Full text: Newspaper volume (1930, Bd. 4)

DLÄķŞŞ 
123. Jahrgang 
123. Jahrgang 
SonttLag, den 16. Movemösr 
zu den Fußen herab, der ganze Körper sei mit 
weißem Flaum bedeckt. Um Hüften, Hände und 
Füße sind Eifenketten geschlungen und an den 
Felsen angeschlossen. Nur wenige Menschen ha 
lben ihn gesehen, denn es ist gefährlich, über die 
steilen Felswände und Gletscher emporzuklettern. 
Wer ihn aber einmal sah, wird ihn nicht wieder 
erblicken, denn keiner von denen, die es ein zwei- 
tesmal versuchten, kamen je zurück. Nur einige 
alte Männer, die mit ihm gesprochen haben, 
hausen im Gebirge. Sie dürfen nicht alles erzäh 
len, was sie gehört und gesehen haben. Aber der 
Alte dort oben freut sich, wenn er Bkenschen sieht. 
Nach drei Dingen fragt er sie: Ob noch immer 
Fremde das Land durchziehen und ob Städte und 
Dörfer gebaut werden; ob die Jugend im ganzen 
Lande in Schulen unterrichtet werde und ob die 
wilden Obstbäume reiche Ernte tragen. Wen» 
er dann wahrheitsgemäß eine verneinende Ant 
wort erhält, senkt er tief betrübt das Haupt. —. 
Als erster gewöhnlicher Sterblicher hat der be 
kannte Hochtourist Freshficld den Kasbek erstie 
gen. Er führte fein Unternehmen im Jahre 1868 
gemeinsam mit Moore, Tucker und dem Berg 
führer Braneois Devouässoud aus Chamonix aus. 
Der Kasbek ist der höchste Berg in diesem Teil 
des Kaukasus. Weit von ihm in westnordwest 
licher Richtung erhebt sich das andere mächtige 
Bulkanmasstv, das gleich ihm über den Nordwb- 
hang des Gebirges aufgetürmt ist und dessen 
Krater noch höher ist. Der gewaltigste hinter 
ihnen ist der Elbrus mit 5623 Meter über dem 
Meere. 
Der überwältigende Eindruck dieser Dulkan- 
gruppen wird dadurch verstärkt, daß sie beide et 
was abseits vom höchsten Rücken des Gebirges 
liegen und so von allen Seiten her auf weite 
Entfernung sichtbar sind. 
In dem Dorfe Kasbek und der größeren Ort 
schaft Gergeti, die gegenüber auf der anderen 
Seite des Flulsses liegt, wohnen Gsbirgsgeorgier, 
dagegen Haufen in dem Aul Gweleti, sieben Kilo 
meter weiter nördlich, größtenteils Tschetschenzen, 
die als Steinbockjäger berühmt waren. Das 
Gebiet der Tschetschenzen dehnt sich auf der Ostseite 
des Terektals nördlich vom Dhewsurenland aus. 
Das übrige Terektal ist von hier nach Norden bis 
hinaus in die Ebene von Osseten bewohnt. 
In der Nähe des Dorfes Kasbek wurde ein 
alter Begräbnisplatz, vermutlich aus der Bronze 
zeit, entdeckt. Schon damals war also das obere 
Terektal bewohnt und es muß über den engen 
Hochpaß schon ein Älerkehrsstrom gegangen sein. 
Hier wie in vielen Gegenden des Kaukasus wur 
den zahlreiche Gegenstände aus der Zeit der 
Bronzekultur gefunden, die auf einen Phallus 
kult hinweisen. Sogar hier, int Bereich dieser er 
drückend strengen Natur, haben die Menschen 
Lebenskraft und Fruchtbarkeit angebetet. 
Die Straße lief am schäumenden Terek ent 
lang talab. Der Fluß führt hier einen weißlichen, 
zum größten Teil wohl kalk- oder lehmhaltigen 
Schlamm mit sich. Noch immer hatten wir durch 
das Dewdoraktal aufwärts den Fernblick auf den 
Eisstrom, den die Gletschermassen des Kasbek 
entsenden. 
