Full text: Newspaper volume (1930, Bd. 4)

scheinlich zu einem Halsband gehörten, ge 
funden. Es sind dies die ersten Karneolper 
len, die auf der Oldenburg ausgegraben 
wurden. Außerdem wurde neben dem Frau 
enskelett noch ein Bronzegegenstand gefunden, 
dessen Bedeutung vorläufig nicht zu bestim 
men war. 
npd. Flensburg, 80. Oktober. In den 
Hafen gesprungen und ertrunken. Der kürz 
lich ans den Schleswiger Heilanstalten ent 
lassene Kriegsbeschädigte Alfred F. sprang 
hier in den Hasen und ist ertrunken. 
Flensburg, 30. Okt. Landwirt Carstenfsn- 
Ruthebüll durch Unfall ums Leben gekommen! 
Durch einen Unfall ist einer der bekanntesten Deut 
schen Nordschleswigs, Carstenfen, früher Rnthe- 
büll, ums Leben gekommen. C., der zuletzt bei sei 
nem Schwiegersohn hart südlich der Grenze wohn 
te, wollte aus einem Steg einen breiten Wasser 
graben überschreiten, glitt aus und ertrank. 
Der Verunglückte war bis zur dänischen Kro- 
nenentwertung einer der reichsten Männer Nord- 
schleswigs; er zählte zu seinem Eigentum rund 
1200 Ochsen, Hunderte von Pferden und ausge 
dehnte Ländereien. Deflation und Wirtschafts 
krise nahmen ihm das Vermögen und ließen ihn 
fast völlig verarmen, so daß er bei Verwandten 
ein Unterkommen suchen mußte. 
gw. Jdstedt, 31. Oktober. Viberfarm. Der 
Besitzer des Jdstedter Sees, Mähen-Schleswig, 
hat im See drei Sumpfbiber ausgesetzt. Die 
Tiere befinden sich in einem größeren Draht 
geflecht. Als Wohnungen dienen ihnen kleine 
Steinhütten. Die Tiere gedeihen gut, sind 
ziemlich zahm geworden und kommen auf den 
Ruf ihres Wärters herbei. 
àZi Mi-KsMchķeâiA. 
100 Jahre Apcnrader Rathhaus. 
Apenrade, 20. Oktober. Das hundertjährige 
Bestehen des Rathauses wurde am Montag festlich 
begangen. Zahlreiche Glückwünsche von Vereinen 
und Bürgern der festlich geschmückten Stadt sowie 
,von auswärts sind den ganzen Tag über eingelau 
fen. Am Abend vereinigte ein Festakt den Stadt 
rat mit einer Anzahl geladener Gäste im Saal des 
Rathauses. Der Bürgermeister und der Amtsmann 
h'ielten Ansprachen. Tausende von Menschen hatten 
sich vor dem Rathause eingefunden, als der Bürger 
meister von der Treppe aus in einer Ansprache die 
Bedeutung des Tages würdigte. Die Häuser der 
Umgegend hatten aus Anlaß des Jubiläums illu 
miniert. 
* * * 
Vom eigenen Wagen tödlich überfahren. 
Tondern, 29. Oktober. Infolge eines Krampf 
anfalles stürzte der 20jährige Sohn des Hofbesitzers 
Hoyer in Gonsaager von einem schwer beladenen 
Wagen und geriet unter die Räder. Er wurde so 
schwer verletzt, daß er bald darauf gestorben ist. 
* * * 
Eine Brandstifterin vor Aufregung gestorben. 
Tondern, 29. Oktober. Am Dienstag brannte 
das Armenhaus von Bülderup vollkommen Nieder. 
Die Frau des Bcrwalters. durch deren Fahrlässigkeit 
der Brand entstanden war. hat sich darüber so auf 
geregt, daß sic am Dienstagabend gestorben ist. Die 
junge Frau hinterläßt mehrere kleine Kinder. 
Ans itit ĢerichļŞm. 
