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der ethische Wert
öes ScherrktNS.
Schenken bedingt Denken! Das Richtige zu
treffen, einen wirklichen Wunsch zu erfüllen — das
ist der wahre Sinn des Schenkens. Dabei kommt
ks weder darauf an, ab die Gabe einen praktischen
Nutzwert hat oder ob sie im Nichterfüllungsfalle
entbehrlich, noch ob sie den Vcrmögensvcrhällrusicn
des Gebers oder des Empfängers angepaßt ist. Im
Gegenteil, einem Vermögenden Geschenke zu machen,
P mehr Sache des Herzens als einem Unvermögen-
den. Da heißt es Hören und Sehen, Liebhabereien
herausfinden, Neuheiten auf dielen Gebieten suchen
hl'w. Jemandem etwas schenken, was er 'ich nicht
selbst kaufen kann, ist Sache des Taktes. Man muß
şchon sehr gut mit einem Menschen stehen, um ihm
praktische Geschenke machen zu dürfen.
Wie man auch sei: Niemals ist der Wert eines
Geschenkes von Größe und Kostbarkeit abhängig.
Das „betriebsmäßige" Schenken hat mit dem Schen
kn in ethischem Sinne nichts gemein. Das Ge
schenk darf nie eine Belohnung, ein Entgelt oder
^n Wiedergeben sein, all das macht dem Empfänger
den Dank zur peinlichen Pflicht; es ''oll vielmehr
der Ausdruck von Herzlichkeit und Liebe sein, der
sich auch in dem kleinsten Geschenk widerspiegelt,
ìiiid nur dann schenken, wenn man selbst Freude
?N Geben hat. Pflichtgeschenke sollte man nach
Möglichkeit vermeiden oder ihnen wenigstens eine
persönliche Note geben.
Es liegt im Tempo unseres heutigen Lebens
degrünüet, daß wir zu wenig Zeit finden, uns in
ändere Menschen hereinzudenken, ihre Wünsche zu
^lauschen. Nehmen wir uns zu dem bevorstehenden
Deihuachtsfest einmal die Zeit, die kleine Mühe wird
llns tausendfach belohnt werden in der Freude des
ändern.
Die WcihttachîsbrêsrZrrngeķr
der Hsusjrmr
und See ķmzeķhemKeķ.
Von Dr. Walter Elauß, Referent der Einzcl-
handelsgemeinschaft.
Die unerfreulichen wirtschaftlichen Verhältnisse
machen es in diesem Jahre der Hausfrau besonders
schwer, die Geschenkfrage nach allen Seiten hin zu
îôsen, und manche Hinderungsgründe finanzieller
und ökonomischer Art können wohl zum Verzögern
Hinausschieben der beabsichtigten Weihnachts-
^îorgungen führen. Deshalb dürfte ein besonde-
Appell an alle Hausfrauen in diesem Jahre be-
rechtigt und erfolgversprechend sein, ein Appell des
gesamten Einzelhandels für die kommenden Wo
chen, der in der Aufforderung gipfelt:
Tätigt frühzeitig Eure Einkäufe.'
Kaust überhaupt vor Weihnachten ein!