Dieser Gletscher hat im vorigen Jahrhundert 
großes Unheil angerichtet. Er rückte weit vor 
weit und tief, geht uns nach, selbst auf unsern Irr 
wegen. Drum dürfen wir getrost sein, wenn wir 
an die Kämpfe unserer Gegenwart und bic Klein 
heit unserer eigenen Kraft denken, dürfen getrost 
sein, wenn wir unsere Kinder unreif, wie sie sind, 
in die Welt hinausschicken müssen, dürfen getrost 
bleiben, selbst dann, wenn wir das Wanken unsers 
bald trotzigen, bald verzagten Herzens beobachten, 
ja, selbst dort, wo wir Erfahrung der eigenen Un 
treue machen. Wir dürfen wegschauen von uns 
selbst und einzig hinsehen auf Gottes Treue. Er 
gibt zum Anfang das Vollbringen. Be'i ihm stehen 
wir auf festem Grunde. 
Darum bleibt aber doch wahr, daß Gott sein 
Werk zu Ende führen will. Es ist nicht so, daß 
Gott uns den Anfang gäbe, uns dann aber auf 
unsere eigene innere Kraft anwiese. Gottes Treue 
bleibt bei uns und über uns. Welcher Christ von 
einiger Erfahrung wüßte nicht davon zu zeugen? 
Als wir einzuschlummern drohten, sandte Gott 
uns ein mahnendes Wort, vielleicht einen auf 
weckenden Schmerz, in Gefahren und Anfechtungen 
eine Hilfe, die uns stützte, eine Bewahrung, die 
uns schützte; vielleicht ließ er uns fallen, da wir 
hochmütig wurden, aber nicht versinken, daß wir 
hätten verzweifeln müssen. Seine Treue reicht 
Sonntag-gedanken. 
Der in euch angefangen das gute Werk. 
der wird's auch vollführen. (Phil. 1, 6.) 
Wo der Glaube und christliches Wesen in ei 
nem Menschen Wurzel gefaßt hat, da ist immer 
zu ersehen, daß Gott es angefangen hat. Irgend 
wie kam ein Anstoß von außen, ein Eingriff von 
oben, den der Mensch nicht sich selbst zuschreiben 
kann. Wen z. B. die Philipper, an die Paulus 
unser Wort richtet, gläubige Christen geworden 
waren, so hatten nicht sie den Apostel gerufen, 
sondern er war zu ihnen gesandt. Wenn damals 
bei der ersten Predigt des Paulus an jener Was 
serquelle vor der Stadt bte Lydia gläubig wurde, 
andere Hörer aber unberührt davon gingen, so 
heißt es ausdrücklich, daß „Gott ihr das Herz auf- 
getan". Oder denken wir an die Bekehrung des 
Kerkermeisters mit ihren tiefen Erschütterungen 
und dem schließlich seligen Ausgang, so ist ohne 
weiteres klar, daß sie nicht das Verdienst jenes 
Mannes war. So ist es immer: wo wir auf die 
Wurzeln unsers Glaubens zurückgehen, da finden 
wir Gaben und Hilfen, die über unser Wissen und 
Wollen zurückreichen: gute Eltern, fromme Lehrer, 
Menschen, Ereignisse, die auf uns entscheidenden 
Eindruck machten, „Zufälle", wie man es nennen 
möchte, jedenfalls aber nicht unser, darum eben 
Gottes Werk. Mit demütigem Dank müssen wir 
bekennen, nicht daß wir Gott ergriffen haben, 
Zandern war wir von ihm ergriffen sind. 
Von hier aus gewinnt Paulus den festen 
Grund seiner gewissen Hoffnung. Gott tut nichts 
Halbes. Darum wird er das gute Werk, das er 
begonnen, auch vollführen. Aber stimmt das? 
Zeigt »ns das Leben nicht täglich das Gegenteil? 
Manches Kind frommer Eltern hat feinen Kindes- 
glauben verloren. Mancher junge Mensch mit gu 
tem Anfang erstickt im Sumpf der Großstadt. 
Mancher, der religiös angefaßt, sogar bekehrt war, 
fällt ins alte Wesen zurück. Wie oft muß man 
klagen:, -„Es fiel ein Reif in der Frllhlingsnacht". 
Das'sind doch einfach Tatsachen. Kann man ihnen 
gegenüber des Paulus Glaubensoptimismus auf 
recht erhalten? 
Wer das bezweifelt, versteht nich!t die Art, wie 
Gottes Geist auf unfern Geist wirkt. Nirgend ge 
schieht dies so, wie man etwa kleinen Kindern ein 
Kleid anzieht, eine Kappe aufsetzt, ob sie wollen 
oder nicht. Wo der Mensch zu Gottes Ruf nicht 
Ja, sondern Nein sagt, zieht sich Gottes Werben 
zurück. Erschütternd ist Jesu Klage über Jerusa 
lem: „Ihr habt nicht gewollt". Dieser Ernst gilt 
auch denen, die bereits Christen sind. Gerade 
seinen Jüngern ruft Christus immer wieder aufs 
ernsteste das Wort: „Wachst!" zu. Es kann auch 
mit dem gläubigen Menschen rückwärts gehen. 