An fremden Geldern vergriffen. 
wk. Wegen Amtsunterfchlagun>g hakte sich der 
frühere Inhaber der Poststelle in Schacht-Audorf, 
Karl V., vor dem Schöffengericht Kiel zu verant 
worten. V. ist Kriegsbeschädigter und bezieht als 
solcher eine monatliche Rente von 50 RAl. Für 
die Verwaltung der Poststelle erhielt er 100 RAl 
monatlich, und da er auch noch für Pflegekinder 
Kostgeld bekam, hatte er ein Einkommen von reich 
lich 200 3Ui im Monat. Hiermit kam er aber 
nicht aus, fo daß er ihm zur Beförderung über 
gebene Gelder angriff. Die Gelegenheit erschien 
ihm günstig, als ein auf der Kanaldurchfahrt be 
findlicher Seemann aus Italien ihm 260 RUl zur 
Weiterbeförderung nach seiner Heimat übergab. B. 
nahm an, der Seemann werde wohl nicht wieder 
kommen, und auch vielleicht garnicht wissen, wo er 
das Geld zur Beförderung aufgegeben habe, und 
fo behielt er das Geld für sich. Die Postanwei 
sung beseitigte er. Das tat er auch in einem an 
deren Falle noch, als er einen weiteren Betrag für 
sich verwendet hatte. Im übrigen nahm er von 
den laufenden Geldern ständig an sich, um die Be 
träge vorerst für sich zu gebrauchen und dann durch 
neue Eingänge zu ersetzen. Insgesamt hat V. 860 
R-ll veruntreut. Das Gericht verurteilte ihn zu 
9 Mon. Gefängnis, auch wurde ihm auf 5 Jahre 
die Fähigkeit abgesprochen, ein öffentliches Amt 
zu bekleiden. 
* * * 
wk. Kiel. 30. Oki. Eine Reihe Einbruchsbieb- 
ftähle, die er durch Anbohren der Fenster einleite 
te und die er vornehmlich im Kreise Rendsburg 
beging, führte den erheblich vorbestraften Arbeiter 
Karl K. zur Aburteilung. Am 18. Februar stahl 
er beim Kaufmann R. in Rortorf eine Lederjacke, 
2 Ledermappen und einen Kronenfchein. 3 Tage 
später stattete er dem Geschäft des Fahrradhünd- 
lers B. einen Besuch ab, wo er eine Kassette mit 
300 31 Jt und ein Fahrrad erbeutete. Am 25. Fe 
bruar nachts stahl er dem Schneidermeister S. in 
Nortorf eine Sparbüchse und dem Apothekenbesitzer 
R. eine Pistole, eine Münzsammlung und 23 31M. 
Auch bei dem Arbeiter L. in Borgdorf verübte er 
in dieser Nacht einen Einbruch, doch warf er das 
Diebesgut weg! da er verfolgt wurde. Im April 
stieg er beim Apotheker H. in Hohenweftedt und 
beim Zahnarzt Dr. R. ein, doch machte er nur ge 
ringe Beute. Beim Photographen E., der gleich 
falls feinen Besuch erhielt, fand er nur etwas 
Kuchen, und beim Buchhändler P. nahm er eine 
Geldtasche mit 12 R-ll mit, sowie 12 Taschen 
messer, ein Paar Manschettenknöpfe und einen 
Füllfederhalter. Nachdem er dann in Kiel noch 
einen Diebstahl verübt hatte, wurde er festgenom 
men. K. erklärte, daß lediglich Not infolge Ar 
beitslosigkeit ihn zu den Diebstählen verleitet habe, 
und es gelang ihm der Nachweis, daß er fortgesetzt 
bemüht gewesen ist, sich Arbeit zu verschaffen. Die 
in der Sache tätig gewesenen Kriminalbeamten, 
sowie ein Gefängnisinspektor äußerten die Ansicht, 
daß K. unbedingt von einer energischen Persönlich 
keit zu den Diebestaten angehalten fein muffe, 
denn von sich aus habe er nicht so viel Energie, 
um mit solcher Frechheit, wie geschehen, vorzu 
gehen. Der Staatsanwalt beantragte gegen den 
Angeklagten 3 Jahre Zuchthaus. Das Gericht er 
kannte auf 3 Jahre Gefängnis. 
pn. Flensburg, 2n. Ortober. Ein Justiz« 
beamier wegen Amtsvergehens mit Zucht 
haus bestraft. Wegen gewinnsüchtiger Besei 
tigung oder Vernichtung von amtlichen Ur 
kunden und Unterschlagung stand der 37 
Jahre alte Justizobersekretär Rudolf R. aus 
Flensburg zur Aburteilung vor dem Großen 
Schöffengericht. Der Angeklagte wird beschul 
digt, im September 1928 ein Vollstreckungs 
ersuchen, also eine amtliche Urkunde des 
Amtsgerichts Perleberg, gegen den mit ihm 
befreundeten jetzigen Spediteur W. O. aus 
Flensburg beseitigt oder vernichtet zu haben. 
