‘Prinzeß &Mie®
<k!heMtmm.er.
Roman von Margarete Ankelmann.
Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle (Saale) 1831.
13) (Nachdruck verboten).
»Durchlaucht scheinen zu vergessen, daß Anna
Rosina die einzige Partie war, die in Frage kam.
Die gegenseitigen Vorbesprechungen sind bereits ab
geschlossen, und Anna Rosina selbst hat von allen
anderen Heiratsprojekten das unsere absolut bevor
zugt. Sie sieht der Ankunft des Prinzen von Schön-
fcls-Hardenberg baldigst entgegen."
»Sie weiß von diesem Projekt und ist auch da
mit einverstanden? Ich muß sagen, daß es mir lie
ber gewesen wäre, die Prinzessin erst einmal unge
zwungen kennenzulernen. Man hätte dann immer
noch zurücktreten können, wenn sie mir absolut nicht
zusagen kann."
»Durchlaucht verzeihen! Ein Zurück gibt es
nicht mehr, auch wenn Ihnen Prinzessin Anna Ro
sina mißfällt. Die Vorbesprechungen sind schon zu
weit gediehen; man hat sich schon zu ernsthaft mit
Waillerstein eingelassen, als daß nian noch zurück
treten könnte! Dazu kommt noch, daß es Herzog
Georg als eine große Ehre ansieht, zu Waillerstein
in verwandtschaftliche Beziehung zu treten und in
günstiger Weise auch noch anderes zu lösen: die
GeGfvage."
»Es ist also eine bereits beschlossene Kuppelei?"
»Durchlaucht!"
»Ach was! Ich soll das Opfer bringen, nur
wegen des schrecklichen Mammons! Was mein Herz
zu dieser Sache sagt, danach fragt kein Mensch!
Aber so viel weiß ich heute schon: dstse Fürstin mit
ihrer angelernten Weisheit wird mir nie, niemals
imponieren und auch nicht dem Ideal entsprechen,
das ich mir von meiner zukünftigen Frau gemacht
hatte! Es wird eine qualvolle Ehe werden! Und
darum kann ich heute noch nicht kurzerhand ja und
Amen zu dieser Verbindung sagen!"
»Wie Durchlaucht wollen . . ."
»Ansehen will ich ihn mir, diesen fürstlichen
Blaustrumpf; das ist aber auch alles, was ich vor
läufig tun kann. Vielleicht, daß sie von selbst sieht,
was ich für ein geistesarmer Mensch bin, und mir
von sich aus einen Korb gibt.
Oh, es ist scheußlich! Warum kann man nicht
aus seiner Gebundenheit heraus? Warum kann
man nicht sein Leben nach seinem eigenen Geschmack
einrichten?"
„Das könnten Sie schon, Prinz Peter, nicht
mehr und nicht weniger als irgendein Bürgersohn.
Liber auch diese Bürgersöhne müssen Rücksicht auf
die Zukunft und auf die Familie und auf sonstwas
alles nehmen; auch sie können nicht einfach in den
Tag hineinleben. Jeder Mensch hat Pflichten!
Sie, Prinz Peter, haben Me Pflicht, dşe Tra
dition Ihrer Familie hochzuhalten. Und — wollen
Sie gar nicht an Ihre Mutter denken? Ja, das
wollen Sie nicht hören. Prinz, und dabei wissen Sie
ganz genau, wie sehr Ihre Mutter sich um Sie
grämt."
»Exzellenz, Sie wissen: damit haben Sie meine
schwache Seite getroffen. Um meiner Mutter willen
werde ich nach Waillerstein fahren. Aber versprechen
kann ich es nocht nicht, daß ich die Fürstin Anna
Rosina heiraten werde!"
„Ich muß mich also vorläufig mit diesem Ihrem
Entschluß zufrieden geben, Prinz Peter, und ich wer
de Ihrem Herrn Vater Bericht erstatten über das,
was ich erreicht habe. Ich hoffe indes zuversichtlich,
daß sich alles zum besten wenden wird. Für heute
bitte ich, mich verabschieden zu dürfen.
