Full text: Newspaper volume (1931, Bd. 2)

Schleswîg-IZolstsînischs Landeszsîlung 
124. Jahrgang. 
124. Jahrgang. 
EinzelverkaufSprciS 15 Goldpşennļg 
Schrtftleitung und Geschäftsstelle: Rendsburg, Bahnhofstraße 12/10 
Bezugspreis: Monatlich S.— Reichsmark einschließlich Bestell- bezw. Abholgeld 
Ausgabe L einschließlich Illustrierte Wochenbeilage Reichsmark 2.30. Einzeln 15 Rpfg. 
Fernsprecher Nr. 2551 — Telegramm-Anschrift: Tageblatt 
ķankkonļen: Wķstdolstelmlchķ Bank. Epar- und Lklh-Äaffe, Dankoerkln B.-G.. WirUchaft»danK, Deamtknbant, 
8chle«wis-Holste>ni!ch, Band, Landkreditbank A.-G. alle in Rendsdur, und Demeinde-Exarkaffe, Büdeirdors, 
Pastscheck-Konio! Hamburg 16278. StfüEmtasatt Siendidurg. 
Anzeigenpreis: Die 10 gespaltene Kolonelzeile 23 !fot 
Reklamen 125^. Zahlungsziel 14 Tage. 
Für Aufnahme derAnzeigenan bestimmten Plätzen sowie 
in den oorgejchrieb. Nummern kann keine Gewähr über» 
nommen, eine Ersatzpflicht od. Haftung bei Nichteinhaltg. 
derartiger Bestimmungen also nicht anerkannt werden 
Bei Zahlungsverzug oder Konkurs entfällt fe« 
Anspruch aus einen gewährten Anzeigen - Rabatt. 
Im Falle höherer Gewalt hat der Bezieher keinen 
Anspruch aus Lieferung oder Nachlieferung der 
Zeitung oder aus Rückzahlung des Bezugspreise» 
Jsnnersim. den 18. Mül 
Ruhe. Als die Palastgarde zum letzten Male prä 
sentierte und „Es lebe der König!" rief, sprach er 
wenige Worte: „Ich habe zu beweisen, daß ich 
demokratischer bin als jene Leute, die sich dafür 
halten. Als ich den Ausgang der Wahlen erfuhr, 
war es mir klar, daß ich nur das Land verlassen, 
oder eine Eewaltaktion provozieren konnte. Das 
Letztere konnte ich nicht tun, weil ich Spanien zu 
sehr liebe. Es lebe Spanien!" 
Die Amchen. 
Am Mittwoch ist es, nach Meldungen aus 
Madrid, außer in Barcelona noch in verschiedenen 
anderen Städten Spaniens zu Unruhen gekom 
men. In Hnelva sah sich die Polizei gezwungen, 
von der Waffe Gebrauch zu machen. Dabei wurde 
ein Arbeiter getötet, verschiedene andere wurden 
verletzt. Als die Strafgefangenen von Sevitta 
erfuhren, daß die Gefängnisse in Barcelona ge 
öffnet worden waren, kam es zu einer Meuterei, 
in deren Verlauf die Wärter überwältigt wurden. 
212 Gefangenen gelang es, die Flucht zu ergreifen. 
In Bilbao stürmte die Volksmenge die Eekängnine 
und befreite sämtliche Gefangenen. In Valencia 
kam es ebenfalls zu einer Aufstandsbewegung der 
Gefangenen. Der Gouverneur setzte daraufhin 
sämtliche Gefangenen in Freiheit. In Malaga 
kam es zu sehr ernsten Zwischenfällen: die Menge 
stürmte die Zeitung „L'Union Mercantile". Das 
Standbild der Königin Maria Christine wurde in 
San Sebastian vom Sockel gerissen und zerstört. 
Die schon mehr kommunistisch eingestellte Sqndika- 
listenvereinigung Kataloniens gab eine Erklärung 
ab, worin sie erklärt, sie fei zwar nicht begeistert 
von der Republik, wolle aber mithelfen, die Reak 
tion zu unterdrücken. Später würden sie dann ihre 
Forderungen an die Republik anmelden. Die Er 
klärung schließt mit dem Aufruf zum Generalstreik. 
In San Andres wurde ein revolutionäres 
Komitee gebildet, das zahlreiche Fabrikherren ver 
haftet und eingesperrt hat. ohne daß dagegen ein 
geschritten worden wäre. Die tobende Menge hat 
in Barcelona 
die Eesängnisie gestürmt, Feuer an die Türen ge 
legt, die Wände eingeschlagen und über 600 ge- 
§okt's.h«ng şiehs nächste Seite. 