Aber Einschlafen, Oberflächlichkeit, Leichtsinn, 
Gleichgiltigkeit ist Schuld, Schuld des Menschen. 
Wie ich meinen gesunden Körper mir nicht geben, 
wohl aber ihn schädigen kann, vielleicht nur durch 
dauernde Vernachlässigung, so kann es auch der 
Seels gehen. Eine Menge Seelen sterben an Un 
terernährung. Das ist aber nicht Gottes Schuld, 
der uns in seinem Wort reich genug den Tisch ge 
deckt; sondern das ist der Menschen Schuld, die sich 
nicht an diesen Tisch setzen. 
Reise durch ben Kaukasus. 
3m Gebiete des 5000 Meter hohen Uasbek. 
von Frithjof Nansen. 
Demnächst erscheint im Verlag F. A. Flanken steil und nackt. Auf den Almflächen an 
Şus Leipzig, das letzte Werk des gro- be n Hängen lagen kleine, meist ossetische Dörfer. 
Forschers und Menschenfreundes ynithsos Biereckiae 9ltebrtürme erräblten oon den unab- 
fen. „Durch den Kaukasus zur Wolga", -vleremge ķşturme erzählten von oen unao- 
re Forschungen haben den damals Sechs- lässigen Kämpfen der Bewohner mrtten rn dieser 
echzigjährigen auch aus dieser letzten Reise armseligeir Natur. Auch hier (Geschlechterfehden, 
t verlassen. Lebendig empfundene Land- Blutrache und Räuberei 
i und ihr Einfluß auf den Menschen, die 3Il . f { ^s,r,r, [V i v r dos Tal beberrickt 
àrļîche. kampferfüllte Geschichte der .. ŞM ^elsvloch der ras xai oeyerrpyr, 
>en Bergvölker und das Heute in den süd- liegt die alte Festung S'.on (Sftom). Ein Bir- 
n Sowjetrepubliken machen das Buch zu- kenhain in diesem Tal ist von den ossetischen 
men mit den prächtigen Bildern zu einem Bauern seit alter Zent sorgsam erhalten worden, 
bild moderner Ressöchelderung. denn «r gilt für heilig. Er liegt ungefähr 1800 
wilder und öder wurde das Gebirge, Meter über dem Meere. Endlich erreichten wir 
nackt stellten sich die abgeschliffenen die bekannte Poststation Kasbek, an der ein gro- 
empor. Dann führte die Straße leise ßes Hotel errichtet ist. Wir waren inzwischen 
id die Wasserläufe nahmen ihren Weg schon bis auf 1715 Meter über dem Meere herab- 
n. Wir fuhren in eine enge Schlucht gestiegen und befanden uns mindestens 600 Meter 
'lgten einem Flüßchen, das in schau- unterhalb der Wasserscheide. Auf der Westseite 
ruf dem Strom Terek zueilte. Diese des Tales sahen wir auf einem hohen Gipfel Ee- 
im Winter und Frühjahr schwer von bände, vermutlich eine Kirche mit ihren Neben- 
chroht, daher sind überall Schutzdächer bauten. Hinter ihr war die Sicht durch brauende 
!ln einer kohlensauren Quelle, die aus Nebel verhängt und wir ahnten hinter diesem 
rt hervorsprudelt, machten wir halt, Vorhang die Umrisse einer abenteuerlichen Welt. 
