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LanÄsszsitung
123. Jahrgang.
123. Jahrgang.
Einzeloerkaņfspreîs 15 Goldpfennîg
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Die moderne Einstàng: Wer den Pfennig
ehrt, ist des Talers nicht wert.
das Gericht in Hannover sei genau darüber unter
richtet gewesen, daß in Moabit noch weitere vier Ter
mine in dieser Woche gegen ihn anstunden.
Der Vertreter der Staatsanwaltschaft beantragte,
die Berufung des Angeklagten zu verwerfen, stellte
aber mit Rücksicht auf die Mitteilung Hindenburgs,
der kein Interesse an der Strafverfolgung habe, kei
nen besonderen Strafantrag.
Das Urteil des Gerichts
lautet: Die Berufung der Staatsanwaltschaft wird
verworfeir. Auf die Berufung des Angeklagten wird
das Urteil erster Instanz aufgehoben und der Ange
klagte auf Kosten der Staatskasse freigesprochen.
In der ,
Urteilsbegründung
heißt es, daß der subjektive wie objektive Tatbestand
der Beleidigung erfüllt sei, Goebbels aber die Wah
rung berechtigter Interessen insoweit zustünden, als er
als Volksvertreter befugt sei, die Volks.interessen wahr
zunehmen. Eine Bestrafung Goebbels' wäre nur
dann möglich gewesen, wenn das Gericht die Feststel
lung der Absicht der Beleidigung hätte treffen kön
nen. Dafür seien aber keine genügenden Anhalts
punkte vorhanden gewesen. Es käme hinzu, daß es
sich hier um eine Karrikatur handele. Dabei habe das
Gericht die Entscheidungen des Reichsgerichts aus dem
62. Bande herausgezogen, in denen es heiße, das
Wesen der Karrikatur bringe es mit sich, daß das Be
treffende, was war, ikiert werden solle, übertrieben
und vergrößert dargestellt würde. Auch diese Karika
tur sei nicht über den Rahmen hinausgezogen, so daß
der Freispruch Goebbels' erfolgen müsse.
Solange es uns gut ging, galt es weder
als unschicklich noch unhonorig, in seiner Geld
tasche Kupferstücke zu beherbergen. Man
nannte diese Stücke Pfennige. Es ist vielleicht
nicht unangemessen, das ins Gedächtnis . zu
rückzurufen. Wenn man für so winzige Bruch
teile der alten Goldkrone auch nicht gerade
Rittergüter oder Wohnungseinrichtungen ein
handeln konnte, einiges gabs doch für diese
kleinen, nach unten abgerundeten Spitzenbe
träge. Dazu hielt sich hartnäckig ein Brauch,
der als schöne, alte Volkssitte angesprochen
werden konnte. Man scheute sich nicht, Pfenni
ge zusammen zu kratzen. Fünf Stück gaben
einen Sechser und aus fünf Zweipfennigern
ließ sich sogar ein solider Groschen zusammen
bauen. Dafür konnte man nun schon aller
hand erwerben. Man spricht sogar davon, daß
sich Sparpfennige zu ausgewachsenen Spar-
tnarken entwickelt hätten. Das klingt heute
wie ein Märchen. Nur der ganz feine Mann
hatte vielleicht, wie wir heute sagen würden,
Hemmungen und empfand es als eine Zumu
tung, sich Pfennige herausgeben zu lassen, —
wenn's einer sah.
Seit der Inflation ist das Augenmaß für
solche Kleinigkeiten verloren gegangen. Als
die Mark purzelte, konnte man mit seinem
Kupfer allerdings herzlich wenig anfangen.
Aber eines Tags wurde doch die Mark wieder
auf feste Beine gestellt. Da hätte die gute,
alte Pfennigzeit wiederkehren können. Es
hieß aber, für 'neu Pfennig gäbe es nichts.
Das mag so gewesen sein. Aber schließlich
waren 12, 73 oder 148 Pfennige auch diskutable
Beträge. Natürlich, das gab's. Aber wer
In Wirklichkeit ist das viel weniger schmerz
haft als man glaubt. Heute heißt das Sprich
wort leider: Wer den Pfennig ehrt, ist des
Talers nicht wert, Schulden nämlich. Wie
wäre es, wenn wir alle einmal zur ursprüng
lichen Form des Wortes zurückkehren wür
den? Ehe die Notverordnung der leeren
Tasche das mit unzarter Plötzlichkeit tut?
