Full text: Newspaper volume (1930, Bd. 4)

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Landeszsîtung 
Schwsw:g-6olstsînîschs 
123. Jahrgang. 
123. Jahrgang 
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Mns!an. den 18 November 
Revision zu einer deutsch-französischen und deutsch- 
volnischen „Versöhnung ohne Hinteraedanken" auf 
Ehre und Gewissen bereit erklären würde? 
Antwort: 
In Bezug auf die Anfragen von Gustav Heros 
hat inzwischen der Stahlhelm offiziell ooantrvor- 
tet. Diese Antworten sagen alles Wichtige. So 
lange das französische Volk an der Version fest 
hält. dasi Deutschland am Kriege schuld sei, wird 
es zu echten Friedensverhandlungen w-bl kaum 
kommen können. (Die Antworten des Stahlhelms 
an Heros sind von uns mitgeteilt worden. Schrift 
leitung.) 
Was ein Dichter seinem Dolde zu sagen hat. 
Wilhelm Raabe und lein Volk 
Von Dr. Kurt Wasserfall. 
Vorbemerkung. Anläßlich der Landes-Butztages. der 
auch für das politische und soziale Leben zur Be 
sinnlichkeit und zum Nachdenken über die geistigen 
und seelischen Ursachen unserer krankhaft zerrisse 
nen Zeit auffordert, bringen wir nachstehend einen 
Artikel über den Dichter Wilhelm Raabe und sein 
Volk. Raabe ist ein deutscher Dichter, der vor 
zwanzig Jahren zur letzten Ruhe einging und 
heute sozusagen aus dem Grabe in seinen Werken 
zu uns spricht. In der fetzigen Notzeit haben sie 
uns etwas zu sagen mit ihrem Appell an die hö 
heren Werte des deutschen Menschentums Bei 
dieser Gelegenheit mag auch bemerkt sein, daß 
Raabe Beziehungen zu Rendsburg hatte, wo 
er als East seines Schwiegersohnes längere Zeit 
vor dem Kriege des öfteren geweilt hat. Er starb 
vor etwa 20 Jahren in seiner engeren Heimat. 
Als Wilhelm Brandes »or_ 20 Jahren am 
Grabe Wilhelm Raabes den abgeschiedenen Dichter 
Deutschlands Gewissen nannte, sprach er aus, was 
schon damals Tausende und aber Tausende emp 
fanden, die Tatsache, dag das deutsche Volk in je 
ner Trauerstunde einen seiner deutschesten Dich 
ter zu Grabe trug. Heute beginnt in der öffent 
lichen Meinung und im Kreife der offiziellen Li- 
teraturhistorik die Erkenntnis zu dämmern, dag 
in Wilhelm Raabe überhaupt einer der größten 
deutschen Dichter und geistigen Führer unseres 
Volkes lebte. Jedoch das ungeheure Lebenswerk 
Wilhelm Raabes eingehend zu würdigen, ist hier 
nicht der Platz. - In den folgenden Zeilen möge 
nur Wilhelm Raabes des Deutschen in wenigen 
Worten gedacht sein. Doch gerade hiermit wird 
der Kern des Wesens dieses Mannes , und seines 
Werkes berührt. 
Wenngleich ein hohes nationales Pathos 
seinen Wert und sein Recht bat. Raabe war von 
solch einem Pathos weit entfernt. Selten nur 
wendet er sich einmal in lstnreißenden Worten 
an sein Volk wie in dem Gedicht: „Ans Werk 
ans Werk . . .!" („Nach dem großen Kriege.") 
Aber in den tiefer wurzelnden, aus sich selbst 
heraus in die Zukunft fortwirkenden Kräften 
seiner Dichtung ericheint Raabe als der Deutsche 
schlechthin. „Vergesse ich dein Deutschland, gro 
ßes Vaterland, so werde ich meiner Rechten ver 
gessen" ruft er in seinem ersten Werke, der „Chro 
nik der Sperlingsgasie" aus Und !ein letztes 
Buch „Hastenbeck" trägt als Motto das Won des 
Freiherrn von Stein: „Ich habe nur ein Bater- 
land das ist Deutschland". Welches seiner vielen 
durch seine „Aktualität" und Sinnlichkeit als das 
Realste erscheint, erweist sich bei ihm als das Al- 
lervergänglichste und Flüchtigste „Eine Blume 
die sich erschließt macht keinen Lärm dabei . . . 