R. hatte nämlich O. von dem Eingang die 
ser Vollstreckungsurkunde Kenntnis gegeben 
und von ihm 30 RM. zur Einsendung an das 
Amtsgericht in Perleberg erhalten, die er 
aber für sich behielt. Auf eine Erinnerung 
des gen. Amtsgerichts an die Erledigung des 
Vollstreckungsersuches im Dez. 1929 schrieb R. 
zurück, daß eine solche Urkunde nicht einge- 
gangen sei und gab anheim, sie zu wieder 
holen. Dies geschah denn auch, und er stellte 
im Namen des O., dessen Notlage er in den 
grellsten Farben schilderte — was Tatsache 
war — den Antrag auf Bewilligung von 
Ratenzahlungen von 10 NM. im Monat, was 
auch genehmigt wurde. Inzwischen hatte R. 
seinen Freund in einem Brief über die Sach 
lage informiert und der Hoffnung Ausdruck 
gegeben, daß die Sache (die Vollstreckung) 
wohl im Sande verlaufen werde. Als aber 
die erste Monatsrate von O. nicht entrichtet 
wurde — N. war auch nicht imstande, sie auf 
zubringen —, ließ das Amtsgericht durch die 
Polizeibehörde in Flensburg bei O. Erkundi 
gungen wegen seiner Vermögenslage einzie 
hen. O. glaubte, er solle jetzt zur Verbüßung 
der Erscitzfreihcitsstrase verhaftet werden und 
zeigte dem betr. Polizeibeamten den Brief 
von R., der besagte, daß R. die 30 RM. seiner 
zeit von O. eingezogen habe. Damit hatte R. 
nicht gerechnet, und so kam der Stein ins 
Rollen. Das nach längerer Beratung vom 
Gericht verkündete Urteil lautete wegen 
Amtsverbrechens nach §§ 348 und 349 (Be 
seitigung oder Vernichtung von Urkunden) 
und Unterschlagung auf 1 Jahr und 1 Woche 
Zuchthaus und 50 RM. Geldstrafe oder 2 Tg. 
Zuchthaus. Wegen der Höhe der Strafe und 
wegen des deswegen bestehenden Fluchtver 
dachts wurde ein Haftbefehl gegen N. erlassen 
und er sofort aus dem Gerichtssaal verhaf 
tet. 
Màe WrĶmzchràà. 
Seinen 89. Geburtstag feierte in geistiger 
Frische und bester Gesundheit der Rentner 
Johann Meyn in der Bahnhofstraße in 
Marne, früherer Hofbesitzer in Süderwifch. 
Er nimmt an allen landwirtschaftlichen Fra 
gen noch regsten Anteil. (cz.) 
Sein 40 jähriges Geschäftsjubiläum beging 
Sattlermeister Hermann Rommel in Mcl- 
dorf und gleichfalls sein 40 jähriges Ehejubi 
läum. (cz.) 
Ihren 80. Geburtstag begeht am 1. No 
vember Frau Anna Franzcn in St. Micha- 
elisdonn, welche bei ihrem Schwiegersöhne 
Jürgen Sierks auf dem Kamp wohnt. Sie 
macht noch fleißig Handarbeiten und ist noch 
eifrig im Haushalt tätig, (cz.) 
Auswirkung«» ö-r w«# virhpo!i;Mchtu 
Anordnung. 
Zweck der Verordnung. 
Erleichterungen am Nendsburger Viehmarkt. 
Kreistierarzteö. 
Vertretung des 
Bei Betrachtung der neuen viehpolizeilichen An 
ordnung für Schleswig-Holstein ist davon auszugehen, 
daß ihr Zweck nicht in erster Linie die Bekämpfung 
der Maul- und Klauenseuche in der Provinz selbst ist 
sondern im wesentlichen die Verhinderung der Ver 
schleppung in andere deutsche Landesteile. Das geht 
schon daraus hervor, daß der Verkehr mit Klauenvieh 
innerhalb der Provinz von der neuen Anordnung we 
nig berührt wird, sondern zur Hauptsache der Versand 
von Klauentieren über die Grenzen der Provinz hin 
aus. Weit über die Hälfte- der in nan.z Deutschland 
gemeldeten Seucheniälle entfällt auf Schleswig-Hol 
stein, aus eine Provinz, die mehr als sonst ein Bezirk 
aus die Ausfuhr van Klauenvieh angewiesen ist. aus 
welcher also auch leichter als aus sonst einem Bezirk 
die Seuche in andere Gebiete übertragen werden kann. 