Ich werde mir erlauben, morgen mittag noch
einmal herzukommen, um noch alles Nötige für die
Reise zu besprechen."
Prinz Peter reichte dem Hofmarschall verab
schiedend die Hand.
»Nehmen Sie meinen herzlichen Dank für Ihre
Bemühungen entgegen, mein lieber Steinwert! Ich
freue mich. Sie morgen noch einmal zu sehen. Auf
Wiedersehen."
Mit einem lauten Seufzer sank Prinz Peter in
einen Sessel, nachdem sich die Tür hinter -der Exzel
lenz geschlossen hatte. Er zündete sich eine Zigarette
an. Nachdenklich blies er den Rauch vor sich hin und
sah dann auf seinen Freund, der regungslos m
Fenster stand.
»Zünde dir eine Zigarette an, Fred!"
Der Prinz reichte Doktor Bergen selbst Feuer,
dann blickte er ihm lachend ins Gesicht.
»Na, du in Ungnade gefallener Prinzenfreund!
Was sagst du nun? Du bist doch sonst nicht auf den
Mund gefallen? Heute verschlug es dir wohl die
Sprache — was?"
»Was soll ich sagen? Mehr als eine Entlassung
kann es nicht geben. Und im Grunde muß ich denen
auf Schönfels recht geben, wenn sie mir Vorwürfe
machen. Wir haben zuletzt gar zu liederlich gewirt-
„Menschenskind, nun fang du nicht auch noch
mit der Lamentiererei an."
»Nein, nein, dafür gibt es keine Entschuldigung.
Am liebsten setzte ich mich auf die Bahn und gondelte
nach Schönfels, um mich persönlich zu rechtfertigen
und meine Entlassung zu erbitten."
»Bist du verrückt, Fred? Ist das deine Freund
schaft? Jetzt willst du mich im Stich lassen? Nein,
nein, Freundchen, davon kann keine Rede sein. Jetzt
sehen wir erst einmal, gemeinsam diese emanzipierte
Fürstin an, die sich schon darauf freuen wird, ihr
Licht vor einem so dummen Kerl leuchten zu lassen.
Wir wollen ihr den Spaß nicht verderben. Schon
der Name — Anna Rosina . . . Das klingt gem
ein wenig von dieser Liebe ist noch nachge
blieben, die mich jetzt bewogen hat, Dir ei
nen Osterbrief zu schreiben. Ich bin nun
schon über ein Jahr hier in einer sehr net
ten Stellung. Es gefällt inir hier wirklich
sehr gut. Wir wohnen ganz „ländlich, sitt
lich". Unserm Häuschen gegenüber liegt
sogar noch ein großes Feld. Das war gleich
von Anfang au meine heimliche Freude.
Im übrigen stehen hier draußen z. T. nur
feine Herrschaftshäuser. Allerdings stehen
diese auch unterm Zeichen unserer Zeit
Geht man z. B. an der Elbchaussee entlang,
da steht Haus an Haus, — eigentlich müßte
man sie Paläste nennen, denn sie sind in
sehr pompösem Stil gebaut, — leer und
verlassen da. Die großen Parks verwildern
und das Gemäuer zerfällt.
Schön ist der große Jünischpark mit
seinen uralten, mächtigen Bäumen und
großen hügeligen Wiesen- und Weiden
flächen. Da fließen kleine Bäche und am
Rande stehen Trauerweiden, die ihre Zwei
ge ins Wasser hängen lassen. Ein riesiges
Treib- und Palmenhaus, voll von den
schönsten Blumen, und alles steht unter
sorgfältigster Pflege, während das große
Herrenhaus leer steht und zerfällt. — Die
Elbe ist hier nicht gerade hübsch,im Som
mer jedoch bin ich mal mit einem Dampfer
runter nach Blankenese-Wittenberge gefah
ren, das war ganz entzückend! Zur Rechten
die waldigen Höhen, der weiße Strand, und
zur Linken das weite flachhügelige Hanno
versche Hand. — Im September machte ich
eine wunderschöne Wanderung in die Lü
neburger Heide. Bis Klecken fuhren wir
mit der Bahn, und dann sind wir einen
ganzen Tag herumgewandert. Zuerst war
ich sehr enttäuscht: ich hatte mir eine unend
lich weite Heidefläche geträumt, und nun
kriegten wir in der ersten Stunde kein
Fleckchen zu sehen: natürlich kommt ja nun
jedes brauchbare Stückchen untern Pflug.
