Full text: Newspaper volume (1930, Bd. 4)

Hindenburg im Rheinland. 
Aachens ßulLigung. 
Reichspräsident von Hindenburg traf in 
Begleitung des Staatssekretärs Dr. Meißner 
am Freitag in Aachen ein, wo er am Bahnhof 
von Vertretern der preußischen und der 
Reichsbehörden begrüßt wurde. Im Kraft- 
wagen ging es dann durch die festlich ge 
schmückte alte Kaiserstadt, die mit den Aache 
ner Stadtfarben, den Reichsfarben und den 
Farben des alten Reiches sowie mit frischem 
Tannengrün geschmückt war. Die Glocken 
aller Kirchen läuteten. Sportflugzeuge führ 
ten bei prächtigem Sonnenschein Geschwader- 
flüge aus. Die Fahrt ging zunächst zur Tech 
nischen Hochschule, wo auf der Freitreppe Rek 
tor, Senat und Studentenschaft Aufstellung 
genommen hatten. Nachdem der Reichspräsi 
dent mit kurzen Worten auf die Rede des 
Rektors erwidert hatte, wurde die Fahrt nach 
dem Rathaus fortgesetzt. Nach einem Mnsik- 
vortrag begrüßten Regierungspräsident Stie- 
ler und Oberbürgermeister Dr. Rombach den 
Reichspräsidenten und wiesen darauf hin, daß 
Aachen immer deutsch gewesen sei und es auch 
bleiben werde. Der Oberbürgermeister teilte 
mit. daß d-e Stadt Aachen Hindenburg zum 
Ehrenbürger ernannt habe. Hindenburg 
dankte und erklärte, daß aus den Kundgebun 
gen der Bevölkerung das freudige Bekenntnis 
spreche, auch in Zukunst treu zum Recch zu 
stehen. Er wies auf jene sorgenschweren Tage 
hin, in denen sich Bürgersinn opferbereit 
gegen landesverräterische Umtriebe zur Wehr 
setzte und Männer aller Stände waffenlos das 
Aachener Rathaus stürmten und üble Ele 
mente entfernten, die von hier aus ihren An 
schlag aus Abtrennung deutschen Bodens vom 
Mutterland durchführen wollten. Mit einem 
Hoch auf das deutsche Vaterland schloß Hinden 
burg. 
Im Anschluß an den Festakt fand vor dem 
Rathaus eine öffentliche Kundgebung statt, 
bei der ein Massenchor Lieder vortrug. An 
schließend brachten die Aachener Sportvereine 
im Stadion vor etwa 20 000 Zuschauern dem 
Reichspräsidenten ihre Huldigung dar. 
Nachmittags besichtig to der Reichspräsident 
das jüngst zur Kathedrale erhoben« Aachener 
Münster. Nach dem Verlaßen des Münsters un 
ternahm er eins Rundfahrt durch die Straßen der 
Stadt, wo ihm immer wieder Huldigungen dar 
gebracht wurden. 
Abends veranstaltete die Stadt Aachen zu 
Ehren Hindenburgs im Saale des neuen Kur 
hauses ein Essen, wobei Oberbürgermeister Dr. 
Rombach den Reichspräsidenten in einer Rede 
begrüßte. 
Der Reichspräsident in Düren. 
T-tt. Düren, 11. Okt. (Eig. Funkmeldung.) 
Der Reichspräsident wurde heute vormittag auf 
der Durchreise nach Trier in Düren von der Be 
völkerung jubelnd begrüßt. Tausend Schulkinder 
sangen das Lied „Rheintreue". Dem Reichsprä 
sidenten wurde ein Buch mit Lichtbildern aus der 
Befatzungszeit sowie ein Heimatbuch des Kreises 
überreicht. Rach der Eintragung in das Goldene 
Buch der Stadt setzte der Reichspräsident die Fahrt 
in Richtung Euskirchen fort. 
M WMfsWslssten 
die Kernfrage kommunaler Finanzpolitik. 
