Dämschs Minderheit und Wahlen.
chi- Im Erenzland interessiert, wenn dieses
Detail für die Gesamtbedeutung der Wahl als
Schicksalsfrage der Nation auch von untergeord
neter Bedeutung ist, der Ausfall jeder Wahlhand
lung im-Hinblick auf die nationale Minderheit. Die
dänische Minderheit zeigte diesmal in der Wahl
parole keine völlige Geschlossenheit und letzte Klar
heit, insofern als in der Stadt Flensburg keine
eigenen Kandidaten aufgestellt waren, dabei aber
die Stimmabgabe freigestellt war. In den Land
distrikten dagegen waren eigene Listen („Schles
wigscher Verein" und „Friesland", wozu man, um
ein übriges zu tun, die Polnische Volkspartei ge
tan hatte) aufgestellt, für die man auch in der
Stadt Flensburg eifrig warb, nicht zuletzt mit dem
Hinweis auf die Jnteresfenbindung im Verband
der nationalen Minderheiten Deutschlands. Auf
den Schleswigschen Verein entfallen im ganzen
Wahlkreis Schleswig-Holstein 1790, die Liste
Friesland 226 und dis Polnische Volkspartei 430
Stimmen, im ganzen 2446 Stimmen. Es ist somit
festzustellen, daß die dänische Minderheit — um
den eigentlichen Charakter der 430 „polnischen"
Stimmen sei hier nicht gerechtet — sich gegen die
letzte Reichstagswahl im Mai 1928 ziemlich gehal
ten hat. Damals erlangten die Dänen 2715 Stim
men. Trotz der verschwommenen Haltung der dä
nischen Organisationsleitung in der Stadt Flens
burg wurden dort allein rund 45 Prozent der ins
gesamt erzielten Stimmen herausgeholt, nämlich
1111 Stimmen. 1928 betrug die Zahl der däni
schen Stimmen in Flensburg 1646. Was heuer
aus wirtschaftlich-sozialen Gründen an Arbeiter
stimmen in Flensburg abgesprungen ist, dürfte
vorwiegend den Sozialdemokraten zugute gekom
men sein.
Auch bei der Wahl des 14. September folgen
sodann der Landkreis Flensburg mit 433 Stim
men gegen 367 im Jahre 1928, Stadt und Kreis
Schleswig mit 163 Stimmen gegen 133. Sodann
kommt nicht etwa nordfriesisches Gebiet, also Süd-
tondern, Husum und Eiderstedt, wo namentlich die
Oldsen-Liste „Friesland" ziehen sollte, sondern als
überliefertes Kuriosum der südholsteinische Kreis
Stormarn mit 186 Stimmen, diesmal die meisten,
157, für die Polnische Volkspartei. Bei der vor
letzten Neichstagswahl waren es dort 120 Stim
men. Auf Stormarn folgt der Kreis Südtondern
mit 171 Stimmen, gegen 152. In den übrigen
nordfriesischen Distrikten, den Kreisen Husum und
Eiderstedt, ist es sehr dürftig um die drei Minder
heitlisten bestellt, sie erhielten zusammen 23 bezw.
11 Stimmen. Erwähnt seien noch Altona mit zu
sammen 70 Minderheitstimmen, davon 40 für die
Polen, Stadt und Kreis Rendsburg mit 14.
Rach dem 1928 eingetretenen rund öOprozen-
tigen Abfall gegen die Reichstagswahl vom De
zember 1924 ist also ein Beharren des dänischen
Stimmenbestandes vorhanden, was auch der natio
nale Gegner, der -einer echten Minderheit ihr
nationalkulturelles Lebensrecht zugesteht, loyal
hinnimmt. Weil im Erenzland der Blick gern
vergleichend zu den beiderseitigen Minderheiten
wandert, so sei daran erinnert, daß die deutschen
illordschlcswiger, zusammengeschlossen in der Schles
wigschen Partei, bei der letzten Folketin-gswahl im
April verflossenen Jahres 9787 Stimmen mit
1 Mandat erreichten, gegen die Wahl 1926 ein
Weniger von 635 Stimmen, die im Hinblick auf
das innerpolitische Schwergewicht der Wahl offen
sichtlich an die dänische Sozialdemokratie Über
gingen.
Die in Schleswig-Holstein für die Minder
heitlisten abgegebenen Stimmen kommen einzig
und allein dem polnischen Spitzenkandidaten auf
der Reichsliste der nationalen Minderheiten, Dr.
