Full text: Newspaper volume (1930, Bd. 3)

Leistungen rasch Ihr Herz gewinnen. 
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schon 
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_ Nrterl im Röntgental-Prozeß. 
13 jugendliche NKtionalsozialisten zu Gefängnisstrafen von 9 Monaten bis 
3V, Jahren Verurteilt, 5 freigesprochen. 
Zekümmerls RMsr Wh Väter. 
Der Vorsitzende des Schwurgerichts beim 
Landgericht 3 Berlin verkündete am Freitagnach- 
'nittag das Urteil im Prozeß gegen die 18 Ratio 
nalfozialisten, die sich wegen der bekannten 
Schießerei in Röntgental zu verantworten hatten. 
Wegen . gemeinschaftlicher Körperverletzung mit 
Todeserfolg in Tateinheit mit Landfriedensbruch 
und Raufhandel wurden verurteilt: Markwardt 
zu drei Jahren sechs Monaten Gefängnis, Zitt- 
witz zu einem Jahr sechs Monaten Gefängnis, 
Schlenter zu einem Jahr drei Monaten Gefängnis, 
Schindler zu einem Jahr sechs Monaten Gefäng 
nis, Wiese zu einem Pahr sechs Monaten Gefäng 
nis. Kellermann zu einem Jahr sechs Monaten 
Gefängnis, Renner zu einem Jahr Gefängnis, 
^cyn zu einem Jahr neun Monaten Gefängnis, 
Sku.'a^zu neun Monaten Gefängnis, Köppner zu 
zwei Jahren Gefängnis, Schwab zu einem Jahr 
neun Monaten Gefängnis, Wuttks zu einem Jahr 
neun Monaten Gefängnis, Unruh zu einem Jahr 
neun Monaten Gefängnis. 
Die Angeklagten Pakrath. Frank. Kukolinski, 
Mergelsberg und Pahl wurden freigesprochen. 
Der Haftbefehl gegen die in Untersuchungs 
haft befindlichen, außer Schlenter und Pakrath, 
wird infolge der Höhe der Strafe aufrechterhal 
ten. Die Untersuchungshaft wird den Angeklag 
ten angerechnet. Der Antrag der Verteidigung, 
den Angeklagten Bewährungsfrist zu bewilligen, 
wurde vom Gericht abgelehnt. Gegen die bisher 
in Freiheit befindlichen Angeklagten Wiese, Kel 
lermann, Hoyn und Unruh wurde Hafüefehl er 
lassen. 
In der 
UrLeilsbegriirrdrmg 
führte der Vorsitzende des Gerichts u. a. aus, daß 
von Seiten der Angeklagten in der Bahnhofs- und 
der Schillerstraße geschossen worden sei. wenn sich 
auch nicht nachweisen lasse, wer die Schützen ge 
wesen seien. Fest stehe ferner, daß der Ange 
klagte Markwardt am Tage der Tat eine scharf 
geladene Pistole bei sich geführt habe,' gegen ihn 
wie auch gegen Wuttke bestehe der dringende Ver 
dacht. daß beide scharf geschossen hätten, wenn man 
^sie auch nicht habe überführen können. Daß die 
Angeklagten sich in Notwehr oder Putativnotwehr 
befunden hätten, hält das Gericht als durch die 
Beweisaufnahme widerlegt. Es fei sogar das 
Gegenteil erwiesen. 
Gegen die Angriffsabsichten des Reichsban 
ners spreche vor allem, daß diese Leute den Land- 
jägermeister und den Ortsvorsteher um Schutz ge 
beten hätten. Das Gericht halte auch dis Be 
hauptung der Angeklagten für widerlegt, sie feien 
aus dem Lokal Meisel heraus beschossen worden. 
