Full text: Newspaper volume (1930, Bd. 3)

schacht, einem Nebenschacht, erfolgte, sich aber dann 
mit ungeheurer Geschwindigkeit nach Mölke, dem 
Hauptschacht, zuwandte. So befinden sich die Ein 
geschlossenen noch im Kurt-Schacht, während die 
im Hauptschacht befindlichen bereits geborgen wer 
den konnten. 
Vergebliche Rettungsversuchs 
Alle Versuche der Rettungsmannschaften, an 
den Ursprungsherd der Explosion vorzudringen, 
sind vorläufig gescheitert. Auf Anordnung von 
Oberbergrat Weber wird man jetzt versuchen, auf 
der 3. Sohle einen Saugventilator in Gang zu 
setzen, um auf diese Weise die Kohlensäureablage 
rung zum Abzug, wenigstens in freie Stollen, zu 
bringen. 
Es handelt sich wohl um 
das größte Unglück, das Schlesien je erlebt 
hat. Von den 200 im Unglücksschacht eingeschlosse 
nen Bergleuten werden wohl nur sehr wenig mit 
dem Leben davonkommen. 
Die ge. ^rgenen Grubenarbeiter haben so 
schwere Gasvergiftungen, das wohl keiner 
von ihnen am Leben erhalten bleibt. 
Rach Berichten einiger Geretteter verbreitete sich 
das Gas mit so ungeheurer Schnelligkeit, so dag 
die an der Unglücksstätte arbeitenden Bergleute 
sofort besinnungslos niederstürzten. Nur einige 
wenige konnten sich schnell in Sicherheit bringen. 
Sie warnten sofort die Belegschaft der Nachbar- 
reviere, die auch gleich die notwendigen Sicher 
heitsmaßnahmen trafen. Die Gefahr wurde sofort 
erkannt. Die Wettertüren zu dem Unglücksstollen 
wurden abgedichtet und in alle übrigen führte man 
frische Luft ein. 
Frühere schwere Bergwerks- 
rrngMcke ist Deutschland. 
TU. Berlin, 10. Juli. (Eig. Funkmeldung.) 
Das Grubenunglück in Hausdorf bei Neurode 
droht das schwerste Bcrgwcrksunglück zu werden, 
das seit der Kohlenstaubexplosion auf der Zeche 
Radbod bei Hamm im Jahre 1908 mit 360 Toten 
Deutschland heimsuchte. Folgende schwere Verg- 
wergsunglücke sind seit diesem Jahre zu erwähnen: 
1912: Schlagwetterexplosion in Bochum, 117 Tote. 
1921: Kohlenstaubexplosion auf der Zeche Mont 
Cenis bei Hamm, 79 Tote. 
1823: Kohlenstaubexplosion in der Heynitz-Grube 
bei Veuthen, 112 Tote. 
1828: Kohlenstaubexplosion auf der Zeche Minister 
Stein bei Dortmund, 135 Tote. 
1928: Schlagwetterexplosion in der Elückhilf-Frie- 
dens-Hofnungsgrube bei Waldenburg, 
25 Tote. 
. 
Lolschafl Utb Irwins 
an das indische NàMNl. 
Tominien-Verfassung als Endziel. 
London, 9. Juli. Der Vizetönig von In 
dien, Lord Irwin, hat heute nachmittag an 
beide Häuser des indischen Parlaments seine 
Botschaft über die Aufgaben der im Herbst in 
London zusammentretenden Jndienkonferenz 
gerichtet. Er hat dabei Gedanken entwickelt, 
die in wesenlichen Punkten weit über die 
Empfehlungen der Simon-Kommission hin 
ausgehen und deshalb in Londoner politischen 
Kreisen Aufsehen hervorrufen. 
Er hat es nicht nur namens seiner Regie 
rung abgelehnt, die Konferenz bei ihren Be- 
ratllngen über die indische Verfassungsresorm 
in irgendeiner Weise an die Empfehlungen 
der Simon-Kommission gebunden zu halten, 
sondern er hat darüber hinaus die Gültigkeit 
seiner berühmten Proklamation vom 1. No 
vember vorigen Jahres betont. 
