erst wenn der Teutsche einsieht und be
greift, daß die weltanschaulichen, kulturel
len, wirtschaftlichen Spannungen, die des
Klassenunterschiedes und des Altersunter
schiedes, die ihnen vom Himmel und vom
Schicksal zudiktiert sind, einzig und allein da
durch überwunden werden können, daß er
sich gedanklich und tätig der wahren Einheit
der Nation zuwendet, auch unter größten
Opfern des Einzelnen an Ueberzeugung und
an Gut, ohne in Resignation, die modern sein
will und keinen Sinn hinter dem Geschehen
vermutet, zu versinken. —
erst dann beginnt eine neue Epoche des
geistigen und wirtschaftlichen Aufstiegs, die
alle ohne Ausnahme im Grunde des Her
zens ersehnen, — die Epoche, in der die Ver
nunft an die Stelle der Unvernunft gesetzt
wird, der innere seelische Friede an die Stelle
der Friedlosigkeit, die Autorität der Nation
an die Stelle der Ratlosigkeit, des Chaos, des
Chores der Volkserneuerer und Besserwisser.
Nur in solcher Gesinnung der wohlverstan
denen Demut und des wohlverstandenen
Stolzes ist es möglich, nahe und ferne, inner
politische und außenpolitische, kulturelle und
wirtschaftliche Aufgaben zum Segen des Vol
kes zu lösen.
Obwohl es heute fast zwecklos erscheint,
an die Vernunft zu appellieren, weil hinter
dem Wort „Vernunft" ( soweit sind wir ge
kommen!) etwas Unnationales vermutet
wird, darf man solchen Neujahrswunsch aus-
sprechen. Denn für die unzähligen stillen
Volksgenossen, die sich durch den Lärm des
Tages nicht irremachen lassen, steht dieses
fest:
Ter tiefe Glaube an die Zu-
k u n f t, von dem allein alle sittliche und
ernste Arbeit getragen wird, läßt uns unver
drossen die mühevolle Arbeit fortsetzen.
Professor Dr. Heyde. Kiel.
Reichswirtschaftsratsmitglied:
Zwei große Fragen beherrschen den Jah
resanfang: die Arbeitslosigkeit und die
Agrarkrise. Beide haben weltwirtschaft
liche und nationale Ursachen,- gegen beide
gibt es kein Universalmittel, sondern nur
eine Kette sinnvoller Einzelmaßnahmen, im
rechten Umfang und Zusammenhang ange
wandt von einer tapferen Regierung und
einem geduldigen. Willensstärken Volk, das
sich seiner Verbundenheit mit dem Weltmarkt
bewußt ist. '
In solchen Zeiten der Not gedeiht der
Radikalismus, — sei es der ganz rechts oder
der ganz links. (Man kann auch mit der Pa
role „Volksgemeinschaft" nach Bülows schö
nem Vers leben: „Und willst du nicht mein
Bruder sein, dann schlag' ich dir den Schädel
ein.") Er wird in Deutschland keine dauer
haften Erfolge haben, wenn auch seine Wogen
noch nicht abzuebben beginnen. Die deutsche
Misere ist nicht das Ergebnis irgendwelcher
„verbrecherischer" Taten oder Unterlassungen)
sie ist eine viel echtere Tragödie: nicht lichte
Engel und finstere Teufel kämpften in den
bitteren letzten 12 Jahren, sondern es stand
auf allen Seiten viel guter, anständiger
Wille und viel Irrtum. Erkennen wir dies,
so verlieren die künftigen Kämpfe viel von
ihrer Zügellosigkeit, die unserer nationalen
Sache die schwersten Wunden schlägt.
Starenifdje ZghresbelrschtW.
„Nur eine Revision der Friedensverträge
kann das politische und wirtschaftliche Gleichge
wicht wiederherstellen und die Völker auf die
Dauer versöhnen," sagt Arnaldo Mussolini, der
Bruder des Duce, in einer „Gerechtigkeit für die
Völker" überschriebenen Jahresbetrachtung im
„Popolo d'Jt-alia". Diese Revision werde den Eck
stein der Wiedergeburt der Welt bilden, wie das
von allen Menschen gewünscht werde. Die heuti
gen Schwierigkeiten seien nur zu überwinden,
wenn sie auf allen Gebieten bekämpft würden. Die
Revision der Friedensverträge bedeute eine Re
vision der Werte. Fern von der trüben Atnio-
fphärs des Jahres 1919 könne jetzt die durch tau
send Wechselfälle und Erfahrungen gewitzigte
Menschheit erkennen, daß die Solidarität das
oberste Lebensgesetz unter den Völkern bilde. Es
gebe ein Unglück, wenn man keine greifbare und
vernünftige Lösung sinde und Grenzen beibehalte,
die keine völkische Grundlage hätten, sondern
Drahtverhauen glichen. Der Wunsch der Völker
nach Erholung und Betätigung werde durch die
Aussicht erdrosselt, ganze Generationen hindurch
für die Tilgung der Kriegsschulden arbeiten zu
müßen. \
Frenzen enļlW Duffen.