Kaczmarek, zustatten, der aber auch dieses Mal in
Anbetracht der Voraussetzung der Aufbringung
von 60 000 Stimmen in einem Wahlkreis oder
wenigstens einem Wahlkreisverband nicht gewählt
ist. Der Verband der nationalen Minderheiten
Deutschlands hat im ganzen 76438 Stimmen er
zielt, gegen 71103 bei der Wahl 1923.
EŞmen in Genf.
Briand hält mit einem Urteil zurück.
Der französische Außenminister Briand er
klärte deutschen Pressevertretern in Genf auf An
frage, daß er zu dem Ergebnis der deutschen
Reichstagswahlen nicht Stellung nehmen wolle.
Er habe es bisher stets vermieden, sich in die, in
nerpolitischen Angelegenheiten eines anderen
Landes einzumischen, und habe daher auch in sei
ner Rede die inneren Verhältnisse Deutschlands
nicht berührt. Er hoffe jedoch, daß auch die künf
tige deutsche Außenpolitik im Sinne der Verständi
gung und des Friedens geführt werden würde.
Von gut unterrichteter französischer Seite wird je
doch geltend gemacht, daß die Stellung Briands
in Frankreich sich infolge des Wahlausganges ver
mutlich verschlechtern würde.
Auf maßgebender italienischer Seite legt man
sich bei der Beurteilung der deutschen Reichstags
wahlen gleichfalls große Zurückhaltung auf. Man
weist jedoch darauf hin, daß bei der gegenwärtigen
Parteizersplitterung in Deutschland die Regie
rungsbildung und die Führung der politischen
Geschäfte auf außerordentliche Schwierigkeiten
stoßen müsse.
Im übrige ist der Ausgang der Wahlen in
allen Völkerbundskreissn mit ungewöhnlicher
Aufmerksamkeit und so großem Interesse verfolgt
worden, wie dies bisher noch nicht bei Parla
mentswahlen irgendeines Landes beobachtet wer
den konnte. Das Hotel Metropol, der Sitz der
deutschen Abordnung, war bis in die frühen Mor
genstunden des Montags der Mittelpunkt fort
gesetzter telephonischer Anfragen. Den stärksten
Eindruck haben die, besonders
für das Ausland völlig unerwartet ge
kommenen außerordentlichen Wahlerfolge
der Nationalsozialisten
hervorgerufen. Auch in den Kreisen der deutschen
Abordnung war noch bis in die letzten Stunden
mit kaum der Hälfte der tatsächlich erzielten na-
tionalsitlschen Reichstagsmandate gerechnet wor
den. In den Wandelgängen der Völkerbunds
versammlung bilden die Ergebnisse der deutschen
Reichstagswahlen das Tagesgespräch. Die all
gemeinen Arbeiten der Völkerbundsversammlung
treten zunächst in den Hintergrund. Die Möglich
keiten einer deutschen Nechtsrrgierung oder einer
Regierungsbildung ohne die gesamte Rechte wer
den in allen Kreisen eifrig erörtert, lleberwiegend
besteht der Eindruck, daß die politische Lage sich in
Deutschland zugespitzt hat, und daß die Regie
rungsbildung aus außerordentliche Schwierigkei
ten stoßen wird.
Um Abrüstung und Revision.
Die LMrgischs englische Spräche
DLALNZbSL §rsKk§eich.
Der Verlauf der Verhandlungen in Genf hat
in den beiden führenden Sonntagszeitungen Lon
dons, dem „Observer" und den „Sunday Times",
eins ungewöhnlich scharfe Kritik am Völkerbund
ausgelöst, dem Mangel jeglichen Zielbewußtseins
vorgeworfen wird, so daß die Versammlung vor
der Welt und vor sich selbst ein Bild des Jammers
abgebe.
Rach der in den „Sunday Times" ausgespro
chenen Ansicht könne eine Aenderung nur dann
eintreten, wenn der Völkerbund sich von den zahl
reichen Vorschlägen zur Verhinderung des Krieges
endgültig abwende und neue Grundlagen der
Zivilisation schaffe. Hierzu gehöre, daß man sich
zunächst über die Funktionen von Armee und
Flotte im Lichte des Kellogpaktcs klar werde und
dann energisch an das Abrüstungswerk herangehe.
Roch viel deutlicher wird Earvin im „Obser
ver". Die Politik Frankreichs, Polens und der
Kleinen Entente sei ein absolutes Hindernis für
Erste Originalbilder vom Untergang der „Tahiti" im Stillen Ozean, an Bord des
amerikanischen Dampfer „Ventura" aufgenommen, der Passagiere und Besatzung
rettete. Das Rettungsboot mit den Schiffbrüchigen im Kampf mit den Wellen.
