Full text: Newspaper volume (1930, Bd. 4)

Kr. 290 
Donnerstag, den 11. Dez. 1930 
Zur Unterhaltung 
Beilage der Schleswķg.Holsteinischen Landeszeitung (Rendsburgrr Tageblatt) 
Voshkiten eines Musikkritikers. 
Bon Josef Stransky. 
Wir veröffentlichen nachstehend einige der 
boshaften Kritiken Josef Stranskys, des be 
kannten Dirigenten, der seit Jahren in Reuyork 
lebt. Sie stammen aus der Zeit, da Stransky 
noch in Prag als Kritiker der „Musikalischen 
Rundschau" tätig war. 
Das „Prager Tagblatt" berichtet eben, daß die 
wiener Danknotenfälscher vier Jahre Gefängnis 
erhielten, weil sie ungefähr zwanzig falsche Noten 
m Umlauf gebracht hatten. Gäbe es Gerechtigkeit, 
dann erhielte unser Bariton für seinen „Vampir" 
Mindestens zwanzig Jahre, gemessen an all den 
falschen Noten, die er in Umlauf brachte. 
* 
Bor zwanzig Jahren nannte man den Kapell 
meister, der Sonntag die „Lustigen Weiber" zu leiten 
hatte, einen talentvollen Anfänger, Heute ist er 
noch immer ein Anfänger, über das Talent ist man 
ledoch nicht im klaren. 
* 
Direktor Angelo Neumann hatte die Idee, die 
Nolle des englischen Gesandten in „Zar und gim- 
Mermann" dem Komiker Loewe zu übertragen. Da 
dieser aber stimmlos und unmusikalisch ist, gibt er 
ihm einen Diener mit (Richard Taussig), der seinem 
Herrn aus Schritt und Tritt folgt und den gesang- 
iichen Teil der Rolle bestreitet. Ein glänzender 
Einfall! Schade, daß gestern dem Tristan nicht ein 
stimmbegabter Lakai und der Isolde eine gesanglich 
wichtige Kammerzofe beigegeben war. 
* 
Samstag „Figaros Hochzeit". Im Anfang des 
letzten Aktes verlor Fräulein Keich nicht nur die 
Nadel, sondern auch die Tonart. Die Nadel fand 
ste. 
* 
Zur gestrigen Aufführung des „Freischütz" traf 
der Dirigent nicht rechtzeitig ein. Schnell entschlos 
sen, ergriff der erste Diolincellist den Taktstock und 
dirigierte eine glatte, schöne Aufführung. Kurz 
noch dem Anfang des zweiten Aktes kam endlich 
der Kapellmeister und übernahm die Leitung. Von 
diesem Moment an ging die Oper nicht mehr. 
» 
In der freitägigen Reprise der „Stummen von 
Portici" gab Fräulein Grondona mit der Dar 
stellung der Titelrolle viel Genuß. Wie schade, daß 
Auber nicht die ganze Oper für Stumme geschrie 
ben hat oder da ßdiese Aufführung nicht als Fest- 
vorstellung für dos Taubstummeninstitut gegeben 
worden ist. 
* 
Der heimische Komponist Grolaska schrieb e>n 
Orchesterstück, „Variationen über ein Stück von 
Mozart". Lebte Mozart noch, könnte er sich nicht 
revanchieren — er fände kein Thema in Grolaskas 
Werken. 
* 
Das gute Fräulein Helperich hat einen Sekbst- 
mordversuch verübt, weil ihr die Rolle in „Odysseus 
Heimkehr" von Bungert nicht gegeben wurde. 
Fräulein Algöldy sollte ein Gleiches tun, weil sie 
sie erhielt. 
* 
„Meistersinger", Sonntagen. 
Singt Frau Blauß im Quintett gar schön. 
Wünscht man noch mehr Strophen, 
Leider ist sie kein Euchen mehr. 
Sondern schon ein Ofen. 
* 
Jüngst lauerten mir mehrere Sänger nachts 
in der Nähe meiner Wohnung auf und drohten, 
mich zu verprügeln. Schlau entzog ich mich der 
Strafe. Ich Egoist versprach, keine Opern mehr 
anzuhören. 
