Full text: Newspaper volume (1930, Bd. 4)

123. Jahrgang. 
I Anzeigenpreis: Die 10 gespaltene Kolonelzeile 25 OĻ/1 : 
I Reklamen 125 Zahlungsziel 14 Tage. : 
î FürAufnahme derAnzeigen an bestimmten Plätzen sowie | 
j in den vorgeschrieb. Nummern kann keine Gewähr über- r 
» nommen, eine Ersatzpflicht od. Haftung bei Nichteinhaltg. ! 
: derartiger Bestimmungen also nicht anerkannt werden, r 
: : 
Sd)teswig-5oIfteInifd)e Landsszsitung 
123. Jahrgang. 
Einzelverkaufspreis 15 Goldpfennig 
Schriftleitung und Geschäftsstelle: Rendsburg, Bahnhofstraße 12/16 
Bezugspreis: Monatlich 3.— Reichsmark einschließlich Bestell- bezw. Abholgeld 
Ausgabe 8 einschließlich Illustrierte Wochenbeilage Reichsmark 2.3V. Einzeln 15 Rpfg. 
Fernsprecher Nr. 2551 — Telegramm-Anschrift: Tageblatt 
Bankkonten: Westholsteinische Bank. Spar, und Leih-Kasse, Bankverein A.-G., Wirtschaftsbank, Beamtenbank, 
Echleswig-Holstemijche Dank, Landkreditbank A.»G. alle in Rendsburg und Gemeinde-Sparkaffe, Budelsdorf. 
Postscheck-Kontor Hamburg 16278. Erfüllungsort Rendsburg. 
Bei Zahlungsverzug oder Konkurs entfällt der 
Anspruch auf einen gewährten Anzeigen - Rabatt. 
Im Falle höherer Gewalt hat der Bezieher keinen 
Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der 
Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. 
Dt. 277 
Mittwoch, den 2Ş. ygvember 
j 1930 
Sterbendes Land? 
Don besonderer Seite wird uns geschrieben: 
Unter der schwarzen Fahne schart sich tief un 
zufriedenes Landvolk zusammen. Sein Schrei nach 
Rettung hallt nicht nur in die Parlamente hin 
ein, auch aus den Gerichtssälen schrillt er uns 
entgegen. In Altona sind über schleswig-holstei 
nische Bauern schwerste Zuchthausstrafen verhängt 
worden, obgleich die ehrenfeste Gesinnung der An 
geklagten selbst vom Staatsanwalt bezeugt wor 
den ist. In Königsberg wieder haben sich Bauern 
aus Ostpreußen, das der Staatsanwalt „e i n 
st e r b e n d e s Land" nannte, wogen der Ver 
hinderung von Eüterzwangsversteigerungen zu 
verantworten gehabt. Ergreifender Notstand hier 
und dort. Der schwer bewegliche Bauer will sein 
Kreuz nicht länger tragen. Der Schweigsame 
schreit uns sein Elend in die Ohren; wie im 
Bauernkrieg von 1525 erstehen ihm plötzlich aus 
seinen eigenen Reihen zum Aeußersten entschlos 
sene Führer. Wer es mit Volk und Staat gut 
meint, wird sich, so entschieden er trutzige Aus 
schreitungen ablehnt, den berechtigten Hilferufen 
nicht verschließen. Wird es, bei aller Kritik im 
einzelnen, billigen, daß sich die verantwortliche 
Regierung der Bedrängten annimmt, billige 
Kreditgelder aufbringt und wenigstens 
einen Teil der Tiefverschuldeten aus Wucher- 
griffen befreit; daß sie den ernsten Versuch 
macht, Korn- und Viehpreise zu sichern, mit denen 
bescheidene Fleißige ihr Leben fristen und ihr 
bißchen Habe vorm Gerichtsvollzieher sichern 
können. 
Großstadt, Kleinstadt und Dorf sollten sich, da 
sie als Erscheinungsformen der Entwicklung neben 
einander bestehen, möglichst gegenseitig ergänzen. 
