Full text: Newspaper volume (1930, Bd. 3)

LAW 
Zweites Blatt 
şinnerstag^ 
14. August 
solche aus den abgetretenen Nordfchleswig erwar 
tet. Die Einwohnerschaft von RenHsbuvg-Büdels- 
borf wird von der Freien Turnerschaft gebeten, an 
diesen Tagen zu flaggen. Der Festzug berührt 
folgende Straßen: Jungfernftieg, Wallstraße, 
Schlerftnühlenistraße, Hohe Straße, Schrtsfbrücke, 
Schloßplatz, Torstraße, Gerhardstraße, Eckernfövder 
Straße, Ehauffeestraße, Am Friedrichsbrunnen, 
Kirchhofsweg, Treidelweg, Haupteingang des 
Sportplatzes. 
* Das beste Mittel gegen Steuern. In der 
westfälischen Stadt Ahlen haben die Stadtväte.r 
folgenden interessanten Beschluß gefaßt: „In Zu 
kunft ist für jede Etatsüberschreitung jeder Abtei 
lung der betreffende Letter oder verantwortliche 
Beamte haftbar und hat die in Frage kommenden 
Beträge aus eigener Tasche zu beschaffen." Leider 
wird nur in Ahlen nach dieser Methode verfahren. 
Wenn man sie im ganzen Reich anwenden würde, 
brauchten nicht sämtliche Länder und das Reich 
fortwährend neue Steuern von den Girnvohnern 
zu fordern. 
* Das Tragen feststehender Messer ist verboten. 
Wie dem Amtlichen Preußischen Pressedienst mit 
geteilt wird, macht der Reichsausschuß ber deutsche,: 
Iugendverbände alle Gruppen- und Einzelwanderer 
darauf aufmerksam, -daß «die Landesbestimmungen 
über das Tragen feststehender Messer durch die 
Verordnung des Reichspräsidenten und des Reichs 
ministers des Innern gegen Waffenmißbrauch vom 
23. Juli 1930 außer Kraft gesetzt sind. Rach dieser 
neuen Reichsverordnung ist auch das Mitführen der 
sogenannten Fahrtenmesser verboten und wird mit 
Gefängnis bis zu àem Jahre, wenn mildernde 
Umstand «vorliegen, mit Geldstrafe bestraft. Es 
wird deshalb allen Wanderern dringend empfohlen, 
derartige Fahrtenmesser nicht mit sich zu führen 
und sich lediglich der Messer mit umlegbarer Kling« 
zu bedienen. 
Rendsburg, den 14. August 1930. 
sen zurückrevidieren." Statt dessen stiegen die Aus 
gaben des Reiches von 5 Milliarden im Jahre 
1923 auf 12 Milliarden im Jahre 1930, während 
die jährlichen Reparationslasten von 2,5 auf 1,7 
Milliarden sanken. Wodurch war diese Vermeh 
rung der Ausgaben bedingt? 1925 sei der Haus 
halt nicht nur ausgeglichen gewesen, sondern es 
war sogar ein Ueberschuß in Höhe von 1 Milli 
arde Reichsmark vorhanden. Dieses Geld wurde 
aber nicht zur Senkung der Steuern verwendet 
oder eingespart, sondern ausgegeben. 1926 stie 
gen die Ausgaben auf 7,6 Milliarden. 1927 wollte 
man den Sozialdemokraten den Wind ans den 
Segeln nehmen und noch bessere Sozialpolitik trei 
ben als diese. Die Folge war, daß durch fünf Ge 
setze Mehrausgaben in Höhe von 3 Milliarden ge 
macht wurden. Vergeblich hätten Schacht und 
Parker Gilbert ihre warnende Stimme erhoben 
und darauf hingewiesen, daß ein besiegtes Volk 
sich nicht höhere Ausgaben leisten könne als die 
Siegerstaaten. Das Reich schob die Schuld auf 
die Länder, und diese schoben die Schuld wieder 
auf das Reich. Beide Teile sprachen vom 
Sparen, taten aber nichts. Es wurden weiter 
hin Ausgaben für Messehallen, Sportpaläste, 
Museen usw. gemacht. Die notwendigen Mittel 
dafür wurden durch Anleihen besorgt, deren Ver 
zinsung und Amortisierung die Kräfte bei wei 
tem überstiegen. Ilm unangenehme Kritiker fern 
zuhalten, seien die Vorschläge zu niedrig 
angesetzt worden. Durch das Arbeitsver 
mittlungsgesetz hätte man 16 Landesarbeitsämter 
geschaffen, deren Präsidenten jährliche Gehälter 
von 16 000 Reichsmark erhielten und 400 Arbeits 
ämter, deren Vorsitzende 6000 Reichsmark bekämen. 
