Das Präsidium des neuen KrichsksWS.
durste bei der Befolgung des alten parlamentarischen Grundsatzes, dis Präsidentenposten nach der Größe der Fraktionen zu verteilen, sich folgendermaßen zusammensetzen:
Präsident Paul Lobe
von der Sozialdemokratischen Par
tei, der bereits in drei Reichstagen
das Prästdentenamt innegehabt hat.
1. Vizepräsident Dr. Goebbels
der Berliner Eauführer der
Nationalsozialistischen Partei.
2. Vizepräsident E. Thälmann
der Vorsitzende der Kommunistischen
Partei.
3. Vizepräsident Thomas Esser
von der Zentrumspartei, der bis
herige 2. Vizepräsident des Reichs
tages.
Die MssSser in §>Men.
Wie michtig das schnelle Funktionieren der
Nachrichtenübermittlung ist, zeigt mit Deutlichkeit
ei« Beispiel des gestrigen Manövertages. Der
Führer der fünften Infanteriedivision wurde
gegen Mittag vor eine gänzlich neue Situation
gestellt, die es erforderlich machte, die sehr dünn
im Gelände verteilte Division aus dem langsam
zurückweichenden Verteidigungskampf in einen
zusammengefaßten, mit größter Beschleunigung
durchzuführenden Angriff umzudirigieren. Die
Meldungen von der neuen Lage waren kaum ein
getroffen, als auch schon der Divisionskommandeur
seinen neuen Befehl zum Angriff herausgab. Zehn
Minuten später waren die Regimenter im Besitz
dieser Anweisungen, und die teilweise mehrere
Kilometer entfernten Bataillone und Batterien
traten kaum eine halbe Stunde nach dem Eintref
fen der entscheidenden Informationen zum An
griff an. Dieses reibungslose schnelle Funktio
nieren der Nachrichtenübermittlung auf telepho
nischem und drahtlosem Wege hat ohne Zweifel
den Entschluß des Generals erst zu einem vollen
Erfolg werden lassen. Ueberhaupt wurden große
Anforderungen an die Entschlußfähigkeit der
oberen Führer gestellt. Die allgemeine Kriegs
lage wurde von der Manöverleitung so gestaltet,
daß beinahe seder der höheren Führer in die
Notwendigkeit versetzt wurde, schnelle und über
raschende Entschlüsse zu fassen und zur Durchfüh
rung zu bringen. Wieweit im einzelnen diese"
Entschlüsse richtig und zweckmäßig waren, läßt sich
noch nicht übersehen. Heute werden die Uebungen
ihren militärischen Abschluß erreichen. Den Ab
klang des Manövers bildet am Freitag eine Pa
rade vor dem Reichspräsidenten, der heute trotz
Regenwetters fast den ganzen Tag über den
Uebungen beiwohnte.
Ein mit Soldaten besetzter Lastkraftwagen
geriet in einer Kurve bei Dörslis, Unterfranken,
ins Schleudern und stürzte in den Straßengraben.
Dabei wurde der Obergefreite Holz von der
1. Komp, des Inf.-Reg. 17 aus Braunschweig
getötet, während drei weitere Reichswehrsoldaten
Verletzungen erlitten.
In Valencia (Spaniens erfolgte bei einer
Sprengung ein Erdrutsch. Ein Arbeiter wur
de getötet, 6 schwer verletzt.
te unruhige Mķà
Abbruch der Beziehungen zwischen Uruguay
und Peru.
Aus Montevideo wird gemeldet, daß die uru
guayische Regierung beschlossen hat, die diploma
tischen Beziehungen mit Peru abzubrechen, weil
die peruanische Regierung den uruguay:schen Ge
sandten Forsalba in Lima für unerwünscht bezeich
nete, da er bei dem Umsturz dem Präsidenten
Leguia und einigen seiner Anhänger Unterschlupf
gewährt habe. Dem deutschen General Wilhelm
Faupel, der unter der Präsidentschaft von Leguia
Inspektor der peruanischen Armee gewesen war,
ist von der neuen Regierung zum 31. Dezember
gekündigt worden.
Von U. S. A. anerkannt.
Das Washingtoner Staatsdepartement hat
die neuen Regierungen in Argentinien, Bolivien
und Peru anerkannt.
Ankündigung einer argentinischen Gegen
revolution.
Wie „La Prensa" in Buenos Aires meldet,
erklärte der neue argentinische Präsident Uriburu,
Argentinien sei aus langem Schlaf erwacht. Land
und Volk seiest in ein Chaos gestürzt worden, aus
dem sie durch die Revolution hätten hervorgezo
gen werden müssen. Pflicht der jetzigen Regierung
sei es, das Volk wachzurütteln. Dr. Oyhanarte,
der Außenminister des bisherigen Präsidenten
Irigoyen, dagegen hat in Montevideo, wohin er
geflüchtet ist, erklärt, die Perfonalisten würden die
Regierung bald wieder ergreifen, fei es auf dem
Wege der Wahlen oder mit offener Gewalt. Die
fetzigen Machthaber würden bald uneins werden.
Die Mehrheit des Volkes fei auf Seiten der Per-
fonalisten, weil sie die Hüter der wahren Demo
kratie feien. Er werde Irigoyen treu bleiben.
§e!!Ş in Msàrg.
Meteorfall bei Beversbruch.