Spanien von Zerfallsgefahr bedroht 
und ein Spielb all fremder Mächte? 
Eine Lese aus dem neuen Roman 
„Volkswende". 
Vor .einigen Wochen erschien im Verlag 
Schünemann, Bremen, ein neues umfangrei 
ches Werk von Hans Friedrich Blunck, „Volks 
wende", in dem er die Entwicklung der letzten 
20 Jahre in Deutschland, Vorkriegszeit, Zu 
sammenbruch und Neuaufbau schildert. Der 
Dichter tritt damit zum ersten Mal mit einem 
Buch aus der Gegenwart an die Öffentlichkeit 
und gibt uns einen Beitrag zur kulturellen 
Aufbauarbeit Niederdeutschlands, die er in 
feiner Denkschrift „Ueber allem das 
N e i ch" fordert. Der Kernpunkt dieser Denk 
schrift, auf die wir in der „Landeszei 
tung" seinerzeit ausführlich eingegangen 
sind, besteht in der Erkenntnis, daß unsere ge 
schichtliche Aufgabe in der Auflösung des ein 
freies Volkstum erstickenden Machtprinzips, 
in der Herausstellung eines landschaftlich ge 
schlossenen Kulturwillens innerhalb des Staa 
tes, ebenso sehr aber in der landschaftlichen 
Kulturpflege, in der Erweckung, Beachtung 
und Förderung schöpferischer Kräfte unseres 
Kreises, d. h. aber auch in der Ueberwindung 
aller Trägheit, müden Genügsamkeit und 
gleichgültigen Hinnahme des Gegebenen liegt. 
Hans Friedrich Blunck schildert in seinem 
neuen Roman „Volkswende", wie er im Krie 
ge mit den Flamenführcrn zusammentrifft, 
und wie er, angeregt durch die Kämpfe dieses 
Volksstammes um sein Eigenleben die Gefahr 
erkennt, in der auch seine Landschaft schwebt, 
die mehr und mehr ihr. eigenes Gesicht, ihre 
eigene Sprache verliert. Er erkennt ferner die 
artgemäßen Zusammenhänge der Volksstämms 
längs der Nordsee. 
Der Dichter schreibt in seinem Roman 
einen Teil seines Eigenlebens, so vor allem 
dieses Zusammentreşfen mit den Flamen im 
Weltkriege. Da er sich früher viel mit dem Hol 
ländischen befaßt hat, wird er der Mittelsmann 
der flämischen Bewegung, zuerst in militäri 
scher Funktion, später bei der Zivilverwaltung. 
Als Niederdeutscher hat er Verständnis für 
diese Bewegung, in der etwa 4,8 Millionen 
flämischer Kleinbauern und Proleten einer 
Herrenschicht von 3,5 Millionen französisch 
sprechender Wallonen ihre Autonomie abtrotzen 
wollen. „Bon uns Mittelsleuten aus gesehen", 
sagt Blunck an anderer Stelle, „war die Un 
terstützung der flämischen Bewegung damals 
eine Sache der Befreiung einer unterdrückten, 
sprachverwandten, fast sprachglcichcn Volks 
schicht, der wir zu eigenem Leben verhelfen 
wollten. Unsere Bemühungen wurden vom 
Militär äußerst mißgünstig angesehen, ja. als 
Versuch, ein Volk zum Hochverrat an seinem 
König zu verführen." 
Er gibt als Erich Brand, wie die Haupt- 
verson des personenreichen Romans heißt, eine 
Broschüre heraus über die Lage der Flamen 
in Belgien, in der der Verfasser erkennen ließ, 
daß er,' ohne geradeswegs zu verurteilen, Hal 
tung und Maßnahmen der Behörden im be 
setzten Gebiet für unzulänglich halte In einer 
Diskussion mit dem Berwaltnngspräsiöenten 
verteidigt der Assessor Brand diese Broschüre. 
Nicht die Nasse, nicht einmal die Sprache will 
er als einziges Kennmal des Volkstums dar 
gestellt wissen. Aber alle Staatengrenzen steht 
er als zeitflüchtig an Er vertritt gleiches Recht 
für beide Völker in Belgien. In Bezug ans 
Niederdeutschland führt er aus, daß dort eine 
hingebende Führerschicht auch ohne Preußen 
wuchs. Niemals würde es schaden, wenn man 
Politik längs der Völkerwege triebe. 
