123. Jahrgang / Nr. 279 / Zweites Blatt.
__ Dkhteswltz- KoļlletnļsijM
LandeszeitunD
K-enbsvlwger TageblirE
Freitag, den 28. November 1938.
Rendsburg, den 28. November 1930.
Beschlüsse der städtischen Kollegien
Einrichtung einer Volksküche. — Genehmigung der Iahresrechnung
1929/39. — TitelüberLragungen.
ZuBeginn der gestrigen Kollegien-Sitzung macht«
der Bürgermeister vor Eintritt in die Tagesordnung
di« Mitteilung, daß Stadtinspektor Lohs« in der Nacht
zum Donnerstag nach langer Krankheit von seinem
schweren Leiden durch den Tod erlöst worden ist. Lohst
trat im Jahre 1918 in di« Verwaltung der Stadt
Rendsburg ein, wo er di« Laufbahn als Stadtsekretär
und Obersekretär durchmachte und zwar in einer Stell«,
die die größte Pflichterfüllung eines Beamten erfor
derte. Als Leiter des Fürsorgeamtes, so führte der
Bürgermeister weiter aus, habe er den Verstorbenen
als einen treuen, aufrichtigen und ehrlichen Beamten
kennen gelernt, dem keine Arbeit zu viel gewesen sei,
und der von einem unbedingten Pflichtgefühl durch
drungen war. Seines schweren Leidens wegen habe er
sich, ein krankes Kind im Haufe, einer schweren Ope
ration unterziehen müssen, die ihm nicht die erhoffte
Heilung gebracht habe. Die Beamtenschaft und die
Stadtverwaltung stehen trauernd an der Bahre dieses
treuen Beamten, dem sie ein gutes Andenken über
das Grab hinaus bewahren wollen. Zu Ehren des
Verstorbenen erhoben sich die Anwesenden von ihren
Sitzen.
Dann wurde in die Tagesordnung eingetreten.
Das Kasscnrevifionsprotokoll vom 31. 10. 1930
wurde durch Kenntnisnahme erledigt. Der Bürger
meister konnte die erfreuliche Mitteilung machen, daß
es auch in diesem Monat gelungen sei, ohne Inan
spruchnahme eines Kasscnkredits durchzukommen.
Verpachtung des Wirtschastsbetriebes der Stadthalle.
Die Verpachtung des Wirtschaftsbetriebes in der
Stadthalle war mit dem 31. 10. 1930 abgelaufen. Die
Neuverpachtung war ausgeschrieben und wurde an den
Besitzer des Conventgartens, C. Schulze, verpachtet.
Der Verpachtung stimmten die Kollegien nachträg
lich zu.
Ermäßigung des Standgeldes in der Viehmarkthalle.
Durch die viehseuchenpolizeiliche Anordnung über
Maul- und Klauenseuche vom 31. Oktober 1930 sind
für den Viehhandel in der Viehmarkthalle dadurch er
hebliche Erschwernisse eingetreten, daß eine Ausfuhr
über die Provinzgrenze hinaus nur bei Vorlage eines
am'tstierärztlichen llntersuchungszeugnisses des Ur
sprungsbestandes erfolgen darf. Durch diese Anord
nung wird der Antrieb ^ür die Viehmärkte erheblich
erschwert, auch entstehen neue Kosten für die Beibrin
gung dieser Ursprungszeugnisse. Da die Stadt ein
erhebliches Interesse daran hat, die Viehmärkte in
ihrem bisherigen Auftrieb für Rendsburg zu erhalten,
und um eine Abwanderung auf andere Viehmärkte
zu verhindern, beschlossen die Kollegien, der bereits
vom Magistrat in Kraft gesetzten Ermäßigung des
Standgeldes um 50 Prozent für die Fälle, in denen
das amtstierärztliche UntersuchungszeuMis des Ur
sprungsbestandes vorgelegt wird, zuzustimmen.