In großen Städten kreist das Blut rascher, wird 
wertvolle industrielle.und kaufmännische Arbeit 
geleistet, werden wichtige Verbindungen mit aller 
Welt geknüpft, Handel und Wandel immer wieder 
zu neuem Pionierwerk angestoßen. Sie bedürfen 
dauernd des Zuzugs aus der Provinz, ohne den in 
ihren Straßen sehr bald das Gras wüchse. Die 
behaglich ruhige Kleinstadt, das fest in sich ge 
gründete, beharrende Dorf liefern ihnen unaus 
gesetzt neue Kraftmenschen mit unverbrauchten 
Nerven. Sterbendes Land bedeutet 
Stadt st erben. 
Noch ein anderer, zwingenderer Grund kommt 
hinzu. Nicht zum zweiten Male darf sich Deutsch 
land sehenden Auges der furchtbaren Gefahr aus 
setzen, die seine Niederlage von 1918 verschuldete 
und besiegelte. Gibt es eine Menschenmöglichkeit, 
den stärksten damaligen Bundesgenossen der Ver 
bündeten, den Hunger, auszuschalten, dann müssen 
wir nach ihr greifen. Versailles' Schreckensdiktat 
hat uns um wichtige lleberfchußprovinzen gebracht, 
eine neue Aushungerung wäre also leichter ins 
Werk zu şetzen als vor fünfzehn Jahren, es sei 
denn, daß wir mit allen Mitteln die Leistungs 
fähigkeit des deutschen Ackerbodens gewaltig er 
höhten. Nun, Wissenschaft und Landwirtschaft 
gehen Hand in Hand. Unsere Scholle kann, nützen 
wir sie in der rechten Weise, heute beträchtlich 
höhere Nahrungsmengen als vor zwanzig Jahren 
spenden. Die deutsche Autarkie ist, soweit es um 
Korn, Hackfrüchte und Vieh geht, kein abenteuer 
licher Traum. Wer von denen aber, die den Hei 
matjammer der Kriegsjahre erlebt und dis mage 
ren Eraugesichter der darbenden Front gesehen 
haben, möchte nicht das Letzte tun, um ähnlichen 
Schrecknissen vorzubeugen? 
Land und Stadt haben auch hier ein gemein 
sames Ziel. Unsere zu schmale Seebasis, unsere 
hilflose Abhängigkeit von der Gnade der großen 
Meeresmächte, unsere ungünstigen Grenzen liefern 
die Ernährung des sich nicht selbst versorgenden 
deutschen Volkes fremden Nationen und spekulati 
ver Raffgier aus. Wir wollen keinen Krieg mehr, 
wir wollen Frieden. Gut. Aber auch dann wal 
len wir uns nicht dem Ausland zuliebe abrackern, 
uns seinen Launen und Bedingungen unterwer 
fen. dauernd von ihm beziehen, was wir deutschem 
Boden abringen können. Um ein volles Vier 
tel läßt sich die landwirtschaftliche 
Eigenerzeugung Deutschlands stei 
gern; das bedeutet einen Jahresgewinn von 
vier Milliarden Mark. Bedeutet gewal 
tige Steigerung unserer Kaufkraft, bedeutet Ar 
beit für etwa anderthalb Millionen Erwerbsloser. 
Was jetzt Lloyd George seinen Engländern vor 
schlägt, die Herrichtung von drei Mil 
lionen Acres für neue Farmen beweist 
zum mindesten, wie ernst selbst im meerbeherrschen 
den England die Versorgungsfrage genommen 
wird. Es bereut, seine Landwirtschaft zu Grunde 
gerichtet zu haben. Wir Deutschen sind noch im 
stande, die unserige zu retten. Das deutsche 
flache Land braucht nicht zu sterben. Gebt ihm 
Kredite, mit denen es wirtschaften kann, statt daß 
sie ihm den Hals zuschnüren! Bewilligt ihm 
Preise, bei denen es sich über Wasser zu halten ver 
mag, statt draufzahlen zu müssen! 
Daß wir utfl ausschließlich auf den Staat 
verlassen, alle Hilfe von gesetzgeberi- 
schenMaßnahmen erwarten, also zuletzt von 
der Bürokratie, erhöht die Gefahr, statt sie zu ban 
nen. Abgesehen davon, daß der Amtsschimmel sich 
immer nur langsam in Bewegung setzt, macht das 
tatenlose Vertrauen auf diese Hilfe unselbständig. 
