Full text: Newspaper volume (1930, Bd. 4)

Nr. 236 
Zweites ME 
WMmoch, 
8. Màr 
Rendsburg, den 8. Oktober 1930. 
Rendsburger Dichter. 
11. 
Georg Iayfen Veiersen. 
Von Claus Wulf. 
I8^à°ŗg Paysen Petersen, der am 1. Dezember 
ln Rendsburg im Hause seines Großvaters 
1-rFv t& ® Q, ^ r Mbvren wurde, ist Rendsburger eigent- 
nur durch Zufall. Seine Wiege stand schon im 
b ^Şuse .in Hamburg bereit, als er in Rends- 
Licht der Welt erblickte. Seine Mutter 
en'*' * ^ Qs Ļeben in dem Augenblick. oIs sie sich 
Nock einem Besuch im elterlichen Hause 
ņ } Hamburg ins eigene Heim zurückzukehren. 
doysen Petersen besuchte zunächst das Ham- 
L„,^^.2ahanneum und ging dann auf das dort'ge 
sein ^'^'nar. Seit 1874 wirkte er als Lehrer in 
jähretao'îrstadt Hamburg. - Hier starb er im Früh- 
rj.>>- ^^0. Seine freie Zeit gehörte seiner dichte- 
meşņ schriftstellerischen Tätigkeit. Ist der in 
sen vorigen Aufsatz behandelte Eduard Iürgen- 
^ Humorist unter den Rendsburger Dichtern, 
>>t Georg Paysen Petersen Jugendschriftsteller 
îler ihnen. 
In seinem Erstlingswerk „Reinhart Rotfuchs", 
«s 1892 zuerst erschien, gab er eine freie Bearbe:' 
"ng der deutschen Tiersage von Reineke Doß, m:t 
^ ec den alten „Hof- und Regentenspiegel" vor 
uen Dingen der Jugend zugänglich machen wollte. 
Ķ Jahre darauf kamen von Paysen Petersen „Ge 
lochten aus der Heimatstadt" heraus, alles Un 
tergrund^ Erzählungen mit hamburgischem Hin- 
Dar von Georg Paysen Petersen herausgeac- 
ene Buch „Mütterchen, erzähl' uns was!" (1894, 
o. Aufl. 1917) bringt von ihm selbst eine Reihe von 
Erzählungen und Kinderliedern. Das kle' -e gfcö- 
„Ins Freie" möge hier Aufnahme finlden: 
Das Lamm auf der Weide, 
so glücklich, so froh, 
vor Lust und vor Freude 
da hüpfet es so: lalala! 
Das Döglein im Baume, 
so glücklich, so froh, 
im sonnigen Raume 
da zwitschert es so: lalala! 
Mit Mädchen und Buben, 
so glücklich, so froh, 
hinaus aus den Stuben; 
dann singen sie so: lalala! 
Ein Seitenstück zu „Mütterchen, erzähl' uns 
. IQS '* ist das plattdeutsche Familienbuch „Kiek- 
^newelt", das 1905 bei Gerhard Kühtmann in 
^ resden (jetziger Verlag: Neuer Verein für deutsche 
> evatur A. Bolm, Berlin) erschien. Es ist eine 
Mmlung von Wiegenliedern und Kinderreimen, 
und Spielen, Sprichwörtern, Märchen und 
achten in den verschiedensten Mundarten der 
^ evdeutschen Sprache. Zu diesem vom Kunstmaler 
bül -E^«ekel, einem Schüler des Herausgebers, 
Geo-^ Ņustrierten plattdeutschen Sammelwerk hat 
und^ģ Ņaysen Petersen zwei Dutzend Kinder,'ieder 
»s ^eime beigesteuert, von denen hier als Probe 
»Verkehrte Welt" mitgeteilt sei: 
Hett mien Hanne krusen Sinn, 
de Mann vor em de Sünn, 
hält de Sünn he vör den Maan, 
Ra wer s Hund vör unsen Hahn. 
Allens geiht em denn värdw-aß, 
meent de Aaben wär en Glas, 
meent de Mehlsack wär en Fait, 
'chellt, dot Melk un Water natt. 
hält den Bessen vör en Schüssel 
un sien Handschoh vör en Tüffel, 
hölt de Katt vör'n Billerbook 
un mien Schärt vör'n Kinnerdook, 
hält dat Finster vör en Dör, 
Kork sien Räs' vör'n söte Beer. 
