Full text: Newspaper volume (1931, Bd. 2)

Besuch bei FoeS. l 
Die Kölner Ford-Werke vor der 
Vollendung. 
Köln, Sen 24. April 1931. Der Neubau der 
Ford-Werke auf dem Kölner JnLustriegelänöe 
steht unmittelbar vor der Fertigstellung. In 
wenigen Tagen wird das Werk seiner Bestim 
mung übergeben. 4vvü deutsche Arbeiter wer 
den hier in einer Notzeit ohnegleichen im 
Dienste des optimistischen amerikanischen 
Autokönigs Arbeit »nd Brot finden. Nachdem 
die Holzverschalungen und Gerüste zum großen 
Teil gefallen sind, zeichnet sich die große Bau- 
snlage in ihren Einzelheiten deutlich von dem 
blauen Aprilhimmel ab. Man sieht die Beton 
halle mit den größten hängenden Deckenflä- 
chen Europas, die Maschinenhalle mit unzäh 
ligen, seltsam geformten Automaten, mit 
ihrem Stahlgeöröhn und Laufkran. Ueberall, 
nach rechts und links, dehnen sich die Stahl- 
und Betonmassen, au sollen Richtungen und 
Ecken tönt das hundertfältige Klopfen, Schar 
ren, Klirren und Hämmern der Werkzeuge. 
Als im Oktober vorigen Jahres der erste 
Spatenstich getan wurde, als hinter der steilen 
Werftmauer aus schwärzlichem Basalt mehrere 
Dampframmen riesige Betonpfühle in die 
Erde schlugen oder Betonmasscn in Bohrlöcher 
stopften, rechnete man allgemein mit einer 
längeren Bauzeit. Aber bereits im März stan 
den die Gebäude in ihren Umrissen fertig, der 
Beton der Wände war genügend getrocknet, 
und die ersten Lastkähnc mit Maschinen aus 
Amerika konnten erscheinen. Ein Dampfer von 
der Ford-Zentrale aus Detroit hatte die ein 
zelnen Teile bis Rotterdam gebracht, wo sie 
auf Leichter umgeladen wurden. Anfang April 
war das Aufstellen der Maschinen nahezu be 
endet, und mit Riesenschritten konnte man an 
die Bedachung und Klinkerverkleidung der 
Gebäude gehen. Ein 70 Meter hoher Schorn 
stein wnchs in knapp 14 Tagen heran. Er ist 
setzt ein Wahrzeichen der Gegend Blieb nur 
noch das Legen der Lichtkabel und das Ein 
setzen der großen Dachscheiben. Die größten 
dieser Scheiben werden durch Motorkraft ge 
öffnet und geschlossen. Sie machen die Räume 
ungewöhnlich hell. Die am Rhein gelegene 
Halle wirkt mit ihren Betonverstrebungen fast 
wie ein großes modernes Kirchengewölüe. 
Der Separatiftenprozeß von Frankenthal 
beendet. 
Hitler beim Verlassen des Frankenthaler 
Amtsgerichtsgebäudes. 
Der Prozeß, den Adolf Hitler gegen den Bür 
germeister Römer wegen Meineids ange 
strengt hatte, endete mit dem Freispruch des 
Angeklagten. Hitler wurde bei dem Prozeß 
als Zeuge vernommen. 
Uansmör von Fahŗ;««rgeņ rattern nach Köln. 
Welche Fahrzeuge dürfen sich beteiligen? — 
Sinn und Zweck dieser Veranstaltung — 
Fließbänder und Maschinen im neuerrichtetcn 
Fordwerk zu Köln am Rhein werden am 18. Mai 
erstmalig eingeschaltet, eigentlich ohne Pomp, ohne 
Reden und Feiern. Ganz nüchtern und sachlich 
wird die Sirene den Arbeitsbeginn verkünden und 
durch den gewaltigen Vetonblock wird ein Zittern 
und Beben, ein Klopfen und Hämmern, ein Krei 
schen und Dröhnen gehen. Man ist oft furchtbar 
nüchtern bei der Großindustrie. Doch eine Ein 
weihungsfeier soll stattfinden, wird stattfinden, 
wenn auch erst Mitte Juni. 
