123. Jahrgang.
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123. Jahrgang.
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Dt. 277
Mittwoch, den 2Ş. ygvember
j 1930
Sterbendes Land?
Don besonderer Seite wird uns geschrieben:
Unter der schwarzen Fahne schart sich tief un
zufriedenes Landvolk zusammen. Sein Schrei nach
Rettung hallt nicht nur in die Parlamente hin
ein, auch aus den Gerichtssälen schrillt er uns
entgegen. In Altona sind über schleswig-holstei
nische Bauern schwerste Zuchthausstrafen verhängt
worden, obgleich die ehrenfeste Gesinnung der An
geklagten selbst vom Staatsanwalt bezeugt wor
den ist. In Königsberg wieder haben sich Bauern
aus Ostpreußen, das der Staatsanwalt „e i n
st e r b e n d e s Land" nannte, wogen der Ver
hinderung von Eüterzwangsversteigerungen zu
verantworten gehabt. Ergreifender Notstand hier
und dort. Der schwer bewegliche Bauer will sein
Kreuz nicht länger tragen. Der Schweigsame
schreit uns sein Elend in die Ohren; wie im
Bauernkrieg von 1525 erstehen ihm plötzlich aus
seinen eigenen Reihen zum Aeußersten entschlos
sene Führer. Wer es mit Volk und Staat gut
meint, wird sich, so entschieden er trutzige Aus
schreitungen ablehnt, den berechtigten Hilferufen
nicht verschließen. Wird es, bei aller Kritik im
einzelnen, billigen, daß sich die verantwortliche
Regierung der Bedrängten annimmt, billige
Kreditgelder aufbringt und wenigstens
einen Teil der Tiefverschuldeten aus Wucher-
griffen befreit; daß sie den ernsten Versuch
macht, Korn- und Viehpreise zu sichern, mit denen
bescheidene Fleißige ihr Leben fristen und ihr
bißchen Habe vorm Gerichtsvollzieher sichern
können.
Großstadt, Kleinstadt und Dorf sollten sich, da
sie als Erscheinungsformen der Entwicklung neben
einander bestehen, möglichst gegenseitig ergänzen.
In großen Städten kreist das Blut rascher, wird
wertvolle industrielle.und kaufmännische Arbeit
geleistet, werden wichtige Verbindungen mit aller
Welt geknüpft, Handel und Wandel immer wieder
zu neuem Pionierwerk angestoßen. Sie bedürfen
dauernd des Zuzugs aus der Provinz, ohne den in
ihren Straßen sehr bald das Gras wüchse. Die
behaglich ruhige Kleinstadt, das fest in sich ge
gründete, beharrende Dorf liefern ihnen unaus
gesetzt neue Kraftmenschen mit unverbrauchten
Nerven. Sterbendes Land bedeutet
Stadt st erben.
Noch ein anderer, zwingenderer Grund kommt
hinzu. Nicht zum zweiten Male darf sich Deutsch
land sehenden Auges der furchtbaren Gefahr aus
setzen, die seine Niederlage von 1918 verschuldete
und besiegelte. Gibt es eine Menschenmöglichkeit,
den stärksten damaligen Bundesgenossen der Ver
bündeten, den Hunger, auszuschalten, dann müssen
wir nach ihr greifen. Versailles' Schreckensdiktat
hat uns um wichtige lleberfchußprovinzen gebracht,
eine neue Aushungerung wäre also leichter ins
Werk zu şetzen als vor fünfzehn Jahren, es sei
denn, daß wir mit allen Mitteln die Leistungs
fähigkeit des deutschen Ackerbodens gewaltig er
höhten. Nun, Wissenschaft und Landwirtschaft
gehen Hand in Hand. Unsere Scholle kann, nützen
wir sie in der rechten Weise, heute beträchtlich
höhere Nahrungsmengen als vor zwanzig Jahren
spenden. Die deutsche Autarkie ist, soweit es um
Korn, Hackfrüchte und Vieh geht, kein abenteuer
licher Traum. Wer von denen aber, die den Hei
matjammer der Kriegsjahre erlebt und dis mage
ren Eraugesichter der darbenden Front gesehen
haben, möchte nicht das Letzte tun, um ähnlichen
Schrecknissen vorzubeugen?