Links oben: Die, „Tayiti" wenige Minuten vor dem Sinken.
KimKr bei
Dre Reichspräsident empfing Montagwit
tag den Reichskanzler Brüning zum Bortrag.
Es braucht, so verlautet aus Berlin, ei
gentlich kaum besonders betont zu werden,
daß angesichts der teilweise erhablichn Ver
lust der Mittlpartein bezw. des Anschewllens
der äußersten Flügelparteien in Regierungs
kreisen unverhohlene Enttäuschung herrscht.
Wenn auch eine gewisse Verschiebung der par
lamentarischen Lage allgemein erwartet wur
de, so hat das tatsächliche Ergebnis doch die
schlimmsten Befürchtungen der Regierung
noch übertreffen. Nachdem die Statistik fertig
ist, wird die Negierung ihre politische« Schlntz-
folgerungen ziehen. Wie sich die Dinge ge-
talten werden, läßt sich noch nicht übersehen.
Reichskanzler Brüning, der entgegen ur
sprünglicher Absicht in Berlin geblieben ist,
stirfte sich zunächst mit seinen Ministerkollegen
iber die einzuschlagende „Taktik" verständi
gen. Ein Rücktritt, der in Anbetracht des völ
lig überraschenden Ergebnisses immerhin
wahrscheinlich sein könnte, scheint vorläufig
nicht geplant zu sein.
Weiter wird zur Lage aus Berlin ge
meldet: Obwohl die nunmehrigen Pläne der
Regierung Brüning offiziell noch keineswegs
feststehen und noch viel weniger vorausgese
hen werden kann, welches Ergebnis die ge
plante Fühlungnahme des Reichskanzlers mit
den Parteien haben wird, geht man nicht fehl
n der Annahme, daß man in Regierungskrei
sen nur geringe Reibungsmöglichkeiten zur
Durchsetzung des Regierungsprogrammes in
einer Fühlungnahme mit Links erblickt. Je
denfalls scheinen die Schwierigkeiten und Rei-
nngsMöglichkeiten bei einem Zusammenge
hen der Regierung Brüning mit der Rechten
wesentlich größer, zumal die
Bedingung der Tentschnatisnalen, der
Nationalsozialisten nnd neuerdings auch
der Wirtschaftspartei für ein Zusammen
gehen mit den Mittelpartcien
angebahntes Reform- und Sanierungspro
gramm durchzusetzen. Wie eine Zustimmung
der Ş.P.D. zu diesem Programm ünd damit
eine Garantie für die positive Mitarbeit der
Sozialdemokraten im Reichstag erreicht wer
den kann, ist unter diesen Umständen schwer
zu sehen. Sollte sich jedoch ein Zusammenge
hen des Kabinetts Brüning weder mit Rechts
noch mit Links ermöglichen lassen, so würde,
falls auch der Reichspräsident auf dem Kabi
nett Brüning und seinem Programm besteht,
nur noch ein Hinzuziehen der parlamentari
schen Entscheidungen mit außerordentlichen
verfassungsmäßigen Mitteln übrig bleiben,
und eine spätere Neuauflösung des Reichsta
ges unter gleichzeitigen Neuwahlen auch in
Preußen wäre unvermeidlich.
Nachls übersatten!
Hustenreiz läßt Sic nicht schlafen. Oie natürlichen 5au's
Eeüciicr pa/üllen «eben Ihnen Lie ersehnte Ruhe wieder.
jeden Fortschritt. Frankreich und seine Traban
ten bestünden auf einer Ungleichheit, die ohne
Vorgang in der Geschichte sei, beharrten auf ihrer
Vorzugsstellung, die der Krieg geschaffen habe,
und verweigerten jede Aenderung der Friedens-
Verträge. Auf diese Weise könne niemals eine
Einigung und ein Friede in Europa zustande
kommen. Anstatt an dem Artikel 16 über dis
Sanktionen herumzudoktern, sollte der Völkerbund
seine Aufmerksamkeit dem Artikel 19 zuwenden,
der ausdrücklich von Lloyd George und Wilson
geschaffen worden sei, um die Revision der Ver
träge nach einer bestimmten Zeit zu ermöglichen
und die Gleichberechtigung wiederherzustellen.
Man könne nicht erwarten, daß England auf die
Dauer den gegenwärtigen Zustand der Ueberlegen«
heit einer Gruppe in Europa ertrage.