Diese hatte die Tominion-Verfassung als 
das Endziel der indischen Entwicklung bezeich 
net und gerade deshalb einen Sturm der Op 
positionsparteien gegen die Regierung Mac 
Donald hervorgerufen. Tie Beratungsfreiheit 
der kommenden Konferenz wird also in keiner 
Beziehung durch den Simon-Bericht geschmä 
lert sein. Es steht im Gegenteil nichts im 
Wege, daß sie der Regierung Vorschläge un 
terbreitet, die auf eine Tominien-Verfassung 
für Indien hinauslaufen. 
Finanzvorlage ist darauf zurückzuführen, daß vier 
Liberale für die Regierung stimmten, während sich 
zwölf der Stimme enthielten. Die Tatsache, daß 
Lloyd George, der noch vor 3 Wochen die Arbeiter 
regierung der unbedingten Unterstützung der Li 
beralen bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit 
versicherte, sich am Mittwoch mit den Konservativen 
zu einem Vergleich zum Sturz der Regierung zu 
sammenfand, hat in arbeiterparteilichen Kreisen 
große Erbitterung hervorgerufen. Der „Daily He 
rald" betont, daß Lloyd George das Vertrauen der 
Arbeiterpartei verloren habe. 
* * * 
SchschZ VZrgehM der pMzei. 
Srparatisten-Ilnruhen in Trier. 
Köln, 9. Juli. In Trier kam es gestern abend 
zu tumultuösen Vorgängen. Da neue Ausschrei 
tungen befürchtet wurden, traf die Schutzpolizei 
umfassende Sicherheitsmaßnahmen.^ Die Mann 
schaften wurden mit Karabinern ausgerüstet. Ge 
gen Abend fluteten Tausende von Menschen in 
das Innere der Stadt und stießen Drohrufe gegen 
die Separatisten aus. Auf dem Marktplatze dräng 
te sich die Menge Kopf an Kopf, so daß der Ver 
kehr fast vollkommen lahmgelegt war. Die Lage 
wurde schließlich so bedrohlich, daß die Polizei im 
Sturmangriff gegen die Demonstranten vorging 
und die Hauptstraßen abriegelte. Die Stadt bot 
ein kriegerisches Bild. In allen Straßen tauchten 
Schupos mit heruntergelassenem Sturmriemen 
und über der Schulter hängendem Karabiner auf. 
Alle Zusammenrottungen wurden auseinanderge 
trieben. Gegen 10 Uhr wurden die Zusammen 
ballungen der Massen an verschiedenen Stellen 
der Stadt so dicht, daß die Polizei Ueberfall- 
kommandos einsetzte. 
Während in der Stadt durch die umfassenden 
Sicherheitsmaßnahmen der Polizei Ueberfälle ver 
hindert werden konnten, drang eine Anzahl jun 
ger Leute in die Villa eines Zigarrenhändlers, 
der im Verdacht steht, Separatist gewesen zu sein. 
Die Licht- und Telephonleitungen wurden durch 
schnitten. Fenster und Türen ausgehängt und die 
ganze Wohnungseinrichtung zertrümmert. Der 
Schaden soll beträchtlich sein. Als das lleberfall- 
kommando eintraf, waren die Zerstörer bereits 
verschwunden. 
* * * 
lg 1leite 
îïr Sie WÄR «W. 
Paris, 9, Juli. Die Regierung hat gestern 
im Büro der Kammer den neuen Gesetzentwurf 
über die zusätzlichen Rüstungskreditc niederlegen 
lassen. Verlangt werden.1,126 Milliarden Fran 
ken, die etwas verschämt in zwei Posten zerlegt 
sind. Mit diesen Summen belaufen sich die ge 
samten Rüstungsausgaben Frankreichs für das 
Etatsjahr 1930/31 auf etwa 15 Milliarden 
Franken. Genaue Zahlen sind kaum möglich, da 
natürlich in den Budgets des Verkehrs- bezw. 
des Kolonialministeriums usw. auch noch versteckte 
militärische Ausgaben stecken. 15 Milliarden 
Franken, also 2,5 Milliarden Reichsmark, in einem 
Jahre stellen nahezu das Vierfache der Rüstungs- 
kredite dar, die das deutsche Heer 1913 brauchte, 
ein Heer. das damals in der internationalen Pro 
paganda als eine Inkarnation militärischer My 
stik galt. Was soll man nun zum französischen 
Heer sagen? 
Im einzelnen verlangt das neue Gesetz 28g 
Millionen für Landrüstungen, davon 18g zur Ver 
besserung der Artillcrieausrüstung, 35 für den 
Train, 15 für die Verwaltung, 30 für das Ge 
sundheitswesen, 2g für den Ausbau von Pulver 
magazinen. 