Vom Deutschen Städtetag wird mitgeteilt: 
Der engere Vorstand des Deutsche" Städtetages 
hat sich mit dem Finanz- u. Wirtschaftsprogramm 
der Reichsregierung beschäftigt. Die Städte sind 
bereit, an der Durchführung der notwendigen Re 
formen mitzuarbeiten. Sie haben ihrerseits aus 
eigener Initiative schon eine weitgehende Ab- 
drosielung lausender Ausgaben eingeleitet und 
auch durch die Einrichtung der Kreditzuschüsse 
sichergestellt. Alle ihre Bemühungen, zu einer 
Senkung der Ausgaben zu kommen, sind durch die 
Entwicklung der Wohlfahrtslasten vergeblich ge 
blieben. Ihre dringendste Sorge ist daher, daß in 
dem Finanzprogramm der Reichsregierung eins 
sofortige wirksame Hilfe für die untragbar ge 
wachsenen Lasten der Wohlfahrtserwerbslösen ent 
halten ist. Hierin liegt die Kernfrage für die 
weitere Entwicklung der kommunalen Finanzpoli 
tik und gleichzeitig sür das Gelingen des ganzen 
Finanzprogramms im laufenden und im nächsten 
Jahre. Die Städte müssen mit allem Nachdruck 
hierbei auf die sofortige Abhilfe des gegenwärti 
gen Notstandes und auf eins grundsätzliche Neu 
regelung der Krisenfürsorge und der Betreuung 
der Wohlsahrtserwerbslosen drängen. 
* * 
vegnMgmg hu Äst Wzme 
abgelehnt. 
Amtlich wird mitgeteilt: Der Reichspräsident 
hat das von einem Verteidiger der drei vom 
Reichsgericht verurteilten Reichswehroffiziere an 
ihn gerichtete Gesuch um Begnadigung mit der 
Begründung abschlägig bejchieden, daß die. Not 
wendigkeit, gerade in politisch bewegter Zeit Zucht 
und Unterordnung in der Reichswehr unerschüt 
tert aufrechtzuerhalten, die gnadenweise Aus 
hebung des Urteils und wenigstens zur Zeit auch 
eins Milderung der Strafe nicht zuläßt. 
ÖsrjogsMte tmrnm îmàr in hm 
bmunschMiMchM 
Die alten historischen Herzogsbilder, die bis 
vor kurzer Zeit die repräsentativen Räume des 
braunschweigischen Landtagsgebäudes schmückten, 
wurde von dem letzten sozialdemokratischen Land 
tagspräsidenten, Kreis-direktor Rieke, von ihren 
Plätzen entfernt. Der neue Präsident des braun 
schweigischen Landtages, der Nationalsozialist 
Zoerner, will, wie die „Braunschweigische Landes 
zeitung" meldet, die alten historischen Bilder wie 
der aus ihre Plätze bringen lassen. 
Neue Anordnung des Ministers Dr. Franzen. 
TU. Braunschweig, 10. Okt. Kultusmini 
ster Dr. Franzen hat die vom bisherigen Kul 
tusminister Sievers für den Geschichtsunter 
richt bestimmten „Geschichtsbilder", ans denen 
die großen Gestalten der deutschen Vergan 
genheit gestrichen waren und denen von füh 
renden Männern des Deutschen Lehrerver 
eins vorgeworfen wurde, daß sie eine Fäl 
schung der Geschichte bedeuteten, ab sofort für 
den Schulgebrauch verboten. Von der katholi 
schen Lehrerschaft war bereits unter Sievers 
erreicht worden, daß sie ans den katholischen 
Volksschulen Braunschweigs zurückgezogen 
wurden. In dem Franzenschen Erlaß heißt 
es: Aus der Geschichte des Stammlandes soll 
jedes Kind die Liebe zu seiner engeren Heimat, 
aus den Leistungen des deutschen Volkes und 
den Taten seiner großen Männer ein starkes 
deutsches Natwnalgesühl gewinnen. An der 
geschichtlichen Erkenntnis deutschen Wesens 
und Werdens muß besonders in den gegen 
wärtigen und kommenden Notzeiten der Wille 
zur nationalen Selbstbehauptung des Volkes 
und das Bewußtsein der sozialen Verant 
wortlichkeit gegenüber der deutschen Volksge 
meinschaft fest begründet werden. Ohne die 
nachhaltige Pflege des deutschen Volkstums 
sind die in Artikel 148 Abs. 1 der Reichsver 
fassung geforderten Bestrebungen im Geiste 
der Völkerversöhnung unzulänglich. 
-î- * * 
MiomlssziMMZ Md katholische 
Kirche. 
Zu der Stellungu-ahme des Bischofs von Mainz 
gegen den Nationalsozialismus schreibt am Freitag 
der „Völkische Beobachter", daß von der Seite des 
nationalsozialistischen Abgeordneten Gottfried Feder 
eine endgültige Stellungnahme erfolgen werde. 
Im „Völkischen Beobachter" veröffentlichen un 
genannte „katholische Geistliche" drei Anfragen, in 
denen es u. a. heißt: Ist es dem Bischöflichen Ordi 
nariat bekannt, daß sich unter den Mitgliedern der 
NSDAP, auch eine größere Anzahl katholischer Prie 
ster befindet? Welche „Verfügungen" gedenkt «in 
Bischöfliches Ordinariat von Mainz gegen jene 
BkiiiliW 9nf auf Èi? Wksmrtļi. 