Aber dann kamen wir doch noch in die Ur-
heide. Dunkle Fichtenwälder und hohe
Heidchügel, tiefe Sanögründe und mächtig
große Steine. — Ich kann es nicht so tref
fend beschreiben, wie unser „Löns" cs ge
tan hat, aber diese wildromantische Ein
samkeit machte einen tiefen Eindruck auf
mich.
Lieber Onkel Jakob, ganz ohne beson
dere Absicht habe ich Dir nur von Ein
drücken erzählt, die mir die Natur in bis
jetzt unbekannter Gestalt gegeben hat. Da
bei ist es doch selbstverständlich, daß die
Großstadt in ihrer gewaltigen Vieljeitigkeit
für ein Dorfmüöchen, dem sie bislang noch
unbekannt, von großer Bedeutung ist. Aber
ich glaube, wenn die Stadt noch zehnmal in
teressanter wäre, könnte sie mir doch nichts
von meiner großen Liebe zur Natur und
all den schlichten, wunderbaren Dingen, die
es nur in der feinen Unberührtheit und der
Stille und Einsamkeit auf dem Lande gibt,
nehmen. — Die Vorortsbahn bringt uns
in gut 10 Minuten in die Stadt, aber sie
führt an Hinterhäusern und Höfen vorbei.
Da sieht man schmale Fensterchen in kalten,
schwarzen Steinwinkeln und Mauern. Zum
Gotterbarmen! Die armen, armen Mensch
lein, die dort wohnen müssen! Und dabei
ist es sicher noch nicht das schrecklichste, dun
kelste Fensterlein in der Stadt.
An das Verkehrssystem und Straßcn-
lcben habe ich mich schnell gewöhnt. Denn
ich fand gleich von Anfang an kleine
Unternehmungsfahrten ohne Zweck und
Ziel sehr interessant. All die verschiedenen
Menschentypen und Gesichter! Das fängt
ja übrigens schon gleich in der Vorortsbahn
an. Auf jeder Station steigen andre Men-
schen ein, alle untereinander fremd. Keiner
kümmert sich um den andern, ja beachtet
ihn kaum. All diese verschiedenen Men
schengesichter sind ein sehr interessantes
Studiumsfeld. Ich wenigstens studiere sie
mit größtem Vergnügen. Du mußt nun
nicht denken, daß ich mit offenem Mund
und Augen dasitze und die Leute anglotze.
Na, das war wohl ein komischer Einfall
von mir.
Ich strolche nun auch nicht an jedem
freien Tag durch die Straßen Hamburgs.
Die Stadt ist ja rein unergründlich in in
teressanten Darbietungen. Ich habe auch
ein besonderes Interesse für die Museen.
Mit Vorliebe sehe ich altertümliche Schnit
zereien und Malereien, und darum ist mir
das Altonaer Museum besonders lieb.
Uebrigens ist dort auch eine Stube ausge
stellt aus meinem Heimatdorf. Das Bild ist
auch im „Heimatbuch des Kreises Rends
burg", da kennst du es wohl auch. Die Ge
mäldehalle bietet einem auch so unendlich
viel Schönes, daß es mich immer wieder zu
ihr hinzieht. Und wenn ich dann abends in
der Musikhalle lande u. wunderbare, schöne
Musik genieße — denn diese „saugt meine
Seele gierig ein" —, dann komme ich mir
wirklich wie ein Schwelger vor Und ich
wünsche meine kleine Schwester her, um
diese Art Freuden mit jemandem teilen zu
können. Aber ich versuche dies, indem ich
lange, erzählende Briefe nach „Zuhause"
vezn nach Urgroßmutter. Sag mal, wie stellst du
dir dieses Wunder eigentlich vor, Fred?"
