äußerten Befürchtungen betreffs einer kaiserlichen
Zentenar-Rede sind in kaum geahnter Weise in
Erfüllung gegangen. Unsere Feinde hier finden
es kaum noch nötig, unter scheinheiligem Achsel
zucken über den eigentlich nicht mehr zurechnungs
fähigen hohen Redner ihre helle Freude zu ver
bergen. Die Nationalgesinnten gleichen einem
aufgeschreckten Hühnervolk. Der gebildete süd
deutsche Durchschnittspolitiker, auch der klerikale,
ist entrüstet über die von S. M. beliebte Ee-
schichtsfalschung und die Bezeichnung der Moltke
und Bismarck als Handlanger des erhabenen
Herrschers. Auch findet man allgemein den Aus
fall gegen die Sozialdemokratie sehr taktlos. Be
züglich der Heiligsprechung (welches Bild für
einen Herrscher protestantischen Glaubens!) be
merkt das partikularistisch-klerikale Münchener
.Vaterland', wenn das Volk nur erst zu allen Ge
beinen deutscher Kaiser wallfahren könne, dann
wäre ihm freilich wohler. Wohin treiben wir?
Die Scholle noch nicht unterwaschenen Erdreichs,
auf der der Vertreter des Reichs in Bayern steht,
wird immer kleiner. Eine ähnliche Flut wie der
märkische Redeschwall spült sie vollends
hinweg. Einstweilen ist jedenfalls der Trumpf,
den wir im toten allverehrten Kaiser in der Hand
hier hatten, unter den Tisch geworfen, da einen
Wilhelm den Großen hier absolut niemand akzep
tiert. Verzeihen Sie, wenn ich Ihren vielen Sor
gen um das Kretische Pulverfaß noch dies bars
d’oetivre hinzufüge."
Am 4. Juni 1897 schrieb mir Monts: „Ihr
vortrefflicher und sehr einsichtiger Bruder Alfred
— ich möchte dies hier ganz besonders hervorhe
ben, Alfred ist und wird einer unserer besten
Leute — wird über meine Auffassung der Lage
Ihnen rapportiert haben. Sie leben nicht in
Deutschland. Trotz Ihres weiten Blickes und
Ihrer weitreichenden Beziehungen können Sie
sich kaum die ganz exakte Vorstellung der Ver
stimmung der Geister machen, speziell hier im
Süden. Das einzige Erfreuliche ist, daß trotz
allem die materielle Interessengemeinschaft so
groß ist, daß man nicht auseinander will. Dies
ist aber auch das einzige Gute. Vor allem hat der
Kaiser die Abneigung gegen ihn persönlich auf
einen Grad gebracht, der höchst bedenklich ist, so
bedenklich, daß merkwürdigerweise Easa Wittels
bach bis zu einem gewissen Grad für ihn auf mil
dernde Umstände anträgt. Die Reden und das
Gebaren des Prinzen Ludwig in dieser Richtung
sind sehr typisch. Es tritt das Solidaritätsgefühl
der Prinzen in Erscheinung und die Erkenntnis,
daß. fällt Berlin, die monarchischen Karten
häuser hier in München, in Stuttgart und
Greiz nachstürzen. Dabei ist man hier über die
Eemütsdisposttion des Kaisers völlig orientiert.
Ich glaube kaum, daß letztere so ernst ist, wie die
Pessimisten annahmen, daß aber Gefahr im
Verzüge, ist mein Eindruck, auch nach meinem
letzten Ersehen."