Das Marineminlsterium erhält 12g Milli 
onen, davon 16 Millionen für Ausrüstung der 
Flotte, 42 für Schiffsneubauten, 11 für große 
Ausstattung der Mannschaften, 27 für Schifss- 
artillcrie, 17 für Küstenverteidigung. 
Das Luftfahrtministcrium erhält 250 Milli 
onen. davon 229 für neue Flugzeuge, den Rest 
für die Ausbesserung der Bordausstattung der 
Flugzeuge. 
Außer diesen drei Posten von 280, 120 und 
250 Millionen verlangt die Regierung noch die 
Ermächtigung für wectere Vorschüsse von insge 
samt 476 Millionen Franken. Von diesen fallen 
auf Artillerieausrüstung 230 Millionen, technische 
Ausrüstung 75, Pulver 'l0, Minen 56, neue Flug 
zeuge 100 Millionen. 
* * * 
lfm UMêîrlMM yensisn. 
Im Reichstag wurde heute die zweite Beratung 
des Haushalts des Reichsfinanzministeriums been 
det und der E!at in der Aus'chußfasfüng angenom 
men. In der Aussprache übte der nationalsozia 
listische Abgeordnete Feder-Sachsen scharfe Kritik an 
dem Antrag des früheren Reichsfinanzministers Dr. 
Moldenhauer auf Gewährung einer Pension von 
beinahe 30 000 R-4t im Jahre. Er führte aus, die 
Hilferdingfche Finanzpolitik fei gekennzeichnet ge 
wesen durch skandalöse Leichtfertigkeit, die Molden- 
hauersche durch Kraftmeierei und Bluff. Daß ein 
reicher Mann wie Moldenhauer jetzt vom Reiche. 
29 500 R-K Iahrespension verlangt, fei geradezu 
schmählich. Dietrich versuche es jetzt mit männ 
licher Offenheit, aber er werde ebensowenig Erfolg 
haben. Der Dolksparteiler Kahl unterbrach im 
weiteren Verlauf der Debatte den Abg. Torgler, der 
ebenfalls Moldenhauers Pensionsantrag kritisierte, 
um ihn darauf aufmerksam zu machen, daß Dr. 
Moldenhauer bei Uebernahme des Ministeramtes 
seine sämtlichen Aufsichtsratsposten niedergelegt 
habe. Abg. Torgler erklärte dazu, die Regierung 
müsse Auskunft darüber geben, ob Dr. Molden- 
Hauer tatsächlich auf sein Pensiousdienstalter die An 
rechnung aller möglichen Tätigkeit verlangt, die mit 
seinem Ministeramt nichts zu tun habe. Der christ 
lich-nationale Abg. von Lindeiner-Wildau nahm 
eine Bemerkung des Nationalsozialisten Feder zum 
Anlaß, die Behauptung, daß Minister Treviranus 
die Fahrt zur Befreiungsfeier in einem luxuriösen 
Salonwagen gemacht habe, als verleumderische Er 
findung zurückzuweisen. 
* * * 
Verhängnisvolles Spiel mit einer Handgranate. 
Berlin, 8. Juli. Nach einer Meldung aus 
Halle nahm ein lljähriger Schüler eine Hand 
granate, die er im Bauschutt gefunden hatte, nach 
Haus und machte sich dort in der Nähe des Ofens 
damit zu schaffen. Plötzlich explodierte die Grs. 
nate und riß dem Jungen die Kinnlade und dir 
linke Hand weg. Er war sofort tot. Die im Neben 
zimmer weilende Mutter wurde an der Schulter 
schwer verletzt, ein jüngeres Kind an den Händen. 
fieStc WMllzmUWm. 
VŞ BÄfpng verurteil?. 
Th...Husum, 10. Juli. (Drahtbericht unseres 
Vertreters.) Der Landmann Kühl aus Katrinen 
herd hatte sich vor dem heutigen Großen Schöffen 
gericht wegen Beleidigung des Vorstehers des 
Finanzamts Husum, Oberregierungsrat Vocken- 
dahl, zu verantworten. Er hatte in einem an das 
Finanzamt gerichteten Schreiben den Oberregie 
rungsrat als Halunken und das Steuersystem als 
blutsaugerisches System bezeichnet. In der heuti 
gen Verhandlung hielt der Angeklagte die Aeuße 
rung nicht allein aufrecht, sondern er wiederholte 
dieselben dem Zeugen Vockendahl gegenüber. Der 
Staatsanwalt beantragte insgesamt 10 Tage Ge 
fängnis. Es erfolgte Verurteilung zu 300 R^l 
Geldstrafe, eventuell für je 20 R°4l einen Tag 
Gefängnis. 
