Full text: Newspaper volume (1930, Bd. 3)

Eine Sensation vor 79 Jahren. 
Kuf öcm Drshtserl «Lee öcn Magara-àêl. 
-i. — Versuchtes Attentat. 
würdigerweise waren viele darunter, die den 
ganzen Vorfall als eine Fabel hinstellten. 
Blondin mußte schließlich an die großen Zei 
tungen Telegramme senden, in denen er die 
Nichtigkeit der Meldungen bestätigte und sich 
zudem bereit erklärte, das Wagnis zu wieder 
holen. Damit war die wirkliche Sensation 
entzündet. Als im Herbst die neue Ueberschrei- 
tung angekündigt wurde, fand sich wieder erne 
riesige Zuschauermenge ein. Aber nun plötz 
lich meldete sich die Konkurrenz. Ein Lands 
mann Blondins, sein einstiger Schüler, trat 
auf und gab an, ein noch schwierigeres Kunst 
stück ausführen zu wollen, und zwar wollte er 
einen anderen Wasserfall in der Nähe des 
Niagara überschreiten und dabei noch einen 
andern Menschen auf dem Rücken tragen. 
Blondin wollte sich nicht m den Schatten stel- 
len, nachdem er nun die Augen der ganzen 
Welt auf sich gezogen hatte. Er erbot sich, je 
den, der es wünschte, auf seinem Rücken über 
den Niagara zu tragen. Es meldeten sich ver 
schiedene Bewerber, aber wenn sie an Ort und 
Stelle gelangt waren und die Situation über 
sahen, schreckten sie zurück und ergriffen die 
Flucht. Schließlich aber kam doch ein junger 
sen, daß einer der an dem Nichtgelingen be 
sonderes Interesse hatte, hier 
in aller Heimlichkeit ein Attentat verübt 
hat. 
Es ist für die beiden Männer, die diesen 
gefahrvollen Weg gemeinsam gemacht haben, 
21 Arbeiter durch einstürzende Erdmassen getötet. 
TU. Paris. 6. Sept. In der Nähe von Ma-- 
rakesch in Französisch-Maiokko ereignete sich am 
Sonnabendvormittag ein Erdrutsch^ der 21 Ar- 
beitern das Leben kostete. Die Arbeiter waren 
mit dem Van eines Wasserleitungskanals beschäf 
tigt, als sich plötzlich auf mehr als 5g Meter 
Länge ein Erdrutsch ereignete. Von den 21 Ar 
beitern, die unter den Erdmassen liegen, konnte 
bereits über die Hälfte als Leichen geborgen 
werden. 
Krre;s psst. 
Bei einem Autounglück in Palaton Ma 
ria (Ungarns wurden drei Personen getötet 
und zwei schwer verletzt. 
Ein Straßenbahnunglück in Wladiwostock 
forderte zwei Todesopfer. 40 Personen wur 
den verletzt. 
Durch einen großen Fabrikbrand in York 
shire sind 600 Arbeiter stellungslos geworden. 
In Lingen sind zwei Knaben in einem un 
bewachten Augenblick in das Getriebe einer 
Sägemühle geraten und getötet worden. 
An der ostpreußischen Küste bei Cranz 
wurde eine stark verstümmelte Leiche ange 
spült. Man nimmt an, daß es sich um ein 
Verbrechen handelt, das auf einem Schiff ge 
schehen ist. 
In Winsen an der Luhe sind der 60 Fahre 
alte Hofbessitzer Boß und seine Ehefrau er 
mordet worden. 
Mit einem anderen Menschen au? dem Rücken 
Mit Sensationen ist cs wie mit plötzlich 
leidenschaftlich aufrauschenden Gefühlen,' 
man hält sie für weltbewegend, schicksalerschüt 
ternd, umwälzend, — und sie sind doch nur 
Flackerfeuer, das seine Zeit brennt, um dann 
zu erlöschen und nichts zu hinterlassen als 
Asche. Denkt heute noch ein Mensch an den 
Mann, der vor nunmehr 70 Fahren auf einem 
Mitwelt hatte nur Vergessen und schließlich 
das Armenhaus für ihn! 
Drei schwere Lrimde durch LlîMlïģe. 
TU. Detmold, 7. Sept. Ein sehr schweres 
Gewitter hat am Sonnabeàachmittag in Lippe 
zu drei schweren Bränden geführt. In Horn schlug 
der Blitz in das große Haus des Landwirts Sünk- 
ler, dessen Ernte ein Raub der Flammen wurde. 
Die Buchdruckerei Koch, in demselben Haus, ist 
durch Brand schwer geschädigt worden. In Eich 
holz brannte die Besitzung des Landwirts Strato 
infolge Blitzschlages nieder. Während das Vieh 
gerettet werden konnte, ist das Mobiliar und die 
Ernte vernichtet. Im Dorf Brüntrup setzte ein 
Blitz das Haus des landwirtschaftlichen Arbeiters 
Wieneke in Flammen, wobei das Haus bis auf 
die Grundmauern vernichtet wurde. 
