Full text: Newspaper volume (1930, Bd. 4)

w« mußten. Der Kampf ist nicht zu Ende, ein un 
sichtbarer schwerer Krieg, Nachwirkung des Weltkrie 
ges und seiner Verwüstungen, hat ihn mehr verschärft 
als je. Einflüsse, die über das Weltmeer herüberrei 
chen, greifen dem Bauern in sein in Jahrhunderten er 
kämpftes und aufgebautes Arbeitsgefüge. Wenn der 
kanadische Weizen blüht, dann ist es. als stiegen wie 
in alten Zeiten die Fluten und brächen die Deich«. 
Vielfach ist ein« Stimmung im Land«, wie bei großen 
Katastrophen. Der neue Kampf wird noch nicht ver 
standen, er ist zu plötzlich und ohne Vorbereitung auf 
gezwungen worden. Für die Not, die unsichtbaren 
weltwirtschaftlichen Gewalten entstammt, werden nahe, 
innerpolitische Ursachen gesucht. Mutlosigkeit, Verbitte 
rung, Auswanderungstrieb, politische Romantik geht 
um in den alten stattlichen Dörfern. Das Land ist 
nicht völlig gerüstet, sein inneres Gefüge ist zum Teil 
zu starr, sein wirtschaftliches und soziales Leben durch 
überalterte Formen gehemmt. Die Hilfe des Staates 
ist mangelhaft, allzuoft greift er von den Zentralen 
aus verständnislos ein, alt« Selbstverwaltungstradi 
tionen und -tugenden werden nicht verwertet, sondern 
unterdrückt. 
Man lasse das Land mit entsprechender zentraler 
Hilfe stch selbst innerlich festigen, sich selbst rüsten ge 
gen das Uebermächtige, gegen die Aenderungen der 
Weltzusammenhänge. Das ist das Einzige, was zu 
tun bleibt. Das ist das Ergebnis aus all den Bil 
dern und Gesprächen dieser Tage. Siedlung ist ein 
Stück Selbstrüstung dieses Landes, ein Stück seiner 
Selbsthilfe. „Wer nicht will deichen, der muß weichen". 
Wo aber Wille zum Deichen ist, da pflege und fördere 
man ihn so verständnisvoll wie möglich, da regiere 
man so wenig wie möglich dazwischen, da lasse man 
ch» stch mit möglichster Zweckmäßigkeit entfalten. Er 
ist «sch immer wie in alten Zeiten die fruchtbarste 
şşraft zum Wiederaufbau und zur Neugestaltung. 
3n Hameln und Bonn 
MnimiM mit MimllWW. 
Barthous 3a 
und Barthous Nein. 
Nachdem Poincare Sonnabendmittag den 
Auftrag des französischen Staatspräsidenten, die 
Bildung des neuen Kabinetts zu übernehmen, in 
folge seines Gesundheitszustandes abgelehnt hatte, 
beauftragte Staatspräsident Doumergue im Laufe 
des Nachmittags den Senator der Demokratischen 
und Radikalen Bereinigung, Barthou, mit der 
Bildung der Regierung. Barthou, der bereits 
einmal Ministerpräsident und mehrere Male Mi- 
nister war, hat den Auftrag angenommen. 
Aus einer Regierungsbildung durch 
Barthou ist jedoch, wie heute aus Paris ge 
funkt wird, nichts geworden. Barthou hat in 
der verflossenen Nacht um 1 Uhr dem Staats 
präsidenten einen Besuch abgestattet und den 
Auftrag zur Bildung eines Kabinetts zurück- 
gegeben. Ter Entschluß Barthous. die Regie 
rungsbildung abzulehnen, ist auf die Hal 
tung der Radikalen zurückzuführen, die stch 
geweigert haben, mit der Republikanisch-De 
mokratischen Bereinigung iGruppe Marin) 
in einem Ministerium zu sitzen. In gut un 
terrichteten parlamentarischen Kreisen ist 
nian der Auffassung, daß Doumergue den bis 
herigen Arbeitsminister Pierre Laval mit 
der Bildung des Kabinetts beauftragen wird. 
