Schleswig-Holstein.
Aus öem ârsife NerröLsLrrs.
ai. Hohenwestcdt, 9. Oktober. Neitertag
in Hohenwcstedt. Ter Kreisreiterbund des
Kreises Rendsburg veranstaltet am Somnag,
den 12. Oktober, ans Anregung der ländlichen
Reitervereine in Hohenwcstedt einen Reiter
tag. Am Vormittag werden die Prüfungen
der Reiter und Fahrer stattfinden. Sie begin
nen um 8y, Uhr auf dem Sportplatz Wilhelms
höhe. Nachmittags 1% Uhr findet ein Umzug
durch den Ort statt, an den sich in dem Ge
lände von Tappendorf, Vaasbüttel und Bö-
ternhöfen eine Fuchsschwanzjagd anschließen
wird. Nach dieser Jagd, etwa gegen 3 Uhr,
wird auf dem Sportplatz die Parade abgenom
men und es erfolgt der Einzug der Reiter mit
Musik. Für den Abend ist in der „Harmonie"
ein großer Reiterkommers vorgesehen, an dem
u. a. ein zweiaktiges Lustspiel zur Auffüh
rung kommt.
àZ
Der Şoebbels-Prozetz Verschoben
Itzehoe, 9. Okt. Wie berichtet, sollte sich
Dr. Goebbels am 10. Oktober vor dem hiesigen
Schöffengericht wegen Vergehens gegen das
Republikschutzgesetz verantworten. Tie Ver
handlung ist nunmehr um acht Tage auf Frei
tag, den 17. Oktober, verschoben wordem
* * *
Großfeuer in Grevenbopp d. Krempe
ta. Krempe, 10. Okt. (Drahtbericht uns. Ver
treters.) ^ Gestern abend gegen 9y, Uhr brach im
Wirtschaftsgebäude des Hofbesitzers Klüver ein
Feuer aus. Bereits wenige Minuten nach der
Alarmierung erschien die Kremper Automobil-
spritze als erste an der Brandstelle, um den Kampf
mit dem Element aufzunehmen. Cine riesige
Scheune, in der sich Heu, Stroh, Futterkartoffeln
und Pflanzkartofseln befanden, stand bereits in
hellen Flammen. Durch den gewaltigen Funken
flug war das Nachbargebäude des Hofbesitzers
Wieckhorst dermaßen gefährdet, daß einige Wehren
sich darauf beschränken mußten, das Haus unter
Ņaffer zu halten. In der Scheune schliefen 6 junge
Leute, von denen einer schwere Brandwunden er
litt, während die Sachen der Knechte ebenfalls ein
Raub der Flammen wurden. Die Ursache des
Feuers ist unbekannt.
* * *
x. Neumünster, 9. Okt. Bei der Bekämp
fung eines Schadenfeuers, bas heute nachmit
tag gegen 61/2 Uhr in dem Hause der Firma
Peters u. Löwenthal an öer Frieörichstraße
ausgebrochen war, fiel plötzlich öer an den
Löscharbeiten beteiligte Schuhmachermeister
Heinrich Plambeck, Altonaer Straße 6 wohn
haft, entseelt zu Boden. Ein Schlaganfall hatte
dem Leben des 53jährigen Mannes, der seit
mehr als 20 Jahren öer hiesigen freiwilligen
Feuerwehr angehörte, ein jähes Ziel gesetzt. Er
war auf einem Fahrrade zur Brandstelle ge
eilt und dürfte, da er trotz seines Herzleidens
in einem sehr schnellen Tempo gefahren war,
ein Opfer seiner Pflichttreue als Feuerwehr
mann geworden sein. — Neumünster hat 2500
Arbeitslose! Zu Beginn des Monats Oktober
waren bei dem hiesigen Arbeitsamt 1175 Un
terstützungsempfänger vorhanden. Dazu ka
men noch 637 Erwerbslose mit Krisenunter
stützung und reichlich 700 weitere Arbeitslose,
so daß die Gesamtzahl der Arbeitsuchenden in
Neumünster bereits wieder 2500 überschritten
hat. Während die Lage in der Lederindustrie
sich in letzter Zeit gehoben hat, ist die Lage der
Textil- und Trikotagenindustrie geradezu ka
tastrophal. Die große Mehrenssche Fabrik, die
bis vor kurzem noch über eine Belegschaft von
annähernd 900 Arbeitern verfügte, beschäftigt
heute nur noch 420, also nicht einmal die Hälfte,
die obendrein nur noch 4 Tage in der Woche
arbeiten. Nur zwei Tuchfabriken, Simons und
Köster, arbeiten augenblicklich ziemlich flott.