Etwas ganz besonderes, etwas in Europa bis 
her nicht Gesehenes wird sie sein, die Einwei 
hungsfeier im Knattern der Motoren. Es sind 
nämlich alle Motorsportler und Wagen aller Mar 
ken eingeladen zu der bisher unerhörten Zielfahrt. 
Kaum tauchte diese Absicht auf, da liefen schon 
aus allen Ländern der alten Welt zahlreiche An 
fragen und Meldungen ein, so daß eine besondere 
Dienststelle mit der Abwicklung des Unternehmens 
betraut werden mußte. Sinn und Zweck der Ziel 
fahrt sind, möglichst vielen 'Motorfahrern Gele 
genheit zu geben, während der schönsten und ange 
nehmsten Jahreszeit den Rhein, einer der volks 
tümlichsten aller internationalen Touren, kennen 
zu lernen, wobei gleichzeitig jedem Teilnehmer 
die Möglichkeit geboten wird, wertvolle Ehren 
preise für weiteste Entfernung und darüber hinaus 
hohe Geldpreise zu gewinnen. Wem das Los gün 
stig und gütig ist, der erhält neben seinem Ehren 
preis noch einen hübschen, alle Unkosten deckenden 
Fahrtkostenzuschuß. Am Ziel der Fahrt, auf dem 
Jndustriegeländc neben der Fordfabrik, wird je 
dem ankommenden Wagen eine Erinnerungspla 
kette überreicht. Hinzu kommen die sonstigen Vor 
teile, die in Köln selbst und im Rheinland den 
Fahrern in diesen Tagen geboten werden! Da sind 
zuerst die Vergünstigungen für ermäßigte Rhein 
dampferfahrten. Besonders für den Binnenländer 
ist solch eine Fahrt auf einem der schlanken, wei 
ßen Salonboote ein unvergleichlicher Genuß. Für 
den Ausländer bedeutet die Rheinfahrt ein bleiben 
des Erlebnis, eine Verwirklichung der vielgeprie 
senen Rheinromantik. Kostenlos oder zu bedeutend 
ermäßigten Eintrittspreisen können die Zielfahrt 
teilnehmer alle Sehenswürdigkeiten der Domstadt 
besichtigen. Die auf bekannt künstlerischer Höhe 
stehenden Darbietungen des Kölner Opernhauses 
und Schauspielhauses können gleichfalls mit gro 
ßen Preisermäßigungen besucht iverden. Und dann. 
zum Ausproben des Fahrzeugs darf der in Kölns 
Nähe liegende Nürburgring, die bekannte Berg- 
rennstraße, zum verbilligten Zulassungspreis be 
nutzt werden. 
Unter den bisher eingegangenen Meldungen 
sind solche vieler Motorradsportler. Man dachte zu 
erst die Zielfahrt nur für Kraftwagen zu veran 
stalten, doch wurde später beschlossen, auch Motor 
räder von 760' Kubikzentimeter an zuzulassen. 
Selbstverständlich sind Fahrzeuge aller Marken und 
Fabrikate zugelassen. Es wird lediglich verlangt, 
daß die Startstelle mindestens 100 Kilometer von 
Köln entfernt liegt, und daß Köln sFordgeländej 
nicht vor dem 12. Juni, 18 Uhr, aber auch nicht 
nach 10 Uhr am 14. Juni erreicht wird. Teilneh 
mer, die innerhalb der 100-Kilometer-Zone behei 
matet sind, müssen sich mindestens bis an die 
Grenze dieser Entfernung begeben und von dort 
aus starten. Ein Tempo ist nicht vorgeschrieben, 
denn es soll eine schöne Fahrt sein und kein Ren 
nen. Jeder Wagen kann kostenlos auf dem beauf 
sichtigten Gelände und um die Fordfabrik parken. 
Der nächste Fordhändler oder die Fahrtleitung 
der Europa-Fahrt „Zu Ford am Rhein", Köln am 
Rhein, Meffegelände, nehmen weitere Anmeldum 
gen entgegen. 