Land und Stadt haben auch hier ein gemein
sames Ziel. Unsere zu schmale Seebasis, unsere
hilflose Abhängigkeit von der Gnade der großen
Meeresmächte, unsere ungünstigen Grenzen liefern
die Ernährung des sich nicht selbst versorgenden
deutschen Volkes fremden Nationen und spekulati
ver Raffgier aus. Wir wollen keinen Krieg mehr,
wir wollen Frieden. Gut. Aber auch dann wal
len wir uns nicht dem Ausland zuliebe abrackern,
uns seinen Launen und Bedingungen unterwer
fen. dauernd von ihm beziehen, was wir deutschem
Boden abringen können. Um ein volles Vier
tel läßt sich die landwirtschaftliche
Eigenerzeugung Deutschlands stei
gern; das bedeutet einen Jahresgewinn von
vier Milliarden Mark. Bedeutet gewal
tige Steigerung unserer Kaufkraft, bedeutet Ar
beit für etwa anderthalb Millionen Erwerbsloser.
Was jetzt Lloyd George seinen Engländern vor
schlägt, die Herrichtung von drei Mil
lionen Acres für neue Farmen beweist
zum mindesten, wie ernst selbst im meerbeherrschen
den England die Versorgungsfrage genommen
wird. Es bereut, seine Landwirtschaft zu Grunde
gerichtet zu haben. Wir Deutschen sind noch im
stande, die unserige zu retten. Das deutsche
flache Land braucht nicht zu sterben. Gebt ihm
Kredite, mit denen es wirtschaften kann, statt daß
sie ihm den Hals zuschnüren! Bewilligt ihm
Preise, bei denen es sich über Wasser zu halten ver
mag, statt draufzahlen zu müssen!
Daß wir utfl ausschließlich auf den Staat
verlassen, alle Hilfe von gesetzgeberi-
schenMaßnahmen erwarten, also zuletzt von
der Bürokratie, erhöht die Gefahr, statt sie zu ban
nen. Abgesehen davon, daß der Amtsschimmel sich
immer nur langsam in Bewegung setzt, macht das
tatenlose Vertrauen auf diese Hilfe unselbständig.
Auch wenn der Staat nicht zum Instrument ein
zelner, den Hilfsbedürftigen oft grundsätzlich ab
geneigter Parteien geworden ist, liegt es dem
Städter ob, von sich aus einzugreifen, unter allen
Umständen deutsche Landerzeugnisse zu bevorzu
gen, nicht in gedankenloser Gleichgültigkeit Mode-
und Geschmackslaunen zu folgen, die den einhei
mischen Markt veröden. Wer das deutsche Dorf
sterbensreif nennt, weil es nicht den fruchtbaren
Boden Kanadas und Argentiniens besitzt, wer
ihm jede Unterstützung verweigert, weil ja bei
spielsweise „die durch einen Modewechsel bank
rott gewordene Haarnadelindustrie ebenfalls keine
Unterstützung" erhält, der verrät seine volks
feindliche Zerstörernatur. Der Bauer hinwiederum
muß versuchen, sich und seinen Betrieb nach Mög
lichkeit denberechtigten, neuzeitlichen
Forderungen anzupassen. Mag er dem
Gebraus der Weltwirtschaft fern wohnen,
verbunden ist erihrdoch, und ihren Ein
wirkungen kann er sich nicht völlig entziehen. Be
stimmte Umstellungen sind notwendig und durch
führbar. Deshalb muß er heraus aus jener ver
derblichen seelischen Stimmung, die an keine Ret
tung mehr glaubt, zu Mitteln der Verzweiflung
greift! Gemeinsam müssen wir Hand anlegen,
der eingerissenen Verwahrlosung unserer öffent
lichen Wirtschaft ein Ende zu machen. Erst nach
ihrer Gesundung, welche die Beseitigung der
Poung-Tribute zur unerläßlichen Voraussetzung
hat, kann die Landwirtschaft genesen. Dann wird
auch sterbendes Land wieder zum blühenden
werden.
Wir fügen folgende Glosse an:
Ein delikatkß ĢkWch.
Folgendes „delikate" Gespräch, das ein be
zeichnendes Licht auf die Ueberfremdung durch aus
ländische Waren wirft, finden wir im „Kladde
radatsch".
Ein Herr betritt ein vornehmes Delikatessen
geschäft in Berlin. Der vornehme Verkäufer macht
eine an-, ent- und vielversprechende Verbeugung.
„Ich möchte ein feines kleines Abendessen für
meine Freunde geben. Etwa sechs Herren,"
„Ein deliziöses Souper. Bin völlig en pied
de connaiffance."
„Senden Sie also zunächst zwölf Dutzend
Austern!"
„Englisch Natives, selbstredend. Sehr wohl!"
„Dann ein paar Steinbutt!"
„Ostender Ware. Ganz frisch eingetroffen."
„Den nötigen Kaviar!"
„Astrachaner, erstklassig."
frische Artischocken!"
„Kamen au moment von Belgien herein."