Da ist es denn kein Wunder, daß die Landwirte im 
übrigen nicht oder nicht fo stark verseuchten Deutsch 
land immer energischer die Bekämpfung der Seuche in 
unserer Provinz oder jedeniülls eine wirksame Ver 
hinderung der Verschleppung forderten. Besonders die 
stiddeutfchen Länder Bayern und Württemberg, aber 
auch preußische Provinzen wie Rheinland und andere, 
die Vieh aus unterer Provmz einführen, wurden in 
Berlin immer deutlicher. Sie forderten die Erklä 
rung Schleswig-Holsteins zum Deobachtungsgebiet. ja 
e>n gänzliches Ausfuhrverbot. 
So berechtigt die Erbitterung und die. Erregung 
in unserer Landwirtschaft auch ist, so wird man sich 
aber doch den Gründen der übrigen deutschen Land- 
Mirte für ihr Vorgehen in Berlin kaum verschließen 
können. Es ist wohl nicht anzunehmen, daß wir selbst 
des Umkehrung der Verhältnisse anders gehandelt hät 
ten. Unter diesen Umständen ist die angeordnete Drnch- 
stihrnng der Seuchenbekämpfung zu verstehen als das 
kleinere Uebel, das aber immer noch schwer genug 
unsere darniederllcgende Landwirtschaft trifft. Das 
Ausfuhrverbot mit seiner katastrophalen Auswirkung 
muß abler auch weiterhin abgelehnt werden, es wläre 
der Ruin für unsere Landwirtschaft. 
Mit der Landwirtschaft werden auch tote Händler 
betroffen, die regelmäßig unsere Viehmärkte besuchen, 
weiter ab>er auch die Marktorte selbst. Um den 
schlimmsten 
Auswirkungen der Anordnung auf dem Rcnds- 
burger Viehmarkt 
zu begegnen, und der Landwirtschaft und den Händ 
lern soweit wie möglich entgegenzukommen, hak sich 
die Nendsburger Stadtverwaltung cin'chle.ffcn. für die 
Tiere, die aufgrund der Anordnung vom 21. Oktober 
untersucht worden sind, und die mit Gesundheitsattest 
versehen an den Markt kommen, nur 68 Prozent der 
normalen Standgelder zu erheben Die Stadt will 
damit zu einem Teil die finanzielle Belastung der 
Landwirte durch die Untersuchungen wieder ausglei 
chen, sie will verhindern, daß die Landwirte und Händ 
ler wegen der Bora-usbelastung durch die Untersuchung 
dem Markt entfremdet werden, und Handel und Wan 
del dadurch noch weiter zurückgehen, als die drückende 
wirtschaftliche Lage es ohnehin mit sich bringt. 
Da der Kreistierarzt wohl schwerlich in der Lage 
fein wird, selbst alle Untersuchungen vorzunehmen, 
sind die Tierärzte des Kreises mit Ausnahme der in 
der Stadt Rendsburg wohnenden vom Landrat als 
feine Vertreter ernannt worden. Dieselbe Regelung 
ist auch in den anderen Kreisen getroffen. Auch so 
werden die Tierärzte der Provinz genug zu tun haben, 
wenn sie allen Anforderungen gerecht werden wollen. 
Obgleich der Verkehr mit Klauenvieh innerhalb 
der Provinz frei ist. dürste es sich doch empfehlen, die 
Bestände aus jeden Fall vor dem Austrieb aus einen 
Markt untersuchen zu lasten, da nur dann ein Versand 
über die Grenzen hinaus möglich ist. 
Die Gesundheitszeugnisse haben eine Gültigkeit 
von 8 Tagen, das Vieh darf also in diesen 5 Tapen 
nach der Untersuchung ausgeführt werden, auch wenn 
es inzwischen verschiedenen Märkten zugetrieben oder 
mit nach Hause genommen nxtr. Es sei aber ausdrück 
lich darauf hingewiesen, daß die neben dieser neuen 
Anordnung geltenden Vorschriften über Sperrbezirke, 
Ausfuhr aus Sperrgebieten usw. in Geltung geblieben 
sind. Die Ausfuhr aus Sperrbezirken ist auch weiter 
hin verboten, auch Kim, wenn der Bestand seuchenfrei 
ist und dies durch ein Attest beschleunigt wird. 