Auf teilen Sohlen wandeln die Schönheit, das 
wahre Glück und das echte Heldentum." 
Immer wieder erhebt Raabe die Forderung, 
die er als die Voraussetzung für jede fruchtbare 
Zukunft des deutschen Doikes ansah und die in 
seinen Werken immer und immer wiederkehrt: 
Selbstbesinnung! Rach seiner innersten Ueber 
zeugung konnte eine wirkliche Emigung des deut- 
>chen Volkes sich nur von innen heraus vollziehen, 
und er erkannte baß manches 
gründung ungelöst blieb 
auch nach dem Kriege 1870 fest 
vor Augen, daß jene Stadt djeies Dorf uns lieb 
und vertraut werden, als wären wir gerade dort 
oder dort zu Hause. Zwar spielen die meisten 
Ruabeschen Dichtungen aus dem niedersäMchen 
andere 
deutsche Gegenden, so 
Eulenpsing- 
,Des Reiches Krone" 
von Bützow" nach 
Mecklenburg und „Der Marsch nach Ha we" nach 
den Usern des Bodeniees und in die Mark Bran 
denburg. Mit Recht wurde Raabe niemals als 
ein Heimatdichter empfunden oder bezeichnet. 
Raobe gehört ollen deutschen Stämmen, wie deren 
Geschicke und Eigenart sich in keinen Büchern in 
tausend Abwandlungen spiegeln. 
Unerschöpflich ist der Reichtum an Gestalten, 
die mit musterhafter Schärfe und Anschaulichkeit 
aezeichnet. als wirkliche echte Menschen in Raabes 
Werken leben. Die ganze Vielgestaltigkeit des 
deutschen Menichen findet hier eine unvergleich 
liche Gestaltung. Kein Beruf, der nicht Beach 
tung fände. Fürst und Feldherr, Minister. Dank- 
berr und Gutsbesitzer. Offiziere und Künstler. 
Aerzte, Pastoren Schulmeister, Beamte Handwer 
ker. Bauern und Arbeiter uiw uiw. all das Volk 
..das mit feinen Händen zum Fortbestand der 
Welt Hilst", geben durch Raabes Bücher. Alle 
tragen typisch deutsche Züge, sind aber individuell 
und in ost unvergeßlicher Ausvrägung gestaltet 
Alle zusammen ergeben ein Bild des deutschen 
Menichen, wie es in dieser Vollkommenheit kaum 
jemals gezeichnet wurde. 
Raabe weiß den Blick zu öffnen für das We- 
stn und die Wahrheit, die hinter der . Wirklich 
keit" stehen und deren Erkenntnis Mut und 
Krast zur Ueberwindung des Leides geben Die 
Welt bat «inen Kern sie bat einen stst-en Kern 
nur aber die Zunge oder was sonst zu der gehört, 
hat nickts damit zu tun. darauf schmeckt man ibn 
nicht Aber seinem Ruf .Sieh nack den Sternen!" 
fügt er sofort hinzu: „Gib acht auf die Gasten!" 
Frage: 
Unter den dents<st-dänîkcken Fraaen spielt die 
Grenzfrage eine Rolle von grundsätzlicher B-edeu, 
tung. 
Bei der Folketinasberatuna den ‘"-"■Tone der 
dänischen osnksregieruna betreffend Verkleinerung 
des dänischen Heeres wurde von vo--kooeftindlichen 
Rednern der Konservativen und Bauernvartei 
das Ergebnis der dentkcksn Reichstaoswahl vom 
11 Seuşemder aşs Möot!ck^»ft d-r B»drobnno der 
zwiickeir Dänemark und 
wobei allerdings diese 
Möolichkeit auf Freischärler be- 
Boden seiner engeren Heimat 
Werke führen in andere 
„Christoph Pechlm" nach Schwaben 
sten" nach Frankfurt a M. 
nach Nürnberg, „Die Gänse 
bei der Reichs- 
Mit Grimm stellte er 
,Die Wunden 
der Helden waren noch nicht verharscht . . .. aber 
in Deutschland g'ng's schon — io früh nach dem 
furchtbaren Kriege und ichweren Siege -- recht 
wunderlich her. Wie während oder noch einer 
großen Feuersbrunst in der Gaste ein Sirupsfaß 
platzt .... so war im deutschen Volke der Geld 
sack aufgegangen . . ., und es hatte fast den 
Anschein, als sollte dieses der größte Gewinn sein, 
den das geeinte Vaterland aus seinem großen 
Erfolge in der Weltgeschichte hervorholen könnte!" 