Bei dieser Sachlage könne von Notwehr keine Rede 
sein. Es sei ferner nicht bewiesen worden, daß 
die kommunistische Jugend an der Röntgentaler 
Tat beteiligt gewesen sei. Immerhin müsse man 
den Angeklagten zugestehen, daß sie nicht die Ab 
sicht gehabt hätten, durch die Schüsse eine Tötung 
herbeizuführen. Es könne durchaus möglich sein, 
daß sie lediglich ihre Gegner hätten verletzen wol 
len. Bei den übrigen Angeklagten, bis auf'die 
Röntgentaler Gruppe, sei aber erwiesen, daß sie 
gewußt hätten, wer Schußwaffen bei sich habe. 
Aus diesem Grunde seien sie nach einer Neichs- 
gerichtsentscheidung als Mittäter zu bezeichnen. 
Die geistige und sittliche Reife der drei jugend 
lichen Angeklagten stehe so hoch, daß sie von ihrer 
ungesetzlichen Handlungsweise hätten wissen müs 
sen. Nur bei der Röntgentaler Gruppe falle der 
Tatbestand der Zusammenrottung weg, weshalb 
bei diesen Angeklagten die Freisprechung erfolgen 
mußte. 
Eine strenge Bestrafung erfordere die Tat 
schon von der allgemeinen Achtung gegen Staat 
und Gesetz aus. Man solle auch nicht vergessen, 
daß durch den Tod Kupows eine Frau ihren Er 
nährer und ein Kind den Vater verloren habe. 
trotzdem müsse in Betracht gezogen werden, daß 
die Röntgentaler Schießerei keinesfalls ein von 
langer Hand bereiteter Plan gewesen sei. Die An 
geklagten seien junge unbestrafte Menschen im 
Alter von 16 bis 23 Jahren. Wenn schon im all 
gemeinen ein Mensch in diesem Alter keine aus- 
rerchende Charakterfestigkeit habe. so gelte das 
ganz besonders in der heutigen Zeit. Schließlich 
wies der Vorsitzende darauf hin, daß bei keinem 
Angeklagten eine kleb erzeug u ngstäterschaft in 
8ragö komme. Aus diesem Grunde habe man den 
Angeklagten mildernde Umstande bewilligt. 
Als nach der Urteilsverkündung der Zuhörer 
raum geräumt werden sollte, spielten sich 
erschütternde Szenen 
ab. Verschiedene Mütter der Angeklagten, die 
stch im Zuhörerraum befanden, erlitten Ohn 
machtsanfälle oder brachen in Schreikrämpfe aus. 
Väter liefen weinend umher und zu den Verteidi 
gern, um nochmals mit ihren Söhnen zu sprechen. 
Nur unter großer Mühe gelang es, den Ver 
handlungsraum zu räumen. 
Du gaeiüfsie MWufru?. 
Antwort der Staatspartei. — Einverstanden, 
aber keine Ueberfchätzung des Aufrufs. — 
Gegen Verwendung des Namens Hindenburgs. 
Wie die Pressestelle der Deutschen Staatspar 
tei mitteilt, hat der Hauptaktionsausschuß der 
Staatspartei in Anwesenheit von Höpker-Aschoff 
und Koch-Weser auf den Schritt der Deutschen 
Volkspartei folgende Antwort beschlossen die brief 
lich zugestellt worden ist: 
„Die Deutsche Staatspartei hat häufig betont 
und hält es für selbstverständlich, daß man sich zur 
Befreiung des deutschen Volkes aus schwerer Not 
für das begonnene Reformwerk auf finanziellem, 
wirtschaftlichem, sozialem und staatlichem Gebiet 
einsetzt. Sie ist deshalb auch einverstanden, daß 
dies in einem gemeinsamen Aufruf bekanntgegeben 
wird, wenngleich die Wirkung eines derartigen 
Aufrufes nicht überschätzt werden darf. 