Laval gehört dem linken Flügel des Senats 
an, der zu keiner bestimmten Partei zählt. 
Gegenüber der Rechtspresse, die den Nadikal- 
sozialisten Furcht vor der Regierungsverant- 
wortnng vorwirft, verteidigen sich diese in 
ihrem Organ, der „Republiae". Das Blatt be 
tont, daß sich die Partei bereit erklärt habe, 
an einer Konzentration teilzunehmen, die 
alle republikanischen Parteien umfasse. Wenn 
Barthou aber die Gruppe Marin mit in die 
Regierung ziehen wolle, so bedeute dies die 
Bildung eines verschleierten sog. nationalen 
Blocks und eine Erweiterung" und Festigung 
der Tardienschen Mehrheit. 
Es wirken sich also die Gegensätze zwi 
schen Rechts und Links im französischen Par 
teilager von neuem ans, wobei außen- wie 
innerpolitische Fragen mitspielen werden. 
Tie Marin-Gruppe oder sog. Republikanisch- 
Demokratische Vereinigung mit starkem groß- 
industriellen Einschlag gilt als die schärfste 
nationale Richtung. Tie Radikalen oder Ra- 
dikalsozialisten — die Parteibegriffe in Frank 
reich weichen von denen in Deutschland ab - 
gelten als die Interessenvertretung eines 
liberal angehauchten Mittelstandes,- ihre 
Hauptvertreter sind Herriot und Taladier. 
Wesentlich ist bei der Wendung der Tinge, 
daß ein das nichtsozialistische Bürgertum zu 
sammenfassendes Kvnzentratiouskabinett, öf 
ter die Sehnsucht französischer Staatsmän 
ner, auch diesmal wieder mißglückt ist. 
* , * 
MŞer Gesanölenwechsel in Berlin 
Amtlich wird aus Berlin mitgeteilt: Der 
polnische Gesandte Roman Knoü hat Berlin 
verlassen. Während seiner Abwesenheit führt 
Legationsrat Wyszinski die Geschäfte der Ge- 
sandschaft. 
Das polnische Regierungsblatt „Kurier 
Ezerwony" berichtet von einem Wechsel im 
polnischen Auswärtigen Dienst. So soll anstelle 
des Gesandten in Berlin, Knoll, der bisherige 
stellvertretende Außenminister Wysocke treten 
der ursprünglich als Botschafter für Angora in 
Aussicht genommen war. 
Fünf neue Hinrichtungen in Nußland. 
Tie O. G. P. U. hat in Blagoweschensk 
sechs Personen wegen Spekulation mit Silber 
zum Tode verurteilt. Während ein Angeklag 
ter begnadigt wurde. lind die übrigen fünf 
Todesurteile bereits vollstreckt worden. 
Ueber 49 Verletzte in Hameln. 
TU. Hameln, 7. Dez. Die hiesige Ortsgruppe 
des Reichsbanners hatte zu einer Versammlung 
nach dem Monopolsaal aufgerufen. Hier waren 
auch zahlreiche Nationalsozialisten erschienen. Als 
während der Aussprache einem nationalsozialisti 
schen Diskussionsredner das Wort entzogen und er 
vom Podium geworfen wurde, griffen mehrere 
Nationalsozialisten ein, und es entspann sich eine 
große Schlägerei, wobei man mit Stühlen, Stuhl 
beinen, Biergläsern usw. aufeinander losging. 
Sechs Nationalsozialisten wurden schwer verletzt 
und mußten nach dem Krankenhause gebracht wer 
den. Bei einigen von ihnen zweifelt man an ih 
rem Aufkomme». Etwa zwanzig Reichsbanner- 
leute wurden leicht verletzt. Schließlich erschien 
die Polizei, die mit dem Gummiknüppel gegen die 
Nationalsozialisten vorging und sie aus dem Saal 
drängte. Auf der Straße setzte stch die Schlägerei 
fort, so daß die Polizei noch mehrere Male ein 
greifen mußte. 