Nachbewilligung für die Landwirtschatfliche Fachschule.
Der an die Landwirtschaftskammer zu zahlende
laufende jährliche Zuschuß für die Landwirtschaftliche
Fachschule in Höhe von 3280 Mark war bisher wegen
bestehender Abrechnungsdifferenzen noch nicht zur Aus
zahlung gelangt. Die Anweisung ist erst im neuen
Etatsjahr erfolgt. Da im Etat Mittel zur Deckung
dieses vorjährigen Zuschusses nicht vorgesehen sind, wird
beschlossen, den Betrag zu Lasten des Titels IX, Ins
gemein nachzubewilligen.
Titelübertragung bei den städtischen Werken.
Da der Etat der städtischen Werke in Abwesen
heit des damaligen Direktors allein von der städtischen
Werkskommission aufgestellt wurde, hat sich nach Dienst
übernahme durch den neuen Direktor herausgestellt, daß
in verschiedenen Titeln Einsparungen möglich sind,
daß in anderen Titeln jedoch zwangsläufig Mehraus
gaben entstehen. Es wurde beschlossen, der Werks
kommission das Recht zu übertragen, im Benehmen
mit dem Magistrat innerhalb der Titel der städtischen
Werke Titelübertragungen für das laufende Etats
jahr vorzunehmen.
Titelerhöhung für das städtische Krankenhaus.
Da der Titel für Unterhaltung der Instrumente
and Apparate beim städtischen Krankenhaus erschöpft
ist, aus welchem die Anschaffungen der Röntgenfilme
und Röntgenplatten bestritten werden, wurde beschlos
sen, einer Titelerhöhung um vorläufig 2000 Mark zu
zustimmen. Die Mehrausgabe erfolgt durch Mehrein
nahmen durch Röntgenaufnahmen.
Titelübertragung Wohlfahrtspflege.
Die im Titel Wohlfahrtspflege für Transportkosten
vorgesehenen Mittel in Höhe von 2500 Mark sind
erschöpft. Es wird beschlossen, durch Uebertragung von
dem Titel Natural- und Sachunterstützung 1000 Mark
für Transportkosten nachzubewilligen.
Der Titel Krifenfürsorge mit 13 Ml Mark ist
erschöpft. Infolge der Neuregelung der Kristnfüriorge-
bestimmnn'gen ist hier mit einer weiteren Ausgabe von
16 000 Mark zu rechnen. Es wird beschlossen, diese
16 000 Mark nachzubewilligen. Sie sollen ans den
Mitteln genommen werden, die der Stadt aufgrund
ihres Antrages a»" k** RLiàaķûwung zufließen
werden.
• Einrichtung einer Volksküchcnspeisung.
Der Magistrat hat Verhandlungen mit der Volks
küchekommission, der Fürsorgekommission, dem Vater
ländischen Frauenvevein und der Arbeiter-Wohlfahrt
bezüglich der Wiedereinrichtung der Volksküche gepflo
gen. Es ist beabsichtigt, die Volksküchenspeisung am
7. Dezember aufzunehmen. Bereits am 1. Dezember
wird den Wohlfahrtserwerbslosen, Sozial- und Klein
rentnern und Krisenfürsorgeempfängern Gelegenheit
gegeben werden, Bezugsmarken für die Volksküchen
speisung zu 10 Pfennig bei den Bezirksvorstehern zu
empfangen. Der Magistrat rechnet mit einer Ausgabe
von rd. 15 000 Mark und empfiehlt, den Titel Ratural-
und Sachunterstützung in Höhe von 23 000 Mark auf
35 000 Mark zu erhöhen, und von deni Gesamtbetrag
in Höhe von 35 000 Mark 15 000 Mark für die Volks
küchenspeisung bereitzustellen. Die Mehrausgabe von
12 000 Mark soll ebenfalls aus den der Stadt zuflie
ßenden Sonderzuwendungen gedeckt werden.
Genehmigung der Jahresrechnung 1929/30.
