Full text: Newspaper volume (1930, Bd. 3)

äußerten Befürchtungen betreffs einer kaiserlichen 
Zentenar-Rede sind in kaum geahnter Weise in 
Erfüllung gegangen. Unsere Feinde hier finden 
es kaum noch nötig, unter scheinheiligem Achsel 
zucken über den eigentlich nicht mehr zurechnungs 
fähigen hohen Redner ihre helle Freude zu ver 
bergen. Die Nationalgesinnten gleichen einem 
aufgeschreckten Hühnervolk. Der gebildete süd 
deutsche Durchschnittspolitiker, auch der klerikale, 
ist entrüstet über die von S. M. beliebte Ee- 
schichtsfalschung und die Bezeichnung der Moltke 
und Bismarck als Handlanger des erhabenen 
Herrschers. Auch findet man allgemein den Aus 
fall gegen die Sozialdemokratie sehr taktlos. Be 
züglich der Heiligsprechung (welches Bild für 
einen Herrscher protestantischen Glaubens!) be 
merkt das partikularistisch-klerikale Münchener 
.Vaterland', wenn das Volk nur erst zu allen Ge 
beinen deutscher Kaiser wallfahren könne, dann 
wäre ihm freilich wohler. Wohin treiben wir? 
Die Scholle noch nicht unterwaschenen Erdreichs, 
auf der der Vertreter des Reichs in Bayern steht, 
wird immer kleiner. Eine ähnliche Flut wie der 
märkische Redeschwall spült sie vollends 
hinweg. Einstweilen ist jedenfalls der Trumpf, 
den wir im toten allverehrten Kaiser in der Hand 
hier hatten, unter den Tisch geworfen, da einen 
Wilhelm den Großen hier absolut niemand akzep 
tiert. Verzeihen Sie, wenn ich Ihren vielen Sor 
gen um das Kretische Pulverfaß noch dies bars 
d’oetivre hinzufüge." 
Am 4. Juni 1897 schrieb mir Monts: „Ihr 
vortrefflicher und sehr einsichtiger Bruder Alfred 
— ich möchte dies hier ganz besonders hervorhe 
ben, Alfred ist und wird einer unserer besten 
Leute — wird über meine Auffassung der Lage 
Ihnen rapportiert haben. Sie leben nicht in 
Deutschland. Trotz Ihres weiten Blickes und 
Ihrer weitreichenden Beziehungen können Sie 
sich kaum die ganz exakte Vorstellung der Ver 
stimmung der Geister machen, speziell hier im 
Süden. Das einzige Erfreuliche ist, daß trotz 
allem die materielle Interessengemeinschaft so 
groß ist, daß man nicht auseinander will. Dies 
ist aber auch das einzige Gute. Vor allem hat der 
Kaiser die Abneigung gegen ihn persönlich auf 
einen Grad gebracht, der höchst bedenklich ist, so 
bedenklich, daß merkwürdigerweise Easa Wittels 
bach bis zu einem gewissen Grad für ihn auf mil 
dernde Umstände anträgt. Die Reden und das 
Gebaren des Prinzen Ludwig in dieser Richtung 
sind sehr typisch. Es tritt das Solidaritätsgefühl 
der Prinzen in Erscheinung und die Erkenntnis, 
daß. fällt Berlin, die monarchischen Karten 
häuser hier in München, in Stuttgart und 
Greiz nachstürzen. Dabei ist man hier über die 
Eemütsdisposttion des Kaisers völlig orientiert. 
Ich glaube kaum, daß letztere so ernst ist, wie die 
Pessimisten annahmen, daß aber Gefahr im 
Verzüge, ist mein Eindruck, auch nach meinem 
letzten Ersehen." 