Nach einer W.T.B.-Meldnng wurden vier Na 
tionalsozialisten schwer und etwa 20 leicht verletzt, 
6 Reichsbannerangehörige schwer und 13 leicht. 
Ueber die Entstehung der verhängnisvollen Schlä 
gerei sagt dieses Nachrichtenbüro, als in der Dis 
kussion einem nationalsozialistischen Redner we 
gen Ablaufs seiner Redezeit das Weiterreden nicht 
gestattet worden sei, hätten mehrere Hundert Na 
tionalsozialisten, die auf Lastkraftwagen aus der 
Umgebung herantransportiert waren, die Ver 
sammlungsleitung und Reichsbannerangehörige 
angegriffen. 
§!immg eines §. A.-Aufmarsches. 
20 Verletzte in Bonn. 
Bonn, 7. Dez. Am heutigen Sonntag hatten 
dis Bonner Nationalsozialisten zu einem großen 
S.A.-Aufmarsch ausgerufen, dem sich eine Kund 
gebung in der Beethovenhalle anschloß. Bereits 
bei dem Aufmarsch kam es zu Zusammenstößen 
mit politisch Andersdenkenden, bei denen Natio 
nalsozialisten durch Kopfschüsse schwer verletzt wor 
den fein sollen. Es sollen zwölf schwerverletzte 
Nationalsozialisten ins Krankenhaus eingeliefert 
worden fein. Der ursprünglich für abends ange 
setzte Fackelzug wurde mit Rücksicht aus die Zu 
sammenstöße von der Polizei untersagt. 
Ueber die 
Vorgänge in Bonn 
wird außerdem gemeldet: Zu blutigen Zusam 
menstößen kam es zwischen Nationalsvzlali- 
sten und Anhängern anderer politischer Par 
teien. Die Nationalsozialisten hatten zu einem 
großen Aufmarsch aufgerufen, zu dem zahl 
reiche Teilnehmer aus dem ganzen Rhein 
lande erschienen waren. Vor der Beethoven- 
Halle, in der die Nationalsozialisten eine Kund 
gebung abhalten wollten, kam es zu einem 
wüsten Handgemenge. Plötzlich fielen eine 
Reihe von scharfen Schüssen, wodurch eine An 
zahl Nationalsozialisten schwer verletzt wur 
den. Da die Bonner Polizei den Demonstran 
ten nicht gewachsen war, mußte sie den Kölner 
Regierungspräsidenten telephonisch um Hilfe 
angehen, der drei Einheiten der Kölner Schutz 
polizei sofort nach Bonn entsandte. Im ganzen 
sind gegen 20 Personen zum Teil schwer, zum 
Teil leicht verletzt worden. 
5onKî6g§Msà?el 
in Mim mh Amgegà 
Im Laufe des Sonntags tam es in Ber 
lin und Bernau zu Zusammenstößen zwischen 
Nationalsozialisten und Kommunisten. Beson 
ders in Bernau nahmen die Zusammenstöße 
größeren Umfang an. Hier fand eine Kund 
gebung der Nationalsozialisten statt, die von 
Kommunisten, die aus Berlin gekommen wa 
ren, gestört wurde. Tie Polizeibcamten ivurden 
von den Kommunisten mit Steinen beworfen. 
16 Personen wurden schwer verletzt, darunter 
mehrere Polizisten. Bei einem Umzuge von 
Reichsbannerleuten in Neukölln entwickelte 
sich in der Hermannstraße eine Schlägerei, doch 
konnte die Polizei die Ruhe bald wiederher 
stellen. Aehnliche Zusammenstöße ereigneten 
sich in der Frankfurter Allee, aus dem Peters 
burger Platz und bei einem Umzuge des 
Stahlhelms am Senefelder Platz im Norden 
Berlins. 
