Full text: Newspaper volume (1930, Bd. 4)

Landsszeîtung 
Schleswîg-ļZoisteînîschs 
123. Jahrgang. 
123. Jahrgang. 
ŞŞĶŞ 
EinzelverkanfSprciS I.? GoldPfeņņîg 
Schriftlàng und Geschästsftellr: Rendsburg. Bahnhoffkaße 12/18 
Bezugspreis: Monatlich S.- Reichsmark einschließlich Bestell- bezw. Abh^? 
Ausgabe B einschließlich Illustrierte Wochenbeilage Reichsmark 2.30. Einzeln IS Rpsg. 
Fernsprecher Nr. 2551 — Telegramm-Anschrift: Tageblatt 
D-E°à Sp«. und L-ih-KĢ. Duukvmin «.-».• D-mnļn-àà. WM,ch°ft-b-md. Schi-^S-GE^ 
Weftholsteinilchc Dank. Lundkreditbank Schlesw.-Hod- A.-«. -Ilk in Rendsburg ». Geni-àSxw-L-lķe. 
DoMckeck-Konwr Hamburg 16278. Erfüllungsort Rràļmrg. 
Del Zahlungsverzug »der Konkurs entfM der 
Anspruch ans «in« gewährten Anzeigen - Rabatt. 
Im Falle höherer Gewalt hat der Beziehe, keinen 
Anspruch ans Lieserung »der Nachlieferung der 
Zeitung oder aus Rückzahlung des Bezugspreise». 
r Anzeigenpreis: Die 16 gespaltene Kolonelzeile 25 
* Reklamen 125 (Rrf. Zahlungsziel 14 Tage. 
; Für Ausnahme derAnzeigen an bestimmten Plätzen sowie 
: in den vorgeschrieb. Nummern kann keine Gewähr iiber- 
î nommen, eins Ersatzpflicht ob. Haftung bei Nichteinhaltg. 
; derartiger Bestimmungen also nicht anerkannt werden. 
Heute Beginn der großen Aussprache 
Lage gewesen, unseren dringendsten Finanzvedarf 
zu befriedigen. So aber waren wir genötigt, uns 
an das Ausland zu wenden. Vom Ausland 
haben wir die erforderlichen Mittel zu befriedi 
genden Bedingungen erhalten unter der Voraus 
setzung, daß die Ermächtigung zur Aufnahme und 
Tilgung der Anleihe durch Gesetze planmäßig 
festgelegt wird. Ich richte an Sie, meine Herren, 
die Aufforderung, dasselbe Vertrauen zur deut 
schen Wirtschaft und zur Regierung zu haben wie 
das Ausland. lLärm und lebhafte Zurufe rechts 
und bei den Kommunisten.) 
Die Reichsregierung hat ihr Sanierungspro 
gramm bereits veröffentlicht. Seine Grundlage 
ist ein vollkommen ausgeglichener Hanshalt für 
1981, die Selbständigmachung der Arbeitslosen 
versicherung, Sparsamkeit auf allen Gebieten, auch 
bei den Gehältern sUnruhe), Vereinfachung des 
behördlichen Apparats, besonders auf dem Gebiet 
der Steuerverwaltung, sowie die Vorbereitung 
eines endgültigen Finanzausgleichs, durch den den 
Gemeinden auch die Verantwortung für die Ein 
nahmen auferlegt wird. Die Reichsregiernng will 
keine dauernde Senkung des Reallohns, sie will 
aber das 
«nhaltvar gewordene deutsche Preisgcbäude 
unter allen Umständen ins Wanken bringen. Das 
ist nicht zu erreichen, wenn nicht auch eine gewisse 
Beweglichkeit in die Gehälter und Löhne gebracht 
wird. Alle Schichten des deutschen Volkes müssen 
Opfer bringen. (Rufe bei den Kommunisten: Aber 
die Besitzsteuern werden gesenkt!) Dazu brauchen 
wir auch die Mithilfe der Beamtenschast. (Abg. 