Monts Hatto bei einem Besuch in Berlin den
Kaiser unter vier Augen liebenswürdig und so
weit verständig gefunden. „Dann kamen mehrere
Leute. Der Kaiser renommierte, wurde unklar und
unangenehm, auch traten fixe Ideen zutage. Ver
folgungsideen betreffend Bismarck, dis kleberhö-
hung des alten Wilhelm usw. Was man auch
sagen mag, hier liegt der Hund begraben. Ich
habe, Sie glauben nicht was man hier hört, und
auch in Berlin, aus Andeutungen von Aerzten
entnommen, daß der Kaiser noch zu kurieren sei,
mit jedem Tage aber die Möglichkeit geringer
würde. Phili (der mit Bülow damals befreundete
Philipp Eulenburg) darf man über diese Dinge
nicht sprechen, er ist als Gefühlsmensch für solche
Reflexionen nicht zu haben, glaubt außerdem trotz
aller Evidenz, wie ich meine, ehrlich, an allen
Gerüchten sei kein wahres Wort. Meine einzige
Hoffnung ist nur der Kaiser selbst. Ob er nicht
doch gelegentlich einen Einblick gewinnt, fühlt,
wie es mit ihm steht und wohin er sein Vater
land gesteuert hat. Wäre er von ehrlichen Leuten
umgeben, müßte bei der hohen Intelligenz von
S. M., bei den vielen ruhigen und klaren Mo
menten, schon längst der psychologische Augenblick
da sein. Es scheinen aber zu viel Ehrgeiz, zu viel
Verblendung die guten Regungen schnell wieder
zu ersticken in der Lage zu sein. Das Jagen von
Ort zu Ort, von Fest zu Fest, der Verkehr
mit allen und jedem läßt keine innere Prüfung
zu. Meine Ueberzeugung trotz alledem ginge da
hin, daß ein Jahr ruhigen Landlebens, wobei
nur die nötigsten Repräsentationspflichten erfüllt
würden, das Gleichgewicht wiederherstellen könn
te. Entschließt sich aber S. M. hierzu nicht, so sehe
ich eine unvorbereitete Gewaltpolitik voraus.
Staatsstreiche, die ohne Zweck und Ziel auf ihre
llrheber zurückfallen und mit dem Ende Kaiser
Wilhelms II. schließen werden. Dazwischen wird
freilich unendlich viel nach innen und außen ver
lorengehen."
Die Situationsberichte von Monts gaben
mir von der Lage der Dinge in Deutschland ein
in manchen Einzelheiten und insbesondere in den
Werturteilen nicht immer zutreffendes, aber doch
auf scharfer Beobachtung beruhendes Bild. Es
war ein für die mir bevorstehende Aufgabe wenig
ermutigendes Bild. Und was das Uebelste war:
Dis Schilderungen von Monts stimmten in der
Hauptsache mit dem überein, was mir, von ver
schiedenen Gesichtspunkten ausgehend, aber im
Endresultat sich deckend, Herbert Bismarck und
Phili Eulenburg gesagt und geschrieben hatten.
Was ich von beiden über den rapide schwin
denden Nimbus des Kaisers und damit
leider auch der Krone, über die stark erschütterte
Autorität der Regierung, die allgemeine Unsicher
heit und die Unzufriedenheit in
Deutschland hörte, bestätigte nur zu sehr die
Sorgen und Befürchtungen, die mich selbst seit der
in pietätloser und brutaler, in ungeschicktester
Weise erfolgten Verabschiedung des Fürsten Bis-
Die Bedeutung der Minderheitenfrage für Europa.
Kongreß der 40 Millionen.
In Genf wurde am Mittwoch der 6. euro
päische Minderheitenkongreß durch den Präsiden
ten Dr. Wilfan eröffnet. Dieser begrüßte in
deutscher Sprache, die die Hauptsprache des Kon
gresses ist, dis Vertreter von 30 Minderheiten-
gruppen aus den europäischen Staaten, darunter
besonders die Vertreter der in diesem Jahre ne»
beigetretenen Gruppen der Basken in Spanien,
der Litauer in Deutschland, der Rumänen in SUd-
slawien und der Schweden in Estland. Der Prä
sident machte davon Mitteilung, daß den Vertre
tern der deutschen und ungarischen Minderheit in
Südslawien von der Regierung die Pässe zur
Teilnahme an dem Kongreß verweigert worden
seien. Zu dem Pancuropagedanken betonte der
Redner, daß als Voraussetzung für eine Vereini
gung der europäischen Staaten die geistige Annä
herung und Befriedung Europas notwendig sei.
