Full text: Newspaper volume (1930, Bd. 4)

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Das Erdbeben in Güdbentschland. 
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MwMmerheerungen in SLerfrarà 
Der Erdbebenherd vermutlich in den Alpe» 
TU. München, 8. Okt. Nach einer Mittei- 
lung der Münchener Erdbebenwarte läßt sich 
aus dem unvollendeten Diagramm des Seis 
mographen über das Ende des Erdbebens 
nichts, über den Ursprung des Bebens nur 
Unbestimmtes sagen. Der Herd des Erdbebens 
dürfte etwa 110 Klm. von München entfernt 
zu suchen sein, und zwar in südwestlicher Rich 
tung. 
Aus Kreisen von Fachleuten hört man, 
daß es sich um ein Erdbeben handeln muß, das 
wahrscheinlich mit irgendwelchen Erschütte 
rungen des Bodens, vermutlich in den Alpen 
zusammenhängt. 
Starke Erdstöße auch in Tirol. 
TU. Innsbruck, 8. Okt. Das Erdbeben in 
der Nacht zum Mittwoch ist auch in ganz Tirol 
heftig verspürt worden. Um 0,22 Uhr wurde 
ein starker Erdstoß verspürt, der einige Sekun 
den anhielt und dem etwa eine Stunde später 
ein leichtes Nachbeben folgte. In Innsbruck 
weisen einige Häuser leichte Risse auf. Auch in 
anderen Orten, so in Reute und in Imst, haben 
Hausmauern Risse bekommen. In Imst stürz 
ten einige Schornsteine ein, darunter der des 
Rathauses. 
TU. Lichtenfeld (Bayern), 9. Okt. (Eiq 
Funkmeldung.) In der Nacht zum Donners 
tag wurde die Gegend von Lichtenfeld von 
einem furchtbaren Unwetter heimgesucht. Nach 
dem es schon vorher fortgesetzt geregnet hatte, 
entlud nch gegen 1,30 Uhr ein schwerer Wol- 
kenbruch, begleitet von heftigem Sturm. Als 
die Bewohner von Langheim, durch ein gewal 
tiges Rauschen geweckt, aus den Häusern tra 
ten, stürzten ihnen die Wassermassen bereits 
entgegen. Verschiedene Anwesen wurden unter 
Wasser gesetzt. 40 50 Schweine sollen ertrun 
ken sein. Das ganze Leichser Tal glich einem 
rauschenden Strom. 
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Karte des Erdbebengebiets, 
das von Karlsruhe bis Innsbruck und von Nürn 
berg bis Freiburg reicht. Trotzdem in einigen 
Städten das Beben ziemlich stark spürbar war 
sind glücklicherweise wesentliche Schäden nicht ge 
meldet worden. 
Auch Baden verspürte das Erdbeben. 
Das Erdbeben in Süödeutschland ist auch 
ln Baden verspürt worden. Die Ausschläge des 
Seismographen an der Technischen Hochschule 
rn Karlsruhe waren so stark, daß die Nadel 
aus dem Gestänge geworfen wurde. 
Erdbeben in Persien. 
-til. London, 8. Okt. Wie aus Teheran ge 
meldet wird, wurde in Noröpersien ein starkes 
Erdbeben verspürt, dessen Herd in der Nähe 
eines erloschenen Vulkans lag. Nähere Einzel 
heiten fehlen noch. 
Sturm an der hoKndWm käste. 
Amsterdam, 7. Okt. Meldungen aus Ymmden. 
dem Amsterdamer Vorhafen, zufolge, wütete dort 
heute ein gewaltiger Sturm, durch den 14 große See 
lüfte an der Ausfahrt nach der Nordsee verhindert 
wurden und vorläufig in Ymuiden vor Anker gehen 
muß-en. Seit längerer Zeit ist es nicht vorgekommen, 
daß ,o viele Schiffe vom Sturm an der Ausfahrt 
verhindert wurden. Auch aus anderen holländischen 
Hasen kommen ähnliche Sturmmeldungen. 
Neue Sturmmeldungeu 
von der französischen Küste. 
~ TU- Paris 9. Okt. (Eig. Funkmeldung.) 