Nickling, 9. Okt. Ans der Bodenluke ge
fallen ist der 3jährige Sohn des Weichenstel
lers Kruse. Er erhielt eine klaffende Wunde
am Hinterkopf und wurde ins Krankenhaus
geschafft.
Asrhşşààà
geehrten Einwohnern von Hohenwastedt
und Umgegend zur ged. Kenntnis, daß ich mit
dem heutigen Tage eine Filiale dar Dampf«
bäckerel Karl Mohrdick, Neumünster über
nommen habe. Ich empfehle täglich fiisch
Konditorei- und Backwaren
aller Art und wird es mein Bestreben sein, meine
werte Kundschaft stets zur Zufriedenheit zu bedienen.
Ich bitte um gütigen Zuspruch und zeichne
hochachtungsvoll
C. Broüersen.
Hohenwestedt, den 9. Oktober 1930.
Baimstr. 2. 8668
üeiiplai io loüireM
am Sonntag, den 12. Okt. 1930
Vormittags:
Prüfung im Reiten und Fahren
Nachmittags:
1.30 Uhr Ausmarsch. Jagdritt
mit anschließender Parade auf
dem Sportplatz Wilhelmshöhe
Abends:
7.30 Uhr in der Harmonie
8667 (Fritz Kasch)
GroBer Reiterkommers mit Theater
und anschließendem sCränïïhesî.
Gasthof „Zar Börse'
Hohenwesîed’
Sonntag, 12. Okt., von nachm. 4 Uhr an
Unîsrîi altiüigskonzert
8662) Es ladet frdl. ein W. ách esseimann
H
Harmonie
4 4
Koiìenwesîedl
Am Sonntag, den 12. Oktober anläßlich
des Reitertages von nachm. 4 Uhr an
UnierltalîungsRoiizerl
m. Tanzeinlagen
«663 Es ladet freundlichst ein *'rils Kascfl
Cm DtthMKrlchcn.
Mn Motorkutter im Brunsbüitek-
kooger Binnenhafen ge unken.
mz. Brunsbüttelkoog» 9. Okt. Heute vor
mittag ist im Binnenhafen an der Kaimauer
öer Führbucht der Fischmotorkutter „Altona 5"
(Kapitän Warnke-Wesselbnren) gesunken. Der
Kapitän konnte sich noch in letzter Minute mit
dem Schiffsjungen retten. Die Ursache des
Unterganges ist noch nicht bekannt. Das Schiff
lag gestern im alten Vorhafen vertäut, mußte
dort seinen Platz räumn und nach dem Bin
nenhafen übersiedeln. Es hatte Motorschaden,
der von einer hiesigen Firma behoben werden
tollte. Das Schiff ist nicht versichert, der
Schiffer erleidet daher großen Schaden. Die
Gefahr des Sinkens wurde von einem Passan
ten von Land ans bemerkt, öer Alarm schlug.
* . *
Em Motorsegler in der Ostsee
gesunken.
Bchrg i. Dithm., 9. Oktober. Der Motor
segler des hiesigen Schiffers Heinrich Sievers
ist auf der Fahrt nach Dänemark in der Ostsee
während eines heftigen Sturmes leck gewor
den und gesunken. Die Mannschaft wurde
gerettet.
* . *
fp. Heide, 9. Okt. Goldene Hochzeit und 50-
jähriges Eefchäftsjubiläum feiern am 13. d. Mts.
das Ehepaar Schlächtermeister Gustav P. O.
Schmidt. Das Jubelpaar ist trotz des Alters —
der Jubilar steht im 76., feine Frau im 74. Le
bensjahr -^ckioch recht rüstig. Der Mann hat noch
nie in seinem Leben einen Arzt gebraucht und ist
täglich von morgens früh bis abends spät auf den
Beinen. Als Senior der Schlachter-Innung in
Heide ist er deren Ehrenmitglied. Der Ehe sind
13 Kinder entsprossen: es sind dies 5 Töchter und
8 Söhne. Letztere haben alle das Schlachter-Hand
werk gelernt und nahmen bis auf den jüngsten
am Weltkrieg teil.
