Full text: Newspaper volume (1930, Bd. 3)

123. Jahrgang. 
Schlsswîg-ļSolsteînîschs LanSsszsîLung 
123. Jahrgang. 
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.............. 
3k 3 S3 I 
Bonnetsfaq, hm 14. Sluquff 
1930 
Schêeswig-Holsteîn 
im neuen Deutschland. 
Bon besonderer Seite wird uns geschrieben: 
Wir Schleswig-Holsteiner dürfen zu solchen 
Plänen nicht schweigen, denn sie dürfen niemals 
Wirklichkeit werden, da sie den kulturellen und wirt- 
schatiichen Niedergang unserer Heimat bedeuten. 
Es scheint in Berlin an maßgebenden Stellen 
es brauchen das nicht immer min sterielle Be 
hörden zu sein, auch Parteien sind im heutigen 
System maßgeblich — das Bestreben vorzuherr- 
ichen, bei der Neugliederung des Reiches die Zcn- 
tralgowalt möglichst zu stärken auf Kosten der 
Machtbefugnisse und Selbständigkeit der Provinzen. 
Wenn auch aus grundsätzlichen Erwägungen jeder 
übersteigerte Zentralismus in der Verwaltung und 
Regierung zu verurteilen ist, so verschließen wir uns 
aber keineswegs der Erkenntnis der Notwendigkeit 
einer starken zentralen Staatsgewalt. Was jedoch 
von Berlin aus droht, ist die völlige Unmündigkeit 
der zukünftigen Reichsprovinzen. Aus den Äuf- 
teiluygsplänen für Schleswig-Holstern und seinen 
Anschluß an Mecklenburg gehen die Ziele, die man 
in Berlin verfolgt, eindeutig genug hervor: Die 
Provinzen sollen nicht zu umfangreich werden, da 
mit sie keine zu große Macht in sich vereinigen. Je 
mehr Reichsprovinzen, desto leichter lassen sie sich 
von Berlin aus lenken, auch im Sinne bestimmter 
Weltanschauungen und Parteien. Je geringer d:e 
wirtschaftliche Kraft und kulturelle Bedeutung, de 
sto kleiner die Selbständigkeit gegenüber den Zen 
tralbehörden. Durch das Zusammenwerfen von Be- 
völkevungsteilen ganz verschiedener Stämme wird 
eine innere Verbindung der verschiedenen Teile nicht 
entstehen, wird das Gefühl der engen Zusammen 
gehörigkeit sich nicht bilden können. Die Stanrmes- 
grenzen werden innerhalb der neuen Provinzen 
auch Grenzen auf allen anderen Gebieten bleiben. 
Für Schleswig-Holstein werden sich die hier 
aus resultierenden Folgen verhängn'svoll auswir 
ken. Einmal wirtschaftlich, die Provinz tendiert 
nach der Nordsee, zum Weltverkehr, nach Ham 
burg. Hauptsächlich von dieser Richtung werden 
Landwirtschaft und Gewerbe befruchtet, nach Westen 
und Süden laufen die Hauptverkehrswege und die 
Handelsbeziehungen, die Arbeit und Wohlstand ins 
Land bringen. Das Gesicht Schleswig-Holstein ist 
nach dem ofenen Ozean gerichtet, nicht nach der 
geschloffenen Ostsee. Auch gegenüber England mit 
seiner beherrschenden Lage vor den deutschen Welt 
häfen ist ein große, wirtschaftlich und kulturell ho 
mogenes und in sich geschlossenes Re:chs-and exi- 
jtenznotwendig, damit Verkehr und Handel den 
notwendigen Rückhalt haben, den eine Zentrale wie 
Berlin nicht in dem Maße zu geben vermag, wie 
eine Metropole des Welthandels m-t dem ausrei 
chenden Hinterland. Das alles darf oe: einer Reu 
eingliederung unserer Provinz nicht außeracht ge 
tanen werden, sollen nicht Provinz und Reich m 
ihren Lebensinteressen geschädigt weroen. Und dann 
kulturell: Als Schleswig-Holsteins deutsche Kultur- 
ausgabe wird immer der geistige Grenzkampf an 
unserer Nordgrenze bezeichnet. Ein zerstückeltes 
Schleswig-Holstein mit einem wirtschaftlich rückstän 
digen Mecklenburg als Anhängsel wird diesen kul 
turellen Grenzkampf mit Erfolg niemals führen 
können. Dazu gehört eine stärkere Postt-on, eia 
wirtschaftliches und kulturelles Kvaftreservoir, dos 
unserem Nachbarland Dänemark auf allen Gebieten 
gewachsen ist. Auch die Gebiete südlich der Elbe 
gehören in die Etappe des Grenzkampfes, nicht aber 
Mecklenburg. Niedersachsen kann auch diese Aufgabe 
nur geschlossen erfüllen, sowohl in einem neuen 
Detuschland als noch dem Norden hin. Es ist ein 
Kulturkreis für sich, ohne dessen starken Zusammen- 
ichluß ein Neuaufbau Deutschlands nicht auszufüh 
ren ist. 
