schacht, einem Nebenschacht, erfolgte, sich aber dann
mit ungeheurer Geschwindigkeit nach Mölke, dem
Hauptschacht, zuwandte. So befinden sich die Ein
geschlossenen noch im Kurt-Schacht, während die
im Hauptschacht befindlichen bereits geborgen wer
den konnten.
Vergebliche Rettungsversuchs
Alle Versuche der Rettungsmannschaften, an
den Ursprungsherd der Explosion vorzudringen,
sind vorläufig gescheitert. Auf Anordnung von
Oberbergrat Weber wird man jetzt versuchen, auf
der 3. Sohle einen Saugventilator in Gang zu
setzen, um auf diese Weise die Kohlensäureablage
rung zum Abzug, wenigstens in freie Stollen, zu
bringen.
Es handelt sich wohl um
das größte Unglück, das Schlesien je erlebt
hat. Von den 200 im Unglücksschacht eingeschlosse
nen Bergleuten werden wohl nur sehr wenig mit
dem Leben davonkommen.
Die ge. ^rgenen Grubenarbeiter haben so
schwere Gasvergiftungen, das wohl keiner
von ihnen am Leben erhalten bleibt.
Rach Berichten einiger Geretteter verbreitete sich
das Gas mit so ungeheurer Schnelligkeit, so dag
die an der Unglücksstätte arbeitenden Bergleute
sofort besinnungslos niederstürzten. Nur einige
wenige konnten sich schnell in Sicherheit bringen.
Sie warnten sofort die Belegschaft der Nachbar-
reviere, die auch gleich die notwendigen Sicher
heitsmaßnahmen trafen. Die Gefahr wurde sofort
erkannt. Die Wettertüren zu dem Unglücksstollen
wurden abgedichtet und in alle übrigen führte man
frische Luft ein.
Frühere schwere Bergwerks-
rrngMcke ist Deutschland.
TU. Berlin, 10. Juli. (Eig. Funkmeldung.)
Das Grubenunglück in Hausdorf bei Neurode
droht das schwerste Bcrgwcrksunglück zu werden,
das seit der Kohlenstaubexplosion auf der Zeche
Radbod bei Hamm im Jahre 1908 mit 360 Toten
Deutschland heimsuchte. Folgende schwere Verg-
wergsunglücke sind seit diesem Jahre zu erwähnen:
1912: Schlagwetterexplosion in Bochum, 117 Tote.
1921: Kohlenstaubexplosion auf der Zeche Mont
Cenis bei Hamm, 79 Tote.
1823: Kohlenstaubexplosion in der Heynitz-Grube
bei Veuthen, 112 Tote.
1828: Kohlenstaubexplosion auf der Zeche Minister
Stein bei Dortmund, 135 Tote.
1928: Schlagwetterexplosion in der Elückhilf-Frie-
dens-Hofnungsgrube bei Waldenburg,
25 Tote.
.
Lolschafl Utb Irwins
an das indische NàMNl.
Tominien-Verfassung als Endziel.
London, 9. Juli. Der Vizetönig von In
dien, Lord Irwin, hat heute nachmittag an
beide Häuser des indischen Parlaments seine
Botschaft über die Aufgaben der im Herbst in
London zusammentretenden Jndienkonferenz
gerichtet. Er hat dabei Gedanken entwickelt,
die in wesenlichen Punkten weit über die
Empfehlungen der Simon-Kommission hin
ausgehen und deshalb in Londoner politischen
Kreisen Aufsehen hervorrufen.
Er hat es nicht nur namens seiner Regie
rung abgelehnt, die Konferenz bei ihren Be-
ratllngen über die indische Verfassungsresorm
in irgendeiner Weise an die Empfehlungen
der Simon-Kommission gebunden zu halten,
sondern er hat darüber hinaus die Gültigkeit
seiner berühmten Proklamation vom 1. No
vember vorigen Jahres betont.
Diese hatte die Tominion-Verfassung als
das Endziel der indischen Entwicklung bezeich
net und gerade deshalb einen Sturm der Op
positionsparteien gegen die Regierung Mac
Donald hervorgerufen. Tie Beratungsfreiheit
der kommenden Konferenz wird also in keiner
Beziehung durch den Simon-Bericht geschmä
lert sein. Es steht im Gegenteil nichts im
Wege, daß sie der Regierung Vorschläge un
terbreitet, die auf eine Tominien-Verfassung
für Indien hinauslaufen.