Auch Märchen besitzen wir von Georg Paysen 
Petersen. Finden wir in „Kiekinnewelt" von ihm 
das plattdeutsche Märchen „De Pannkoken", so bringt 
lein Märchenbuch „Fürs deutsche Haus" auch eine 
größere Anzahl eigener Märchen, von denen hier 
nur genannt seien „Wie Hänschen klug ward", 
„Gretchen im Glück", „Gerdas Erwachen", „Das 
Märlein vom Osterhasen", „Der Quickborn", „Der 
Fuchs und der Hahn" usw. 
Außer den bereits genannten Büchern erschie 
nen von Paysen Petersen noch „Beowulf", „Onkel 
Toms Hütte", „Wahrhaftige Geschichten der Schild 
bürger", „Lustige Streich,» der sieben Schwaben" und 
„Kapitän Kiene", alles freie Bearbeitungen für die 
Jugend. Ueber seine Beowulf-Bearbeitung schreibt 
Herm. L. Köster in seiner „Geschichte der deutschen 
Jugendliteratur": „Aus neuerer Zeit (1905) stammt 
eine ausführliche Bearbeitung von Paysen Petersen, 
die sich dadurch vorteilhaft auszeichnet, daß die 
Sprache mit großem Geschick behandelt ist; es ist 
nicht nur ein Teil in guten Perlen gegeben, sondern 
auch die Prosa ist mit Stabreimen durchsetzt, so daß 
sie nicht selten an das Original erinnert. Dabei, 
ist die Bearbeitung für Kinder lesbar geblieben." 
Nachwort: Mit dem vorstehenden Aufsatz 
schließe id) meine Artikel-Serie „Rendsburger Dich 
ter" ab. Es sind darin folgende Dichter behandelt 
worden: Christian Scriver, Christian von Stöcken, 
Heinrich Lawaetz, Marquavd Ed, Leopold Alberti, 
die drei Prüder Theodor, Ernst und Karl Rethwisch. 
Karl Appen, Eduard Iürgeusen und Georg Paysen 
Petersen. Für Ergänzungen meiner Mitteilungen 
über diese Dichter wäre ich recht dankbar, auch für 
Namhaftmachung solcher Rendsburger Dichter, die 
meiner Aufmerksamkeit entgangen sind. Die Muse 
der Dichtkunst hat in Rendsburg also eine größere 
Anzahl Vertreter gehabt. Und doch ist mit den vor 
stehenden Namen die Liste der Rendsburger Dichter 
keineswegs erschöpft. Cs fehlen noch die Dichter 
der Gegenwart: der als Märchendichter bekannt ge 
wordene ehemalige Direktor des Magdeburger Kai- 
ser-Friedvich-Museums, Theodor Polbehr; 
der Maler-Dichter Ludwig Fahrenkrog, von 
dem wir u. a. eine Reihe Vorzeit-Dramen und 
einen Band Lyrik „Das goldene Tor" besitzen; 
Sophie von Harbou, .im Iohanniskloster 
vor Schleswig lebend, die Tennysons Balladen und 
manches von Emerson übersetzte, daneben auch 
eigene dichterische Werke erscheinen ließ; die junge 
Dichterin M a r i e Harder. Keine gebürtigen 
Rendsburger, aber hier schon seit längerem heimisch 
sind der bereits mit mehreren Geinchtbänden her 
vorgetretene Robert Drasdo und der Erzäh 
ler P a u l f r i e d r i ch I u e l s. In einer späteren 
Abhandlung werde ich auf diese lebenden Dichter 
Rendsburgs zurückkommen. 
* Staatlicher Zuschlag zur.Grundvermögens 
steuer. Viele Grundbesitzer haben, so schreibt uns 
der Büdelsdorfer Haus- und Grundbesitzerverein, 
noch nicht Gebrauch gemacht von dem Recht, das 
ihnen aus der Verordnung des Staatsministeriums 
vom 30. Mai 1930 zusteht. Die Frist läuft ab am 
31. Dezember 1930. Die erwähnte Verordnung 
schreibt vor, daß vom 1. Juni ds. Is. ab ein Zu 
schlag zur staatlichen Grundvermöoenssteuer in Höhe 
von 100 vom Hundert zugunsten des Staates er 
hoben wird. Der § 2 dieser Verordnung gewährt 
aber den allermeisten Grundbesitzern eine Ermäßi 
gung der zu zahlenden Steuer für die eigene Woh 
nung. Jedoch muß ein Ermäßigungsantrag bei dem 
Vorsitzenden des Grundsteuerausschusses (Kataster 
amt) eingereicht werden. Die Frist hierfür läuft 
mit dem 31. Dezember ds. Is. ab. In der Verord 
nung heißt es „Soweit die Grundstücke vom Steuer 
schuldner zu eigenen Wohn- oder gewerblichen 
Zwecken benutzt werden, wird der staatliche Zuschlag 
a) bei Wohnräumen bis zur Höhe von 4 vom Hun 
dert des Iahresfriedensmietswerts von 600 dl in 
den Orten der Ortsklasse A, und der Sonderklasse, 
von 500 dt in den Orten der Ortsklasse B, von 
400 dl ttt den Orten der Ortsklasse C, von 300 dt 
in den Orten der Ortsklasse D, b) bei gewerblichen 
Räumen bis zur Höhe von 4 vom Hundert des Ioh- 
resfriedensmietwertes von 2400 di in der Ortsklasse 
A, und in der Sonderklasse, von 2000 dt in den 
Orten der Ortsklasse B, von 1600 di in den Orten 
der Ortsklasse C, von 1200 dl in den Orten der 
Ortsklasse D nicht erhoben. 