Schließlich ist die Stammeszugehörigkeit ein 
Moment, das allergrößte Beachtung verdient bei 
der Abgrenzung der neuen Provinzen Schleswig- 
Holstein und Mecklenburg gehören auch unter Be 
rücksichtigung dieses Gesichtspunktes nicht zusammen. 
Mecklenburg ist ein Kolonisationsland, dem die 
germanisierte slavische Urbevölkerung den Hauot- 
wesenszug gibt. Es ist ein Land mit ganz anderer 
Tradition, ganz anderer sozialer und wirtschaftlicher 
Struktur, gerade infolge des Charakters seiner Be 
völkerung, als unser Schleswig-Holstein, dessen Be 
völkerung im wesentlichen niedersächsischen Stammes 
ist und das infolgedessen viel stärker harmoniert 
mit der Bevölkerung südlich der Elbe. 
Was wir von einer Neugliederung des Reiches 
für Schleswig-Holstein erwarten, ist wohl das Ent 
gegengesetzte von dem, was man in Berlin uns 
oktroyieren will: Keine kleine, zusammenhang- 
loien und in sich ohnmächtigen, sondern möglichst 
große, auf gleicher Stammesangehörigkeit beruhende 
und von den gleichen wirtschaftlichen Interessen 
zusammengehaltene Reichsprovinzen, die in der Lage 
sind, ihre speziellen Aufgaben auf dem kulturellen 
und wirtschaftlichen Gebiet zu erfüllen und auch 
eine gewisse Selbständigkeit gegen Berlin behaupten 
können. 
SowjeàŞsche NstrsN in Wnffen. 
Das Tagesgezänk der sogenannten Volksver 
treter, das Hin und Her von Regierungen, die glau 
ben, mit immer neuen Programmen und Gesetzen 
dos deutsche Volk retten zu können, und die täg- 
trchen Sorgen und Nöte der gesamten Bevölkerung 
haben in den letzten Monaten eine Angelegenheit 
m den Hintergrund treten lassen, deren Bedeutung 
Wer bert Wert einer Tagessens-ation weit hinaus- 
reicht: Die Neugliederung des Deutschen Reiches. 
Alle Eintags programme wechselnder Regierungen, 
à Reden im Reichs- und Landtag im Widerstreit 
persönlichen Ehrgeizes und privater Interessen ver 
flögen immer weniger darüber hinwegzutäuschen, 
daß dies nicht der Weg zu des Deutschen Reiches 
De, un düng bedeutet. Richt parlamentarische Rede 
schlachten um die Verteilung der Steuerlasten kön 
nen^ dem notleidenden Volk Atempause und 
Entlastung bringen, sondern helfen kann einzig und 
allein eine gründliche Verfassungs- und Verwal- 
tungsreform, die mit dem herrschenden System der 
1 Korruption und Volksaussagung bricht. Die Arbeit 
in den Berliner Regierungsstuben geht ihren vor- 
Mzetchneten Gang trotz Reichstagsauflösung und 
Neuwahlen, trotz Volksnot und Arbeitselend. Darunl 
borf auch die Frage der Neugliederung des Reiches 
bricht aus den Augen gelassen werden, will man 
nicht àes Tages unliebsame Ueberraschungen er- 
äfften und soll nicht diese Neugliederung lediglich 
eine parteipolitische Angelegenheit zur Erreichung 
partei-politischer Ziele bleiben. 
