angezündet haben, steht nichts in den Regie 
rungsbekanntmachungen. Die Straßenpropaganda 
kommunistischer Elemente und das Erscheinen 
roter Flaggen mit Sowjetabzeichen nimmt zu. 
Vor der Herausgabe der Bekanntmachungen 
erschien im Ministerrat eine Abordnung unter 
Führung des Mechanikers Rada, der den Flieger- 
Major Franco begleitet hat. Sie erhob folgende 
Forderungen: 1. Auflösung der Zivilgarde; 2. 
Tötung des spanischen Nationalistenführers Dr. 
Albinana; 3. Haussuchung in allen Klöstern und 
größeren Zeitungen nach Waffen; 4. Sofortige 
Einsetzung von Volksgerichtcn; 3. Rücktritt des 
Innenministers Maura. 
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Barel (Oldenburg), 11. Mai. Die Deutsche 
Staatspartei hielt hier eine Wahlversarnmlung 
ab. Der Redner war der Reichsfinanzminister 
Dietrich, der u. a. ausführte, die Lage sei jetzt 
dadurch erschwert, daß öieÄrbeitslosigkeit nicht 
im erhofften Umfange zurückgehe. Ein end 
gültiges Urteil sei natürlich zurzeit nicht mög 
lich, aber man müsse sich darauf einstellen, daß 
der schlimmste Fall eintrete. Helfen könne nur 
eine Ankurbelung der Wirtschaft. Diese aber 
sei ungeheuer erschwert durch den Kapital 
mangel, der jetzt durch die Zahlung der Repa 
rationen fortgesetzt verschärft werde. 
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Nach dem Rücktritt des Stockholmer Bür 
germeisters Lindhagen fand die Wahl des 
neuen Bürgermeisters statt. Es siegt der Bür 
germeister Fant aus Nykjöbing mit 19 620 
Stimmen. Stadtrat Lind aus Stockholm er 
hielt 15 989 Stimmen. 
Blutige Parlameutswahlen hat's in dem 
südamerikanischen Staate Columbien gegeben. 
Dort wurden nämlich bei Zusammenstößen 
während der Wahl 7 Menschen getötet. 
Vriarrb kandidiert offiziell 
rrnö hat glîļe Aussichten, gewählt ?« werden 
Außenminister Briand hat am Montag spät 
nachmittags die Kandidatur für die Präsident 
schaftswahl am Mittwoch offiziell angenommen. 
Er wird im ersten Wahlgang dem Senatspräsiden 
ten Doumer gegenüberstehen. 
Im Zusammenhang mit der Präfidentschafts- 
kandidatur Briands ist am Montagabend folgende 
amtliche Verlautbarung veröffentlicht worden: 
„Eins große Anzahl allen republikanischen Grup 
pen angehörender Senatoren und Abgeordneten 
hat einen dringlichen Schritt bei Außenminister 
Briand unternommen, um bieTert zu ersuchen, seine 
Kandidatur für die Präsidentschaft der Republik 
aufzustellen. Das älteste Mitglied der Abord 
nung, Kammerabgeordneter Thomson, hat Briand 
auseinandergesetzt, daß es sich für den Außen 
minister darum handele, unter Ausschluß aller 
Parteibedenken und persönlicher Rücksicht eine 
nationale Tat zu vollbringen. Briand hat dar 
auf geantwortet, daß er sich in Anbetracht dieser, 
seiner Kandidatur von der Abordnung gegebenen 
Auslegung dem Appell nicht verschließen möchte 
und es als seine Pflicht ansehe, sich seinen Freun 
den zur Verfügung zu stellen." 
In politischen Kreisen nimmt man an, daß 
der parlamentarisch erfahrene und in allen seinen 
Entschlüssen sehr vorsichtige Außenminister sich vor 
der Zusage gewisser Garantien für den Wahler 
folg versichert hat. Es fei also anzunehmen, daß 
eine vorbereitende „Stimmenzählung" hinter den 
Kulissen die notwendige absolute Mehrheit er 
geben habe. 