Die Stadtrechnung für das Rechnungsjahr 1929/30
sowie der Abschluß der städtischen Werke für den glei
chen Zeitraum ist von der Revisionskommission geprüft.
Es wird beschlossen, die Stadtrechnung 1929/30 in der
Einnahme mit 3 974 232,73 Mark und in der Aus
gabe mit 4 196 705,81 Mark im Ordinarium festzu
stellen, im Extraordinarium in der Einnahme mit
1 553 27013 Mark und in der Ausgabe mit 1 152 032,43
Mark, im Erunderwerbsfonds in der Einnahme mit
266 941,97 Mark und in der Ausgabe mit 211 729,71
Mark. Die Bilanz nebst Gewinn- und Derlustrechnung
der städtischen Werke weist einen Reingewinn von
46 234,54 Mark auf, wovon 39 066,97 Mark als Ge
winnablieferung der Stadt zufließen sollen. Diese Auf
stellung wurde genehmigt. Rach den Ausführungen
über die städtischen Finanzen in der Sitzung vom 30.
Juni 1930 schließt das Rechnungsjahr ab mit einem
tatsächlichen Unterschuß von 170 483,92 Mark. An noch
nachzubewilligenden E ta t süb er schreit un>g en sind insge
samt entstanden 188 714,29 Mark. Zur Deckung wird
beschlossen, einen gleichen Betrag dem Bestände des
Extraordinariums zu entnehmen. Das Extraordinari-
um weist nach dem Abschluß einen Bestand von
411218,41 Mark auf. Der Ernnderwerbsfonds weist
nach dem Abschluß einen Bestand von 55 212,26 Mark
auf. Es wird beschlossen, diesen Bestand dem Extra-
ordinar-iuin zuzuführen. An noch nicht bewilligten
Etatsüberschreitungen werden 75 849,25 Mark nachbe
willigt. Es wird beschlossen, den Differenzbetrag zwi
schen Einnahme und Ausgabe im Ordinarium, soweit
er den tatsächlichen Unterschuß von 170 483,92 Mark
übersteigt, d. h. 51 989,16 Mark (Mehrausgabe an
Hanszinssteuer aus Vorjahren) auf neue Rechnung vor
zutragen. Dem Stadt'kasfenrendanten Martens wurde
für die Rechnung Entlastung erteilt.
Dienstwohnung des Bürgermeisters.
Der Beschluß der städtischen Kollegien vom 26. 9.
1930 über die Verwertung des Direktorwohnhanfes der
städtischen Werke wurde dahin geändert, daß dem Bür
germeister gegen Einbehaltung des Wohnungsgeldes
neben Gewährung von Feuerung gegen Erstattung des
staatlich festgesetzten Heizungssatzes und neben Gewäh
rung von frei Licht, Gas und Wasser das Direktor
wohnhaus der städtischen Werke als Dienstwohnung
zur Verfügung gestellt wird.
Im Anschluß an die Kollegiensitzung hielt Stadt-
obersekretär Wucherpfennig einen Vortrag über „Ab
wicklung der Fllvsorgetätigkeit im Rahmen der gesetz
lichen Bestimmungen", aus dem wir demnächst die
wichtigsten Gesichtspunkte bringen werden. H
Eine willkommene Weihnachtsüberraschung:
Rendsburg erhält V 4 Million
Staatszuschutz.
Senkung der Grundvermögeufteuer um 138 Proz. — Ermäßigung der
Gewerbeertragfteuer um 139 Proz. — Bedinaung der Regierung: Ein.
führung der Bürgersteuer, der erhöhten Viersteuer und der Schank- und
Verzehrsteuer. — Die Kollegien stimmten den neuen Stenern zu.