Oldenburg, 17. Sept. In der Nähe von
Beversbruch bei Friesoythe im Olöenbnrgi-
schen wurde ein Meteorfall beobachtet, wie
man einen solchen bisher kaum wahrgenom
men hat. Gegen 2 Uhr nachmittags wurde der
bedeckte Himmel plötzlich blitzartig erleuchtet,
so daß die Bewohner des Ortes und die auf
den Feldern arbeitenden Leute eine Gewitter
erscheinung vermuteten, gleich darauf folgte
ein furchtbarer, weithin hörbarer Einschlag in
den Erdboden, aus dem eine Wolke von Staub
und Rauch in die Höhe stieg. Das auf den Wei
den der Nachbarortschaften grasende Vieh
stürmte wild durcheinander und flüchtete. Ta
die Einschlagstelle genau gekennzeichnet war,
wurde sie bald aufgefunden und festgestellt,
daß es sich um eine Stein-Masse, einen Mete-
orolith handelt, der beim Zerspringen eines
Himmelskörpers mit ungeheurer Gewalt zur
Erde geschleudert war. Der Stein von beträcht
licher Größe wurde ausgegraben und soll
einem wissenschaftlichen Institut vermacht
werden.
* * *
RasMcrMe - Schsiàlà
Nanbüberfall auf eine Straßenbahnkaffe.
T.U. Saarlouis, 17. Sept. In der vergan
genen Nacht wurde auf die Kaffe des Stratzen-
bahndepots ein verwegener Raubüberfall ver
übt. Als zwei Kassenbeamte und 3 weitere
Bedienstete mit der Abrechnung der Tagesein
nahme beschäftigt waren, drangen zwei mas
kierte Männer in den Raum ein. Während
einer der beiden Eindringlinge die Beamten
mit zwei Revolvern in Schach hielt, nahm der
andere die auf dem Tisch liegenden Gelder
an sich. Darauf verließen die Räuber den
Raum und riegelten die Tür von außen ab.
Soweit bis jetzt feststeht, sind den Räubern
nur etwa 1060 Reichsmark in die Hände ge
fallen. Die Polizei nahm kurze Zeit später
unter dem dringenden Verdacht der Täter
schaft einen Mann aus Saarwellingen in Haft.
Niesenbeute amerikanischer Bankräuber.
TU. Newyork, 17. Sept. Die Ranbüberfälle
auf Provinzbanken häufen sich in den letzten
Wochen. In Lincoln (Nebraska) drangen vier
Räuber am hellen Tage in die Kasse der Na
tionalbank ein und raubten 60 000 Dollar Bar
geld und Wertpapiere im Betrage von einer
Million Dollar.
Todesfahrt eines Diebes.
Innsbruck, 16. Sept. Ein Kraftwagenlenker
unternahm gestern mit einem gestohlenen Motorrad
eine Nachtfahrt, bei der er mit 90 Kilometer Ge
schwindigkeit in eine Kurve fuhr und nach einem
12 Meter weiten Luftsprung auf dem Dach eines
Bauernhauses landete. Er war sofort tot, sein Mit
fahrer wurde schwer verletzt.
Groß angelegte Fahrkartenfälschnuge»
aufgedeckt.
TU. Berlin, 17. Sept. Nachdem die Ueber-
wachungsabteilnng der Reichsbahndirektion
Berlin vor einiger Zeit einen Ingenieur in
Hamburg überführen konnte, für eine Be
kannte aus Ostpreußen eine Fahrkarte von
Berlin nach Königsberg in Preußen gefälscht
zu haben, ist es der Ueberwachungsabteilung
nach längerer Beobachtung jetzt gelungen,
einen Ingenieur in Berlin auf frischer Tat
dingfest zu machen, als er mit gefälschte«
Fahrkarten eine Reife nach Westdeutschland
angetreten hatte. Eine Haussuchung förderte
umfangreiches Belastungsmaterial zutage, das
nicht nur auf groß angelegte Fahrkartenfäl
schungen, sondern auch auf Urkundenfülschun,
gen anderer Art hindeutete.
Zugunglück im Antwerpen» Zentralbahnhos.
Antwerpen, 17. Sept. Ein von Eßchen kom
mender Zug fuhr bei der Einfahrt in den Ant
werpener Zentralbahnhof infolge Versagens der
Bremsvorrichtung auf den Prellbock auf. 15 Rei
sende wurden verletzt. Sechs von ihnen mußten m
ein Krankenhaus gebracht werden.
àrre Vott.
In Pöchlarn bei Wien wurde ein Auto
bei einem Bahnübergang von dem D-Zug
Wien—Paris erfaßt und zertrümmert. Zwei
Personen wurden getötet, eine schwer verletzt.
Schuld trifft den Schrankenwärter, der die
Schranken nicht geschlossen hatte.
Bei Sebastopol ist ein Kutter der russischen
Schwarzmeerflotte mit 6 Matrosen während
eines schweren Sturmes umgeschlagen und ge
sunken. Gerettet wurde keiner.
In der Nordmandschurei ist Beulenpest
ausgebrochen. Sie forderte bis jetzt 64 Todes
opfer.
In Schwerin an der Warthe hat Stuöien-
rat Rack, der der Staatspartei angehörte, Selbst
mord begangen. Von der Polizei wird als
Grund Nervenzusammenbruch und seelische
Depression wegen des Wahlausfalls angege
ben.
Vom MichswchrnmnoveL irr ĶrrLrrfraràn.
bas vom 16.—19. September im Raume Bam berg—Koburg—Meiningen—Kissingen veranstaltet wirb.
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Das fränkische Stufenland zwischen Thüringer Walb, Frankenwald, Steigerroald
und Hoher Rhön. Die unterstrichenen Orte sind Bad Neuhaus, der Sitz der Reichs-
wehrministers und seines Stabes, sowie Römhild, wo die Schlußparade stattfinden wird.
Manöver-querschnitte.
Oben (links): Panzerkraftwagen auf dem Marsch ins Gefecht — (rechts): ein gut gedeck
tes Schützennest. — Unten (links): feuerbereites Maschinengewehr — (rechts): ein durch
Reisigbündel „getarntes" Feldgeschütz in Feuerstellung.