ÄRZÜge, neue Farben 85.- 76.- 61.50 55.- 44.- 35.- 
ctnzüge, bl. Kammgarn 100.- 85.- 73.- 65.- 51.- 40.- 
Palstefs, blau und farbig 86.50 65.- 45- 36.- 25.- 
Trenchcoats, blau u. färb., auch f. Knab. 24.- 19.75 
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Paletots, schwarz, halbschwer ........ 45.— 39.50 
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Sport-MrjsSäge, neu 45— 36.50 25.— 
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Auch nach Maß 
SMK*-Ü> 
Bar-Rabatt oder Zahlungserleichterung: 
Rendsburg, Filiale Büdelsdorf. Spezialhaus f. Herren- u. Knaben-Bekl, 
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jten, daß es endlich das Blaue erreichen 
müßte, aber es mutz doch immer wieder auf 
die Erde zurück." — Ich wollte Dir noch 
von all den schönen Büchern erzählen, die 
ich inzwischen gelesen habe. Aber einen 
vierten Bogen darf ich nicht noch nehmen. 
Es steht mir nämlich ein großer Bü 
cherschatz zum Lesen zur Verfügung. Und 
an den langen Winterabenden habe ich mich 
in manche schöne Lektüre vertieft. Sämt 
liche Bücher der Lagerlöf, vom Isländer 
Gunnarson, wunderbare Sachen von dem 
Norweger Johann Boyer, von Knut Ham 
sun, Strindberg und Danthendey. Etwas 
Rechtes für meinen Lesehunger. 
Lieber Onkel Jakob, ich wäre Dir sehr 
dankbar, wenn ich mal als Antwort ein 
Lebenszeichen von Dir bekäme. Ich erhielt 
neulich ein Paket, worin auch ein „Kinder 
land" lag, von Muttern. Ich wünsche Dir 
in Deiner neuen Wohnung recht viel Son 
ne! Auch solche, die Dein Herz warm und 
jung erhält. Und bleibe mit innigen Oster 
grützen 
Deine N. N. 
8 6 7 2 5 Nahrungsmittel 
1 9 1 9 1 12 Südfrucht 
9 14 16 3 7 Teigfabrikat 
9 1 13 11 10 9 Chemisches Produkt 
Die Anfangsbuchstaben von oben nach 
unten gelesen ergeben den Namen eines 
früheren deutschen Ministers. 
3. 
Mein Erstes ist nicht heiß, nicht kalt, 
Mein Zweites sucht der Müde bald, 
Mein Ganzes liegt in Sachsen drin, 
Und einen Teil hat Preußen um'. 
Otätsel. 
1. Magisches Quadrat. 
Die Buchstaben 
A A E E E 
E K M M M 
O O P R R 
N R S S S 
S T T T T 
sind so in ein Quadrat mit 5X5 Feldern 
einzuordnen, daß die Reihen, waagerecht 
und senkrecht gelesen, Wörter folgender Be 
deutung ergeben: 
1. Zuspruch beim Trinken. 2. Ueber- 
bleibsel (Mehrzahl). 3. männlichen Vor 
namen. 4. Teil des Baumes. 5. Grenz 
stein. 
2. Zahlenrätsel. 
(Eingesandt von Hans Helmut Wandmaker 
Schalkholz.) 
12 1 7 15 Gewürz 
13 3 3 Genußmittel 
11 1 5 8 Milchprodukt 
3 6 12 Produkt des Winters 
12 1 6 9 3 Andere Bezeichnung für 
obiges Milchprodukt 
3 12 12 6 4 Gärungsprodukt 
4. Visitenkartenrätsel. 
DR. ERNST DAGEBEG 
ALTONA 
Was ist der Herr im politischen Leben'? 
Spcuch dec £eknsiadsfieit'. 
Das Menschenherz ist aller Wunder größtes, 
denn wechselnd birgt's in seiner Tiefen 
Schoß, 
was rauh, was mild, was niedrig und was 
groß,- 
ein Rätsel ist es, und kein Weiser löst es. 
(Halm.) 
^Bdeļkasten-. 
Ich konnte den feinen Brief aus Ham 
burg, der Euch hoffentlich eben so viel 
Freude macht wie mir, unmöglich teilen. 
Infolgedessen blieb für etwas anderes kein 
Platz mehr, und darüber kommt denn auch 
die Rätselecke zu kurz. Da aber die vorige 
Nummer bereits rätsellos war, bringe, ich 
Euch heute wenigstens neue Rätselaufga 
ben, damit Ihr wieder etwas zu knacken 
habt. Die Liste der Löser aus Nr. 5 dage 
gen mutz, da sie 160 Zeilen lang ist, bis zur 
nächsten Nummer zurückgestellt werden. Ich 
weiß wohl, daß das für manchen meiner 
Nichten und Neffen eine Enttäuschung be 
deutet, kann es nach den vorliegenden Um 
ständen aber leider nicht ändern. 
