Full text: Newspaper volume (1930, Bd. 3)

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123. Jahrgang. 
123. Jahrgang. 
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Die plötzliche Rückkehr Grandis nach Rom. 
Der Grund der persönlichen Feindschaft 
Wilhelms II. gegen Bismarck. 
zum zweiten Male im Außenministerium 
interveniert. 
Hierbei hat ihm in Vertretung des Außenmini 
sters Dr Benesch Minister Krofta sein Bedauern 
über die Schreibweise der tschechischen Blätter aus 
gedrückt. Ferner hat man dem italienischen Ge 
sandten, der äußerst scharf aufgetreten ist, ver 
sichert, man werde alles tun, um die öffentlichen 
Protestversammlungen am Freitag zu verbieten. 
In Asm viel Micher. 
TU. Nom, 11. Sept. (Eig. Funkmelbg.) 
In einer Besprechung der Abreise Grandis 
aus Genf wendest sich „GirorrLa L'Jtalia" da 
gegen, daß sie mit der Erklärung Hendersons 
oder etwa mit dem gegenwärtigen Stand der 
italienisch-französischen Verhandlungen in 
Zusammenhang gebracht werde. Nachdem die 
Arbeiten des Rates beendet seien nnd die 
Panenropafrage erledigt sei, könne in dieser 
Woche, die die bisher üblichen theoretischen 
Reden in der Völkerbundsversammlung 
bringe, die Tätigkeit des italienischen Außen 
ministers in Rom viel nützlicher sein, als seine 
Anwesenheit in Genf. 
Ueber eins muß man sich bei Vülows Denk 
würdigkeiten, die, soweit sie bisher im Auszug er 
schienen sind, hauptsächlich ein Ausdruck der Ab 
neigung gegen den früheren Kaiser Wilhelm II. 
sind, wundern, nämlich darüber, daß Bülow, der 
12 Jahre lang während seiner Amtstätigkeit in 
Berlin (1897 his 1909} als Vertrauter Wilhelms 
galt, aus dem von ihm so scharf und ironisch kriti 
sierten Wesen des Monarchen nicht die Folgen zog 
und seinen Platz einem andern freimachte. Er 
hat bis ins hohe Alter gewartet, um seinem Her 
zen Luft zu machen. Ungeschehen machen aber 
kann er z. V. nicht einen Brief vom 15. 2. 1898, 
den er an den Fürsten Eulenburg gerichtet hat, 
und der nicht mehr und nicht weniger als eine 
Lobpreisung des Kaisers durch den Staatssekretär 
im Auswärtigen Amt, Bülow, ist. Die Objektivi 
tät gebietet, darauf hinzuweisen. 
Neuerdings veröffentlicht die „Vostische Zei 
tung" (Copyright 1930 by Ullstein A. E. Berlin. 
Nachdruck vevhoten) einen Brief des Kaisers an 
feine Mutter, der den Grund der persönlichen 
Feindschaft des Monarchen gegen den Altreichs 
kanzler Bismarck in seltener Klarheit aufdeckt. 
Der historisch interessante, wenn auch nicht über 
zeugende Brief, zwei Monate nach Bismarcks Tod 
der Kaiserin Friedrich geschrieben und bisher un 
bekannt, lautet: 
„Meine geliebte Mama, 
Deinen lieben Brief für die Veröffentlichung 
weniger ein Rätsel war. Sie werden manches 
widerrufen! 
Moritz Busch zeigt bei dieser Gelegenheit wie 
der einmal die Wahrheit von Mephistos Wort: 
„Ich bin ein Teil von jener Kraft, die stets das 
Böse will und stets das Gute schafft —“. Er ver- 
folgt denselben Zweck wie einst Bismarck, nämlich 
vom Volk gepriesen, bewundert und verherrlicht 
zu werden auf Kosten unserer Dynastie 
und unseres Hauses, nachdem er dem gu 
ten deutschen Volk den Glauben beigebracht hat, 
er sei immer bereit, für uns zu sterben, und er 
habe uns auf den deutschen Kaiserthron erhoben! 