»Gar nicht, Peter. Rach dem, was man von
der Fürstin Anna Rosina hört, wird man immer
falsch raten. Man wird auf gute oder auf böse Art
enttäuscht sein, wenn man sie kennenlernt".
»Also du meinst, sie könnte einem vielleicht doch
gefallen?"
„Ja, Peter. Ich wünsche es sogar."
»Also auch schon gefangen genommen von dem
vielen Geld?"
»Du weißt, das hat mir noch nie imponiert.
Aber wenn es nun einmal mit dabei ist, warum soll
man sich nicht darüber freuen?"
»Du bist wirklich schlau . . . Ach. Fred,
und mein süßes, blonde-- Mädel — was wird aus
dem?"
»Das ist auch mit ein Grund, weshalb ich gern
nach Waillerstein fahre,-und weshalb ich hoffe, daß
Anna Rosina dir gefällt. Im Ernst, Fred, du mußt
dieses kleine Mädel vergessen und darfst dich nicht
weiter in diese Idee verrennen. Sie war ein aller
liebstes Ding, zweifellos; aber du kannst doch ihret
wegen nicht deine ganze Karriere aufs Spiel setzen.
Wer ist sie, und wer bist du? Das mußt du be
denken, Peter. Darum reiß dir diese Gedanken aus
dem Kopfe und sieh zu, daß du schnell damit fertig
wirst!"
»Als ob das so leicht ginge! Aber du sollst mit
mir zufrieden sein. Ich will dieses Erlebnis ganz
still und tief in mich verschließen. Und wenn ich
wirklich diese Anaa Rosina heiraten werde, will ich
hin und wieder ganz leise an das kleine blonde
Mädel denken und an das Glück, das ich für eine
kurze Stunde habe genießen dürfen, l .
Aber nun komm, Fred, jetzt wollen wir bum
meln gehen. Heute wollen wir noch einmal leben
und genießen. Wir müssen Abschied nehmen von
der Freiheit und von der Fröhlichkeit, von all den
schönen Dingen, die uns bisher das Leben lebens
wert gemacht hatten. Heute wird durchgesumpft —
bis morgen früh."
»Einverstanden, Peter!"
Lachend fielen sich die beiden Freunde in die
Arme und wirbelten vergnügt im Kreise herum,
bis sie sich erschöpft auf das Ruhebett fallen ließen.
»Du, Peter, wenn das jetzt die Anna Rosina
gesehen hätte!"
„Na, wenn schon; ich wollte, sie wäre irgend
wo mit ihren Millionen ...
Das von einem herrlichen Park umgebene
Schloß Waillerstein thronte auf einer steilen An
höhe, die sich in ein enges, malerisches Felsental ent-
langz-og. Ein rauschender Gebirgsbach schlängelte
sich durch dieses Tal. Ein alter Burgweg, in das
verwitterte, grünmoosige Gestein eingehauen, führte
in verschlungenem Bogen zum Schloß empor; vom
KM 0.81 das kleine Paket
letzt nur noch rh i.@2 das große Paket
UM 1.71 die Vakuumdose
Städtchen herauf ging eine breite Fahrstraße in
mäßiger Steigung bis zum Schloß.
Das Schloß selbst war ein massives, mehrstöcki
ges Gebäude, aus grauem Sandstein erbaut, mit
einem dicken, kleinen Turm in der Mitte. Dieser
Turm bildete die Bekrönung der Schloßkapelle.
Nüchtern und kahl sah das Schloß von außen aus.
Kein Mensch konnte die Schönheiten seiner Innen
einrichtung vermuten und den Komfort, der es von
oben bis unten erfüllte.
