Full text: Newspaper volume (1930, Bd. 4)

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LanDsszsîLung 
123. Jahrgang. 
123. Jahrgang. 
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Aeußerungen des Kultusministers. 
Königsberg, 15. Dez. fEig. Funtmeldg.) 
I'm Rahmen der 1. Ostpreußischen Republika 
nischen Lehrertagung sprach öer preußische 
Kultusminister Dr. Grimme über die Aufga 
ben des Lehrer in öer Republik. Er betonte, 
es müsse eine Jugend herangebildet werden, 
die sich erst dann politisch betätige, wenn sie 
dazu reif sei. Der Lehrer dürfe kein Büttel 
einer politischen Partei sein, und es wäre 
eine wahrhaft nationale Tat, das Wachstum 
der politischen Jugendverbände zu unterbin 
den. Einen guten Weg dazu weise der Ar 
beitsunterricht. 
Holsteins Grenzgebiete 
und Enklaven. 
Während das holsteinische Gebiet in seinem 
zwischen der Kieler Bucht und der Elbmündung 
breit hingelagerten Hauptteil als geschloffene Ein 
heit erscheint, bietet die Südostecke ein buntes Bild 
wirr durcheinander gewürfelter Gebietsteile dar, 
die teils halbinselartig ins holsteinische Land vor 
springen, oder Inseln gleich darin verstreut sind. 
Hier haben die vielen Absplitterungen, Landes 
teilungen und Tauschverträge der früheren Jahr 
hunderte sich noch heute am stärksten im Karten 
bild ausgeprägt. 
Und doch hat die Entwicklung schon vieles ver 
einfacht und ausgeglichen. Wie ganz anders sah 
es in Holstein noch zu Beginn des 16. Jahrhun 
derts aus! Damals behauptete Dithmarschen im 
Westen noch seine Stellung als Bauernrepnblik. 
Erst im Jahre 1659 erlag sein Heer dem vereinig 
ten Ansturm der schleswig-holsteinisch-dänischen 
Ritterschaft unter Johann Ranhau. Aus dem er 
oberten Lande wurden am Schluß des 16. Jahr 
hunderts die beiden Bezirke Norder- und Süder 
dithmarschen gebildet. 
In jüngster Zeit erst ist das Herzogtum Lanen- 
burg in die Provinz Schleswig-Holstein hineinge 
wachsen. Aus der beherrschenden Stellung, die es 
in alter Zeit einnahm, wurde es durch das auf 
strebende Holstein hinausgedrängt. Die Erenz- 
führung zwischen den beiden Herzogtümern war oft 
strittig. Bon beiden Seiten wurden zeitweise An 
sprüche erhoben auf die Aemter Tremsbllttel und 
Steinhorst, sowie auf die Güter Krauel und Lan, 
Das Revisionsproblem in seiner Beziehung zur Notwendigkeit innerer 
Reformen. 
hen, mehr vorkommen würden. Sollte der Fonds 
wider Erwarten nicht ausreichen, so werde man im 
Augenblick der Erschöpfung die Versetzungen ein 
stellen. Die Hauptnotwendigkeit, an dem Fonds für 
Umzugstosten in erheblicher Weise zu sparen, sah 
der Minister in dem Verfahren, die Gebäude der 
Auslandsvertretungen mit reichseigenen Möbeln 
auszustatten. 
Es wurde eine Zentrumsentschließung ange 
nommen, wonach die Reichsregierung ersucht wird, 
festzustellen, welche Beamten für die Etatüberschrei 
tungen, insbesondere die Vorschußbuchungen im 
Fonds für Umzugskosten des Auswärtigen Amtes, 
auf Grund der Reichshaushaltsordnung haftbar zu 
machen sind. 
In Barmen sprach der Vorsitzende der Deut 
schen Volkspartei, Reichstagsabgeordneter Dr. 
Dingeldey, über die Zustände in Deutschland. Er 
ging zunächst aus die Frage der Revision ein. Es 
könne kein Zweifel darüber gelassen werden, sagte 
er, daß das Vertragsverhältnis ein wirtschaftlicher 
Unsinn sei. Die Revision könne aber nur erreicht 
werden in zähem Ringen von Station zu Station 
mit wirtschaftlichen Argumenten. Die Eröffnung 
TU. Detmold, 15. Dez. fEig. Trahtbericht.) 
Das lippische Landespräsidium hat das von 
den Nationalsozialisten und Bolkskonservati- 
ven in Lippe beantragte Volksbegehren zur 
Herbeiführung eines Volksentscheids über die 
Auslösttng des Landtages zugelassen. Als 
Eintragungsfrist wurde die Zeit vom 3. Ja 
nuar bis einschl. 16. Januar festgesetzt. 