Aber das alles hat keinen Wert. Das Volk wird 
allmählich über ihn klarwerden, und Veröffent 
lichungen dieser Art werden nur dazu beitragen, 
die Aufklärung der Masse zu beschleunigen. 
Du hast recht mit Deiner Auffassung von sei 
nen letzten Zielen und den Mitteln, mit denen er 
sie erreichen wollte. Aber gegen eine Klage, die 
Du in Deinem Brief äußerst, muß ich energisch 
Einspruch erheben! Er soll die Herzen von uns 
drei ältesten Kindern den Eltern entfremdet ha 
ben. Was die beiden anderen für sich dagegen 
sagen können, weiß ich nicht, aber für mich kann 
ich nur ganz einfach, aber fest und mit reinem 
Gewissen antworten: „Nein!" Er hat niemals 
gewagt, und ich hätte ihm auch niemals gestattet, 
in meiner Gegenwart über Dich und den lieben 
Papa Bemerkungen zu machen! Aber wenn Du 
damit die Möglichkeit andeuten willst, ich hätte 
helfen sollen, den damals allmächtigen 
Kanzler in den Tagen von Papas Regierung 
zu stürzen, so gestehe ich ganz offen, daß ich ganz 
und gar dagegen war, und ans einem sehr guten 
Grunde. Großpapas Tod hatte das Land sv ent 
setzlich verwirrt und verstört gemacht, daß es ganz 
von Sinnen war, ja beinahe hysterisch. In dieser 
Stimmung blickte das Volk nicht auf uns als die 
einzigen Uebermittler und Bewahrer der alten 
Tradition — das war ein schwerer Fehler, und es 
war seine hinterlistigste Tat — aber es war eine 
Tatsache! Hätte Papa und ich mit ihm Bismarck 
fortgeschickt, so wäre gegen ihn und gegen Dich ein 
solcher Sturm losgebrochen, daß wir einfach macht 
los gewesen wären, ihn auszuhalten, und über des 
armen Papas letzte Tage Bitternis gekommen 
wäre, daß Papas glänzendes, unauslöschliches 
Bild in den Augen des Volkes verdorben worden 
wäre, ja daß Dein Bleiben in Deutschland viel 
leicht gefährdet, vielleicht unmöglich geworden 
wäre. Für den Augenblick war Bismarck Herr 
der Situation und des Reiches! Und das Haus 
der Hohenzollern war so gut wie gar nichts! Hät 
ten wir auch nur versucht, an ihn zu rühren, so 
hätten/ sich alle deutschen Fürsten — ich wurde 
heimlich davon in Kenntnis gesetzt — wie ein 
Mann erhoben und hätten uns gezwungen, den 
Kanzler wieder zu holen, dem wir und besonders 
später ich auf Gnade und Ungnade ausgeliefert 
gewesen wären! Die Lage war einfach unmöglich. 
Bon diesem Augenblick verstand ich die furcht 
bare Aufgabe, die Du damals nicht sahst, die der 
Himmel mir gestellt hatte: die Aufgabe, die 
Krone zu retten vor dem überwältigenden 
Schatten ihres Ministers. Die Person des Mo 
narchen erst einmal an „seinen" Platz zu bringen, 
die Ehre und die Zukunft unseres Hauses zu ret 
ten und vor dem verderblichen Einfluß des Man 
nes, der uns unseres Volkes Herz gestohlen hatte, 
und ihn büßen zu lassen, was er an Papa, an Dir 
und selbst an Großpapa gefrevelt hatte! Schreck 
lich genug für einen jungen Mann von dreißig 
Jahren! Seine Regierung damit anfangen zu 
müssen, nachdem eine so glorreiche erst eben vor- 
KsmAumsikK steifen äen Hoffen m hM 
prĢMlenflàîs an. , . 