Torgler, Komm.: Immer wieder der alte 
Schmus!) Die Beamtenschaft wird das Opfer 
bringen trotz der Hetze mancher Kreise gegen das 
Verufsveamtentum. (Unruhe links. Rufe bei den 
Kommunisten: Stegerwald! — Abg. Möricke, 
i Komm., erhielt einen Ordnungsruf.) Die Re- 
I gierung wird ungerechte Angriffe auf die Beam 
ten abwehren. Sie nimmt für sich in Anspruch, 
daß sie sich an sozialer Gesinnung von keiner ihrer 
Vorgängerinnen übertreffen läßt. (Lärmender 
Widerspruch bei den Kommunisten.) Aber wir 
Währleisten. Die Regierung 
möglichst viel Arbeitswillige 
wieder in Arbeit «nd Brot 
allen Umständen c.— .— 
Unterstützung 1,- 
wird das L.-. , , , . 
ein Vergarbeitergesetz, eine 
Ueber die gestrige Neichstagssitzung sei be 
richtet: 
Auf der Tagesordnung der Donnerstag 
sitzung des Reichstages stand die Entgegen 
nahme der Erklärung der Reichsregierung. 
Verbunden mit der Beratung sind die An 
träge auf Aufhebung der Notverordnung, die 
Mitztrauensanträge der Deutschnationalen, 
Kommunisten und Nationalsozialisten gegen 
das Gesamtkabinett, die Anträge auf Anfhe- 
bnng oder Revision des Aoungplanes, das 
Schuldentilgungsgesetz, Anträge zum Metall 
arbeiterstreik, Amnestieanträge und viele an 
dere. 
Das Wort erhielt 
zu bringen. Unte< 
t aber wird sie eine ausreichende 
„..g der Arbeitslosen sicherstellen. Sie 
Arbeitsschutzgesetz wieder vorlegen, dazu 
Neuregelung der Un 
fallverhütung und Sozialversicherung. Der Ent- 
wurf eines Tarifvertragsgesetzes geht seiner Voll 
endung entgegen. Unsere Preispolitik wird vor 
allem einen wichtigen Schritt zur Wioderherstel- 
lung des weltwirtschaftlichen Gleichgewichts be 
deuten. .. „ 0 r 
Ein rechtzeitiges und opferbereite» Zusam 
menwirken aller beteiligten Wirtschaftskreise bie 
tet die Gewähr dafür, daß noch größere und 
schwerere Erschütterungen vermieden werden. Be 
sondere Aufmerksamkeit hat die Reichsregiernng 
den Koblenvrcisen zugewandt. Der Reichskanzler 
M heuligkA Redner. 
Für die heutige politische Aussprache ha 
ben die Reichstagsfraktionen folgende Redner 
bestimmt: Die Sozialdemokraten Müller- 
Franken- die Nationalsozialisten Straffer und 
Feder- die Kommunisten Pieck- das Zentrum 
Joos- die Dentschnationalen Tr. Oberfohren- 
die Deutsche Volkspartei Tauch- die Wirt 
schaftspartei Drewitz- die Fraktion Deutsches 
Landvolk Döbrich- die Bayerische Volkspar- 
tci Leicht- der Christlich-Soziale Volksdienst 
Nippel- die Staatspartei Dr. Weber. Ver 
schiedene Redner werden sich damit begnügen, 
eine Erklärung abzugeben. 
Krise zu beheben'gedenkt. Voraussetzung für die 
Durchführung dieses Wirtschafts- und Finanz- 
reformprogramms ist die Ansrechterhaltnng der 
Notverordnung, die die Reichsregiernng am 
26. Juli 1930 erlassen hat. Bei einer Außerkraft 
setzung der Notverordnung wären die wirtschaft 
lichen und politischen Schwierigkeiten nicht mehr 
zu überwinden. Gegen eine Ausschuß Überweisung 
und wirkliche Verbesserungen, die Zweck und 
Ziel der Verordnung nicht gefährden, hat die Re 
gierung nichts einzuwenden. 
Der Kanzler schätzt den 
Steueraussall ans 459—fiOO Millionen, 
für das nächste Jahr ans eine Milliarde. 
