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Landeszsîlung
Schleswîg-koìstsînîschs
123. Jahrgang.
123. Jahrgange
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nommen, eine Ersatzpflicht od. Haftung bei Nichteinhaltg.
derartiger Bestimmungen also nicht anerkannt werden.
der Herr Wehrminister dahinterstehen, wie er
will, es ist seine Sache, sich dagegen zu wehren.
Aber dagegen wehre ich mich als einer von den
vielen Millionen, die unter dem Feldmarschall
im Kriegs gestanden und ihm zugejauchzt haben,
daß sein Name zu dieser jammervollen Handlung
mißbraucht wird."
Kapitalanlagen und Moratorium.
Ssrge HZe WMMM.
TU. Newport, 22. Okt. (Eig. Funkmeldung.)
Universal Service meldet aus Washington, wäh
rend Präsident Hoover, Staatssekretär Stimson
und Schätzsekretär Mellon einem Moratorium für
Deutschland stark ablehnend gegenüberständen, setze
sich in Wallstreet-Kreisen wegen der amerikanischen
Kapitalanlagen in Deutschland in Höhe von 3,5
Milliarden Dollar (über 10 Milliarden Mark)
immer mehr die Ueberzeugung durch, daß ein Mo
ratorium nicht länger hinausgeschoben werden
könne. Den Standpunkt der Wallstret habe der
Gouverneur der Rewyorker Federal Reserve Bank,
Harrison, am Montag in einer Unterredung mit
Präsident Hoover nachdrücklich vertreten. Er habe
gleichzeitig die Forderung erhoben, daß dis Re
gierung ihre bisherige ablehnende Haltung in der
Frage einer Verkoppelung der Reparationszah
lungen mit der Rückzahlung der interalliierten
Kriegsschulden einer Revision unterziehen müsse
Kein deutscher MoràMMķMļ.
Pertinax hat sowohl im „Echo de Paris" als
auch im „Daily Telegraph" behauptet, daß Reichs
kanzler Brüning mit dem jetzt in Berlin weilen
den deutschen Botschafter in Paris, van Hoesch, vor
einiger-Zeit Vorschläge für eine deutsch-sranzösi-
sche Versöhnung ausgearbeitet hätte, der zufolge
Deutschland gegen gewisse Zugeständnisse, so u. a.
in der Saarfrage, sür die Dauer von sieben Zähren
kein Moratorium beantragen werde. Wie von zu
ständiger Stelle in Berlin mitgeteilt wird, ist an
dieser Behauptung kein wahres Wort.
Offener Brief Groeners an Oldenburg-}amschau,
Vorgänger getan haben. Sie haben in Ihrer
Rede dis Disziplin gepriesen, mit der es sich nicht
verträgt, daß Vorgänge innerhalb einer Truppe
zum Gegenstand von Erörterungen an anderer
Stelle gemacht werden, und glauben andererseits
die Haltung der jungen Offiziere verteidigen zu
müssen, welche im Heere und außerhalb des Heeres
gegen ihre höchsten Vorgesetzten Stimmung zu
machen und einen Zusammenschluß gegen sie zu
organisieren versuchten. Sie machen schließlich
einen Unterschied zwischen Disziplin und Gehorsam.
Ich bin dagegen der Ansicht, daß es nur eine Art
von Disziplin gibt und daß sich diese mit dem un
bedingten Gehorsam deckt. Ich stimme mit Ihnen
vollkommen überein, daß die Reichswehr verloren
ist, wenn die Basis der Disziplin, der Kamerad
schaft, der Ehre und des Wehrwillens verlassen
wird. Gerade das ist stets die Richtschnur meiner
Tätigkeit gewesen, und ich habe die Pflicht, dar
über zu wachen, daß die Grundlage nicht dadurch
zerstört wird, daß politische Strömungen sich zwi
schen Führer und Truppe einschieben und die
Reichswehr zu Parteizwecken mißbrauchen. Das
deutsche Heer ist stets das scharfe und gehorsame
Werkzeug seines Staates gewesen. Als solches
gedenke ich es trotz aller Anfeindungen, woher sie
auch kommen, zu erhalten."
Die angekündigte Stellungnahme des Reichs-
wehrministers Eroener zu der Reichstagsrede des
deutschnationalen Abgeordneten Kammerherrn v.