Private Steuerprojektenmacher. 
Jublkops, GMplgràn, Katzen, Mos. 
Wenn man die Fülle von Steuervorschlägen 
so schreibt uns unser Berliner B.B.-Mitarbeiter, 
berücksichtigt, die täglich aus Kreisen des Publi 
kums im Neichsfinanzministerium eingehen 
könnte es fast den Anschein haben, als wenn das 
deutsche Volk noch nicht genug besteuert ist. Dies 
scheint aber nur so, denn jeder Vorschlag schließt 
in der Regel den Einsender und seinen Beruf von 
der Zahlung der Steuern aus. Rund 80 Vor 
schläge laufen täglich im zuständigen Ressort des 
Ministeriums ein, die einer Prüfung unterzogen 
werden, wenn stch auch meistens herausstellt, daß 
die Pläne undurchführbar oder nicht lohnend sind 
Dabei gibt es kaum einen Gegenstand, der nicht 
zur Besteuerung vorgeschlagen wird. Im Vorder 
grund stehen der Bubikopf und das Auto, aber 
auch Sondersteuern für Doppelverdiener, für Sei- 
denstrümpfe, Richtwähler. Pferde, Goldplomben, 
Rundfunkteilnehmer, Katzen usw. sind nicht selten 
Mit welcher Leidenschaft sich manche Zeitgenossen 
dieser Aufgabe unterziehen, zeigt die Tatsache, daß 
ein Straßenbahnschaffner in den letzten Jahren, 
wie die „Räder" mitteilen, nicht weniger als 38 
bis ins kleinste ausgearbeitete Steuervorschläge 
eingereicht hat! Viele dieser Retter aus Steuer 
not sind so uneigennützig, für ihre Idee nichts zu 
verlangen, andere fordern eine Provision von 100 
Mark bis 130 000 Mark, oder wollen sich ein Post 
chen als Leiter der neuen Steuerabteilung sichern 
şme parlamenlachche Mftage über die 
.JnlemÄÜomle der Gslllosen" in Berlin 
Bundtzen (Christlich-Rationale Bauern- und 
Landvolkpartei). 
Die „Schleswig-Holsteinische Landeszeitung" 
meldet unter dem 19. v. Mts.: „Die Eottlosenver- 
bände in der Sowjetunion teilen mit, daß die neu- 
gebildete „Internationale der Gottlosen" von 
Moskau nach Berlin übersiedeln wird. Die Rus 
sen werden bei dieser Internationale eine ständige 
Lertretung unterhalten und sie durch Geldmittel 
unterstützen." 
Richt nur in Schleswig-Holstein, sondern weil 
darüber hinaus in allen Schichten der Landbevöl- 
'erung herrscht größte Empörung, daß jetzt diese 
völlig überflüssige und mehr als verderbliche „In 
ternationale" ausgerechnet ihren Sitz nach Berlin 
verlegt hat. Allem Anschein nach soll hier eine 
systematische Unterminierung des deutschen Vol 
kes durch atheistische Kreise, die deutscher Kultur 
und deutschem Empfinden völlig fremd, sogar 
feindlich gegenüberstehen, einsetzen. Schärfste Auf 
merksamkeit der verantwortlichen Staatsstellen 
muß unverzüglich einsetzen. 
Ich frage daher: 
1. Ist dem Staatsministerium die Gründung 
bezw. Uebersiedlung der „Internationale der Gott 
losen" bekannt? 
2. Wenn ja, was gedenkt das Staatsministe- 
rmm zu tun, um früh genug kommenden Gefah 
ren energisch entgegenzutreten? 
Berlin, den 2. Dezember 1930. 