Die außerordentlichen Schwierigkeiten könne man 
nur durch außergewöhnliche Maßnahmen beivälti- 
gen. Zahlreiche Deutsche hätten in mangelnder 
Staatsgesinnung und Verblendung ihr Vermögen 
in Auslandswerten angelegt. (Hört, hört!) Dre 
Verzagtheit und der Kleinmut dieses Volksteckes 
hätten die Finanzen auf das schwerste geschädigt, 
sonst wäre der deutsche Geldmarkt wohl in der 
Agrarhilfe, für den Schutz der Landwirtschaft 
gegen die Ueberschwemmnng mit ausländischen 
Produkten zu sorgen. Daneben werde sie jeden 
gangbaren Weg zur innerdeutschen Absatzsiche 
rung beschreiten. Zunächst seien in Aussicht ge 
nommen ein Verwcndungszmang für wichtige 
heimische Produkte und neue Wege für die Wege 
des Roggenverzehrs. Der Reichsregiernng müsse 
bei ihren Maßnahmen der entschlossene Selbst 
behauptungswille der Landwirtschaft zur Seite 
stehen. Die Durchführung des Osthilsegcsetzes 
sei durch die Reichstagsauflösung verhindert wor 
den (Widerspruch rechts). Die dringlichsten Maß 
nahmen seien auf dem Verordnungswege geregelt 
worden. Das Wirksamwerden einer Osthilfe 
hänge ausschließlich von der Wiedergewinnung 
der landwirtschaftlichen Rente ab. Höchstes Ziel 
jeder deutschen Innen- und Außenpolitik, so er 
klärte der Kanzler weiter, ist die 
Erringung der nationalen Freiheit 
und der moralischen und materiellen Gleichbe 
rechtigung Deutschlands. (Lärmende Zwischenrufe 
bei den Nationalsozialisten — Abg. Strasser er 
hielt einen Ordnungsruf.) Der Weg zur Verfol 
gung dieses Zieles wird wie bisher der Weg des 
Friedens sein. Eine Politik der Abenteuer lehnt 
die Reichsregierung ab. Seitdem die Sachver 
ständigen im vorigen Jahr den Neparationsbertcht 
abgeschlossen haben, ist die allgemeine Wirt 
schaftslage in Deutschland und in der Welt von 
Monat zu Monat schlechter geworden. Deutsch 
land, das schon schwere Zeiten politischer, sozialer 
und wirtschaftlicher Erschütterungen hinter sich 
Absicht der Regierung, Ordnung in die Fr- 
nanzverhältniffe zu bringen, mit Genugtuung 
feststellen könne. Es handle sich nur darum, 
zu wissen, ob die Mitglieder des Reichstages 
sich diesem Entschluß fügen würden oder nicht. 
Das linksgerichtete „Oeuvre" sieht in der Re 
gierungserklärung ein Mittel, alle Parteien 
zufrieden zu stellen und gleichzeitig zu verär 
gern. Es werde Brüning außerdem auch ganz 
gleich sein, ob er im Reichstag eine Mehrhei: 
finde oder nicht, denn er sei schon jetzt fef: 
entschlossen, den Reichstag in die Ferien zu 
schicken, um aufgrund des 8 48 zu regieren. 
TU. Paris, 17. Oktober. (Eig. Funkmel 
dung.) Die Regierungserklärung Brünings 
wird von den Pariser Blättern stark beachtet. 
Das „Echo de Paris" betont, es sei heute 
lächerlich, zu glauben, daß die Nationalsozia 
listen die einzige Gefahr für Europa darstel- 
len. Viel gefährlicher sei die jetzige deiche 
Regierung. Es sei zu hoffen, daß die Rede 
Brünings im Reichstag allen Franzosen die 
Augen öffne. Sie sei allein dafür bestimm», 
die von Deutschland unterschriebenen Ver 
pflichtungen über den Hansen zu werfen. Das 
„Journal" hebt hervor, Brüning habe den 
außenpolitischen Teil seiner Erklärung mit 
der Vorsicht eines Staatsmannes revidiert, 
der vom Ausland eine dringende Unterstüt 
zung von 3 Milliarden Frcs. erwarte. (Ange 
spielt wird hier ans den neuesten deutschen 
Auslandskredit. Schriftltg.) Die Zurückhal 
tung mindere jedoch nicht die Zugeständnisse, 
die er den Anhängern einer Revision der 
Verträge habe machen müssen. Im großen 
und ganzen nehme der Reichskanzler das ge 
samte Programm der rechtsstehenden Par 
teien an mit der einzigen Einschränkung, daß 
der Ausgang der Aussprache im Reichstag 
mcrde nichts daran ändern, daß sich alle Par- 
teien darin einig seien, dlß die gegenwärtige 
Lage es Deutschland nicht erlaube, den einge 
gangenen Verpflichtungen nachzukommen. Der 
sozialistische „Popnlair" sagt, die Ausführun 
gen über die Stärkung der Reichswehr seien 
zu erwarten gewesen, nachdem sich die Sieger 
des Weltkrieges geweigert hätten, den Weg 
der Abrüstttng zu beschreiten. Wenn heute die 
gerüsteten Staaten die Lage für zu unsicher 
hielten, um abzurüsten, wieviel beunruhigter 
müßten diejenigen sein, die bereits abgerü 
stet hätten!
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.