* 
Man hat mir den Zutritt ins Opernhaus ver 
wehrt. Durch diese für mich sehr angenehme Maß 
nahme werden aber die Vorstellungen auch nicht 
besser werden. 
* 
Mein Redakteur besteht aus seinem Vertrag 
und zwingt mich. Opern zu hören. Ich fürchte mich 
aber vor der angedrohten Züchtigung. Ich werde 
daher über die miserabelsten Vorstellungen höchst 
günstig berichten. „Oberon" war gestern fabelhaft. 
* 
Der Tenor Gurt-Hölderich sang Sonntag in 
„Robert der Teufel" die Stelle „Ja, das Gold ist 
nur Schimäre" mit dem Brustton der Ueberzeugung. 
Gurt-Hölderich ist Volontär — einer von den ech 
ten — ganz ohne Gage, Und da sagt man, An 
gelo Neuman bezahle seine Kräfte nicht entsprechend 
ihren Leistungen. 
* 
Welch glorreiche Aufführung des „Lohengrin" 
hörten wir Mittwoch. Die Sänger hinreißend, das 
Orchester und der Dirigent inspiriert, die Chore 
überwältigend, die Regie grandios. Es war eine 
Wonne, in der Oper zu sein. Eine Stunde vor 
der Vorstellung erhielt ich ein anonymes Schreiben, 
worin mir mitgeteilt wird, daß ich die Prügel den 
noch erhalten werde. 
* 
„Wie komme ich am schnellsten nach dem Au- 
gusto-Krankenhaus?" fragt jemand einen Jungen 
auf dem Potsdamer Platz. 
„Da brauchen Este nur noch mal über den 
Platz zu laufen, wenn das Signal grün ist! " 
Das AnglücksLsot. 
Hans Friedrich Munk. 
Die Leute in Sta. Isabella sind gute Fischer, 
aber sie haben nicht viel Glück mit dem Schiffbau. 
Als der reiche Eantadomo, der den Tabak hinter 
Ska. Isabella pflanzt, sich eine Schaluppe bauen 
ließ, um seine Ernte nach der Hafenstadt Dahia- 
verte zu verfrachten, zimmerten sie ihm ein Un- 
sslücksboot; so eins, daß ein böier Geist nicht aus 
seiner Hand läßt, oküchon der Pfarrer w'e auch der 
alte schwarze Emanuelo, der Heide, und viele andere 
ihre guten und bösen Sprüche daran verschwendet 
haben. 
Dreimal hatte Eantadomo Unglück damit, ein 
mal ging ihm der Tabak in die Luft — böse Zun 
gen sagten, er hätte zuviel Staub dazwischen ge 
wischt — einmal kippte es mit den beiden Schiffern, 
die man nie wieder gesehen hat, einmal kam es 
heim und brachte die Pocken nach Ska. Isabella. 
Niemand ging mehr an Bord des Bootes: schließlich 
kaufte der Neger Felicia es für einige Milreis — 
ein wahrer Jammer um das schöne Fahrzeug! 
Ich sage, Felicia wagte es, er schleppte die 
Schaluppe mit viel viel Vorsicht, neuangemalt nach 
Bahia-verte, der großen Hafenstadt jenseits der 
Bucht, um sie da anzubieten, ein schlechter Kerl, der 
Felicia. Man solle solche Boote verbrennen und 
nicht in guter Leute Hände geben. Aber seit er 
die ganze Schaluppe für zwanzig Milreis erworben 
hatte, lachte Felicia über den Aberglauben der 
Fischer in Sta. Isabella. 