„Ein nettes Huhn!"
„Französische Poularde, wird besorgt.*
„Die nötige Gänseleberpastete!"
„De Straßbourg,"
„Trüffeln!"
„De Perigord."
„Eine zarte Ente!"
„De Rouen."
„Sardinen in Oel."
„Norweger oder Marseiller? Pardon, selbst
verständlich Marseiller." ,
Polens Haltung eine europäische Gefahr.
Die Forderungen des deutschen
Osten an die Reichsregierung.
Ein ernster Appell. — Was will Polen?
Berlin, 25. Nov. Der Landrat des Kreises
Beuthen-Tarnowitz und frühere deutsche Abstim
mungskommissar Dr. Urbanek stellt heute in der
oberschlesischen Zentrumspresse fest, daß Polen mit
den viehischen Ausschreitungen in Ostoberschlesien
die offene Feindschaft Eindeutig erklärt hat. Urbanek
stellt zwei Forderungen dazu auf:
Keine Vergeltung an den Polnisch denkenden
deutschen Staatsbürgern, aber alle Energie nach
außen, keine schwache Haltung zeigen. Wer jetzt
Schwäche zeige, ermuntere die Polen zu neuen
Greueln und mache sich mitschuldig, wenn uns un
sere Volksgenossen von drüben ihre zerschlagenen
Körper und ihre zerstörten Hütten zeigen. Urbanek
stellt weiter fest, daß in Oberschlesien tiefe Unzu
friedenheit über die Art und Weise herrsche, wie
die Reichsregierung die letzten Jahre hindurch die
oberschlesische Sache vertreten hat. „Wir haben
durch unsere Schwäche", so sagt er u. a., „durch un
ser ständiges Zurückweichen, die Polen herausgefor
dert. Es handelt sich jetzt darum, grundsätzlich mit
der Art und Weise zu brechen, wie unsere Dinge bis
her angepackt worden sind." Urbanek wendet sich
weiter an das Auswärtige Amt: Schonungslos
müsse auf einer außerordentlichen Tagung des Völ
kerbundes in Genf über die Scheußlichkeiten der
Polen gesprochen und keine Begütigung dürfe zu
gelassen werden. „Wir sind es unserer Ehre schul
dig, hierauf nicht wieder mit Anbiederung und Ver-
ständigungsvergessenheit zu antworten". Angesichts
der abgrundtiefen Feindschaft, die das polnische
Volk jetzt dem deutschen Polk erklärt hat, vertritt
Urbanek den Standpunkt, daß der Reichspräsident
seine Mitwirkung zum Vollzüge des deutsch-polni
schen Liquidationsvertrages, der noch aus der Zeit
der Illusionen stamme, nicht geben dürfe. Das
deutsch-polnische Verhältnis sei durch die polnischen
Scheußlichkeiten in Ostoberschlesien neu aufgerollt.
Deutschland steht vor neuen Tatsachen und werde
seine ganze Politik Polen gegenüber entsprechend
einzurichten haben.
Polen mil! den konflîkļ?
Mit dieser Frage beschäftigen sich die „Hambur
ger Nachrichten" in ihrer heutigen Abendausgabe in
einem Leitartikel mit den Mißhandlungen Deutscher
in Polen und dem sonstigen Verhältnis im Osten.
Wolle man in Berlin, so fragt das Blatt, nicht sehen,
daß die Verfolgungen alles Deutschen in Polen einen
größeren politischen Hintergrund haben und von der
polnischen Regierung absichtlich in Szene gesetzt wer
den, um Deutschland zu provozieren und vielleicht
Teile des deutschen Volkes, zumal an der Grenze,
zu unbedachtsamem Handeln herauszufordern?
Deutschland solle vor der Welt die Schuld tragen?
Das sei der Sinn der polnischen Ueberfälle auf
Deutsche. Es solle der Welt dargetan werden, daß
eine Revision der Ostgrenze unmöglich sei, daß Re
vision Krieg bedeute. Es gehe nicht mehr an. daß
man von der Revision der Ostgrenze nur in Volks
versammlungen rede oder in der Presse darüber
schreibe, es müsse gehandelt werden. Es komme noch
ein weiterer Umstand hinzu, der geeignet sei, die
Dinge im Osten zu komplizieren und die Spannung
zu verschärfen. Darüber dürfe heute wohl kein
Zweifel mehr bestehen, daß die Dinge in Sowjet
rußland sich zuspitzen. In dem Augenblick, wo die
Rote Armee und Teile der Ticheka nicht mehr zu
verlässig seien, habe die bolschewistische Regierung
in der heutigen Form ein Ende. Es sei auch nicht
„Eine Flasche Weinbrand!"