Es ist begrüßenswert, daß der Abgeordnete 
Vundtzen-Langstedt diese Angelegenheit zu einem 
Gegenstand der Anfrage gemacht und damit dem 
Empfinden weiter Kreise entsprochen hat. 
pnf Tàurļà im Ramsiu-Yrozetz, 
Das oberste Gericht der Sorvsetunion hat 
nach 36stündiger Beratung die Angeklagten 
Ramsin, Larischew, Kalinikow, Tscharnowski, 
und Fedotow zum Tode durch Erschießen ver 
urteilt. Die übrigen Angeklagten Otschkin, 
Sitnin nnd Kuprijanow wurden zu zehn Jah 
ren Gefängnis verurteilt. Das Urteil ist rechts 
kräftig. Die Begründung des Urteils wird spä 
ter übermittelt werden. 
Am den Mm „Im Westen mchls tos“. 
Lücke im Lichtspielgesetz. — Sächsischer Antrag 
bei der Oberprüfstelle. 
Zu dom gegenwärtig dem amerikanischen 
Kongreß vorliegenden Gesetzentwürfen über die 
völlige Abschließung der Vereinigten Staaten ge 
gen Einwanderer sowohl aus den „Quotenlän 
dern" wie vom amerikanischen Kontinent ver 
öffentlicht nun das Staatsdepartement in 
Washington die genauen Zahlen über die Wir 
kung, die die im September eingeführte rigorose 
Prüfung aller Visumsanträge dahin, ob der An 
tragsteller der öffentlichen Armenpflege zur Last 
fallen könnte, im Oktober 1930 gehabt hat. Für 
dis Quotenländer wurden 500 Visen weniger aus 
gestellt, als auf Grund der Quoten verfügbar wa 
ren. Aus Mexiko wurden nur 236 Einwanderer 
gegenüber 3993 im Oktober 1928 zugelassen, aus 
Kanada nur 1622 gegenüber 6127 im Oktober 
1929. Für deutsche Einwanderer wurden anstatt 
der monatlichen Höchstgrenze, etwa 2300, nur 428 
Visen erteilt. Rach diesen 428 allerdings nur 
inmonatigen Erfahrungen schätzt man die Ab 
nähme der Einwanderung für das Ende Jum 
1931 schließende Etatsjahr auf 135 000 oder 75 
Prozent, und man betrachtet unter diesen Umstän 
den die Anträge aus völligen Ausschluß aller Aus 
känder für zwei oder fünf Jahre als unnötig 
Die kleine jetzt zugelassene Zahl stehe in keinem 
Verhältnis zu dem politischen Schaden, der durch 
die Abriegelung der Vereinigten Staaten gegen 
über Kanada und Lateinamerika entstehen könnte 
Zu der Vorführung des Films „Im Westen 
nichts Neues" wird von zuständiger Stelle mit 
geteilt, daß es nach dem bestehenden Lichtfpielge- 
>etz keine Bestimmungen gebe, nach denen der 
Film verboten werden könne. Bei der Beratung 
der Fitmprüfstelle habe der Vertreter des Aus 
wärtigen Amtes seinerzeit keine Bedenken gegen 
den Film in der vorliegenden Fassung geltend ge 
macht, weil er nach den augenblicklichen Bestim- 
munaen keine Möglichkeit gehabt habe, gegen die 
Zulassung des Films Einspruch zu erheben. Die 
Reichsregierung habe schon immer verlangt, daß 
der Beurteilung eines Films durch die Prüfstelle 
nicht die deutsche, sondern die Originalfassung zu 
grunde liegen müsse. Eine diesbezügliche Novell« 
zum Lichtspielgesetz fei seinerzeit vom Bildungs 
ausschuß des vorigen Reichstages, aber nicht vom 
Reichtstage selbst angenommen worden, da dieser 
aufgelöst worden sei. Es sei beabsichtigt, diese No 
velle wieder im Reichstage einzubringen. Di« 
Filmprüsitelle könn« nochmals über den Film ent 
scheiden, wenn ein Land sie anrufen würde. 
