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Landeszsitung
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123. Jahrgang.
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DsimekZW, den 2S. à'enàr
Qualvolle Monate des Wartens! Der
Winter von 1830 auf 31 war angefüllt von
peinlichen Untersuchungen der Gerichtsbehör
den. Durch die Fenster des Gefangenen-Stüb-
leins grüßte der Frühling' herein,' aber wie
konnte er die Nebel der Ungewißheit zer
streuen, die Lornsen marterten! Erst am
31. Mai 1831 fiel der Spruch, der Lornsen
seines Amtes als Landvogt enthob, ihn zu
einjähriger Festungshaft verurteilte und ihm
die Kosten des Verfahrens auferlegte.
Die Wälle von Friedrichsort nahmen den
Verurteilen auf. Was Lornsen in der Zeit
seiner Festungshaft gelitten hat, hat er sei
nem treuen Freund Franz Hermann Hege
wisch anvertraut, mit dem er die ganze Zeit
hindurch in regem Briefwechsel gestanden
hat. Schon in den ersten Tagen seines
Friedrichsorter Aufenthalts kündigt er dem
Freunde an, „dieses Jahr durch die ange
strengtesten Arbeiten... so fruchtbringend zu
machen, als es irgend in seinen Kräften
steht." — So steht denn über der Festungs
hast Lornsens das nie rastende Streben, sein
politisches und geschichtliches Wissen zu er
weitern, um dadurch den Grund zu legen für
eine weitere Arbeit im Dienst der Verfas
sungsfrage des Landes.
Nach halbjährigem Aufenthalt in Fried
richsort bittet er, ihn nach Rendsburg zu
bringen. „Es sind Rücksichten auf meinen
Gesundheitszustand", so schreibt er an den
König, „welche mich zu dieser alleruntertänig
sten Eingabe nötigen... Es ist vorauszu
sehen, daß die außerordentliche Feuchtigkeit
der sämtlichen hiesigen Wohnungen.... in
dem herannahenden Winter mir wiederum
die alten Leiden zu Wege bringen wird, da ich
schon jetzt im Herbst die Wirkungen täglich
verspüre." — Am 10. November 1831 konnte
Lornsen nach Rendsburg übersiedeln. Auch
hier quälten ihn die Einsamkeit und häufige
Krankheitsanfälle.
Endlich schlägt die Stunde der Haftentlas
sung. Am 2. Juni versammeln sich seine
Freunde aus Kiel, Rendsburg, Flensburg
und Schleswig, sowie Kieler Studenten, um
Lornsen in ihrer Mitte die ersten Stunden
der Freiheit genießen zu lassen. Man hält
ein Bankett ab, das sich bis in die Nacht er
streckt.
Er kehrt nach Sylt zurück. Auf meilen
weiten Wanderungen durchmißt er die Insel.
Aber auch der Freiheit kann der schwerge
prüfte Mann nicht froh werden. Auf dem
Altar seiner Heimat hat er Ruhe und Glück
seines Lebens geopfert.
Ein hundertjähriger Gedenktag.
Die Schicksalsstunde eines großen
schleswig-holsteinischen Patrioten.
Die englisch-französischen Kreditverhandlungen.
LnßiMd wird von Frankreich gekauft.
Milliardenanleihe Frankreichs an England.
WTB. Newyork, 19. Nov. Der Londoner
Korespondent der Newyork Times meldet seiner
Zeitung, daß die englisch-französischen Kreditver
handlungen, über die amerikanische Blätter mehr
fach berichtet haben, gute Fortschritte machen und
innerhalb von drei Wochen zu einem Abschluß füh
ren dürften. Voraussichtlich würden sich die beiden
Zentralbanken gegenseitig Kredite von 800 bis 1000
Millionen Dollar einräumen. Das Zustandekommen
dieser Kreditverständigung dürfte, wie es in dem
Timesbericht weiter heißt, nicht ohne bedeutungs
volle Rückwirkungen auf die englische und franzö
sische Politik auf dem europäischen Kontinent blei
ben.
ReliqiWSNerfolgWgen in Wen.
Unter der Ueber-
TU. München, 19. November,
schrift „Asiatische Methoden in Polen" veröffent-
lichte am Donnerstag der „Bayrische Kurier" eine
zuverlässige Ueberseßung des Berichtes, den der
ukrainische griechisch-unüerte Bischof Dr. Iwan
Benzko in Lemberg unter dem 1. Oktober 1930 über
seine Untersuchungen der Uebergriffe der polnischen
„Strafexpeditionen" gegen die Ukrainer an das pol
nische Innenministerium in Warschau gerichtet hat.