Eine geistige Annäherung dürfe sich nicht auf die
Annäherung der Regierungen beschränken, son
dern müsse auch in einer Annäherung der Völker
als der wahren Träger der Bindungen und Tren
nungen zwischen den Völkern bestehen. Die Min
derheitenfrage berühre unmittelbar die Bezie
hungen zwischen den europäischen Völkern. Wenn
die Minderheiten für die Wahrung ihres Volks
tums kämpften, so bedeute das keinen Kampf ge
gen die Regierung. Die Minderheiten lehnten
jedoch den Gedanken der Verschmelzung, die ihnen
ihr nationales Volkstum nehmen wolle, ab. Eie
riefen das Gewissen der Welt auf zum Kampf
gegen jede Gewaltanwendung. Der Präsident
unterstrich, daß es auf diesem Kongreß zum ersten
Male möglich sei, einen Gesamtüberblick über die
tatsächliche Stellung und Entwicklung der Min
derheiten in den europäischen Staaten zu erlan
gen.
Der Generalsekretär des Minderheitenkon
gresses, Amende, erstattete Bericht über die
Schlußfolgerungen, die sich aus den Lageberichten
der einzelnen europäischen Minderheiten ergäben.
Die Lageberichte zeigten, daß die Minderheiten
frage heute ein gesamteuropäisches Problem dar
stelle. In Europa (ohne Rußland) lebten heute
40 Millionen Menschen als Minderheiten
in 15 europäischen Staaten.
Aus der klngelöstheit der Minderheitenfragen
entstünden die tiefgehenden Gegensätze, die heute
noch die europäischen Völker trennten. Das euro
päische Minderheitenproblem sei in wachsendem
Maße eine Frage der Beziehungen zwischen dem
Stammesvolk und den außerhalb der Staatsgren
zen lebenden Minderheitengruppen. Ein über
spitzter Nationalgedanke sei bei der Verschieden-
artigkeit der nationalen Zusammensetzung fast
jeden europäischen Staates unmöglich. In einzel
nen Staaten werde eine offen zugegebene Ent-
nationalisierungspolitik gegenüber den Minder
heiten getrieben. In anderen Staaten würden dis
Methoden der wirtschaftlichen und kulturellen
Unterdrückung der Minderheiten trotz theoretischer
Anerkennung der Minderheitenrechts gehandhabt.
Am schlimmsten sei die Lage in denjenigen Staa
ten, die das Vorhandensein der nationalen Min
derheitengruppen leugnen. Die wirtschaftliche
Schädigung der Minderheiten in den letzten zehn
Jahren durch Vermögensenteignung usw. gehe
bis zu 73 v. H. des Nationalvermögens der ein
zelnen Minderheitengruppen. Die Ungelöstheit
des Minderheitenproblems bedeute für Europa
die größten Gefahren, die nur durch die Freiheit
der nationalkulturellen Entwicklung beseitigt
werden könnten.
Hitlers Tagesbefehl.
Bis Sötm bîï Veileglmg
btt Beding ZŞgķàn.
In den nationalsozialistischen Parteizeitungen
wird heute in Erfüllung der Abmachungen zur Bei
legung der Differenzen zwischen den Berliner
SA. und den SS. von Göbbels ein Tagesbefehl
bekannt gegeben, daß Hauptmann a. D. von Pfeffer
zurückgetreten sei und daß er selbst die oberste Füh
rung der gesamten SA. und SS. übernehme. Hitler
verfügt die Erhebung einer besonderen SA.-Fulage
in Höhe von 20 Pfennig pro Mitglied und die
strikte Ablieferung von 50 Prozent der von den
Ortsgruppen eingehobenen Kampfschatzspcnde an die
SA. Außerdem muß der Rechtsschutz für die Ver
hafteten von den zuständigen Gaukassen übernom
men werden. Zur Beschaffung weiterer Mittel
wird schließlich noch die Aufnahmegebühr von neuen
Mitgliedern von 1 Mark auf 2 Mark erhöht.
Ueber die Auseinandersetzung in Berlin wird
nichts bekannt gegeben.
Zusammenstöße miļ Kammumsten
in Braunschweig.
MTV. Braunschweig, 3. Sept. Wie die Natio
nalsozialisten, so hatte gestern abend auch die
Kommunistische Partei trotz des gegen sie ergan
genen Verbotes eine öffentliche Versammlung
veranstaltet, die auf dem Wollmarkt stattfand.
An ihr beteiligten sich einige Hundert Personen.