Aber nicht alles, was sich als eine solche Re 
form ausgibt, wird à Segen sein für das Volk. 
Soviel wir mit Recht von einer bevorstehenden Neu 
gliederung des Reiches auf allen Gebieten erwar 
ten dürfen, so groß können die Nachteile werden, 
Wenn sie der wirtschaftlichen Struktur des Landes 
Eewalt antut und die Zusammensetzung der Bevöl 
kerung in den einzelnen Provinzen nicht genügend 
berücksichtigt. Es gibt aber so viele Möglichkeiten 
einer staatlichen Neuorganisation, das schlechter 
dings nicht ganz Deutschland nach einem Rezept 
behandelt werden darf. Ein jeder Teil und jeder 
Volksstamm hat feine Besonderheiten, die in Betracht 
( gezogen werden müssen. Unwägbare und mit Zah 
len und festen Begriffen nicht immer zu bestimmende 
Momente erhalten hier eine Bedeutung, die man 
^ ficht unterschätzen darf, von deren zweckmäß'ger 
Berücksichtigung und Beachtung es aber abhängt, 
ob die Reform zur Grundlage der Stacks- und 
Wirtschaftsgesundung werden kann. 
Deswegen ist es eine Unmöglichkeit, d-e Neuglie 
derung des Reiches von einer zentralen Stelle, 
i etwa von Berlin aus, ausschließlich vornehmen und 
', beurteilen zu wollen. Und es besteht fast Gew-ß- 
steit, daß, wenn sie doch so geplant oder in dieser 
Weise eingeleitet ist oder werden soll, t» : e ganze Ne- 
form ihren eigentlichen Zweck verfehlen muß. Da 
Wan in Berlin in der Regel alles besser weiß und 
if unserer heutigen Verwaltung der Zentralismus 
Trumpf ist, muß man wohl mit Bestimmtheit an 
nehmen, daß auch in der Frage -er Neugliederung 
des Reiches die Berliner Zenrralbehörden das Er 
gebnis ihrer Einsicht in die Dinge „verordnen" wer 
den, ohne auf die Stimme und den Rat berufener 
Organe der Provinzen Wert zu legen ooer gar ans 
sie zu hören. Und doch sollte angesichts aller Ber 
liner Regierungsweisheit das Land feine Stimme 
erheben im Interesse von Volk und Reich. 
Daß diese Meinung von der Bert ner Regie- 
sungskunst nicht utopisch ist, bewei-'en die Pläne 
\ mc die Neugliederung Nord denn chla nSs, die hier 
Und da bekannt werden. Sicheren Quellen zufolge 
.steht nämlich in Berlin bereits ein fertiges Pro- 
i^kt für die Behandlung oder vielmehr Mißhanü- 
lung der Provinz Schleswig-Holstein bei der Ver- 
Wirklichung der Reichsreform. Wie uns berichter 
Wird, soll nach diesem Plan Schleswig-Holstein mit 
den beiden Mecklenburg, dem oldenburgischen Lau- 
desteil Eutin und eventuell unter Einschluß von 
Lübeck zu einer neuen Reichsprovinz zulammen- 
^şchlossen werden. Die wirtschaftlich stärksten 
kreist der Provinz, Pinneberg und Stormarn, wer- 
en aber zu Hamburg geschlagen, um für diese W-elt- 
^stdt, für das Einfallstor des Weltverkehrs nach 
, ' ^utichland, mit weiteren hannoverschen Kreisen das 
notwendige Hinterland zu schaffen. 
Yam Gesetz. 
TU. Konmo, 14. August. (Eig. Funkmcldg.) 