Gerüchte gehen jedoch schneller als ein Felicia 
has Boot über die Bucht bringen konnte. Als er 
ks in Dahia-verte dem ersten Freund anbot, für 
hundert Milreis wohlverstanden, nickte der und 
spuckte aus, ärgerlich, daß man ihn für einen sol 
chen Grünen hielt. Ja, bis zum Mittag wußte es 
schon der ganze Hafen, daß Felicia das Unglücks- 
doot in den Hafen eingeschleppt hatte; die Leute 
wurden einsilbig, wo der alte schwarze Schiffer sich 
fr« ihnen an den Kai setzte, sie redeten über andere 
Dinge, über Fischfang, über die Polizei und über 
den fremden Dampfer, den man erwartet. Aber 
keiner wollte ein Boot kaufen, lieber Gott, für 
einen ehrlichen Schiffer war die Schaluppe ja auch 
zu groß und für einen Händler — nun ja, man hatte 
seine Ohren offen, es war gut, daß man über die 
Betrüger aus Sta. Isabella Bescheid wußte, über die 
dummen abseitigen Bergputzer, die den Leuten in 
Dahm-verte ihr besessenes Schiff anhandeln wollten. 
Wäre nicht der alte Tepake, der abgeheuert in 
die Heimat zurückkam und sich für sein Erspartes 
etwas kaufen wollte, ahnungslos bei Felicio ent- 
lang gekommen, just bereit, eine Bananenschaluppe 
zu kaufen, der andere wäre sein Boot niemals los 
geworden. Aber der alte Tepake wußte ja noch 
nicht, um was für ein Boot es sich handelte. Er 
kaufte es für zweihundert Milreis und iah sich schon 
nach Bananen und Papageien um. Tepake wollte 
in leiner Heimat zur Ruhe gehen und nur noch, 
wenn die großen Schiffe einmal einliefen, den 
Gringos seine Tiere und Früchte anbieten. Er 
hoffte daran für den Rest seines Lebens genug zu 
haben. 
Andern Tags weiß ja auch Tepake Uber das 
besessene Boot Bescheid, er läuft spornstreichs zum 
Polizeihauptmann. Aber ein Polizeihauptmann 
darf nicht zugeben, daß er abergläubisch ist. Tepake 
läuft deshalb gleich einem Besessenen von einem 
Schiffer zum andern, er bietet.die Schaluppe für 
hundert Milreis an, für 50, für 40, aber die 
Schiffer zucken mit den Achseln, niemand nimmt sie 
ihm ab. 
Wäre da nicht gerade der Zöllner gewesen, den 
aus Bosheit niemand warnt, und der für leinen 
Kaffee nach einer guten Schaluppe sucht, der alte 
Tepake wäre mit dem Geisterboot sitzen geblieben, 
er hätte von neuem aus See gehen müssen, um einen 
Milreis zum andern zu legen, er hätte, kurz gesagt, 
sein Sparen fürs Alter noch einmal von vorne be 
ginnen müssen. Ein Glück, daß der Zöllner gerade 
ein Boot brauchte! Felicio hätte vor Neid platzen 
können; Tepake verkaufte dem Zöllner das Boot 
für dreihundert Milreis. 
Der Zöllner hat niicht zuviel und nicht zu 
wenig gegeben. Er brauchte die Schaluppe, um für 
einen Gringo Kaffeesäcke auf ein Schmuggelschiff 
zu fahren, das küstenlängs Ladung einhandelte — 
eigentlich ehrliche Ladung, versteht ihr? Denn was 
ist das für eine gewinnsüchtige Regierung die von den 
Pflanzern zu billigem Geld aufkauft und einen Ho 
lsen Gewinn herausschlagen.will, wo der arme Kaf- 
fecbauer nur den halben Preis bekommt. 
Manuela, der Zöllner, billigte die Haltung der 
„Bist du denn nicht mehr mit der Trude ver 
lobt?" 
„Nein, sie wollte mich nicht haben." 
„Na so etwas, hast du ihr denn nicht von dei 
nem reichen Onkel erzählt?" 
„Ja — leider — jetzt wird sie meine Tante!" 
* 
Schulze hat geschäftlich in Klein-Glemmnitschau 
zu tun. Auf dem Bahnhof erkundigte er sich beim 
Bahnhofsvorsteher nach den Hotels des kleinen 
Ortes. 
„Manche ziehen das „Weiße Lamm", manche 
die „Rote Tulpe" vor. Aber in welchem von bei 
den Sie auch absteigen werden, Sie wevden bestimmt 
in keinem schlafen können." 