Gestern abend kurz vor 7 Uhr wurde eine
Eilsitzung der städtischen Kollegien einbe
rufen, nachdem um 6 Uhr die ordentliche
Kollegiensitzung stattgefunden hatte. Bürger
meister Dr. de Haan konnte die erfreuliche
Mitteilung machen, datz das preutzische Staats-
minifterium dem Antrag der Stadt Rendsburg
auf Gewährung eines autzerordentlicheu Zu
schusses stattgegeben hat. Das preutzische
Staatsministerinm hat Rendsburg
einen Zuschnß von RM. 23Ô 000 —
zur Verfügung gestellt unter der Bedingung,
datz 100 000 Mark dieses Betrages dazu ver
wendet werden, um das in dieser Höhe zu
erwartende Defizit für das Rechnungsjahr
1930-31 abzudecken. Weiter sollen von dem
zur Verfügung gestellten Betrag 150 000 Mark
dazu verwendet werden, um die Grundver-
mögensstcner mit sofortiger Wirkung, rück-
mirkens vom 1. April 1930, von 700 % auf
550 % zu senken. Der Zuschuß wird nur gege
ben unter der Bedingung, datz die Stadt
Rendsburg bis zum 30. November die Ein
führung -er Notverordnnngssteuern be
schließt, und daß das Anfkommen aus diesen
Notverordnungsstenern verwendet wird zur
Herabsetzung der Gewerbeertragssteuer von
1000 auf 850 %, rückwirkend ab 1. April 1930.
Der Magistrat empfiehlt in seiner Mehrheit,
dem Verlangen der preußischen Regierung
zuzustimmen und für Rendsburg die Bürger-
steuer, die erhöhte Biersteuer und die Schank-
und Verzehrsteuer mit Wirkung vom 1. De
zember 1930 einzuführen.
Bürgermeister Dr. de Haan wies darauf
hin, daß beabsichtigt sei, die Schank- und Ver-
zehrsteuer möglichst durch Vereinbarung von
Pauschalen zu erheben, um die verrvaltungs-
mätzige Erhebung zu vereinfachen. Der Bür
germeister gab dann einige Zahlen über das
voraussichtliche Aufkommen der neuen Steu
ern. Das Aufkommen aus der Bürgersteuer
wird sich insgesamt auf 43 266.— Mark stellen,
von denen man 20% für nicht aufzubringende
Bürgersteuer abzusetzen haben wird, so datz
mit einem wirklichen Auskommen von 34 600
Mark gerechnet werden kann. Den Ertrag aus
der Biersteuer kann man mit etwa 3000 Mark,
den aus der Schank- und Verzehrsteuer mit
ca. 5000 Mark ansetzen, so daß die neuen
Steuern insgesamt etwa 42 600 Mark ein
bringen werden.
Stadtverordnetenvorsteher Treßler er
klärte im Namen der bürgerlichen Arbeits
gemeinschaft seine Zustimmung zur Einfüh
rung der drei Notverordnungssteuern, weil
man sonst befürchten müsse, datz der Zuschuß
teilweise verloren gehe. Er wies darauf hin,
daß die Senkung der Grundvermögenssteuer
eine Senkung der Miete von 6%, rückwirkend
vom 1. April, bedeute.
Stadtverordneter Schulz erklärte, daß
seine Fraktion mit Dank die 250 000 Mark
annehme und bereit sei, der Einführung der
Bier- und Verzehrsteuer zuzustimmen. Die
Bürgersteuer glaube seine Fraktion jedoch ab
lehnen zu müssen.
Stadtverordneter Hatz erklärte, daß die
Wirtschaftspartei die Bürger- und Biersteuer
annehme, die Schank- und Verzehrsteuer
jedoch ablehne.
Die Abstimmung ergab die Annahme
sämtlicher drei Stenern.
Für die Bürgersteuer stimmten die Bür
gerliche Arbeitsgemeinschaft und die Wirt
schaftspartei, dagegen die sozialdemokratische
Fraktion und der Mietervertreter. Die erhöhte
Bierstener wurde einstimmig angenommen.
Der Einführung der Schank- und Verzehr
steuer wurde gegen die Stimmen der Vertre
ter der Wirtschaftspartei zugestimmt.
