Full text: Newspaper volume (1930, Bd. 3)

Explosion in einer Asphalļfabrik. 
Berlin, 17. September. In der Asphaltsabrik 
von Schliemann in Rudow bei Berlin explodierte 
Idente früh ans noch nicht geklärter Ursache ein Ben 
zollager. 10 000 Liter Benzol standen in wenigen 
Sekunden in Hellen Flammen, Die weithin hörbare 
Detonation lockte Hunderte von Neugierigen herbei. 
Die Feuerwehr, die mit zehn Zügen anrückte, be 
kämpfte den Brand mit neun Schlauchleitungen und 
zwei Schoumlöfchgeräten. Kurz vor K10 Uhr ge 
lang es, den Brand zu löschen. Nach den bisheri 
gen Feststellungen scheinen Menschenleben nicht zu 
beklagen zu sein. Ein Arbeiter wurde verletzt. 
* * * 
Knàschmugge! ousgàà 
Berlin, 17. September. Der Zollfahndungs- 
stelle Berlin und der Zollbehörde in Warnemünde 
ist es gelungen, zwei Männer festzunehmen, die feit 
langer Zeit einen außerordentlich großen Schmug 
gel mit Kaviar betriebe» haben. Bor etwa 14 Tagen 
entdeckten Beamte- in einem Kühlhaus in der Nähe 
des Alexanderplatzes in Berlin 400 Pfund Kaviar, 
die sich als unverzollt herausstellen. Der Besitzer 
dieses Hauses, der Kaufmann Steinfeld, erklärte 
der Polizei, daß die Ware von einem Dänen, dessen 
Name chm nicht bekannt fei, bei chm untergestellt 
worden war. Sofort wurden die Nachforschungen 
nach dem Unbekannten aufgenommen. Den Zoll 
beamten in Warnemünde war seit langem ein Auto 
ausgefallen, daß mehrere Male im Monat -die dä 
nische Grenze passierte. Jede Durchsuchung des Wa 
gens, der dem dänischen Kaufmann Adolf Petersen 
gehört, verlief negativ. Endlich kam man jetzt hin 
ter das Geheimnis dieses geheimnisvollen Autos. 
Me Hinterwand des Fahrzeuges konnte geöffnet 
werden und man fand darin nicht weniger als 63 
Dose» Kaviar. Es stellte sich heraus, daß dieser 
Kaviarschmuggel feit etwa drei Jahren von Peter 
sen und Steinfeld erfolgreich betrieben wurde. Die 
Dynamit im MeöaiLlsn. 
Selbstmord angesichts des elektrischen Stuhles. — Der letzte Akt einer 
grauenvollen Tragödie. 
Montag, der Dreizehnte. 
Reichskanzler Brüning: „Wer weiß, ob sich nicht 
auch hier das alte Sprichwort bewahrheiten wird: 
„Montag wird nicht wochenalt!" 
London, 17. Sept. Die grauenvolle Tat 
eines angesehenen Rechtsanwalts, A. Payne, 
beschäftigt vielfach sowohl die amerikanischen 
Behörden wie die Oeffentlichkeit. Der Advokat, 
der im Rufe eines millionenreichen Mannes 
stand, war, wie berichtet, im Vormonat zum 
Tode verurteilt worden. Das Urteil wurde 
bestätigt und zugleich das Gnadengesuch Pay 
nes abgewiesen. Dad Datum der Hinrichtung 
durch den elektrischen Stuhl war bereits fest 
gesetzt. Es kam jedoch nicht zur Justifizierung 
des Delinquenten, denn Payne hatte 84 Stun 
den vor dem Ablauf der Frist durch eine Dy- 
uamitpatrone seinem Leben ein Ende gemacht. 
Damit schloß durch grauenvolle Art eine 
furchbare Tragödie. 
Der erste Akt war ein Versicherungsmord, 
der viel von sich reden gemacht und längere 
Zeit ein Kriminalräkscl gebildet hat. Payne 
hatte eine viel frequentierte Advokatenkanzlci 
und beschäftigte sich überdies mit geschäftlichen 
Transaktionen, die ihm viel Geld eintrugen. 