„Warum denn nicht?" 
„Weil Sie die ganze Nacht bedauern werden, 
daß Sie nicht das andere gewählt haben. " 
Wdt 
Neue Tricks Londoner Taschendiebe. 
Wie wir dem „Tägl. Korr." entnehmen, haben 
die Taschendiebe in London einen neuen Trick 
ausgeheckt, um ihre Opfer auszuplündern. Die 
neue Art scheint sich für die Herren Langfinger 
bewähr: zu haben, da bei der Polizei viele An 
zeigen über Diebstähle eingehen, die unter - den 
neuen Begleitumständen verübt worden sein müs 
sen. Die Bestohlenen erzählen übereinstimmend, 
sie seien über die Straße gekommen; da sei ein 
ihnen unbekannter aber gut gekleideter Herr aus 
sie zugekommen und habe in aller Höflichkeit ihr 
Augenmerk darauf gerichtet, daß sie auf der Rück 
seite des Mantels einen Fleck hätten. Zugleich 
hätte der Fremde nebenbei bemerkt, daß es ein 
leichtes wäre, den Fleck zu entfernen. Auffällig 
ist, daß in allen berichteten Fällen die Diebe als 
Tatort llntergrundbahnhöfe gewählt hatten; und 
fast in allen Fällen folgten die Opfer treu und 
brav der gegebenen Anregung, sich in den Wasch 
raum zu begeben, um dort den Fleck entfernen 
zu lassen. Dort stießen sie in sämtlichen Fällen 
auf einen gleichfalls gut gekleideten Herrn Num 
mer zwei, der freundliche Anteilnahme an den 
Tag legte und in liebenswürdigster Weise sich er 
bot, bei der Entfernung des Flecks mitzuhelfen. 
Erst nach geraumer Zeit entdeckten die Opfer, daß 
Brieftaschen und Tasck nuhren gleichzeitig mit den 
hilfsbereiten Fremden verschwunden waren. Der 
letzte Fall dieser Art betraf einen int Ruhestand 
lebenden Oberst, der einen unbekannten Herrn, 
der hinter ihm ging, in freundlichem und teil 
nehmendem Tone sagen hörte: „Verzeihung, mein 
Herr! Sie haben einen häßlichen Fleck auf dem 
Rücken ihres Mantels." Der Oberst zog seinen 
Mantel aus und fand zu seiner lleberraschung 
einen großen Klumpen Straßenschmutz aus dem 
Mantel. Während er ratlos dastand, fragte der 
unbekannte Herr, ob der Fleck nicht in dem Wasch 
raum des Bahnhofs abgewaschen werden könne. 
Regierung nicht und weil die Regierung ihre Zöll 
ner nicht bezahlte, und ihnen drum auch nicht so 
scharf auf die Finger sah, nahm er es auf sich, statt 
im Kleinen einmal einen 6mf nach draußen zu 
bringen, wie die dummen schwarzen Schmuggler 
es tun, für einen Freund eine ganze Schaluppe voll 
Dohnen zu fahren. Erst als er das Boot vorsich 
tig gladen hatte und schon aussegeln wollte, hörte 
er von einem Neider, was er da für einen Boden 
unten den Füßen hatte . 
Sei es nun, daß Manuela wirklich von allem 
Aberglauben frei war oder aber, daß der Schmuggel- 
dampfer nicht lange wartet und zur Umladung keine 
Zeit mehr war, der Zöllner Manuelo mußte los 
fahren. Er mußte allein losfahren, weil kein 
Mensch bei ihm an Bord bleiben wollte, nicht der 
dümmste Junge, nicht ein Knabe, der den Mastro 
kratzen, geschweige denn das Segel hissen wird. 
Nun, was ganz Bahia-verte voraus gesagt 
hatte; die Sache ging schief. Da war nämlich ein 
Negierungsdampfer dem Schmuggler mit abgeblen 
deten Laternen auf der Fährte. Als Manuelo schon 
draußen vor der Lagune kreuzte, und er fern die 
zwei roten Lichter übereinander zu sehen meinte, 
mit denen die Kaffeeschmuggler winken, wurde er 
aus dem Dunkel gerammt, fürchterlich gerammt. 
