Full text: Newspaper volume (1930, Bd. 3)

Das Präsidium des neuen KrichsksWS. 
durste bei der Befolgung des alten parlamentarischen Grundsatzes, dis Präsidentenposten nach der Größe der Fraktionen zu verteilen, sich folgendermaßen zusammensetzen: 
Präsident Paul Lobe 
von der Sozialdemokratischen Par 
tei, der bereits in drei Reichstagen 
das Prästdentenamt innegehabt hat. 
1. Vizepräsident Dr. Goebbels 
der Berliner Eauführer der 
Nationalsozialistischen Partei. 
2. Vizepräsident E. Thälmann 
der Vorsitzende der Kommunistischen 
Partei. 
3. Vizepräsident Thomas Esser 
von der Zentrumspartei, der bis 
herige 2. Vizepräsident des Reichs 
tages. 
Die MssSser in §>Men. 
Wie michtig das schnelle Funktionieren der 
Nachrichtenübermittlung ist, zeigt mit Deutlichkeit 
ei« Beispiel des gestrigen Manövertages. Der 
Führer der fünften Infanteriedivision wurde 
gegen Mittag vor eine gänzlich neue Situation 
gestellt, die es erforderlich machte, die sehr dünn 
im Gelände verteilte Division aus dem langsam 
zurückweichenden Verteidigungskampf in einen 
zusammengefaßten, mit größter Beschleunigung 
durchzuführenden Angriff umzudirigieren. Die 
Meldungen von der neuen Lage waren kaum ein 
getroffen, als auch schon der Divisionskommandeur 
seinen neuen Befehl zum Angriff herausgab. Zehn 
Minuten später waren die Regimenter im Besitz 
dieser Anweisungen, und die teilweise mehrere 
Kilometer entfernten Bataillone und Batterien 
traten kaum eine halbe Stunde nach dem Eintref 
fen der entscheidenden Informationen zum An 
griff an. Dieses reibungslose schnelle Funktio 
nieren der Nachrichtenübermittlung auf telepho 
nischem und drahtlosem Wege hat ohne Zweifel 
den Entschluß des Generals erst zu einem vollen 
Erfolg werden lassen. Ueberhaupt wurden große 
Anforderungen an die Entschlußfähigkeit der 
oberen Führer gestellt. Die allgemeine Kriegs 
lage wurde von der Manöverleitung so gestaltet, 
daß beinahe seder der höheren Führer in die 
Notwendigkeit versetzt wurde, schnelle und über 
raschende Entschlüsse zu fassen und zur Durchfüh 
rung zu bringen. Wieweit im einzelnen diese" 
Entschlüsse richtig und zweckmäßig waren, läßt sich 
noch nicht übersehen. Heute werden die Uebungen 
ihren militärischen Abschluß erreichen. Den Ab 
klang des Manövers bildet am Freitag eine Pa 
rade vor dem Reichspräsidenten, der heute trotz 
Regenwetters fast den ganzen Tag über den 
Uebungen beiwohnte. 
Ein mit Soldaten besetzter Lastkraftwagen 
geriet in einer Kurve bei Dörslis, Unterfranken, 
ins Schleudern und stürzte in den Straßengraben. 
Dabei wurde der Obergefreite Holz von der 
1. Komp, des Inf.-Reg. 17 aus Braunschweig 
getötet, während drei weitere Reichswehrsoldaten 
Verletzungen erlitten. 
In Valencia (Spaniens erfolgte bei einer 
Sprengung ein Erdrutsch. Ein Arbeiter wur 
de getötet, 6 schwer verletzt. 
te unruhige Mķà 
Abbruch der Beziehungen zwischen Uruguay 
und Peru. 
Aus Montevideo wird gemeldet, daß die uru 
guayische Regierung beschlossen hat, die diploma 
tischen Beziehungen mit Peru abzubrechen, weil 
die peruanische Regierung den uruguay:schen Ge 
sandten Forsalba in Lima für unerwünscht bezeich 
nete, da er bei dem Umsturz dem Präsidenten 
Leguia und einigen seiner Anhänger Unterschlupf 
gewährt habe. Dem deutschen General Wilhelm 
Faupel, der unter der Präsidentschaft von Leguia 
Inspektor der peruanischen Armee gewesen war, 
ist von der neuen Regierung zum 31. Dezember 
gekündigt worden. 