MolorrsSung« durch eine Mücke. 
Augsburg, 6. Sept. Auf der Staatsstraße 
Augsburg—Ulm raste der 23 Fahre alte ver 
heiratete Chauffeur Foseph Scheichl im 100- 
Km.-Tempo an einen Baum und wurde in 
den Straßengraben geschleudert. Auf dem 
Soziussitz hatte er ein 22jähriges Mädchen, 
dessen Personalien noch nicht festgestellt wer 
den konnten. Frau Scheichl, die von der Spa 
zierfahrt ihres Mannes keine Ahnung hatte, 
befand sich während des Unglücks noch in der 
Arbeit. Scheichl, der ohne Schutzbrille gefah 
ren ist, wurde, als ihm während der Fahrt 
eine Mücke ins Auge geflogen ist, unsicher und 
hat die Herrschaft über sein Fahrzeug verlo 
ren. Scheichl und das Mädchen waren sofort 
Nerven, eine unvergleichliche Kaltblütigkeit 
und Geistesgegenwart voraussetzt. Heute 
wiirde der Held von damals wahrscheinlich 
Millionen verdienen. 
Statt dessen starb er vergessen und elend 
im Armenhaus. 
vr hieß Gravelet, verdiente als Zrrkusakrobat 
seinen Lebensunterhalt und war unter dem 
Künstlernamen Blondin bekannt. 
An dem ersten denkwürdigen Tage der 
Ueberschreitung sammelten sich 30 000'Perso 
nen aus Amerika und Kanada. Blondin er 
kletterte die Leine auf der amerikanischen 
Leite des Falls, mit einer Balancestange in 
der Hand. . Der Seiltänzer ging mit raschen 
Schritten bis zu dem mittleren Teil des Seils 
und ließ sich keinen Augenblick verleiten, in 
d-e brodelnden Wassermassen wenige Nieter 
unter ihm hinabzuschauen. 30 000 Zuschauer 
hielten den Atem an, während Blondin sich 
ans dem gefährlichsten Mittelteil der Leine 
befand, wo sie, ungestützt, ziemlich heftig 
schwankte. Schon hatte Blondin die Mitte des 
Seils überschritten und befand sich auf dem 
Anstieg zum andern Ufer, — da plöülich . . . 
allen Zuschauern stockte der Herzschlag . . . 
kehrte er um, eilte zur Mitte des Kabels zu 
rück, setzte sich ganz ruhig nieder und blickte 
nach allen Seiten. Dann legte er sich der 
Längsrichtung des Seils nach auf den Rücken, 
während er mit der Balanccstange das Gleich 
gewicht hielt, und plötzlich 
schlug er nach rückwärts einen Purzelbaum, 
kam wieder auf die Füße zu stehen und machte 
sich nun von neuem auf den Weg nach dem 
andern Ufer. Als er hier ganz unbekümmert 
wie nach einem harmlosen Spaziergang hin- 
abklctterte, brach der Beifall los, der selbst 
das Tosen des Niagarasalls für einige Se 
kunden übertönte. Nach wenigen Minuten 
ichon stieg Blondin aufs neue auf das Seil 
hinauf, diesmal mit einem Stativ und einem 
photographischen Apparat, und als er ein 
Drittel des Weges zurückgelegt hatte, machte 
er einige Aufnahmen von der versammelten 
Volksmenge. Damit noch nicht genug, trat er 
seinen Weg zum drittenmal an, und zwar 
diesmal mit einem Lehnstuhl, den er nach ei 
ner Weile aus das Seil setzte und selber dar 
auf Platz nahm. 
Mit diesem Sessel vollführte er dann 
allerlei Valancekunststücke, 
so daß verschiedene Zuschauer zu schreien be 
gannen und ohnmächtig wurden. Aber Blon 
din kam unbeschädigt am andern Ufer an. 
Die Zeitungen der ganzen Welt berichte 
ten über das seltsame Ereignis, aber merk- 
dreißig Meter in die Tiefe geschleudert 
wurden. 
Blondin muß bei dem, was er nun tat, voll 
mir selber weiß ich'nur, daß ich still 
Leiche auf Blondins Rücken saß. R 
Blondin zu laufen, während die Balancestan- 
ge wie eine Windmühle in der Luft kreiste,' 
ich fühlte mit incinen Händen, wie der Schweiß 
ganzes dünnes Trikot in kurzer Zeit vollkom 
men durchnäßt war und wie jede Muskel sei 
nes Körpers zitterte. Einige Minuten später 
erreichten wir das entgegengesetzte Ufer, ohne 
weiteres Mißgeschick, aber nachdem wir die 
aufregendsten Sekunden unseres Lebens 
durchgemacht hatten." 