Aber Raabe ließ sich nicht entmutigen. Immer 
wieder zeichnete er seinem Boike den deutschen 
Menschen, dem die Zukunft gehört, soiern es kür 
uns eine solche geben soll Immer wieder mahnte 
er sein Volk zur Selbstbesinnung, zur Besinnung 
auf jene Kräfte, die das deutsche Volk durch alle 
Jahrhunderte hindurch aus tiefster Rot heraus 
immer wieder zur Freiheit und Höhe führten. 
Aber — und dos ist das Wesentliche — Raabe 
mahnt nicht nur er fuhrt uns selbst mit sicherer 
Hand in die Schatzkammer der dent'cken S""le 
und entläßt uns — sofern wir Art seiner Art 
sind — mit all dem. desten wir dessen unser Volk 
bedarf, um das zu rinoen Raabe im trotzigen 
Glauben niemals au'börte und auch heute, lebte 
er nock niemals oufbören würde. 
„Des Menschen Dasein auf Erden baut sich 
immer von neuem auf doch nicht von dem an 
dersten U—*reis ber, sondern stets ans der Mftte 
deutschen Volktums. In unserem deutschen Volke 
weiß man das auck eioentlick im Grunde gar nicht 
anders", schreibt Wilhelm Raabe. der mit allen 
leinen Kräften in der kernhaften Mitte deutschen 
Volkstums wurzelt. 
oegenmörtiaen Grenze 
Dsulickland auso^fni-lt 
n->rmeinlliche 
schränkt worden ist. 
Bevor die Militärvorsao^ wieder an den Aus- 
>cknst verw'eien wurde, unternahm der konserva 
tive Wortführer Oft Viörn ^raft »'"»ti Ausfall 
oxoxņ den Stabfh-sm in dem er bekevstertz tzin 
bekoroniserreoend-s Moment kür den Frieden an 
hex Eren-e -rkti-ft, wie er iaate. 
v»r7tftv sich sooor "> einer Anfrage an die dä 
nisch« Regiern na. ob n-e-z >i- im 
oerünmken ‘WftöittTrt«S ' K: - f»iif frei v-ernocht 
hob« und ihr zu denken Dostes vertrat der 
QQo'hnnr >,sa eretes?» smft st»r ügriotzvS 
»rnstho?şe v'-stt 
leistende Leute in N'ckt« -11 tun stosten 
wotteng dnst ein nickt in ****st~f 
nr-ftnal-urg ..einen ewioen ^"»kk d»7 ir„yufti-iie.ft 
kür den Bestand der augenblicklichen Grenze bil 
den" mürde. 
Boņ şşemsm D»i>t7cken step n->ri'i7ck ernst zu 
nehmen 'st stat man le oeb'-ftt dost ?n d-r lvrao« 
d»„ftch -dönUck-n Grenz», deren Verlauk von 
^ent'ckftnst »n5 ş>^r„„nş»n anlinsten rt'*t okkftiell 
nnar-nnnt ist. init Gemoft noroeoonnen werden 
TflTT A"ck »e'ne spartet r>ot 7-ck !n 7-,r^„ni Sinne 
r-^önk-si-t. Ņî<-sm»k>r ist st?» ftiesttick» Lösung auf 
d»n^-st-stôn?7Uv"ņ Verhandlungsweg zu gegebener 
Zeit nroftomiert. 
Wie stestt der Stosttst»tni zur deiftkck-stônisàn 
Gren-sşnoe stft scklie7>rick sg nur ein Ek!»d der 
durch Ņ»şsossteg verschuldeten strittigen Grenz» 
ftaoen ist? 