Das Küstengebiet wird erneut von einem 
furchtbaren Sturm heimgesucht, der überall 
großen Schaden anrichtet. In Brest wurden 
alle Anlagen, die zum Empfang des französft 
Ichcn Staatspräsidenten errichtet ivordeu iva- 
ren, vollkommen zerstört. Ein englischer Passa- 
grerdampfer, der seit Mittwoch vormittag vor 
der Hafeneinfahrt lag, konnte infolge des 
heftigen Sturmes erst in den späten Abend 
stunden einfahren. Ueber das Schicksal zahl 
reicher Fischerboote herrscht große Besorgnis 
* * * 
Inseln im Meere versunken. 
London, 8. Okt. Die „Morningpost" mel 
det aus Melbourne: Die britischen Phöuir- 
ìjnseln im Australischen Juselarchipel sind 
durch eine Sturmflut teilweise vernichtet. 
Drei Inseln sind völlig im Meer versunken. 
Die Naturkatastrophe war das Werk weniger 
Minuten und ging mit einem Seebeben ein 
her, das bis zu den Fidschi-Inseln wahrge 
nommen wurde. 
Schneestürme in Rußland. 
Kowno, 9. Okt. sEig. Funkmeldung.) 
Wie aus Moskau gemeldet wird, wüteten am 
Mittwoch nordwestlich von Moskau starke 
schneestürme. Ans der sogenannten Oktober- 
Balm zwischen Leningrad und Moskau waren 
rn der Nähe der Station Balogoje die Schnee 
verwehungen so stark, daß der Zugverkehr 
zeitweise eingestellt werden muße. 
men. Der Funkenregen steigt fast 100 Meter 
hoch rn den Nachthimmel. Die Polizei hat alte 
benachbarten Wohnhäuser geräumt. Gegen 4 
Uhr Konnte das Feuer, zu dessen Bekämpfung 
öre Feuerwehr in voller Stärke ausgerliekt 
war, eingedämmt werden, so daß die schlimm 
ste Gefahr für die Nachbarschaft beseitigt ist. 
Soweit sich bisher übersehen läßt, ist das riesi 
ge Rohproduktenlager vollkommen vernichtet. 
Das benachbarte Eisenwerk und mehrere 
Wohnhäuser sind schwer mitgenommen wor 
den. Die räumliche Ausdehnung des Brandes 
ist größer als bei dem Großfeuer auf dem Gü- 
tcrbahnhof am 80. August. 
Riesesfkser is Hm sm. 
-r-U. Hannover, 9. Okt. lEig Fuukmeldg.) 
Kurz vor 2 Uhr brach in der Lumpenfabrik 
Bakfen in der Stranörisde ein Großfeuer aus, 
das m kurzer Zeit eine riesige Ausdehnung 
annahm. Innerhalb kurzer Zeit wurde anch 
dre Eilenfabrik Trust von den Flammen er- 
grrsfen. Tie angrenzenden dicht bewohnten 
^tragen schweben in ernster Gefahr. Das 
Feuer hat bereits eine Ausdehnung von 500 
sieter ^icfc unb 500 Meter Breite angenvm- 
die Xüfenfcfjaii her Lpftr des K101. 
Der schwerverletzte Church gestorben. 
TU. London, 8. Okt. In der Totenhalle 
non Westminster hat Lady Brancker das Mo 
nokel ihres Mannes, des Luftmarfchalls Sir 
L-efton Branckers, wiedererkannt. Ferner 
konnten 12 weitere Leichen von einigen ihrer 
Angehörigen festgestellt werden, meistens durch 
das Wiedererkennen von Erinnerungsgegen- 
ständen. Identifiziert wurden auf diese Weise 
u. a. der Kommandant des Luftschiffes Irwin, 
der Konstrukteur Oberleutnant Richmond und 
öer Meteorologe Geblett. Die Ueberführung 
der Särge nach der Westminster-Halle ist für 
die Stacht von Donnerstag zum Freitag ange 
setzt. Die Stadt Bedford hat für Sonnabend 
einen allgemeinen Trauertag angeordnet. 
Beim Luftfahrtministerium liegt eine unge 
heure Menge von Anfragen nach Zutrittskàr- 
ten zu der Tranerfeier in der St. Pauls Ka 
thedrale vor. Die Trauermesse wird durch 
Rundfunk verbreitet werden. 