*
Zum ersten Mal seit Jahren können wir
der Bürgerschaft unserer Stadt eine erfreuliche
kommunalpolitische Nachricht übermitteln: die
Regierung hat dem Notruf der Stadt auf Un
terstützung in ihrer, wirtschaftlich und sozial
gesehen, schweren Lage Rechnung getragen und
ihr einen erheblichen Zuschuß zur Verfügung
gestellt. Durch die Zuweisung aus den zur
Verfügung stehenden Fonds der preußischen
Regierung in Höhe von 260 000 Mark ist der
Stadt eine sehr wesentliche Hilfe gewährt wor
den. Für das darin liegende Verständnis sei
tens der in Frage kommenden Behörden in
Schleswig und Berlin darf dem Dank der
Stadt Rendsburg auch an dieser Stelle Aus
druck gegeben werden. Im weiteren gebührt
Dank und Anerkennung der Initiative und
dem Einsatz des Magistrats der Stadt Rends
burg und besonders seines neuen leitenden
Bürgermeisters, Dr. de Haan. Er hat seine
bisherige Tätigkeit für die Stadt Rendsburg
mit diesem ganz besonderen Erfolg gekrönt.
Der Zuschuß bedeutet eine merkliche Entlastung
>der gesamten Bevölkerung von einem allmählich un
erträglich gewordenen Druck, der alles wirtschaftliche
Leiben zu erdrosseln drohte. Durch die Senkung
der Grundvermögensteuer um 150 Prozent tritt
eine Mietesenkung von 6 Prozent, rückwirkend vom
1. April 1930, in Kraft. Auch die Senkung der
Gewerbesteuer um 150 Prozent rückwirkend wird
bei der darniederliegenden Wirtschaft neue Hoff
nung auf Besserung auslösen. Besonders erfreulich
ist es, daß durch die größere Beweglichkeit für soziale
Aufgaben die Stadt nunmehr auch in der Lage sein
wird, durch die Einrichtung der Volksküche, rote sie
bereits be-schlossen wurde, den Aevmsten der Stadt
und den unter einer z. T. schon lauge andauernden
Erwerbslosigkeit seelisch und leiblich besonders Lei-
.'denden eine besondere Hilfe zuteil werden zu lassen.
Bei diesen Erleichterungen läßt sich auch
die Einführung der drei Notverordnungssteu
ern: der Bürgersteuer, Biersteuer und
Schank- und Verzehrsteuer ertragen. Wenn
die Kollegien das Allgemeinwohl über Ein-
zelintcressen stellen wollten, dann mußte» sie
diese neuen Steuern auch vom Standpunkt der
städt. Interessen ans, anehmen, trotz man
cher Bedenken. Sie sind bei den übrigen Er
leichterungen durchaus in Kauf zu nehmen.
Die Nachricht von dieser Hilfe hat in der
Stadt allgemein Freude und Hoffnung auf
eine allmähliche Besserung unserer städtischen
Verhältnisse ausgelöst. H
* * 'He
€%m ķrwàstgsen-
öensarssteMon.
Am gestrigen Nachmittag fand vor dem Rat
haus eine Demonstration der Kommunisten mit
Erwerbslosen statt. Die Demonstranten hatten
sich gegen 4 Uhr nachmittags in Stärke von etwa
80 bis 100 Mann auf dem Paradeplatz versammelt
und marschierten von dort geschlossen vor das Rat
haus. Nach einer Ansprache des Arbeiters Franz
Thomalla versuchte man, geschloffen in das Rat
haus einzudringen. Die zum Schutz ber Kolle
gien aufgebotene Polizei konnte, nachdem sie von
ihren Gummiknüppeln Gebrauch gemacht hatte,
die Ansammlung zerstreuen. Bei dem Zusammen
stoß wurde ein Beamter durch einen Steinwurf
leicht verletzt. Weitere kleine Zusammenballungen
im Zentrum der Stadt und im Jungfernstieg zer
streuten sich beim Anrücken der Polizei.