Tie Einrichtung mehrerer russischer Textil 
fabriken wurde einer englischen Firma über 
tragen. 
Neuer Vchlatter-Aulrag. 
Fm preußischen Landtag ist ein Urantrag 
der Wirtschaftspartci eingegangen, der die 
Heraufsetzn,ig des aktiven Wahlalters von 20 
auf 25 Jahre verlangt. 
Meuternde Grenzgarnison bezwungen 
Die Aufstandsbewegung in der spanischen 
Grenzgarnison Jaca ist, wie eine Havasmeldung 
besagt, als unterdrückt anzusehen. Die Regie 
rungstruppen haben 800 Gefangene gemacht, dar 
unter zwei Universitätsprofefforen und Madrider 
Studenten. Der gleichfalls gefangen genommene 
und bereits erschossene Hauptmann Galan hat die 
Schuld für die Aufstandsbewegung auf sich genom 
men und erklärt, er sei die Triebfeder der Be 
wegung gewesen. Die Besorgnis der Regierung, 
daß die Unruhen wieder aufflackern könnten, 
scheint noch nicht vollkommen behoben zu sein; 
denn Sonntag früh ist das Standrecht verhängt 
worden. 
Außer Galan ist, laut Nachricht aus Madrid, 
der Hauptmann Garcia, ebenfalls ein Führer des 
Putsches, von einem Standgericht zum Tode ver 
urteilt und erschossen worden. Bei Hauptmann 
Salines wurde das Todesurteil in lebensläng 
lichen Kerker in Ketten umgewandelt. 
Bei den Kämpfen mit den Aufständischen hat 
es beiderseits Verluste gegeben, deren Höhe noch 
nicht feststeht. Im Verlaufe des Kampfes wurde 
die Eisenbahnstation Ayerbe zerschossen. Als die 
ersten Ausständischen auf der Flucht vor den Re 
gierungstruppen nach Jaca zurückfluteten, nah 
men die Zollsoldaten gegen sie Stellung, erstürm 
ten die Zitadelle und befreiten die dort von den 
Aufständischen gefangen gehaltenen höheren Of 
fiziere. Dieser kleinen Gruppe gelang es, die Zi 
tadelle zu halten, bis um Mitternacht Regierungs 
truppen aus Pamplona in Jaca einzogen und die 
Festung wieder restlos in den Besitz der Regie- 
die des Militäraufruhrs angeklagten Offiziere 
und gegen einen Sergeanten, die bei der Be 
wegung von Jaca eine führende Rolle gespielt ha 
ben, gefällt. Der Jnfanteriehauptmann Galan 
und der Artilleriehauptmann Fernandez wurden 
zum Tode durch Erschießen, der Artilleriehaupt 
mann Satnias, Jnfanterieoberleutnant Muniz, 
Oberleutnant Navarro und der Sergeant zu le 
benslänglichem schweren Kerker verurteilt. Die 
Todesurteile wurden um 13,30 Uhr in Hnesca 
vollstreckt. Die beiden zum Tode verurteilten Of 
fiziere waren bereits unter der Diktatur Primo de 
Riverars in Aufruhrversuchs verwickelt, also rück 
fällig, was als straferschwerend beurteilt wurde. 
Hauptmann Galan wurde übrigens nicht von den 
Regierungstruppen gefangen, sondern er hat sich 
an der Spitze feiner 300 Mann in voller Ordnung 
selbst gestellt, um das Leben seiner Leute nicht 
nutzlos zu opfern. Die Fluchtmöglichkeit nach 
Frankreich lehnte er ab. 
Wieder Landtag. 
TU. Berlin, 15. Dez. lEig. Funkmeldung.) 
Der preußische Landtag tritt heute nach mehr 
wöchiger Pause um 13 Uhr wieder zusammen. 