Er frönte jedoch der Spiclleidenschaft' Abend 
für Abend besuchte er einen geheimen Spiel 
klub, wo Bakkarat, Chemin de fer und andere 
Hasardspiele gepflegt wurden. Er gewann 
und verlor hier ganz gewaltige Summen,' es 
soll sich wiederholt ereignet haben, daß er im 
Laufe einer einzigen Nacht den bedeutenden 
Betrag von 10 060 Dollar am grünen Tisch 
gelassen hat. Er hatte bald Spielschulden und 
selbst seine bedeutenden Einkünfte reichten 
nicht aus, um diese zu begleichen. Diese Schul 
den scheinen ihn nun zum Verbrechen getrie 
ben zu haben. 
Payne hat kürzlich zum zweitenmal gehei 
ratet. Die zweite Gemahlin des Advokaten 
wurde eine zärtliche Mutter des Söhnchens, 
das aus der ersten Ehe Paynes stammte. 
Payne ließ ohne Wissen seiner Frau diese 
durch einen geschickten Trick auf 80 00« Dollar 
versichern. Einige Monate nach dem Abschluß 
der Versicherung fielen Frau Payne und das 
Söhnchen einem entsetzlichen Autonnfall zum 
Opfer. Während der vollen Fahrt ist der Wa 
gen explodiert. Die bedauernswerte Frau 
wurde in Stücke gerissen und das kleine Kind, 
das neben ihr saß, sehr schwer verletzt. Es 
wurde eine Untersuchung eingeleitet, um die 
mysteriösen Umstände, unter denen sich der 
Unfall abgespielt hatte, aufzuklären. Dies 
schien keine einfache Sache zu sein, zumal der 
Wagen selbst vollkommen demoliert worden 
war. Die Untersuchung ergab jedoch, daß eine 
Dynamitpatrone neben der Zündkerze des 
Autos angebracht worden war. 
Schließlich wurde der Rechtsanwalt unter 
dringendem Mordverdacht verhaftet. Wieder 
holten Kreuzverhören unterzogen, gab er seine 
Schuld zu. Er erklärte, einen Versicherungs 
mord begangen zu haben. Er hatte die Frau 
versichern lassen und das Attentat verübt, um 
seinem Söhnchen an dem er hing, eine sorgen 
freie Zukunft zu sichern. Es sei ein verhäng 
nisvoller Zufall gewesen, daß an der Unglücks- 
fahrt auch das Kind teilgenommen hatte. Nach 
dem Geständnis Paynes war der Kriminalfall 
einwandfrei geklärt. Nicht so die Motive, denn 
es hat den Anschein, daß Payne das Geld, das 
er von der Versicherungsgesellschaft erhoffte, 
zur Tilgung seiner Spielschuld verwenden 
wollte. Das Todesurteil nahm er gefaßt und 
ruhig entgegen. 
Sowohl den Wärtern wie den Mithäft 
lingen Paynes war es im Laufe der Unter 
suchung aufgefallen, daß der Advokat stets eine 
Kette mit einem großen Medaillon, das die 
Form einer silbernen Kugel hatte, »m den 
Hals trug. Nach seiner Verhaftung wollte 
man ihm die Halskette wegnehmen. Er bat 
jedoch flehentlich, ihm diese zu belassen, es sei, 
sagte er, eine Reliquie, ein ehemaliges Ge 
schenk seiner Mutter. Dieser Bitte wurde 
Folge geleistet und io konnte Payne das Me 
daillon behalten. In der silbernen Kugel, 
der angeblichen Reliquie war eine Dynamit 
patrone verborgen, die Payne offenbar zu sich 
genommen hatte, in der Erwartung, daß er 
zum Tode verurteilt werde. Wiederholt sagte 
er seinem Verteidiger, daß er bestimmt nicht 
auf dem elektrischen Stuhl sterben werde. Erst 
jetzt wird der Sinn dieser Worte klar. Aus 
Furcht vor der Hinrichtung hat sich Payne in 
die Luft gesprengt. 
Tragischer M emer ArbeilersMilie. 
Paris, 17. September. Einen tragischen Tod 
hat eine sechsköpfige Arbeiterfamilie in Lyon gefun 
den. Ein Arbeiter, der am Dienstagfrüh seinen 
Kollegen aus der Wohnung abholen sollte, erhielt 
aus sein Klingeln keine Antwort und ließ die Tür 
von der Polizei gewaltsam öffnen. Dem Eintreten 
den bot sich ein erschütternder Anblick. 
Die ganze Familie wurde tot aufgefunden. Im 
Bett lag der 37j8hrige Arbeiter und hielt in 
feinen Armen sein fünfjähriges Töchterchen. 