Bon den dreihuudcrttausend Zuschauern 
merkten manche überhaupt nicht, daß ein 
Stutzselk gerissen war, sondern sie hielten den 
plötzlichen Laufschritt Blondins für eilt neues 
Kunststück. Es wird angenommen, daß dies 
Zerreißen der Leine nicht ganz zufällig einge 
treten ist. Da die Wetten um Gelingen oder 
Nichtgelingen um große Summen gingen, ist 
die Annahme nicht ganz von der Hand zu wei- 
Tromsö, 6. Sept. Ein arktischer Füger, 
der den Winter auf dem äußersten Ende einer 
Fnsel östlich von Spitzbergen verbrachte, ist 
heute hier angekommen. Er hatte bei sich ein 
kleines wissenschaftliches Instrument in einem 
Mahagonikasten, und zwar eine 8 Zentimeter 
lange Röhre mit einem Spiegel daran. Die 
Sachverständigen halten es für einen Origi 
nalapparat von dem Wrack der „Ftalia". 
Deutsche Flieger ehren Aöree. 
Berlin, 6. Sept. Wie das „Berliner Ta- 
kommen instinktiv gehandelt haben, und von 
mir selber weiß ich nur, daß ich still wie eine 
Lerche auf Blondins Rücken saß. Nun begann 
wie eine Windmühle in der Luft kreiste,' 
aus Blondins Körper hervorströmte, wie sein 
Ohne daß der Kern der Zyklone über der 
Nordsee sich verlagerte, vertieft sich diese lang 
sam weiter. Die warme feuchte Luft der Süd 
westströmung, die von Schauern durchsetzt ist, 
hat die Südostströmung ostwärts bis nach Ost 
preußen, nordwärts dagegen nicht einmal bis 
zur dänischen Grenze zurückschieben können. 
Es ist überall zu Regenfällen gekommen, die 
besonders im Grenzgebiet der beiden Strö 
mungen anhaltend stark sind. Bei uns fielen 
etwa 4 Millimeter Regen im Laufe des Sonn 
tages. Noröwestdeutschland wird im Einfluß 
bereich des Nordseetiefs bleiben und behält so 
eine unsichere Witterung. 
Verlag u. Druck: Heinrich M ö l l e r S ö h n e, Rendsburg. 
Chefredaktion u. Verlagsleitung: Ferd. Möller 
Verantwortlich für Leitartikel: F e r d. M ö l l e r, für Politik: 
Adolf G r e g o r i, für den allgemeinen Teil u. Feuille- 
Herbert Puhlmann, für den wirtschaftlichen 
Teil: Dr. Ioh Gosch, für den provinziellen u. örtlichen 
Teil. Karl Müller, alle in Rendsburg. 
Anna Mumm I 
Hermann Struve ! 
Verlobte ff 
Albersdorf Lütjenwestedt ķ 
September 1930 6548 i 
Biete an Standard- 
Ihre Vermählung xsben bekannt 
Willi Tiedemann 
und Frau Anni 
geb. Schulze 
Menlo - Park California U. S. A. 
30. Juni 1930 . 
Dr. Möbis Impft 
Danksagung! 6541 
Aufrichtigen herzlichen Dank für 
die uns bei unserem schweren Verluste 
erwiesene Teilnahme. 
Im Namen der Familie 
Maria lensen. 
Rendsburg, den 8. Sept. 1930 
am Dienstas, den 9. September 
u. Mittwoch, den 10, September 
nachmittags 4 Uhr 
der. bewahrten All Star- und Roseoeld-Blut- 
ltnten. Nur gesunde Tiere mit erstklassiger 
Fellqualitat. welche vom Deutschen Reichs- 
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unsere liebe Mutter, Großmutter, 
Schwester und Schwägerin 
in seinem 70.Lebens- 
icchre. Mitglied des 
Jnvalidenbundes. 
Tiefbetrauert von 
seinen <6248 
Kindern und 
Angehörigen 
Büdelsdorf, den 
7. Sevt. 1930. 
Die Beerdigung 
findet Donnerstag 
nachmittag 3 Uhr 
von d.Büdelsdorfer 
Kapelle aus statt. 
Etwaige Kranz 
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In tiefer Trauer 
Grethe Krey, geb. Möller 
Maria Krey 
Heinrich Krey 
Anna Möller 
siredenbek, den 6. September 1930. 
Die Beerdigung findet am Dienstag, den 9. Sept., 
nachm. 2 Uhr vom Trauerhause aus in Bovenau statt. 
geb. Gosch 
Oie trauernden Kinder 
und Verwandten 
Ascheffel, den 6. September 1930 
Beerdigung am Mittwochnachmittag 
3 Uhr bei der Kirche in Hütten. 
15 u. 20 St cf. nur 1— 
A. Weftphal 
* Königstrahe^Nr. 19 
MM
	        
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