Schon früher wurden alle Tiere, die dem Rends- 
bnrger Ferkelmarkt zugeführt wurden, tierärztlich un 
tersucht. bevor sie in die Markthalle hineinkamen, um 
eine Sperrung des Marktes auf alle Fälle zu vermei 
den. Diese Untersuchungen werden auch fernerhin 
vorgenommen, so daß es vorkommen kann, daß Tiere 
zweimal untersucht werden, vielleicht von demselben 
Tierarzt, einmal im Ursprungsstall und zuni zweiten 
Mal vor der Viehmarkthalle. 
Eine besondere Bedeutung hat noch der Absatz 5 
des 81 der Anordnung, der eine Erschwerung des 
Verkehrs mit Rindvieh darstellt. Während im allge 
meinen der Eesamtverkehr mit Klauenvieh innerhalb 
der Provinz frei ist, also auch der Auftrieb auf die 
Märkte keinerlei Beschränkung unterliegt, treten für 
den Verkehr mit Rindvieh die Vorschriften der An 
ordnung vom 21. Oktober in Krafts sobald die Rinder 
einem Markt zugeführt werden. In diesem Fall muß 
der Urfprungsbestand untersucht und ein Attest beige 
bracht werden, auch wenn die Tiere in der Provinz 
bleiben. 
Auch wenn man den Wünschen der übrigen deut 
schen Landwirte Rechnung trägt, bleibt es außeror 
dentlich bedauerlich, daß diese einengenden und teuren 
Maßnahmen in unserer Provinz durchgeführt werden. 
Sie treffen eine Landwirtschaft, die wirklich keine Be 
lastung und Belästigung mehr vertragt, und deshalb 
muß mit allen Kräften im Inlereste unseres ganzen 
Wirtschaftslebens eine Beseitigung dieser Zwaugsvor- 
fchriften angestrebt werden. Ob sich da die schleswig 
holsteinische Oandwirtschast gegen die Urheber der An 
ordnung, also gegen den größeren Teil der deutschen 
Landwirtschaft, in Berlin wird durchsetzen können, ist 
mehr als zweifelhaft. Ķ 
Klà MļļMuķîl. 
Verbilligter Kohltarif. 
Es ist gelungen, eine Erl«ichterungsmöglichleit 
auf dem Frachtwege für unseren schwer daniederliegen 
den Kohlbau zu erzielen. Mit Gültigkeit vom 1. No 
vember 1930 ist für Rot- und Weißkohl zur Ausfuhr 
nach dem Saargebiet und der Tschecho-Slowakei ein 
verbilligter Tarif gewährt. Der Tarif gewährt die 
Frachtsätze der Klasse G und E 10, gekürzt um 20 v. 
Hundert und gilt von den Kohlversandbahnhöfen 
Schleswig-Holsteins (Dithmarschen und Fehmarns nach 
den Krentzbahnhösen und Grenzübergangspunkten nach 
dem Saargebiet lind der Slowakei. 
Generalversammlung der Sanitätsmeierei Schleswig. 
Vor einiaen Tagen hielt die Sanitätsmeierei 
G. m. b. H. Schleswig im ,^>and>wirtschaftl. Hause" 
ihre diesjährige Generalversammlung ab. Der über 
aus starke Besuch von seiten der Mitglieder bewies, 
mit w-elchem Interesse diese ihr Unternehmen verfol 
gen und unterstützen. £)t« ganze Versammlung stand 
im Zeichen der Geschlossenheit und Einmütigkeit. Ee- - 
schüft«bericht und Jahresbilanz wurden von der Ver 
sammlung gutgeheißen und genehmigt. Anträge der 
Mitglieder, die zur Verbesserung und Vervollkomm 
nung in der Milchablieserung an die städtische Be 
völkerung eingebracht wurden, fanden bei Anfsichtsrat 
und Vorstand Aufnahme.' Die Sanitätsmeierei bietet 
dank ihrer modernen Einrichtung die Gewähr, daß die 
angelieferte Milch eine einwandfrei« Verarbeitung 
findet. Di« angeliefert« Milch wird in Zukunft nicht 
nur mehr ach Quantität, sondern auch nach Qualität 
bewertet. 