ReķļsrberW. 
Wettervoraussage für den 11. Juli 1930. Für 
das mittlere Norddeutschland weiterhin ziem 
lich kühl und meist wolkig, mit allmählich abflau 
enden nordwestlichen Winden. 
Die Dürgerabgaöe vom L. Oktober an. 
Me Wichtigste mm Steuer. 
ôļeidle über den Faļ! prrbsļ. 
TU. Innsbruck, 9. Juli. Am Dienstagabend 
fand in Innsbruck eine Masienkundgebung der 
Heimwehr statt. Dr. Steidle erklärte, am 15. Juni 
hätte man der Heimwehr auf den Leib rücken 
wollen. In Wien fei ein Polizeiaufgebot bereit 
gewesen, wie am 15. Juli 1927. Ein Landbund 
führer hätte erklärt, heute haben wir den Pabst, 
im Herbst kommt der Steidle dran. Dr. Steidle 
bezeichnete es als eine ungeheure Niedertracht, 
daß man den Mann, der das österreichische Bür 
gertum gegen den Bolschewismus organisierte, 
oem sozialdemokratischen Bürgermeister von Wien 
ausgeliefert habe. Am Korneuburger Programm 
werde aber nichts gerüttelt werden. Die Heim- 
wehr werde nach wie vor der Mittelpunkt aller 
antimarxistischen Kräfte in Oesterreich sein. Sic 
verfolge das alte Ziel. die große deutsche Volks 
gemeinschaft herzustellen. 
Knappe lîegjerunggmehrheìl 
. durch Spailung der Liberalen. 
TU. London, 10. Juli. (Eig, Funkmeldung). 
Der knappe Sieg der Regierung bei der Untsr- 
hausabstimmung über den liberalen Antrag zur 
Berlin, 9. Juli. Auf Grund der Parteifüh 
rerbesprechung hat das Reichskabinett den Reichs- 
tagsfraktionen der Regierungsparteien heute nach 
mittag Vorschläge zur Erweiterung ihres Dek- 
kungsprogramms zugehen lassen. Wie das Nach 
richtenbüro des VDZ. hört, handelt es sich zunächst 
um eine Abänderung des Arbeitslosenoersiche 
rungsgesetzes, wonach der Höchstbetrag der Dar 
lehen des Reiches an die Arbeitslosenversicherung 
vom 1. April 1931 ab jeweils im Haushaltsgesetz 
festgelegt werden soll. Außerdem wird ein Ge 
setz über eine Vürgersteuer vorgeschlagen, das 
13 Paragraphen zählt. Nach diesem Gesetz sollen 
die Gemeinden von jedem wahlberechtigten Bür 
ger eine Bürgerabgabe erheben, deren Höhe von 
den Ländern bestimmt wird. Der Steuersatz muß 
mindestens 6 RM. betragen und bei Lohnsteuer- 
pflichtigen mindestens 3 RM. jährlich. Für Ehe 
gatten darf er nicht weniger als das anderthalb 
fache des Normalsatzes betragen. Eine Staffelung 
der Steuer ist ausgeschlossen. Vis zum Inkraft 
treten des Erundsteuerrahmengefetzes und des 
Gewerbesteuerrahmengesetzes dürfen Gemeinde 
grundsteuern oder Gemeindegewerbesteuern um 
mehr als 100 Proz., jedoch nicht mehr als 159 
Prozent des Landesdurchschnitts erhoben werden, 
wenn für das gleiche Rechnungsjahr ein Zuschlag 
von 50 Proz. zur normalen Vstrgersteuer erhoben 
wird. Bei einem Zuschlag von 100 Proz. zur 
Bürgersteuer dürfen die Realsteuern 150 bis 200 
Proz. bei einem Zuschlag von 150 Proz. zur Bür- 
gersteuer auch mehr als 200 Proz. betragen. Dom 
1. April 1931 ab ist das Aufkommen der Bür- 
gerfteuer von den Gemeinden zur Senkung der Re- 
alsteuern zu verwenden. Die Bürgersteuer darf 
nicht als Abzug vom Lohn erhoben werden, sie 
wird von den Gemeinden selbst verwaltet. Das 
Gesetz soll am 1. Oktober dieses Jahres in Kraft 
treten. 