Der erste Wunsch will besagen, daß die not
wendigen Fest- und Geschenkeinkäufe nicht erst in
den letzten Tagen vor Weihnachten ausgeführt wer
den sollen. Und es wäre aus verschiedenen Grün
den gut, wenn in diesem Jahre seitens der Haus
frauen von solcher Möglichkeit besonders fleißig
Gebrauch gemacht würde. Denn die wirtschaftliche
Depression, in der wir heute leben und die nicht
zuletzt den gesamten Einzelhandel ernstlich gefähr
det, inacht es erforderlich, daß der Kaufmann alle
unnötigen Unkosten zu senken und zu vermeiden
versuchen muß. Bei diesem Bestreben bedeutet für
ihn der frühzeitige Verkauf seiner Weihnachtsartikel
eine wesentliche finanzielle Entlastung. Er kann,
ohne neue Kredite aufzunehmen, Nachbestellungen
vornehmen, kann die Kosten der Lagerhaltung ein
sparen. kann Zinsersparnisse zu einer Preisherab
setzung bei schwerer absetzbaren, aber um deswillen
nicht weniger begehrten Gegenständen verwenden
u. a. m. Zum andern bietet die frühzeitige Erle
digung der Weihnachtseinkäufe für die Hausfrau
eine Zeit der Besinnung, ob das Richtige erstanden
ist, oder ob man es nicht besser umtauscht, ändern
läßt oder ergänzt, bezw. ob man nicht noch dieses
oder jenes Stück hinzukaufen muß, um die Wir
kung des Geschenkes zu erhöhen. In der Hast der
trubulösen letzten Weihnachtswoche besteht die Ge
fahr, Dinge einzukaufen, die sich zu spät als ein
Mißgriff herausstellen und die Freude am Geschenk
nehmen. Es kann dies leicht eintreten, wenn beim
Andrang des kauf- und schaulustigen Publikums
die individuelle Bedienung trotz Vermehrung des
Verkaufspersonals — oder vielle-cht gerade deshalb
— leidet, eine Erscheinung, die der Geschäftsinhaber
nicht zu verhindern vermag, die aber den aus eige
ner Nachlässigkeit zu spät kaufenden Kunden selbst
benachieiligt. Der frühzeitige Weihnachtseinkauf
bedeutet endlich auch eine anerkennenswerte Rück
sichtnahme auf die im Einzelhandel Beschäftigten,
für die nicht selten die Vielarbeit der Hochbetriebs
tage vor Weihnachten ein die Festfreude beeinträch
tigendes Abgespanntsein nach sich zieht.
Noch dringender ist der zweite Wunsch des Ge
schäftsmannes: Kauft überhaupt vor Weihnachten
ein!
Hiergegen gibt die Hausfrau zwei Gründe an:
Erstens, die Bequemlichkeit und die Vorteile des
Dargeschenks, zweitens, die Aussicht auf einen all
gemeinen Preisabbau.
Das Dargeschenk ist zum Leidwesen des Einzel
händlers verbreiteter als man annimmt. Es hat
verschiedene, zugegebenermaßen auch berechtigte
Gründe, z. B. Gaben an Notleidende usw. Viel
fach aber entspringen sie der Bequemlichkeit des
Schenkenden oder der Wunschträgheit desjenigen,
für den der Betrag bestimmt ist. Auch spricht oft
mit die Aussicht auf den bald nach Weihnachten
folgenden Inventurausverkauf, wo man billiger ein
zukaufen hofft. Ein Bargeschenk ist doch nun aber
reinster Materialismus, wenn es in solcher Erwä
gung um weniger Pfennige willen, die nur für
einige Warengruppen gelten kann und zudein nicht
sicher ist, seinen Ursprung hat. Das paßt gar nicht
so recht zum Weihnachtsfest, welches noch ein wenig
Idealismus in unsere materielle Zeit hineinträgt.
Cs ist nicht anzunehmen, daß sich die Hausfrau gern
einen solchen Mangel an Idealismus nachsagen
läßt. Daher möge sie das Dargeschenk vermeiden
und damit auch dem Einzelhandel bienen. für den
es eine nicht unerhebliche Schmälerung des Weih
nachtsgeschäftes bedeutet.
Was die Aussicht auf einen Preisabbau betrifft,
so ist der Hausfrau einzuräumen, daß sie nach al-
lem, was sie über die diesbezüglichen Maßnahmen
der Reichsregierung in den letzten Monaten gelesen
und gehört hat, wohl auf den Gedanken kommen
mußte, daß ein allgemeiner Preisabbau nahe be
vorstünde.
Eine allgemeine Senkung des Preisniveaus
kann sich jedoch nur allmählich durchsetzen, und es
wäre daher ganz falsch, mit der Deckung seines
Bedarfs zurückzuhalten in der Erwartung, daß nun
gerade auf dem in Betracht kommenden Warenge
biete in nächster Zeit ein Preisabschlag eintreten
würde.