Oldenburg-Januschau liegt nunmehr ^ in Form
eines Offenen Briefes vor. Groener sagt darin
u. a.:
„Zunächst muß ich einige Irrtümer richtig
stellen. Sie haben dem Generalobersten Heye vor
geworfen, daß er Soldaten zur Uebergehung des
Beschwerdeweges aufgefordert habe. Diese An
gabe betrifft eine mißverstandene Aeußerung des
Generals Heye zu Truppenteilen der 1. Division
4m Jahre 1926, die sich nur auf entlassene Solda
ten bezog. Sobald General Heye dieses Mißver
ständnis zu Ohren kam, hat er der Armee durch
einen besonderen Erlaß die Jnnehaltung des Be-
fehlsweges ausdrücklich eingeschärft." Groener be
dauert, daß v. Oldenburg-Januschau es vorgezo
gen habe, trotz seiner langjährigen persönlichen
Beziehungen zu Heye diesem die Angelegenheit von
der Reichstagstribüne vorzuwerfen. Der zweite
Irrtum betreffe den sogenannten Uhren-Erlaß.
Der Minister zitiert den Wortlaut des Erlaßes.
Sein Erfolg zeige sich darin, daß im Jahre I960
bereits 11 Kommunisten festgenommen und zu er
heblichen Strafen verurteilt werden konnten. An
erkennungen dieser Art seien schon lange vor Eroe-
ners Amtsführung ausgesprochen worden und seien
ein Glied in dem unablässigen Kampf, den die
Reichswehr seit ihrer Gründung gegen alle die
jenigen führen müsse, die sich bestreben, die Diszi
plin der Truppe zu untergraben. „Kreise, die
Ihnen nahestehen, dürften sich von diesem Erlaß
nicht getroffen fühlen. Ilm so bezeichnender ist
es, daß die Nationalsozialisten gegen ihn Sturm
laufen."
Zur Frage, weshalb überhaupt ein gericht
liches Verfahren gegen die jungen Offiziers an
gestrengt wurde, wiederholt Groener im wesent
lichen die Gründe, die er auch in seinem Brief
an den Grafen v. d. Goltz angeführt hatte. Der
entscheidende Grund war danach, daß die Offi
ziere bei ihrer Vernehmung durch die Vorgesetzten
wissentlich die Unwahrheit gesagt Hütten Ein wei
terer Irrtum betreffe die Art der Verhaftung der
Ulmer Offiziere.
Auch hier verweist Eroener auf die in se'nem Brief
an den Grafen v. d. Goltz gegebene Darstellung,
wonach die Offiziers durch den Abteilungskom
mandeur von einem Dienst abgerufen wurden, an
dem fast nur Offiziere und nur ganz wenige
Mannschaften teilnahmen und abseits dem Beauf
tragten des Reichsgerichts übergeben wuroen. Eine
noch weniger auffällige Form für diele Verhaf
tung zu finden, fei nicht möglich gewesen. Irgend
eine Beeinflussung des Oberreichsanwalts oder des
^ssterfuchungsrichters sei ausgeschlossen gewesen,
wie überhaupt seit der Aufhebung der Militär-
gerichtzbarkeit im Heere keiner militärischen Stelle
ein Einfluß auf die Ausübung der Gerichtsbarkeit
und die Durchführung eines Strafverfahrens mehr
Zustehe.
Wörtlich fährt Eroener fort: „Sie haben nnt
vollem Recht die Verdienste des Generalobersten
a. D. v. Seeckt um die Reichswehr hervorgehoben.