Dazu kämen noch die allgemeinen Verwaltungs 
ausgaben dieser Aemter. Durch die Dcsoldungs- 
reform erwuchsen dem Reiche Mehrausgaben in 
Höhe von rund 1,5 Milliarden, die beim Etat ein 
gespart werden sollten. 1928 betrugen d,e Aus 
gaben 10,6 Milliarden. Köhler und später Hil- 
ferd'ing erklärten, der Etat sei ausgeglichen. Der 
Nachtragsetat zeigte aber einen Fehlbetrag von 
860 Millionen. Die Schuldenlast habe im letzten 
Jahre die Höhe von 1,7 Milliarden erreicht. Durch 
Annahme des Ponngplanes sollten Mittel zur 
Steuersenkung frei werden, statt dessen wurde 
das Defizit immer größer, und die Steuerschraube 
mußte immer mehr angezogen werden. Der Hö 
hepunkt der Krise sei noch nicht erreicht, und 
Aus -er Wahlbewegung. 
Die finanzpolitische Entwicklung der letzten 
Jahre. — Vortragsabend der Deutschen 
Wirtschaftspartei. 
^ Die Neichspartei des deutschen Mittelstan 
des (Deutsche Wirtschaftspartei) Ortsgruppe 
Rendsburg hielt am Dienstagabend im Con 
ventgarten eine gut besuchte öffentliche Wahl 
versammlung ab. Nach einleitenden Be 
grüßungsworten durch den Vorsitzenden der 
Ortsgruppe, Kaufmann H. Schmidt, nahm der 
Reichstagsabgeordnete Drewitz das Wort 
3u einem fast zweistündigen Vortrag. Er 
hielt eine scharfe, aber sachlich gehaltene Kritik 
an der bisherigen Finanz- und Steuerpolitik 
ves Reiches und führte etwa folgendes aus: 
Der Staat sei nicht etwas Fremdes, das 
wa« ausbeuten müsse, er könne nur existie 
ren, wenn die Mehrzahl der Staatsbürger 
nichts von ihm fordere. Der Staat habe für 
gerechten Ausgleich zu sorgen und nicht einen 
^eil der Bevölkerung auf Kosten des anderen 
Zu bevorzugen. Der Mittelstand habe seit 
l^her den Grundsatz vertreten, nichts vom 
Staate zu verlangen, sondern sich selbst das 
Notwendige für eine gesicherte Existenz durch 
Sparsamkeit zu schaffen. Tie verschiedene 
Einstellung zur Wirtschaft im Sinne einer 
bürgerlichen oder sozialistischen Weltanschau 
ung ^habe unser Volk auseinandergerissen. 
Ein Staat tonne aber nur gesunden, wenn die 
Mehrzahl der Staatsbürger die wirtschaftliche 
Freiheit behalte. Tie Gesetzgebung nach dem 
Errege sei gekennzeichnet durch das Bestreben 
nach Sozialisierung, Kommunalisierung usw. 
lund zwar mit Hilfe sogenannter bürgerlicher 
Parteien) und durch eine schrankenlose Aus- 
gabefrenöigkeit. Ter Staat dürfe aber ebenso 
wenig über seine Verhältnisse leben wie ein 
Privatmann. Ihm seien Grenzen gezogen 
durch die Steuerkraft seiner Staatsbürger. 
Wenn heute vielfach behauptet werde, die 
Nnanzielle Notlage des Reiches sei durch die 
Reparationslasten bedingt, so müßte dem ent 
gegengetreten werden, denn eine Betrachtung 
^er finanzpolitischen Entwicklung der letzten 
Nvhre zeige, daß der Anteil der Reparationen 
an den Gesamtausgaben des Reiches nur 
einen Bruchteil darstelle. Die Ausgaben be- 
Die Spltz§nka«didaLen der 
Kommunisten in Schleswig-Holstem. 