Die deutsche Rasse dürfte sich nicht auf immer
einem Zustand der Dinge unterwerfen, den
kein Engländer hätte aushalten können.
Gleichheit der Rechte in der Frage der Be
waffnung und eins faire Neuerwägung gewisser
Klauseln, die mit der Macht des Schwertes in
Paris diktiert worden feien, fei zur grundlegen
den Besserung der Lage in Europa unbedingt not
wendig. Letzten Endes dürfe der Völkerbund
Washington nie vergessen, und er müsse sich dar
über klar werden, daß England niemals Verpflich
tungen eingehen werde, die sein souveränes Recht
zu direkten und gemeinsamen Verhandlungen mit
Amerika auch nur im geringsten beeinträchtigen
könnten.
3n Schles!mg--Holstem
entfällt auf die Liste der Kommunisten als
Abgeordneter nicht Thälmann, sondern Elise
Angnstat, die an zweiter Stelle stand. Thal-
mann kommt als Spitzenkandidat des Reichs
wahlvorschlages ins Parlament.
Unsere schon im gestrigen Sonöerblatt ge
äußerte Vermutung, daß der deutschnationale
Spitzenkandidat für Schleswig - Holstein, Dr.
Oberfohren, aufgrund der Listenverbinöung
mit Hamburg gewählt sei, bestätigt sich.
MiWŞMMWêt SMmrWW
in Safin
TU. Berlin, 15. Sept. Die Nationalsozialisten
haben in der Berliner Stadtverordnetenversamm
lung beantragt, die hohen Gehälter der Direktoren
der Verkehrsgesellschast möglichst sofort von
123 000 bezw. 72 000 RM. aus etwa etwa 11 000
NM. jährlich herabzusetzen, wodurch etwa 500 000
NM. jährlich gespart würden.
BessnöM HmMifs.
Kuchen ist kein Luxus!
Die moderne Hausfrau steht vor der Aufgabe mit
möglichst geringem Zeit- und Gelraumand eine nahr
hafte, wohlschmeckende Küche zu führen. Sie sollte auch
Kuchen und Backwerk als angenehme Erweiterung in
ihren Speisezettel aufnehmen anstatt sie als „Luxus"
und „Näscherei" daraus zu verbannen. Süßigkeiten
sind kein Luxus. Die Hausfrau hat es in der'Hand,
dem Kuchen Nährwert zu geben.
Besonders das Fett spielt dabei als näh-rkräftige
Zutat eine wichtige Rolle. Heutzutage wird in den
meisten Haushaltungen mit der Margarine Rama im
Blauband gebacken. Dias ist natürlich kein Zufall.
Rama im Blauband ist reich an Kalorien und wich
tigen Aufbaustoffen, erfüllt daher ganz di« Forderung
nach hohem Nährwert. Ihr frisches Aroma trägt viel
zum Wohlgeschmack des Kuchens bei. Da es sich mit
Rama auch sehr schnell und verläßlich bäckt, erfreut
sie sich gerade zum Backen besonderer Beliebtheit.
Mit Rama Margarine hat also jede Hausstau
eine Zutat, die ihr wirklich hilft, ihr Ziel zu erreichen:
ihrer Familie eine schmackhafte, abwechselungsreiche
Kost vorzusetzen,. Me Freude bereitet und dabei nähr«
kräftig ist.
ine Anflösnng hex bisherigen Koalition auch
in Preußen ist. Für die preußische Koalition
wird man aber höchstens die Wühler selbst
entscheiden lassen wollen, und wie deren
Spruch ausfallen würde, dürfte nach dem Er
gebnis der Reichstagswahlen kaum zweifel
haft sein. Es scheint, daß die Regierung die
bucht bat. unter Beibehaltung ihres Charak
ters als Regierung ohne parlamentarische
Bindungen in ihrer Fühlungnahme nach links
auch ihr sachliches in den Notverordnungen
Ler mrßglumte Start zum b'ug in die Stratosphäre»
den der Brüsseler Universitätsprosessor Piccard mit einem Riesenfreiballon
am 14. September bei Augsburg unternehmen wollte. Der Ballon — mit sei
nem Inhalt von 16 000 Kubikmetern der größte, der. je gebaut wurde — ver
mochte zwar sich selbst zu erheben (links), konnte aber nicht die Aluminium
hohlkugel (rechtst tragen, die — hermetisch abgeschlossen — dem Forscher den
Aufenthalt in der erhofften Höhe von 16 000 Metern ermöglichen sollte.
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