Der von der früheren sozialdemokratischen
Negierung nach Braunschweig berufene ehemalige
Berliner Stadtschulrat Paulsen, der einen Lehr
auftrag für praktische Pädagogik an der Techni
schen Hochschule erhalten hatte, ist von Minister
Dr. Franzen seines Lehrauftrages mit Wirkung
von Semesterschluß ab enthoben worden.
In den Ruhestand versetzt.
Der Leiter der braunschweigischen Schutzpoli
zei, Oberstleutnant Siering, der der Sozialdemo
kratischen Partei angehört und 1928 von der so
zialdemokratischen Regierung auf den Posten be
rufen wurde, ist ab 1. Oktober 1931 unter Gewäh
rung des gesetzlichen Ruhegehalts in den Ruhe
stand versetzt worden.
Reich und Länder am Jahresende.
MM«
Zum Jahreswechsel wendet sich der bayerische
Ministerpräsident Dr. Held mit einer Kundgebung
an das bayerische Volk. Er weist auf die Be
strebungen des politischen Umsturzes in großen
Teilen der Welt und auf seinen Wegbereiter, den
geistigen Umsturz, hin. der den Kampf auf der
ganzen Linie bereits aufgenommen habe und
selbst vor dem Heilrgsten nicht zurückschrecke. Die
bayerische Regierung werde alle Kraft daran
setzen, die Rot zu lindern. Zur Verhütung noch
größeren Elends sei sie entschlossen, jeden Umsturz
versuch im Keime zu ersticken, gleichviel von wel
cher Seite er unternommen werden sollte. Held
weist auf den verhängnisvollen Irrtum jener
Kreise hin, die als Schwächepunkt im Verfassungs
bau des Reiches die bundesstaatliche Eewalien-
teilung erblicken wollen. Die Mängel des Ver-
sasiungslebens bestünden nicht in der Eewalten-
teilung zwischen
Reich und Ländern.
sondern vielmehr darin, daß die Reichsgewalt
als solche einer hinreichenden starken Grundlage
entbehre. Sie ruhe allzu einseitig auf dem
Reichsparlament, das als getreues Spiegelbild
der parteimäßigen Zerrissenheit des deutschen
Volkes für sich allein kein festes Fundament für
eine starke Reichsgewalt bilden können. Hier
sei der schwache Punkt im Reichsbau zu suchen,
und hier gelte es, Hand anzulegen. Held fordert
als Tragpfeiler für die Bildung einer starken
Reichsgewalt die Erhebung des Reichsrates zur
gleichberechtigten zweiten gesetzgebenden Kammer
nach dem Vorbild des Bundesrates, Gewährlei
stung einer größeren Stetigkeit der Neichsregie-
rung und Ausbau der versasiungsrechtlichen Macht
vollkommenheiten des Reichspräsidenten. Die Ver
fassung dürfe nur in allernotwendigsten Fällen ge
ändert werden. Es sei Bayerns Aufgabe, im
kommenden Jahr und in der Zukunft den Zer-
ftörungsvemichen schärfsten Widerstand zu leisten.
Im Sinne der Beibehaltung des bundes
staatlichen Charakters des Reiches, gegen einheits-
staatliche Tendenz, ist auch eine aus Anlaß der
Jahreswende in der Bayerischen Volkspartei-
Korrespondenz vorhandene Erklärung verfaßt. Es
KiMediiwii.
heißt darin: „Richt Bayern, sondern ganz Deutsch
land hätte die Zeche bezahlen müssen, wenn Bis
marck in den historischen Tagen der Reichsgrün
dung nicht den richtigen Takt für die Behandlung
der bayerischen Interessen gehabt hätte Möge
er auch seinen Nachfahren entstehen, dann wird
uns das,Schauspiel erspart bleiben, daß Bayern
zwangsläufig aus einer Front hinausmanöveriert
wird, die zu hatten und zu befestigen, schicksals
mäßige Aufgabe für die deutsche Politik der
nächsten Monate ist."
* . *
Aêîlichr an& dkMer Sftk».