Also darum kein saures Gesicht! 
Herzliche Grüße! 
flit fei Jakob. 
8. Jahrgang 
Rendsburg, 24. April 
8. Jahrgang 
Aus tiefen,; die mich £.cfceuten. 
Ein Wort vorweg: 
Wie aus dem Leserkreise der Heimat- 
beilagen, so bekomme ich auch aus der Kinder- 
land-Gemeinöe häufig Briefe von Absendern, 
die ich gar nicht kenne. Diese Zuschriften voll 
Treuherzigkeit und Vertrauen bilden die 
schönste und tiefste Freude meiner Schrift 
leiterarbeit, und ich bedaure nur, daß ich sie 
nicht in jedem Fall und nicht ausführlich be 
antworten kann, wenigstens da nicht, wo es 
nicht gilt, einem bekümmerten Herzen ein 
Wort der Aufmunterung oder-des Trostes zu 
sagen. , „ 
Daß ich solche rein persönlichen Briefe 
für mich behalte, ist selbstverständlich. Aber 
heute möchte ich einmal eine Ausnahme 
machen und einen Brief abdrucken, den mir 
eine frühere Rätselnichte, die inzwischen groß 
geivorden und in Hamburg in Stellung ist, 
geschrieben hat. Den Namen nenne ich nicht. 
Es handelt sich um ein schlichtes Bauern 
mädchen, das nur die Dorfschule besucht hat, 
aber dieser und dem Eltcrnhause alle Ehre 
nracht. Es wird den Lesern klein und groß 
ergehen wie mir: sie werden ergriffen sein 
von der reichen Seele, von dem tiefen Ver 
ständnis für Natur und Kunst, von dem siche 
ren Gefühl für das Echte, von dem starken, 
stolzen Heimatbewußtsein, von der schlichten 
Frömmigkeit, die ans den Zeilen sprechen. 
Junge Menschen von so gediegener inneren 
Einstellung machen einem wieder Mut zum 
Optimismus trotz aller Versallserschcinungen, 
denn die Gemütswerte sind kostbare Schätze, 
die uns kein Bierverband nehmen kann. 
An sich ist der Brief für „Kinöerland" zu 
hoch, aber dennoch bringe ich ihn hier. Denn 
einmal wurde er von einer früheren Rätsel 
nichte geschrieben, und zum andern wird unser 
Blättchen, wie ich zu meinem Erstaunen im 
mer wieder höre, von vielen Erwachsenen 
mit besonderem Interesse gelesen. Und gerade 
den Großen soll er ermunternd zeigen, was 
für ein Jungborn deutscher Kultur unsere 
ländliche Jugend ist, mag der Uneingeweihte 
sie auch für verschlossen und geistig schwer 
fällig halten. Nächste Nummer bringe ich 
dann noch einige Auszüge aus Kindcrbriesen, 
die mehr etwas für unsere kleinen Leser sind 
I. K. 
Lieber Onkel Jakob! 
Es ist lange her, daß ich mal an Dich 
geschrieben; das heißt, in Gedanken habe ich 
es schon oft getan, aber was nützt- das, 
wenns nicht ausgeführt wird. Da es meine 
Zeit grade erlaubt, will ich mal Ernst ma 
chen und ein bißchen mit Dir klönen. Wenn 
Du eine Entschuldigung annehmen würdest, 
könnte ich mein Nichtschreiben damit be 
gründen, daß ich hier in Hamburg keine 
Nendsburger Zeitung zu sehen kriege und 
somit auch die netten Beilagen: Kinderland, 
Heimatglocken und Heimaterde nicht. Aber 
ich habe in meinem Album ein Bild von 
Dir, ich bekam es mal zu meinem Geburts 
tag mit einer freundlichen Widmung drauf. 
Und ich denke dran, wie sehr ich mich immer 
auf das liebe „Kinderland" freute und erst 
recht, wenn man was im Briefkasten zu er 
warten hatte. Mitunter waren es ja nur 
einzelne Worte von Dir, aber ich war im 
mer selig drüber und bewahrte sie mir in 
einem „Schatzkästchen" auf. Ich glaube.
	        
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