Finanzvorlage ist darauf zurückzuführen, daß vier
Liberale für die Regierung stimmten, während sich
zwölf der Stimme enthielten. Die Tatsache, daß
Lloyd George, der noch vor 3 Wochen die Arbeiter
regierung der unbedingten Unterstützung der Li
beralen bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit
versicherte, sich am Mittwoch mit den Konservativen
zu einem Vergleich zum Sturz der Regierung zu
sammenfand, hat in arbeiterparteilichen Kreisen
große Erbitterung hervorgerufen. Der „Daily He
rald" betont, daß Lloyd George das Vertrauen der
Arbeiterpartei verloren habe.
* * *
SchschZ VZrgehM der pMzei.
Srparatisten-Ilnruhen in Trier.
Köln, 9. Juli. In Trier kam es gestern abend
zu tumultuösen Vorgängen. Da neue Ausschrei
tungen befürchtet wurden, traf die Schutzpolizei
umfassende Sicherheitsmaßnahmen.^ Die Mann
schaften wurden mit Karabinern ausgerüstet. Ge
gen Abend fluteten Tausende von Menschen in
das Innere der Stadt und stießen Drohrufe gegen
die Separatisten aus. Auf dem Marktplatze dräng
te sich die Menge Kopf an Kopf, so daß der Ver
kehr fast vollkommen lahmgelegt war. Die Lage
wurde schließlich so bedrohlich, daß die Polizei im
Sturmangriff gegen die Demonstranten vorging
und die Hauptstraßen abriegelte. Die Stadt bot
ein kriegerisches Bild. In allen Straßen tauchten
Schupos mit heruntergelassenem Sturmriemen
und über der Schulter hängendem Karabiner auf.
Alle Zusammenrottungen wurden auseinanderge
trieben. Gegen 10 Uhr wurden die Zusammen
ballungen der Massen an verschiedenen Stellen
der Stadt so dicht, daß die Polizei Ueberfall-
kommandos einsetzte.
Während in der Stadt durch die umfassenden
Sicherheitsmaßnahmen der Polizei Ueberfälle ver
hindert werden konnten, drang eine Anzahl jun
ger Leute in die Villa eines Zigarrenhändlers,
der im Verdacht steht, Separatist gewesen zu sein.
Die Licht- und Telephonleitungen wurden durch
schnitten. Fenster und Türen ausgehängt und die
ganze Wohnungseinrichtung zertrümmert. Der
Schaden soll beträchtlich sein. Als das lleberfall-
kommando eintraf, waren die Zerstörer bereits
verschwunden.
* * *
lg 1leite
îïr Sie WÄR «W.
Paris, 9, Juli. Die Regierung hat gestern
im Büro der Kammer den neuen Gesetzentwurf
über die zusätzlichen Rüstungskreditc niederlegen
lassen. Verlangt werden.1,126 Milliarden Fran
ken, die etwas verschämt in zwei Posten zerlegt
sind. Mit diesen Summen belaufen sich die ge
samten Rüstungsausgaben Frankreichs für das
Etatsjahr 1930/31 auf etwa 15 Milliarden
Franken. Genaue Zahlen sind kaum möglich, da
natürlich in den Budgets des Verkehrs- bezw.
des Kolonialministeriums usw. auch noch versteckte
militärische Ausgaben stecken. 15 Milliarden
Franken, also 2,5 Milliarden Reichsmark, in einem
Jahre stellen nahezu das Vierfache der Rüstungs-
kredite dar, die das deutsche Heer 1913 brauchte,
ein Heer. das damals in der internationalen Pro
paganda als eine Inkarnation militärischer My
stik galt. Was soll man nun zum französischen
Heer sagen?
Im einzelnen verlangt das neue Gesetz 28g
Millionen für Landrüstungen, davon 18g zur Ver
besserung der Artillcrieausrüstung, 35 für den
Train, 15 für die Verwaltung, 30 für das Ge
sundheitswesen, 2g für den Ausbau von Pulver
magazinen.