Reichsaußenminister Dr. Curtius hat an die
Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen folgende
Reuj ah r sku ndgebu ng ger i ch tet:
„Die öffentliche Meinung Deutschlands
wendet sich je länger jo mehr der bedrohlichen
Lage des Ostens zu. Auch dis ernste Sorge der
Reichsregierung gilt dem deutschen Osten und
seiner Rot. Meine kürzlichen Fahrten nach Ost
preußen und Schlesien entsprangen dem Gedan
ken, nicht nur aus Berichten der Schilderungen,
sondern auch aus eigener Anschauung ein leben
diges Bild von der Lage der Dinge an Ort und
Stelle zu gewinnen. Ich freue mich, daß die
Ausführung dieses Gedankens so großes Ver
ständnis und so warme Zustimmung gefunden
hat. Meine schwierige Aufgabe in Genf wird
mir durch die wertvollen Eindrücke und Infor
mationen, die ich von den bewährtesten Sach
kennern in reichstem Maße erhalten habe, we
sentlich erleichtert. Ich hoffe ausrichtig, daß das
neue Jahr der Grenzmark Posen-Westpreußen
sowie dem deutschen Osten überhaupt mit dem
wachsenden Verständnis für seine Leiden und
Sorgen Erleichterung und Besserung bringt."
In einer Kundgebung des Oberyriisidenten
von Biilow wird der Reichskanzlerbesuch im neuen
Jahr begrüßt. Dann heißt es:
„Wappnen wir uns für das Jahr 1931 mit
Eottvertrauen, mit zähem Mut und unbeug
samem Willen, mit starkem Trotz und noch viel
stärkerer Hoffnung!"
Ml Curffns auf den Vorsitz im Völker-
bundsraî nerzichļcļ?
Rach einer Berliner Meldung des „Journal
de Geneve" hat Reichsaußenminister Dr. Curtius
auf den Deutschland zustehenden Vorsitz anş der
Jairuartagung des Völkerbundsrates verzichtet
und den englischen Außenminister Henderson er
sucht, an seiner Stelle im Januar den Vorsitz im
Völkerbundsrat zu übernehmen. Dieser Beschluß
der deutschen Regierung ist nach Meinung des
Blattes darauf zurückzuführen, daß es nach deut
scher Auffassung für Deutschland unmöglich sei,
gleichzeitig Richter und Partei in einer Sache vor
dem Völkerbundsrat zu fein.
Eins amtliche Bestätigung des Verzichtes der
deutschen Präsidentschaft auf der kommenden
Ratstagung liegt im Volkerbundssekretariat nicht
vor, jedoch muß in jedem Falle der Darstellung
des „Journal de Geneve" entgegengetreten wer
den. Rach den Bestimmungen des Völkerbunds-
paktes handelt es sich bei der Behandlung der
deutschen Beschwerden gegen Polen vor dem Völ-
kerbundsrat keineswegs um ein Verfahren zwischen
Deutschland und Polen, sondern lediglich um ein
Klageverfahren gegen Polen vor dem Völker
bundsrat als solchem. Die deutschen Beschwerden
stellen satzungsgemäß, nachdem sis auf die Tages
ordnung des Völkerbundsrates gesetzt sind, nichr
mehr eine deutsche Angelegenheit vor, soàrn sind
zu einer Sache des gesamten Völkerbundsrates ge
worden, vor dem sich Polen nunmehr zu verant
worten hat. Durch einen Verzicht auf die deutsche
Präsidentschaft darf unter keinen Umständen der
Eindruck entstehen, als ob Deutschland sich in dem
Klagsversahren gegen Polen als Partei ansteht.
Ueber die erst jetzt vor dom Völkerbundsrat schwe
bende Beschwerde gegen Polen hat überdies der
Völkerbundsrat in seiner Gesamtheit mit Ein
schluß des deutschen Ratsmitgliedes zu entscheiden.
Neues Nein.
Beamte und Nationalsozialistische Partei.
In einer Anfrage mehrerer nationalsozialisti
scher Landtagsabgeordneter wurde ausgeführt, der
Berliner Polizeipräsident Grzesinski habe öffent
lich in einer sozialdemokratischen Versammlung
festgestellt, daß die Behauptungen, die National
sozialistische Deutsche Arbeiterpartei wolle den ge
waltsamen Umsturz, ungerechtfertigt seien. Auf
diese Behauptung gründe sich aber, wie die An
fragenden weiter sagten, der Ministerialbefchluß,
der den Beamten die Zugehörigkeit zur National
sozialistischen Deutschen Arbeiterpartei verbiete.