Die Gegenwart beweist die Richtigkeit die 
ses letzten Satzes von Blunck Er glaubt, daß 
man damals keine vergebliche Arbeit geleistet 
habe. Das Eintreten kür die Flamen sei einer 
der wenigen rechten Erfolge gewesen, die aus 
der deutschen Kriegsarüeit nachwirken werden. 
Nach Abbau der Kriegspsychose beruft sich die 
flämische Provaganda aus das. was die deutsche 
Verwaltung ihnen an Freiheit gegeben hat. 
Die radikale flämische Bewegung, in allen 
Zeitschriften deutschfreundlich eingestellt, ist 
eine moralische Eroberung, die nicht zu unter 
schätzen ist. 
Unruhen in einer Reihe spanischer Städte, besonders 
im radikalen Barcelona. 
H- Auch die heutigen Nachrichten lassen 
noch kein klares Bild über die Lage in Spa 
nien gewinnen, namentlich auch nicht über die 
Regelung des Verhältnisses der Svnderrepu- 
blik Katalonien zu Madrid, eine Ange 
legenheit, die für die weitere innerpolitische 
Entwicklung Spaniens von großer Bedeutung 
ist. Weil außerdem Gerüchte umgehen über 
Selbständigkeitsbewegungen in anderen Tei 
len des Landes, so scheint die Gefahr eines 
Auseinanderfalls Spaniens noch nicht ge 
bannt, und die Führer der Republik werden 
ihre Hauptanstrengung zunächst darauf zu 
richten haben, dies zu verhindern. 
Eine Teilung Spaniens in eine Reihe 
selbständiger Republiken, die mit der Zen 
trale Madrid vielleicht nur losen Zusammen- 
hang hätten, würde zweifellos einen Abstieg 
in außenpolitische Ohnmacht bedeu 
ten. Diese Erkenntnis wird besonders auf 
gehen, wenn man bedenkt, daß Katalonien, 
die besonders zu Unruhen neigende spanische 
Provinz, Frankreich benachbart ist und Frank 
reich an der politischen Entwicklung in diesem 
Gebiet seit jeher hervorragend interessiert war. 
Sollten den neuen Machthabern in Madrid 
die Zügel aus der Hand gleiten, so wäre es 
nicht ganz ausgeschlossen, daß die französische 
Politik Appetit auf Katalonien bekäme, zumal 
dort jedenfalls gewisse Sympathien für den 
französischen Nachbarn bestehen, der es an 
Begünstigung der spanischen republikanischen 
Bewegung nicht hat fehlen lassen. 
Das französische Interesse an Spanien 
rührt natürlich, wie schon betont, unmittelbar 
und gewaltig an die Machtverhältnisse im 
Mittelmeer, weil Spanien bisher ein Faktor 
des Ausgleichs in der Mittelmeerrechnnng 
Englands und auch im Sinne Italiens war. 
Wie England, so wendet auch Italien sein 
volles Augenmerk der weiteren Entwicklung 
der spanischen Frage zu. Das Problem der 
Machtverteilung im Mittelmeer dehnt sich 
vom europäischen Spanien bis ins spanische 
Kolonialgebiet im afrikanischen Marokko, 
jenseits der Straße von Gibraltar. Mit fran 
zösischer Duldung war es den Spaniern mög 
lich, im-marokkanischen Risgebiet Fllß zu fas 
sen. Das war zur Zeit des monarchischen Re 
gimes. Es sagt sich, wie sich die neuen, die 
republikanischen Machthaber zur spanischen 
Kolonialfrage einstellen werden. An einer 
Verschiebung des Machtsystems in Nordafrika 
etwa zugunsten Frankreichs wären Italien 
und England — letzteres vor allem, weil der 
Zugang zum Mittelmeer. bisher von den Spa 
niern flankiert, in Frage steht — wieder sehr 
interessiert. 
Aus dem heutigen Nachrichtenmateria! 
hebt sich noch die Mitteilung hervor, daß der 
außer Landes gegangene König Alfons XM. 
grundsätzlich aus den Thron nicht verzichtet 
und auch keine Abdankungsurkunde unter 
schrieben hat, wie cs anfänglich hieß. Es wird 
darauf ankommen, in welchem Umfang das 
spanische Volk dem republikanischen System 
zu folgen bereit ist. Die Heraufführung der 
Wohlfahrt eines Landes wird stets von über 
zeugenden Taten abhängen und nicht von 
Proklamationen, und es ist ein Uebereinklang 
der Mehrheit des Volkes mit der Führung 
erforderlich. In dieser Hinsicht steht die Ent 
wicklung noch ans. 
