Full text: Newspaper volume (1930, Bd. 3)

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Sn Verlauf Des MWmlW 
à BîïSm. 
Der Wahlsonntag war in der Reichshauptstadt 
von schönem, warmem Wetter begünstigt. Schon in 
den frühen Morgenstunden herrschte in den Wahl 
lokalen starker Verkehr. Im Regierungsviertel hat 
ten sie wie üblich zahlreiche Neugierige eingesunden, 
besonders vor der Künstlerklause in der Iägerstr. 11, 
wo gegen 8,15 Uhr Reichspräsident v. Hindcnburg 
in Begleitung des Staatssekretärs Meißner erschien. 
Um seiner Wahlpflicht zu genügen. Die Menge 
begrüßte den Reichspräsidenten mit Hochrufen. Um 
die Mittagszeit hatten in Groß-Berlin bereits 40 
bis 50 v, H. der Wahlberechtigten abgestimmt. In 
wanchen Gegenden, so besonders in den Arbeiter 
vierteln, noch mehr. Propaganda der politischen 
Parteien beschränkte sich am Sonntag hauptsächlich 
auf die Verteilung von Fiugzetteln und aus das 
Auftreten von Sprechchören auf den Höfen. Außer 
dem sah man wie üblich, viele sahnen- und plakat- 
geschmückte Lastkraftwagen. In den Hauptverkehrs 
straßen sammelten sich zeitweise erregt diskutierende 
Gruppe die jedoch von der Polizei bald zum Aus 
einandergehen veranlaßt wurden. Im allgemeinen 
kann gesagt werden, daß der Wahlsonntag in Ber 
lin verhältnismäßig ruhig verlaufen ist. Lediglich 
in Neukölln mußte die Polizei in der Mittagszeit 
gegen stärkere kommunistische Ansammlungen vor 
gehen. Bis 18 Uhr betrug die Zahl der Zwangs 
gestellungen in Groß-Berlin rund 500. Dabei sind 
allerdings die Festnahmen eingerechnet, die im Laufs 
der vergangenen Nacht bei Zusammenstößen in ver 
schiedenen Stadtteilen vorgenommen werden muß 
ten. Leider haben die Abendstunden des Sonn 
abends und die Nacht zum Sonntag im Wahlkampf 
auch zwei Todesopfer gefordert. In dem einen Fall 
handelt es sich uin einen 46jührigen Mann, der 
bei dem Ueberfall von Kommunisten auf National 
sozialisten vor dem Liebknecht-Haus am Bülow- 
Platz einen schweren Bauchschuß erlitt und im Kran 
kenhaus starb. Das zweite Todesopfer forderte ein 
Zusammenstoß zwischen Nationalsozialisten und 
Kommunisten in Wittenau. Der Tote ist ein 40- 
jähriger Marer, der an dem Zusammenstoß ganz un 
beteiligt war. Die Zahl der Verwundeten bei den 
verschiedenen Zusainmenstößen steht nicht fest, sie 
dürfte jedoch nicht sehr erheblich sein. 
Im einzelnen wird noch aus der Wahlschlacht 
der Riesenstadt berichtet: 
Im Westen war bis gegen Abend von den 
Wahlen nur sehr wenig zu merken, abgesehen von 
der Papierslut, die auch die großen Verkehrs 
straßen überschwemmte. Nicht einmal verstärkte 
Polizeiaufgebote waren am Kaiserdamm, an der 
Kaiser-Wilhelnk-Eedächtniskirche und am Kur- 
fürstendamm festzustellen. Nur vor den Wahl 
lokalen bildeten die Plakatträger der großen 
Parteien in seltener Einmütigkeit eine „ganz 
große Koalition", die sich von weit links bis weit 
rechts erstreckte. 
Auch im Zentrum und im Südosten war Ber 
lin am Wahltage ebenso ruhig wie an anderen 
Sonntagen. In der Wilhelmstraße fiel das starke 
Polizeiaufgebot auf, das zum Schutzs des Negie 
rungsviertels herangezogen war. Im Osten da 
gegen machten die politischen Leidenschaften sich 
schon erheblich stärker bemerkbar. Auf jedem größe 
ren Platz hielt ein Ueberfallwagen der Schutz 
polizei, an jeder Straßenkreuzung starke Polizei 
posten und in regelmäßigen Abständen eilen berit 
tene Patrouillen durch die Straßen. Hier zeigt 
Berlin auch die ersten roten Fahnen und Trans 
parente, die auf dis Kommunistische oder Sozial 
demokratische Partei hinweisen. Und hier wird 
jeder Polizeioffizier und jeder Ueberfallwagen 
mit lautem Johlen und Pfeifen begrüßt. Gegen 
Mittag werden die ersten Zwangsgestellten im 
Polizei-Präsidium bei der gefürchteten Abteilung 
la eingeliefert und vernommen. Grund der Fest 
nahmen in fast allen Fällen: Beamtenbeleidigung 
oder Widerstand gegen polizeiliche Anordnung. 