Monts Hatto bei einem Besuch in Berlin den 
Kaiser unter vier Augen liebenswürdig und so 
weit verständig gefunden. „Dann kamen mehrere 
Leute. Der Kaiser renommierte, wurde unklar und 
unangenehm, auch traten fixe Ideen zutage. Ver 
folgungsideen betreffend Bismarck, dis kleberhö- 
hung des alten Wilhelm usw. Was man auch 
sagen mag, hier liegt der Hund begraben. Ich 
habe, Sie glauben nicht was man hier hört, und 
auch in Berlin, aus Andeutungen von Aerzten 
entnommen, daß der Kaiser noch zu kurieren sei, 
mit jedem Tage aber die Möglichkeit geringer 
würde. Phili (der mit Bülow damals befreundete 
Philipp Eulenburg) darf man über diese Dinge 
nicht sprechen, er ist als Gefühlsmensch für solche 
Reflexionen nicht zu haben, glaubt außerdem trotz 
aller Evidenz, wie ich meine, ehrlich, an allen 
Gerüchten sei kein wahres Wort. Meine einzige 
Hoffnung ist nur der Kaiser selbst. Ob er nicht 
doch gelegentlich einen Einblick gewinnt, fühlt, 
wie es mit ihm steht und wohin er sein Vater 
land gesteuert hat. Wäre er von ehrlichen Leuten 
umgeben, müßte bei der hohen Intelligenz von 
S. M., bei den vielen ruhigen und klaren Mo 
menten, schon längst der psychologische Augenblick 
da sein. Es scheinen aber zu viel Ehrgeiz, zu viel 
Verblendung die guten Regungen schnell wieder 
zu ersticken in der Lage zu sein. Das Jagen von 
Ort zu Ort, von Fest zu Fest, der Verkehr 
mit allen und jedem läßt keine innere Prüfung 
zu. Meine Ueberzeugung trotz alledem ginge da 
hin, daß ein Jahr ruhigen Landlebens, wobei 
nur die nötigsten Repräsentationspflichten erfüllt 
würden, das Gleichgewicht wiederherstellen könn 
te. Entschließt sich aber S. M. hierzu nicht, so sehe 
ich eine unvorbereitete Gewaltpolitik voraus. 
Staatsstreiche, die ohne Zweck und Ziel auf ihre 
llrheber zurückfallen und mit dem Ende Kaiser 
Wilhelms II. schließen werden. Dazwischen wird 
freilich unendlich viel nach innen und außen ver 
lorengehen." 
Die Situationsberichte von Monts gaben 
mir von der Lage der Dinge in Deutschland ein 
in manchen Einzelheiten und insbesondere in den 
Werturteilen nicht immer zutreffendes, aber doch 
auf scharfer Beobachtung beruhendes Bild. Es 
war ein für die mir bevorstehende Aufgabe wenig 
ermutigendes Bild. Und was das Uebelste war: 
Dis Schilderungen von Monts stimmten in der 
Hauptsache mit dem überein, was mir, von ver 
schiedenen Gesichtspunkten ausgehend, aber im 
Endresultat sich deckend, Herbert Bismarck und 
Phili Eulenburg gesagt und geschrieben hatten. 
Was ich von beiden über den rapide schwin 
denden Nimbus des Kaisers und damit 
leider auch der Krone, über die stark erschütterte 
Autorität der Regierung, die allgemeine Unsicher 
heit und die Unzufriedenheit in 
Deutschland hörte, bestätigte nur zu sehr die 
Sorgen und Befürchtungen, die mich selbst seit der 
in pietätloser und brutaler, in ungeschicktester 
Weise erfolgten Verabschiedung des Fürsten Bis- 
Die Bedeutung der Minderheitenfrage für Europa. 
Kongreß der 40 Millionen. 
In Genf wurde am Mittwoch der 6. euro 
päische Minderheitenkongreß durch den Präsiden 
ten Dr. Wilfan eröffnet. Dieser begrüßte in 
deutscher Sprache, die die Hauptsprache des Kon 
gresses ist, dis Vertreter von 30 Minderheiten- 
gruppen aus den europäischen Staaten, darunter 
besonders die Vertreter der in diesem Jahre ne» 
beigetretenen Gruppen der Basken in Spanien, 
der Litauer in Deutschland, der Rumänen in SUd- 
slawien und der Schweden in Estland. Der Prä 
sident machte davon Mitteilung, daß den Vertre 
tern der deutschen und ungarischen Minderheit in 
Südslawien von der Regierung die Pässe zur 
Teilnahme an dem Kongreß verweigert worden 
seien. Zu dem Pancuropagedanken betonte der 
Redner, daß als Voraussetzung für eine Vereini 
gung der europäischen Staaten die geistige Annä 
herung und Befriedung Europas notwendig sei. 