Alksns wmstrt à 
In Hendaye, an der spanisch-französischen 
Grenze, traf am Mittwoch spätabends der Wort 
laut der Abschiedsknndgrbnng Alfons Xlll. an das 
spanische Volk ein. In ihr heißt es: 
„Die Wahlen, die am Sonntag stattgefun 
den haben, zeigen mir klar, daß ich heute die 
Liebe meines Volkes verloren habe. Meine 
ZŞMN im Europäischen Ausschuß. 
Der englische Außenminister Henderson beant 
wortete am Mittwoch im Unterhaus mehrere Fra 
gen über das österreichisch-deutsche Zollabkommen. 
Er könne, so erklärte er, seinen früheren Mittei 
lungen nur wenig neues hinzufügen. Er wolle 
aber darauf hinweisen, daß der deutsche Außen 
minister am 31. März erklärt habe, er rechne mit 
einer Erörterung der ganzen Fragen auf der 
Sitzung der Völkerbundskommission für die euro 
päische Union. Er, Henderson, sei deshalb in Be 
ratungen mit dem Handelsminister über die wirt 
schaftlichen Rückwirkungen der vorgeschlagenen 
Zollvereinigung eingetreten. 
Reichsaußenminister Dr. Curtius 
hat namens der deutschen Regierung an den Ge 
neralsekretär des Völkerbundes die Bitte gerichtet, 
auf dis Tagesordnung der nächsten Sitzung des 
Europäischen Ausschusses zwei Punkte zu setzen, 
nämlich 1. die Entwicklung der Zollverhältnisse in 
Europa, 2. die Frage der Zollfretheit für Be 
triebsstoffe bei Erenzüberschreitungen von Fahr 
zeugen zu Wasser, zu Lande und in der Luft. 
Punkt 1 wird Gelegenheit geben, auch über die 
deutsch-österreichische Zollunion eine Aussprache 
herbeizuführen. Die Tagung des Europäischen 
Ausschusses beginnt am 15. Mai, drei Tage vor 
oer Ratstagung. 
Der Generalsekretär des Völkerbundes hat 
entsprechend dem deutschen Antrag die beiden Vor 
schläge aus die Tagesordnung des Europäischen 
Ausschußes gesetzt. Man glaubt, daß die Erklä 
rung des deutschen Außenministers zu einer größe 
ren Aussprache im Europäischen Ausschuß führen 
wird, so daß voraussichtlich damit bereits die Stel 
lungnahme der Großmächte in den anschließenden 
Berhaiidluna-m des Völkerbundsrates festgelegt 
wird. 
Schlechte Wchchlen für Mmte 
Ģeģenzug. 
TU. London, 16. April. (Eig. Funkmelö.) 
Der diplomatische Korrespondent des „Daily 
„Telegraph" erfährt, daß Vrianü und der 
Quai d'Orsay bei der Ausarbeitung ihres 
Plaues einer europäischen Zollvereinigung 
auf die größten Schwierigkeiten gestoßen seien 
Der Plan sollte auf der Genfer Sitzung des 
Europaausschusses im Mai vorgelegt werden 
und sie als ein Gcgcnzng gegen das deutsch- 
österreichische Zollabkommen gedacht. Die 
stärksten Einwände kämen von der französi 
schen Industrie, die dem Plan ablehnend ge 
genüberstehe, weil sic hohe Zölle als ihren be 
sten Schutz betrachte. 
Briands ursprünglicher Zollplan sollte 
den Vasallenstaaten Frankreichs im Osten und 
Südosten Europas zustatten kommen. Es 
war nur eins dabei vergessen, nämlich, daß 
die Regelung der wirtschaftlichen Beziehun 
gen der Länder untereinander niemals von 
den Handelsbilanzen und natürlichen wirt 
schaftlichen Bedürfnissen loskommen wird. 
Die österreichischen ßMeMMmern 
geben in einer Entschließung dem Wunsch Aus 
druck, es möge den Bestrebungen zur Schaffung 
einer Zollunion mit dem Deutschen Reich Erfolg 
beschieden sein. „Der Kammertag", so heißt es in 
der Entschließung, „lenkt die Aufmerksamkeit der
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.