Steuerpflichtig ist, wer in der Gemeinde wahl 
berechtigt ist. Wer in mehreren Gemeinden wahl 
berechtigt ist, ist in jeder dieser Gemeinden steuer 
pflichtig. Die Steuer darf nicht erhoben werden 
von Personen, die vom Wahlrecht ausgeschlossen 
sind, bei denen dis Ausübung des Wahlrechts 
ruht, die rechtlich an der Ausübung ihres Wahl 
rechts behindert sind, die feit einem Monat vor 
dem tin Gesetz bezeichneten Stichtag laufend öffent 
liche Fürsorge genießen. Die Höhe der Bürger- 
steuer wird von den Ländern kraft eigenen 
Rechts bestimmt. 
Bom 1. April 1931 ab ist das Aufkommen 
an Bürgersteuer von der Gemeinde zur Senkung 
der Realsteuern zu verwenden. Maßgebend für 
die Senkung sind die am 1. Juli 1930 geltenden 
Eemeindesteuersätze. Von diesen Steuersätzen ist 
der Betrag abzuziehen, der dem voraussichtlichen 
Aufkommen an Bürgersteuer des Rechnungsjahres 
entspricht. Die Landesregierung bestimmt, in 
welchem Verhältnis zueinander die Gemeinde- 
grundsteuer und die Gemeindegewerbesteuer zu 
senken sind. 
Die Länder oder nach näherer Maßgabe des 
Landesrechts dis Gemeinden bestimmen die Fäl 
ligkeit und die Art des Einziehens der Bürger 
steuer. Die Verwaltung der Bürgersteuer obliegt 
ausschließlich den Gemeinden. Eine Uebertragung 
der Verwaltung auf die Reichsfinanzbehörden ist 
nicht zulässig. Eine Einhebung im Wegs des 
Steuerabzuges vom Arbeitslohn findet nicht statt. 
Dieses Gesetz tritt am 1. Oktober 1930 in Kraft. 
Für das Rechnungsjahr 1930 werden die Vür- 
gersteuer sowie die Zuschläge zur Bürgersteuer 
in voller Höhe erhoben. 
* 
Zu der amtlichen Mitteilung über die Ka 
binettssitzung erfährt die Telegraphen-Union noch 
ergänzend, daß das Reichskabinett die Wünsche 
der Parteien auf Abänderung des 8 163 des Ar- 
beitslosenversicherungsgesetzes und auf Einführung 
einer Eemeindeabgabe angenommen hat. Beide 
Abänderungswünsche werden am Donnerstag vor 
mittag um 10 Uhr im Steuerausschuß bereits zur 
Verhandlung stehen. Um den parlamentarischen 
Weg abzukürzen, wird man vermutlich den Weg 
wählen, die Abänderungen in der Form von Ini 
tiativanträgen von Seiten der Parteien einzu 
bringen, da im anderen Falle, wenn also die Re 
gierung von sich aus entsprechende Vorlagen un 
terbreiten werde, die Gesetzentwürfe erst an den 
Reichsrat geleitet werden müßten. 
Die parlamentarische Lage ist so, daß zusam 
men mit der DVP. auch die Wirtschaftspartei und 
das Zentrum hinter den Ergänzungsvorschlägen 
stehen, während die Bayer. Volkspartei die Ein 
führung einer Gemeindeabgabe bisher abgelehnt 
hat und auch die Demokraten ihre Zustimmung zu 
einer Kopfsteuer davon abhängig machen wollen, 
daß gleichzeitig auch eine Gemeindegetränke-Ver- 
zehrsteuer eingeführt wird. Da die Kopfsteuer bei 
der Sozialdemokratie den entschiedensten Wider 
spruch findet, rechnet man im Kreise der Reichs 
regierung damit, daß die erforderliche parlamen 
tarische Mehrheit dem Kabinett vom Reichstag 
zur Verfügung gestellt wird. Sicherem Vernehmen 
nach verlautet weiter, daß in den nächsten Tagen 
noch Ausgleichsverhandlungen mit der Bayerischen 
Volkspartei und den Demokraten geführt werden 
sollen, um sie in die gemeinsame Front der ande 
ren Regierungsparteien mit einzuordnen 
Leàer Zäkmartt 
vom IS. Juli 1930. 