Für die Reichs tags wähl haben die Kommuni 
sten im Wahlkreis Schleswig-Holstein eine Liste auf 
gestellt, die an erster Stelle folgende Kandidaten 
aufweist: 1. Ernst Thälmann, Hamburg, 2. Louise 
Augustat, Lägerdorf, 3. Christian Heuck, Itzehoe. 
wundern, daß in dieser kleinen, unscheinbarer 
Gestalt die Lebensorgane eine so zähe Aus, 
dauer bewiesen haben. Im Alter von 95 Jah 
ren fiel sie beim Kirschenpflücken durch einen 
Fehltritt so unglücklich, daß sie das Hüftgelenk 
brach. Der Bruch ist aber wieder geheilt. Fast 
hatte es den Anschein, als sollte die alte Dame 
ihren 101 Geburtstag nicht mehr erleben. Sie 
legte sich vor einigen Wochen mit allen Anzei 
chen einer Lungenentzündung, die wohl das 
Ende gewesen wäre, nieder. Aber „Tante 
Grimm" dachte noch nicht ans Sterben. Sie 
hat sich auch von diesem Anfall schnell wieder 
erholt und vor einigen Tagen konnte man sie 
in ihrem Garten sehen, wo sie die Unkräuter 
aushackte. Sie wundert sich mit ihren 101 Jah 
ren oftmals, wenn sie hört, daß dieser oder 
jener, den sie mit dreißig Jahren als Kind ge 
kannt hatte, in den Siebzrgern gestorben ist, 
ein Alter, mit dem gewöhnliche Sterbliche wohl 
zufrieden sein können. Aber Frau Grimm sagt 
dann „Och, so jung noch? Was hat ihm denn 
gefehlt?" 
ĶrrZ dem Kreise tSosfaftttcg« 
Königshügel, 13. Aug. Wirksame Kreuzotter- 
bekämpfung. In der vorigen Woche gelang es dem 
bei dem Landmann H. Eggers in Stellung befind 
lichen jungen Mann Hans Deensen, eine Kreuz 
otter mit 11 Jungen zu erlegen. Am nächsten Tage 
fand der Landmann Hans Brühn eine Kreuzotter 
mit 5 Jungen. Das Tier mit seinen 11 Jungen 
hat der Lehrer in Spiritus aufbewahrt als An 
schauungsmaterial. , 
às HMşià 
EmDrahtfeil-AttentaL wird verhütet 
Altona, 13. August. In der Arnoldstraße ent 
deckten am Dienstagabend Passanten ein über 
den Fahrdamm gespanntes Drahtseil. In VA 
Meter Höhe hatten die unbekannten Täter den 
Spiraldraht in einem Dreieck zwischen drei Bäu 
men doppelt gespannt. Glücklicherweise erfolgte 
die Entdeckung, ehe ein Kraftwagen mit dem Hin 
dernis kollidierte. An der gleichen Stelle wurde 
bereits vor einiger Zeit ein aufgespanntes Seil 
entfernt: dis Täter dürften Jugendliche sein, 
denen vielleicht die Verwerflichkeit ihres Tuns 
gar nicht voll bewußt ist. 
Gewitterschäden, 
ta. Kremperheide, 13. August. 
„ , Ein schweres 
Gewitter, begleitet von einem wolkenbruchartigen 
Regen, ging abends über unseren Ort und richtete 
fast im ganzen Dorfe nicht geringe Schäden cm. 
In vielen Häusern wurden die Sicherungen der 
elektrischen Lichtleitung durchgeschlagen. Ein Blitz 
fuhr, ohne zu zünden, in das Haus des Schlach 
ters Kleemann und beschädigte es stark. Die Licht 
leitung wurde vollständig zerstört. Die Leitungs 
rohre und Zähler sind z. T. von den Wänden ge 
rissen und die Eipsdecken der Wohnräume stark 
beschädigt. Am meisten mitgenommen wurde die 
Schlafstube der im Obergeschoß gelegenen Miets 
wohnung. Dort ist der Blitz anscheinend ins Haus 
gefahren und hat die Panzersicherung von der 
Wand abgerissen. Zum Glück war der Mieter 
mit seiner Familie nicht in der Wohnung. Der 
angerichtete Schaden ist durch Versicherung gedeckt. 