Das Marineminlsterium erhält 12g Milli
onen, davon 16 Millionen für Ausrüstung der
Flotte, 42 für Schiffsneubauten, 11 für große
Ausstattung der Mannschaften, 27 für Schifss-
artillcrie, 17 für Küstenverteidigung.
Das Luftfahrtministcrium erhält 250 Milli
onen. davon 229 für neue Flugzeuge, den Rest
für die Ausbesserung der Bordausstattung der
Flugzeuge.
Außer diesen drei Posten von 280, 120 und
250 Millionen verlangt die Regierung noch die
Ermächtigung für wectere Vorschüsse von insge
samt 476 Millionen Franken. Von diesen fallen
auf Artillerieausrüstung 230 Millionen, technische
Ausrüstung 75, Pulver 'l0, Minen 56, neue Flug
zeuge 100 Millionen.
* * *
lfm UMêîrlMM yensisn.
Im Reichstag wurde heute die zweite Beratung
des Haushalts des Reichsfinanzministeriums been
det und der E!at in der Aus'chußfasfüng angenom
men. In der Aussprache übte der nationalsozia
listische Abgeordnete Feder-Sachsen scharfe Kritik an
dem Antrag des früheren Reichsfinanzministers Dr.
Moldenhauer auf Gewährung einer Pension von
beinahe 30 000 R-4t im Jahre. Er führte aus, die
Hilferdingfche Finanzpolitik fei gekennzeichnet ge
wesen durch skandalöse Leichtfertigkeit, die Molden-
hauersche durch Kraftmeierei und Bluff. Daß ein
reicher Mann wie Moldenhauer jetzt vom Reiche.
29 500 R-K Iahrespension verlangt, fei geradezu
schmählich. Dietrich versuche es jetzt mit männ
licher Offenheit, aber er werde ebensowenig Erfolg
haben. Der Dolksparteiler Kahl unterbrach im
weiteren Verlauf der Debatte den Abg. Torgler, der
ebenfalls Moldenhauers Pensionsantrag kritisierte,
um ihn darauf aufmerksam zu machen, daß Dr.
Moldenhauer bei Uebernahme des Ministeramtes
seine sämtlichen Aufsichtsratsposten niedergelegt
habe. Abg. Torgler erklärte dazu, die Regierung
müsse Auskunft darüber geben, ob Dr. Molden-
Hauer tatsächlich auf sein Pensiousdienstalter die An
rechnung aller möglichen Tätigkeit verlangt, die mit
seinem Ministeramt nichts zu tun habe. Der christ
lich-nationale Abg. von Lindeiner-Wildau nahm
eine Bemerkung des Nationalsozialisten Feder zum
Anlaß, die Behauptung, daß Minister Treviranus
die Fahrt zur Befreiungsfeier in einem luxuriösen
Salonwagen gemacht habe, als verleumderische Er
findung zurückzuweisen.
* * *
Verhängnisvolles Spiel mit einer Handgranate.
Berlin, 8. Juli. Nach einer Meldung aus
Halle nahm ein lljähriger Schüler eine Hand
granate, die er im Bauschutt gefunden hatte, nach
Haus und machte sich dort in der Nähe des Ofens
damit zu schaffen. Plötzlich explodierte die Grs.
nate und riß dem Jungen die Kinnlade und dir
linke Hand weg. Er war sofort tot. Die im Neben
zimmer weilende Mutter wurde an der Schulter
schwer verletzt, ein jüngeres Kind an den Händen.
fieStc WMllzmUWm.
VŞ BÄfpng verurteil?.
Th...Husum, 10. Juli. (Drahtbericht unseres
Vertreters.) Der Landmann Kühl aus Katrinen
herd hatte sich vor dem heutigen Großen Schöffen
gericht wegen Beleidigung des Vorstehers des
Finanzamts Husum, Oberregierungsrat Vocken-
dahl, zu verantworten. Er hatte in einem an das
Finanzamt gerichteten Schreiben den Oberregie
rungsrat als Halunken und das Steuersystem als
blutsaugerisches System bezeichnet. In der heuti
gen Verhandlung hielt der Angeklagte die Aeuße
rung nicht allein aufrecht, sondern er wiederholte
dieselben dem Zeugen Vockendahl gegenüber. Der
Staatsanwalt beantragte insgesamt 10 Tage Ge
fängnis. Es erfolgte Verurteilung zu 300 R^l
Geldstrafe, eventuell für je 20 R°4l einen Tag
Gefängnis.