Von U. S. A. anerkannt. 
Das Washingtoner Staatsdepartement hat 
die neuen Regierungen in Argentinien, Bolivien 
und Peru anerkannt. 
Ankündigung einer argentinischen Gegen 
revolution. 
Wie „La Prensa" in Buenos Aires meldet, 
erklärte der neue argentinische Präsident Uriburu, 
Argentinien sei aus langem Schlaf erwacht. Land 
und Volk seiest in ein Chaos gestürzt worden, aus 
dem sie durch die Revolution hätten hervorgezo 
gen werden müssen. Pflicht der jetzigen Regierung 
sei es, das Volk wachzurütteln. Dr. Oyhanarte, 
der Außenminister des bisherigen Präsidenten 
Irigoyen, dagegen hat in Montevideo, wohin er 
geflüchtet ist, erklärt, die Perfonalisten würden die 
Regierung bald wieder ergreifen, fei es auf dem 
Wege der Wahlen oder mit offener Gewalt. Die 
fetzigen Machthaber würden bald uneins werden. 
Die Mehrheit des Volkes fei auf Seiten der Per- 
fonalisten, weil sie die Hüter der wahren Demo 
kratie feien. Er werde Irigoyen treu bleiben. 
§e!!Ş in Msàrg. 
Meteorfall bei Beversbruch. 
Oldenburg, 17. Sept. In der Nähe von 
Beversbruch bei Friesoythe im Olöenbnrgi- 
schen wurde ein Meteorfall beobachtet, wie 
man einen solchen bisher kaum wahrgenom 
men hat. Gegen 2 Uhr nachmittags wurde der 
bedeckte Himmel plötzlich blitzartig erleuchtet, 
so daß die Bewohner des Ortes und die auf 
den Feldern arbeitenden Leute eine Gewitter 
erscheinung vermuteten, gleich darauf folgte 
ein furchtbarer, weithin hörbarer Einschlag in 
den Erdboden, aus dem eine Wolke von Staub 
und Rauch in die Höhe stieg. Das auf den Wei 
den der Nachbarortschaften grasende Vieh 
stürmte wild durcheinander und flüchtete. Ta 
die Einschlagstelle genau gekennzeichnet war, 
wurde sie bald aufgefunden und festgestellt, 
daß es sich um eine Stein-Masse, einen Mete- 
orolith handelt, der beim Zerspringen eines 
Himmelskörpers mit ungeheurer Gewalt zur 
Erde geschleudert war. Der Stein von beträcht 
licher Größe wurde ausgegraben und soll 
einem wissenschaftlichen Institut vermacht 
werden. 
* * * 
RasMcrMe - Schsiàlà 
Nanbüberfall auf eine Straßenbahnkaffe. 
T.U. Saarlouis, 17. Sept. In der vergan 
genen Nacht wurde auf die Kaffe des Stratzen- 
bahndepots ein verwegener Raubüberfall ver 
übt. Als zwei Kassenbeamte und 3 weitere 
Bedienstete mit der Abrechnung der Tagesein 
nahme beschäftigt waren, drangen zwei mas 
kierte Männer in den Raum ein. Während 
einer der beiden Eindringlinge die Beamten 
mit zwei Revolvern in Schach hielt, nahm der 
andere die auf dem Tisch liegenden Gelder 
an sich. Darauf verließen die Räuber den 
Raum und riegelten die Tür von außen ab. 
Soweit bis jetzt feststeht, sind den Räubern 
nur etwa 1060 Reichsmark in die Hände ge 
fallen. Die Polizei nahm kurze Zeit später 
unter dem dringenden Verdacht der Täter 
schaft einen Mann aus Saarwellingen in Haft. 
Niesenbeute amerikanischer Bankräuber. 