Neben ihm lag ein erst 2)4 Monate altes 
Baby. Seine Frau kniete vor dem Bett, sie 
hatte den Kopf auf den Bettrand gestützt. 
Die beiden anderen drei- bzw. einjährigen Kinder 
lagen friedlich in ihren Betten, als ob sie schliefen. 
Alan vermutet, daß der Tod der Familie durchaus 
strömende Kohlenoxydgase hervorgerufen worden ist. 
In der Küche war der Ofen noch angeheizt und 
rauchte außerordentlich stark. 
Ein brennendes Flugzeug 
notgelandet. r ; 
T.U. Cottbus, 17. Sept. Der Cottbuser 
Sportflieger Haack, der sich mit seinem Flug 
zeug D. 365 ans einem Photoflng befand, ist 
von einem schweren Mißgeschick öetroffc\ 
worden. Auf der Rückfahrt von Liegnitz nach 
Cottbus wurde das Flugzeug durch einen 
Bruch der Venzinrohrleitung defekt, so daß 
Haack bei Teupitz notlanden mutzte. Nachdem 
das Rohr wieder ausgebessert war, setzte der 
Flieger seinen Flug nach Cottbus fort. Das 
Rohr mutz jedoch nach einigen Kilometern 
Stärke? als der Tod. 
Roman von Hans Schulze. 
17) (Nachdruck verboten.) 
Ein Ruck am Steuer, und alles war vorbei. 
Doch die Hände waren ihm wie gelähmt. 
Für den Bruchteil einer Sekunde klang ihm der 
Widerhall der Steinwölbung dröhnend im Ohr. 
Dann flimmerten die Sterne wieder über ihm. 
Er hotte nicht den Mut besessen, das Letzte zu 
wagen. 
Langsam fuhr er durch den Viadukt zurück un-d 
stieg dann am Rande der Lichtung aus dem Wagen. 
Ein verzweifeltes, schmerzhaftes Weinen quoll 
leise in ihm ans, der Schweiß perlte ihm in großen 
Tropfen auf der Stirn. 
Ihm war es auf einmal, als müsse sich eine 
Hand auf seine Schulter legen und eine Stimme 
tröstend zu ihm sprechen: 
„Ich erlöse dich, ich weiß einen anderen Aus 
weg." 
In zitternder Hoffnung hielt er den Atem an. 
Doch das Wunder kam nicht vom Himmel 
herab. 
Namenlos verlassen war er allein auf der ein 
samen Straße. 
Mt einem unterdrückten Stöhnen barg er den 
Kopf in beiden Händen. 
War denn das Sterben wirklich so schwer, auch 
wenn es der einzige Ausweg aus einem verlorenen 
Leben war. 
Wie hatte er einst geglaubt, sein Leben mei 
stern zu können, und sollte nun hier verenden zwi 
schen Gestrüpp und Gesträuch, wie ein Tier, das man 
anderen Morgens vom Wege anflas und verscharrte. 
Ein kleines, unendlich trauriges Motiv aus 
einer Beethovenschen Sonate kam ihm unwillkürlich 
in den Sinn, daß er für Augenblicke seine ganze 
Umwelt vergoß und nur Evelyns süßes, weiches Ge 
sicht wie in einem wachen Traum vor sich sah. 
So saß er lange an der Grenzscheide zweier 
Welten, versteint zwischen Entschluß und Tat, und 
starrte zu dem Zyklopenbau des Viadukts hinüber, 
wie ein Verurteilter zur Guillotine blickt. 
Der Nachtwind spielte in seinem verwählten 
Haar 
Ueber dem Wiesengrund begannen die ersten 
Nebel zu brauen. 
Dahinter der Wald, -schwarzdunkek, tief, geheim 
nisvoll. 
Und dann auf einmal brachen alle Dämme der 
Vernunft, des Widerstandes in ihm zusammen, und 
das Verlangen nach einem leisesten Hauch der un 
selig geliebten Frau, um die allein er all tws Furcht 
bare ertrug, wuchs ins Namenlose. 
Seine Schläfen hämmerten, sein ganzes Denken 
loderte in einem Aufschrei seines fiebernlden Blutes 
wie in einem verworrenen, wahnsinnigen Gebet. 
Er mußte Evelyn heute nacht noch einmal sehen, 
ihren jungen, heißen Körper noch einmal in seinen 
Armen halten und das süße Feuer eines letzten, 
atemlosen Kusses von ihren geliebten Lippen trinken. 