hd. Heide» 9. Okt. Auszeichnung. Für lang
jährige treue Dienste erhielten vom Krcisaus-
chutz eine Belohnung sowie Anerkennung zu
erkannt: Die Buchhalterin Frieda Fedders,
Heide, bei dem Kaufmann Erich Strunck,- die
Kontoristin Lisa Jochims, Heide, bei dem Elek-
tromeister Bauenöahl,- öer Zuschneider Paul
Teichmann, Heide, bei der Firma I. H. Bött
cher,- der Arbeiter Georg Busse, Wallen, bei
der Lanöwirtin Ww. Helene Rohwedder, Mal
lem
nx. Nordseebad Büsum, 8. Okt. Kirchspiels-
vertrctersitzung. In der Angelegenheit der
Errichtung eines Zollamts wird beschlossen
den maßgeblichen Stellen mitzuteilen, daß die
Errichtung sehr erwünscht ist, zumal die tech
nische Durchführung nach dem Urteil der
Herrn des Hauptzollamts Husum keine
Schwierigkeiten machen wird. Betreffs Bei
tritt des Kirchspiels zum Mergelverband Nor
dermarsch muß der Beschluß der Bertrelnna
vom 6. April, wonach der Gemeinde Kosten
aus dem Beitritt nicht entstehen dürfen, auf
recht erhalten werden, womit allerdings wohl
auch unsere Gemeinde außerhalb dieses Ber-
baiiöes bleiben wird.
LarMchM Ltcrzrschslm.
Friedrichstadt, 9. Okt. Zug entgleist. Gestern
nachmittag entgleisten beim Rangieren eines Eü-
terzuges auf dem Staatsbahnhof fünf leere Wag
gons. Vermutlich wegen des starken Windes konnte
der Lokomotivführer die Signale nicht hören und
drückte zu stark nach. Das Ergebnis war, daß der
Prellbock überrannt wurde und fünf Waggons auf
dis Bahnhofstraße gerieten. Sie waren erheblich
beschädigt
bu. Wyk auf Föhr, 8. Oktober. In de»
Hafen gefallen. Beim Spielen am Hafen mutz
ten gestern nachmittag zwei Geschwister Mat
thiessen, Andrea und Christian, mit dem nas
sen Element Bekanntschaft machen. Schnell
herbeigeeilten Personen gelang es, das Ge
schwisterpaar wieder aufs Trockene zu bringen.
kw. Grotzenwiehe, 9. Okt. Selbstmord
durch Ertrinken. In der Nacht zum Dienstag
machte Frl. Magda Siegfriedsen in Sillerup-
feld ihrem Leben freiwillig ein Ende. Sie er
tränke sich in einer Mergelkuhle. Das Motiv
zur Tat soll in Familienzwistigkeiten zu suchen
sein.
eg. Westerland (Sylt). 8. Okt. Saisonschlnß.
Am 1. Oktober erreichte die Saison 1930 offiziell
ihren Abschluß. Allerdings war hier schon lange
vorher Saisonende. Die wenigen noch hier weilen
den Gäste scheinen sich aus dem inzwischen leer ge
wordenen Strande nichts zu machen. Sie führen
nur, lebhafte Klage darüber, daß sie sich jetzt im
Freien zum Baden auskleiden müssen: denn so
wohl Nord- als auch Südbad haben die Pforten
geschlossen. Die Kurkapelle hat längst ihr Ab-
schledskonzert gegeben. Die Wandelbahn wird ab
gebrochen und die meisten zum Strande führenden
Treppen entfernt. — Ermäßigte Strompreise. Der
Preis für das elektrische Licht wurde in der Stadt
Westerland von 80 auf 50 Pfg. pro Kilowatt her
abgesetzt.
Şsm MitteZküeken.
Flensburg, 7. Oktober. Ein Flensburger
Oberbürgcrmeisterkandidat in Rostock gewählt.
Oberbürgermeister Dr. Erabow-Memel, der auch
für den Flensburger Oberbürgermeisterposten
kandidierte, ist in Rostock zum Oberbürgermeister
gewählt worden.
r. Flensburg, 10. Okt. Seldte und Hör
sing. Anläßlich der am 19. und 20. d. Mts.
hier stattfindenden Stahlhelmkundgebnng wird
der Stahlhelmführer Seldte im „Deutschen
Hans" eine Rede halten. Einige Tage später
wird der Reichsbannerführer Otto Hörsing
nach Flensburg kommen und gleichfalls im
„Deutschen_ Haus" sprechen. — 25jähriges
Bühnenjubiläum. Otto Meurer-Eichrodt, der
geschätzte Oberspielleiter des Flensburger
Stadttheaters, begeht am Montag, den 13. Ok
tober, sein 26jähriges Bühnenjubiläum. Meu
rer-Eichrodt gehört seit 8 Jahren dem Künst
lerpersonal unseres Theaters an und hat sich
ntcht nur durch seine hervorragende Regie
kunst, sondern auch durch sein ansgereiftes
Spiel als 1. Charakterkomiker in Stadt und
Land viele Freunde erworben. An seinem
Ehrenabend wird das neueste Lustspiel Car
penters - „Vater sein dagegen sehr" gegeben
werden.