Eine geistige Annäherung dürfe sich nicht auf die 
Annäherung der Regierungen beschränken, son 
dern müsse auch in einer Annäherung der Völker 
als der wahren Träger der Bindungen und Tren 
nungen zwischen den Völkern bestehen. Die Min 
derheitenfrage berühre unmittelbar die Bezie 
hungen zwischen den europäischen Völkern. Wenn 
die Minderheiten für die Wahrung ihres Volks 
tums kämpften, so bedeute das keinen Kampf ge 
gen die Regierung. Die Minderheiten lehnten 
jedoch den Gedanken der Verschmelzung, die ihnen 
ihr nationales Volkstum nehmen wolle, ab. Eie 
riefen das Gewissen der Welt auf zum Kampf 
gegen jede Gewaltanwendung. Der Präsident 
unterstrich, daß es auf diesem Kongreß zum ersten 
Male möglich sei, einen Gesamtüberblick über die 
tatsächliche Stellung und Entwicklung der Min 
derheiten in den europäischen Staaten zu erlan 
gen. 
Der Generalsekretär des Minderheitenkon 
gresses, Amende, erstattete Bericht über die 
Schlußfolgerungen, die sich aus den Lageberichten 
der einzelnen europäischen Minderheiten ergäben. 
Die Lageberichte zeigten, daß die Minderheiten 
frage heute ein gesamteuropäisches Problem dar 
stelle. In Europa (ohne Rußland) lebten heute 
40 Millionen Menschen als Minderheiten 
in 15 europäischen Staaten. 
Aus der klngelöstheit der Minderheitenfragen 
entstünden die tiefgehenden Gegensätze, die heute 
noch die europäischen Völker trennten. Das euro 
päische Minderheitenproblem sei in wachsendem 
Maße eine Frage der Beziehungen zwischen dem 
Stammesvolk und den außerhalb der Staatsgren 
zen lebenden Minderheitengruppen. Ein über 
spitzter Nationalgedanke sei bei der Verschieden- 
artigkeit der nationalen Zusammensetzung fast 
jeden europäischen Staates unmöglich. In einzel 
nen Staaten werde eine offen zugegebene Ent- 
nationalisierungspolitik gegenüber den Minder 
heiten getrieben. In anderen Staaten würden dis 
Methoden der wirtschaftlichen und kulturellen 
Unterdrückung der Minderheiten trotz theoretischer 
Anerkennung der Minderheitenrechts gehandhabt. 
Am schlimmsten sei die Lage in denjenigen Staa 
ten, die das Vorhandensein der nationalen Min 
derheitengruppen leugnen. Die wirtschaftliche 
Schädigung der Minderheiten in den letzten zehn 
Jahren durch Vermögensenteignung usw. gehe 
bis zu 73 v. H. des Nationalvermögens der ein 
zelnen Minderheitengruppen. Die Ungelöstheit 
des Minderheitenproblems bedeute für Europa 
die größten Gefahren, die nur durch die Freiheit 
der nationalkulturellen Entwicklung beseitigt 
werden könnten. 
Hitlers Tagesbefehl. 
Bis Sötm bîï Veileglmg 
btt Beding ZŞgķàn. 
In den nationalsozialistischen Parteizeitungen 
wird heute in Erfüllung der Abmachungen zur Bei 
legung der Differenzen zwischen den Berliner 
SA. und den SS. von Göbbels ein Tagesbefehl 
bekannt gegeben, daß Hauptmann a. D. von Pfeffer 
zurückgetreten sei und daß er selbst die oberste Füh 
rung der gesamten SA. und SS. übernehme. Hitler 
verfügt die Erhebung einer besonderen SA.-Fulage 
in Höhe von 20 Pfennig pro Mitglied und die 
strikte Ablieferung von 50 Prozent der von den 
Ortsgruppen eingehobenen Kampfschatzspcnde an die 
SA. Außerdem muß der Rechtsschutz für die Ver 
hafteten von den zuständigen Gaukassen übernom 
men werden. Zur Beschaffung weiterer Mittel 
wird schließlich noch die Aufnahmegebühr von neuen 
Mitgliedern von 1 Mark auf 2 Mark erhöht. 
Ueber die Auseinandersetzung in Berlin wird 
nichts bekannt gegeben. 
Zusammenstöße miļ Kammumsten 
in Braunschweig. 
MTV. Braunschweig, 3. Sept. Wie die Natio 
nalsozialisten, so hatte gestern abend auch die 
Kommunistische Partei trotz des gegen sie ergan 
genen Verbotes eine öffentliche Versammlung 
veranstaltet, die auf dem Wollmarkt stattfand. 
An ihr beteiligten sich einige Hundert Personen. 
