Schleswîg-IZolstsînischs Landeszsîlung
124. Jahrgang.
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Jsnnersim. den 18. Mül
Ruhe. Als die Palastgarde zum letzten Male prä
sentierte und „Es lebe der König!" rief, sprach er
wenige Worte: „Ich habe zu beweisen, daß ich
demokratischer bin als jene Leute, die sich dafür
halten. Als ich den Ausgang der Wahlen erfuhr,
war es mir klar, daß ich nur das Land verlassen,
oder eine Eewaltaktion provozieren konnte. Das
Letztere konnte ich nicht tun, weil ich Spanien zu
sehr liebe. Es lebe Spanien!"
Die Amchen.
Am Mittwoch ist es, nach Meldungen aus
Madrid, außer in Barcelona noch in verschiedenen
anderen Städten Spaniens zu Unruhen gekom
men. In Hnelva sah sich die Polizei gezwungen,
von der Waffe Gebrauch zu machen. Dabei wurde
ein Arbeiter getötet, verschiedene andere wurden
verletzt. Als die Strafgefangenen von Sevitta
erfuhren, daß die Gefängnisse in Barcelona ge
öffnet worden waren, kam es zu einer Meuterei,
in deren Verlauf die Wärter überwältigt wurden.
212 Gefangenen gelang es, die Flucht zu ergreifen.
In Bilbao stürmte die Volksmenge die Eekängnine
und befreite sämtliche Gefangenen. In Valencia
kam es ebenfalls zu einer Aufstandsbewegung der
Gefangenen. Der Gouverneur setzte daraufhin
sämtliche Gefangenen in Freiheit. In Malaga
kam es zu sehr ernsten Zwischenfällen: die Menge
stürmte die Zeitung „L'Union Mercantile". Das
Standbild der Königin Maria Christine wurde in
San Sebastian vom Sockel gerissen und zerstört.
Die schon mehr kommunistisch eingestellte Sqndika-
listenvereinigung Kataloniens gab eine Erklärung
ab, worin sie erklärt, sie fei zwar nicht begeistert
von der Republik, wolle aber mithelfen, die Reak
tion zu unterdrücken. Später würden sie dann ihre
Forderungen an die Republik anmelden. Die Er
klärung schließt mit dem Aufruf zum Generalstreik.
In San Andres wurde ein revolutionäres
Komitee gebildet, das zahlreiche Fabrikherren ver
haftet und eingesperrt hat. ohne daß dagegen ein
geschritten worden wäre. Die tobende Menge hat
in Barcelona
die Eesängnisie gestürmt, Feuer an die Türen ge
legt, die Wände eingeschlagen und über 600 ge-
§okt's.h«ng şiehs nächste Seite.
Spanien von Zerfallsgefahr bedroht
und ein Spielb all fremder Mächte?
Eine Lese aus dem neuen Roman
„Volkswende".
Vor .einigen Wochen erschien im Verlag
Schünemann, Bremen, ein neues umfangrei
ches Werk von Hans Friedrich Blunck, „Volks
wende", in dem er die Entwicklung der letzten
20 Jahre in Deutschland, Vorkriegszeit, Zu
sammenbruch und Neuaufbau schildert. Der
Dichter tritt damit zum ersten Mal mit einem
Buch aus der Gegenwart an die Öffentlichkeit
und gibt uns einen Beitrag zur kulturellen
Aufbauarbeit Niederdeutschlands, die er in
feiner Denkschrift „Ueber allem das
N e i ch" fordert. Der Kernpunkt dieser Denk
schrift, auf die wir in der „Landeszei
tung" seinerzeit ausführlich eingegangen
sind, besteht in der Erkenntnis, daß unsere ge
schichtliche Aufgabe in der Auflösung des ein
freies Volkstum erstickenden Machtprinzips,
in der Herausstellung eines landschaftlich ge
schlossenen Kulturwillens innerhalb des Staa
tes, ebenso sehr aber in der landschaftlichen
Kulturpflege, in der Erweckung, Beachtung
und Förderung schöpferischer Kräfte unseres
Kreises, d. h. aber auch in der Ueberwindung
aller Trägheit, müden Genügsamkeit und
gleichgültigen Hinnahme des Gegebenen liegt.
Hans Friedrich Blunck schildert in seinem
neuen Roman „Volkswende", wie er im Krie
ge mit den Flamenführcrn zusammentrifft,
und wie er, angeregt durch die Kämpfe dieses
Volksstammes um sein Eigenleben die Gefahr
erkennt, in der auch seine Landschaft schwebt,
die mehr und mehr ihr. eigenes Gesicht, ihre
eigene Sprache verliert. Er erkennt ferner die
artgemäßen Zusammenhänge der Volksstämms
längs der Nordsee.
Der Dichter schreibt in seinem Roman
einen Teil seines Eigenlebens, so vor allem
dieses Zusammentreşfen mit den Flamen im
Weltkriege. Da er sich früher viel mit dem Hol
ländischen befaßt hat, wird er der Mittelsmann
der flämischen Bewegung, zuerst in militäri
scher Funktion, später bei der Zivilverwaltung.