Der Norden bat vom frühen Morgen an ein 
lebhaft bewegtes Bild. Fast ununterbrochen rol 
len dis Kraftwagenzügs der kommunistischen Stoß 
trupps durch die Straßen, rote Arbeitersportler 
ziehen singend vorüber, und in der Nähe des 
Bahnhofs Wedding gibt es kaum ein Haus, das 
nicht mindestens eine große rote Fahne zeigt. 
Die Schupo — übermüdet und nervös — ist 
seit Morgengrauen auf den Beinen, bewahrt aber 
trvtzdem eine bewundernswerte Ruhe und Diszi 
plin. Hier oben im Norden Berlins ist Wahl 
kampf und Reichstagswahl weit mehr als in ande 
ren Stadtteilen eine ungeheuer ernste politische 
Angelegenheit. Hier zeigen eigentlich nur die 
bürgerlichen Parteien vor den Wahllokalen noch 
einmal ihre Plakate, unter ihnen auch die Na 
tionalsozialisten, deren Plakatposten gesichert wer 
den von starken Abteilungen der Schutzstaffeln. 
Gegen 2 Ahr sieht es aus, als sei das ganze 
nördliche Berlin auf den Beinen. — Am Nettel 
beckplatz hat die Schupoleitung ihr Hauptquartier 
aufgeschlagen und hierher konzentrieren sich auch 
die zahllosen Umzüge der extrem linksstehenden 
Parteien. Es ist merkwürdig: hier hört man kein 
Pfeifen und Johlen, sondern jede Polizeiuniform 
wird mit eisigem Schweigen empfangen! Hier 
hört man kein Hoch und kein Nieder, sondern die 
Fahnen und Transparente der Kommunisten, wer 
den schweigend mit erhobener geballter Faust be 
grüßt! 
And hier oben im Norden Berlins ist die 
Wahlbeteiligung auch am stärksten. Die Wahl 
vorsteher — fast durchweg kräftige, energische Män 
ner — sind zufrieden. And nur vorsichtig deuten 
sie dem Frager an. daß Kommunisten und Sozial 
demokraten vor den Lokalen Beobachtnnssposten 
aufgestellt haben, die an Hand der Parteimitglie- 
derlisten festzustellen versuchen, ob jedes erwachsene 
Parteimitglied seiner Wahlpflicht genügt hat — 
eine Einrichtung, die für das nächste Mal auch 
anderen Parteien zur Nachahmung empfohlen 
werden kann. 
ZchlŞà am tm Nchl. 
In einer Wahlversammlung der Nationalsozia 
listen in Schwerte a. d. Ruhr kam es Sonnabend zu 
einer schweren Schlägerei zwischen Nationalsozia 
listen und Komrnunisten, bei der sämtliche Fenster 
scheiben, Stühle und andere Gegenstände zertrüm 
mert und etwa 16 Personen verletzt wurden. In 
folge des Lärmes hatte sich vor dem Saale eine un 
gefähr 2000köpfige Menschenmenge angesammelt, 
die das Lokal zu stürmen drohte und von der Poli 
zei nur mit Mühe in Schach gehalten werden konnte. 
Die Kommunisten waren inzwischen aus dem Lokal 
herausgebracht worden. Die Menge, die die Polizei- 
beamten mit Steinen bewarf, wurde schließlich mit 
Hilfe des aus Dortmund herbeigerufenen Ueberfall- 
kommandos zerstreut. Die im Saal zurückgebliebe 
nen Nationalsozialisten wurden nach Waffen durch 
sucht. Man fand einige Messer. Totschläger und 
Eisenstangen. Ein Führer der Kommunisten hat bei 
der Schlägerei so schwere Verletzungen erlitten, daß 
er ins Krankenhaus gebracht werden mußte. 