1. Klasse 1.45, 2. Klasse 1,35, abfallende 1,19 RM 
Tendenz: fest. Preise ab Erzeugerstation. Hinzu kom 
men Fracht, Umsatzsteuer, Vermittlungsgebühren. 
* * * 
UarMerW 
der Landwirffchaste-Kammer für Schleswig-Holstein. 
(Ohne Gewöhn) (Preise per 1 Pfd. Lebendgewicht.) 
Altona, den 10. Juli 1930 
. ^ A. Ochsen und Dürfen. 
1 Vollst, ausgem. höchst. Schlachtwertes . . . 0.55-0,58 
2. sonst, vollfleischige 0,49—0,54 
3. fleischige . . 0.43 -0.48 
4. gering genährte . . 0,36—0,42 
B. Bullen. 
1. Lllng. vollst, höchst. Schlachtwertes. .... 0,53—0,55 
2. sonst, vollfleflchige oder ausgemöst. fleischige. 0,50—0,53 
3. fleischige 
4. gering genährte 0,36—0,42 
C. Mh«. 
1. 2llng. vollst, höchst. SchlachtweNes .... 0.44—0,48 
2. sonst, vollfleischige oder ausgemästete. . . . 0,35-0,43 
3. fleischige . 0,26-0,34 
4 gering g-nöhrte. 0,15—0,25 
„ 0. Schafe. (Weidemast) 
,. Beste Mastlämmer und -ung. Masthammel. 0,58-0.62 
2. Mittlere Mastlümmrr und gut genährte Schaft 0,50-0,55 
3. Mäßig genährte 0,42-0,47 
4 Geringe Schaft 0,15—0,30 
Zufuhr: deutsche Rinder 2050. dänische 551, ins 
gesamt 2601, darunter 579 Ochsen, 288 Bullen. 417 
Färsen, 766 Kühe, 1332 Strafe. Marktverlauf: Rinder 
langsam. Schafe mittelmäßig. 
* * * 
Mte MmlliM com Dosner§tag-MM 
Hamburg, den 10. Juli 1930 
Getreide (Preise in R^tt per 1000 Ka.1 
Weizen franko Hamburg 75/76 kg 
Weizen ab inland. Station 
reizen ao inrano. 
Roggen franko Hamburg 70/71 kg... 
Roggen ab inland. Station 
Winter erste ad inland. Station neue 
Sommergerste ab inland. Station-.-- 
Donaugerste, wgfr. Hamburg, loko - -- 
Kanada Western UI - Gerste prompt - 
Hafer franko Hamburg 
Hafer ob inland. Station .... .. ... 
La Plata Mais 
Futtermittel (Preise in R^i per 50 Kg. prvt 
302.00—304.00 
288.00—290.00 
168.00—170.00 
156.00—158.00 
170.00—172.00 
184.00—214.00 
212.00—214.00 
178.00—182.00 
164.00—168.00 
4.10 
4.10 
4.10 
4.80 
4.50 
5.30 
5.25 
Weizenkleie.inländ. 
Weizenkl.. inl. mgr. 
Rogņenkleie. inl. -- 
Brastl-o.La Platakl. 
Bras.-o.LaPl.-Poll. 
Cbile-Kleie 
Ehile-Pollards... 
Mehl (Preise tn Mit per 100 Kg.) 
Palmk. Hard.-Wilbb- 
Kokoskucü. „ 
Ravskuch. _ 
Crdnußkuch^. 
Leinkuchen „ 
Reisfu.-MehI24M% 
Sona-Schrot 
4.60 
6.90 
5.20 
6.75 
8.10 
3.60 
6.90 
Auszugmehl hieb Mûblà 49.00 
Bäckermehl fites. Mühlen 43.75 
70% Roggenmehl biel. Mühlen 27.50—29.0f 
Roggengrobmehl hies. Mühlen 19.75—21.56 
Tendenz: Getreide ruhig. Futtermittel sehr fest, Mehl fest. 
* * * 
Berliner Getreidefrühmarkt 
vorn 10. Juli 1930 
Tendenz: Ruhig 
Umlab: 
Weizen.... — 
Roggen.... 172.00-177.00 
Gerste 160.00-190.00 
Hafer 158.00-165.00 
Weizenkleie. 100.00-105.00 
Roggenkleie.95.00-102.50 
I
	        
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