ReķļsrberW.
Wettervoraussage für den 11. Juli 1930. Für
das mittlere Norddeutschland weiterhin ziem
lich kühl und meist wolkig, mit allmählich abflau
enden nordwestlichen Winden.
Die Dürgerabgaöe vom L. Oktober an.
Me Wichtigste mm Steuer.
ôļeidle über den Faļ! prrbsļ.
TU. Innsbruck, 9. Juli. Am Dienstagabend
fand in Innsbruck eine Masienkundgebung der
Heimwehr statt. Dr. Steidle erklärte, am 15. Juni
hätte man der Heimwehr auf den Leib rücken
wollen. In Wien fei ein Polizeiaufgebot bereit
gewesen, wie am 15. Juli 1927. Ein Landbund
führer hätte erklärt, heute haben wir den Pabst,
im Herbst kommt der Steidle dran. Dr. Steidle
bezeichnete es als eine ungeheure Niedertracht,
daß man den Mann, der das österreichische Bür
gertum gegen den Bolschewismus organisierte,
oem sozialdemokratischen Bürgermeister von Wien
ausgeliefert habe. Am Korneuburger Programm
werde aber nichts gerüttelt werden. Die Heim-
wehr werde nach wie vor der Mittelpunkt aller
antimarxistischen Kräfte in Oesterreich sein. Sic
verfolge das alte Ziel. die große deutsche Volks
gemeinschaft herzustellen.
Knappe lîegjerunggmehrheìl
. durch Spailung der Liberalen.
TU. London, 10. Juli. (Eig, Funkmeldung).
Der knappe Sieg der Regierung bei der Untsr-
hausabstimmung über den liberalen Antrag zur
Berlin, 9. Juli. Auf Grund der Parteifüh
rerbesprechung hat das Reichskabinett den Reichs-
tagsfraktionen der Regierungsparteien heute nach
mittag Vorschläge zur Erweiterung ihres Dek-
kungsprogramms zugehen lassen. Wie das Nach
richtenbüro des VDZ. hört, handelt es sich zunächst
um eine Abänderung des Arbeitslosenoersiche
rungsgesetzes, wonach der Höchstbetrag der Dar
lehen des Reiches an die Arbeitslosenversicherung
vom 1. April 1931 ab jeweils im Haushaltsgesetz
festgelegt werden soll. Außerdem wird ein Ge
setz über eine Vürgersteuer vorgeschlagen, das
13 Paragraphen zählt. Nach diesem Gesetz sollen
die Gemeinden von jedem wahlberechtigten Bür
ger eine Bürgerabgabe erheben, deren Höhe von
den Ländern bestimmt wird. Der Steuersatz muß
mindestens 6 RM. betragen und bei Lohnsteuer-
pflichtigen mindestens 3 RM. jährlich. Für Ehe
gatten darf er nicht weniger als das anderthalb
fache des Normalsatzes betragen. Eine Staffelung
der Steuer ist ausgeschlossen. Vis zum Inkraft
treten des Erundsteuerrahmengefetzes und des
Gewerbesteuerrahmengesetzes dürfen Gemeinde
grundsteuern oder Gemeindegewerbesteuern um
mehr als 100 Proz., jedoch nicht mehr als 159
Prozent des Landesdurchschnitts erhoben werden,
wenn für das gleiche Rechnungsjahr ein Zuschlag
von 50 Proz. zur normalen Vstrgersteuer erhoben
wird. Bei einem Zuschlag von 100 Proz. zur
Bürgersteuer dürfen die Realsteuern 150 bis 200
Proz. bei einem Zuschlag von 150 Proz. zur Bür-
gersteuer auch mehr als 200 Proz. betragen. Dom
1. April 1931 ab ist das Aufkommen der Bür-
gerfteuer von den Gemeinden zur Senkung der Re-
alsteuern zu verwenden. Die Bürgersteuer darf
nicht als Abzug vom Lohn erhoben werden, sie
wird von den Gemeinden selbst verwaltet. Das
Gesetz soll am 1. Oktober dieses Jahres in Kraft
treten.