Zu einem weiteren Zusammenstoß kam es spä 
ter in Dortmund, als ein Teil der Nationalsozia 
listen aus Schwerte dorthin zurückkehrte. Es wur 
den zwei Schüsse auf die Nationalsozialisten abge-, 
geben, die jedoch niemand verletzten. Ein Kommu 
nist wurde niedergeschlagen und durch Messerstiche 
schwer verletzt. 
In Iauer in Schlesien durchfuhr ein als Pro- 
paganbawagen benutzter Möbelwagen mit Wahlpla 
katen der Nationalsozialisten die Stadt, begleitet 
von vier Nationalsozialisten, die Flugzettel verteil 
ten. In einer wenig belebten Straße wurde plötz 
lich der Wagen von einer Anzahl Kommunisten, 
etwa 25 Mann, überfallen, die die Plakate herab 
rissen und sich auf die Begleitmannschaft stürzten. 
Bei der Schlägerei wurden die vier Nationalsozia- 
risten verletzt, zwei davon schwer, einer durch Messer 
stiche. 
In Mecklenburg-Schwerin gerieten in Gnoien 
Reichsbannerleute und Nationalsozialisten anein 
ander. Die Gegner stachen mit Messern und schlu 
gen mit Stuhlbeinen, wobei fünf Reichsbanner 
leute leicht und einer durch einen Stich in den 
Kopf schwer verletzt wurde. Auch ein National 
sozialist wurde verletzt. 
Als in den Abendstunden die kommunistische 
Partei einen Demonstrationsumzug durch die 
Straßen der Stadt Breslau veranstaltete, griffen 
einige Teilnehmer dieses Zuges eine auf der 
Straße stehende Zivilperson an. Ein Kriminal 
beamter der politischen Polizei, der dem Angegrif 
fenen zu Hilfe eilte, wurde von den Kommunisten 
angegriffen und schwer verletzt. Nach dem bis 
herigen Befund wurde ihm das Nasenbein einge 
schlagen. Auch hat er anscheinend innere Ver 
letzungen davongetragen. 
Zee Vchls«lM m hMburg. 
Noch ant Vorabend der Wahl hatten die Par 
teien einige große Kundgebungen abgehalten, 
während die Linksparteien Fackel- und Propa 
ganda-Züge durch die Stadt veranstalteten. 
Die Wahlhandlung selbst nahm bei trübem, 
aber durchaus trockenem Wetter einen durchaus 
ruhigen Verlauf. War die Beteiligung in der 
ersten Morgenstunde nur schwach, so konnte man 
bereits von 10 Uhr ab vor vielen Wahllokalen 
lange Schlangen von Wählern beobachten. Be 
sonders die Jugend beiderlei Geschlechts scheint 
sich diesmal lebhaft an der Wahl zu beteiligen, 
aber auch vielfach Greise und Kranke waren unter 
den Wählern festzustellen Es erweckt den An- 
sche'n, als wenn endlich jeder Bürger begriffen 
hätte, daß es diesmal ums Ganze geht. Bis 
13 Uhr hatten in vielen Wahllokalen 40, teilweise 
sogar bis 50 Prozent der Eingetragenen ihrer 
Wahlpflicht genügt. 
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„SchlêSMg'HŞmWZ T«WiķîMģ". 
Wegen eines Artikels in der nationalso 
zialistischen „Schlesnüg-Holsteinischeu Tages 
zeitung" vom 7. September 1980, in dem es 
u. a. heißt: „Die (Katt-)Preise sind geblieben, 
weil Herr Schiele für seine „Grüne Front" 
5 Millionen Mark vom Kalisyndikat erhalten 
hat. Herr Schiele hat also dem Kalisyndikat 
und seinen Juden die Steigbügel gehalten und 
den deutschen Bauern verrate». Hierbei märe 
es interessant zu missen, wofür dieser Judas 
lohn von fünf Millionen vermandt wurde oder 
Anruhen in PsLen. 
Blutige Zusammenstöße in Warschau und der Provinz. 
Hauptstadt 2 Tote, über 80 Verletzte. 
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TU. Warschau, 14. September. (Eig. Funkm.) 