Als die Polizei am Versammlungsort eintraf,
wurden aus der Menge schwere Steine gegen die
Beamten geschleudert. Mehrere Beamte erlitten
leichtere Verletzungen. Die Menge demolierte die
Schaufenster eines Schlächterladens und einer
Gastwirtschaft an der Alten Waage durch Stein
würfe. Gegen ihre immer wiederholten Versuche,
sich an mehreren anderen Stellen der Innenstadt
wieder zusammenzurotten, mußte die Polizei mit
Gummiknüppeln vorgehen. Auf dem Friedrich-
Ebert-Platz wurde eine Gruppe von uniformier
ten Nationalsozialisten von einem kommunistischen
Störungstrupp überfallen. Ein Nationalsozialist
wurde durch einen Schlag mit einer Stahlrute,
die mit Bleikugeln versehen war, niedergestreckt.
Er fand später Aufnahme im Landeskrankenhaus.
Edward Brandes, der bekannte dänische
Schriftsteller, tritt in „Politiken" für Anschaffung
einer Clemenceau-BLste von Rodin ein, die in
Kopenhagen aufgestellt werden solle. Er begrün
det seinen Vorschlag nach der politischen Seite
eigenartigerweise damit, daß Dänemark Nord
schleswig Clemenceau verdanke, dessen eiserner
Wille die Vertreibung der deutschen Truppen aus
Frankreich bewirkt habe.
Im Danziger Volkstag verlangte der Se
natspräsident Dr. Sahm, daß Polen dem Geist
der Verträge gerecht werde, um den Interessen
der Danziger Wirtschaft Rechnung zu tragen. Im
Vertrauen auf Danzigs innere Kraft und sein
Recht müsse man auf eine bessere Zukunft hoffen.
In Münster i. W. wurde am Mittwoch der
deutsche Katholikentag eröffnet.
In Berchtesgaden fand die Hochzeit des Erb
Prinzen Albrecht von Bayern statt.
sich fein Vermögen im Ausland. — Oberbürger
meister Brauer bestreitet die Richtigkeit dieser, ver
mutlich aus Wahlpropagandagründen veröffentlich
ten Nachricht. Der Magistrat der Stadt Altona hat
wegen der Behauptung Strafantrag gegen den
verantwortlichen Schriftleiter der „Hamburger
Bolkszettu-ng" gestellt.
Der Vombmprozeß.
WTB. Altona, 5. September. (Eig. Draht
bericht.) Der Angeklagte Bossen und die
Eheleute Holländer sind heute zur Stelle, des
gleichen der Angeklagte Becker. Dieser ist in
zwischen vom zuständigen Kreisarzt unter
sucht worden, nach dessen Gutachten er ver-
handlungsfähig ist. Der Vorsitzende teilt
mit, daß er gegen demonstrative Störungen
der Verhandlung mit aller Shärfe vorgehen
der Verhandlung mit aller Schärfe vorgehen
Rechtsanwalt Dr. Luctgebrune wies die
Unterstellung des Nebenklägers zurück, wo
nach es der Landvolkbcwegnng um die Vor
bereitung eines gewaltsamen Umsturzes zu
tun gewesen sei.
Zeuge Dr. Masur wurde sodann bezüg
lich der Aussagen der Angeklagten Bossen
und Holländer befragt. Vossen hat Volck die
Eheleute Holländer zur Beschaffung eines si
cheren Verstecks für die Sprengstoffe empfoh
len. Holländer soll über die Bestimmung des
ihm anvertrauen Materials ganz im Unkla
ren gewesen sein. Als er von den Attentaten
erfuhr, lebte er in ständiger Angst. Er hat
vor den Führern der Landvolkbewegung den
größten Respekt gehabt und sich durch ihr
Vertrauen besonders geehrt gefühlt. Frau
Holländer hat gesagt, es stehe ihr ' als Frau
nicht zu, ihrem Manne zu Widerreden. Auf
Befragen des Vorsitzenden, ob sie sich heute
zur Sache äußern wolle, schüttelte sie leicht
den Kopf und verharrte weiter in Schweigen.
Die Verhandlungen dauern an.
Ueîàbmchļ.
Wettervorhersage für den 3. Septembei
Für Deutschland: im Nordosten noch verän
derlich, im ganzen übrigen Reiche trockene«
und vielfach heiteres Wetter mit sehr kühle:
Nacht.
Bsiiiîier BMermarki
vom 5. September 1930.