Der Segelmacher Church ist inzwischen in 
Beauvais gestorben. Damit erhöht sich die Zahl 
der Todesopfer ans 48. 
Nationaler Trauertag 
siir die Opfer des „N. 101". 
TU. London, 9. Okt. (Eig. Funkmeldung.) 
Dem englischen Kabinett liegt ein Vorschlag 
vor, wonach für die Opfer des „R. 101« ein 
nationaler Trauertag eingesetzt werden soll. 
Voraussichtlich wird man den nächsten Sonn 
tag hierfür wühlen. 
Die Ueberführung der Opfer der ,.N 181--KataftropLs. 
Der Trauerzug mit den 47 Särgen bewegt sich mm Naşsie>,,c- ,1m, „ • 
SÄÄT *> PA“ - 
Eckener nimmt an der Tranerfeier 
für „R. 101" teil. 
Wie der „Lokal-Anzeiger" aus Friedrichs- 
Hafen berichtet, hat Kapitän von Schiller mit 
geteilt, daß Tr. Eckener an den Trauerfeier 
lichkeiten für die Todesopfer des englischen 
Luftschiffes „R. 101" teilnehmen wird. 
Wieder ein Mord in Hamburg. 
TU Hamburg, 8. Okt. Der Kaufmann 
Friedrich Eggers auS Wandsbek, der in den 
Kellerräilmen eines in der Kirchenalle aeleae- 
nen Hauses eine Oel- und Drogenhandlung 
betreibt, ivurde dort ain Mittwoch ermordet 
aufgefunden. Jhin wurde mit einem Hammer 
die Schädcldccke zertrümmert worden. 
Böß' Pensioniernngsgesnch genehmigt. 
TU. Berlin, 8. Okt. Der Magistrat beschloß 
heute, dem Pensionierungsgesuch des Ober 
bürgermeisters Böß zum 1. November 1930 
mrt der gesetzlichen Pension stattzugeben. 
Störter als der Tod. 
Roman von Hans Sdiulze. 
^6) (Nachdruck verboten.) 
ÜIIs er fetzt aus dem Portal des Wintergartens 
auf die^Dorotheenstraße hinaustrat, verschwand der 
fabelhafte Abendmaniel der Dame gerade kn Ein 
sang des Kannenbergfchen Lokals. 
Der Kommissar schickte Walter durch den Por 
tier em paar rasch hingeworfene Zeilen und begab 
sick bann gleichfalls zu Kannenberg hinüber. 
Er war entschlossen vorläufig allein zu operie 
ren; Walter v. Prayer, hatte den Wilhelmsgarten 
Kavalier durch sein hitziges Temperament schon ein 
mal vorzeitig vergrämt. In diesem Falle wollte 
er vorsichtiger zu Werke gehen und nicht eher ruhen, 
als bis er den Namen und die Art des falschen 
Chinesen restlos aufgeklärt hatte. 
Bei Kannenberg wählte er seinen Platz mit 
strategischer Umsicht m der Nähe der Tür so, daß er 
das Paar ^dauernd im Auge hatte, und wartete dann 
bei einer Flasche guten Rheinweins die weitere Ent 
wicklung der Dinge ab. 
Seine Geduld wurde zunächst auf eine ziemlich 
harte Probe gestellt. 
Der junge Mann war in Erwartung des mor 
gigen Fischzugs anscheinend in bester Stimmung 
und ließ für seine wirklich entzückende Freundin auf 
fahren, was Küche und Keller nur bieten konnten. 
Erst gegen ein Uhr verließen sie bas Làl und 
fuhren im Auto zum Potsdamer Platz. Brandstet 
ter. der sie in einem zweiten Wagen unbemerkt ver 
folgt hatte, saß zehn Minuten später mit ihnen in 
einem überfüllten Abteil der Wannfeebahn. 
Hinter einer Zeitung versteckt beobachtete er 
jede Bewegung der beiden jungen Leute, die sich un 
ter der Nachwirkung des reichlich genşossenen Alko 
hols ziemlich laut und ungeniert in ftanzösischer 
Sprache unterhielten. 