Drohung mit KabinetisrüLtritt. — Die AxaLtisn und CurLius. 
Die Reichstagsfraktion der Deutschen Volks 
partei stielt Freitagnachmittag und -abend die an 
gekündigte Sitzung ab. um das Finanzprogramm 
der Reichsregievung zu beraten. Die Beratungen 
wurden schließlich auf Montag vertagt. Inzwi 
schen soll mit anderen Parteien über die Stellung 
zum Sanierungsprogramm verhandelt werden. Es 
wurde ein Ausschuß gewählt, der Vorschläge zur 
Ausgestaltung des Regierungsprogramms machen 
soll. Von unterrichteter Seite heißt es, daß ein 
Antrag auf Zurückziehung des Neichsministers Dr. 
Curtins aus dem Kabinett überhaupt nicht vor 
gelegen habe. 
Weiter wird gemeldet: Das praktische Haupt 
ergebnis ist, daß die Fraktion nicht den Rücktritt 
ihres Ministers fordert. Die Fraktion Hai sich sehr 
eingehend mit dem Sanierungsprogramm und der 
parlamentarischen Stellung des Kabinetts Brü 
ning beschäftigt. Wenn kein Beschluß zustande 
kam, sondern zunächst mit anderen Gruppen, na 
mentlich denen, die rechts von der Deutschen Volks 
pariei stehen, verhandelt werden soll, so hat das 
feinen Grund vor allem darin, daß die besonnene 
Richtung in der Fraktion sich erheblich durchgesetzt 
hat. Dr. Scholz ist mittags beim Kanzler gewesen, 
der ihm offenbar ziemlich unumwunden erklärt 
hat, daß ( 
das Kabinett die Abkehr der Deutschen Volks 
partei mit dem Eefamtrücktritt beantworten 
werde. Dazu kommt, daß die kreditpolitischs Lage 
durch einen Rücktritt des Kabinetts außerordent 
lich erschwert werden würde, und das gerade in 
dem Augenblick, da der Ueberbrückungskredit vor 
dem Abschluß steht. Dis Verantwortung für diese 
Entwicklung hat die Fraktton nun doch nicht auf 
sich nehmen wollen. Stimmungsmäßig ist also das 
Ergebnis dieser Fvakttonssitzung dahin zu werten, 
daß die besonnene Richtung sich durchgesetzt hat 
und die weitere Entwicklung zunächst von den Ver 
handlungen mit den übrigen parlamentarischen 
Gruppen abhängt. 
Dr. Curtins, der von der Beisetzung seiner 
Mutter erst im Lauf des Tages nach Berlin zu 
rückgekehrt war, fand sich in der fünften Nach 
mittagsstunde im Fraktionszimmer ein. Er be 
teiligte sich sofort an der Debatte und setzte sich 
dafür «in, daß di« Deutsche Volkspartei ihr Ver 
halten zum Kabinett nicht ändere. 
Curckls und Tesmmlms. 
Der Vorstoß, den der Pressedienst der Volks 
konservativen gegen Eurtius unternommen hat, 
wird dem Vernehmen nach Veranlassung zu einer 
politischen Aussprache innerhalb der Neichsregie- 
rung geben. Curtius ist der Auffassung, daß die 
ser Vorstoß umso weniger berechtigt sei, als Tre 
viranus in der letzten Kabinettssitzung seine 
Außenpolitik gebilligt habe. 
DIE URSACHE FAST AUER 
VERDAUUNGSSTÖRUNGEN 
«DrerdauungSstörungkn entstehen in den meisten Fallen 
durch überflüssige Säure, die eine Gärung der Nahrung 
sowce eine schmerzhafie Magenerweileruug verursacht. Um 
Erleichleruug zu schassen, muß die Säure, die das Leiden 
verursacht, gebannt werden, und sür diesen Zweck legtet 
Bisecirļe Magnesia hervorragende Dienste. Bisenrte Mag. 
nesia neutralisiert schnell alle überschüssige Säure und watt 
beruhigend auf die Mageiuvände. Tausende von ehemalige» 
Leidenden vertrauen auf dieses sâurcbmdeude Büttel, daS 
sich bei Berdauungsvcschwerden so außeroroentUch gut 
bewährt. Biserirte Magnesia ist in Pulver-oder Tabletten- 
form in allen Apotheke» erhältlich. Sie werden seyen, 
welche Erleichterung der Gebrauch dieses Mittel- der Per» 
dauimgsstorungen und Magcnbeschwerden herdcijührt. 