Als Niederdeutscher hat er Verständnis für
diese Bewegung, in der etwa 4,8 Millionen
flämischer Kleinbauern und Proleten einer
Herrenschicht von 3,5 Millionen französisch
sprechender Wallonen ihre Autonomie abtrotzen
wollen. „Bon uns Mittelsleuten aus gesehen",
sagt Blunck an anderer Stelle, „war die Un
terstützung der flämischen Bewegung damals
eine Sache der Befreiung einer unterdrückten,
sprachverwandten, fast sprachglcichcn Volks
schicht, der wir zu eigenem Leben verhelfen
wollten. Unsere Bemühungen wurden vom
Militär äußerst mißgünstig angesehen, ja. als
Versuch, ein Volk zum Hochverrat an seinem
König zu verführen."
Er gibt als Erich Brand, wie die Haupt-
verson des personenreichen Romans heißt, eine
Broschüre heraus über die Lage der Flamen
in Belgien, in der der Verfasser erkennen ließ,
daß er,' ohne geradeswegs zu verurteilen, Hal
tung und Maßnahmen der Behörden im be
setzten Gebiet für unzulänglich halte In einer
Diskussion mit dem Berwaltnngspräsiöenten
verteidigt der Assessor Brand diese Broschüre.
Nicht die Nasse, nicht einmal die Sprache will
er als einziges Kennmal des Volkstums dar
gestellt wissen. Aber alle Staatengrenzen steht
er als zeitflüchtig an Er vertritt gleiches Recht
für beide Völker in Belgien. In Bezug ans
Niederdeutschland führt er aus, daß dort eine
hingebende Führerschicht auch ohne Preußen
wuchs. Niemals würde es schaden, wenn man
Politik längs der Völkerwege triebe.
Die Gegenwart beweist die Richtigkeit die
ses letzten Satzes von Blunck Er glaubt, daß
man damals keine vergebliche Arbeit geleistet
habe. Das Eintreten kür die Flamen sei einer
der wenigen rechten Erfolge gewesen, die aus
der deutschen Kriegsarüeit nachwirken werden.
Nach Abbau der Kriegspsychose beruft sich die
flämische Provaganda aus das. was die deutsche
Verwaltung ihnen an Freiheit gegeben hat.
Die radikale flämische Bewegung, in allen
Zeitschriften deutschfreundlich eingestellt, ist
eine moralische Eroberung, die nicht zu unter
schätzen ist.
Unruhen in einer Reihe spanischer Städte, besonders
im radikalen Barcelona.
H- Auch die heutigen Nachrichten lassen
noch kein klares Bild über die Lage in Spa
nien gewinnen, namentlich auch nicht über die
Regelung des Verhältnisses der Svnderrepu-
blik Katalonien zu Madrid, eine Ange
legenheit, die für die weitere innerpolitische
Entwicklung Spaniens von großer Bedeutung
ist. Weil außerdem Gerüchte umgehen über
Selbständigkeitsbewegungen in anderen Tei
len des Landes, so scheint die Gefahr eines
Auseinanderfalls Spaniens noch nicht ge
bannt, und die Führer der Republik werden
ihre Hauptanstrengung zunächst darauf zu
richten haben, dies zu verhindern.
Eine Teilung Spaniens in eine Reihe
selbständiger Republiken, die mit der Zen
trale Madrid vielleicht nur losen Zusammen-
hang hätten, würde zweifellos einen Abstieg
in außenpolitische Ohnmacht bedeu
ten. Diese Erkenntnis wird besonders auf
gehen, wenn man bedenkt, daß Katalonien,
die besonders zu Unruhen neigende spanische
Provinz, Frankreich benachbart ist und Frank
reich an der politischen Entwicklung in diesem
Gebiet seit jeher hervorragend interessiert war.
Sollten den neuen Machthabern in Madrid
die Zügel aus der Hand gleiten, so wäre es
nicht ganz ausgeschlossen, daß die französische
Politik Appetit auf Katalonien bekäme, zumal
dort jedenfalls gewisse Sympathien für den
französischen Nachbarn bestehen, der es an
Begünstigung der spanischen republikanischen
Bewegung nicht hat fehlen lassen.
Das französische Interesse an Spanien
rührt natürlich, wie schon betont, unmittelbar
und gewaltig an die Machtverhältnisse im
Mittelmeer, weil Spanien bisher ein Faktor
des Ausgleichs in der Mittelmeerrechnnng
Englands und auch im Sinne Italiens war.
Wie England, so wendet auch Italien sein
volles Augenmerk der weiteren Entwicklung
der spanischen Frage zu. Das Problem der
Machtverteilung im Mittelmeer dehnt sich
vom europäischen Spanien bis ins spanische
Kolonialgebiet im afrikanischen Marokko,
jenseits der Straße von Gibraltar. Mit fran
zösischer Duldung war es den Spaniern mög
lich, im-marokkanischen Risgebiet Fllß zu fas
sen. Das war zur Zeit des monarchischen Re
gimes. Es sagt sich, wie sich die neuen, die
republikanischen Machthaber zur spanischen
Kolonialfrage einstellen werden. An einer
Verschiebung des Machtsystems in Nordafrika
etwa zugunsten Frankreichs wären Italien
und England — letzteres vor allem, weil der
Zugang zum Mittelmeer. bisher von den Spa
niern flankiert, in Frage steht — wieder sehr
interessiert.