Es geht uns vielleicht noch nicht dreckig ge
nug. Vorschlag zur Güte: versuchen wir es
einmal mit einer neuen, fast hätte ich geschrie
ben, Partei. Ich meine nur Mode. Die Psen-
»igmodeî Sie hat den Vorteil der Gemein
verständlichkeit. Sie ist auch nicht weiter kost
spielig, aber ungeheuer erfolgreich. Wenn
dann die Mode abtritt, könnte sich, gegen die
Verabredung, womöglich eine Art Volkssitte
daraus entwickeln. Darauf sollte man es an
kommen lassen.
Zurück zum Pfennig!
Ueber diesen Gegenstand schreibt Mahraun in
„Der Jungdeutsche":
„Die große Aufgabe, die ich mit der außer
parlamentarischen Führung der Staatsbürgerbe
wegung übernommen habe, besteht darin, der
Partei den Charakter der Bewegung, den sie nun
mehr angenommen hat, zu erhalten. Die alten
Parteien sterben an der Leblosigkeit der Partei
körper. Der Charakter der Deutschen Staatspar
tei soll lebendig und aktivistisch sein. Es mag
noch Zweifler geben, welche glauben, daß sich die
ser lebendige und aktivistische Geist gegenüber alten
Hemmungen nicht durchsetzen kann. Aber die Gä
rung ist da. Sie ist die Vorbedingung dafür, daß
aus den alten Trümmern ein neues Haus gebaut
werden kann."
der Türkei große Truppenmassen in Transkauka-
ßen zusammengezogen haben '"oll.
Weitere Berichte betreffen sowohl Kämpfe der
Türken als auch Kämpfe der Perser mit den Kur
den. Offenbar will Persien in dieser Hinsicht den
guten Willen zeigen.
Auf jeden Fall verdient die Entwicklung in
Vorderasien großes Interesse.
Die vorstehende grundsätzliche Erklärung
dürfte zur Klärung der Stellungnahme des Jung-
deutschen Ordens zur Parteipolitik wesentlich bei
tragen. Es ist erfreulich, in dieser persönlichen
Distanzierung einer Bewegung und ihres Führers
jene Scheidungslinie aufgerichtet zu sehen, die not
wendig ist in den jetzigen Uebergangszeiten mit
ihrem Kampf alter und neuer Weltan
schauung und des Einflusses der letzteren auf die
Gestaltung der Dinge, die eine Freihaltung der
Führers bedingt.
Asiatisches Kriegsgclände gibt natürlich euro
pätschem an Bernebelungsmöglichkeiten der Tatsa
chen nicht nach. Und so kommt es, daß dem qesterr
ZrmMche Ho»gMgsmaMer mil
îiņks.
Die französischen Militärbehörden hatten vor
einigen Tagen 17 schwere Tanks nach Savoyen-
geschickt, um ihre Manövrierfähigkeit in einer
ausgesprochenen Gebirgsgegend zu erproben. Die
Tanks sind nach mehrtägigen Bemühungen bis
auf die Höhe von 2000 Meter von Vessans aus
bis Goulaz gelangt, wo sich ihrem weiteren Auf
stieg unüberwindliche Schwierigkeiten entgegen
gesetzt haben. Trotzdem ist man in Militärkreisen
mit dem Ergebnis zu frieden, da die Bodenbe
schaffenheit durch den andauernden Regen in die
sem Jahre besonders ungünstig war, die Tanks
aber, obwohl sie oft tief in den weichen Boden
einsackten, bis in eine derartige Höh-e vordringen
konnten.
Zwischenruf.
Es ist gut, daß Sie die Frage der Minister
pensionen einmal angeschnitten haben. Darf ich'
den Verfasser des gestrigen „Einen Augen-!
blick . . ." darauf aufmerksam machen, daß un
ter den vielen Ministern, die in Pension gegan-.
gen sind, zum mindesten die Hälfte auch noch
zu den ganz Protzen Doppelverdienern gehö
ren? Diese erhalten also nicht nur die an sich!
schon hohen Pensionen von etwa 13—20 000'
Mark jährlich, sondern sie verdienen meist noch
viel mehr aus ihren Privateinkünften.
So sind zum Beispiel Moldenhauer und
Radbruch Universitätsprofessoren in Köln und
Heidelberg, Dernburg, Hermes Koch-Weser,
Krohne, Schiffer, Schlieben, Raumer, Stingl,
und andere meist vierfache Aufsichtsrats.
.Mitglieder mit großen Bezügen. Sie sind schoi
ohne Ministerpension Großverdiener. Taè
wollte ich Ihnen nur mitgeteilt haben.