Das ist inzwischen geschehen: denn aus Dres 
den wird gemeldet: Die Borführung des Bild 
streifens „Im Westen nichts Neues" haben in 
Berlin zu schweren Störungen der öffentlichen 
Ordnung geführt. Da es bei Aufführungen in 
Sachsen mit Sicherheit zu gleichen Störungen kom 
men würde, hat die sächsische» Regierung bei der 
Oberprüfstelle in Berlin den Antrag gestellt, dis 
Zulassung des Bildstreifens zu widerrufen. 
Neue Demonstrationen. 
Am Sonntagabend kam es vor dem Mozart- 
«aal, in dem der Film „Im Westen nichts Neues' 
vorläufig weitergegeben wird, zu nationaljoziali. 
«tischen Demonstrationen. Die Polizei ging mit 
dem Gummiknüppel mehrmals gegen die Demon 
stranten vor. Es bildete sich ein Demonstrations 
zug, der unter Absingen von Kampfliedern und 
Rufen „Wir fordern das Verbot des HetzfUms!" 
vorbeimarschierte. Nationalsozialistische Demon 
stranten behaupteten, daß ein großer Tetl der 
Eintrittskarten für die Sonnlagsvorstellungen an 
Angehörige des Reichsbanners und sozialdemokra 
tischer Jugendverbändö kostenlos ausgegeben wor 
den fei. 
Starkes Polizeiaufgebot. 
Für die zweite Auffiihrung des Tonfilms 
hatte die Berliner Polizei ein überaus starkes 
Aufgebot entsandt. Vor dem Theater patrouil 
lierten auf den Bürgersteigen des Nollendorfplat« 
zes, auf dem sich dichte Scharen Neugieriger an 
gesammelt hatten, zahlreiche Doppelposten Im 
Foyer, in den Treppenhäusern, sowie aus den 
Rängen und im Parkett verstreut befand sich 
gleichfalls eine große Zahl Schutzpolizisten. Zu 
Protesten im Haufe kam es infolgedessen nicht. Boi 
einigen Stellen allgemein kriegsseindlicher Ten 
denz wurde geklatscht. 
Sport vom Sonntag. 
tBorberickt). 
Das Fußballspiel des HSB. gegen Holstein-Kiel würd« 
von den Hamburgern verdient mit 3:1 (1:0) Toren gewon 
nen. Holstein spielte schwunglos und wurde voin HSB. 
durch das erstklassige Auf. und Abwehrspiel der Läufer 
reihe immer wieder in die eigen? Sprelhälfte gedrängt. 
Der Deutsche Fußballmeister Hertha DEC. wurde von 
Nord-Nordwest in einem Punktspiel 0:7 geschlagen. 
Weitere Fußballergebntsse: Länderspiel Frankreich gegen 
Pelgien 2:2; UT. gegen Eintracht-Frensburg 5:2; Kilia ge 
gen Rasensport-Neumünster 3:1; RDB gegen Rasensport- 
Schleswig 10:1; VfL. Nordmark gegen Brunswik 3:2; Gelb- 
Blau gegen Polizei 4:3; Schleswig 06 gegen TSV. Gaarde- 
2:2; Comet gegen Bordesholm 2:2, Preußen-Itzehoe gege« 
VfB.-Kicl 1:1; GBV. gegen Fortiina-Elückstadt 2:1; Sport- 
freunde-Neumünster gegen VfL. -Heide 4:1; Eckernförde ge 
gen Ellerbek 2:1; Altona 93 gegen Union 4:3; Eimsbüttel 
gegen Unitas 11:2; Polizei gegen FC. St. Pauli 4:2; St 
Georg gegen St. Pauli Sport 5:1; RBB. 3 gegen Brook- 
siebt 2:3. 