Hätte er nicht just noch die schlampige Ankerkette 
des Negierungsdampfers zu packen bekommen, er 
hätte wahrhaftig sein Leben verloren, wie ganz 
Bahia-verte in dieser Nacht erwartete. 
Manuelo hätte aber immer noch Ehre und 
Kragen verlieren können, hätte er nicht geistes 
gegenwärtig sofort vor den erschreckt zusammenlau 
fenden Leuten nach einer Erklärung gesucht: „Hei 
lige Jungfrau, just hätte er, der Zöllner Manuelo, 
ein Schmuggelboot beim Kragen gehabt, was hätten 
sie ihn zum Teufel zu überrennen?" Ein Schmug 
gelboot? „Ja, eine ganze Schaluppe voll Kaffee, 
auf die er, der Zöllner Manuelo, seine tausend Mil 
reis Prämie gekriegt hätte." Die tausend Milreis 
bekamen einen leuchtenden Glanz, sie erleichterten 
blitzschnell das Ausspinnen. Ja, mitten im Glück 
hat ihn der Regierungsdampfer angerannt, nichts 
ist mehr zu sehen in der Dunkelheit, nicht die Scha 
luppe, nicht sein Boot, nicht der arme geenterte 
Schmuggler, der wohl längst bei den Haistischen 
treibt. Mit hundert beteuernden Gebärden erfaßt 
Manuelo, einmal im Fluß, die Lage. Er fordert 
ein Protokoll, ein ganz langes Protokoll, er ver- 
Der Vorfall spielte sich auf der Treppe zum Mary- 
lebone-Bahnhof ab. Bereitwillig folgte der Oberst 
dem Wink Als er den Waschraum betrat, fand 
er dort einen anderen wohlgekleideten Herrn, der, 
als der Oberst sein Mißgeschick erzählte, dies aufs 
lebhafteste bedauerte. Als der alte Herr ihm 
den Rücken zuwandte, rief der Fremde aus: „Aber 
da ist ja auch ein Fleck auf Ihrer Jacke!" Der 
Oberst legte nun auch den Rock ab; und nachdem 
er ihn untersucht hatte, hängte er ihn an dmm' 
Haken, während er sich mit dem Fleck auf dem 
Ueberrock beschäftigte. Unterdessen verschwand der 
teilnahmvolle Unbekannte; und als der Oberst 
seine Jacke anziehen wollte, sand er zu seinem 
Entsetzen, daß seine Brieftasche fehlte. 
Indianerjagd auf wilde Pferde. 
Mit ohrenbetäubendem Kriegsgeheul und ver 
wegensten Reiterkunftstücken hielt kürzlich ein Trupp 
von Indianern der Oregon-Refervation unter ihrem 
Stammeshäuptling ihren Einzug in die friedliche 
Gemeinde Oliver in Britisch-Columbia. Man 
fühlte sich in die Indianerromantik früherer Tage 
zurückversetzt, nur befanden sich die Rothäute dies 
mal erfreulicherweise nicht auf dem Kkriegspfad. Sie 
trieben 400 wilde Pferde vor sich her, die im offe 
nen Gelände eingefangen waren, und die später 
verladen wurden, um in einer Roßschlächterei in 
Montara zu Büchsenfleisch verarbeitet zu wevden. 
Die wilden Pferde sind der Schrecken der Farmer 
geworden, da sie das Gras auf den Weideplätzen der 
Viehherden abfressen. Die Regierung hat deshalb 
eingegriffen und die Indianer der Reservation aus-, 
gefordert, die wilden Pferde zu verfolgen. Die 
roten Cowboys haben tagelang das hügelige Ge 
lände durchstreift, um die Pferde einzukreisen. Die 
400 Pferde, die sie diesmal hereinbrachten, waren 
die Beute der dritten Razzia. Vorher waren schon 
zwei Herden mit insgesamt 200 Wilden Pferden 
nach Reu Westminster getrieben worden, wo sie 
getötet und das Fleisch als Futter silr die Fuchs 
farmen verkauft wurde. 