Ecker,ifördc, 80. Oktober. Dem Ferkel, 
wurden gestern 160, einschließlich der Ablieşeruna 
300 Ferkel zugeführt. Der Handel war ziem 'cb 
gut. Bezahlt wurden je nach Schn .« 54' Bi” is 
Pfg-, in einige» Fälle» auch bis «o Pfg. 
kerStagabend war der kürzlich gefaßte Beschluß 
der städt. Kollegien, das Gaswerk anzutaufen, 
Hauptgegenstand der Verhandlungen, die 
durch ein längeres Referat über di>t»e Angele 
genheit eingeleitet wurden. Der Referent be 
schäftigte sich zunächst mit dem Zahlenmate 
rial, das dem Bürgerverein durch den Sach 
verständigen der Stadt übermittelt wurde 
und das'für den Kaufbeschluß der Kollegien 
maßgebend mar. An Hand von Vergleichzah 
len/die den tatsächlichen Verhältnissen des 
Schleswiger Gaswerkes entsprechen, wurde 
nachgewiesen, daß die von dem Sachverständi 
gen benutzten Berechnungsgrundlagen viel zu 
optimistisch gehalten feien. Während das 
Gutachten für die Stadt einen Ucberichuß von 
reichlich 36 000 RM. aufweise, fei in Wirklich 
keit mit einem Unterschuß von rund 33 000 
RM. zu rechnen, wenn die Stadt das Werk in 
eigene Verwaltung übernehme. ^Der verein 
barte hohe Kaufpreis, er betrage 750 000 RM , 
erfordere einen derart hohen Kapitaldienst, 
daß nur bei einer Erhöhung des Gasprciscs 
von 0,20 auf 0,25 RM. per Kubikmeter die 
Stadt sich ebenso günstig stände wie bei dem 
gegenwärtigen Vertragsverhältnis mit der 
Kölner Gas- und Elektrizitätsgesellschaft. Bei 
derartig hohen Abweichungen der mutmaßli 
chen Berechnungen von den tatsächlichen nach 
prüfbaren Verhältnissen könne man beinahe 
geneigt fern, an eine Befangenheit des Sach 
verständigen, der ein Direktor des Kieler Gas 
werkes ist, zu glauben, besonders, wenn mau an 
die von der Provinz geplante systematische 
Ferngasversorgung denke. 
Der Referent stellte schließlich den An 
trag, die Stadt in einer Eingabe zu bitten, die 
geltend gemachten Gründe gegen den Ankauf 
des Gaswerkes an Hand der zur Verfügung 
stehenden buchmäßigen Unterlagen nachzuprü 
fen und die Verhandlungen mit der Kölner 
Gas- und Elektrizitätsgesellschaft zwecks Ab 
schluß eines neuen, für die Stadt günstigeren 
Vertrages wieder aufzunehmen. Falls die 
Stadt dieser Bitte nicht entsprechen würde, 
sei die Einberufung einer allgemeinen osient- 
lichen Versammlung zu erwägen. Die in die 
ser Versammlung zu beschließende Resolution 
sei dann an den Reg.-Prüsidenten und deii 
Bezirksausschuß weiter zu leiten, mit der 
Bitte um Zurücknahme der Zustimmung zur 
Aufnahme der für den Gaswerksankauf er 
forderlichen Anleihe, da diese Zustimmung un 
ter falscher Voraussetzung gegeben worden sei. 
Tie Eröffnung über das Mißverhältnis 
zwischen den Sachverständigenangaben und 
den tatsächlichen Verhältnissen überraschten 
allgemein. Nach teilweise sehr heftiger Aus 
sprache, an der sich auch Vertreter der Stadt 
beteiligten, wurde einstimmig der von dem 
Referenten gestellte Antrag angenommen 
und beschlossen, alles zu unternehmen, mit 
.den Beschluß zum Ankauf des Gaswerkes 
rückgängig zu machen. 
* * * 
Große Perlenfnnde in der Oldenburg. 
NN. Schleswig, 30. Oktober. Größere Per 
lenfunde wurden bei der Ausgrabung eines 
der drei neuentdeckten Kammergräber ge 
macht, und zwar wurden neben einem Fran- 
enskel'ett nicht weniger als vierzehn Berg- 
kristall- und zwei Karneolperlen, die wahr-
	        
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