—.
DĢ§swļg.Aolkìàêîchs
LanbeŞituns
îàbsvim;er TagedMtt
Mittwoch, den 22. Oktober 1338
123. Jahrgang / Nr. 218 j Zweites Blatt
In diesen Tagen Kommt
der Briefträger, um das Bezugs
geld für Monat Oktober zu kassieren.
Legen Sie bitte den Betrag für die
„Landeszeitung" bereit, damit zum
Monatswechsel keine Unterbrechung
gia in der Lieferung eintritt
'mm
«SM
Rendsburg, den 22. Oktober 1930.
s e l s als Dorrit, Max Fsurer als Graf Brenk-
kendorff, Hermann Staudt und Peter P ran
ge n b e r g als des Königs nächste Trabanten,
Erich Hell als Bankier Kahn, Annie Kohler
(Liane), Alexander Ponto (Ziegler) und Horst
Becker (Schmalfuß). Im ersten Akt sprühte die
Rakete des Schwanks noch nicht recht. Insgesamt
waren, sofern inan vergleicht, das Drum-und-Dran
der Kieler Aufführung und die Stimmung nicht
ganz erreicht.
Daß in diesen miesen Zeiten einmal gelacht
werden konnte, ist den Spielern und der Freien
Volksbühne zu danken. A. G.
„finita öi Bulla".
Der tolle Schwank, über dessen ergiebigen Hei
terkeitsbefund nach der Erstaufführung im Kieler
Schauspielhaus vor zwei Monaten in biefem Blatt
berichtet wurde, befindet sich in einem doppelten
Rahmen. In dem weiteren tritt der Ulk darüber
entgegen, daß dis Hauptstadt des republikanischen
Deutschlands, die seiner Zeit vor lauter Begeiste
rung, einen König aus dem Morgenland zu sehen,
reinweg Kopf stand, in diesem vermeintlichen Po
tentaten — er stammte aus Afghanistan — doch
nur dem operettenhaften Abglanz eines wirklichen
und machtvollen Königtums gehuldigt hat. Denn
bald darauf waren die Herrschertage jenes Königs
auf dem Pulverfaß gezählt, in absentia wurde er,
der auch den Pump nicht verabsäumt hatte, ab
gesetzt.
Wer den Schaden hat, braucht für den Spott
nicht zu sorgen. Das taten denn auch die Schwank
verfasser Arnold und Bach für die Berliner, und
sie versüßen ihre Eulenspiegelei damit, daß ^sie
diese gewissermaßen in einen allgemeinen Selbst
spott veredeln mit der erzieherischen Absicht, daß
ein Weniger oft ein Mehr ist und einem Volk auf
keinen Fall das schadet, was man Haltung nennt:
möge es nun diese oder jene Verfassung besitzen.
So hat der größere Rahmen in weiterem Sinne
etwas Zeitbetrachtendes an sich.
In den engeren, der dis eigentliche Hand
lung umfaßt, ist, mit einer Beigabe leiser Me
lancholie, vor allem das Schicksal des armen Film
statisten Papendieck, einer Mischung von einge
bildetem Genie und Pechvogel, eingespannt. In
kunterbunten Situationen fließen Film und Wirk
lichkeit, Schein und Sein, umeinander und inein
ander.'Und der in das Durcheinander verstrickte,
aus einer Rolle in die anders stolpernde Papen
dieck ist schließlich in einem derart schädelbrum-
menden Maße ratlos, daß man sein Erbarmen,
sein lustiges Erbarmen, mit ihm hat. Dieser Sta
tist des Lebens wie des Films reicht sogar ein
wenig tiefer, er ist das Transparent so manches
vom Schicksal genarrten Schlemihls.
Earl Sumalvico vom Nordmark-Landes-
theater bringt für die Haut des Papendieck viel
mit. vor allem den verhaltenen Humor und de'n
versonnenen, philosophierenden Unterton. Er
stand ergötzlich im Mittelpunkt all der Bertrackt-
bölt. Die persönliche Zutat mit dem drängelnden
Wurstbrotangebot an Brenckendorff hätte e-r sich
freilich besser gespart. Außer ihm gab es noch ein
paar gute bis befriedigende Typen, z. B. Wilhelm
D i e f e n t h a l als der exotische König, Willy
Krause als Fritz Appel, Haust Schott e n-
zerverein durch seinen Vorsitzenden Dreßler und
die Versicherungsgesellschast „Allianz- und Stutt
garter Verein" durch den Bezirksdirektor Dr.
Arens-Flensburg vertreten.
Der Vorsitzende des Verbandes der Hausbe
sitzervereine Schleswig-Holsteins, Stadtrat a. D.
Howe-Kiel, hatte folgendes Begrüßungstelegramm
gesandt:
„Was wir ererbt, erarbeitet oder erspart ha
ben, wollen mir uns nicht nehmen lasten von den
Leuten, die gegenüber dem Eigentunr, das sie nicht
selbst besitzen, den Grundsatz propagieren, Eigen
tum sei Diebstahl. Zn diesem Simre zum 30-
jährigen Stiftungsfest dem Verein und seinem be
währten Vorstand herzliche Glückwünsche und
Grüße. Der Berbandsvorstand gez. Howe.