Die offizielle Kandidatur Vriands für dis 
Präsidentschaftswahl beschäftigt die heutige Pa 
riser Presse außerordentlich stark. Bemerkenswert 
ist. daß die Blätter in ihren Aeußerungen vor 
sichtig sind und unabhängig von ihrer parteipoliti 
schen Richtung weder direkt für Briand noch für 
Doumer Stellung nehmen. Zwischen den Zeilen 
kann man allerdings die Genugtuung der Links 
presse lesen, daß Briand sich nun doch endlich ent- 
. schlossen hat, zu kandidieren. Man betont auch 
einen Grenzfonds von 10 Millionen mehr als bisher, daß man in den beiden Eignern 
den Kandidaten der Rechten und den Kandidaten 
der Linken sehen könne. 
In parlamentarischen Kreisen rechnet man 
heute allgemein mit der Wahl Vriands und wirst 
deshalb auch schon jetzt die Frage auf, wer den 
Außenminister auf der Genfer Ratstagung ver 
treten werde. Es scheint festzustehen, daß Briand 
nach seiner Wahl wenigstens vorübergehend nach 
Genf reisen wivd, um Abschied von seinen Mit 
arbeitern im Europaausschuß zu nehmen. Die 
amtlichen Vertreter Frankreichs auf der Rats 
tagung werden der Ministerpräsident Laval und 
der Wirtschaftsminister sein. Briand wird auf 
keinen Fall sein Amt als Außenminister vor der 
Präsidentschaftswahl niederlegen. 
* Dieser bemerkenswerte Beitrag zum Thema 
„Schleswig-Holsteiu und die Reichsrcform" findet 
sich im neuesten Heft der Zeitschrift des Schleswig- 
Holsteiner-Bundes. 
Zwischenbemerkung. 
Der Auftakt der schleswig-holsteinischen 
Veranstaltungen im Ostseejahr 1931, der im 
deutsch-dänischen Presseempfang in Flensburg 
bestand, hat auch in den dänischen Zeitungen 
Anerkennung gefunden. 
Während „Der Schleswiger" recht befrie 
digt ist, empfiehlt das im nationalkultnrellen 
Wettstreit des Grcnzlandes besonders tou- 
jours en vedette befindliche „Flensborg Avis" 
bei Atlerkennung des guten deutschen Willens 
zum Brückenbau „en vis Forsigtighed og Aar- 
vaagenhed" — eine gewisse Vorsicht und 
Wachsamkeit. „Hejmdal" jenseits der Grenze 
hingegen (sein Redakteur Niels Hansen brachte 
in einer Tischrede ein Hoch aus auf Flens 
burg und seinen Oberbürgermeister) spricht 
rückblickend von Eindrücken, die von neuen 
Zeiten und neuen Gedanken zeugten. 
Mögen die in Flensburg an die Zukunft 
geknüpften Hoffnungen in Erfüllung gehen! 
Nicht die Schlechtesten des Landes haben sich 
seit langem für den deutsch-nordischen Brük- 
kengeöanken eingesetzt. Gerade daß sie sich 
Schleswigholsteinertum und Deutschtum tiefst 
verbunden fühlen, läßt sie weiter denken und 
die Hand ausstrecken zum verwandten Kultur 
kreis des Nordens. 
Ein kleiner Lapsus ist's natürlich, wenn, 
wie ein Teil der Berichte über das Flensbur 
ger Tressen zum Ausdruck brachte, im Motto 
der Stadt Flensburg für das Ostseejahr 1931 
Flensburg als die Brücke zwischen Deutsch 
land und Dänemark bezeichnet wird. 
D i e deutsche Brücke zu Dänemark bczn 
dem skandinavischen Norden ist, woran in de: 
neuzeitlich-geschichtlichen Entwicklung dieses 
Begriffs nie ein Zweifel blieb, g a n z Schics- 
wi g-H o l st e i n, das allein gcopolitisch und 
kulturell die Verantwortung dafür überneh 
men kann. Flensburg steht der Anspruch zu, 
als wichtiges Glied in dieser Brücke zu gelten. 
Vielleicht ist dem neuen Flensburger Stadt- 
oberhaupt, Dr. von Hansemann, im lokalpatri 
otischen Eifer der kleine Irrtum unterlaufen, 
Der Tag von Flensburg aber möge zu seinem 
Teil ein Brückenschlag gewesen sein! G
	        
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