Als sich der Wagen auf der Station Botanischer 
Garten etwas zu leeren begann, sank der Bubenkopf 
der kleinen Pariserin auf einmal schwer gegen die 
Brust ihres Begleiters, und eine alte Dame entrü 
stete sich lebhaft über die allzu freigiebige Enthül 
lung eines (chlanken Paares einfach vollkommener 
Deine. 
Lichterfelde, Zehlendorf-Mitte, Zehlendorf-West 
flogen vorbei. 
Dann aber, als der Zug in den Bahnhof Schlach- 
teniee einlief, schreckte der Herr auf, und die beiden 
stiegen eilig aus. 
Der Kommissar folgte ihnen langsam im Strom 
der übrigen Restenden durch die Sperre; eine Art 
hellseherischer Gewißheit war auf einmal in ihm, 
boß diese nächtliche Expedition einzig die Pension 
Hartkort zrrm Ziele haben konnte. 
Das Paar hatte unterdessen die Tunnelunter- 
fuhrung durchschritten und wandte sich dem Villen 
viertel zu. 
Mit Blitzesschnelle vergegenwärtigte sich Brand 
(tetter das Straßenbil-d Schlachtensees. 
Die Pension Hartkort lag im Schnittpunkt ber 
Albrechtstraße mit der Potsdamer Chaussee, die er 
auf einem Llbkürzungswege am Sanatorium Schlach- 
ten(ee in wenigen Minuten erreichen konnte. 
So schnell ihn seine Füße tragen wollten, eilte 
er die mondhelle Mktoriastraße entlang und verbarg 
(ich im Gebüsch eines Gartens gegenüber der Billa 
Hartkort. 
In demselben Augenblick bogen die jungen Leute 
um die nächste Straßenecke, und das lustige Lachen 
der Französin klang weithin durch die stille Nacht. 
Vor der Hartkortschen Villa machten sie Halt. 
Der Herr zog einen Schlüssel aus der Tasche 
und öffnete die Gartentür. 
Dann waren sie im Innern des Hauses ver 
schwunden. — 
Mit einem erleichterten Ausatmen richtete sich 
ber Kommissar aus seiner gebückten Stellung empor. 
Gott sei Dank! 
Ein Anfang war gemacht, ein erster Faden an 
geknüpft worden, an dem er sich aus dem LabyAnth 
des Karr-Prozeffes Heraustasten konnte. 
. Ein instinktives Gefühl sagte ihm, daß ihm hier 
wieder einmal einer jener unerwarteten Glücks 
zufälle zu Hilfe gekommen war, wie er schon manch 
mal einer halb verlorenen Sache eine völlig neue, 
überraschende Wendung gegeben halte. 
17. 
Vor dem riesigen grauen Sandsteinportal des 
Landgerichts in der Turmstraße fuhren die Auto 
mobile in ununterbrochener Reihe auf. 
Der Zchörerroum des großen Schwurgerichts^ 
saales war längst bis auf den letzten Platz besetzt, 
aber n,och immer hasteten eilige Menschen durch das 
-Treppenhaus des mächtigen Llchthofes zum dritten 
Stockwerk hinauf. 
Mit ungeheurer Spannung erwartete man all 
gemein den Beginn der Verhandlung; die Senfa- 
tionsstimmung eines großen Tages zitterte über 
einem erlesenen Publikum aus dem vornehmsten 
Westen, das sich zu'dem Schlußakt der Karr-Tmgödie 
wie zu einer nervenaufpeitschenden Premiere in 
einem Luxustheater des Kurfürsteudammes ein 
Stelldichein gegeben hatte. 
Jetzt öffnete sich ein schmaler Türspalt in der 
Rückseite der Anklagebank, und Kurt Steinhoff 
wurde von einem Gerichtsdiener hereingeführt. 
Er sah blaß und angegriffen aus, und sein Ge- 
I'cht zeigte bereits die charakteristische gelbe Gefäna- 
msfarbe. ^ 
. şine von seiner Umgebung auch nur die ge- 
rmg-ste Notiz zu nehmen ließ er sich am äußersten 
Ende der Bank nieder und schaute regungslos in 
eine blendende Sonnenscheibe, die sich wie eine Wand 
von glitzernden Sàubatomen vor dem fahlen Grün 
bes Richtertisches aufgebaut hatte. 