Die regierungsfeindliche Kundgebung des Zentrolew, 
die am Sonntag in Warschau stattfand, endete mit 
einem blutigen Zusammenstoß zwischen den Demon 
stranten und der Polizei, wobei es 2 Tote und zahl 
reiche Verwundete gab. Zunächst wurde in gefchloi- 
fenen Räumen eine Protestversammlung veranstal 
tet, an der 3000 Personen teilnahmen. Es wurden 
regierungsfeindliche Reden gehalten und entspre 
chende Entschließungen angenommen. Dann for 
mierte sich ein Demonstrationszug, der sich zur inne 
ren Stadt bewegte. Starke Polizeiabteilungen gin 
gen gegen die Demonstranten mit blanker Waffe 
vor. Darauf wurde gegen die Polizei aus den Rei 
hen der Sozialisten 
eine Bombe geschleudert, die jedoch mitten in 
der Zuschauermenge explodierte. 
Gleichzeitig feuerten andere Demonstranten auf die 
Polizei und in die Menge, deren sich eine furchtbare 
Panik bemächtigte. Mehrere Schwerverwundete 
blieben auf der Straße liegen. Die Leichtverletzten 
flüchteten in die Häuser. Der Polizei, die schließlich 
mit Tränengas vorging, gelang es jedoch bald, die 
Demonstranten zu zerstreuen. Blutspuren auf dem 
Straßenpflaster, Schuhlöcher in den Häusern und 
Straßenbahnwagen sowie zurückgelassene Stöcke, 
Hüte und Patronenhülsen waren die äußeren Zei 
chen für die immer mehr wachsende Spannung zwi 
schen Regierung und Opposition. 
In Warschau sind nach den bisher vorliegenden 
Meldungen ein Polizeioffizier und mehrere Polizi 
sten verwundet. Von den Demonstranten zwei tot 
und zahlreiche verwundet. Desgleichen trugen meh 
rere Passanten schwere Verletzungen davon. Ins 
gesamt wurden über 50 Verwundete gezählt. Die 
Polizei nahm über 100 Verhaftungen vor. In der 
ganzen Stadt herrscht große Aufregung. 
In einigen Provinzstädten kam es gleichfalls zu 
Zusammenstößen. In Lemberg wurde ein Sozia 
listenführer verletzt. In Lublin wurde eine frühere 
sozialistische Abgeordnete verhaftet. In Thorn kam 
es zwischen Demonstranten und Polizei zu blutigen 
Zusammenstößen, wobei einige Personen verwundet 
wurden, darunter zwei Polizeibeamte. 
In Kattowitz 
veranstalteten die deutsch-polnischen Sozialisten eine 
Protestkundgebung gegen die Verhaftung der Sejm- 
Abgeordneten. An der Kundgebung, die im allge 
meinen ruhig verlief, nahmen etwa 2000 Personen 
teil. Die Redner forderten die polnische und deut 
sche Arbeiterschaft auf, mit allen gesetzlichen Mitteln 
jeden Versuch der Regierung, eine faschistische Dik 
tatur in Polen einzuführen, zu bekämpfen. Die 
Kundgebung wurde mit einem Hoch auf ein demo 
kratisches Polen und mit dem Rufe „Nieder mit Pil- 
fubfEt!" geschlossen. Sie fand in Anwesenheit eines 
starken Polizeiaufgebots statt, während im Ver 
sammlungslokal selbst zahlreiche Polizisten aus Kon 
greßpolen zur Ueberwachung der Demonstration 
herangezogen waren. 
Midsk.! Ute Me BerhsstWk» 
und den Parlamentarismus in Polen. 
Marschall Pilsudski hat sich in einer neuen 
Unterredung mit polnischen Pressevertretern zu 
den Verhaftungen von Abgeordneten geäußert. Er 
erklärte u. a., die früheren Abgeordneten hätten 
eine Immunität erstrebt, die weder mit der Ver 
fassung noch mit dem Rechtszustand oder der Ethik 
vereinbar sei. Das habe dazu geführt, daß die 
Verstöße der Abgeordneten gegen die Gesetze ein 
ungeheures Ausmaß angenommen hätten, das 
nicht mehr länger zu ertragen gewesen sei. Er 
habe sich entschlossen, sofort nach Auflösung des 
Sejms den Abgeordneten gegenüber die Gerechtig 
keit zu Worte kommen zu lassen. Die Zahl der 
Verhafteten mache kaum den vierten Teil der in 
krimineller und sonstiger Hinsicht belasteten frühe 
ren Abgeordneten aus. Nur mit Rücksicht auf die 
Ueberlastung der Polizei und andere wichtige 
Dinge habe er der „strafenden Hand der Gerech 
tigkeit" Einhalt gebieten müssen, damit die Zahl 
der Berhafteten nicht ins Anermeßliche steige. Das 
„Recht der Freiheit" sei für die früheren Abge 
ordneten lediglich ein Recht zu Betrügereien un- 
anderen Missetaten gewesen. Sehr stark verur 
teilte der Marschall die Haltung der Sejm-Mar- 
schälle, die die Immunität der Abgeordneten ge 
schützt hätten. Diese Haltung spotte jedem Gerech 
tigkeitsgefühl und trete die Ehre des Sejms mit 
Füßen. Hierauf schilderte Pilsudski das Verhal 
ten einiger Verhafteter während ihrer Festnahme. 