Sie hat lediglich insofern ein Bedenken, als 
sie grundsätzlich auf dem Standpunkt steht, daß die 
Person des Reichspräsidenten im Interesse seiner 
hohen und unparteilichen Stellung und entspre 
chend seinem erst vor wenigen Tagen ausdrücklich 
geäußerten eigenen Wunsch nicht als Vorspann in 
der Wahlbewegung benutzt werden darf. Ferner 
ist formell noch zu bemerken, daß die Deutsche 
Staatspartei im letzten Reichstag noch nicht ver 
treten war, und daß deshalb nicht davon gespro 
chen werden kann, daß sie sich im letzten Reichstage 
für das Reformwerk eingesetzt habe. Sie schlägt 
deshalb vor, den ersten Satz folgendermaßen zu 
fassen: . 
«Die unterzeichneten Parteien halten die 
Durchführung des im letzten Reichstag begonnenen 
Reformwerkes auf finanziellem, wirtschaftlichem, 
sozialem und staatlichem Gebiet für das dringend 
ste Gebot der deutschen Innenpolitik." Ebenso 
bitten wir im letzten Absatz das Wort „Hinden- 
burg-Programm" durch „Programm" zu ersetzen. 
Es darf zum Schluß zu Ihrem Schreiben be 
merkt werden, daß unser Vertreter aus den Ver 
handlungen über einen gemeinsamen Aufruf nur 
deshalb ausgeschieden ist, weil die übrigen Par 
teien damals mit dem gemeinsamen Aufruf die 
Ankündigung einer Fraktionsgemeinschaft verbin 
den wollten. Nachdem der von uns von vorn 
herein als undurchführbar erkannte Plan dieser 
Fraktionsgeineinschaft an dem Widerspruch anderer 
Parteien gescheitert ist, hätten keine Bedenken be 
standen, an den Verhandlungen wieder teilzu 
nehmen." 
Die „Vossische Zig." meint, daß es trotz des 
erklärten Einverständnisses nicht zur Unterzeich 
nung des Aufrufes durch die Staatspartei komme. 
Hmdenbrrrg ĶMchrķ sich. 
Wie von zuständiger Stelle erklärt wird, hat 
Reichspräsident von Hindenburg die Konservative 
Volkspartei, die Wirtschaftspartei und die Deut 
sche. Volkspartei nitch ermächtigt, seinen Namen 
in ihren gemeinsamen Aufruf zu setzen. Das sei 
eine parteipolitische Angelegenheit, die die genann 
ten Parteien selbst zu verantworten hätten. 
Seitens der beteiligten Parteien wird erklärt, 
daß der Aufruf, soweit er sich auf den Reichsprä 
sidenten beziehe, eigentlich nur eins Feststellung, 
nicht aber eine aktive Inanspruchnahme des 
Reichspräsidenten für den Wahlkampf enthalte. 
Zu der Frick-Versammlung 
in Hamburg 
schreibt das „Hamburger Fremdenblatt: „Nach 
dem noch ein Hauptmann Eoering gesprochen hat 
te, verlangte ein Teil der Versammlung, vor allem 
volkskonservative Zuhörer, lebhaft nach der schrift 
lich und mündlich versprochenen Aussprache. Aber 
war es nun Furcht oder Uebermut, von Aussprache 
war nicht mehr die Rede. Im Gegenteil, es kam 
zu häßlichen Auftritten und einer Prügelei, bei 
der man die beiden konservativen Redner regel 
recht auf die Straße warf." 
Ein Vertreter der „Hamburger Nachr." legte 
in einer Unterredung Frick die Frage vor: Wie 
chätzen Sie Ihre Wahlaussichten ein? Frick 
wehrte ab, vage Voraussagen zu machen. Jeden 
falls sind sie, meinte er, sehr günstig. Ohne Zah 
len anzugeben, können wir sagen, daß wir ein 
Vielfaches der bisherigen Zahl der Abgeordneten 
im Reichstag erhalten werden. 
Vߧ fsll Mschchm 
gegen die unaufhörlichen polnischen Grenz 
verletzungen? 
Nachrichten von neuer Verletzung der deutschen 
Grenze bei Flatow durch ein polnisches Flugzeug 
werden von zuständiger Stelle in Berlin bestätigt. 