ĶttÄ Ûîî-*MubftķUêMņ.
Ģîn Hof durch Blitzschlag eingeäschert
Hadersleben, 9. Oktober. Gestern in den
späten Abendstunden schlug der Blitz in das
Gewese des Hofbesitzers Hans Carstensen in
Tiistnnd ein. Der Hof, öer aus drei zusam
menhängenden Gebäuden bestand, brannte bis
aus die Grundmauern nieder. Es glückte, die
in den Ställen befindlichen Pferde und
Schweine zu retten. Kühe und Jungvieh be
fanden sich noch auf öer Weide.
Um Gerichts.jlâķm.
wk. Kiel» 9. Okt. Eine Tadcssahrt sollte es
werden, als öer Kontrollbeamte B., eben glück
licher Bräutigam geworden, mit seinem Vater
auf dem Soziussitz am Nachmittag des 23. März
von Kiel aus eine Motorradsahrt in Richtung
Eckernförde antrat. Bei Levensau hatte man
bereits eine Reifenpanne, denn der Hinterrei
fen hatte die Luft verloren, und mußte aufge
pumpt werden. Das gleiche war beim Wulfs-
yagcner Gehölz der Fall, und als dicht vor
Gettorf dem Reifen wieder die Lust ausging,
beschloß B. sen. den Weg nach Gettorf, wo
sein Sohn den Reifen mal gründlich nachsehen
wollte, zu Fuß zurückzulegen. Gleich darnach
stieß das Motorrad mit einem von dem Ober
monteur Max D. aus Kiel geführten Perso
nenauto zusammen, wobei V. vom Rade ge
schleudert wurde und den Tod fand. Das Auto,
von der Wucht des Anpralles herumgeschlen
dert. landete mit dem Vorderteil im Chanssee
graben, doch wurde von den Insassen niemand
verletzt. D. wurde für den Unfall verantwort
lich gemacht, und er hatte sich am Donnerstag
vor dem Schöffengericht wegen fahrlässiger Tö
tung zu verantworten. Wie er erklärte, 'hatte
er mit einem guten neuen Wagen eine Probe
fahrt unternommen, die ihn über Bordesholm-
Nortorf und Rendsburg nach Eckernförde
führte, von wo ohne Aufenthalt die Rückfahrt
nach Kiel angetreten wurde. Dicht hinter Get
torf sah D., wie B. sen. das Motorrad verließ
und daß der Sohn allein die Fahrt fortsetzte.
Als er sich dicht vor dem die Straßenmitte hal
tenden Auto befand, schlug das Motorrad plötz
lich nach links herüber, stieß gegen den Kot
flügel des Autos und flog weg, den Fahrer
mit sich reißend. Diese Darstellung wurde vor
allem von einem Antoführer aus Köln bestä
tigt, der von Eckernförde her ständig hinter D.
hergefahren ist, und der bekundete,'daß D. sich
immer vorschriftsmäßig auf der Straßenmitte
gehalten hat, bis sein Wagen durch den Zu-
Dis Nächste
Einschulung
für
Halbjahrs-
Bollkvrfs
erfolgt am 16. Oktober 1930
2lrrmsļdrrrrqe-r ezhittet rechtzeitig
födttfmässü. PrrvaLschuls
Schwarzer, Kiel
2. Ecke vom Hauptbahnhof
Der Schulleiter: Kc-rl Schwarzer,
öffsnkl. angestellter beeidigter Bücherrevisor
Sophienblatt 11, EckeHerzog-Friedrich-Str.
Fernruf 5967 Lehrplan kostenlos
fammenprall mit dem von links herüberkom
menden Motorrad zur Seite geschleudert wur
de. Der Vater des verunglückten B. glaubte
beobachtet zu haben, daß das Auto direkt nach
links hinüber gegen das Motorrad gefahren
ist. Dies wurde aber als irrtümlich widerlegt,
und der Staatsanwalt beantragte denn auch,
den Angeklagten freizusprechen. Das Gericht
entschied demgemäß und es bestätigte dem An
geklagten mit Rücksicht darauf, daß er Auto
fahrer von Beruf ist, daß seme Freisprechung
wegen erwiesener Unschuld erfolge. Insbeson
dere wurde der Vorwurf entkräftigt, daß D.