Keine der hygienftchen und praktischen Neue
rungen der letzten Jahrzehnte war hier außer acht
gelassen worden. Man hotte Dampfheizung einge
baut, Warmwasseranlagen, Müllschlucker, Kühl
schränke, man hatte die Badezimmer und die Küchen
kacheln lassen; elektrische Aufzüge vermittelten den
Speisen- und Personentransport, Telephonanlagen
durchzogen das Haus.
Eine herrliche Marmortreppe führte von. der
mit herrlichen antiken Möbeln eingerichteten Halle
zu den Wohnräumen empor, die im ersten Stock la
gen. Die Inneneinrichtung der Zimmer zeugte von
erlesenem Geschmack; sie hatten nichts von der Un
wohnlichkeit anderer alter Schlösser.
Neben den Wohnräumen lag der wundervolle
Wintergarten, der Sommer und Winter mit blühen
den Pflanzen, mit Palmen und Blattgewächsen reich
geschmückt war und den man nur ungern verließ.
Im Erdgeschoß waren außer den Arbeits
räumen der Fürstin Anna Rosina die Bildergalerie
und die Münzsammlung des Fürsten Johann unter
gebracht, die bereits Weltberühmtheit erlangt hatten.
Sammler aus dem Inland und aus überseeischen
Ländern rissen sich darum, Zutritt zu diesen mit
Sachkenntnis und Kultur zusammengestellten
Sammliungen zu erlangen.
Das Schloß war von einem herrlichen Park
umgeben, dessen uralter Baumbestand wundervoll
gepflegte Rasenflächen umstellten. Ueberall standen
bequeme Sitzmöbel; der reizende Teich war von be
quemen Bänken umgeben.
Man sah diesem ganzen Besitz an, daß jahr
hundertealter Reichtum und vorbildlicher Geschmack
sich zuf-ammengetan hatte, ein Stück Kultur und
eine ungewöhnlich reizvolle Wohnstätte zu schaffen,
kForiletmna folgt.)
schreibe. Du kannst Dir wohl denken, daß
ich bei solch edlen Genüssen recht glücklich
bin und mich hier sehr wohl fühle. Zumal
ich es auch hier im Alltag und bei der Ar
beit wunderschön habe und ich mich ganz
„zu Hause" fühle. „
Dazu kommt noch, daß das wirkliche
„Zu Hause", mein liebes Elternhaus, die
hohen alten Eichen, die Eltern, Geschwister,
meine liebe kleine weißhaarige 85jährige
Oma und all das Vertraute als schönster
Hintergrund bei dem ganzen Leben in der
Fremde steht. Nun ist bald Ostern, wir
freuen uns, daß der Winter vorbei ist.
Wenn er auch absolut seine gemütliche
Seite hat, so wird man seiner zuletzt doch
überdrüssig und sehnt sich nach warmer
Sonne, nach Blumen und lustigem Vogel
gezwitscher. Gelt, Onkel Jakob, das geht
Dir wohl ebenso! Ein wonniges Gefühl
durchrieselt einen, wenn die Sonne so
warm auf den Buckel scheint, wenn der
Himmel so klar und blau ist und der Buch
fink sein kleines Berschen hell und froh
in die Frühlingsluft schmettert. Ach, schön
ist der Frühling! Man möchte jubeln,
denn alles ist so herrlich, daß man die ganze
Welt umarmen möchte. Ich denke da ge
rade einen inbrünstigen Vers vom alten
Meister Goethe:
„Wie im Morgenglanze du rings mich
anglühst,
Frühling, Geliebter!
Mit tausendfacher Liebeswonne sich an
mein Herz drängst,
Deiner ewigen Wärme heilig Gefühl,
Unendlich Schöne!
Daß ich dich fassen möcht' in diesem Arm!"
Lieber Onkel Jakob, Du denkst sicher
auch, man nicht so überschwänglich! Aber —
„menu's voll ist, läuft's über!" Ich habe
nun.schon tagelang all das Wunderschöne,
Heilige in mich hineingetrunken und muß
es aus irgendeine Art wieder los werden.