Allianz- und Stuttgarter Verein sandte fol
gende Anschrift. „Wir bitten Sie hiermit höflichst,
dem Verein zu seinem Ehrentage unser« besten
Glückwünsche aussprechen zu dürfen, zumal der Ver
ein 30 Jahre zu den Versicherten unserer Gesell
schaft gehört, es sich also um eine langjährige treue
Kundschaft in diesem Fall handelt." (Unterschr.)
Der Vorsitzende des Vereins hielt die Fest
rede. Er gedachte der in den 30 Jahren verstor
benen Mitglieder (es waren 95), deren Namen er
verlas. Man ehrte die Toten durch Erheben von
den Plätzen, während die Musik „Ich hatt' einen
Kameraden" spielte.
Der Redner schilderte sodann die Tätigkeit
des Vereins während der verflossenen 30 Jahre
und seine Stellung heute im Kampf um das Ei
gentum. Der Gemeindevorsteher brachte darauf
die Grüße der Gemeinde, Senator a. D Hellwig
diejenigen des Verbandes und Stadtverordneten
vorsteher Dreßler diejenigen des Brudervereins
Rendsburg dar. Der zweite Vorsitzende des Ver
eins, Lehrer Erichsen, vollzog nach schönen, zu
Herzen gehenden Worten die Ehrung der erschie
nenen alten Gründer des Vereins durch klebe r-
reichung je eines Ehrendiploms. 11 Mitglieder
werden noch geführt, die den Verein vor 30 Jahren
gegründet haben. Es sind dies die Herren: Jo
hann Sievers, Hans Eggers, Christian Hinz
I. Peter Bendixen, Hans Schlüter, Detlef Stehn
Hans Pohl, Gustav Eroth, Garsten Mumm, Fried
rich Schröder, Heinrich Griefe, Paul Hinrichfen,
Hans Schütze sen. und Karl Fischer. Ein kleine-
Kränzchen bildete den Schluß der Veranstaltung.
* Gestohlener Kraftwagen. Eine in Kiel ge
stohlene Opel-Limousine wurde am Dienstagvor
mittag in der Hindenburgstraße herrenlos aufge
funden und von der hiesigen Polizei sichergestellt.
* Bestätigtes Urteil. Auf seine Berufung ge
gen die vom Großen Schöffengericht zu Flensburg
wegen fahrlässiger Tötung zu 2 Jahren Gefängnis
erfolgte Verurteilung hatte sich der Lastkraştwogen-
führer Friedrich H. aus Rendsburg vor der Großen
Strafkammer des Landgerichts zu Flensburg erneut
zu verantworten. Es handelt sich um den Auto-
zusammenstoß am 27. März d. I. zwischen Jaget
und Busdorf, bei dem der Bäcker Rehmcke und der
Landwirt Jeß aus Wohlde ihren Tod fanden.
Das Urteil der ersten Instanz wurde nunmehr
bestätigt mit der Maßgabe, daß dem Angeklagten
die Untersuchung — 3 Monate und 11 Tage —
angerechnet werden soll. Die Aufhebung des Haft
befehls wurde abgelehnt. Darüber soll beim näch
sten Haftprüfungstermin am 15. Januar 1931 ent
schieden werden.
* Dänische Journalisten auf der Weltreise.
Wieder erhielten wir Besuch einiger Weltreisen
den. Richt die wirtschaftliche Notlage hat sie dazu
getrieben, sondern Sportsgeist, Betätigungsdrang
und — ein wenig Abenteuerlust haben diese zwei
Journalisten aus Dänemark und ihre Kollegen
auf die Wanderschaft geschickt. Sie sind schon fast
1 Jahre unterwegs und ihr Aussehen deutet dar
auf hin, daß die Tippelei ihnen sehr gut bekommen
ist. Ihre bisherige 73 000 Klm. betragende Fahrt
führte sie, ausgehend von Paris, nach Spanien,
Portugal, Italien, den Balkanstaaten und über
Deutschland nach Skandinavien, 8 Monate waren
sie in Rußland. 21 Tage lang entzogen sie sich bei
den Lappen ganz der menschlichen Zivilisation.
Run geht es über Hamburg nach England. Vom
nächsten Frühjahr ab wird die Sonne sie in
Amerika und an anderen Ecken der Weltkugel be
grüßen können. Erst 1912 wollen sie anfangen,
39jährige Gründungsfeier des Haus- und
Erundbesitzervereins.
Büdelsdorf, 21. Okt. Der Haus- und Grund
besitzerverein e. V. feierte am 19. Oktober seinen
30jährigen Gründungstag unter sehr starker Be
teiligung der Mitglieder. Des Morgens hatte der
Vorstand an dem Gefallenendenkmal einen Eichen
kranz mit Schleife zu ehrendem Angedenken seiner
gefallenen Mitglieder niederlegen lassen. Zu der
Abendfeier im Spitzkruge war die Gemeinde durch
Gemeindevorsteher Jacobs vertreten. Der Pro-
vinzialvcrband war durch sein Vorstandsmitglied
Hellwig-Rendsburg, der ReNdsburver Hausbefit-
M