Niemand sollte dem Todgeweihten wehren, 
wenn er vor diesem entsetzlichen Ende noch ein ein 
ziges Mal die Hand nach dem Reif seines einstigen 
Glückes erhob. 
Zwei, drei Minuten später hämmerte der Mo 
tor wieder durch den stillen Wald. 
Ein dröhnendes Zittern bebte durch den stäh 
lernen Leib des schlanken Wagens, der wie ein rol 
lendes Panzerschiff die blaue Mondnacht durch 
schnitt. 
In geisterhafter Schnelle zog rechts und links 
die Kulisse des hohen Forstes vorbei. 
Die riesigen ägyptischen Tempelbauten der 
Filmstadt von Neubobelsberg wuchsen in märchen 
haften Linien in die kristallene Klarheit des Him 
mels. 
Dann trat der Wald wieder dicht an die Straße 
heran, die unter den Flammenkeilen der Scheinwer 
fer wie ein breites, flackerndes Band unablässig vor 
den rasenden Rädern einherslog. 
Der Wind floß mit einem scharfen, singenden 
Ton um die Metallhaube des Kühlers und schlug 
dem nächtlichen Fahrer zuweilen mit solcher Gewalt 
ins Gesicht, daß er ihm säst den Atem vom Munde 
riß. 
Doch er achtete all dessen nicht. 
Das Herz weitete sich ihm im Rausch der Ge 
fahr, daß ihm die ganze Welt auf einmal wie eine 
große Einsamkeit erschien, in der nur das Lied kei 
ner Sehnsucht klang zu den Trommelwirbeln der 
pfeilgeschwinden Maschine. 
In kaum einer Viertelstunde war er so bis nach 
Wannsee gelangt. 
Cr lenkte den Wagen in die Königstraße hinein 
und hielt dann am Eingang der Seestraße vor der 
Villa Karr. 
Ein verspätetes Auto kam von Potsdam herauf 
und verschwand über die Brücke in der Richtung des 
Sees. 
Dann wieder Stille, daß man die Turmuhr vom 
Kaiserpavillon ganz deutlich dreimal schlagen hörte. 
Kurt sprang aus dem Wagen und klinkte vor 
sichtig die hohe, schmiedeeiserne Gittertür des Park 
eingangs auf. 
Sie war unverschlossen und wich lautlos in den 
Angeln vor ihm zurück. 
Mit verhaltenem Atem stand er ein paar Augen 
blicke lauschend, dann wandte er sich kurz entschlos 
sen tiefer in den Park, in dem der Rausch des vollen 
Mondes webte. 
In einem breiten Silberstrom floß er über die 
nächtlichen Wege und überblaute die prunkvolle 
Fassade der Villa Karr, die hin und wieder wie ein 
weißes Märchenschloß zwischen düsteren Baumgrup 
pen hervortrat. 
Kein menschliches Wesen war weit und breit zu 
erblicken, nur ein Wehr rauschte beständig und ein 
tönig und aus der Ferne klang gedämpftes Hunde 
gebell. 
Dann stand er am Rande einer kleinen Lichtung 
in der Deckung einer alten Weymouthkiefer. 
Das ganze Haus lag in Dunkel und Schweigen, 
nur aus einem halboffenen Fenster des Erdgeschosses 
fiel ein breiter Lichtkegel auf eine dichte Gebüsch 
gruppe, die in dunkelmassigen Umrissen, einem 
kauernden Raubtier gleich, das Rasenrund des Vor 
platzes gegen die große Zufahrtsstraße abgrenzte. — 
Mit leisen, katzenartigen Schritten, dis verrä 
terischen Kieswege sorgfältig meidend, schlich sich 
Kurt ganz dicht zum Hause heran und lauschte. 
Doch nichts regte sich. 
Es war so still, daß er seinen eigenen Herzschlag 
zu hören meinte. 
Rur der Nachtwind rührte zuweilen leise an den 
üppigen Holunderbüschen, aus denen ein süßes Ge 
düst wie eine Opfergabe des Frühlings zum Himmel 
emporstieg. 
Was nun? 
Sollte er es wirklich wagen, wie ein Dieb in der 
König Christian von Dänemark 60 Jahre alt. 
König Christian X. von Dänemark, 
der Sohn Friedrichs VIII., der seinem Vater 
1912 aus den Königsthron folgte, wird am 
26. September 60 Jahre alt. König Christian, 
der 1915 seinem Lande eine demokratische 
Verfassung bestätigte, hat die Annäherung 
Dänemarks an die anderen skandinavischen 
Reiche gefordert, ebenso wie die Neuordnung 
des staatsrechtlichen Verhältnisses zu Island 
und Dänemarks Beitritt zum Völkerbund. 