Auch wenn der Staat nicht zum Instrument ein 
zelner, den Hilfsbedürftigen oft grundsätzlich ab 
geneigter Parteien geworden ist, liegt es dem 
Städter ob, von sich aus einzugreifen, unter allen 
Umständen deutsche Landerzeugnisse zu bevorzu 
gen, nicht in gedankenloser Gleichgültigkeit Mode- 
und Geschmackslaunen zu folgen, die den einhei 
mischen Markt veröden. Wer das deutsche Dorf 
sterbensreif nennt, weil es nicht den fruchtbaren 
Boden Kanadas und Argentiniens besitzt, wer 
ihm jede Unterstützung verweigert, weil ja bei 
spielsweise „die durch einen Modewechsel bank 
rott gewordene Haarnadelindustrie ebenfalls keine 
Unterstützung" erhält, der verrät seine volks 
feindliche Zerstörernatur. Der Bauer hinwiederum 
muß versuchen, sich und seinen Betrieb nach Mög 
lichkeit denberechtigten, neuzeitlichen 
Forderungen anzupassen. Mag er dem 
Gebraus der Weltwirtschaft fern wohnen, 
verbunden ist erihrdoch, und ihren Ein 
wirkungen kann er sich nicht völlig entziehen. Be 
stimmte Umstellungen sind notwendig und durch 
führbar. Deshalb muß er heraus aus jener ver 
derblichen seelischen Stimmung, die an keine Ret 
tung mehr glaubt, zu Mitteln der Verzweiflung 
greift! Gemeinsam müssen wir Hand anlegen, 
der eingerissenen Verwahrlosung unserer öffent 
lichen Wirtschaft ein Ende zu machen. Erst nach 
ihrer Gesundung, welche die Beseitigung der 
Poung-Tribute zur unerläßlichen Voraussetzung 
hat, kann die Landwirtschaft genesen. Dann wird 
auch sterbendes Land wieder zum blühenden 
werden. 
Wir fügen folgende Glosse an: 
Ein delikatkß ĢkWch. 
Folgendes „delikate" Gespräch, das ein be 
zeichnendes Licht auf die Ueberfremdung durch aus 
ländische Waren wirft, finden wir im „Kladde 
radatsch". 
Ein Herr betritt ein vornehmes Delikatessen 
geschäft in Berlin. Der vornehme Verkäufer macht 
eine an-, ent- und vielversprechende Verbeugung. 
„Ich möchte ein feines kleines Abendessen für 
meine Freunde geben. Etwa sechs Herren," 
„Ein deliziöses Souper. Bin völlig en pied 
de connaiffance." 
„Senden Sie also zunächst zwölf Dutzend 
Austern!" 
„Englisch Natives, selbstredend. Sehr wohl!" 
„Dann ein paar Steinbutt!" 
„Ostender Ware. Ganz frisch eingetroffen." 
„Den nötigen Kaviar!" 
„Astrachaner, erstklassig." 
frische Artischocken!" 
„Kamen au moment von Belgien herein." 
„Ein nettes Huhn!" 
„Französische Poularde, wird besorgt.* 
„Die nötige Gänseleberpastete!" 
„De Straßbourg," 
„Trüffeln!" 
„De Perigord." 
„Eine zarte Ente!" 
„De Rouen." 
„Sardinen in Oel." 
„Norweger oder Marseiller? Pardon, selbst 
verständlich Marseiller." , 
Polens Haltung eine europäische Gefahr. 
Die Forderungen des deutschen 
Osten an die Reichsregierung. 
Ein ernster Appell. — Was will Polen? 