Wie aus Moskau gemeldet wird, hat der Zen 
tralvollzugsausschuß ein neues, vom Rat der 
Volkskommiffare ausgearbeitetes Gesetz gutge 
heißen, das die Einführung der allgemeinen 
Militärdienstpflicht vorsieht. Diesem Gesetz zu 
folge wird die aktive Heeresmacht durch eine 
Art „Nation in Massen" ergänzt werden. Alle 
Teile der Bevölkerung sollen zu einem „kriegs 
produktiven" Dienst herangezogen werden, der 
in der Arbeitsdienstpflicht in den Industrie- 
werken, in der Landwirtschaft usw. besteht. 
Hand in Hand damit soll eine rein militärische 
Ausbildung gehen. Bei den Studenten wird 
sich bas Gesetz dahin auswirken, daß sie gleich 
zeitig mit ihrem Stndinm einen Militärpslicht- 
kursus mitmachen. Auch der Landbevölkerung 
soll weitgehende Unterweisung im Heeresdienst 
zuteil werden. Das Gesetz sieht vor, daß Arbei 
ter in lebenswichtigen Betrieben, so insbeson 
dere in der Landwirtschaft, Mitglieder und Ar 
beiter der Kollektivwirtschaften. Führer der 
Traktoren, Autolenker usw. zurückgestellt wer 
den können. 
Sowjetrußland macht die für Kriegszeiten 
berechnete „zivile Dienstpflicht" anderen Staa 
ten, z. B. Frankreich, Italien und Polen, nach, 
und es wird sich daraus berufen, daß es wegen 
großer Bedrohung zwangsmäßig handle. Ob 
aber der Weltfriede bei solch riesiger Rüstung 
rings um Deutschland wirklich gedeiht, ist sehr 
zu bezweifeln. 
AußlM m drei Jchren... 
Campbell, einer der größten Farmer Ame 
rikas, ist von einer Studienreise nach Rußland zu 
rückgekehrt. Er erklärte u. a., die Arbeitslosig 
keit in Amerika könne mit einem Schlage durch 
Lieferung an Rußland beseitigt werden, sobald 
die Kreditfrage geklärt sei. Die Entwicklung 
Rußlands verdiene größte Aufmerksamkeit. Es 
fei damit zu rechnen, daß Rußland in drei Zähren 
als Weizenexporteur auf dem Weltmarkt auftrtete. 
* . * 
Die Türkei demenîierļ. 
TU. Konstantinopel, 13. August. An 
zuständiger türkischer Stelle werden die ausländi 
schen Meldungen, wonach türkische Truppen in per 
sisches Gebiet eingedrungen fein sollen, als nickt den 
Tatsachen entsprechend bezeichnet. Am 19. Juli hät 
ten die Türken vorübergehend die persische Grenze 
überschritten. Reue Vorstöße seien seit jenem Tage 
nicht zu verzeichnen. 
Berufung im Prszch BmmHP&kls. 
TU. Hannover, 13. August. Gegen das frei- 
sprechendo Urteil in dem am Dienstag vor dem 
Schöffengericht zu Hannover verhandelten Prozeß 
des preußischen Ministerpräsidenten Braun gegen 
Dr. Eöbbels hat der Oberstaatsanwalt Berufung 
eingelegt. Die Berufungsverhandlung dürfte al 
lerdings erst in einigen Monaten zu erwarten 
fein. 
Re« taleri«i§eit TresiraW' 
Ver bss LstzrsSle«. 
TU. Königsberg, 14. August. (Eig. Funk- 
meldg.) Der Berliner Vertreter der „Königs 
berger Allgemeinen Zeitung" hatte eine Un 
terredung mit dem Reichsminister Trcviranus 
über die Organisation der Hilfsaktion für den 
Osten. Dabei betonte Treviranns mit äußer 
stem Nachdruck, die Not des deutschen Ostens 
werde bestehen bleiben, solange nicht eine ver 
nünftige, den wirtschaftlichen Interessen der 
Grenzbevölkerung entsprechende neue Greuz- 
regnlierung im Osten erfolge. Sie sei die näch 
ste dringende Frage, die gelöst werden müsse. 