Aus seiner Ehe mit Alexandrine von Meck 
lenburg-Schwerin gingen zwei Söhne, Fried 
rich und Knut, hervor. 
wieder undicht geworden sein, denn plötzlich 
fing die Maschine Feuer. Der Flieger konnte 
nicht sofort notlanden, da er sich über einem 
ausgedehnten Wald befand. Schließlich hatte 
er den Wald glücklich überflogen und ging 
dann zu Boden, wobei jedoch der Flugzeug 
führer Verletzungen am Kopf und eine 
Knöchelverstauchung davontrug. Das Flug 
zeug ging vollständig in Flammen auf. 
Streik in einer Berliner Gemeindeschule. 
Berlin, 17. Sept. In einer Gemeindeschule 
des Bezirks Reinickendorf-West sind heute vormittag 
etwa 30 Schulkinder als Protest gegen die Entlas 
sung eines Lehrers in den Streik getreten. Die 
streikenden Schulkinder veranstalteten eine Kund 
gebung, bei der sie ein Plakat mit der Inschrift: 
„Wir Streikenden fordern Wiedereinstellung des 
Lehrers (£." herumtrugen. Es sind Verhandlungen 
mit dem Elternbeirat beabsichtigt, um den Streik 
beizulegen. 
Eigenartiger Todesfall bei einem Stierkamps. 
Madrid, 17. September. Ein eigenartiger töd 
licher Unglücksfall ereignete sich bei einem Stier 
kampf in der Arena Tortosa Cataluna. Bei einem 
wütenden Angriff des Tieres flog dem Torero sein 
Säbel aus der Hand. Die Waffe flog in hohem Bo 
gen mitten unter die Zuschauer und traf einen 25jäh- 
rigen jungen Mann so unglücklich, daß der Tod auf 
der Stelle eintrat. 
Nacht in ein ihm völlig unbekanntes Haus einzu 
dringen? 
Auf einmal fiel ihm der Wahnwitz seines Unter 
fangens mit Zentnerschwere auf die Seele, so daß 
er selbst nicht begriff, wie er überhaupt auf den Ge 
danken dieser abenteuerlichen Fahrt nach Wannsee 
gekommen war. 
Unwillkürlich trat er wieder in das schützende 
Dunkel der Allee zurück und ließ sich hier aus einer 
Bank nieder. 
Jetzt erst, da er saß, empfand er, wie grenzenlos 
erschöpft er war, wie ihm seine Nerven in diesem 
völligen seelischen Zusammenbruch den Dienst ver 
sagten. 
Die Arme waren ihm taub und schwer, daß er 
sie kaum zu heben vermochte. 
Es summte ihm in den Ohren, eine seltsame 
Angst überfiel ihn plötzlich, als berge sich hinter jedem 
Baum ein lauernder Feind mit einem Gefolge un 
heimlich raunender Gesellen hinter sich. 
Mit wildklopfendem Herzen schaute er sich um. 
Ihm war's auf einmal, als sei er bis auf dea 
Grund seines Wesens verwandelt, als habe eine un 
bekannte Macht mit wachsender Stärke von ihm Be 
sitz ergriffen, die seine Gedanken mitten aus ihrem 
klaren Gange von der Seele wegwischte wie die 
Schrift von einer Schiefertafel. 
Dabei wußte er genau, daß er noch bei wachen 
Sinnen war, und doch lag es wie eine hauchdünne 
Schicht über seinem Hirn, die er nicht zu durch- 
dringen vermochte. 
Und plötzlich stand er wieder auf den Füße» 
und schritt in einem unbegreiflichen, unabwehrba 
ren Zwange von neuem auf das helle Fenster zu- 
dessen fahlgelbes Licht ihn wie mit magischer Gewalt 
anzog. 
Mit nachtwandlerischer Sicherheit kletterte er 
an dem dichten Weinspalier der Hauswand in die 
Höhe und stieß beide Fensterflügel weit zurück. 
Der Blick in ein üppiges Schlafzimmer wurde 
frei. 
lFortsetzung folgt.) 
Dec Schleswig -^(aisteimsche 
MeimafÂaîendec 
£üc das Jahc 1931 ist erschienen I
	        
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