Aus dem heutigen Nachrichtenmateria!
hebt sich noch die Mitteilung hervor, daß der
außer Landes gegangene König Alfons XM.
grundsätzlich aus den Thron nicht verzichtet
und auch keine Abdankungsurkunde unter
schrieben hat, wie cs anfänglich hieß. Es wird
darauf ankommen, in welchem Umfang das
spanische Volk dem republikanischen System
zu folgen bereit ist. Die Heraufführung der
Wohlfahrt eines Landes wird stets von über
zeugenden Taten abhängen und nicht von
Proklamationen, und es ist ein Uebereinklang
der Mehrheit des Volkes mit der Führung
erforderlich. In dieser Hinsicht steht die Ent
wicklung noch ans.
Alksns wmstrt à
In Hendaye, an der spanisch-französischen
Grenze, traf am Mittwoch spätabends der Wort
laut der Abschiedsknndgrbnng Alfons Xlll. an das
spanische Volk ein. In ihr heißt es:
„Die Wahlen, die am Sonntag stattgefun
den haben, zeigen mir klar, daß ich heute die
Liebe meines Volkes verloren habe. Meine
ZŞMN im Europäischen Ausschuß.
Der englische Außenminister Henderson beant
wortete am Mittwoch im Unterhaus mehrere Fra
gen über das österreichisch-deutsche Zollabkommen.
Er könne, so erklärte er, seinen früheren Mittei
lungen nur wenig neues hinzufügen. Er wolle
aber darauf hinweisen, daß der deutsche Außen
minister am 31. März erklärt habe, er rechne mit
einer Erörterung der ganzen Fragen auf der
Sitzung der Völkerbundskommission für die euro
päische Union. Er, Henderson, sei deshalb in Be
ratungen mit dem Handelsminister über die wirt
schaftlichen Rückwirkungen der vorgeschlagenen
Zollvereinigung eingetreten.
Reichsaußenminister Dr. Curtius
hat namens der deutschen Regierung an den Ge
neralsekretär des Völkerbundes die Bitte gerichtet,
auf dis Tagesordnung der nächsten Sitzung des
Europäischen Ausschusses zwei Punkte zu setzen,
nämlich 1. die Entwicklung der Zollverhältnisse in
Europa, 2. die Frage der Zollfretheit für Be
triebsstoffe bei Erenzüberschreitungen von Fahr
zeugen zu Wasser, zu Lande und in der Luft.
Punkt 1 wird Gelegenheit geben, auch über die
deutsch-österreichische Zollunion eine Aussprache
herbeizuführen. Die Tagung des Europäischen
Ausschusses beginnt am 15. Mai, drei Tage vor
oer Ratstagung.
Der Generalsekretär des Völkerbundes hat
entsprechend dem deutschen Antrag die beiden Vor
schläge aus die Tagesordnung des Europäischen
Ausschußes gesetzt. Man glaubt, daß die Erklä
rung des deutschen Außenministers zu einer größe
ren Aussprache im Europäischen Ausschuß führen
wird, so daß voraussichtlich damit bereits die Stel
lungnahme der Großmächte in den anschließenden
Berhaiidluna-m des Völkerbundsrates festgelegt
wird.
Schlechte Wchchlen für Mmte
Ģeģenzug.
TU. London, 16. April. (Eig. Funkmelö.)
Der diplomatische Korrespondent des „Daily
„Telegraph" erfährt, daß Vrianü und der
Quai d'Orsay bei der Ausarbeitung ihres
Plaues einer europäischen Zollvereinigung
auf die größten Schwierigkeiten gestoßen seien
Der Plan sollte auf der Genfer Sitzung des
Europaausschusses im Mai vorgelegt werden
und sie als ein Gcgcnzng gegen das deutsch-
österreichische Zollabkommen gedacht. Die
stärksten Einwände kämen von der französi
schen Industrie, die dem Plan ablehnend ge
genüberstehe, weil sic hohe Zölle als ihren be
sten Schutz betrachte.
Briands ursprünglicher Zollplan sollte
den Vasallenstaaten Frankreichs im Osten und
Südosten Europas zustatten kommen. Es
war nur eins dabei vergessen, nämlich, daß
die Regelung der wirtschaftlichen Beziehun
gen der Länder untereinander niemals von
den Handelsbilanzen und natürlichen wirt
schaftlichen Bedürfnissen loskommen wird.
Die österreichischen ßMeMMmern
geben in einer Entschließung dem Wunsch Aus
druck, es möge den Bestrebungen zur Schaffung
einer Zollunion mit dem Deutschen Reich Erfolg
beschieden sein. „Der Kammertag", so heißt es in
der Entschließung, „lenkt die Aufmerksamkeit der