Berlin, 25. Nov. Der Landrat des Kreises 
Beuthen-Tarnowitz und frühere deutsche Abstim 
mungskommissar Dr. Urbanek stellt heute in der 
oberschlesischen Zentrumspresse fest, daß Polen mit 
den viehischen Ausschreitungen in Ostoberschlesien 
die offene Feindschaft Eindeutig erklärt hat. Urbanek 
stellt zwei Forderungen dazu auf: 
Keine Vergeltung an den Polnisch denkenden 
deutschen Staatsbürgern, aber alle Energie nach 
außen, keine schwache Haltung zeigen. Wer jetzt 
Schwäche zeige, ermuntere die Polen zu neuen 
Greueln und mache sich mitschuldig, wenn uns un 
sere Volksgenossen von drüben ihre zerschlagenen 
Körper und ihre zerstörten Hütten zeigen. Urbanek 
stellt weiter fest, daß in Oberschlesien tiefe Unzu 
friedenheit über die Art und Weise herrsche, wie 
die Reichsregierung die letzten Jahre hindurch die 
oberschlesische Sache vertreten hat. „Wir haben 
durch unsere Schwäche", so sagt er u. a., „durch un 
ser ständiges Zurückweichen, die Polen herausgefor 
dert. Es handelt sich jetzt darum, grundsätzlich mit 
der Art und Weise zu brechen, wie unsere Dinge bis 
her angepackt worden sind." Urbanek wendet sich 
weiter an das Auswärtige Amt: Schonungslos 
müsse auf einer außerordentlichen Tagung des Völ 
kerbundes in Genf über die Scheußlichkeiten der 
Polen gesprochen und keine Begütigung dürfe zu 
gelassen werden. „Wir sind es unserer Ehre schul 
dig, hierauf nicht wieder mit Anbiederung und Ver- 
ständigungsvergessenheit zu antworten". Angesichts 
der abgrundtiefen Feindschaft, die das polnische 
Volk jetzt dem deutschen Polk erklärt hat, vertritt 
Urbanek den Standpunkt, daß der Reichspräsident 
seine Mitwirkung zum Vollzüge des deutsch-polni 
schen Liquidationsvertrages, der noch aus der Zeit 
der Illusionen stamme, nicht geben dürfe. Das 
deutsch-polnische Verhältnis sei durch die polnischen 
Scheußlichkeiten in Ostoberschlesien neu aufgerollt. 
Deutschland steht vor neuen Tatsachen und werde 
seine ganze Politik Polen gegenüber entsprechend 
einzurichten haben. 
Polen mil! den konflîkļ? 
Mit dieser Frage beschäftigen sich die „Hambur 
ger Nachrichten" in ihrer heutigen Abendausgabe in 
einem Leitartikel mit den Mißhandlungen Deutscher 
in Polen und dem sonstigen Verhältnis im Osten. 
Wolle man in Berlin, so fragt das Blatt, nicht sehen, 
daß die Verfolgungen alles Deutschen in Polen einen 
größeren politischen Hintergrund haben und von der 
polnischen Regierung absichtlich in Szene gesetzt wer 
den, um Deutschland zu provozieren und vielleicht 
Teile des deutschen Volkes, zumal an der Grenze, 
zu unbedachtsamem Handeln herauszufordern? 
Deutschland solle vor der Welt die Schuld tragen? 
Das sei der Sinn der polnischen Ueberfälle auf 
Deutsche. Es solle der Welt dargetan werden, daß 
eine Revision der Ostgrenze unmöglich sei, daß Re 
vision Krieg bedeute. Es gehe nicht mehr an. daß 
man von der Revision der Ostgrenze nur in Volks 
versammlungen rede oder in der Presse darüber 
schreibe, es müsse gehandelt werden. Es komme noch 
ein weiterer Umstand hinzu, der geeignet sei, die 
Dinge im Osten zu komplizieren und die Spannung 
zu verschärfen. Darüber dürfe heute wohl kein 
Zweifel mehr bestehen, daß die Dinge in Sowjet 
rußland sich zuspitzen. In dem Augenblick, wo die 
Rote Armee und Teile der Ticheka nicht mehr zu 
verlässig seien, habe die bolschewistische Regierung 
in der heutigen Form ein Ende. Es sei auch nicht 
„Eine Flasche Weinbrand!" 
„Hennessy Dreistern." 
„Noch etwas Geistiges sonst!" 
„Bon! Sagen wir ein Halbe Curacao uni. 
eine Halbe Half and Half." 
„Hummer!" 
„Echt amerikanischer auf Lager." . 
„Nun und dann Sekt!" 
„Sechs Veuve Cliquot." 
„Ein paar Flaschen Rotwein!" 
„Sechs beste Burgunder." 
„Etwas Käse!" 
„Raguefort, Camembert, alten Holländer, ein 
halb Pfund Schweizer." 
„Weintrauben!" 