Etwa 80 Berliner Kommunisten marschierten 
gestern abend gegen 19^ Uhr geschlossen die Wil- 
helmstraße entlang und griffen den Posten vor 
dem Reichspräsidentenpalais, einen Polizeiwacht 
meister, tätlich an. In der Notwehr gab der Be 
amte einen Schreckschuß ab, der aber niemanden 
verletzte. Der Demonstrationszug bewegte sich 
dann in der Richtung nach den Linden weiter und 
wurde wegen Verletzung der Bannmeilenverord 
nung an der Vehrenstraße aufgelöst. Fünf Per 
sonen wurden zwangsgesteüt und der Abteilung 
I A überliefert. 
Die kommunistische Partei veranstaltete am 
Mittwoch in Berlin einen Reichserwerbslosentag, 
in dessen Verlauf es wiederholt zu heftigen Zu 
sammenstößen mit der Polizei kam. Die Kom 
munisten zogen vor die Betriebe der Berliner 
Metallindustrie, um dort gegen Entlassungen und 
Lohnkürzungen zu demonstrieren. Insgesamt 
wurden 46 Kommunisten zwangsgestellt. 
von Fürst Bismarcks „Erinnerungen" erhielt ich 
gestern bei meiner Ankunft in diesem einsamen 
und lieblichen Ort an der Grenze! Ich stimme 
ganz mit Dir überein im Urteil über den Wert, 
den Ton und die Tendenz, die diesen Busch zur 
Herausgabe bewogen hat. Uns bringen sie nichts 
Neues. Der Vismarckschen „Clique reinsten Was 
sers" erscheinen sie als Frevel an der Heiligkeit 
ihres geliebten Idols, und deswegen machen sie 
jetzt, obgleich sie genau wissen, daß alles reine 
Wahrheit ist, einen Höllenlärm und möchten sie 
gern verleugnen! Aber den vernünftigen Deut 
schen und selbst Freunden und Bewunderern Bis 
marcks werden bei diesen Enthüllungen die Augen 
aufgehen, und sie werden tief gekränkt sein, wenn 
sie's auch nicht zeigen werden, und sie werden 
manches verstehen, was ihnen bisher mehr oder 
Italiens Gesandter protestiert. 
Die slawische Erregung gegen Italien hält 
an. Es wird darüber aus Prag berichtet: Die 
zwar bisher niemals freundschaftlichen, aber doch 
beherrschten Beziehungen zwischen Italien und der 
Tschechoslowakei werden durch den Widerhall, den 
die Erschießung der Slowenen in Italien in der 
tschechischen Presse hervorgerufen hat. auf eine 
harte Probe gestellt. Mit geringen Ausnahmen 
geht in der gefamttschechischen Presse die scharfe 
Kampagne gegen den italienischen Faschismus 
weiter. Prag scheint sich an die Spitze einer all 
slawischen Bewegung gegen die der slowenischen 
Minderheit gegenüber betriebene Politik des 
Faschismus stellen zu wollen. Wären in Triest 
vier Deutsche verurteilt worden, so hätte sich in 
Prag wahrscheinlich keine Hand gerührt. So aber 
kennt die Empörung keine Grenzen 
Für Freitag ist von nationaldemokratischer 
Seite eine große öffentliche Volksversammlung 
unter dem Titel „Gegen die Bedrücker der slawi 
schen Minderheit in Istrien und Eörz" angekün 
digt. Die Bevölkerung wird aufgefordert, ihre 
Teilnahme mit dem Kampf der slawischen Brüder 
und den Protest gegen die unerbörte Beleidigung 
des gesamten Slawentums zu bezeugen.. Die sem 
Außenministerium nahestehende „Lidove Roviny" 
veröffentlicht einen Notschrei der Slowenen an die 
ganze Welt, in dem es heißt: 20 000 Slowenen 
und Kroaten seien durch die italienischen Gefäng 
nisse gegangen, wo sie nach mittelalterlichen Me 
thoden gefoltert wurden. In den verflossenen acht 
Jahren seien insgesamt 2171 Kroaten und Slo 
wenen durch die faschistischen Truppen ermordet 
worden. 