bd. Ausgrabungen vorgeschichtlicher Funde. 
Schon vor mehreren Jahren hat eine aus 
wärtige Person bei Klint auf einem steinzeitli 
chen Wohnplatz, in Alt-Duvenstedt an einem Grab 
hügel und auch an anderen Stellen Ausgrabungen 
vorgenommen, die gegen das Ausgrabungsgesetz 
verstoßen. Neuerdings ist diese Person im Kreise 
Husum angehalten worden. Sie will angeblich 
Altertümer für verschiedene Museen sammeln. 
Der Herr Regierungspräsident weist darauf hin, 
daß diese Tätigkeit im Widerspruch mit den Be 
stimmungen des Ausgrabungsgesetzes vom 26. 
März 1914 steht. Es ist zum Schutz der Boden- 
altertümer das Sammeln bezw. der Beginn einer 
Ausgrabung nur mit staatlicher Genehmigung zu 
lässig. Die m Frage kommende Person hat eine 
solche Genehmigung nicht erhalten. Die Bevöl 
kerung tut gut, sich zunächst mit der zuständigen 
Ortspolizeibehörde in Verbindung zu setzen, bevor 
sie Altertümer verkauft bezw. Ausgrabungen auf 
ihrem Grund und Boden gestattet. 
* Glückliche Genànerin. In der letzten 
Ziehung der Volkswohllotterie fiel ein Ge- 
rvinn von 1000 RM. in die Kollekte des Zigar- 
rengeschüfts von M. Niemeyer lGeschüftsfüh- 
rer Max Petrowitz) mt Jungfernstieg. Eine 
Witwe ist die glückliche Gewinnerin. 
* Dauerndes Sirenengcheule erweckte heute 
vormittag den Eindruck, als ob irgend wo in der 
Stadt oder in Büdelsdorf Feuer ausgebrochen fei. 
Glücklicherweise hatte das Sirenengeheul eine 
andere Ursache. Es rührte von einem den Kanal 
durchfahrenden Dampfer her, dessen Sirene anschei 
nend nicht in Ordnung war und nicht abgestellt 
werden konnte. 
* Der Kieler Lehrergesangvercin kommt! 
Am kommenden Sonnabend, dem 11. Oktober, 
abends 8 Uhr, gibt der Kieler Lehrergesang 
verein in der Stadthalle ein Konzert. Ter 
Kieler Lehrergesangverein, der unter der Lei 
tung von Pofessor Stein steht und durch seine 
Leistungen rühmlich bekannt ist, wird einige 
Chöre und Volkslieder singen. Fräulein An 
nemarie Sollmann, die auch in. Rendsburg 
bekannte Kieler Sängerin, und der Kieler Te 
nor Harald Hansen werden Solos, Lieder 
und Duette zu Gehör bringen. Dem musik- 
liebenden Publikum wird also ein abwech- 
selungsreiches volkstümliches Programm ge 
boten, das seine Anziehungskraft nicht ver 
fehlen wird. 
* 2. Standortreitjagd. Am Freitag, dem 10. Ok 
tober, findet die 2. Standortreitjagd statt. Abreiten 
von den Kasernen um 14 Uhr. Zuschauer um 14,30 
Uhr Wegegabel hart westlich Posthof. 
* Auf die Missionsfeier in der Neuwerker Kirche 
am Donnerstag wird besonders hingewiesen. Zum 
ersten Mal ist ein Missionsfilm „Don Heiligtum zu 
Heiligtum" hergestellt worden und zwar von der 
Baseler Mission. Der Film stellt dar: Land und 
Leute in Indien, Indiens Religionen, der Missionar 
als Erzieher, der Liebesdienst an den Kranken, der 
Dienst an der heidenchrrstlichen Gemeinde. Da die 
Baseler Mission in sehr enger Gemeinschaft mit 
unserer Drcklumer Missionsgesellschaft, die ja auch 
in Indien arbeitet, verbunden ist, dürfte der Film 
von besonderem Interesse sein. 