Ich nehme an, daß es Dir nicht unlieb ist,
und erlaube mir, Dich noch ein Weilchen
aufzuhalten. Ich habe einen ganzen Abend
vor mir und bin gerade in Stimmung, daß
ich schreiben mnß. Heute abend ging die
Sonne so wunderhübsch unter, da dachte ich
dran, daß mein Vater nun wohl auf
Schnepfenjagd ginge. Wenn ich zu Hause
wäre, täte ich es sicher mit: Der Himmel ist
hoch und hellblau, im Westen geht die
Sonne in schönstem Farbenspiel unter, wir
gehen tzst Stunden Feldweg, um oben vor
dem Gehege die ziehenden Schnepfen abzu
warten. Wir verabreden ein Zeichen und
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stehen wartend aus unserem Anstand. Im
Wald ist noch ein Gesinge und Gezwitscher
von all den Vögeln, die Drossel sitzt in der
höchsten Spitze und wiegt sich ans einem
dünnen Zweig, dabei flötet sie ihr herzlich
stes Frühlingslieö in den Wald hinein.
In weitem Umkreis kein Haus, nur die
tiefe Einsamkeit des Waldes und des Fel
des. Da zieht die Andacht wie ein Hauch
durch alle Sinne leise. Und die gleiche
Symphonie, die mir in solchen Augenblik-
ken aus der Landschaft in Tönen, Farben
und Düften entgegenklingt und schwingt,
spüre ich in mir. Die Sinne fühlen den
Hymnus aus jungem vollen Herzen. In
solchen Augenblicken fühlt man, daß die
gleiche Seele, die in der Schönheit und
Größe der Natur liegt, auch in uns ist.
Und dieses „Etwas" ist mein Gott. Ich ha
be in meinem Herzen ein Tempelchen für
meinen Gott und das Tempelchen ist ge
baut aus meiner Liebe zur Natur. — Viele
Blumen: kleine blaue Glockenblumen und
zartrosa Gänseblümchen, all meine Lieü-
lingsblttmen, stehn drum herum. Ein klei
ner singender Buchfink, ein Rotkehlchen
und eine trillernde Lerche! Ein hoher
blauer Himmel und viel Sonne. So sieht
es in meinem Herzen aus. — Nun wird es
allmählich still im Wald, die Vögel schwei
gen. Eine Drossel zetert erschreckt durchs
Gebüsch. Es wird langsam dunkel, ein
Stern nach dem andern erglimmt am Him
mel. Und der lange, schauerliche Ruf des
Kauzes echot durch den Wald. Dann gehen
wir wieder nach Hause, und inzwischen
wird es ganz dunkel. Der Steig ist schmal,
und Vater muß vorangehen. Ich sehe seine
breite Gestalt wie einen Schatten vor mir
und höre den dumpfen Ton seines Schrit
tes. — Mein Vater! Solche Tage machen
auch die drauffolgenden heilig. Und blei
ben auch in meinem Erinnern immer un
vergeßlich schön. —
Aber nun sitze ich hier in Hamburg und
schreibe und schreibe, und weiß nicht mal,
ob der Onkel Jakob überhaupt mit Inter
esse zuhört. Ich glaube aber doch, daß Du,
als Freund und Onkel der Jugend, ver
suchen wirst, mich zu verstehen Ich habe
viele Bekannte und Freundinnen, aber ich
glaube, keine würde mich verstehen, wenn
ich mit solchen Sachen bei ihnen ankäme.
Und darum habe ich das Bedürfnis, mal
alles einem anzuvertrauen, wo ich auf Ver
ständnis hoffe. — Weise mich bitte nicht zu
rück, Onkel Jakob! Und nun: „Ein Vög.
lein kann in den Himmel fliegen und mei-
L 11
den R
dem h
leicht
Schwa
Nirqei
sten 2
tschech
es keil
Gebiet
Her in
nen k
und o
Leben!
Dasein
Krieg
hielt.
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Schwa
wegen
den m
Schach
Mußte
Tages
Und e?
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Förde:
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Arbeit
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