Infolge dieser Kampagne hat 
der italienische Gesandte in Prag, Pedrazzi, 
In einer Unterredung mit einem Sonderbe 
richterstatter des „Echo de Paris", der eine Stu 
dienreise durch Polen unternommen hat, gab der 
Königsberger Oberbürgermeister Dr. Lohmcyer 
eine klare Darstellung des Ostproblems. Er ant 
wortete auf die Frage, wie sich Deutschland die 
Revision der Korridorfrage denke, u. a. folaendes: 
Es sei Aufgabe des Völkerbundes, derartige 
Schwierigkeiten aus der Welt zu schaffen. Ins 
besondere sehe der Artikel 19 des Versailler Frie 
densdiktats die Möglichkeit einer Revision aus 
drücklich vor. 
das dieses Land kolonisiert habe, daß dagegen der 
übrige Teil der früheren Provinz Posen, der über 
wiegend polnische Bevölkerung habe, bei Polen 
verbleibe. 
Den Zugang zum Meere würde Polen durch 
eine Jnternationalisierung der Weichsel bekommen 
müssen, und zwar in Verbindung mit der Einrich 
tung von Freihafenzonen in Danzig und Königs 
berg. Außerdem würde für Polen, das an der 
Ost-West-Berbmdung im Korridor kein Interesse 
habe, die für Polen in Betracht kommende Süd- 
Nordverbindung in ähnlicher Weise sicherzustellen 
sei, wie es zur Zeit für Deutschland mit der Ost- 
West-Verbindung sei. Man könne sogar daran 
denken, namentlich, wenn sich die Briandschen 
Pläne verwirklichen ließen, den Polen auch die 
territoriale Oberhoheit über das Eisenbahngleis 
selbst zu übertragen, damit sie auch mit ihren 
eigenen Wagen und Lokomotiven und ihrem eige 
nen Personal die Züge fahren könnten. Auch das 
Interests Frankreichs liege nicht darin, die offene 
Wunde Deutschlands weiter schwären zu lassen, 
sondern zu einer wirklichen Verständigung mit 
seinem Nachbar Deutschland zu kommen, die für 
Frankreich mindestens ebenso wichtig sein müßte 
wie die Freundschaft zu dem weitab liegenden 
Polen. Würde die Ostfrage in diesem Sinne revi 
diert werden, dann wäre damit die Bahn frei für 
eine friedliche Zusammenarbeit der drei Völker 
Europas im Sinne der Völkerverständigung und 
des Weltfriedens. 
Bei den Verhandlungen in Ver- 
failles seien durch Polen die maßgebenden Per 
sönlichkeiten irregefllhi 
Westpreußen habe unzw 
Die Proviin 
überwiegend 
deutsche Bevölkerung gehabt, ebenso der sogenann 
te Retze-Distrikt. Deutschland sei ein bitteres Un 
recht anaetan worden, da dieser Tatbestand nicht 
einwandfrei durch Volksabstimmung geklärt wor 
den sei. Dieses uns zugefügte Anrecht müsse die 
Welt wieder gutmachen, wenn wir zu einem Böl- 
kerfrieden kommen wollten. Zwei Forderungen 
stießen bei diesem Problem aufeinander, die deut 
sche, daß man nicht ein Land dadurch zerreißen 
könne, daß man ein anderes Land dazwischen 
schiebe, und die polnische, einen Zugang zum Meer 
zu haben. Die natürliche Lösung dieser beiden sich 
überschneidenden Probleme sei die, daß Westpreu 
ßen und der Netze-Distrikt, die beide vor dem 
Kriegs eine überwiegend deutsche Mehrbevölke 
rung hatten, wieder an Deutschland zurückfielen,
	        
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