Das Staatsministerium wurde gefragt, ob es be
reit sei, diesen Beschluß aufzuheben. Wie der
Amtliche Preußische Pressedienst mitteilt, beant
wortete der preußische Ministerpräsident die An
frage mit einem: „Nein!"
Gelder aus Berlin.
Das Reich hat dem Lande Thüringen an
Polizeikssten bis einschließlich Januar 2 123 000
Mark überwiesen. In dieser Summe sind die
Zinsen noch nicht einbegriffen, jedoch besteht Einig
keit darüber, daß sie gezahlt werden. Die Zinsen
sollen nach mündlicher Rücksprache in Berlin er
rechnet werden
* * *
ZMscheufM bei der WrîhnŞsfeier
m ZŞsus Celle.
Bei einer Weihnachtsfeier im Celler Zucht
haus trug sich, wie nachträglich bekannt wird, ein
Zwischenfall zu. Der als Vortragender mitwirken
de Schriftsteller Dr. Tindall aus Wien hatte, laut
T. U., davon gesprochen, daß sich die Lehre Christi
sowie die Liebknechts und Rosa Luxemburgs in
einer Linie bewegten! Hiergegen nahm der Haupt
redner, der Strafvollzugspräsident Muntau, Stel
lung, was die Gefangenen zu einer drohenden
Haltung veranlaßte. Der Strafanstaltsdirektor
Busch stellte di« Ruhe wieder her. Zu einer Un
tersuchung der Vorgänge ist ein Ministerialdirek
tor nach Celle gekommen.
In einer Erklärung Muntaus heißt es, daß
dis Zusammenstellung des Programmes für die
Weihnachtsfeier der Sträflinge in den Händen des
Direktors der Anstalt lag. Das Programm ent
hielt u. a. einen Vortrag des Wiener Schrift
stellers Tindall über „Die freien Menschlichkeits
dinge im Licht der Lefsingschen Parabel von den
drei Ringen". Der Vortrag, der sich mit den Reli
gionen befaßte, nannte als Führer der Menschheit
u. a. Jesus, Liebknecht und Rosa Luxemburg.
Muntau, der Präsident der Gefangenenfürsorge
Deutschlands ist und der Feier als East beiwohnte,
fühlte sich nach Beendigung des Vortrages ver
pflichtet, besonders, da sich unter den Gefangenen
268 evangelische, 98 Katholiken und nur 39 Dissi
denten befinden, den Ausführungen des Redners
Dr. Tindall entgegenzutreten. Dei den Ausfüh
rungen Muntaus ergab sich unter den Gefangenen
einige Unruhe, die aber d-urch das Eingreifen des
Strafanstaltsdirektors behoben wurde. Präsident
Muntau ließ darauf die Feier abbrechen. Eine
Feier am nächsten Tage, bei der Professor Lessing
aus Hannover sprach, wurde nicht verboten.
* * *
MM IMe Ô05 um 3noch?
T. U. Paris. 31. Dez. (Eig. Funkmeldung)
Im Befinden des Marschalls Joffre war wider
Erwartung am Dienstag eine Besserung einge
treten. dis die schwache Hoffnung aufkommen ließ,
daß Joffre vielleicht erfolgreich gegen den Tod
ankämpfen werde. Die Lungen, die am Montäg zu
den schwersten Besorgnissen Anlaß gaben, und das
Herz arbeiteten wieder regelmäßig. In den frühen
Morgenstunden des Mittwochs hat es den Anschein,
daß sich der Zustand des Marschalls wieder ver
schlimmert hat. Die Herztätigkeit hat wesentlich
nachgelassen und auch dis Atmung wird von
Minute zu Minute schwacher. Gegen 3 Uhr wurde
der Arzt drin^nd an das Krankenlager gerufen,
ebenso der Chef des Generalstabes. Joffre hat die
Besinnung verloren.
Kardinal Pacelli hat im Auftrage des Pap
stes durch den hiesigen Nuntius mitteilen lassen,
daß der Papst die höchste Gnade für Joffre erbitte.
Unseren Lesern,
Freunden und Mitarbeitern
wünschen wir ein
frohes und gesegnetes neues Jahr!
Verlag und Schriftleitung
der Schleswig-Holsteinischen Landeszeitung
Rendsburger Tageblatt
Badiksle BmernbeMgung in Bayern.