Wenige Minuten später wurde die große Saal 
tür von einem Justizwachtmeister weit aufgerissen. 
Das Summen der Unterhaltung sank plötzlich 
zu einem leisen Tuscheln herab. 
Am Arm ihres Verteidigers trat Evelyn ein, 
nt tiefer Trauer, das totenbleiche Gesicht fast ganz 
burch einen Schleier vevdeckt. 
Einen Herzichlag lanlg stockte sie, als die Gitier- 
chranke der Anklagebank vor chr aufklirrte. 
_ , Dann aber erblickte sie Kurt, der bei ihrem Er- 
cheinen unwillkürlich 'von seinem Sitze aufgefahren 
und ihr ein paar Schrille entgegengekommen war. 
Mit festem Druck lagen ihre beiden Hände für 
Sekunden ineinander. 
Unb aus diesem Druck floß es wie eine heimliche 
Glut herüber, hinüber, fühlten die beiden unseligen 
Menschey ihre riefe Schicksalsverbundenheit, unld der 
i-ranger der Anklagebank schien ihnen auf einmal 
wie eine retten>de Insel, die ihnen mitten in dem 
Meer von Gemeinheit, Neugier und Gehässigkeit der 
Alitwelt eine schützende Zuflucht bot. — 
Walter v. Prayer h.atte die Karrschen Damen 
züiammen mit dem alten Hausarzt im Auto nach, 
Moabit gebracht und war Lore dann auch beim 
Zeugenauftuf treu zur Seite geblieben. 
Still und blaß hatte, sie dem Kreuzfeuer von 
hunderten zudringlicher Blicke getrotzt, indeß sich 
ihm selbst das Bild des Gerichtssaales sogleich jit 
einem uachhalllgen malerischen Eindruck geformt 
hatte. 
Ihr gerade gegenüber der ei'sengraue Senato 
renkopf des Vorsitzenden mit den feingeschnittenen, 
gei'stvollen Zügen un dber vornehm-beherrschenden 
Haltung eines Diplomaten alter Schule. 
Ganz anders der Vertreter der Staatsanwalt 
schaft, ein breitschultriger, monokelbewehrter Herr 
mit einem drohenden Durchzieher auf der rotgeäder- 
ten, von brüchiger Haut gespannten' linken Wange. 
Die Geschworenen zu bei^den Seiten der schwar 
zen Talare des Richterkollegiums, unter ihnen eine 
einzige Frau, eine angefahrte, entschlossen blickende 
Mondine. 
^Unter den Zeugen hatte Herr Brandstetter bei 
Eröffnung der Sitzung gefehlt, und auch später im 
Zeugenzimmer hielt Walter vergebens nach ihm 
Ausschau. 
,, Mit der gleichen Post war endlich die ersehnte 
Chiffrenach,richt des Postamtes Dorotheenstraße ein 
gegangen; ein ganz knapp gehaltener Brief in Ma- 
lchinenichrift, daß Schreiber dieser Zeilen Punkt 12 
Uhr vor dem Portal 3 des Kriminalgerichts in der 
Turmstvaße zum Austausch der Dokumente erscheinen 
würde und den Depotschein bereitzuhalten bitte. 
Walter hatte sich sofort mit der Privatwohnung 
und dem Büro Brandstetters in Verbindung gesetzt, 
ohne feiner persönlich habhaft werden zu können; 
nach einer illuskunft seiner Pension hatte der Ko>m- 
-nißar ^bereits gegen sieben Uhr movg>ens, ohne das 
Frühstück abzuwarten, das Haus verlassen, und aus 
oem Büro tarn die Nachricht, Herr Brandstetter habe 
oeben aus Schlachtensee angerufen, daß er heute 
voraussichtlich überhaupt nicht mehr zur Friedrich- 
lladt hereinkommen würde. 
Was war geschehen, was suchte der Kommissar 
zu dieser Zeit, da alles auf dem Gviele fànd/ in 
Schlachtensee? 
In steigender Unruhe sah Walter in den jungen 
Tag hinaus, der sich wie zum Hohn auf das düstere 
Drama im Gerichtssaal mit seinen leuchtendsten Far 
ben geschmückt zu haben schien. 
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