TU. Newyork, 17. Sept. Die Ranbüberfälle 
auf Provinzbanken häufen sich in den letzten 
Wochen. In Lincoln (Nebraska) drangen vier 
Räuber am hellen Tage in die Kasse der Na 
tionalbank ein und raubten 60 000 Dollar Bar 
geld und Wertpapiere im Betrage von einer 
Million Dollar. 
Todesfahrt eines Diebes. 
Innsbruck, 16. Sept. Ein Kraftwagenlenker 
unternahm gestern mit einem gestohlenen Motorrad 
eine Nachtfahrt, bei der er mit 90 Kilometer Ge 
schwindigkeit in eine Kurve fuhr und nach einem 
12 Meter weiten Luftsprung auf dem Dach eines 
Bauernhauses landete. Er war sofort tot, sein Mit 
fahrer wurde schwer verletzt. 
Groß angelegte Fahrkartenfälschnuge» 
aufgedeckt. 
TU. Berlin, 17. Sept. Nachdem die Ueber- 
wachungsabteilnng der Reichsbahndirektion 
Berlin vor einiger Zeit einen Ingenieur in 
Hamburg überführen konnte, für eine Be 
kannte aus Ostpreußen eine Fahrkarte von 
Berlin nach Königsberg in Preußen gefälscht 
zu haben, ist es der Ueberwachungsabteilung 
nach längerer Beobachtung jetzt gelungen, 
einen Ingenieur in Berlin auf frischer Tat 
dingfest zu machen, als er mit gefälschte« 
Fahrkarten eine Reife nach Westdeutschland 
angetreten hatte. Eine Haussuchung förderte 
umfangreiches Belastungsmaterial zutage, das 
nicht nur auf groß angelegte Fahrkartenfäl 
schungen, sondern auch auf Urkundenfülschun, 
gen anderer Art hindeutete. 
Zugunglück im Antwerpen» Zentralbahnhos. 
Antwerpen, 17. Sept. Ein von Eßchen kom 
mender Zug fuhr bei der Einfahrt in den Ant 
werpener Zentralbahnhof infolge Versagens der 
Bremsvorrichtung auf den Prellbock auf. 15 Rei 
sende wurden verletzt. Sechs von ihnen mußten m 
ein Krankenhaus gebracht werden. 
àrre Vott. 
In Pöchlarn bei Wien wurde ein Auto 
bei einem Bahnübergang von dem D-Zug 
Wien—Paris erfaßt und zertrümmert. Zwei 
Personen wurden getötet, eine schwer verletzt. 
Schuld trifft den Schrankenwärter, der die 
Schranken nicht geschlossen hatte. 
Bei Sebastopol ist ein Kutter der russischen 
Schwarzmeerflotte mit 6 Matrosen während 
eines schweren Sturmes umgeschlagen und ge 
sunken. Gerettet wurde keiner. 
In der Nordmandschurei ist Beulenpest 
ausgebrochen. Sie forderte bis jetzt 64 Todes 
opfer. 
In Schwerin an der Warthe hat Stuöien- 
rat Rack, der der Staatspartei angehörte, Selbst 
mord begangen. Von der Polizei wird als 
Grund Nervenzusammenbruch und seelische 
Depression wegen des Wahlausfalls angege 
ben. 
Vom MichswchrnmnoveL irr ĶrrLrrfraràn. 
bas vom 16.—19. September im Raume Bam berg—Koburg—Meiningen—Kissingen veranstaltet wirb. 
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JMZWM * NÄUMM-UMME 
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Das fränkische Stufenland zwischen Thüringer Walb, Frankenwald, Steigerroald 
und Hoher Rhön. Die unterstrichenen Orte sind Bad Neuhaus, der Sitz der Reichs- 
wehrministers und seines Stabes, sowie Römhild, wo die Schlußparade stattfinden wird. 
Manöver-querschnitte. 
Oben (links): Panzerkraftwagen auf dem Marsch ins Gefecht — (rechts): ein gut gedeck 
tes Schützennest. — Unten (links): feuerbereites Maschinengewehr — (rechts): ein durch 
Reisigbündel „getarntes" Feldgeschütz in Feuerstellung.
	        
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