Ueber Wittos sagte er, daß dieser trotz seiner 
Niedertracht und Unverschämtheit sich bei der Ver 
haftung würdig benommen habe. Die Gefängnis- 
disziplin in Brest-Litowsk sei zwar hart, hoffent 
lich würden aber die früheren Abgeordneten da 
durch Disziplin lernen und von ihrer Gedanken- 
verwirrung abkommen, die unbedingt zum Wahn 
sinn führen müsse. Am Schluß seiner Unterre 
dung erklärte Pilsudski, er befasse sich augenblick 
lich mit dem Haushaltsplan, mit anderen ernste 
ren Dingen und mit den schmutzigen Sachen, die 
der Sejm zurückgelassen habe. Auf eine unmittel 
bare Frage, ob er ohne Sejm zu regieren gewillt 
sei, erklärte Pilsudski. er denke gar nicht daran, 
ohne eine Volksvertretung, die ihrer Pflicht einge 
denk sei, zu regieren. In ganz Europa sei der 
Parlamentarismus krank. In Polen aber sei die 
Frage des Parlamentarismus besonders schwierig 
infolge des unwürdigen und ungebübrenden Ver 
haltens der Abgeordneten. Die Ausschreibung von 
Neuwahlen sei, so sagte Pilsudski. ein Beweis da 
für. daß er den Forderungen der Verfassung Ge 
nüge leiste und eine Besserung des kranken Parla 
mentarismus in Polen herbeizuführen bestrebt sei. 
wird? Haben bie Vertreter der „Grünen 
Front" sich diesen Rehbach geteilt, um damit 
jetzt ihren Wahlkampf zu führen?" hat der 
Reichsminister für Ernährung und Landwirt 
schaft gegen den verantwortlichen Schriftleiter 
Strafantrag gestellt. 
* * 
ŞMWW des WchstvehrMMslenuMZ. 
Berlin, 14. Sept. Zu den von einem Ber 
liner Blatt in seiner heutigen Morgenausgabe an 
die Reichswehr gerichteten Fragen erklärt das 
Reichswehrministerium folgendes: 
Das Reichswehrministerium hat mehrfach be 
tont. daß russischen Offizieren kein anderer Ein 
blick in die Heereseinrichtungen gegeben wird, wie 
Offizieren anderer Länder. Dafür, daß sich dies 
nicht schädlich für die deutsche Landesverteidigung 
auswirkt, wird das Reichswehrministerium sorgen. 
Leider hat das Reichswehrministerinm nicht gleiche 
Möglichkeiten, um zu verhindern, daß gewisse 
deutsche Blätter das Ausland dauernd und in lan 
desverräterischer Weise mit falschen und tenden 
ziösen Nachrichten versehen und dadurch dem deut 
schen Reich schweren Schaden antun. Für versuch 
ten Landesverrat ist der Oberreichsanwalt zu 
ständig. 
M „ZķŞ" uÄ Abbe be lullet. 
Das Auftreten des französischen Priesters 
öe Mutter auf dem deutschen Katholikentag in 
Münster findet im „Temps" heftige Kritik. Es 
geschieht in offensichtlicher Anlehnung an die 
Aeußerungen eines französisch - elsässischen 
Blattes, das die Worte de Mutters über die 
Kriegsschuld geradezu als Hochverrat betrach 
tet wissen wollte. Auch der „Temps" wirft die 
Frage auf, in wessen Namen de Mulier eigent 
lich gesprochen und welche Organisation ihn 
beauftragt habe, vor deutschen Katholiken in 
der Weise zu sprechen, wie er es getan habe. 
Wie hätten die offiziellen Vertreter des fran 
zösischen Katholizismus diese Worte dulden 
können, ohne einzugreifen? Weshalb seien sie 
nicht von diesen „unerhörten Anklagen gegen 
Frankreich" abgerückt? 