Als die Polizei am Versammlungsort eintraf, 
wurden aus der Menge schwere Steine gegen die 
Beamten geschleudert. Mehrere Beamte erlitten 
leichtere Verletzungen. Die Menge demolierte die 
Schaufenster eines Schlächterladens und einer 
Gastwirtschaft an der Alten Waage durch Stein 
würfe. Gegen ihre immer wiederholten Versuche, 
sich an mehreren anderen Stellen der Innenstadt 
wieder zusammenzurotten, mußte die Polizei mit 
Gummiknüppeln vorgehen. Auf dem Friedrich- 
Ebert-Platz wurde eine Gruppe von uniformier 
ten Nationalsozialisten von einem kommunistischen 
Störungstrupp überfallen. Ein Nationalsozialist 
wurde durch einen Schlag mit einer Stahlrute, 
die mit Bleikugeln versehen war, niedergestreckt. 
Er fand später Aufnahme im Landeskrankenhaus. 
Edward Brandes, der bekannte dänische 
Schriftsteller, tritt in „Politiken" für Anschaffung 
einer Clemenceau-BLste von Rodin ein, die in 
Kopenhagen aufgestellt werden solle. Er begrün 
det seinen Vorschlag nach der politischen Seite 
eigenartigerweise damit, daß Dänemark Nord 
schleswig Clemenceau verdanke, dessen eiserner 
Wille die Vertreibung der deutschen Truppen aus 
Frankreich bewirkt habe. 
Im Danziger Volkstag verlangte der Se 
natspräsident Dr. Sahm, daß Polen dem Geist 
der Verträge gerecht werde, um den Interessen 
der Danziger Wirtschaft Rechnung zu tragen. Im 
Vertrauen auf Danzigs innere Kraft und sein 
Recht müsse man auf eine bessere Zukunft hoffen. 
In Münster i. W. wurde am Mittwoch der 
deutsche Katholikentag eröffnet. 
In Berchtesgaden fand die Hochzeit des Erb 
Prinzen Albrecht von Bayern statt. 
sich fein Vermögen im Ausland. — Oberbürger 
meister Brauer bestreitet die Richtigkeit dieser, ver 
mutlich aus Wahlpropagandagründen veröffentlich 
ten Nachricht. Der Magistrat der Stadt Altona hat 
wegen der Behauptung Strafantrag gegen den 
verantwortlichen Schriftleiter der „Hamburger 
Bolkszettu-ng" gestellt. 
Der Vombmprozeß. 
WTB. Altona, 5. September. (Eig. Draht 
bericht.) Der Angeklagte Bossen und die 
Eheleute Holländer sind heute zur Stelle, des 
gleichen der Angeklagte Becker. Dieser ist in 
zwischen vom zuständigen Kreisarzt unter 
sucht worden, nach dessen Gutachten er ver- 
handlungsfähig ist. Der Vorsitzende teilt 
mit, daß er gegen demonstrative Störungen 
der Verhandlung mit aller Shärfe vorgehen 
der Verhandlung mit aller Schärfe vorgehen 
Rechtsanwalt Dr. Luctgebrune wies die 
Unterstellung des Nebenklägers zurück, wo 
nach es der Landvolkbcwegnng um die Vor 
bereitung eines gewaltsamen Umsturzes zu 
tun gewesen sei. 
Zeuge Dr. Masur wurde sodann bezüg 
lich der Aussagen der Angeklagten Bossen 
und Holländer befragt. Vossen hat Volck die 
Eheleute Holländer zur Beschaffung eines si 
cheren Verstecks für die Sprengstoffe empfoh 
len. Holländer soll über die Bestimmung des 
ihm anvertrauen Materials ganz im Unkla 
ren gewesen sein. Als er von den Attentaten 
erfuhr, lebte er in ständiger Angst. Er hat 
vor den Führern der Landvolkbewegung den 
größten Respekt gehabt und sich durch ihr 
Vertrauen besonders geehrt gefühlt. Frau 
Holländer hat gesagt, es stehe ihr ' als Frau 
nicht zu, ihrem Manne zu Widerreden. Auf 
Befragen des Vorsitzenden, ob sie sich heute 
zur Sache äußern wolle, schüttelte sie leicht 
den Kopf und verharrte weiter in Schweigen. 
Die Verhandlungen dauern an. 
Ueîàbmchļ. 
Wettervorhersage für den 3. Septembei 
Für Deutschland: im Nordosten noch verän 
derlich, im ganzen übrigen Reiche trockene« 
und vielfach heiteres Wetter mit sehr kühle: 
Nacht. 
Bsiiiîier BMermarki 
vom 5. September 1930. 