Steuerpflichtig ist, wer in der Gemeinde wahl
berechtigt ist. Wer in mehreren Gemeinden wahl
berechtigt ist, ist in jeder dieser Gemeinden steuer
pflichtig. Die Steuer darf nicht erhoben werden
von Personen, die vom Wahlrecht ausgeschlossen
sind, bei denen dis Ausübung des Wahlrechts
ruht, die rechtlich an der Ausübung ihres Wahl
rechts behindert sind, die feit einem Monat vor
dem tin Gesetz bezeichneten Stichtag laufend öffent
liche Fürsorge genießen. Die Höhe der Bürger-
steuer wird von den Ländern kraft eigenen
Rechts bestimmt.
Bom 1. April 1931 ab ist das Aufkommen
an Bürgersteuer von der Gemeinde zur Senkung
der Realsteuern zu verwenden. Maßgebend für
die Senkung sind die am 1. Juli 1930 geltenden
Eemeindesteuersätze. Von diesen Steuersätzen ist
der Betrag abzuziehen, der dem voraussichtlichen
Aufkommen an Bürgersteuer des Rechnungsjahres
entspricht. Die Landesregierung bestimmt, in
welchem Verhältnis zueinander die Gemeinde-
grundsteuer und die Gemeindegewerbesteuer zu
senken sind.
Die Länder oder nach näherer Maßgabe des
Landesrechts dis Gemeinden bestimmen die Fäl
ligkeit und die Art des Einziehens der Bürger
steuer. Die Verwaltung der Bürgersteuer obliegt
ausschließlich den Gemeinden. Eine Uebertragung
der Verwaltung auf die Reichsfinanzbehörden ist
nicht zulässig. Eine Einhebung im Wegs des
Steuerabzuges vom Arbeitslohn findet nicht statt.
Dieses Gesetz tritt am 1. Oktober 1930 in Kraft.
Für das Rechnungsjahr 1930 werden die Vür-
gersteuer sowie die Zuschläge zur Bürgersteuer
in voller Höhe erhoben.
*
Zu der amtlichen Mitteilung über die Ka
binettssitzung erfährt die Telegraphen-Union noch
ergänzend, daß das Reichskabinett die Wünsche
der Parteien auf Abänderung des 8 163 des Ar-
beitslosenversicherungsgesetzes und auf Einführung
einer Eemeindeabgabe angenommen hat. Beide
Abänderungswünsche werden am Donnerstag vor
mittag um 10 Uhr im Steuerausschuß bereits zur
Verhandlung stehen. Um den parlamentarischen
Weg abzukürzen, wird man vermutlich den Weg
wählen, die Abänderungen in der Form von Ini
tiativanträgen von Seiten der Parteien einzu
bringen, da im anderen Falle, wenn also die Re
gierung von sich aus entsprechende Vorlagen un
terbreiten werde, die Gesetzentwürfe erst an den
Reichsrat geleitet werden müßten.
Die parlamentarische Lage ist so, daß zusam
men mit der DVP. auch die Wirtschaftspartei und
das Zentrum hinter den Ergänzungsvorschlägen
stehen, während die Bayer. Volkspartei die Ein
führung einer Gemeindeabgabe bisher abgelehnt
hat und auch die Demokraten ihre Zustimmung zu
einer Kopfsteuer davon abhängig machen wollen,
daß gleichzeitig auch eine Gemeindegetränke-Ver-
zehrsteuer eingeführt wird. Da die Kopfsteuer bei
der Sozialdemokratie den entschiedensten Wider
spruch findet, rechnet man im Kreise der Reichs
regierung damit, daß die erforderliche parlamen
tarische Mehrheit dem Kabinett vom Reichstag
zur Verfügung gestellt wird. Sicherem Vernehmen
nach verlautet weiter, daß in den nächsten Tagen
noch Ausgleichsverhandlungen mit der Bayerischen
Volkspartei und den Demokraten geführt werden
sollen, um sie in die gemeinsame Front der ande
ren Regierungsparteien mit einzuordnen
Leàer Zäkmartt
vom IS. Juli 1930.