Das Auswärtige Amt wird auch in diesem Falle 
Einspruch erheben. Wie mitgeteilt wird, wird man 
jetzt ernstlich überlegen, was geschehen soll, um die 
trotz der polnischen Versprechen fortdauernden 
Grenzverletzungen endgültig zu unterbinden. 
Auch französische Zlieger 
Smitten sich „ich!. 
SU. Kehl, 22. August. Wie bestätigt wird, 
wurde am Mittwoch ein französisches Flugzeug, 
gefch,wader, bestehend aus sechs Flugzeugen, beob. 
achtet, das über der Stadt Kehl Uebungen abhielt 
und dann weiter in Richtung Appenweier badisches 
Gebiet überflog. 
* * * 
©tpnjeifigt Grausamkeit in China. 
Ein furchtbares Strafgericht haben die Nan- 
kmgtruppen, wie erst jetzt bekannt wird, nach 
Wiedereinnähme der Stadt Tfchangfcha über 
dre radikalen Aufständischen gehalten, die sich von 
den einmarschierenden Regierungstruppen über 
raschen ließen. Es heißt, daß zwischen 2000 und 
4000 Aufständische auf grausame Weise hinqerich, 
tet worden sind. 
* * * 
Mental in Vàà 
Rach einer Meldung ans Valencia wurde 
auf den ehemaligen Präsidenten der Patriotischen 
Vereinigung Spaniens, Delgado, auf offener 
Straße ein Revolveranschlag verübt. Delgado 
wurde schwer verletzt. 
* * ■ R' * 
te Mo m Mchlimg Zudapefl. 
Gerüchte in Ungarns Hauptstadt 
Freitagmittag verbreitete sich in Budapest 
das Gerücht, daß Otto von Habsburg nach Buda 
pest zurückgekehrt sei und in der Esterhazystraße im 
Palais seines Vetters, des vor einigen Tagen 
aus Brasilien wieder eingetroffenen Erzherzogs 
Albrecht, Aufenthalt genommen hätte. Die Re 
daktion der Blentter wurden mit telephonischen 
Anfragen bestürmt. Bald stellte sich heraus, 
die Nachricht unwahr war. 
Wahrscheinlich ist das Alarmgerücht dadurch 
entstanden, daß die dem ungarischen Episkopat 
nahestehende Zeitung „Nemzet-i Ujfag" morgens 
von einem an die Polizei des ganzen Landes ge 
richteten Tagesbefehl berichtete, in dem die Poki- 
zeiorgane angewiesen wurden, auf allen Land 
straßen auf ein in Richtung Budapest fahrendes 
Auto zu achten, in dem ein ungefähr 18jährigcr 
junger Mann und eine ditch verschleierte Dame 
säßen. Das Auto sei aufzuhalten und mit seinen 
Insassen nach Budapest zu bringen. 
Im Ungarischen Innenministerium wird be 
züglich dieser Veröffentlichung betont, daß es 
Pflitch der Polizei fei, alle Eventualitäten zu be 
achten und besonders die öffentlichen Gebäude und 
dis Telephonzentralen zu bewachen. 
Ķl und Werkzeug Äs2 Bombenanschlages in Hannover. 
Das Gewcrkschaftshaus in Hannover (links), in dem sich auch Redaktion und 
Druckerei der sozialdemokratischen Zeitung „Volkswille" befinden, war das Ziel des 
Bombenanschlages. — Die Höllenmaschine (rechts) konnte rechtzeitig unschädlich ge 
macht werden. 
ķeà 9ZML im Mmdsm und Wms§î 
Wo Q im Hause ist, herrscht funkelnde, blitzende Pracht 
- der wohlige Zauber gepflegter SauberkeitÎ Alle Ge 
schirre und Geräte in Küche und Haus—ob aus Porzellan, 
Glas, Kristall, Steingut, Holz, Marmor, Stein — spielend 
rasdi macht sie Ş hocnglänzend und appetitlich rein. 
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