Wie uns zu dem Vorfall noch weiter mit
geteilt wird, ist in einer Versammlung der Er
werbslosen am 22. 11. von dem Hauptredner, dem
Arbeiter Franz Thomalla, aufgefordert worden,
mit einer größeren Anzahl in die Kollegiensitzung
zu gehen und hier auf Annahme ihrer gestellten
Unterstützungsanträge, eventuell mit Gewalt, zu
dringen.
àfers gtistttcher? ĶbsrmmMm
Im Rendsbnrger Musikleben verdienen
die Abendmusiken, die Organist Werner
Sprung in der Marienkirche regelmäßig ver
anstaltet, ganz besondere Beachtung. Es sind
nicht eigentliche Konzertveranstaltungen, son
dern Stunden der Andacht und der inneren
Erhebung. Am vorigen Sonntag, dem Toten
sonntag, erlebten wir wieder eine jener stil
len Stunden. Mit viel Fleiß hatte Werner
Sprung ein großes Programm, bestehend aus
Werken von Sebastian Bach, Friedemann
Bach, Gottfr. Walther und I. P. Sweelinck
vorbereitet. Er scheint eine besondere Gabe
zu haben, diese frommen Musiken so natürlich
und unaufdringlich wiederzugeben, daß mau
sich wirklich nicht als Konzertpublikum fühlt
sondern daß man dem, was einem da zuge
sprochen und zugesungen wird, andächtig
lauscht. Dieser Art, zu uns zu sprechen, folgte
auch der junge Geiger Otto Riedel, der in dez
kurzen Zeit seiner Ausbildung sich nicht nur
ein technisch schönes, bewegungsreiches Spie!
erworben hat, sondern dem auch — das spürte
man besonders am vorigen Sonntag — die
innere Linie der Musik mehr und mehr zum
Wesen wird. — Recht viele Rendsburgei
sollten diese schönen Abendstunden, die ja
nichts kosten, besuchen. Scht.
* Wäschediebstahl. Von einem unverschlosse
nen Trockenboden in der Prinzesftnstraße wurden
am Mittwoch in der Zeit von 16—23.30 Uhr drei
Manschetthemden entwendet, und zwar ein gelb-
kariertes, ein schwarz-weißes, breite Streifen,
ein blau-weißes, feine Streifen.
* Kaninchendiebstahl. Von einem Grundstück
der Schleswiger Ehauffee wurden in der Nacht
zum Donnerstag zwei Kaninchen entwendet.
* Oeffentlicher Münzfernsprecher. Im
Kreisbahnhof ist ein Münzfernsprecher auf
gestellt, durch den Orts- und Ferngespräche
abgewickelt und Telegramme aufgeliefert
werden können. Ueber die Bedienung des
Apparates gibt die neben demselben ange
brachte Bedienungsanweisung genaue Aus
kunft. Auch wird seitens der Beamten des
Kreisbahnhofes Auskunft über die Bedie
nung gegeben.
* Strafsitzung -es hiesigen Amtsgerichts
vor dem Einzelrichter am 27. Nov. Es standen
folgende Sachen zur Verhandlung: Ein Kauf
mann aus Kiel mar beschuldigt, in Friedrichs
wiese am 11.10. 29 einen elektrischen Heizappa
rat verkauft zu haben, ohne für 1929 einen Ge
werbeschein eingelöst zu haben. Er wurde zu
10 RM. Geldstrafe verurteilt. — Ein Trecker
führer wird beschuldigt, in Rendsburg am 25.
8. 30 durch Fahrlässigkeit die Körperverletzung
eines hiesigen Geschäftsführers verursacht zu
haben. Er soll die Sorgfalt, zu der er als
Kraftwagenführer besonders verpflichtet war,
verletzt haben, indem er gegen 21,10 Uhr eine