Dies gilt besonders für die Weihnachtsein
käufe der Hausfrauen. Es wär im gegenwärtigen
Zustand unserer Wirtschaft verfehlt, den Einzelhan
del in größte Gefahr zu bringen, zumal cs sich nicht
um gegenteilige Interessen, sondern um das gemein
same Ziel, dem Volksganzen zu helfen, handelt. Die
Bedeutung gerade des Weihnachtsgeschäfts ist für
viele Einzelhandelsbetriebe ' weit größer, als die
Konsumenten annehmen. Mit seinem Erfolg oder
Nichterfolg steht und fällt unzähliger Spezialge
schäfte Existenz. So müssen beispielsweise die Um
sätze der Spielwaren-, Radioartikel-, Wäsche-, Her-
renausstattungsgeschäfte, des Buch- und Musika
lien-, des Glas- und Porzellanhandels, der Scho
koladen- und KonfitUrenläden in den Endmonaten
des Jahres das Mehrfache der Umsätze in allen
übrigen Zeiten des Jahres zusammengenommen
betragen, um die Aufrechterhaltung des Betriebes
überhaupt zu ermöglichen. Ferner gibt es zweifel
los Einzelhandelsbetriebe, deren jährliche Umsatz
kurve gleichmäßiger verläuft, und solche, die in an
deren Monaten des Jahres ihre Hauptumsätze zu
machen pflegen. Doch sind auch diese an dem zu
sätzlichen Bedarf, den das Weihnachtsfest bringt,
stark interessiert und beanspruchen einen Anteil an
seiner Deckung für sich. Alle Kategorien insgesamt
sind also letzten Endes darauf eingestellt, mit einem
guten Weihnachtsgeschäft rechnen zu müssen. Die
Folgen des Gegenteils würden weitere Arbeitslosig
keit und Fortschreiten des wirtschaftlichen Nieder
ganges fein.
Deshalb möge die Hausfrau dem dringenden
Rufe des Einzelhandels jetzt ganz besonders fol
gen und in der Vorweihnachtszeit frühzeitig ihre
Einkäufe tätigen im Bewußtsein, damit einen Dienst
nicht nur sich und dem Einzelhandel, sondern dar
über hinaus der notleidenden deutschen Wirtschaft
zu leisten.
fites rmö bm*
Gedenktafel für die erste deutsche Aerztin.
In Quedlinburg, der Geburtsstätte-der ersten
deutschen Aerztin, Frau Dr. Dorothea Ehristine
Erxleben, geb. Leporin, hat der Verkehrs- und Vcr-
ichönerungs-Verein im Einvernehmen mit dem Ver
bände weiblicher Aerzte Deutschlands beschlossen,
die berühmte Tochter der Stadt durch eine Gedenk
tafel an dem Hause, in dem sie 1718 geboren wurde,
zu ehren.
Drrchempfchkrmßsrr.
Die Frau unserer Zeit. Ein neuartiger Frauen
kalender erscheint im Safari-Verlag. Berlin, heraus
gegeben von der bekannten Journalistin und
Schriftleiterin Frieda Radel, Hamburg. Er bringt
neben Porträts hervorragender Frauen und Wie
dergaben ihrer Werke zahlreiche Bilder aus der
Ausbildung des jungen Mädchens, aus der Woh
nung, aus dem Berufs- und Sportleben der mo
dernen Frau; dazwischen Reproduktionen von
Kunstblättern, die auf die Stimmung des betref
fenden Monats Bezug nehmen und zahlreiche frische
Fotografien aus dem Kinderleben. Unter den 52
Bildern sehen wir beispielsweise die erste deutsche
Buchbinderin Marie Lühr bei der Arbeit, Fran
ziska Bruck beim Unterricht in der Blumenkunst,
Milly Sieger im Atelier, Käthe Kruse von ihren
Puppen umgeben, wir sehen Maiden auf einer Ge
flügelfarm und Kleinkinder beim Turnen, junge
Mädchen beim Hockey, bei der Säuglingspflege, bei
der Berufsberatung. Diese wenigen Hinweise mö
gen die Mannigfaltigkeit, auf der diese Neuerschei
nung sich aufbaut, charakterisieren. Der beigege
bene Text weist auf fruchtbares Frauenschaffen hin,
Sinnsprüche und Lyrik von Frauen umrahmen die
Blätter. Gedenktage erinnern an das Wirken der
Vergangenheit. „Die Frau unserer Zeit" ist der
vielversprechende Anfang zu einem Werk, das in
immer neuer Folge die ganze Vielgestaltigkeit de»
heutigen Frauenlebens mit seinen zahllosen Mög
lichkeiten, Aufgaben, Erscheinungen und Ausgestal
tungen widerspiegeln und ein Weggenosse der Frau
im Beruf und im Leben sein möchte. L. o. G
Schaffende Frauen überall! Wir sind gewöhnt,
sie nicht nur im Haushalt, sondern in kraftvollem
Wirken auf allen Gebieten zu finden, z. V. in der
Seelsorge, Politik, Rechts- und Staatswissenschaft,
Chemie, Medizin, Schule, im Sport u. v. a. Mit 52
Bildnissen und kurzen verbindenden Texten berich
tet der Beyer-Kalender „Frauen-Schassen 1931"
über zahlreiche Führerinnen, deren Tätigkeit und
Erfolge. In seiner vornehmen Aufmachung ist er
die Zierde jedes Damen-Schreibtisches und ein
überall willkommenes Geschenk. Für nur 2,80 RM.
durch jede Buchhandlung zu beziehen, wo nicht,
wende man sich an den Verlag Otto Beyer, Leipzig,
Weststraßc 72.