„Hennessy Dreistern."
„Noch etwas Geistiges sonst!"
„Bon! Sagen wir ein Halbe Curacao uni.
eine Halbe Half and Half."
„Hummer!"
„Echt amerikanischer auf Lager." .
„Nun und dann Sekt!"
„Sechs Veuve Cliquot."
„Ein paar Flaschen Rotwein!"
„Sechs beste Burgunder."
„Etwas Käse!"
„Raguefort, Camembert, alten Holländer, ein
halb Pfund Schweizer."
„Weintrauben!"
„Brüsseler, delikat."
„Walnüsse!"
„Echt spanische."
„Endlich etwas Bier!"
„Da dürfen zehn Liter Pils konvenieren."
„So, das wäre wohl alles," meint der vor
nehme Herr.
Der Verkäufer dienert.
„Halt, noch eins," sagte der vornehme Herr
und dreht sich auf dem Absatz um. „Ich habe eine
Bedingung dabei: ich möchte nur deutsche Ware
haben, verstehen Sie, nur deutsche Ware!"
Der vornehme Verkäufer schlägt lang hin.
Da liegt er noch. Er ist platt.
Und das mit Recht.
völlig ausgeschlossen, daß eines Tages die Regierung
im Kreml gezwungen fei, die Armee nach außen hin
zu beschäftigen, um sie nicht zu einem Gefahrenfak
tor im Innern werden zu lasten. Die bolschewistische
Regierung könne, wenn es sich um einen Krieg
gegen Polen handele, darauf rechnen, daß selbst ihre
heftigsten inneren Feinde sich ihr für diesen Kampf
zur Verfügung stellen werden. Polen würde einem
zielsicher geführten Herzstoß der Roten Armee sofort
zum Opfer fallen. Westeuropa läge dem Vormarsch
der roten Truppen offen. Der Krieg gegen Polen,
der ein letztes Zusammenfassen nicht nur der bolsche
wistischen Kräfte, sondern des ganzen russischen Vol
kes dann allein noch möglich mache, fei die Ultima
ratio des Kremls.
Habe man sich in London und Paris diese heute
schon in greifbare Nähe gerückten Gefahren klar
gemacht? Uebersehe man dabei ganz, daß Polen
unmöglich der Wall sein könne, den das bedrohte
Europa gegen den Bolschewismus brauche? Bilde
man sich etwa ein, daß Deutschland einen Finger
rühren werde, wenn nicht vorher der Korridor in
vollem Umfange uns zurückgegeben und Polen in
seine ihm in den 14 Punkten Wilsons zugestandenen
Grenzen zurückgewiesen sei.
Die heutigen Zustände im Osten seien eine Ge
fahrenquelle für ganz Europa.
* *
* *
Ne Zmmiit bŞîgļ.
Berlin, 25. Nov. Der deutsche Generalkonsul
in Kattowitz, Freiherr von Grünau, ist heute früh
in Berlin eingetroffen und hat dem Auswärtigen
Amt einen Bericht über die polnischen Terrorhand
lungen gegen die deutschen Minderheiten in Ober-
schlesien erstattet. Wie wir von gutunterrichteter
Seite erfahren, enthält der Bericht des General
konsuls ein derart umfangreiches und stichhaltiges
Material über die polnischen Ausschreitungen, daß
es möglich sein wird, auf Grund des Minderheiten
abkommens und der deutsch-polnischen Konvention
über Oberschlesien die entsprechenden Schritte beim
Völkerbundsrat nach Artikel 72 zu unternehmen.
MAMs rmMche Mm.
Die Vorgänge in Polen erwecken hier das
größte Interesse. Man glaubt hier in eingeweihten
Kreisen zu wissen, daß der mit Eifer gegen die Deut
schen geführte Kampf Polens nichts als Spiegel
fechterei ist. Durch diese Vorgänge soll die Welt
von den eigentlichen Plänen des Marfcholls abge
lenkt werden. Pilsudfti Hai seinen Haß gegen Ruß
land noch keineswegs vergessen. Es besteht die Ver
mutung, daß die Meldungen über Unruhen in Ruß
land von Pilsudskis Nachrichten opparat in die Welt
gesetzt sind. Andererseits glaubt der Marschall, daß
jetzt wirklich der Augenblick gekommen ist, wo Po
len gegen die Sowjetunion einen Vorstoß wagen
kann. Die Zustände in der polnischen Ukraine
spitzen sich immer mehr zu. Eine Ablenkung nach
außen erscheint als die logische, aber auch nottvenr
dige Folge des Wahlausganges.