1. Klasse 1.45, 2. Klasse 1,35, abfallende 1,19 RM
Tendenz: fest. Preise ab Erzeugerstation. Hinzu kom
men Fracht, Umsatzsteuer, Vermittlungsgebühren.
* * *
UarMerW
der Landwirffchaste-Kammer für Schleswig-Holstein.
(Ohne Gewöhn) (Preise per 1 Pfd. Lebendgewicht.)
Altona, den 10. Juli 1930
. ^ A. Ochsen und Dürfen.
1 Vollst, ausgem. höchst. Schlachtwertes . . . 0.55-0,58
2. sonst, vollfleischige 0,49—0,54
3. fleischige . . 0.43 -0.48
4. gering genährte . . 0,36—0,42
B. Bullen.
1. Lllng. vollst, höchst. Schlachtwertes. .... 0,53—0,55
2. sonst, vollfleflchige oder ausgemöst. fleischige. 0,50—0,53
3. fleischige
4. gering genährte 0,36—0,42
C. Mh«.
1. 2llng. vollst, höchst. SchlachtweNes .... 0.44—0,48
2. sonst, vollfleischige oder ausgemästete. . . . 0,35-0,43
3. fleischige . 0,26-0,34
4 gering g-nöhrte. 0,15—0,25
„ 0. Schafe. (Weidemast)
,. Beste Mastlämmer und -ung. Masthammel. 0,58-0.62
2. Mittlere Mastlümmrr und gut genährte Schaft 0,50-0,55
3. Mäßig genährte 0,42-0,47
4 Geringe Schaft 0,15—0,30
Zufuhr: deutsche Rinder 2050. dänische 551, ins
gesamt 2601, darunter 579 Ochsen, 288 Bullen. 417
Färsen, 766 Kühe, 1332 Strafe. Marktverlauf: Rinder
langsam. Schafe mittelmäßig.
* * *
Mte MmlliM com Dosner§tag-MM
Hamburg, den 10. Juli 1930
Getreide (Preise in R^tt per 1000 Ka.1
Weizen franko Hamburg 75/76 kg
Weizen ab inland. Station
reizen ao inrano.
Roggen franko Hamburg 70/71 kg...
Roggen ab inland. Station
Winter erste ad inland. Station neue
Sommergerste ab inland. Station-.--
Donaugerste, wgfr. Hamburg, loko - --
Kanada Western UI - Gerste prompt -
Hafer franko Hamburg
Hafer ob inland. Station .... .. ...
La Plata Mais
Futtermittel (Preise in R^i per 50 Kg. prvt
302.00—304.00
288.00—290.00
168.00—170.00
156.00—158.00
170.00—172.00
184.00—214.00
212.00—214.00
178.00—182.00
164.00—168.00
4.10
4.10
4.10
4.80
4.50
5.30
5.25
Weizenkleie.inländ.
Weizenkl.. inl. mgr.
Rogņenkleie. inl. --
Brastl-o.La Platakl.
Bras.-o.LaPl.-Poll.
Cbile-Kleie
Ehile-Pollards...
Mehl (Preise tn Mit per 100 Kg.)
Palmk. Hard.-Wilbb-
Kokoskucü. „
Ravskuch. _
Crdnußkuch^.
Leinkuchen „
Reisfu.-MehI24M%
Sona-Schrot
4.60
6.90
5.20
6.75
8.10
3.60
6.90
Auszugmehl hieb Mûblà 49.00
Bäckermehl fites. Mühlen 43.75
70% Roggenmehl biel. Mühlen 27.50—29.0f
Roggengrobmehl hies. Mühlen 19.75—21.56
Tendenz: Getreide ruhig. Futtermittel sehr fest, Mehl fest.
* * *
Berliner Getreidefrühmarkt
vorn 10. Juli 1930
Tendenz: Ruhig
Umlab:
Weizen.... —
Roggen.... 172.00-177.00
Gerste 160.00-190.00
Hafer 158.00-165.00
Weizenkleie. 100.00-105.00
Roggenkleie.95.00-102.50
I