1. Klasse 1,36, 2.,Klasse 1.24. abfallende 1.08 Jl. 
Tendenz: leicht befestigt. Preise ab Erreugerstation. 
Hlnm kommen Fracht, Umsatzsteuer, Vermittlunas-- 
gebühr. 
BerWêriSk 
ln wenigen Zeilen 
Die angebliche Fertigstellung des Entwurfs 
eines Staatsvertrages zwischen dem preußischen 
Staat und den evangelischen Kirchen wird im 
Evangelischen Pressedienst dementiert, und es 
heißt, daß das Staatsministerium eine Stellung 
nahme zu dem Entwurf immer wieder hinaus 
geschoben habe. 
marck erfüllten, vor der ich am 2. März 1890 in 
meinem Bukarester Brief an Phili Eulenburg 
vergeblich gewarnt hatte. „Ich sehe schwarz in die 
Zukunft" hatte Fürst Bismarck schon im März 
1891 zu Frau von Spihemberg gesagt, der ihm 
und seiner Frau seit langen Jahren befreundeten 
Gattin des Württembergifchen Gesandten in Ber 
lin, die es mir wiedererzählte. Das furchtbar Ge 
fährliche im Charakter des Kaisers sei, daß er 
dauernd keinem, momentan jedem Einfluß zu 
gänglich wäre und alles sofort zur Tat werden 
lasse, somit jede Stetigkeit aufhöre. Dazu Man 
gel an Rechtsgefühl und Augenmaß. Er achte 
weder noch empfinde er das Recht anderer und 
schieße immer über das Ziel hinaus. So Fürst 
Bismarck an Frau Hildegard von Spitzemberg, 
ein Jahr nach seinem Rücktritt. 
eestc PlMilMWAkA. 
Handwerk unb Wahlen. 
Vom Landesverband Schleswig-Holstein 
des Nordwestdeutschen Handwerkerbundes e. 
V. in Kiel wird uns geschrieben: 
Der Ausschuß hat in seiner heutigen 
Sitzung sich noch einmal! eingehend mit der 
wahlpolitischen Lage im Bundesgebiet und 
insonderheit in Schleswig-Holstein beschäftigt. 
Ter Ausschuß hat dann einstimmig folgenden 
Beschluß, der als Wahlparole für das schles 
wig-holsteinische Handwerk anzusehen ist, ge 
faßt: 
„Der Ausschuß des Landesverbandes 
Schleswig-Holstein des Nordwstdeutsch. Hand- 
werkerbnndes ruft gemäß einem in der 
Sitzung am 27. August 1930 in Kiel einstim 
mig gefaßten Beschluß das Handwerk Schles 
wig-Holsteins auf, am 14. September restlos 
seine Wahlpflicht zu erfüllen. 
Es ist eine Schicksalsstunde des deutschen 
Bürgertums, nicht zuletzt des Handwerks. 
Das Handwerk bekennt sich zu der durch 
Hindenburg, den Ehrenmeister des deutschen 
Handwerks, befürworteten Politik des Reichs 
kabinetts. Demgemäß muß das Handwerk 
diejenigen politischen bürgerlichen Parteien 
unterstützen, die sich hinter diese Politik 
Hindenburgs gestellt haben, nämlich Konser 
vative Volkspartei, Reichspartei des deutschen 
Mittelstandes (Wirtschaftspartei), Deutsche 
Zentrumspartei. 
Insonderheit liegt es für das schleswig 
holsteinische Handwerk nahe, sich für die Kan 
didatur des Vorstandsmitgliedes des Landes 
verbandes, Tapeziermeister Reimers, Kiel, 
bei der Wirtschaftspartei einzusetzen." 
Der Emzeêhaņde! 
zu den RerchsLugswahlen. 
Der Ausschuß der Arbeitsgemeinschaft des Einzel 
handels von Schleswig-Holstein hat am 10. August in 
Kiel beschlossen, bei der kommenden Reichstagswahl 
in erster Linie für die Reichspartei des deutschen Mit 
telstandes (Wirtschaftspartei) einzutreten. 
Msms MMiiMrmŞr 
klag; mm Me ksmmmWche 
„Hamburger BMZZàW". 
Altona, 3. Sept. Die kommunistische „Ham 
burger Volkszeitung" brachte am Dienstag in gro 
ßer Aufmachung die Meldung, der sozialdemokra 
tische Oberbürgermeister Brauer in Altona habe sich 
àe Villa in Arvsa (Schweiz) gekauft und sichere 
der ^andwirischasts-Kammer für Schleswig-Holstein. 