In der Zeit, in welcher General v. Seeckt Chef
der Heeresleitung war, hak es aber auck» ihm nicht
an Anfeindungen gefehlt. Dieselben infamen ver-
sönlichen Verdächtigungen, denen jetzt meine Mit
arbeiter und ich ausgesetzt sind. sind im Jahre
1923 und 1924 auch Herrn v. Seeckt nicht erspart
geblieben. Auch leine vaterländische Gesinnung
ist von den nationalsozialistischen Blättern ange
zweifelt worden. Alldeutsche Kreise haben ihn auf
das schärfste angegriffen, weil er damals ihren
Diktaturplänen nicht zugestimmt hat, und die
„Deutsche Zeitung" hat auch damals den Stand
punkt vertreen, daß es der Truppe, d. h. den jün
geren Offizieren. Unteroffizieren und Mannschaf
ten, nicht verdacht werden könnte, wenn sie der
„weltfremden" Heeresleitung des Generals
v. Seeckt den Gehorsam aufsagten und nach ihren
eigenen Anschauungen handelten. Wenn ihnen
jetzt das Werk des Generals v. Seeckt und des
Reichswehrministers Eeßler Anerkennung ab
nötigt, fo darf ich hoffen, daß Sie in späterer
Zeit auch das verstehen werden, was Generaloberst
Heye und ich in Fortführung des Werkes unserer
tmbtt Md Reich.
Die Konferenz in Stuttgart.
Gestern fand in Stuttgart von 11 Uhr vormit
tags bis 7 Uhr abends die angekündigte Be
sprechung der süddeutschen Minister mit dem
Reichskanzler und Reichsfinanzminister über das
Programm der Reichsregierung und feine Aus-
Auswirkungen auf die Länder und Gemeinden
statt. Dabei wurde angeblich zwischen den Ver
tretern der Reichsregierung und der beteiligten
Länder eins weitgehende Uebereinstimmung er
zielt.
Weitere Besprechungen.
Wie mit den süddeutschen Regierungen,
so wird der Reichskanzler sich auch mit der
sächsischen Regierung wegen des Finanzaus
gleichs in Verbindung setzen. Die Aussprache
wird in Dresden stattfinden. Außerdem dürf
ten die Spitzenorganisationen der deutschen
Städte zu einer nochmaligen Besprechung ein
geladen werden, in der vor allem auch die
Frage der Krisenfürsorge im Zusammenhang
mit dem Problem der Entlastung der Städte
von den Lasten der Wohlfahrtserwerbslosen
erörtert werden soll.
Dis Deutschnational« Pressestelle teilt mit:
Die Rede. von Oldenburg-Januschaus am Sonn
abend ist an entscheidender Stelle, wo er den
Reichspräsidenten erwähnt, in der Presse teilweise
falsch wiedergegeben worden. Herr v. Oldenburg
hat (nach dem Reichstagsstenogramm) bei der Be
handlung der Ulmer Offiziere gesagt: „Der Unter
suchungsrichter des höchsten Gerichts, der die Ver
haftung vornimmt, erklärt, daß hinter der Order
für die Verhaftung in dieser Form der Reichswehr-
minister und der Reichspräsident ständen. Mag
Şrbklage dee Rachķgmmên Abdul HumîdZ
In Konstantinopel tritt das gemischte Tribu
nal zusammen, das sich aus einem türkischen, einem
englischen und einem dänischen Richter zusammen
setzt, um die Erbansprüche der Nachkommen Abdul
Hamids an die englische Regierung, die sich auf
etwa 230 Millionen Mark belaufen, zu prüfen.
TU. Alsdorf, 22. Okt. (Eig. Funkmeldung.)
Vis heute vormittag 11 Uhr sind in Alsdorf 130
Leichen geborgen worden. Es besteht keine Aus
sicht mehr, die noch unter Tage besindlichen Berg
leute lebend zu retten. Zn den letzten Stunden
konnten die Rettungsmannschaften nur noch Tote
bergen.
Die Ursache der furchtbaren Katastrophe in
Alsdorf ist noch nicht geklärt. Die Verwaltung
teilt mit, daß alle Munitionslager unversehrt auf
gefunden wurden. Demnach würde eine Dynamit
explosion auszuschalten sein. Es kommen auch
schlagende Wetter oder Kohlenstaubexplosionen
nicht in Frage. Der Explosionsherd müßte also
außerhalb der Grube liegen. Dafür sprechen auch
die oberirdischen furchtbaren Verheerungen.
Rach einer früheren Meldung waren noch 92
Leute vermißt. Zu den Krankenhäusern liegen (
99 Verletzte.
(Weitere Einzelheiten stehen auf der 4. Seite,
2. Blatt.)
Vertagung bis 4. November.
mit den Krawallen anläßlich der Reichstagseröff
nung.