. . wenn 
die Regierung nicht drakonische Maßnahmen er 
greife. ständen wir im Herbste vor einer schwieri 
gen Lage. Der Redner schilderte dann die be 
kannten Vorgänge, die zur Auflösung des Reichs 
tages geführt haben und zeigte an verschiedenen 
Beispielen, was die Wirtschaftspartei Positives in 
der Regierung geleistet habe. Rach Ausführungen, 
namentlich über die Umsatzsteuer, das Aufwer- 
iungsgesetz, die Landwirtschaftshilfe. Rationali 
sierung und anderes schloß der Redner mit der For 
derung nach Abkehr von der bisherigen gemein 
wirtschaftlichen Politik. Der Kampf gehe 'um die 
Auch die Altona—Kalterrkircherrer 
Bahn wird teurer. 
Altona, 13. August. Die Eisenbahn Altona- 
Kaltenkirchen-Reumünster wird sich am 1. Sep 
tember der Reichsbahn hinsichtlich der Tariferhö 
hung in etwa dem gleichen Umfange anschließen. 
Kindesword in Vrokenlande. 
Die 26jährige Täterin geflüchtet. 
Neumünster, 13. August. Am Dienstag hat die 
26 Jahre alte, bei ihren Eltern in Bvotenlanide 
wohnende Haustochter Amanda O. ihr neugeborenes 
Kind erdrosselt. Das Mädchen ist sofort nach der 
Tat auf dem Rad in Richtung Kummerfteld gefahren. 
Ueber seinen Verbleib :st bisher nichts bekannt. 
Durch einen unglücklichen Zufall 
erschossen. 
Ratzeburg, 13. Aug. Der Feldwebel Hagen von 
ver 16. Kompagnie des Ausbildungsbataillons schoß 
beim Bestich seines Freundes auf der Försterei, 
Schlagbrügge mit diesem auf Spatzen. Als H. die 
sem nach Beendigung des Schießens das noch ge 
laden« Gewehr übergab, entlud es sich beim Ueber- 
hängen auf die Schulter. Die Kugel drang H. in 
den Kopf, so daß er lautlos zu Boden stürzte. In 
sterbendem Zustande schaffte man den Verunglück 
ten in das hiesige Krankenhaus, wo bald darauf 
der Tod eintrat. Feldwebel H. war verheiratet 
und stand im 12. Dienstjahr. 
* Auch ein Zeichen der Zeit. Richt weniger 
als 30 Termine zur Leistung des Offenbarungs 
eides standen am Mittwoch auf dem hiesigen 
Amtsgericht an. 
* Einen Tagesausflug zum schön gelegenen 
Waldheim am Vrahmsee bei Nortorf unternimmt 
eine größere Schar Eltern und Erwachsener der 
Mariengemeinde am kommenden Sonntag. Man 
fährt mit dem Morgenzug 8,18 llbr ab Rends 
burg. Der Rendsburger Posaunenchor wird dort 
am See ein Konzert geben, und am Rande des 
Waldes findet eine Waldandacht statt. Nachmit 
tags macht die Rendsburger Jugend kleinere Vor 
führungen. Dis Unkosten für Bahnfahrt und 
Essen belaufen sich auf 2 RM. Weitere Anmel 
dungen nimmt Pastor Lübbert, Königskoppel 6, 
entgegen. 
* Dänische Gäste. Zur Vootshouseinweihung 
der Freien Turnerschaft am 16. und 17. August 
werden neben vielen Gästen aus der Provinz auch 
Die Bäckerei-Tagung in Kiel. 
Kiel, 13. Aug. Auf der Schlußsitzung des 
Zentralverbcindstages der Deutschen Bäckerei- 
Innungen „Germania" wurde besonders die 
Frage des Zeitpunktes des Arbeitsbeginnes 
erörtert. Die Forderung der süddeutschen 
Delegation, die den Arbeitsbeginn um 4 Uhr 
früh anstatt bisher 6 Uhr verlangte, wurde 
mit 284 gegen 131 Stimmen abgelehnt. An 
stelle des bisherigen Präsidenten Müller 
wurde der bisherige Vizepräsident Ober 
meister Grüßer-Berlin gewählt. Ter Ober 
meister der Essener Innung, Trullier, wurde 
zum Ehrenmitglied ernannt. Als Tagnrigs. 
101 Jahre alt. 
Havighorst, 14. August. Am 15. August 
wird Frau Sophie Grimm geb. Schmidt 1 Ui 
Jahre alt. Wenn man die hochbctagte Greisin 
sieht, die noch über erstaunliche geistige und 
körperliche Kräfte verfügt, dann muß man sich
	        
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