Das „Verbrechen" de Mutters bestand da 
rin, daß er die These von der deutsche« Allein 
schuld am Kriege als verhängnisvolle Bela 
stung für eine deutsch-französische Versöhnung 
erklärte. Der „Temps" nennt dies „gottlose 
Worte". 
Sport vorn Sonntag. 
tVorberichtt. 
Die Oberliga des Rendsburger Ballspielvereins 
schlug Union-Teutonias Oberliga 3:1 (0:1). 
Die RDB.-Referve spielt« gegen Olympias Reserve 8:6. 
Im Berbandsspiel schlug Norddeutschland Westdeutschland 
2:1. (1:6). Der Holsteinsturm lieferte in Verbindung mit tum 
Mittelläufer Ohm ein ganz großes Spiel. 
Schleswig 68 unterlag Husum 1818 1:2 (6:1). 
Das Städtespiel Flensburg gegen Ncumünstcr endete 
7:0 (4:6) für Flensburg. 
Holsteins Reserve schlug den VfL. Heid« 7:1 (3:1). 
Im Länderspiel siegte Belgien mit 4:1 über Holland. 
Die Sommcrspiclmeistcrschafte» der DT. brachten folgende 
Sieger: Faustball Männer: Licht- und Luftbad Frankfurt; 
Faustüall Frauen: Tv. Krefeld 55; Schlagball Männer: 
ATV. Mikultschütz. 
Vessndere hinweise. 
Oldesloe, am 14. September 1930. 
Lieber Hans! 
Wie ich höre, kommt die Ausstellung „Trunksucht 
und ihre Bekämpfung" demnächst nach dort. Vor Mo 
naten habe ich hier die Ausstellung gesehen und kann 
Dir den Besuch dieser aufklärenden Veranstaltung 
wärmstens empfehlen. Das Material über die unsag 
bar großen Schäden des Alkoholismus sind erschütternd 
und haben mich zu völliger Enthaltsamkeit gebracht. 
Ich befürchte nur. daß das stete Anwachsen der alko 
holgegnerischen Bewegung die gesamte Brawindnstrie 
mit ihren abhängigen gewerblichen Betrieben, also den 
kräftigsten Zweig unserer Volkswirtschaft, über kurz 
»der lang vernichtet. Meines Wissens bist Du seit 
Jahren Alkoholgegner und kannst mir sicherlich sagen, 
ob es möglich sein wird. die große Zahl der arbeits 
losen Brauarbeiter. Kellner und Gastwirte in ande 
ren Zweigen unserer Industrie unterzubringen. (6956 
Es grüßt Dich Dein Freund Herbert. 
Bedingung. 
Die Belieferung von Wirtichaftsbedürf- 
nisien für das städtische Krankendaus und 
Alters- und Pflegeheim in Rendsburg soll 
für die Zeit vom 1. Oktober 1930 bis 31. 
März 1931 vergeben werden. 
Die Verdingung erfolgt zu festen Preisen 
und in ganzen Losen. 
Angebote sind mit der Aufschrift „Lie 
ferung von Wirtschastsbedürsnisien für das 
städtische Krankenhaus bezw. Alters- und 
Pflegeheim" bis zum 32. Sevtember 1930, 
vormittags 10 Uhr. im Rathaus. Zimmer 
Nr. 2. versiegelt abzugeben. Die Lieferungs 
bedingungen und Angebotsformulare können 
gegen eine Gebühr von 1.— RM. im Für 
sorgeamt, Zimmer Nr. 4, in Empfang ge 
nommen werden. 
Die Küchenabfälle im städtischen Kran 
kenhause sollen auch vom 1. Oktober 1930 
bis 31. März 1931 vergeben werden. 
Ferner sollen für das städtische Kranken 
haus 350 Ztr. Kartoffeln vergeben werden. 
Angebote hierfür sind ebenfalls zum vor 
genannten Termin einzureichen. 
Rendsburg, den 15. September 1930. 
6955s Der MaŞrat. 
I)p. de Haan. 
ZWMßsyZcheigerMg. 
Am 16. 9. 1930, 9 Uhr vormittags, versteigere 
ich in Todenbütiel (6957 
à VchrumschM 
öffentlich meistbietend gegen Barzahlung. Ver 
sammlung der Käufer in Rathjens Easthof. 
gef es elk, Obergerichtsvollzieher, Hohenwestedü
	        
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