In Südbayern, im Jnntal, im Chiemgau,
im Mangfallgau und in den angrenzenden Ge
bieten ist eine neue radikale Bauernbewegung
unter Führung des Bauer« Altenburger aus
Henkwes entstanden, die bereits starken An
hang in kleinbäuerliche« Betrieben gefunden
hat. Die Parole ist: „Die bisherigen Standes
organisationen in Händen politischer Parteien
haben versagt. Es kann nicht mehr so weiter
gehen. Wir greifen zur Selbsthilfe, um nicht
Haus und Hos zu verlieren."
In Rosenheim, Alpling und Miesbach saņ.
den Kundgebungen statt. Zahlreiche Diskussi
onsredner traten für die neue Bewegung ein
und erklärten, die Bauernbewegung wäre der
Notschrei eines zu Tode getroffenen Standes.
Komme keine Hilfe, dann sei der Zusammen
bruch unaufhaltsam. Die Schutzzölle wären
viel zu spät gekommen. Nur ein Abgeordneter
der Bayrischen Volkspartei stellte sich der Be
wegung entgegen und sprach sich für die alten
Organisationen aus.
r- t *
Die mm Reichskanzlei.
In diesen Tagen wurde der Neubau der
Reichskanzlei seiner Bestimmung übergeben.
Das Gebäude befindet sich neben der alten
Reichskanzlei. Der Grundstein wurde am 18.
Mai 1928 gelegt, die festgesetzte Bauzeit konnte
genau innegehalten werden,- wie man hört,
wurden in diesem Falle die festgesetzten Ko
stenanschläge sogar unterschritten. Bei der
Innenausstattung wurde fast ausschließlich
inländisches Material verwandt. Zu der Aus
gestaltung des Ländersitzungssaales haben
sämtliche Länder des Reiches das Ihrige beige
tragen, sei es durch Stiftung kunstvoll geschlif
fenen Glases, von Beleuchtungskörpern, Tep
pichen oder Möbeln.
* * *
îfosfeH ms Oea DschMMln.
lieber die Kämpfe mit den Aufständischen iu
Burma wird heute gemeldet: Die Aufständischen
machten am Dienstag aus den Dschungeln bei
Tharawaddy einen heftigen Ausfall gegen die eng
lischen Truppen. Sie mußten sich jedoch vor dem
Feuer der Engländer in den Urwald zurückziehen,
wobei sie 60 Tote und zahlreiche Verletzte zurück
ließen. Die englisch-indilchen Truppen verfügen
über zahlreiche Maschinengewehre, so daß sie alle
Angriffe der Aufständischen abschlagen konnten.
Das Dorf, in dem ein Engländer in der ver
gangenen Woche auf bestialische Weift ermordet
wurde, ist von den Aufständischen selbst zerstört
worden. Es soll sich dabei um einen Racheakt dafür
handeln, daß die Einwohner des Dorfes den Eng
ländern Spionagedienste erwiesen haben.
* * *
Locarnopakt oder Geheimpakk? ,
Die belgischen Rcvisionswünsche.
Eine Minderheit des belgischen Minister
rates hat sich, wie aus Brüssel verlautet, für
Kündigung des französisch-belgischen Geheim
paktes ausgesprochen. In den ersten Tagen
des Januar wird Außenminister Hymans sich
namens der Mehrheit der belgischen Regie
rung für Aufrechterhaltung des Paktes er
klären. Man erwartet, daß auch im Parlament
im neuen Jahr die Frage des Geheimpaktes
angeschnitten werden wird, und daß außer flä
mischen Nationalisten und Sozialdemokraten
auch die flämischen Katholiken für Kündigung
des Paktes stimmen werden, so daß es fraglich
ist, ob für Aufrechterhalt,mg des Vertrages in
der Kammer eine Mehrheit fein wird.
Die Wiederaufrollung der Angelegenheit
kommt der Regierung sehr ungelegen. Am
Heiligen Abend fand im Schloß bezüglich der
Frage eine längere Verhandlung zwischen
dem König, Außenminister Hymans und
Kriegsminister De Brogueville statt. Offiziell
wird erklärt, daß der Standpunkt der Regie
rung bezüglich der Frage des Paktes noch im
mer derselbe sei und daß der Locarnopakt den
aus dem Jahre 1919 stammenden militärischen
Geheimpakt nicht ersetze.
NärderW.
Wettervoraussage für den 31. Dezember 1930.
Für das mittlere Norddeutschland: Wechselnd
bewölkt, ohne nennenswerte Niederschläge. Tempe
raturen über Null. Winddrehung auf westliche
Richtungen.
Für das übrige Deutschland: In, Nordosten
Milderung und trübe mit Niederschlägen, im übri.
gen Reiche veränderliches Wetter mit Temperaturen
über Null.