Bernstein als — Werkstoff. 
Bernstein war bisher nur als Material für 
Schmuckgegenstände bekannt. Neuerdings wird er 
auch als Werkstoff nutzbar gemacht. Für die La 
boratoriumspraxis stellt man Reagensgläser, Be 
cher, Schalen aus klarem Preßbernstein her. Diese 
Gefäße sind verhältnismäßig billig und zeigen 
sich gegen starke Säuren und Laugen recht beständig. 
Auch zur Anfertigung medizinischer Geräte dient 
der Bernstein, weil er die hier sehr wichtige Eigen 
schaft besitzt, auf Blut gerinnungshemmend zu 
wirken. 
„Oh, was für eine schöne kleine Hand Sie 
haben", schwärmte der schüchterne Liebhaber. „Ich 
hätte Lust, sie zu küssen . . ." 
„So", gab sie schnäppisch zurück. „Mein G«. 
sicht ist also häßlich?" 
langt Schuß gegen die Regierung, die ihre eigenen 
Zöllner nachts umkommen läßt, er besteht auf der 
Prämie von tausend Milreis — sind nicht Zeugen 
genug da, die die Schaluppe haben wegsacken sehen? 
Reiner Kaffee, beste entschält« Bohnen — fünfzig 
Sack waren an Bord, das sind tausend Milreis 
Prämie! Zählt nach! 
Nicht daß der Kapitän des Regierungsdompfers 
nun ein schlechtes Gewissen gehabt hätte, er fuhr 
abgeblendet nach seinen Instruktionen. Aber er 
hatte Mitleid mit dem armen Zöllner, der um seine 
Prämie gekommen war, er wußte, wie bitter der 
gleichen brennen kann. Und er teilte die Prämie 
von tausend Milresi mit dem Zöllner, er setzte das 
Protokoll so auf, daß kein Mensch wagen konnte, 
dem Beamten aus Bahia-verte die Prämie vorzu 
enthalten. 
Sehr unzufrieden ist nunmehr der Reger Fe 
licio, der das Boot für zweihundert Milreis an 
Tepake verhandelt hat, sehr zufrieden ist Tepake, 
der es den, Manuelo für dreihundert Milreis ver 
kaufte, sehr zufrieden sind der Zöllner Manuelo und 
der Kapitän des Regierungsdampfers, die auch zu 
ihrem Recht gekommen sind. Wer sagt noch, daß 
es ein Unglücksboot sei, die Schaluppe aus Sta. 
Isabella? 
Aber wie der Regierungsdampfcr andern Tags 
in Bahia-verte einläuft, treibt kieloben eine neuge 
teerte Schaluppe und rundum, mit entsetzten Ge 
bärden und wildem Armschlagen sammeln sich die 
Vananenhändler, die gerade draußen auf die Reede 
fahren wollen, weil ein großes Schiff mit dummen 
Gringos an Bord zu mittag ankern wird. Mit viel 
Beschwörungen und vielen bedauernden Worten 
um den armen Manuelo, fahren sie schließlich 
weiter, um die Stunde nicht zu verpassen. Einsam 
treibt das Boot kieloben, niemand wagt, Hand daran 
zu legen. Selbst der Regierungsdampfer hat keine 
Zeit, der Kapitän hat es eilig, das Protokoll vorzu> 
legen, auf dem die tausend Milreis stehen. 
Endlich erbarmt sich der Neger Felicio des alten 
Wracks. Bis zum Abend hat er es an der Küste 
weit draußen vor der Stadt an Land gebracht, an 
dern Tags hat er es aufgerichtet und am dritten 
Tag schleift er es küstenlängs weiter nach Süden, 
um im nächsten Hafen sein Glück zu versuchen. Denn 
es ist doch ein Glücksschiff, nicht wahr? Wenn die 
Geister auch Böses wollen, es kann doch kommerr. 
daß viele gerechte Leute damn verdienen. 
A
	        
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