(Ohne Gewähr.) (Prelle per 1 Md. Lebendgewicht.) 
Altona, den 4 September 1930 
, A. Ochsen und Tärien. 
1. Vollst ausaem. höchst. Schlachtwertes . . » 0.58-0.61 
2. sonst vollfleilchlge 0,52-0,56 
3 - Riichige 0.14 -0,49 
4. gering genährte 0,32—0,40 
„„ B. Bullen. 
1. Ring, vollst, höchst Schiachtwertes 0,54—0,56 
2. sonst, vollfletschige oder ausgcmäst. fleischige. 0.46—0,51 
3. fleischige ............... 0,33—0,44 
4. gering genährte 0.32-0,36 
C. Kühe. 
1. Jung, vollst höchst. Schlachtwertes .... 0,48—0,52 
2. sonst, vollfleischige oder ausgemästete. . . . 0,40—0,46 
3. fleischige 0,32—0,38 
4. gering genährte 0,16—0,25 
D. Schafe. tWeidemastt 
1. Beste Mastlämmer und jung. Masthauunel. 0,56—0,60 
2. Mittlere Mastlänimer und gut genährie Schafe 0,48—0,55 
3. Mäßig genährte ............ 0,40—0,47 
4 Genüge Schale. 0,15—0,30 
Zufuhr: deutsche Rinder 1909. dänische 248, ins 
gesamt 2157; darunter 689 Ochsen, 216 Bullen, 883 
Färsen. 671 Kühe, 1776 Schafe. Marktverlauf: Rin 
der ziemlich rege, Schafe langsam. Beste Läminer 
bis 3,— Ji über Notiz. 
Eckernförde, 3. Sept. Dem Ferkelmarkt waren 
etwa 180 Ferkel zugeführt. Der Handel war sehr 
langsam. Anfangs wurden 58—62 4 für mittel- 
schwere Ware bezahlt, später ging der Preis noch 
weiter zurück. Der Markt wurde nicht geräumt. 
Letzte MMMW MM VSMttSW-MM 
Hamburg, den 4. September 1930 
Getreide (Preise tu R-4t per 1000 Kg.) 
Weizen franko Hamburg 75/76 kg.neue 
Weizen ab inländ. Station 
Roggen franko Hamburg 70/71 kg neue 
Roggen ab inländ. Station neue Ernte 
Wintergerste ab inländ. Station -neue 
Sommergerste ab inländ. Station-.--- 
Donangerste.wgfr. Hamburg,loko unverz 
Kanada Western III - Gerste prompt -- 
Hafer franko Hamburg 
Hafer ab inländ. Station 
La Plata Mais 
Futtermittel IPreiie in R-4l per 
252.00—254.00 
238.00-240.00 
168.00-170.00 
168.00—177.00 
192.00—196.00 
200.00—220.00 
93,00— 95.00 
176.00—180.00 
164.00—168.00 
>56 Kg. prpt.. 
Weizenklöie.inländ. 
Weizenkl., inl. mgr. 
Roggenkleie, inl. -- 
Brastl-o.La Plata«. 
Brai.-o.LaPl.-Poll. 
Ebile-Kleie 
Tbile-Pollards 
3.75 
4.40 
3.90 
4.70 
4.15 
5.75 
5.00 
Palmk.Harb.-Wilhb 
Kokoskuck. „ 
Ravskuch. „ 
Erdnußkuch.» 
Leinkuchen „ 
Reisfu.-Mehl24/28% 
Soya-Schrot 
uuiu» •••• ••••*• 
Mehl (Preise in %Jl per 100 Kg.) 
5.CO 
7.20 
5.10 
7.00 
9.00 
4. lO 
7.25 
Auszugmehl hies. Mühlen 
Bäckermehl hies. Mühlen 
60% Roggenmebl hies. Mühlen 
Roggengrobmehl hies. Mühlen 
45.25 
39.75 
32.25 
24.00 
Tendenz: Getreide ruhig, Iuttermili«! ruhig, M«hl stetig. 
Berliner Getreidefrühmarkt 
vom 4. September 1838 
Tendenz: Ruhig: Jnlaudsangebot weiter reichlich 
llmiall: — 
Weizen....246.00-251.00 
Roggen.... 187.00-189.00 
Gerste 182.00—197.00 
Hafer n.E.. .157.00-168.60 
Weizenkleie.. .92.50-95.00 
Roggcnkleie..85.00—89.00 
Für 1000 kg
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.