r uns an dem frischen Wasser gesund Während wir nach oben starrten, öffnete sich 
c trinken. Einige Knaben und Man- der Schleier wie jäh zerrissen und aus den bro- 
melten sich um das Auto und boten delnden Wolkenmassen drohte ein mächtiger wei- 
und andere Mineralien an. ßer Gletscher zu uns herab. Der Anblick raubte 
zentliche Kamm des Gebirges lag hin- den Atem Nur eine Sekunde lang war der 
Bit hatten die Wasserscheide überschrit- schwindelnd hohe Gipfel deutlich sichtbar damn 
iser Weg führte uns weiter zu Tal. ^jank das Traumbild wieder hinter Wolken 
>gen aber noch die mächtigen Vulkan- ™ j? a ? ( ^vbek àr lNUnrvart. 5043 
über dem Urgestein am Nordhang der Meter hoch sein Gipfel lag 3300 Meter nber un- 
rfgeb rochen sind und ihre mächtigen ^em Standort. Dort oben hatte ernst Zeus den 
erragt von dem Riesen Kasbeks auf- Prķcheus die Fesseln gelegt, à er das Feuer 
on Zeit zu Zeit erschien der wild dro- H'mmel stahl und es den Menchen brachte, 
leegipfel dieses gewaltigen Kolosses, uni > *** unbeugsamen göttlichen Gesetzen 
heißt er in der Landessprache, durch g™ Trotz rm Şnen Kampf dem erhabenen 
-äs- -à «àĢŞ ïäïï »rÄrr» 
ş ^ also, hoch über schwindelndem Abgrund, zerrt der 
er aus nördlich ist die Gegend in der verwegene Träumer an seinen Ketten, während 
von Osseten bewohnt. In der Nähe der grimme Geier der Mißgunst seine Leber zer- 
> Kobi kanien wir an den Terek selbst, hackt. Das ist die alte Sage vom ungestümen 
Westnordwest her zwischen den senkrecht Menschengeschlecht, das den Himmel stürmen und 
a Wänden der türkischen Trussowkluft das Glück erlisten will. Wehe, zwischen Himmel 
mt und das Tal südlich vom Bergmas- und Abgrund bleibt es gebannt. Das ist der 
bek durcheilt. Wir blieben am rechten Geist Kains, des Aufrührers, dessen Begchrlich- 
Vei Kobi erhebt sich drohend eine feit keine Grenzen kennt. 
e Vasaltwand in sechskantigen Pris- Die Bergbewohner erzählen, der alte Kämp- 
Tal weitete sich, doch blieben feine fer trage nun weißes Haar, fein Bart walle bis 
Getreuen im kleinen, schnellen Segelsampon die 
dicken Bohnenöl- und Erdnußdschunken gekapert 
hatte. Deren Besatzung, seefahrende Bauern, war 
dann meist restlos „ins Wasser gefallen", und die 
Dschunke hatten sie samt Ladung in Weihaiwei, Port 
Arthur, oder im Süden in Haitschou oder noch weiter 
verschärft. Dann fuhr man als arme Kulis, ober 
das innerste Wattegewand stramm voll Silberdollars 
und fremder Banknoten, auf dem deutschen Post 
dampfer wieder nach Tsingtau und wanderte die 
Nacht durch nach Hause. 
Leise klappert« die vorschriftsmäßige schwere 
Fußkette des Alten, wissenden Hohn in den Augen 
sah er sich verstohlen um, begann aber schleunigst 
ehrerbietig-vertraulich zu grinsen, als in der hellen 
Stalltüröffnung der Bezirksamtmann stand. 
„Na. Nummer 19, lahmt der Schimmel noch?" 
„Morgen alles gut, morgen er plenty loufe- 
laufe." 
„Schön denn, haste gut gemocht." Eine Ziga 
rette lohnte den Pferdepfleger, Strafgefangenen 
Nr. 19, ehemals Dorfältester und heimlicher See 
räuber aus Pang-tfchia-tsun im Schutzgebiet Kiou- 
tschou. 
noch der Tat durch Anzeige des eigenen Neffen den 
Behörden bekannt geworden, und was half es, — 
Pang mußte verurteilt werden. 
Seltsam das Motiv. „Ich ließ ihn töten, weil 
er einen fremden Dialekt sprach", wörtlich so sagte 
das Protokoll. Weiteres war nicht herauszubekom 
men, auch der Angeber hatte mit seinem dümmsten 
Gesicht immer nur „Ich weiß nicht" gemurmelt. 
Nachdenklich sog Hoppe an seiner Shagpfeife, 
verfluchte Moskitos! Nie sah man diesen Gelben -n 
die Seelen, hoffnungslos lösten sich alle Brücken 
zur wirklichen Verständigung im Nebel auf, auch 
wenn man noch so fließend die Sprache beherrschte. 
Was konnte dahinterstecken: „weil er einen 
fremden Dialekt sprach"?. Die Mittäter waren 
mit einigen Wochen davongekommen, ihr Zeugws 
war stereotyp: „Pang-lu befahl es so, was sollten 
wir machen?" — Ohne die landesübliche Folter war 
bei den Chinesen eben nichts zu wollen, aber — er 
lauben Sie mal! 