Die Feststellungen geben ein erschütterndes Bild der
polnischen Barbarei gegen wehrlose romtreue grie
chisch-katholische Priester. In der Stadt Tarnopal
wurde die Wohnung des Dekans Beczynsti demoliert.
Das Lokal eines ukrainischen Vereins wurde eben
falls verwüstet. Ferner wurden in einer ukraini
schen Volksschule und in einer von ukrainischen
Schülern besuchten Pension größere Zerstörungen
angerichtet. Nachdem man hier den Direktor und die
Schüler 24 Stunden lang in Arrest hielt, wurden
30 Ukrainer verprügelt und in scheußlichster Weise
gemartert. Ein Geistlicher in Bleowosti wurde
schwer beschimpft. Im Dorfe Wierzbow hat man
das Pfarrhaus zerstört und den Pfarrer, den Schul
leiter und mehrere Bauern verprügelt. Weitere
polnische Ausschreitungen ähnlicher Art haben sich
>n Holhocze, Mondzelowko und Zacwanica zugetra
gen. Im letztgenannten Orte würd edas Haus des
Erzbischofs schwer beschädigt. Der Dorfpfarrer
wurde mit 200 Stockhieben gemartert, als er bewußt
los wurde, goß man kaltes Wasser über ihn. Pfarr
häuser wurden auch in Wisniowcznk und Bochat-
ikwcze sowie in den Dörfern Kupzynsca und Deny-
sow beschädigt. Auch hier sind schwere Ausschrei
tungen gegen die Pfarrer vorgekommen. Bauern
und Lehrer wurden verprügelt. Auch vor Gewalt
taten gegen Frauen schreckten die Polen nicht zurück.
Me Verantwortung sür den Inhalt des Berich
tes übernimmt nach dem genannten Blatt das grie
chisch-katholische Zeniralpfarramt St. Barbara in
Wien 1, Riemengasse 1.
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Konflikt ist der österreifchen Heimwehr.
Die Opposition Tirols
gegen den Wiener Kurs
TU. Wien, 19. Nov. Die „Innsbrucker
Nachrichten" erhalten von besonderer Seite
Mitteilungen, wonach in der Leitung der Ti
roler Heimatwehr in den nächsten Tagen eine
Aenderung erfolgen wird. Dr. Steidle werde
zurücktreten. Als sein Nachfolger wird Netchs-
anwalt Dr. Guido Jokancig genannt. Eine
Bestätigung steht noch aus.
Der Landesbancrnrat, die Exekutive des
Tiroler Bauernbundes, hat sich mit den letz
ten Nationalratswahlen befaßt. In dieser
Sitzung kam die tiefgehende Mißstimmung
zum Ausdruck, die sich der bäuerlichen Bevöl
kerung wegen der Kampfesmeise des Heimat
blocks bemächtigt habe. Hinsichtlich der Per
son des bisherigen Bauernbundabgeordneten
und Landesführers der Heimwehr, Dr. Steidle,
zog der Landesbauernrat die Konsequenzen,
indem er Steidle aus dem Bauernbund aus
schloß. In einer Kundgebung wird erklärt,
daß die Bauernschaft in der Heimwehr zu ih
rem ursprünglichen Ziel, der Aufrechterhal
tung von Ruhe und Ordnung, der Stärkung
der Statsautorität zurückkehre und sich jeder
Einmischung in die Tagespolitik enthalte. Zur
Sicherung der überparteilichen Haltung der
Tiroler Heimwehr verlangt der Bauernbund,
daß die Leitung der Heimwehr dem Landes
hauptmann unterstellt werde. Ter Landes
bauernrat befaßte sich ferner mit den Vorgän
gen bei dem Empfang des Majors Pabst am
Brenner und verurteilte auf das schärfste die
Kundgebung für den italienischen Faschismus,
Der bevorstehende Rücktritt von Dr. Steidl
hängt mit den politischen Ereignissen der letzten
Wochen zusammen. Er hat innen- und außen
politische Gründe. Außenpolitisch will sich Tirol
nicht mit der Unterdrückung seiner an Italien ab
getretenen Stammesgenossen abfinden und sieht
eine Aenderung der italienischen Politik in Süd
tirol als Voraussetzung für ein freundschaftliches
Verhältnis zu Italien an. Die Rückkehr des Ma
jors Pabst nach Oesterreich hat die Krise in Tirol
akut werden lassen. Innenpolitisch ist man nicht
einverstanden mit dem taktischen Einsatz der
Heimwehren bei den Wahlen.
Ueber die kritische Lage zur Sache wird in fol
genden Entschließungen bezw. Meldungen berich
tet-