angetrunken gewesen ist. Er war vielmehr
völlig nüchtern.
wk. Kiel» 9. Okt. Einen Vater finden, das
fällt schwer. Vier volle Fahre und mehr liegt die
Vorgeschichte der Anklagesachs zurück, die am Don
nerstag die 24jährige Elfrieds H. wegen Mein
eides vor das Schwurgericht führte. Die H. hatte
im Oktober 1926 einem Kinde das Leben gegeben,
und nun galt es, einen Vater für das Kind narm
haft zu machen, der in den Kreisen der Mann«
stecken mußte, und aus dem Linienschiff „Elsaß"
Dienst tun sollte. Etsriede begibt sich mit einer
Bekannten an Bord, doch wird der Dater-Anwär-
ter nicht gefunden. Bei einem zweiten Besuch be
nimmt ein Obermatrose sich verdächtig denn er
macht sich beim Erblicken der H. anscheinend schleu
nigst aus dem Staube (er war nämlich, da er zum
Baden wollte, fast unbeklerdetl. »Das ist er!"
ruft Elfriede und der gereinigt dem Bade <£»*.
stiegen« wird als schwer mit Daterpflichten be
lastet hernach dem diensttuenden Leutnant gemel
det, um seine Personalien zu erlangen. Es hart-
delt sich um den Obermatrosen Liebettrau, den
Elsriede nun als liebeuntrau zu den Vaterpflich-
ten heranzieht. Er wird verklagt, und trotz allen
Streitens, daß er die L. niemals in seinem Leben
gesehen und niemals eher, als an Bord der „El
saß" mit ihr zusammengetroffen sei, zur Zahlung
der Alimente für „sein Kind" verurteilt, da El
friede unter Eid dabei bleibt, daß er der Vater
sei. Die von L. gegen dieses Urteil eingelegt«
Berufung wurde vom Landgericht als unbegrün
det zurückgewiesen, da der Eid der Kindesmutter
vorlag. Der Hineingelegte, der immer wacker
zahlen mußte, ruhte aber nicht, um seine Nicht-
Vaterschaft zu beweisen, doch hatte er zunächst
keinen Erfolg, denn das auf seinen Antrag ein-
gelejtete Meineidsverfahren gegen Elsriede wurde,
da es nicht genügende Belaftungspunkt« ergabt
wieder eingestellt. Da aber steter Tropfen den
Stein höhlt, ließ der künstliche Vater nicht locker,
und schließlich gelang es ihm und der Anklagebe
hörde, so viel Material herbeizuschaffen, daß"An
klage gegen Elfriede erhoben wurde. Sie sollte sich
bereits in der letzten Session des Schwurgerichts
verantworten, doch fiel die gegen sie angeordnete
Untersuchungshaft ihr dermaßen auf dis Nerven,
daß sie nicht verhandlungsfähig war. Man ent
ließ sie dann wieder aus der Haft, und am Don
nerstag stellte sie sich ihren Richtern. Sie spielte
etwas die verführte und gekränkte Unschuld und
blieb dabei, daß der von ihr benannte Oberma
trose L. der Vater ihres erstgeborenen Kindes sei
(sie hat nämlich inzwischen einem weiteren unehe
lichen Kinde das Leben gegeben). Die Beweis
aufnahme ergab aber, daß Elsriede nicht die ver
führte keusche Jungfrau ist, als die sie sich hinzu
stellen versuchte, denn sie hat der Liebhaber eine
ganze Reihe gehabt, wobei sie sich an die Ange
hörigen der Marine hielt. Das Gericht gewann
nach unter Ausschluß der Oeffentlichkeit geführter
Verhandlung die Ueberzeugung, daß die Ange
klagte den Obermatrosen L. zu unrecht der Dater-
-chaft an ihrem Kinde beschuldigt und somit einen
Meineid geleistet hat. Da sie bei ihrer Verneh
mung in dem Unterhaltsprozeß nicht darauf auf
merksam gemacht worden war, daß sie als Mutter
des klagenden Kindes ihre Aussage hätte verwei
gern können, brachte das Gericht bei der Urteils- ’
findnng die mildernde Bestimmung des 8 157 des
Strafgesetzbuches tu Anwendung, 'so daß die An
geklagte mit 0 Monaten Gefängnis davonkommen
konnte. 2 Wochen der Untersuchungshaft wurden
in Anrechnung gebracht, und wenn die Verurteilte
noch 2 Monate und 14 Tage verbüßt hat, soll ihr
für die restlichen 3 Monate Strafaussetzung ge
währt werden.