Schließlich konnte man den Alten jo mal dem 
Gouverneur zur Begnadigung vorschlagen, denn er 
war der lammfrommste Kettenträger !m Gefängnis, 
hielt auch unter den anderen Gefangenen oft besser 
Ordnung als die eingeborenen Wärter; dafür hatte 
er auch den leichten Posten als Pferdepfleger er 
halten und versah ihn einfach glänzend! Eigentlich 
''ollte man ihn doch möglichst hierbehalten ... 
„Na, mal sehen", und mit diesem Entschluß ver 
sank der Vertreter der Behörde zunächst wieder in 
die Zahlenreihen der diesjährigen Seidenraupen 
statistik des Landgebietes. 
Pang kaute die Zigarette, denn Rauchen war 
streng verboten, und dachte an den Tag seiner Ver 
urteilung. Die Bestie, die P!n-li, seine junge Ne- 
benfrau von jenseits der Bucht, die war an allem 
schuld. Damals hatte dieser Schildkrötenbastard, der 
junge Flaps aus ihrem Heimatdorf, sich doch eigens 
in Pang's Dorf als Knecht verdungen, um ihr nach 
laufen zu können. Und als gor die alte Mu-yi -das 
Pärchen eines Nachts am Tempelchen der Seemond- 
göttin. betroffen hatte, da mußte der Junge sterben. 
Pin-li wurde drei Nächte lang an den Füßen aufge 
hängt, und der Fant — „fiel ins Wasser". 
Aber diesen Zusammenhang den Hemden Teu 
feln erzählen? Nie! Nicht für 5000 Hiebe mit dem 
salzigen Bambus! Der Laffe sprach doch wirklich 
einen. Hemden Dialekt, wieso hatte er die deutsche 
Exzellenz belogen? Aber eingestehen, daß seine 
Nebenfrau einen Liebhaber..., unmöglich, soviel 
„Gesicht verlieren", soviel Blamage hätte er nicht 
überlebt. 
Sein Neffe aber, diese räudige Kröte, hatte 
gleichfalls ein Auge auf die immer weiß und pfirsich- 
rot gepuderte Pin-li geworfen und sah für sich die 
Dahn frei, wenn er den Alten, Pang-lu, ans Messer 
der Weißen lieferte. Nett gedacht, aber leider köpf 
ten die Weißen ihn nicht, und P'n-li wurde zur 
Großmutter Lau-ma gebracht, und von diesem alten 
Drachen behütet, war sie selbst für die Flöhe unzu 
gänglich ... Aber warte, eines Tages sind die fünf 
Jahre herum, zwei sind es nur noch, dann warte 
du ... Neffe! 
Das wahre. 
Folgst du dem Schönen, triffst du nicht das Wahre, 
Vom Schein betrogen mußt du selbst betrügen, 
Im Spiel der Reize muß das Wahre lügen, 
Damit sich eines mit dem andern paare. 
Die Kraft des Simson lag nicht mehr im Haare, 
Als es Delila schnitt mit raschen Zügen, 
Wer sich verlor, mutz sich dem Schicksal fügen, 
Der Stärkte nur erringt das Offenbare. 
Er weiß was alle Oberflächen hegen, 
Aus dem Gesicht der Gorgo wächst das Krauen, 
Wen ihr Blick trifft erstarrt, versteint im Schauen 
Wie Perfeus sich ihr nahte, kühn-verwegen, 
Um abgewandt das Haupt ihr abzuschlagen. 
Bezwingt er es, es liegt nur im Entsagen. 
Albert Wähl 
Der ş)ferdepfleger. 
Eine Geschichte aus Tsingtau. 
Bon L o n e w o l f. 
Immer, wenn der alte Sträfling Pang-lu im 
Stalle des Londbezirksomts die Dienstponys strie 
gelte, spielte er mit der Erinnerung an die guten 
alten Zeiten vor der Besetzung des Schutzgebietes 
durch die Deutschen. Das sollten sie nur wissen 
lächerlichen fremden Teufel, wie er mit elf 
In seinem nachmittäglich stillen Amtszimmer 
nahm sich Dr. Hoppe die Strafakten Pang-lu vor. 
Sonderbar, fünf Jahre Gefängnis, weil er als Orts 
ältester einen Hemden Chinesen in einen ledernen 
Sack hatte nähen lassen, ihn dann auf die Hochklip 
pen am Meer geschleift, und von da war der Iln- 
gliickliehe wohl 60 Meter tief ins Meer gestürzt wor 
den und verschwunden. Das Ganze war sieben Jahre 
(Schluß folgt.)
	        
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