* Septemberwctter. Regenreich war der ver 
flossene September. Zusammenhängende gute Tage 
hat er nicht gebracht. Nur zum Abschied machte er 
ein freundliches Gesicht; denn die beiden letzten Tags 
waren richtige sonnige Herbsttage. Eigentliche Re 
gentage sind auf der hiesigen Beobachtungsstation 
17 verzeick)net. Sie brachten als Gesamtnieder- 
sck)lag mehr als eine doppelte durchschnittliche Mo 
natsmenge, nämlich 129,5 Millimeter. Der regen 
reichste Tag, der 7. September, lieferte 22,6 Milli 
meter. Gewitterneigung war an vielen Tagen vor 
handen und an zwei Tagen kamen Gewitter zum 
Ausbruck). — Nachdem nunmehr die Ernte zum gro 
ßen Teil gesck)afft ist, gilt es neue Saat zu bestellen. 
Für den Oktober gelten u. a. folgende Bauernregeln: 
„Hat der Oktober viel Regen gebracht, hat er die 
Gottesäcker bedacht." — „Viel Regen im Oktober, 
viel Wind im Dezember." — „Scharren die Mäuse 
tief sich ein, so wird ein strenger Winter sein." —> 
„Warmer Oktober bringt fürwahr uns sehr kalten 
Februar." — „Fällt der erste Schnee in den Schmutz, 
vor strengem Winter kündet er Schutz." — „Ist reckst 
rauh der Hase, daun friert dir bald die Nase." 
Bri§f§ m tu SchŞSeàng. 
(Ohne Verantwortung der Redaktion.) 
„Die ReichKWehxkapLlîe spielt", 
so hieß es vor Monaten und Monaten in der Lan 
deszeitung. Seitdem erfährt man durch Zeitungs- 
inserate des öfteren, daß die hiesige Reichswehr- 
kapelle fortwährend Eintritts-Konzerte, aber leider 
keine Promenaden-Konzerte veranstaltet. Als der 
jetzige Musikleiter die Leitung der Kapelle über 
nahm, da wurde den Rendsburgern fast an jedem 
Sonntag ein Konzert serviert, mittlerweile ist dieses 
gänzlich eingeschlafen. 
In der Stadt M. in Mitteldeutschland werden 
den Bewohnern von der dortigen Reichswehrkapelle 
wöchentlich drei Konzerte geboten. In Rendsburg 
nicht einmal ein Konzert im Monat. 
Ueber die Zurückhaltung der Reichswehrkapelle 
ist früher schon mehrfach an dieser Stelle geklagt 
worden. Hoffen wir, daß diese Zeilen dazu bei 
tragen, daß auch Rendsburg wieder zu seinen Pro- 
menaden-Konzerten * kommt. —n— 
Gem. Şşş 
Wintec=Vec&nügm 
am Sonnabend, den 11. Oktober 1930, 
abends 8,30 Uhr. in der Schweizerhalle 
Einführung gestattet (8505 
Ber FesfarasscitwB I3er Vorstand. 
Kronwerker Sportverein 
Monats - Versammlung 
Mittwoch, den 8. Oktober, 8 1 /, Uhr, 
Kantine (ehemalige 85er Kaserne) 
Tagesordnung wird bekannt gegeben. Erscheinen ist 
Pflicht. (8464) Der Vorstand. 
R„l.V.~Wiif§rtraining 
ieden Mi'twieiP. 
20—22 Uhr: Gymnastik für Herren, 
PflishSiraininci für 1. 2. 
Herren, I. jugend (Fußball), 
1. Herr. (Handball). Sonstige 
Teilnehmer willkommen. 
jeden ScmnersSag 
20—22 Uhr: Gymnastik für Damen, 
Pïiiehttraïning für Hand 
ball und Tennis. Sonstige 
Teilnehmerinnen willkommen 
jeden ?reï*aa 
20—22 Uhr: Turnen für Herren und 
Jugendliche. 
Ort: Turnhalle des Gymnasiums 
Anm.: Soweit Pflichitraining festgesetzt, ist Erscheinen 
notwendig, jedes Fehlen wird bestratt. Nur nach 
weisbare Krankheit und Ortsabwesenheit gelten als 
Entschuldigung. 8461) 
darf.nicht btendero. 
Das Licht darf nicht blenden, es muß reichlich und gut sein, dann 
werden die Augen geschont, und die Arbeit geht schneller vonstatten. 
Gutes Licht hilft Unfälle vermeiden. Sparen Sie nicht an Licht! 
MMPM 
L à 
Fragen Sie den Eiektro-Lichffachmann, 
wie er Ihre Lichtanlage verbessern kann.
	        
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