„Brüsseler, delikat." 
„Walnüsse!" 
„Echt spanische." 
„Endlich etwas Bier!" 
„Da dürfen zehn Liter Pils konvenieren." 
„So, das wäre wohl alles," meint der vor 
nehme Herr. 
Der Verkäufer dienert. 
„Halt, noch eins," sagte der vornehme Herr 
und dreht sich auf dem Absatz um. „Ich habe eine 
Bedingung dabei: ich möchte nur deutsche Ware 
haben, verstehen Sie, nur deutsche Ware!" 
Der vornehme Verkäufer schlägt lang hin. 
Da liegt er noch. Er ist platt. 
Und das mit Recht. 
völlig ausgeschlossen, daß eines Tages die Regierung 
im Kreml gezwungen fei, die Armee nach außen hin 
zu beschäftigen, um sie nicht zu einem Gefahrenfak 
tor im Innern werden zu lasten. Die bolschewistische 
Regierung könne, wenn es sich um einen Krieg 
gegen Polen handele, darauf rechnen, daß selbst ihre 
heftigsten inneren Feinde sich ihr für diesen Kampf 
zur Verfügung stellen werden. Polen würde einem 
zielsicher geführten Herzstoß der Roten Armee sofort 
zum Opfer fallen. Westeuropa läge dem Vormarsch 
der roten Truppen offen. Der Krieg gegen Polen, 
der ein letztes Zusammenfassen nicht nur der bolsche 
wistischen Kräfte, sondern des ganzen russischen Vol 
kes dann allein noch möglich mache, fei die Ultima 
ratio des Kremls. 
Habe man sich in London und Paris diese heute 
schon in greifbare Nähe gerückten Gefahren klar 
gemacht? Uebersehe man dabei ganz, daß Polen 
unmöglich der Wall sein könne, den das bedrohte 
Europa gegen den Bolschewismus brauche? Bilde 
man sich etwa ein, daß Deutschland einen Finger 
rühren werde, wenn nicht vorher der Korridor in 
vollem Umfange uns zurückgegeben und Polen in 
seine ihm in den 14 Punkten Wilsons zugestandenen 
Grenzen zurückgewiesen sei. 
Die heutigen Zustände im Osten seien eine Ge 
fahrenquelle für ganz Europa. 
* * 
* * 
Ne Zmmiit bŞîgļ. 
Berlin, 25. Nov. Der deutsche Generalkonsul 
in Kattowitz, Freiherr von Grünau, ist heute früh 
in Berlin eingetroffen und hat dem Auswärtigen 
Amt einen Bericht über die polnischen Terrorhand 
lungen gegen die deutschen Minderheiten in Ober- 
schlesien erstattet. Wie wir von gutunterrichteter 
Seite erfahren, enthält der Bericht des General 
konsuls ein derart umfangreiches und stichhaltiges 
Material über die polnischen Ausschreitungen, daß 
es möglich sein wird, auf Grund des Minderheiten 
abkommens und der deutsch-polnischen Konvention 
über Oberschlesien die entsprechenden Schritte beim 
Völkerbundsrat nach Artikel 72 zu unternehmen. 
MAMs rmMche Mm. 
Die Vorgänge in Polen erwecken hier das 
größte Interesse. Man glaubt hier in eingeweihten 
Kreisen zu wissen, daß der mit Eifer gegen die Deut 
schen geführte Kampf Polens nichts als Spiegel 
fechterei ist. Durch diese Vorgänge soll die Welt 
von den eigentlichen Plänen des Marfcholls abge 
lenkt werden. Pilsudfti Hai seinen Haß gegen Ruß 
land noch keineswegs vergessen. Es besteht die Ver 
mutung, daß die Meldungen über Unruhen in Ruß 
land von Pilsudskis Nachrichten opparat in die Welt 
gesetzt sind. Andererseits glaubt der Marschall, daß 
jetzt wirklich der Augenblick gekommen ist, wo Po 
len gegen die Sowjetunion einen Vorstoß wagen 
kann. Die Zustände in der polnischen Ukraine 
spitzen sich immer mehr zu. Eine Ablenkung nach 
außen erscheint als die logische, aber auch nottvenr 
dige Folge des Wahlausganges.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.