In namentlicher Abstimmung wurde der
nationalsozialistische Antrag, der die Aufhebung
des gegen die Nationalsozialisten erlassenen Uni
formverbotes verlangt, mit 227 gegen 132 Stim
men abgelehnt.
Bestätigt wurde der Beschluß des Hauptaus
schusses, der eine Kürzung der Abgeordnetendiäte«
um 20 v. H. ab 1. November vorsieht. Die Son
dervergütung für Ausschußsitzungen wird um 50 v.
H. gekürzt.
Nach Erledigung der Tagesordnung stellten
die Deutschnationalen durch den Abg. Borck den
Antrag, daß den Landwirten ohne besondere Prü
fung der einzelnen Fälle die Steuern gestundet
werden sollten. Sie forderten, daß dieser Antrag
ohne Debatte dem Hauptausschuß überwiesen
werde. Da Widerspruch erhoben wurde, daß dieser
Gegenstand nachträglich auf die Tagesordnung
Der preußische Landtag lehnte am Dienstag
nachmittag den Antrag der Wirtschastspartei auf
sofortige Auflösung des Landtages in namentlicher
Abstimmung mit 246 gegen 186 Stimmen ab. Das
Ergebnis wurde von der Opposition mit Pfuirufen
aufgenommen. Ein gleichlautender kommunistischer
Antrag war dadurch erledigt.
Der kommunistische Antrag, der die Aufhebung
der preußischen Ausführungsbestimmungen zur
Neichsnotoerordnnng forderte, wurde in nament
licher Abstimmung mit 369 gegen 43 Stimmen der
Kommunisten abgelehnt.
Der kommunistische Antrag auf sofortige Ein
stellung der Noungzahlnngen wurde mit 265 gegen
1.47 Stimmen abgelehnt. Gegen den Antrag
stimmte außer den Regierungsparteien auch die
Deutsche Volkspartei.
In einfacher Abstimmung lehnte der Landtag
einen deutschnationalen Antrag gegen die Stim
men der Rechtsparteien und Kommunisten ab, in
dem das Staatsministerium ersucht wurde, das an
die preußische Beamtenschaft gerichtete, ihre par
teipolitische Tätigkeit einschränkende Verbot sofort
aufzuheben. Ein gleichlautender kommunistischer
Antrag war damit erledigt.
In einfacher Abstimmung lehnte der Landtag
den Antrag der Deutschen Fraktion ab, wonach
das Staatsministerium ersucht werden sollte, bei
der Reichsregierung dahin vorstellig zu werden,
daß das im Noungplan vorgesehene Moratorium
in die Wege geleitet werde. In namentlicher Ab
stimmung wurde mit 856 gegen 42 Stimmen der
kommunistische Antrag abgelehnt, der die Zurück
nahme aller Maßnahmen forderte, die gegen kom
munistische Gemeindefunktionäre wegen Auffor
derung zum Steuerstreik eingeleitet sind.
In einfacher Abstimmung angenommen wurde
der demokratische Antrag auf Ermittlung und
strenge Bestrafung der Täter im Zusammenhang
Aufruf für Revision.
Der Volksbund „Rettet die Ehre", der leit
Jahren gegen dis Kriegsschuldlüge kämpft, erläßt
einen Aufruf, in dem die Reichsregierung auf
gefordert wird, unverzüglich alle notwendigen
Schritte zu unternehmen, um eine Revision des
Versailler Diktatfriedens zu erreichen.
Dchsr Mlsdrs.
Pertinax befaßt sich im „Echo de Paris" mit
einer kürzlichen Rede des französischen Minister
präsidenten und betont, daß es das erste Mal sei,
daß ein französischer Minister öffentlich den Ban
kerott der französischen Politik zugegeben habe.
Tardien habe erklärt, daß Frankreich in seinen
Bestrebungen zur Organisation des Friedens (?)
nicht immer die Mitarbeit gefunden habe, die es
erwartet hätte. Das bedeute nichts anderes als
die Verurteilung der Vriandschen Politik. Der
Poungplan, obgleich in seinen Einzelheiten so gut
durchgearbeitet, drohe sich durch die Oeffnungen des
Moratoriums und der Revision zu leeren.
In Polen würben abermals drei frühere
Abgeordnete und Senatoren der Oppositions
partei verhaftet und ins Gefängnis geworfen.