1. Klasse 1,36, 2.,Klasse 1.24. abfallende 1.08 Jl.
Tendenz: leicht befestigt. Preise ab Erreugerstation.
Hlnm kommen Fracht, Umsatzsteuer, Vermittlunas--
gebühr.
BerWêriSk
ln wenigen Zeilen
Die angebliche Fertigstellung des Entwurfs
eines Staatsvertrages zwischen dem preußischen
Staat und den evangelischen Kirchen wird im
Evangelischen Pressedienst dementiert, und es
heißt, daß das Staatsministerium eine Stellung
nahme zu dem Entwurf immer wieder hinaus
geschoben habe.
marck erfüllten, vor der ich am 2. März 1890 in
meinem Bukarester Brief an Phili Eulenburg
vergeblich gewarnt hatte. „Ich sehe schwarz in die
Zukunft" hatte Fürst Bismarck schon im März
1891 zu Frau von Spihemberg gesagt, der ihm
und seiner Frau seit langen Jahren befreundeten
Gattin des Württembergifchen Gesandten in Ber
lin, die es mir wiedererzählte. Das furchtbar Ge
fährliche im Charakter des Kaisers sei, daß er
dauernd keinem, momentan jedem Einfluß zu
gänglich wäre und alles sofort zur Tat werden
lasse, somit jede Stetigkeit aufhöre. Dazu Man
gel an Rechtsgefühl und Augenmaß. Er achte
weder noch empfinde er das Recht anderer und
schieße immer über das Ziel hinaus. So Fürst
Bismarck an Frau Hildegard von Spitzemberg,
ein Jahr nach seinem Rücktritt.
eestc PlMilMWAkA.
Handwerk unb Wahlen.
Vom Landesverband Schleswig-Holstein
des Nordwestdeutschen Handwerkerbundes e.
V. in Kiel wird uns geschrieben:
Der Ausschuß hat in seiner heutigen
Sitzung sich noch einmal! eingehend mit der
wahlpolitischen Lage im Bundesgebiet und
insonderheit in Schleswig-Holstein beschäftigt.
Ter Ausschuß hat dann einstimmig folgenden
Beschluß, der als Wahlparole für das schles
wig-holsteinische Handwerk anzusehen ist, ge
faßt:
„Der Ausschuß des Landesverbandes
Schleswig-Holstein des Nordwstdeutsch. Hand-
werkerbnndes ruft gemäß einem in der
Sitzung am 27. August 1930 in Kiel einstim
mig gefaßten Beschluß das Handwerk Schles
wig-Holsteins auf, am 14. September restlos
seine Wahlpflicht zu erfüllen.
Es ist eine Schicksalsstunde des deutschen
Bürgertums, nicht zuletzt des Handwerks.
Das Handwerk bekennt sich zu der durch
Hindenburg, den Ehrenmeister des deutschen
Handwerks, befürworteten Politik des Reichs
kabinetts. Demgemäß muß das Handwerk
diejenigen politischen bürgerlichen Parteien
unterstützen, die sich hinter diese Politik
Hindenburgs gestellt haben, nämlich Konser
vative Volkspartei, Reichspartei des deutschen
Mittelstandes (Wirtschaftspartei), Deutsche
Zentrumspartei.
Insonderheit liegt es für das schleswig
holsteinische Handwerk nahe, sich für die Kan
didatur des Vorstandsmitgliedes des Landes
verbandes, Tapeziermeister Reimers, Kiel,
bei der Wirtschaftspartei einzusetzen."
Der Emzeêhaņde!
zu den RerchsLugswahlen.
Der Ausschuß der Arbeitsgemeinschaft des Einzel
handels von Schleswig-Holstein hat am 10. August in
Kiel beschlossen, bei der kommenden Reichstagswahl
in erster Linie für die Reichspartei des deutschen Mit
telstandes (Wirtschaftspartei) einzutreten.
Msms MMiiMrmŞr
klag; mm Me ksmmmWche
„Hamburger BMZZàW".
Altona, 3. Sept. Die kommunistische „Ham
burger Volkszeitung" brachte am Dienstag in gro
ßer Aufmachung die Meldung, der sozialdemokra
tische Oberbürgermeister Brauer in Altona habe sich
àe Villa in Arvsa (Schweiz) gekauft und sichere
der ^andwirischasts-Kammer für Schleswig-Holstein.