Bücherei der Frau, Leopold Klotz-Verlag,
zu beziehen durch Buchhandlungen und
Frauenvereine. Dieser Buchkatalog will ein Füh
rer sein zu neuen und zu alten bewährten Büchern.
Die mitwirkenden Frauenvereine bearbeiten die
Beurteilung der Neuerscheinungen ihren Arbeits
gebieten entsprechend. Die Listen der früher erschie
nenen Werke sind unter ihrer Mitarbeit entstanden.
Der Katalog sei als neutraler Ratgeber aller Frauen
wärmstens empfohlen. E. Sp.
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Maria Theresia's erster Krach
mit ihrem £mnul
(Zum 150. Todestag am 29. November.)
Stark veranlagte und groß wirkende Natu
ren, so wie die bedeutende Kaiserin eine war, be
wundern wir in jenen Momenten, da ihr Wollen
und Können sie in das Glanzlicht des Ruhmes stellt.
Aber menschlich näher kommen sie uns im freund
lichen Lichte ihres Alltagslebens. Deshalb mag
folgende, der Wahrheit nacherzählte Begebenheit
vielleicht interessieren. Umsomehr, da sie ein nicht
unwichtiges historisches Ereignis zum Endresultat
hatte. Als Pflästerchen, das Maria Theresia dem
geliebten Gatten auf. die Wunde legte, die ihm der
erste Krach verursacht hotte. / Aber so weit sind
wir noch nicht, nein. Noch sitzen die Thereserl, so
wie der Franzel, jedes in seinem Zimmer im
Schmollwinkel, krebsrot vor Zorn, und selbst der
Oberhofmeisterin, der Fuchsin, beider Vertraute,
şällt es schwer, Frieden zu stiften. So sehr sie auch
dazu veranlagt ist, im Gegensatz zu ihrem Namens
vetter, Herrn Reineke Fuchs. Diese würdige Fuchs
in also pendelt vergebens zwischen den beiden
jungen Ehegatten hin und her. Sie wundert sich
höchlich, daß sie diesmal bei Franz Stephan kein
leichteres Spiel hat. Denn er, der Bescheidene, Gut
mütige, immer liebenswürdig Heitere, reagiert doch
ionst auf jede, noch so leiseste Schwingung des rei
zenden, erzherzöglichen Pantöffelchens — damals
uoch kein kaiserliches, wozu es erst in vier Jahren
befördert wurde. — Franz Stephan ist tödlich be
leidigt. Hat ihm doch seine blutjunge Gattin es
abgeschlagen, bei ihrem Vater, dem damals noch
regierenden und mit dem jungen Paar zusammen
in der Hofburg wohnenden Kaiser Karl dem Sech
sten, ihn, besagten Franzerl, einen Fe!dl)errnstab
zu erwirken. Er hatte ihn schon einmal geführt —
leider. Gegen die Türken, diese aber nicht sonderlich
damit in Schrecken versetzt. Die Erfolge seines gro
ßen Vorgängers, des Prinzen Eugen, spukten ihm
im Kopfe herum. Mer ein Feldmarfcholl war der
Franzel nicht — so hatte ihm die Thereierl ver
sichert, ihn ein Trostbusserl gegeben und ihn ein
»süßes Hascherl" genannt. Man denke! ein Ha-
şcherl! im selben Moment, wo man den General
partout rausbeißen will! Na — ein Wort gab das
andere. Die Thereierl war nie aufs Goscherl gefal
len, und den Schluß der Debatte stehe oben. / Es
war aber kein schöner Schluß. Das konstatierten
beide Hauptakteure. Und es wurde auf die Dauer
langweilig. Vergebens lauerte die Thereserl auf
ein „Fortsetzung folgt", hoffentlich aoer in anderer
Tonart. Wieder in Dur. nicht mehr in Moll. Es-
dur womöglich, denn beide waren sehr für kulina
rische Genüsse. Der Franzel aber kam derweil auf
die Idee, zur Jagd zu reiten. Er ließ alle Vor
bereitungen hierzu durch seinen Kammerdiener tref
fen/ was man drüben hörte. Zufällig, ganz zu
fällig natürlich. Aber mit keiner Silbe ließ er
seine Gemahlin zur Begleitung auffordern. Ab-
icheulich! Und sie war doch so eine leidenschaftliche
Jägerin und Reiterin und zum Anknabbern süß zu
Pferde. / Ja, da war guter Rat teuer. Was tun?