Handballergebnisse: Turnerspîele: Hassee-Winterdek ge 
gen Polizei Kiel 1:4; KMTB. gegen KTB. 3:1; TSV. Gaar 
den gegen Ellerbek 2:1. — Sportlcrergebnisse: Kilia gege« 
I. Kieler Handball-Club 4:1; Wassersportverein Kiel gege« 
Kanu-Club Rendsburg 4:1; VsL. Nordmark gegen Eintracht 
7:5; RBV. gegen UT. Kiel 0:0; Holstein Damen gegen 
T. V. 2:0; Brunswik Damen gegen Ellerbek lv:0; Was 
serfreunde Damen gegen GDB. 1:1; KEV. Damen gegen 
Kanu-Elub 5:1; RBV. 3 gegen KEV. 2 6:0. 
Wetterbericht. 
Für Deutschland: überall veränderliches Wet 
ter, strichweise leichte Niederschläge, auch im 
Osten Milderung. 
kegle $otferungen no i MvnW- Mtzt 
Hambura. den 8. Dezember 1930 
Getrei d e (Presse in R^l per lOQQ Kg.) 
Reizen franko Hamburg 75'76 ks-neuc 
^eizen ab inland. Station 
loggen franko Hambura 70'71 kc neue 
^oaaen ab inland. Station neue Ernte 
Sinter erbe ab inland. Station -neue 
^ommer-mrste ab inland. Station 
^onanaerve.wkssr Mamburg.loko unverz 
baser franko Hamburg 
baser ab inland. Station 
254 00-758 0 
244.00—248. 0 
I68.no—17’ 0 
156.00—16V 0 
104.00—108.00 
198.00—22' 0 
83 00— 85/0 
156.00—164. 0 
«44.00—152. C 
Futtermittel (Breite 'n R « pet 50 Kg prpt 
^ei-ienkleie.inld. 
"eizenkl.. int. m nr 
''ooaenkleie, tnl. * 
-'ros.-o.""Watok'.* 
"aPl.PoN^ 
'6i,e-«dleie * 
"r-ise-Von-rds ■ ** 
5 50 
6 75 
4.00 
4.00 
6.15 
8 00 
5 00 
''aims. Hard.-Wildt 
îokoskuck». „ 
Raosk'ich. „ 
^rdn,jKknK.„ 
''einkuşben .. 
Neşà-Mebl^M 
^aoa-S-brot 
5.00 
6 65 
4 10 
6 40 
7 90 
3.35 
7 00 
Meb! (Presse in R M per 100 Kg 1 
uszuamebl btei. Müblen 
'^ckermebl dieß Müblen 
- '«d 9?0m>etnneM die«. Müblen 
'oaaenarobmebl biel. Müblen - 
r.ndo 
rulssa. 
46 75 
41.25 
32 00 
23 00 
sietig, M«h» stetig. 
*) verzollt. **) transito. 
Berliner Getreidefrühmarkt 
rsm 8. Dezember 1S38 
Tendern: rubm. 
.öeizen ...--»47.00—248.04 ! 5ha er 141.. t— I45.0C 
Hoflģcn... .152.00— 153 00 Wetzendleie. l0l.00-10S.06 
Ferste 19C.00—195.00 I Rogocnkleie..90.00—95.0 
Von »r-r 
ah. Bad Bramstedt. 6. Dez. Dem Fcrkelmarn 
waren 168 Ferkel und Läuferschweine zugeführt. Der 
Handel war mittelmäßig und der Markt wurde knapp 
neräumt. Es wurden folgende Presse erzielt- 4—6 
Wochen alte Tiere 10—12 Jl. 6—8 Wochen alte 12 
bis 15 Mark. S—12 Wochen alte 15—20 M Nach 
Gewickt gehandelt kosteten die Ferkel 55—60 4 und 
die Läuscrschweine 50—55 das Pmnd Veste Ware 
w-u'-de über Noiiz bezahlt. Fett'ch-weine wurden da? 
Pfund Lebendgewichl mit 58—59 4 bezahlt.
	        
Waiting...

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