(Ohne Gewähr.) (Prelle per 1 Md. Lebendgewicht.)
Altona, den 4 September 1930
, A. Ochsen und Tärien.
1. Vollst ausaem. höchst. Schlachtwertes . . » 0.58-0.61
2. sonst vollfleilchlge 0,52-0,56
3 - Riichige 0.14 -0,49
4. gering genährte 0,32—0,40
„„ B. Bullen.
1. Ring, vollst, höchst Schiachtwertes 0,54—0,56
2. sonst, vollfletschige oder ausgcmäst. fleischige. 0.46—0,51
3. fleischige ............... 0,33—0,44
4. gering genährte 0.32-0,36
C. Kühe.
1. Jung, vollst höchst. Schlachtwertes .... 0,48—0,52
2. sonst, vollfleischige oder ausgemästete. . . . 0,40—0,46
3. fleischige 0,32—0,38
4. gering genährte 0,16—0,25
D. Schafe. tWeidemastt
1. Beste Mastlämmer und jung. Masthauunel. 0,56—0,60
2. Mittlere Mastlänimer und gut genährie Schafe 0,48—0,55
3. Mäßig genährte ............ 0,40—0,47
4 Genüge Schale. 0,15—0,30
Zufuhr: deutsche Rinder 1909. dänische 248, ins
gesamt 2157; darunter 689 Ochsen, 216 Bullen, 883
Färsen. 671 Kühe, 1776 Schafe. Marktverlauf: Rin
der ziemlich rege, Schafe langsam. Beste Läminer
bis 3,— Ji über Notiz.
Eckernförde, 3. Sept. Dem Ferkelmarkt waren
etwa 180 Ferkel zugeführt. Der Handel war sehr
langsam. Anfangs wurden 58—62 4 für mittel-
schwere Ware bezahlt, später ging der Preis noch
weiter zurück. Der Markt wurde nicht geräumt.
Letzte MMMW MM VSMttSW-MM
Hamburg, den 4. September 1930
Getreide (Preise tu R-4t per 1000 Kg.)
Weizen franko Hamburg 75/76 kg.neue
Weizen ab inländ. Station
Roggen franko Hamburg 70/71 kg neue
Roggen ab inländ. Station neue Ernte
Wintergerste ab inländ. Station -neue
Sommergerste ab inländ. Station-.---
Donangerste.wgfr. Hamburg,loko unverz
Kanada Western III - Gerste prompt --
Hafer franko Hamburg
Hafer ab inländ. Station
La Plata Mais
Futtermittel IPreiie in R-4l per
252.00—254.00
238.00-240.00
168.00-170.00
168.00—177.00
192.00—196.00
200.00—220.00
93,00— 95.00
176.00—180.00
164.00—168.00
>56 Kg. prpt..
Weizenklöie.inländ.
Weizenkl., inl. mgr.
Roggenkleie, inl. --
Brastl-o.La Plata«.
Brai.-o.LaPl.-Poll.
Ebile-Kleie
Tbile-Pollards
3.75
4.40
3.90
4.70
4.15
5.75
5.00
Palmk.Harb.-Wilhb
Kokoskuck. „
Ravskuch. „
Erdnußkuch.»
Leinkuchen „
Reisfu.-Mehl24/28%
Soya-Schrot
uuiu» •••• ••••*•
Mehl (Preise in %Jl per 100 Kg.)
5.CO
7.20
5.10
7.00
9.00
4. lO
7.25
Auszugmehl hies. Mühlen
Bäckermehl hies. Mühlen
60% Roggenmebl hies. Mühlen
Roggengrobmehl hies. Mühlen
45.25
39.75
32.25
24.00
Tendenz: Getreide ruhig, Iuttermili«! ruhig, M«hl stetig.
Berliner Getreidefrühmarkt
vom 4. September 1838
Tendenz: Ruhig: Jnlaudsangebot weiter reichlich
llmiall: —
Weizen....246.00-251.00
Roggen.... 187.00-189.00
Gerste 182.00—197.00
Hafer n.E.. .157.00-168.60
Weizenkleie.. .92.50-95.00
Roggcnkleie..85.00—89.00
Für 1000 kg