Denn eine zukünftige Kaiserin wirft sich selbst dem
angebetetsten Gemahl — das war Franzel bis an
sein hochseliges Ende — nicht so larifari an den
Hals. Eher konnte man es vielleicht durch eine List
versuchen, den Abtrünnigen herbeizulocken. Denn
bei dem trüben Wetter, das eben mit Hagelschauern
einsetzte, da gab es nämlich einen Genuß, dem der
Franzel noch lieber fröhnte, als der Iagdpassion.
Umsomehr, da es eine verbotene Frucht war. Vom
kaiserlichen Herrn Vater am Hofe untersagt, streng
stens, allerstrengstens. Und wenn dieser nun etwa
mittendrin dazukam? Auch die brave Fuchsin schüt
telte sehr bedenklich den Kopf. Aber es gab eben
nur dies eine Mittel, den Dickkopf seinem Jagd-
vorhaben abwendig zu machen und das war —
ein Kaffeestündchen bei allerlei guten, süßen Din
gen. Und die Thereserl bat und bettelte so herzig
bei ihrer Fuchsin, daß diese, die ja selbst mit einem
Täßchen des verbotenen Getränkes auf gutem Fuße
stand, nicht nein sagte. Zudem wohnte der Kaiser
ja weit drüben im anderen Flügel und hatte heute
mittag das Vorhaben bekundet, auch zur Jagd zu
gehen. Also mit Volldampf — im wahren Sinn
des Mortes — ans Werk.
Das Wasser kocht. Die Fuchsin brüht das
verpönte Getränk selbst im Boudoir ihrer Schutz
befohlenen auf. Mit allen erdenklichen Borsichts
maßregeln. Nur dis brave, verschwiegene Kam
merfrau, die Hieronymus, ist mit im Komplott.
Sie schmuggelt nämlich die gefährlichen Kaffee
bohnen zwischen Schleiern und Bändern ein und
erwärmt das Wasser auf dem Lockenbrennapparat.
Schmunzelnd — denn auch sie liebt ein Täßchen.
Die bei Maria Theresia bekanntlich Sommers und
Winters offenen Fenster werden fest verschlossen,
aber die Tür zum Korridor wird geöffnet, damit
das wunderbare Kaffeearoma einladend zum
Franzel hinüberschweben könne. Selbstverständ
lich hatte man dem edlen Zweck zuliebe heute eine
halbe Bohns mehr genommen. / Und nun wartete
man ab. Und ließ sich derweil schön machen, was
man ja ohnehin schon war. Aber in dem silber
gestickten Brokatkleid mit dem hellblauen Mieder,
über das die blonden Ringellocken fielen, fand der
Franzel sie ja immer „einfach zum Fressen". Und
der weite Reifrock hob die schlanke Taille ebenso
vorteilhaft hervor, wie der halblange, weite Puff
ärmel den blendend weißen Arm und die schöne,
charaktervolle Hand. / „I mag heut fei Diadem
im Haar,. Hieronymus," hieß es zum Schluß, „tuet
Franzel soll durch ein Krönerl grad jetzt nit an
die zukünftige Kaiserin g'mahnt werden. Nur
sei' Thereserl soll er hier vorfinden." / Der Kaffee-
duft hatte inzwischen seine Schuldigkeit als Lock
speise getan. Seine großherzogliche Hoheit, der
Franzel, geruhten an seiner Tür zu schnuppern,
sie dann ein bissel zu öffnen — grad soweit, daß
die erlauchte Nasenspitze hindurchlugen konnte und
zuletzt seinen vertrauten alten Kammerdiener, der
auch gern Kaffee trank, über den Korridor schräg
hinüber zur Frau Erzherzogin zu senden. Zur An
knüpfung der Friedensverhandlungen. Dort drü
ben stand, an der selbstverständlich ganz zufällig
offenen Tür die Fuchsin und empfing ihn sofort
in persönlicher Audienz. Die Antwortsnote mutz
äußerst loyal ausgefallen sein. Denn schon fünf