In den angrenzenden Straßen und vor dem 
Lanötagsgebäude selbst ist verstärkter Polizei 
schutz eingesetzt. Obschon auf der Tagesordnung 
öer Montagssitznng nur kleinere Vorlagen 
stehen, ist mit einem lebhaften Beginn zu 
rechnen, da die Kommunisten voraussichtlich 
einen Antrag auf Aufhebung des Demonstra- 
tiousverbotes für Berlin einbringen und des 
sen sofortige Beratung fordern werden. Auch 
öer von den Dentschnationalen angekündigte 
Mitztrauensantrag gegen den Innenminister 
Severing wird eingebracht werden. Aehnliche 
Anträge sind von den Nationalsozialisten zu 
erwarten, gegen deren Filmprotestkundgebun- 
gcn sich ja in erster Linie das Demonstrations 
verbot richtete. 
republikanischen Kreisen 
erwartet man für den heutigen Montag die Er 
klärung des Generalstreiks in Madrid, Barcelona, 
Valencia, Sevilla und Bilbao. In Madrid hat 
die Regierung 7000 Mann Vürgergarde zusam 
mengezogen und in Klöstern untergebracht. Der 
normale Stand dieser Truppe in der Hauptstadt 
beträgt etwa 2000 Mann. Die Regierung erklärt, 
sie verfüge über die Befehlshaber der Truppen 
verbände. Im Gegensatz hierzu hört man von 
der Gegenseite über gewisse Zusagen in der Gar 
nison Bnrgos. Aus gut unterrichteten Kreisen 
verlautet, daß der Generalstreik zunächst zum 
Zeichen des Protestes gegen das Vorgehen der Re 
gierung inJaca und gegen die Erschießung der 
beiden Offiziere ausgerufen werden soll. Der 
Plan gehe ferner dahin, die Streiks zum gewalt 
samen Umsturz auszunutzen. Die Arbeiterschaft 
scheint mit Waffen reichlich versehen zu sein. Die 
Regierung glaubt, die lebenswichtigen Betriebe 
durch Besetzung mit Truppen aufrecht erhalten 
zu können. Sie teilt mit, daß bei den Kämpfen 
bei Jaca der Militärgouverneur von Huesca, Ge 
neralleutnant Hesca, verwundet wurde, ebenso ein 
Hauptmann der Vürgergarde. Ein weiterer 
Hauptmann dieser Truppe wurde von den Rebel 
len erschossen, außerdem ein Feldwebel. Weitere 
Regierungsverluste sind bis jetzt noch nicht be 
kanntgegeben. In Madrid wurden wieder Re 
publikaner verhaftet, darunter der wegen der Dik 
tatur nach Paris verbannte Eduardo Ortega y 
Gaffet. 
keu. Dauernder Wechsel hatte Lauenburg Jahr 
hunderts hindurch nicht zur Ruhe kommen taffen: 
im 17. Jahrhundert wurde es mit Hannover ver 
einigt, 1803 von den Franzosen besetzt, nach dem 
Wiener Kongreß als Entschädigung für das ver 
lorene Norwegen an Dänemark abgetreten, 1864 
an Preußen und Oesterreich übergehen, 1865 im 
Vertrag von Eastein von Preußen Oesterreich 
abgekauft, endlich 1876 als preußischer Kreis Hol, 
stein zugeteilt. 
Das Eutiner Land, die Oldenburger Enklave 
in Holstein, ist früh aus dem alten Mutterland 
herausgewachsen. Es entstand aus den Besitz 
tümern des Bistums und des Domkapitels in Lü 
beck, die sich allmählich der holsteinischen Landes 
hoheit entzogen. Der neue Herr, der Bischof von 
Lübeck, wird schon am Ende des 13. Jahrhunderts 
als Reichsfürst genannt. Im Jahre 1773 siel dem 
rung brachten. 
Vor Beginn des Aufstandes waren 200 bis 
300 Studenten aus Madrid und Saragossa unter 
Führung der zwei llniversitätsprofefforen, die 
jetzt ebenfalls gefangen sind, nach Jaca gekommen, 
wo sie Aufrufe zum Kampf für die Republik ver 
teilten und das Gerücht verbreiteten, in Madrid 
'ei die Revolution in vollem Gange. 
Nach einer Meldung aus Saragossa, wo ein 
Generalstreik ausgerufen worden war und 
Schießereien zwischen Monarchisten und Republi 
kanern stattgefunden hatten, hat der General- 
kapitän die Wiederöffnung der Läden, die infolge 
des Streiks schloffen, angeordnet. In der Ber- 
Der überschrittene AmMssMZ. 
Im Haushaltsausschuß des Reichstages wurde 
der Sonderfonds für Umzugskosten des Auswärti 
gen Amtes behandelt. Reichsaußenminister Dr. 
Curtins meinte, daß in Zukunft die Umzugskosten 
normiert werden sollten, so daß keinerlei Urber- 
schreitungen. wie sie in der Vergangenheit gescha- 
nachbarte Dörfer und Güter, sowie der Dieksee. an 
gegliedert wurden. Dadurch erreichte das Gebiet 
eine Gosamtgröße von 541 Quadratkilometern.
	        
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