Darin gehe er mit dem Kanzler, mit seinen 
Ministerkollegen und 90 v. H. der deutschen 
Bevölkerung konform. Der Vorschlag d'Ormes- 
sons in der „Revue de Paris", das Korridor-^ 
problem etwa dergestalt zu lösen, daß souve 
räne deutsche Querverbindungen nach Danzig 
und Ostpreußen geschaffen würden, allerdings 
nur in der Breite eines Federstriches, sei gänz 
lich verfehlt. Der Minister schloß: „Tie gerech 
te Lösung des Korridorproblems ist es, die wir 
mit allen politische« und diplomatischen 
Mitteln 
anstreben. Ich weiß, daß zahlreiche promi 
nente Politiker des Auslandes, auch solche in 
Paris, in dieser schlechterdings europäischen 
Frage unsere Ansicht teilen. Man unterschätzt 
mich, wenn man mir unterstellen will, daß ich 
mir die Lösung des Korridorproblems auf 
kriegerischem Wege vorstelle. Nein, die Ange 
legenheit ist zunächst eine Sache des Völker 
bundes. Danach ließe sich auch eine Konferenz 
der beteiligten Anrainer in die Wege leiten. 
Wann es soweit sein wird, wage ich nicht zu 
prophezeien, aber die Bereinigung der Ost 
frage ist jetzt, nach der Liquidation des Rhein- 
problems, akut. Sie steht auf dem nächsten 
außenpolitischem Programm der Reichsregie 
rung." 
Chim Auņmèäck ... 
Der Wirtschaft Deutschlands ist in den letzten 
Wochen unter der etwas irreführenden Markes 
„Aufbringungsumlage" eine indirekte 
Einkommensteuer vom Reiche auferlegt worden, 
dis in vielen Fällen 60—70 Prozent der veran 
lagten Zahres-Einkommenfteuer gleichkommen 
dürfte. 
Derselbe Staat aber, welcher somit der Wirt 
schaft die ihm im Youngplan zugesprochene Er 
leichterung bescheiden gesagt „entzieht", ist in sei 
ner Sparsamkeit schon so weit gekommen, daß 
rund 49 Millionen jährlich auf Ministerpensio- 
nen entfallen, das ist fast die Hälfte der 85 Mil- 
lionen, die 1928 für dis Zwecks der Zivilversorgung 
überhaupt etatisiert waren. 
Deutschland versorgte bereits im Jahre 1928 
6 Reichskanzler, 36 Reichs- und 150 Ländermini 
ster, also etwa 200 „verbrauchte" Minister. In 
den letzten 2 Jahren hat sich die Zahl der ver 
brauchten Minister im Reiche allein von 36 auf 
78 erhöht. Ob es in den Ländern viel besser ist, 
kann statistisch zur Zeit noch nicht nachgewiesen 
werden. 
Der deutschen Wirtschaft aber entzieht der 
Staat die ihr in ihrem schweren Existenzkampf zuge 
sprochene Erleichterung aus dem Yonngplon, um sie 
für sich zu verbrauchen ...weil er verschwe n- 
d e t. Man lese nur die nackten Zahlen aus denn 
Bericht über Drewitz' Vortrag in Rendsburg im 
lokalen Teil der heutigen Nummer, um Tempo 
und Maß der Ausgaben zu erkennen. 
1925: 5 Milliarden Reichàusgaben, etwa 2 Milliar 
den Dawes-Last. 
1930: 12 Milliarden Reichsousgaben, 1,7 Milliar 
den Poung-Last. 
Wo bleibt der Reichssparkommisfar? Ei 
und seine 30 Räte sollen viele Berichte ge 
schrieben haben. Sie werden aber streng ge 
heim gehalten. 
Darf man angesichts dieser und vieler 
anderer Tatsachen sich wundern, wenn dü 
Fundaments des Staates wanken?
	        
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