Minuten darauf sehen wir Thereserl und Franzel
einträchtiglich neben einander auf dem Divan
sitzen. Bor sich am gemütlichen, runden Tisch eine
riesige Kaffeekanne, eine Kristallschale voll frisch-
geschlagener Schlagsahne und köstliche Krapferln,
Milchkipferln usw. Und die Unterhaltung war
ein bissel politisch. Man aß und trank und bus
selte nach Herzenslust. Im Nebenzimmer gab es
eins Filiale hiervon, einen „Kammerkaffee", wenn
auch ohne Busserln. Dazu waren die Teilnehmer
nicht mehr jung genug. / Doch — mit des Ge
schickes Mächten ... — Plötzlich stürzt die von Zeit
zu Zeit mit der Taste in der Hand den Korridor
auf und ab patrouillierende Hieronymus herbei
mit dem Schreckensruf: „Der Kaiser kommt." /
Dem Franzel fällt vor Entsetzen fast die Tasse aus
der Hand. Kennt er doch, als am Wiener Hof
erzogen, genugsam den strengen, zeremoniellen
Kaiser. Thereserl aber ist nicht so leicht aus der
Fassung zu bringen: „Fuchsin! dis Fensterl auf
und die Türen zu. 's Kaffeekannerl in mei' Klei
derschrank. So. Da bleibt er hübsch warm. Und
den Schlagobers naus aufs Fensterbrettl. So.
Da bleibt sie gut kalt, bis der Kaiser fort ist.
Außerdem haben der Herr Bater'n g'sunden
Schnupfen — unberufen — und werden nix rie
chen." Wenige Augenblicke danach ahnt niemand
mehr etwas von einer üppigen Kaffeejanse (Ve
sper) / Oberhosmeister von Khevenhüller, übri
gens ein guter Freund van Maria Theresia, mel
det leise schnuppernd den — tatsächlich stark er
kälteten — Kaiser an. Das junge Paar erstirbt
vor Entzücken in Knixen und Bücklingen. Und da
Frau Sonne mit im Komplott ist — eben grüßt
sie leuchtend durchs Fenster — beschließt der Kai
ser rasch, doch noch zur Jagd zu reiten und emp
fiehlt sich eiligst. Sowie aber der letzte Zipfel kai
serlicher Majestät den langen Korridor hinab ver
schwunden ist, holt die Thereserl die Schlagsahne
zum Fenster herein und die Fuchsin die Kanne
aus dem Kleiderschrank. Der war kochend, denn
die schlaue Fuchsin hatte ihn in ein Kapuzerl von
ihrer Herrin eingewickelt. Und da schmeckte er dem
Franzerl noch mal so gut. Aber er sollte gleich
noch ein Pflästerchen auf seine Feldherrnwunde
haben. Deshalb versprach ihm die Thereserl, daß
sie ihn bei ihrem dereinstigen Regierungsantritt
zum Mitregenten annehmen und ihn außerdem
zum römischen Kaiser werde krönen lassen. Hui
auch hieran knüpfte sich eine drollige, kleine Epi-
sode. Denn als Franz Stefan zu Frankfurt am
Main am 4. Oktober 1745 wirklich diese Ehrung
erfährt und eben, als dis Zeremonie vorbei, aus
dem Römer auf die Straße tritt, da ertönt als
erster Gruß vom Balkon gegenüber ein quellen-
frisches „Vivat Franziskus". Das war ganz Ma
ria Theresia, das echte Naturkind, das auch einst
von der Loge des Burgtheaters ihren lieben Wie
nern zurief: „Ihr Leut, der Poldl (ihr Sohn Le
opold) hat 'nen Buben." Und die im Park von
Schönbrunn für jede arme Mutter zu sprechen
war. / So — für beide Teile befriedigend —
endete der erste Krack Maria Theresias mit ihrem
Franzel. Es sollte nicht der letzte sein — behüte
— es hat noch manchmal gedonnert und geblitzt,
aber eingeschlagen hat es nie.
Anna Schwabacher-Bleichröder.