Ant-n-k: 
In Bezug auf die deutsch-dänische Frage wird 
man stck in Dänemark darüber klar sein müßen, 
doß e« ein grober nnfizsscho^ skestler war. stck in 
die Diktatverhandlungen aeaen das besiegte 
D?,işlck^ond eiu'umislsten In Deutschland muß 
natürlich dadurch dş» Stimmung entstehen, daß 
Dänemark zwar nicht den Mut statte, sich am 
Kriege aeaen Deutschland zu beteiligen. daß es 
stgnn aster doch dem niedergerungenen Deutschland 
noch schnell einen Fiisttrstt verseht hat Diese 
Rolitik war insofern sestr unklug, als die däni- 
kchen Volitiker schon aus der Länae und ^"stiakeit 
des deullcken ystzst-rstandes statten schli-sten müs 
sen. m-kchg linoesteure Kraft let-ten Endes im 
dentkchen Raff st-chş Ey wird ietzt Sach» d-r Dä 
nen stin Dmitkchlond rechl'oftia z» verföstuen. 
D-o stontlNi-dönnuz» <Nr»u-ki?struna stöuat im aanz 
oroston aesosten. für Deullchlgust davon äst. ost der 
R o r d o st s e e k a u a l. d h. die für Deutschland 
l-stensmichtio« Verstiudung zmikchen beiden 
Meeren, zu Lande ausreichend oest^-'-t bleistl Die 
ießt einkretende fre-wilfto« Entwokkuuna Däne- 
?7t vom deift^ck»n S^onstnunkt aus infokern 
»in Ro-st^sil als aiik diele Laud"ua^n einer 
kindlichen Großmacht auf dänischem Eestiei zum 
Anor'hk -Ills tion Rorstostieek-inol noch leichter wer 
den als bisher 
Nachklang zur Stahlhelmkundgebung in Flensburg. 
Fragen und Antworten 
îl"twort: 
Die Behauvtung des französischen Krieaerver- 
eins, daß der Aufmarsch des deutschen Stahlhelms 
in Koblenz, d. h. im völlig deutschen Rheinland 
eine provozierende Antwort der deutkch-n Krieas- 
beßer auf das Entgegenkommen und die Konzes 
sionen Frankreichs sei, ist typisch französisch 
Frankreich bat leine Eroberungspolitik stets mit 
pazifistischen Redensarten reichlich verbrämt. 
Iß Bei Geleoenstait der unlängst in ^lenasturo 
stattgefundenen Nordmark-Kundgebuuo des Stahl 
helms legten wir in piw’' "--„buna dem Bun 
desführer des Stahlhelms, Seldte, einige sich aus 
der p»lftiick»n Situation ergebende lr-ooen "or. 
Das Bundesamt der Stahlhelmorganifation hat 
jetzt die Antworten erteilt. Fragen und Antwor 
ten lauten: 
Frage: 
Das dänische Blatt „Der Schleswiger", in der 
Grenzstadt Flensburg erscheinend und stets ein 
wenig beflissen, den Friedenswillen in Deutsch 
land zu verdächtigen oder wenigstens zu bezwei 
feln. teilte eine auf die Stahlhelmkundgebuna in 
Koblenz Bezug nehmende Nroklamation des Na- 
tionalverbandes der französischen Krieaervereine, 
der 700 000 Mitglieder umfaßt, mit. In dieser 
Proklamation wird die Kundgebung am Rhein 
„eine provozierende Antwort der dentschen Kriegs 
hetzer auf das Entgegenkommen und dis Konzes 
sionen Frankreichs" genannt und zum Anlaß der 
Werbung für die französische Rüstung genommen. 
Was sagen Sie als Stahlhelmführer, der er 
neut in Koblenz den Friedenswillen der ehemali 
gen deutschen Frontsoldaten betont hat, zu dieser 
i-an'ösisthen Auslegung der in außenpolitischer 
Hinsicht im Nevisionsverlangen gipfelnden Kund 
gebung am Rhein? 
Frage: 
Sie werden von dem auffälligen Eintreten 
des französischen Publizisten Gustav Hervö, van 
dem man früher andere Töne hörte, kür eine Re 
vision des Versailler B-rtraaes und Annulli-rnn» 
der Reparationen im Interests der französisch 
dsutick»n Rackstarichaft und der Sick-»runa des 
eurapäikchen Fri-dens aelek->n stosten. Hevvs for 
dert auch die französischen Frontkömvfer auf über 
dis Grenz« binwea dem Stastlstelm die Hand zu 
reicken. Er meint, daß das Srevvdschaftsangebot 
tern?»'" -"1 schon ob 
1 $<>%«<«*. 
TU Berlin 17 November Unter dem Dov 
sitz des Reichskanzlers verabschiedeten die Vereinig-
	        
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