Priester zu treffen, die als natioualsozialistt-sch ge- 
sinuate Seelsorger nach wie vor mit besonderer Liebe 
ihr Amt seelsorglich zu betreuen sich erkühnen? Es ist 
Tatsache, daß «in bekannter deutscher Bischof nicht 
minder bekannten Priestern seiner Diözese die Mit 
gliedschaft bei der NSDAP, nicht nur nicht verboten, 
sondern erklärt hat, die Entscheidung hierüber dem 
Gewissen des Einzelnen überlassen zu wollen. Im 
übrigen heißt es in den Anfragen, daß in den Rei- 
hen nationalsozialistisch gesinnter katholischer Prie- 
ster Begebungen im Gange seien zum Zusammen 
schluß zwecks Abwehr von Angriffen Md Verleum 
dungen solcher Art, wie sie in dem Erlaß des Main 
zer Kapitels zum Ausdruck kämen. 
* * * 
Die Mhlen in Sesterreich. 
Hermwehr und Nationalsozialisten konnten sich nicht 
einigen. 
Wie verlautet, sind die in Wien geführten 
Verhandlungen zwischen der Heiuiwehr nnd 
der nationalsozialistische« Partei über ein ge« 
meinsames Vorgehen bei den Wahlen ergeb 
nislos abgebrochen worden. Es ist nunmehr 
anzunehmen, daß in ganz Oesterreich die Heim 
wehren, soweit sie nicht Wahlabkommen mit 
den Christlich-Sozialen geschlossen haben, dem 
neugegründeten Heimatblock ihre Stimme ge- 
ben werden. So ist für Niederösterreich bereits 
beschlossen worden, daß für die christlich sozia 
len Listen Mitglieder der Heimwehren aufge- 
stellt werden. Außerdem wird der Heimatblock 
als Sammelreservoir für solche Heimwehrwüh 
ler empfohlen, die ihre Stimme nicht für die 
Christlich-Sozialen abgeben wollen. Nach Lage 
der Dinge werden die Nationalsozialisten in 
ganz Oesterreich selbständig in den Wahlkampf 
gehen. 
^ * 
Xofcsfftßfe in 3Men. 
Der Große Faschistisch« Rat hat ein« Tages 
ordnung angenommen, di« es als notwendig be 
zeichnet, die Todesstrafe in das neue Strafgesetz 
buch aufzunehmen, und zwar zur Bekämpfung von 
Verbrechen gegen die Sicherheit des Staates, wie 
dies bereits gegenwärtig in dem faschistischen 
Gesetz zum Schutze des Staates vorgesehen ist. 
Auch für sogenannt« gemeine Verbrechen beson 
ders schwerer Art soll di« Todesstrafe eingeführt 
werden. 
Mîîerberichî. 
Wettervoraussage für den 12. Okt. 1930: 
Für Deutschland: im Osten Fortdauer des be 
ständigen Wetters, in Mitteldeutschland Be 
wölkungszunahme, im Westen vielfach etwas 
Regen und milder. 
Einem Teil der heutigen Auflage siegt ein Pro 
spekt der Firma Iohs. Wohlers, Hohenweste-dt bei, 
auf den unsere Leser besonders hingewiesen werden. 
Einem Teil der heutigen Auflage liegt ein Pro 
spekt der Firma Kaufhaus Ostermann, Inh. I. 
Schneevoigt, Hohenwestedt, betr. Bleyle-Bekleidung 
bei, worauf wir au dieser Stelle besonders aufmerk 
sam machen. 
KorpALerrz rrmchL â 
7771 
Korvulento und zum Starkwerden Veranlaate nehmen 
krüb. mittags und abends 2—3 T o l u b a-K e rn e. 
die in Avotbeken zu staben sind sicher Garnllon-Avotsteke 
Henkel Hat es wahr gemacht! 
Sefet, Hausfrauen, nutzt den Vorteil aus! Dis Perstlwäfche im Haushalt war immer am billigsten, 
der neue herabgesetzte Preis erhöht ihre Ueberlegenheit noch mehr! Und daneben haben Sie die 
großen allgemeinen Vorzüge der Persilwäsche: nur einmaliges kurzes Kochen der Wäsche, ohne 
Reiben, ohne umständliche Handarbeit, ohne Extrableiche! Das sind Gewinne, die in die Zeit 
passen: Millionen Hausfrauen in aller Welt waschen heute nur noch mit Persil. Machen auch Sie 
sich seine unvergleichlichen Vorteile ganz zunutze: nehmen auch Sie sür aCs Wäsche nur Persil! 
PCI'S!! bleibt Persil! Neuer Preis: Normalpaket 46 Pfg.. Dopoelpüket 75 Pfg. 
Achten Sie immer auf die 
Oritinaipackunjt mil dem 
Namen Henkel ttn roten 
Felde.
	        
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